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Impulse

aus der Abtei

In geprägten Zeiten (Fastenzeit, Osterzeit, Advents- und Weihnachtszeit) bieten wir Ihnen auf dieser Seite geistliche Impulse an, die Bezug nehmen auf die Liturgie des Tages.

In der Fasten- und Osterzeit 2021 nehmen die täglichen Impulse Bezug auf den Ökumenischen Bibelleseplan der ÖAB (Ökumenische Arbeitsgemeinschaft Bibellesen).

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Impuls am 2. Ostersonntag (11.04.2021)

Impuls

Tageslesung: Psalm 116

„Mich umfingen Fesseln des Todes,
Drangsal der Unterwelt befiel mich,
ich erfuhr Bedrängnis und Kummer.
Da rief ich den Namen des Herrn an:
Ach Herr, rette mein Leben. 

Der Herr behütet die schlichten Herzen.
Ich war schwach und gering, – er brachte mir Hilfe.
Ja, du hast mein Leben dem Tode entrissen,
mein Auge den Tränen, meinen Fuß dem Straucheln. 

Ich glaube,
auch wenn ich sagen muss:
Ich war zutiefst erniedrigt,
ich sagte, als ich in Bedrängnis war:
Die Menschen lügen alle.“

Diese Verse des 116. Psalms, welchen wir in der Osteroktav jeden Tag gebetet haben, zeigen mir erneut, dass Gott besonders dort helfen kann, wo ich meine Schwäche zugebe.

Eine Freundin fragte mich vor kurzem: „Warum ist das Symbol für das Christentum eigentlich das Kreuz? Ist das nicht sogar fast makaber?“

Es ist wahr:
Im Mittelpunkt jeder katholischen Kirche erwartet den Gast das Bild einer am Kreuz hängenden Leiche. Im Zentrum unseres Glaubens steht der menschgewordene, als Verbrecher hingerichtete Sohn Gottes. Zwar „relativieren“ eine Fülle von anderen Bildern, Gemälden, Symbolen und Skulpturen den Schrecken dieses Anblicks – sie vermitteln, dass der Tod in unserem Glauben nicht das letzte Wort hat. Aber umso seltsamer ist es doch, dass nicht der Auferstandene das Zentrum beherrscht, sondern der Tote.

Gott entscheidet sich, Mensch zu werden, doch mit welch radikaler Konsequenz! Er wird in ärmlichsten Verhältnissen im Stall geboren und stirbt als Verurteilter. Der heutige Psalm zeigt auf, dass Gottes Gnade stärker wirken kann, je größer die Not ist.

„Wie kann ich dem Herrn vergelten
all das Gute, das er mir erwiesen?
Ach Herr, ich bin doch dein Knecht,
dein Knecht bin ich, der Sohn deiner Magd.
Gelöst hast du meine Fesseln.“

Ich stelle mir vor, wie Jesus selbst den Psalm betet, nachdem er auferstanden ist, im Rückblick auf seinen Kreuzweg. Es wird im Nachhinein klar, dass sein Vater selbst, nein gerade in diesem Moment bei ihm war.

Das Opfer Christi am erhöhten Kreuz spannt sich über die gesamte Breite, vom „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ im tiefsten Elend bis hin zur Auferstehung in Herrlichkeit. Es füllt die Leere des scheinbaren Nichtvorhandenseins Gottes und versöhnt unsere kaputte Welt mit dem dreifaltigen Gott. In der Wahrnehmung und Akzeptanz unseres Geschwächtseins und unserer Schwächen, ja im Erhöhen jener am Kreuz liegt die Chance wirklicher Heilung, die Auferstehung.

Br. Jonathan von Holst OSB

11.04.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/04/5eae172d9152230f65b2aa2d4d43faf8.jpg 1704 1024 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-04-11 06:30:532021-04-10 13:59:11Impuls am 2. Ostersonntag (11.04.2021)

Impuls am Ostersamstag (10.04.2021)

Impuls
Pixabay

Ihr Diener bin ich geworden gemäß dem Heilsplan Gottes, um an euch das Wort Gottes zu erfüllen. (aus Kol 1,24-29)

Vor kurzem habe ich eine Reportage über ein Grandhotel in Genf gesehen. Der Portier des Hotels berichtete in einem Interview offen und leidenschaftlich über seine Liebe zu seinem Beruf. Ganz selbstverständlich erzählt er, dass er schon immer gerne anderen Menschen gedient hat.
Das ist sicher für viele von uns nicht ganz leicht nachzuvollziehen. Dienen, da muss man sich doch klein machen, oder wird man kleingemacht, und überhaupt, was hat man selbst davon?
In einer anderen Dokumentation reist ein junger Mann mit dem Fahrrad durch den Iran, und das im Jahr 2019. Ständig wird er von Fremden zum Tee oder zum Essen eingeladen, bietet man ihm ein Nachtquartier an. In einem Dorf lassen ihn die Bewohner sogar in ihrer Moschee schlafen, weil es nachts draußen zu kalt zum Zelten ist. Das entspricht alles nicht den Vorurteilen, die wir dem Iran normalerweise gegenüber haben.
Die Liebe zu dienen, oder einem Fremden zu helfen, dem Gast ein Freund zu sein,  ist in vielen Kulturen selbstverständlich.
Einem Menschen zu helfen, ihm die Sicherheit zu geben, wenn er sich unsicher fühlt, ihn willkommen zu heißen, sind scheinbar einfache Dinge, die aber viel bewirken können.
Das Heil Gottes fängt nicht erst in einer Kirche beim Gottesdienst an. Es beginnt an unserer Haustür, und manchmal klingelt es sogar an unserer Tür.
„Wer einem anderen die Hände reicht, bringt Segen über sein Haus“, heißt ein arabisches Sprichwort.
Im Benediktinischen ist die Gastfreundschaft elementar, und gerade in jedem Fremden soll man Christus sehen. Das ist nicht immer leicht, aber es hält ein Kloster lebendig.
Es ist schon seltsam, dass in einer Dienstleistungsgesellschaft das Dienen keinen guten Stand hat. Dabei ist es doch eigentlich seine Quelle.
Dem Heil zu dienen, heißt letztendlich Menschen zu dienen.
Ein Haus, in dem niemand dienen möchte, das seine Türen verschließt, und in dem das  Heil exklusiv ist, wird nicht viele Gäste sehen.

Br. Balthasar Hartmann OSB

10.04.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/04/Impuls-10.4..jpg 720 540 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-04-10 06:30:352021-04-09 09:36:53Impuls am Ostersamstag (10.04.2021)

Impuls am Osterfreitag (09.04.2021)

Impuls
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Tageslesung: Kol 1,15-23

Wie konnte Jesus von Nazareth durch seinen Tod und seine Auferstehung uns Menschen heute erlösen, von unserer Schuld und unserem uns allen bevorstehenden Tod?

Darauf gibt der Kolosserbrief die Antwort: Weil Jesus das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung ist. Und weiter: Er ist vor aller Schöpfung und in ihm hat alles Bestand.

Er hat also die Macht, die auch Gottes Macht ist, uns von der Schuld zu erlösen und uns in die Ewigkeit Gottes zu geleiten.

Das ist eigentlich der Markenkern der Kirche: Schuld zu vergeben und den Menschen eine Perspektive über den Tod hinaus zu geben. Und dann steht auch weiter im Kolosserbrief, dass Jesus das Haupt des Leibes ist, der Leib aber ist die Kirche.

Eigentlich selbstverständlich. Aber buchstabieren wir das durch. Jesus ist das Haupt der Kirche, er ist der, der den Pharisäern unerschrocken gegenübertritt und sie daran erinnern will: Urteilt nicht, dann werdet auch ihr nicht verurteilt werden.

Urteilt nicht – ist das nicht eine Botschaft an die Kirche unserer Zeit? Nicht das Urteil zu sprechen ist Aufgabe der Kirche, sondern die Menschen in ihren Lebenslagen und Lebensfragen zu begleiten.

Erinnern wir uns daran, dass der verherrlichte Christus eins ist mit dem Jesus von Nazareth, der dem verlorenen Schaf nachgeht, der auch den Menschen über den Sabbat stellt und damit den Menschen über das Gesetz stellt.

Br. Benjamin Altemeier OSB

09.04.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/04/justice-2071539_1280.jpg 961 1280 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-04-09 06:30:382021-04-08 11:03:20Impuls am Osterfreitag (09.04.2021)

Impuls am Osterdonnerstag (08.04.2021)

Impuls
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Tageslesung: Kol 1,1-14

Einst am Anfang hat Gott das Licht von der Finsternis geschieden. Einst an Ostern war derselbe Gott bei der Auferstehung Jesu am Werk. Schöpfungsgeschichte und Osterbotschaft sind miteinander tief vernetzt. Die Osterbotschaft knüpft über den Graben menschlicher Unheilsgeschichte hinweg an Gottes Schöpfungshandeln an. Ostern ist für uns so bedeutsam wie Gottes erstmalige Schöpfung. Wie Gott einst aus dem Chaos eine lebensfreundliche Welt hervorrief, so setzt er heute in die finsteren Momente der Menschheit sein Licht der Liebe, dessen Flamme Ostern ist. Ein neuer Morgen, der mit der Nacht beginnt und doch das Licht bereits in sich trägt. In der Morgendämmerung des Ostertages ereignet sich noch einmal das, was den ersten Tag der Schöpfung ausmachte: das Herbeirufen des Lichts. Durch die Auferstehung von Jesus, dem Licht der Welt, hat Gott uns endgültig „der Nacht der Finsternis entrissen und hat uns aufgenommen in das Reich seines geliebten Sohnes“ (Kol 1,13). Ostern haben wir eine Wohnung bei Gott durch Christi Auferstehung geschenkt bekommen. Eine Wohnung auf der lichtvollen, der Sonnenseite des Lebens. Ostern heißt wohnen. Wohnst du schon und lebst du auch?

Br. Benedikt Müller OSB

08.04.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/04/bush-86291_1280.jpg 851 1280 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-04-08 06:30:512021-04-07 11:05:33Impuls am Osterdonnerstag (08.04.2021)

Impuls am Ostermittwoch (07.04.2021)

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Dann führte Jesus seine Schüler und Freunde an einen Ort in der Nähe vom Ort Betanien. Da angekommen, hob er die Hände hoch und betete für sie. Und während er das tat, wurde Jesus langsam vor ihren Augen in den Himmel gehoben. Sie warfen sich vor ihm hin, beteten zu ihm und dankten ihm für alles, was er für sie getan hatte. Danach gingen sie wieder nach Jerusalem und waren total glücklich. Immer wieder gingen sie in den Tempel, freuten sich über Gott und dankten ihm für die vielen guten Sachen, die er tat. (Lk 24,50-53 nach der „Volxbibel“)

Eine Abschiedsszene. Nach der Auferstehung und den verschiedenen Begegnungen mit seinen Jüngerinnen und Jüngern verlässt Jesus diese endgültig. Zumindest im irdisch erfahrbaren Sinn. Es ist die Szene der „Himmelfahrt“. Eine gute Dramaturgie.
Und das war‘s dann?
Nun gut – immer wieder gehen sie in den Tempel, beten und danken. Das war’s??
Bei diesen Zeilen des Lukas am Ende seines Evangeliums muss ich immer wieder an uns denken. Wir haben unsere Erfahrungen mit Gott, mit Jesus. Schön, sich gesegnet zu fühlen. Da kann ich mich freuen und „Danke“ sagen.
Gut, dass die anderen Evangelien und andere Quellen diese Situation anders erzählen! Sie sprechen von einem Sendungsauftrag. „Geht hin in alle Welt …“
Manchmal habe ich den Eindruck, dass wir das nicht mehr so gerne hören. Ist „freuen“ und „danken“ nicht genug?
Ich fühle mich doch gesegnet, angenommen, geliebt … Ja, das ist etwas Wunderbares. Und genau deshalb möchte ich davon erzählen. „Wovon das Herz voll ist, davon spricht der Mund.“ (vgl. Lk 6,45)
Aber: haben wir heute noch den Mut dazu? In unserem ganz normalen Alltag, in der Begegnung mit Menschen, auf der Straße, in Versammlungen – wie die Jünger nach den anderen Überlieferungen? Oder ziehen wir uns lieber in den Tempel, in unsere Kirche, ins persönliche Gebet zurück?
Nur am Rande: hätten das die Jünger damals tatsächlich getan, hätte uns die frohe Botschaft nicht erreicht. Also: wollen wir, dass sie auch zukünftige Generationen erreicht?

P. Guido Hügen OSB

07.04.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/04/end-919336_1280.jpg 960 1280 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-04-07 06:30:212021-04-06 08:50:25Impuls am Ostermittwoch (07.04.2021)

Impuls am Osterdienstag (06.04.2021)

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Darauf öffnete er ihren Sinn für das Verständnis der Schriften. (Lk 24,45 – ganze Lesung: Lk 24,36-49)

Was mir bei den biblischen Erzählungen der Erscheinungen des Auferstandenen vor seinen Jüngern auffällt, ist, dass Jesus oft als „Exeget“ auftritt, als einer, der seinen Jüngern die Schriften Israels auslegt. Schon bei der Erzählung über die Emmausjünger war das so, und auch in der heutigen Perikope ist es ähnlich. Jesus sagt es hier ganz deutlich: „Alles muss in Erfüllung gehen, was im Gesetz des Mose, bei den Propheten und in den Psalmen über mich geschrieben steht.“ Hier haben wir übrigens eine erste Beschreibung des Dreiklangs unseres heutigen Alten Testaments, das auch Tanach genannt wird – eine Wortschöpfung, die gebildet wird aus den hebräischen Begriffen Tora (das Gesetz des Mose), Nebiim (die Propheten) und Ketubim (die „Schriften“ der jüdischen Weisheitsliteratur, zu denen vor allem die Psalmen gehören).

Mit der Auferstehung bzw. Auferweckung mag zwar etwas Neues geschehen sein, was es vorher noch nie gegeben hat (erst die Spätschriften des Alten Testaments kennen eine Hoffnung auf die Auferstehung der Toten am Ende der Zeiten), aber dieses Neue ereignet sich auf dem Boden des Judentums. Jesus ist nicht gekommen, um das Judentum abzuschaffen oder um es durch eine andere Religion zu ersetzen. Er war selbst Jude und ist in den Traditionen seines Volkes aufgewachsen. Die Schriften Israels sind der Nährboden, von dem her die umstürzende Erfahrung der Auferstehung verstanden und ausgelegt werden kann. Deshalb will Jesus seinen Jüngern den Sinn für das Verständnis ihrer Schriften neu öffnen.

Im Lauf der Geschichte hat sich das Christentum immer mehr vom Judentum seiner Zeit gelöst – mit tragischen Folgen in den jüdisch-christlichen Beziehungen. Die Tochter löste sich immer mehr von der Mutter – und brach oft völlig mit ihr, ja, gab der Mutter die Schuld für alles, was bei der Tochter nicht aufgearbeitet war – ein bekanntes psychologisches Muster. Erst seit dem II. Vatikanischen Konzil wächst das Verständnis dafür, dass es die jüdischen Wurzeln sind, die auch uns tragen. So etwas wie „Judenmission“ kann es nicht geben. Kann man sich so einfach von den eigenen Wurzeln lossagen?

Jesus bleibt auch als Auferstandener eingebettet in die Traditionen seines Volkes und seiner Religion. Nur wer die Schriften Israels kennt und immer neu um ihr Verständnis bemüht ist, kann auch das Neue der Auferstehung verstehen. Deshalb beten wir Mönche auch täglich die Psalmen, die alten jüdischen Gebete, die so reich sind an menschlicher Erfahrung, um uns über die Jahre „hineinzubeten“ in unsere Wurzeln, die uns bis heute tragen und die wir nie abschneiden dürfen.

P. Maurus Runge OSB

06.04.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/04/book-1209805_1280.jpg 908 1280 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-04-06 06:30:422021-04-05 13:37:59Impuls am Osterdienstag (06.04.2021)

Impuls an Ostermontag (05.04.2021)

Impuls
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Brannte nicht unser Herz in uns, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schriften eröffnete? (Lk 24,32 – ganze Tageslesung: Lk 24,13-35)

Die Erzählung von den beiden Jüngern, denen auf dem Weg nach Emmaus Jesus selbst begegnet und die ihn beim gemeinsamen Brotbrechen erkennen, gehört für mich zu den schönsten Ostererzählungen überhaupt. Ich kann mich in ihr so gut wiederfinden, weil ich mir die Enttäuschung, die Resignation und die tiefe Traurigkeit der beiden Jünger so gut vorstellen kann. Wenn ein geliebter Mensch gegangen ist, bleibt die riesige Lücke, die niemand füllen kann. Dann will man den Verlust nicht wahrhaben und kann gar nicht richtig begreifen, was eigentlich passiert ist.

Dass die Jünger Jesus nicht erkennen, weil ihnen die „Augen gehalten“ waren, wundert mich nicht. Der leere Blick eines trauernden oder auch eines schwer depressiven Menschen drückt das für mich aus: Die Wahrnehmung ist eingetrübt und der Trauernde erscheint ganz weit weg von einem.

Mich berührt die Erzählung aber auch deshalb so sehr, weil die Jünger zwar traurig stehen bleiben, sich dann aber dem Fremden in ihrem Kummer anvertrauen. Für mich persönlich klingt darin an, was Seelsorge bedeuten kann: „Was sind das für Dinge, über die ihr auf eurem Weg miteinander redet?“ Es tut gut, wenn jemand Anteil an meinem Kummer nimmt, wenn jemand nachfragt, was mich bedrückt. Und daher ist es so wichtig, auf den Trauernden und auf den Depressiven zuzugehen. Sodass er das Gefühl haben darf, nicht alleine zu sein auf seinem Weg durch die Trauer. Auch das schweigende Mitgehen auf diesem Weg kann genauso hilfreich sein,wie ganz praktisch das miteinander Essen (was Trauernde oft schlichtweg vergessen, weil sie ohnehin keinen Hunger mehr haben).

„Brannte nicht unser Herz in uns?“ Auch wenn die Jünger vermutlich noch nicht einmal beim gemeinsamen Mahl mit Jesus begreifen, wie ihnen geschieht: Sie wissen und spüren in dem Moment einfach, dass Jesus da ist.

Auch wenn wir letztlich gar nicht begreifen können, dass Jesus von den Toten auferstanden ist, sondern es das „Geheimnis unseres Glaubens“ bleibt, so dürfen wir an Ostern gemeinsam das Brot brechen und feiern, dass Jesus bei uns ist.

Br. Vincent Grunwald OSB

05.04.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/04/on-the-go-5393597_1280.jpg 853 1280 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-04-05 06:30:502021-04-04 16:21:16Impuls an Ostermontag (05.04.2021)

Impuls am Ostersonntag (04.04.2021)

Impuls

Tageslesung: Lk 24,1-12

Ostermorgen

Die Nacht wird hell wie der Tag sein, wie strahlendes Licht
Die Nacht
Das Licht
Die Sonne – Morgenrot
Maria Magdalena mit Tränen der Trauer in den Augen
In der Morgenstille macht sie sich auf zum Grab

Halleluja! Wer gleicht dem Herrn, unserem Gotte,
der oben thront in der Höhe?
Erhaben ist seine Herrlichkeit über alle Himmel.
Halleluja! Halleluja!

Im Spiegel.Glanz des Mondes erstrahlt die Morgenröte
Der Fels
Das Grab
Der Stein – Felsengrabstein
Wer wird den Stein wohl wegrollen
Ein Engel kam vom Himmel und wälzte den Stein weg

Halleluja! Tanze du Erde und frohlocke
Er hat sein Volk herausgeführt in Freude,
seine Erwählten in Jubel.
Halleluja! Halleluja!

Das Licht eines neuen Morgens über der Stadt
Der Stein
Das Grab
Das Licht – Licht.Glanz
Warum weinst du Maria aus Magdala? Wen suchst du?
Yeshua, meinen Herrn! Hast du ihn weggebracht? Wo liegt er?

Halleluja! Er hat meine Fesseln gelöst.
Mein Leben entriss er dem Tod:
So wandle ich vor Gott, im Lande der Lebendigen.
Halleluja! Halleluja!

Rosen erblühen im Morgenlicht am Grab im Felsen
Die Rose
Der Stein
Das Grab – Klarheit
Im Morgentau des ersten Tages hörst du: Maria!
Rabbuni! Meister! Die Tränen klären sich im Licht.
Fürchte Dich nicht! Er ist auferstanden!
Wahrhaft auferstanden! Halleluja! Er lebt! Amen.

Br. Benedikt Müller OSB

04.04.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/04/flower-2021167.jpg 682 1024 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-04-04 06:30:122021-04-03 10:29:23Impuls am Ostersonntag (04.04.2021)

Impuls an Karsamstag (03.04.2021)

Impuls
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Und er nahm ihn vom Kreuz, hüllte ihn in ein Leinentuch und legte ihn in ein Felsengrab, in dem noch niemand bestattet worden war. (Lk 23,53, ganze Tageslesung: Lk 23,50-56)

Der Leib des Herrn ruht im Grab, die Welt liegt in Dunkelheit.
Alles ist überstanden. Das Werk unserer Erlösung ist vollbracht. Jetzt sind wir Kinder Gottes, weil Jesus für uns gestorben ist und sein Tod uns losgekauft hat.
Empti enim estis pretio magno! (1 Kor 6,20)
Du und ich sind um einen hohen Preis erkauft worden.

…Nun ist alles still.
Die schreckliche Not ist endlich vorüber.
Ein tiefer Friede liegt um das einsame Grab. Es ist der Friede der Vollendung.
Der drinnen schläft, hat mit göttlicher Treue alles zu Ende gebracht, was der Vater ihm aufgetragen hatte.

Ich lade Sie ein, diese Stille, diese Ruhe am Grab – Grabesruhe – auszuhalten und die Sehnsucht nach der Ostersonne nicht zu vergessen.
…Und es ist uns, als wetterleuchte schon die nahende Osterherrlichkeit um den stillen Ort, so schreibt es Romano Guardini.

Benjamin Schmolck hat 1715 gedichtet: Ich gehe zu deinem Grabe, du großer Osterfürst, weil ich die Hoffnung habe, dass du mir zeigen wirst, wie ich kann fröhlich sterben und fröhlich auferstehn und mit des Himmels Erben ins Land des Lebens gehen.

+ Aloysius Althaus OSB

03.04.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/03/stone-grave-407484_640.jpg 426 640 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-04-03 06:30:082021-03-29 15:58:07Impuls an Karsamstag (03.04.2021)

Impuls an Karfreitag (02.04.2021)

Impuls
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Und der Vorhang des Tempels riss mitten entzwei. Und Jesus rief laut: Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände! (aus Lk 23,32-49)

Wir haben gestern am Gründonnerstag unsere Kirche leergeräumt. Alle Kerzen, alles Schmückende ist weg. Der Tabernakel ist leer, und das ewige Licht erloschen. Es ist seltsam, heute am Karfreitag kann man in der Abteikirche eine Weite erleben, die ganz weit von dem scheint, was wir heute in der Sterbestunde Jesu erfahren und erleben. Der Vorhang ist zerrissen, und wir blicken auf einen Raum, der durch seine Leere Dinge sichtbar macht, die andern Tags verborgen bleiben.
Als der Jesuit Hugo Makibi Enomiya-Lassalle, in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts in Japan dem Buddhistischen Weg des Zen begegnete und er begann, sich intensiv mit der Zen Meditation auseinanderzusetzen, da begegnete er einem Zen Meister, der ihn durch seine große Ruhe und Gelassenheit tief beeindruckte. Er wusste, dass der Zen Mönch im Zweiten Weltkrieg Schreckliches erlebt hatte und dass er in dieser Zeit mehrmals fast verhungert wäre. Trotz alledem war er nicht verbittert.
Lassalle fragte ihn eines Tages, wie es denn komme, dass er so in sich ruhe, und dass er gegen niemanden einen Groll hege? Der Meister erzählte ihm, dass er genau in der Zeit, als er so Schreckliches erleben musste, eines Tages in sich einen Raum fand, in dem vollkommener Frieden war. Dieser Ort war kein Fluchtraum oder ein Raum der inneren Immigration. Er berichtete Lassalle, dass sich, in dem Moment, da er den Raum gefunden hatte, alles um sich wandelte. All der Schrecken war auf einmal für ihn unwesentlich geworden.
Man kann besonders an einem Tag wie heute so eine Geschichte gut falsch verstehen. All das Leid, der Schmerz, der Menschen zugefügt wird, ist erst einmal wesentlich. Grausamkeit und Leid sind Realitäten in unserer Welt, und sie gehen uns alle an. Auch die Passion erzählt ja heute dies.
Doch gleichzeitig sind eben alle Lebewesen, auch immer viel mehr als nur ihre Existenz.
Wir sind nicht nur statisch, sondern immer auch im Wandel.
Wir haben es ja gerade in der  Fastenzeit erlebt, durch die wir gegangen sind.
Und wir werden diese Wandlung in unserem Sterben erleben. Es werden dann Dinge sichtbar werden, es werden sich Räume öffnen, die sonst verborgen bleiben.

Wir erfahren es heute, und wir werden es an Ostern erleben.

Br. Balthasar Hartmann OSB

02.04.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/03/Karfreitag2021.jpg 640 960 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-04-02 06:30:542021-03-30 13:21:34Impuls an Karfreitag (02.04.2021)

Impuls an Gründonnerstag (01.04.2021)

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26 Als sie Jesus hinausführten, ergriffen sie Simon, einen Mann aus Kyrene, der gerade vom Feld kam. Ihm luden sie das Kreuz auf, damit er es hinter Jesus hertrage. 27 Es folgte ihm eine große Menge des Volkes, darunter auch Frauen, die um ihn klagten und weinten. 28 Jesus wandte sich zu ihnen um und sagte: Töchter Jerusalems, weint nicht über mich; weint vielmehr über euch und eure Kinder! 29 Denn siehe, es kommen Tage, da wird man sagen: Selig die Frauen, die unfruchtbar sind, die nicht geboren und nicht gestillt haben. 30 Dann wird man zu den Bergen sagen: Fallt auf uns! und zu den Hügeln: Deckt uns zu! 31 Denn wenn das mit dem grünen Holz geschieht, was wird dann erst mit dem dürren werden? (Lk 23,26-31)

An den letzten drei Tagen der Karwoche folgt der Schluss des 23. Kapitels des Lukasevangeliums. Dieser wird besonders von einem Thema bestimmt: Jesus trifft auf seinem Leidensweg – bis in die Kreuzigung hinein – auf verschiedene Menschen und Menschengruppen. Seine Situation und seine Worte fordern die Anwesenden hierbei heraus und beziehen sie mit ein. Sein Leiden betrifft nicht nur sein eigenes Schicksal, sondern auch das Schicksal zahlreicher anderer Menschen.

Wir können in gewisser Weise auch uns selbst zu den Anwesenden zählen, die Jesus auf dem Weg zum Kreuz beobachten, dieser abscheulichen Situation beiwohnen und sich ihr stellen müssen.

Wir begegnen also im heutigen Text- oder Wegabschnitt zuerst Simon von Kyrene, der das Kreuz Christi ein Stück weit hinter ihm herträgt. Anschließend stoßen wir auf eine große Volksmenge, die um Jesus klagt und weint. Sie nimmt Anteil an seinem Leid, obwohl sie zu der Gruppe gehört, die noch kurz vorher skandierten, Jesus müsse gekreuzigt werden, nämlich den Einwohnern Jerusalems. Womöglich finden sich in dieser Gruppe einige, die ebenfalls um Jesu Kreuzigung mitgebrüllt haben, und die es nun reut?

Wo stehe ich selbst als Anwesender?

Vermutlich geht es Ihnen, liebe*r Leser*In, wie mir: Ich nehme mich im Alltag meist ambivalent wahr, das heißt zum einen, ich ähnele manchmal (hoffentlich) dem Simon von Kyrene, der das Kreuz hinter Christus herträgt, und ihm so ein Stück weit in seiner Sache hilft.
Andere Male nehme ich aber wahr, wie ich an meinem Nächsten verräterisch handle, wie ich gegen ihn sündige, ähnlich wie es die Jerusalemer Bevölkerung getan hat, die Jesus ans Kreuz bringen wollte.

Jesus prophezeit dieser Gruppe Unheil. Das mag auch mich – angesichts meiner eigenen Verfehlungen – ganz real erschrecken, aber ich hoffe, dass die Absicht Jesu hierbei auch nur das Hervorrufen eben dieser Reaktion ist. So kann es sich bei dieser Prophezeiung weniger um ernste Feindschaft gegenüber den Bewohnern Jerusalems und auch mir handeln, sondern vielmehr um einen Aufruf zur Achtung vor der Allmacht des richtenden Gottes. Soll heißen: Sie wäre so etwas wie ein versteckter Wehe-Ruf, der zur Reue, zum Sich-Beklagen und schließlich zur Umkehr führt!

Durch Christi Passion und die mir ohne eigene Leistung erwiesene Liebe ist mir bereits meine Erlösung bewusst. Gott sei Dank!
Aber durch das Erkennen meiner eigenen Schuld kann ich stets neu auf den Weg der Umkehr geraten, mich so der Gottes- und Nächstenliebe neu öffnen und durch mein Handeln mir und der Welt Gottes Heil schon jetzt erfahrbarer machen.

So werden wir mit diesem Textabschnitt aufgerufen, den Gewinn der Passion entgegenzunehmen.

Br. Josef Ellendorff OSB

01.04.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/03/letters-229726_1280.jpg 915 1280 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-04-01 06:30:472021-03-31 09:00:31Impuls an Gründonnerstag (01.04.2021)

Impuls am Mittwoch der Karwoche (31.03.2021)

Impuls
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Sie aber schrien und forderten immer lauter, er solle Jesus kreuzigen lassen, und mit ihrem Geschrei setzten sie sich durch: Da entschied Pilatus, dass ihre Forderung erfüllt werden solle. (Lk 23,23-24 – gesamte Tageslesung: Lk 23,13-25)

Bei dieser Verurteilungsszene durch Pilatus, die bis in unseren Sprachgebrauch hinein prägend wurde mit der Redewendung „seine Hände in Unschuld waschen“, beschleicht mich regelmäßig ein ungutes Gefühl. Die lautstarke Forderung des Volkes, Jesus kreuzigen zu lassen, wurde offensichtlich bewusst so inszeniert: Das jüdische Volk fordert den Tod Jesu und stattdessen die Freilassung des Aufrührers Bar-abbas.

Die Wirkungsgeschichte dieser Szene ist fatal: Den Juden wurde in einer diffamierenden Lesart die Schuld am Tod Jesu gegeben. Ja, das auserwählte Volk wurde gar zum Volk der Gottesmörder stilisiert. Bis heute wirkt ein Verständnis, dass die Kirche nun an der Stelle des auserwählten Volkes sieht, in die theologischen Debatten hinein und führte so etwa zur Diskussion um die Abänderung der entsprechenden Karfreitagsfürbitte, die bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil von der „Bekehrung der verstockten Juden“ sprach.

Es bleibt daher eine dauernde Herausforderung für die Kirche und für die Theologie, diese fatalen Missverständnisse nun zu korrigieren und den jüdisch-christlichen Dialog zu fördern. Jesus war selbst Jude und hat sich zeitlebens so verstanden. Antijudaismus darf in der Kirche keinen Platz haben und auch gesamtgesellschaftlich ist es unsere Christenpflicht, mutig gegen jeglichen Antisemitismus unsere Stimme zu erheben!

Br. Vincent Grunwald OSB

31.03.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/03/jerusalem-573956_1280.jpg 850 1280 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-03-31 06:30:212021-03-29 11:45:09Impuls am Mittwoch der Karwoche (31.03.2021)

Impuls am Dienstag der Karwoche (30.03.2021)

Impuls
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1 Daraufhin erhob sich die ganze Versammlung und man führte Jesus zu Pilatus. 2 Dort brachten sie ihre Anklage gegen ihn vor; sie sagten: Wir haben festgestellt, dass dieser Mensch unser Volk verführt, es davon abhält, dem Kaiser Steuer zu zahlen, und behauptet, er sei der Christus und König. 3 Pilatus fragte ihn: Bist du der König der Juden? Er antwortete ihm: Du sagst es. 4 Da sagte Pilatus zu den Hohepriestern und zur Volksmenge: Ich finde keine Schuld an diesem Menschen. 5 Sie aber blieben hartnäckig und sagten: Er wiegelt das Volk auf; er verbreitet seine Lehre im ganzen jüdischen Land, angefangen von Galiläa bis hierher. 6 Als Pilatus das hörte, fragte er, ob der Mann ein Galiläer sei. 7 Und als er erfuhr, dass Jesus aus dem Herrschaftsgebiet des Herodes komme, ließ er ihn zu Herodes bringen, der in jenen Tagen ebenfalls in Jerusalem war. 8 Herodes freute sich sehr, als er Jesus sah; schon lange hatte er sich gewünscht, ihn zu sehen, denn er hatte von ihm gehört. Nun hoffte er, ein von ihm gewirktes Zeichen zu sehen. 9 Er stellte ihm viele Fragen, doch Jesus gab ihm keine Antwort. 10 Die Hohepriester und die Schriftgelehrten, die dabeistanden, erhoben schwere Beschuldigungen gegen ihn. 11 Herodes und seine Soldaten zeigten ihm offen ihre Verachtung. Er trieb seinen Spott mit Jesus, ließ ihm ein Prunkgewand umhängen und schickte ihn so zu Pilatus zurück. 12 An diesem Tag wurden Herodes und Pilatus Freunde; vorher waren sie Feinde gewesen. (Lk 23,1-12)

Jesus ist nicht in die Welt gekommen, um die Erwartungen von Menschen zu erfüllen, sondern um uns als Mittler zwischen Gott und Mensch zu dienen. So erfüllt er in unserer heutigen Textstelle auch nicht die Erwartungen, die Pilatus an ihn stellt. Die Erwartung eines Zeichens. Für Machtmenschen, wie es Pilatus und auch Herodes sind, sind Zeichen und Wunder Mittel zum Zweck. Es geht ihnen nicht um die Erfahrungen von Heilsein, sondern um die Demonstration von Wirkmächtigkeit. Um dieser Instrumentalisierung zu entgehen, schweigt Jesus. Es ist ein Schweigen, wie wir es schon bei der drohenden Verurteilung der Ehebrecherin gesehen haben. Es ist ein Schweigen, nicht weil Jesus die Worte fehlen, sondern weil er nicht in den Kreislauf einer Machtmaschinerie  kommen will. Er schweigt und erntet Spott und Hohn. Das sind die klassischen Reaktionen von Menschen, die es gewohnt sind, dass man ihnen gehorcht. Sie verstehen nicht, dass es eine Ohnmacht der Liebe gibt. Die Ohnmacht der Liebe – selbst im Angesicht des Todes. Selbstentäußerung, Abgabe von Macht, Ohnmacht der Liebe.

Und wir, die wir ihm nachfolgen? Wir dürfen üben. Uns einüben in die Liebe. Wir dürfen uns einüben in die Aufgabe von Macht, um glaubwürdig die Ohnmacht der Liebe zu leben.

Br. Benjamin Altemeier OSB

30.03.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/03/passion-3807348_1280.jpg 960 1280 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-03-30 06:30:132021-03-29 09:41:49Impuls am Dienstag der Karwoche (30.03.2021)

Impuls am Montag der Karwoche (29.03.2021)

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63 Die Männer, die Jesus bewachten, trieben ihren Spott mit ihm. Sie schlugen ihn, 64 verhüllten ihm das Gesicht und fragten ihn: Du bist doch ein Prophet, sag uns: Wer hat dich geschlagen? 65 Und noch viele andere Lästerungen stießen sie gegen ihn aus.
66 Als es Tag wurde, versammelte sich der Ältestenrat des Volkes, die Hohepriester und die Schriftgelehrten und sie ließen Jesus vor ihren Hohen Rat führen. 67 Sie sagten zu ihm: Wenn du der Christus bist, dann sag es uns! Er antwortete ihnen: Wenn ich es euch sage, glaubt ihr mir ja doch nicht; 68 und wenn ich euch etwas frage, antwortet ihr nicht. 69 Von nun an wird der Menschensohn zur Rechten der Macht Gottes sitzen. 70 Da sagten alle: Du bist also der Sohn Gottes? Er antwortete ihnen: Ihr sagt es – ich bin es. 71 Da riefen sie: Wozu brauchen wir noch eine Zeugenaussage? Wir haben es selbst aus seinem Mund gehört. (Lk 22,63-71)

Verspottet, geschlagen, zum Tode verurteilt.
Nichts bleibt Jesus erspart.
Alles, was Menschen einander antun können, hat er am eigenen Leib erleiden müssen.

Die Passionsgeschichte offenbart uns, wie der Mensch ist.
Was Menschen einander antun, im Großen wie im Kleinen.
Bis heute. Überall auf der Welt.

Die Passionsgeschichte geht aber darüber hinaus.
„Was nicht angenommen wird, kann nicht erlöst werden.“
So hat es ein früher Kirchenvater ausgedrückt.
Nur das, was ich auf mich nehme, erleide, annehme, nur das kann auch erlöst werden.
Deswegen hat Jesus all das, was Menschen einander antun, angenommen.
Die Geschichte ist damit noch nicht zu Ende.
Das ist unsere Hoffnung.

P. Maurus Runge OSB

29.03.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/03/way-of-the-cross-2654407_1280.jpg 1280 844 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-03-29 06:30:212021-03-27 11:17:20Impuls am Montag der Karwoche (29.03.2021)

Impuls an Palmsonntag (28.03.2021)

Impuls

Tageslesung: Psalm 22,23-32

Palmsonntag – heute gehen wir in die Karwoche und ahnen zugleich, dass der Weg in die Dunkelheit führt.
In der heutigen Schriftlesung betet der Psalmist:

Denn des Herrn ist das Reich, und er herrscht unter den Völkern.
Ihn allein werden anbeten alle Großen auf Erden;
vor ihm werden die Knie beugen alle, die zum Staub hinabfuhren.
(Ps 22,29-30)

Wen bete ich an?
Vor wem beuge ich meine Knie?
Auf wen hoffen wir in diesen Zeiten, wo wir vor großen Herausforderungen stehen?
Wir bemühen uns um Frieden in der Welt – und doch immer neu Krieg und Unversöhnlichkeit.
Wie schnell lassen wir uns von Macht beeindrucken und von Ohnmacht bestimmen!

Der Psalmist betet: Denn des Herrn ist das Reich…
Glaube ich heute an Gottes Stärke?

Ich lade Sie ein, den Dunkelheiten des Lebens nicht auszuweichen, sondern sie dort zu positionieren, wo es Ihnen nach Ihren Kräften möglich ist.
So können wir Schmerz, Leid und Ungerechtigkeit bestehen im Glauben an den Gott, der das Leben will und uns Frieden und Versöhnung schenkt – gerade in Zeiten der Dunkelheit.

Schauen Sie das ausgewählte Meditationsbild an.
Die Skulptur steht in unserem Kreuzgang zur Abteikirche.
Mich sprechen die SICH FESTKLAMMERNDEN HÄNDE sehr an. Ein Sinnbild: Ich lasse nicht vom Herrn! Ich lasse nicht von IHM, gerade nicht in Zeiten der Not und des Elends. Er, der Mann der Schmerzen schenkt Kraft und Stärke. ER verlässt uns nicht in der Not.

In betender Verbundenheit

+ Aloysius Althaus OSB

28.03.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/03/Impuls-Palmsonntag-e1616681346443.jpg 1537 1512 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-03-28 06:30:542021-03-25 15:18:15Impuls an Palmsonntag (28.03.2021)

Impuls am Samstag der 5. Fastenwoche (27.03.2021)

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54 Darauf nahmen sie ihn fest, führten ihn ab und brachten ihn in das Haus des Hohepriesters. Petrus folgte von Weitem. 55 Mitten im Hof hatte man ein Feuer angezündet und Petrus setzte sich zu den Leuten, die dort beieinandersaßen. 56 Eine Magd sah ihn am Feuer sitzen, schaute ihn genau an und sagte: Der war auch mit ihm zusammen. 57 Petrus aber leugnete es und sagte: Frau, ich kenne ihn nicht. 58 Kurz danach sah ihn ein anderer und bemerkte: Du gehörst auch zu ihnen. Petrus aber sagte: Nein, Mensch, ich nicht! 59 Etwa eine Stunde später behauptete wieder einer: Wahrhaftig, der war auch mit ihm zusammen; er ist doch auch ein Galiläer. 60 Petrus aber erwiderte: Mensch, ich weiß nicht, wovon du sprichst. Im gleichen Augenblick, noch während er redete, krähte ein Hahn. 61 Da wandte sich der Herr um und blickte Petrus an. Und Petrus erinnerte sich an das Wort, das der Herr zu ihm gesagt hatte: Ehe heute der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. 62 Und er ging hinaus und weinte bitterlich.
(Lk 22,54-62)

Ach, Petrus.
Wie oft geht es mir im Leben wie dir.
Ich stehe nicht zu dem, was mir wichtig ist.
Ich stehe nicht zu meinem Glauben, meiner Überzeugung.
Manches Mal stehe ich nicht einmal zu mir selbst.

Ist es Angst?
Ist es Unsicherheit?
Ist es Mutlosigkeit?

Würde mir dann doch auch jemand in die Augen blicken.
Nicht mit vorwurfsvollem, sondern mit liebendem Blick.
Mit einem Blick, der in mein Inneres schaut,
meine Liebe sieht und meine Tränen.

Oder würde doch wenigstens ein Hahn krähen,
der mich aufweckt …

P. Guido Hügen OSB

27.03.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/03/rooster-2641203_1280.jpg 852 1280 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-03-27 06:30:012021-03-25 20:18:16Impuls am Samstag der 5. Fastenwoche (27.03.2021)

Impuls am Freitag der 5. Fastenwoche (26.03.2021)

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Lk 22, 47-53: Als er aber noch redete, siehe, da kam eine Schar; und einer von den Zwölfen, der mit dem Namen Judas, ging vor ihnen her und nahte sich Jesus, um ihn zu küssen. 48Jesus aber sprach zu ihm: Judas, verrätst du den Menschensohn mit einem Kuss? 49Als aber, die um ihn waren, sahen, was geschehen würde, sprachen sie: Herr, sollen wir mit dem Schwert dreinschlagen? 50Und einer von ihnen schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm sein rechtes Ohr ab. 51Da sprach Jesus: Lasst ab! Nicht weiter! Und er rührte sein Ohr an und heilte ihn.

52Jesus aber sprach zu den Hohenpriestern und Hauptleuten des Tempels und den Ältesten, die zu ihm hergekommen waren: Ihr seid wie gegen einen Räuber mit Schwertern und mit Stangen ausgezogen? 53Ich bin täglich bei euch im Tempel gewesen, und ihr habt nicht Hand an mich gelegt. Aber dies ist eure Stunde und die Macht der Finsternis.

Mit einem Kuss wird ER verraten. Einem so grundlegenden, menschlichen Zeichen! Ganz zu Beginn unseres Lebens – werden wir begrüßt von unserer Mutter, unserem Vater – mit einem Kuss. Im Verliebtsein, sich Überschreiten auf den anderen hin – gebe ich einen Kuss! Und vielleicht werden wir auch wieder aus unserem Leben verabschiedet – mit einem Kuss von unseren Liebsten.  Zeichen tiefster Annahme, Geborgenheit. Und dann: Verrat, Zerbrechen der Beziehung. Wie mag sich Jesus in diesem Moment gefühlt haben? Was mag er gedacht haben? Wenn die, die ihm am nächsten stehen, die seine Sache bisher mitgetragen haben – ihn verraten, ausliefern, ja –  abschlachten! Völlige innere Einsamkeit, freier Fall… Er muss sich durchringen, durchbeten zu der Erfahrung – gehalten zu sein, trotz allem. Oder anders: er kann sie nicht machen, diese Erfahrung – sie wird ihm geschenkt. Aber – erst nach drei Tagen. Zuerst nur: Alleinsein, Einsamkeit, Dunkelheit, Depression. Er war in allem uns gleich! Denn: Auch ich werde immer wieder verraten, angelogen, bloßgestellt, aufs Kreuz gelegt…

P. Jonas Wiemann OSB

26.03.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/03/agony-in-the-garden-501754_1280.jpg 851 1280 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-03-26 06:30:302021-03-25 20:07:35Impuls am Freitag der 5. Fastenwoche (26.03.2021)

Impuls am Donnerstag der 5. Fastenwoche (25.03.2021)

Impuls
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:KZ-Dachau_Todesangst-Christi-Kapelle.jpg Richard Huber

39 Dann verließ Jesus die Stadt und ging, wie er es gewohnt war, zum Ölberg; seine Jünger folgten ihm. 40 Als er dort war, sagte er zu ihnen: Betet, dass ihr nicht in Versuchung geratet! 41 Dann entfernte er sich von ihnen ungefähr einen Steinwurf weit, kniete nieder und betete: 42 Vater, wenn du willst, nimm diesen Kelch von mir! Aber nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen. 43 Da erschien ihm ein Engel vom Himmel und stärkte ihn. 44 Und er betete in seiner Angst noch inständiger und sein Schweiß war wie Blut, das auf die Erde tropfte. 45 Nach dem Gebet stand er auf, ging zu den Jüngern zurück und fand sie schlafend; denn sie waren vor Kummer erschöpft. 46 Da sagte er zu ihnen: Wie könnt ihr schlafen? Steht auf und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet! (Lk 22,39-46)

Auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Dachau befindet sich die „Todesangst-Christi-Kapelle“, die auf die Initiative des Münchner Weihbischofs Johannes Neuhäusler zurückgeht, der selbst vier Jahre in Dachau inhaftiert war. 1960 ist sie eingeweiht worden. Wo anders passt dieses Patrozinium besser als an diesem Ort, wo unzählige Menschen Tag für Tag Todesängste aushalten mussten angesichts der unvorstellbaren Barbarei des NS-Terrorregimes?

Auf unserem Passionsweg gehen wir heute mit Jesus auf den Ölberg, wo er unter Blut und Tränen betete, dass dieser Kelch an ihm vorübergehe. Dieses Gebet ist nicht erhört worden – wie so viele Gebete der vielen KZ-Häftlinge nicht erhört worden sind. „Nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen.“ Dieses Wort bleibt dunkel und rätselhaft angesichts von so viel ungerechtem Leid in der Welt. Kann das wirklich Gottes Wille sein? Fragen bleiben.

Wir dürfen all unser Fragen und Zweifeln, unsere Todesangst und unsere Tränen im Gebet vor den bringen, der all das selbst durchlitten hat. Und wenn wir wie die Jünger „vor Kummer erschöpft“ einschlafen, lassen wir uns behutsam von ihm wecken – er wird uns dafür sicher nicht verurteilen…

P. Maurus Runge OSB

25.03.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/03/KZ-Dachau_Todesangst-Christi-Kapelle.jpg 599 446 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-03-25 06:30:082021-03-22 15:52:17Impuls am Donnerstag der 5. Fastenwoche (25.03.2021)

Impuls am Mittwoch der 5. Fastenwoche (24.03.2021)

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31 Simon, Simon, siehe, der Satan hat verlangt, dass er euch wie Weizen sieben darf. 32 Ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht erlischt. Und wenn du wieder umgekehrt bist, dann stärke deine Brüder! 33 Darauf sagte Petrus zu ihm: Herr, ich bin bereit, mit dir sogar ins Gefängnis und in den Tod zu gehen. 34 Jesus aber sagte: Ich sage dir, Petrus, ehe heute der Hahn kräht, wirst du dreimal leugnen, mich zu kennen. (Lk 22,31-34 – ganze Tageslesung: Lk 22,31-38)

„Na, ich kenne dich doch!“

Diesen Satz haben sicher viele von ihnen so oder ähnlich schon öfters gehört. Menschen sehen tief in uns und kennen uns manchmal besser als wir uns selbst.
Ich höre den Satz immer wieder von einem guten Freund, mit dem ich durch dick und dünn gegangen bin. Ich vertraue ihm, und er kennt meine Schwächen oder Ticks, und ich seine. Wir lachen viel gemeinsam. Meist über uns selbst, über unsere alltäglichen Missgeschicke, oder über die Absurditäten des Lebens. Wir können uns aber auch ganz ehrlich gegenseitig die Meinung sagen. Das geht dann auch fast immer gut aus, denn wir wissen um unsere Empfindlichkeiten. Wir kennen uns eben.
Wir alle haben Partner, Freunde, oder auch Vertraute, die uns besonders gut kennen, die tief in uns blicken können. Auch Fremde, die uns begegnen, können manchmal diese Gabe haben.
Wir alle haben die Fähigkeit, in das Herz, in die Seele eines anderen Menschen zu sehen.
Jesus sieht in die Seele seines Freundes. Er kennt ihn. Er macht ihm dabei nichts vor. Er nennt die Dinge beim Namen. Das ist nichts oberflächlich Nettes, was er ihm sagt, sondern klar und existenziell.
Würden Sie aber einem Freund vertrauen, der verspricht, in der Not nicht von Ihrer Seite zu weichen, und Sie dann doch im Stich lässt? Ich ehrlich gesagt bin mir da nicht so sicher. Da hört doch irgendwann die Freundschaft auf!
Hört die Freundschaft aber wirklich bei sowas auf?
Wir erwarten oft von jemandem etwas, obwohl wir wissen, dass unser Gegenüber das nicht einlösen kann. Oft ist der andere der Spiegel unseres Wunschdenkens, eine Projektionsfläche für unser Ego. Wie kann aber genau da dann Vertrauen wirklich entstehen, wenn wir einen Menschen nicht so annehmen, wie er ist? Wollen wir in den Seelengrund eines anderen sehen, muss unser Ego ganz still werden.
Petrus wird mit seinem Freund nicht ins Gefängnis gehen. Er wird Jesus verleugnen. Wir kennen die Geschichte. Es wird so kommen, wie es Jesus gesagt hat. Petrus wird bitterlich weinen, vielleicht um seine Schuld, vielleicht auch um das Schicksal seines Freundes, oder um seine Hilflosigkeit im entscheidenden Moment.
Und doch, Jesus vertraut ihm. Er erwartet nicht, dass Petrus mit ihm ins Gefängnis, in den Tod geht.
Er übergibt ihm die Schlüssel für alles.
Er hat im Abgrund etwas Besonderes gesehen.
Er kennt ihn, so wie er dich kennt.

Br. Balthasar Hartmann OSB

24.03.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/03/Simon-Petrus-e1616422492697.jpg 629 540 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-03-24 06:30:332021-03-22 15:15:13Impuls am Mittwoch der 5. Fastenwoche (24.03.2021)

Impuls am Dienstag der 5. Fastenwoche (23.03.2021)

Impuls

24 Es entstand unter ihnen ein Streit darüber, wer von ihnen wohl der Größte sei. 25 Da sagte Jesus zu ihnen: Die Könige herrschen über ihre Völker und die Vollmacht über sie haben, lassen sich Wohltäter nennen. 26 Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern der Größte unter euch soll werden wie der Jüngste und der Führende soll werden wie der Dienende. 27 Denn wer ist größer: Der bei Tisch sitzt oder der bedient? Ist es nicht der, der bei Tisch sitzt? Ich aber bin unter euch wie der, der bedient. 28 Ihr aber habt in meinen Prüfungen bei mir ausgeharrt. 29 Darum vermache ich euch das Reich, wie es mein Vater mir vermacht hat: 30 Ihr sollt in meinem Reich an meinem Tisch essen und trinken und ihr sollt auf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels richten. (Lk 22,24-30)

Die reduzierten Formen der Passionszeit wollen uns in eine größere Klarheit führen.

Vor allem in eine größere Klarheit auf unseren Glauben hin. In dieser Zeit dürfen wir unsere Nachfolge Jesu reflektieren und erneuern. Ein Wesensmerkmal der Nachfolge bildet das Dienen.

Im Bewusstsein einer wirklichen Alternative nehmen wir dabei Maß bei Jesus Christus, der uns heute zuruft: „Ich aber bin unter euch wir der, der bedient.“  Der Dienstcharakter unserer Nachfolge verdeutlicht uns, dass religiöses Bewusstsein und Vollzug primär eine Hingabe darstellen. Gott selbst gibt sich ja den Menschen hin. Der Dienst Gottes versteht sich vornehmlich als ein Dienst an den Menschen, die am Rande stehen, den Leidenden und den Armen. Das ist der leidenschaftliche Weg Jesu, der uns neu ermutigen will, ebenfalls vom falschen Herrschen ins Dienen zu kommen. Eine Kirche bleibt nur glaubwürdig, wenn sie dies beherzigt und falscher Macht- und Herrschsucht entsagt.

Br. Emmanuel Panchyrz OSB

23.03.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/03/Tischdienst-e1616418595261.jpg 734 1080 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-03-23 06:30:042021-03-24 15:07:01Impuls am Dienstag der 5. Fastenwoche (23.03.2021)

Impuls am Montag der 5. Fastenwoche (22.03.2021)

Impuls

Mit großer Sehnsucht habe ich danach verlangt, vor meinem Leiden dieses Paschamahl mit euch zu essen. Denn ich sage euch: Ich werde es nicht mehr essen, bis es seine Erfüllung findet im Reich Gottes. (Lk 22,15-16 – gesamte Tageslesung: Lk 22,7-23)

In unserer Abteikirche gibt es einen Stein aus dem Abendmahlssaal in Jerusalem, der in die Ziegelmauer unter einem der Apostelleuchter eingelassen ist. Er erinnert mich jeden Tag daran, was damals in Jerusalem geschehen ist, als Jesus mit seinen Jüngern das Paschamahl gefeiert hat.

Es berührt mich, dass Jesus sich danach gesehnt hat, mit seinen Jüngern noch ein letztes Mal zusammenzukommen, um gemeinsam mit ihnen das Paschamahl zu feiern. Das Mahl, das an die Befreiung des jüdischen Volkes aus der Knechtschaft Ägyptens erinnert. Bei diesem letzten Abendmahl mit seinen Jüngern sagt Jesus: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“. Daher feiern wir am Gründonnerstag, an dem des letzten Abendmahls gedacht wird, die Einsetzung der Eucharistie. Seitdem versammelten sich zu allen Zeiten und überall auf der Welt Christen, um miteinander das Brot und den Wein zu teilen. Das Brot wird zu Christi Leib, der für uns hingegeben wird und der Wein zu Christi Blut, das für uns vergossen worden ist. Das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern wird in jeder Eucharistiefeier Gegenwart. Es ist nicht nur ein reines Erinnern an das, was damals in Jerusalem geschehen ist, sondern Jesus gibt seinen Leib und sein Blut auch für uns hin. Er sehnt sich danach, auch mit uns dieses Mahl zu feiern.

In jeder Eucharistiefeier werden wir selbst Teil der Heils- und Erlösungsgeschichte Gottes: Jesu Hingabe für uns wird in der Feier des Abendmahls gegenwärtig und erfahrbar. Und zugleich ist dieses Mahl ein Vorgeschmack des himmlischen Hochzeitsmahles, das seine Erfüllung findet im Reich Gottes.

Br. Vincent Grunwald OSB

22.03.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/03/Salbstein-aus-Jerusalem.jpg 681 1024 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-03-22 06:30:492021-03-21 10:36:13Impuls am Montag der 5. Fastenwoche (22.03.2021)

Impuls am 5. Fastensonntag – Beginn der Passionszeit (21.03.2021)

Impuls

Tageslesung: Psalm 22,1-22

„Hilf mir!“ (V. 22a) Ein Schrei dringt aus der Tiefe der Not. Hier ist einer, dem jede Hoffnung geschwunden ist. „Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch.“ (V. 7a) Wo ist da die Gottesebenbildlichkeit? Wo ist da die Würde des Menschen? Seine Alltagserfahrung ist geprägt von Ablehnung seiner Nächsten. Spott und Hohn, Lästern und Gaffen – so begegnen ihm seine Mitmenschen.
Tag und Nacht betet er. Aber im Beten erfährt er doch nur Leere. „Doch du antwortest nicht.“ (V. 3a) Hier tut sich ein schwarzes Loch auf. Die Stille erdrückt und Unruhe greift um sich. Wo ist er, der doch versprochen hat, ein Fels zu sein? „Ich schreie, aber meine Hilfe ist ferne.“ (V. 2b) Was ist passiert mit der Erfahrung, dass Gott ein Fels, eine Hilfe, eine bergende Burg ist? (Vgl. Ps 62,3) Hier leuchtet im Hintergrund der Zion auf, der Hügel mit dem Heiligtum JHWHs – befestigt wie eine ragende Feste. Es wurde gesagt, er würde nicht wanken. Wurde das nicht auch von denen gesagt, die glauben: „Die auf den HERRN hoffen, werden nicht fallen, sondern ewig bleiben wie der Berg Zion.“ (Ps 125,1)? Jetzt aber bricht alles ein. Der Glaubende wankt, der Gottesberg erzittert, weil jede Sicherheit fehlt.
Wo sind die Erfahrungen der Errettung von früher? Gott hat seinen Glaubenden doch immer geholfen. „Aber du bist heilig, der du thronst über den Lobgesängen Israels.“ (V. 4) Der Gottesberg, der Zion wird überragt. Im Lobgesang, in der glaubenden Erhöhung tritt der sichtbare Hügel, auf den der Blick gefallen ist, in den Hintergrund. Aber doch kann diese Erkenntnis nicht die Not mildern.
„Sei nicht ferne von mir, denn Angst ist nahe; denn es ist hier kein Helfer.“ (V. 12) Er hat – von den Menschen verlassen – sich auf Gott verlassen. Aber bisher? Nichts. Es bleibt eine Frage, die alles durchdringt: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (V. 2) Von ihr gehen alle Gedanken aus.

Wir, Christen, verbinden mit diesem Vers die letzten Worte Jesu. Am Kreuz erhöht, außerhalb der Stadt hatte er all dies vor Augen. Seine Feinde verspotten ihn. Seine Freunde haben ihn verlassen. Gott, auf den er seine Hoffnung setzte, hält sich scheinbar fern. Und so schleudert er vom Kreuz dem Zion, dem Tempel, der Wohnstatt seines Gottes, die die Stadt überragt, diese Frage entgegen. „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“

Bleibt es bei dieser düsteren Perspektive? Nein! „Du hast mich erhört!“ (V. 22b) Ein starker Gegensatz zur verzweifelten Frage. Eine neue Perspektive ist eröffnet. „Du hast mich erhört!“ Es bleibt nicht in der Dunkelheit. Es bleibt nicht beim Gefühl der Gottverlassenheit. Es bleibt nicht beim Karfreitag, sondern Ostern kommt bestimmt. Das Licht des Morgens eines neuen Tages schenkt Hoffnung. Die Hoffnung auf eine neue Welt.

Kann ich das glauben? Im Hier und Jetzt? In meiner aktuellen Situation? In der Situation unserer Welt?

Br. Symeon Müller OSB

21.03.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/03/Karfreitag-Kreuz.jpg 680 1024 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-03-21 06:30:222021-03-19 13:55:00Impuls am 5. Fastensonntag – Beginn der Passionszeit (21.03.2021)

Impuls am Samstag der 4. Fastenwoche (20.03.2021)

Impuls

1 Das Fest der Ungesäuerten Brote, das Pascha genannt wird, war nahe. 2 Und die Hohepriester und die Schriftgelehrten suchten nach einer Möglichkeit, Jesus zu beseitigen; denn sie fürchteten sich vor dem Volk. 3 Da fuhr der Satan in Judas, genannt Iskariot, der zu den Zwölf gehörte. 4 Judas ging zu den Hohepriestern und den Hauptleuten und beriet mit ihnen, wie er Jesus an sie ausliefern könnte. 5 Da freuten sie sich und kamen mit ihm überein, ihm Geld zu geben. 6 Er sagte zu und suchte nach einer günstigen Gelegenheit, ihn an sie auszuliefern, ohne dass das Volk es merkte. (Lk 22,1-6)

In der Zeit auf Ostern zu dürfen wir uns alle neu bewusst machen, dass Jesus  jedem Menschen immerfort seine Freundschaft anbietet.

Im heutigen Abschnitt des Lukasevangeliums werden  wir mit einer verstörenden Tat  des Judas, eines der Jünger und Freundes Jesu, konfrontiert. Judas liefert Jesus an seine Feinde aus. Schnell kommen uns Gedanken, Gefühle und Fragen: Wie konnte Judas die Freundschaft zu Jesus so verletzen?

Eine Abbildung, die Judas und Jesus darstellt, berührt mich seit längerem. Es ist ein Kapitell aus der Basilika Ste. Marie-Madeleine in Vezelay im Burgund. Der romanische Künstler stellt dar, wie Jesus seinen Verräter Judas auf seinen Schultern trägt. Diese tragende Haltung erinnert uns an den guten Hirten, der das Verlorene zurückbringt. Jesus trägt Judas auf seinen Schultern. Der Künstler wollte uns wohl verdeutlichen, dass Jesu Liebe niemals aufrechnet. Immerfort läuft Jesus dem Verstörten, dem Irrenden und dem Verlorenen nach. Jesu Handeln spiegelt die Haltung eines grenzenlosen Verzeihens. Niemals kann ein Mensch aus der Zuneigung Jesu, somit aus der Zuneigung Gottes, herausfallen. Der von Jesus getragene Judas wird zum Urbild einen grenzenlos barmherzigen Gottes.

Mich persönlich tröstet diese romanische Abbildung. Bei all meinen irrenden Wegstrecken des Lebens werde ich von Gott selbst in das verzeihende Haus seiner Liebe zurückgetragen.

Br. Emmanuel Panchyrz OSB

20.03.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/03/Jesus-traegt-Judas.jpg 1200 1600 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-03-20 06:30:212021-03-19 10:25:34Impuls am Samstag der 4. Fastenwoche (20.03.2021)

Impuls am Freitag der 4. Fastenwoche (19.03.2021)

Impuls
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29 Und er sagte ihnen ein Gleichnis: Seht euch den Feigenbaum und die anderen Bäume an:
30 Sobald ihr merkt, dass sie Blätter treiben, erkennt ihr, dass der Sommer nahe ist.
31 So erkennt auch ihr, wenn ihr das geschehen seht, dass das Reich Gottes nahe ist.
32 Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis alles geschieht.
33 Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.
(Lk 21,29-33 – heutiger Gesamttext: Lk 21,29-38)

Der Feigenbaum ist ein uraltes Bild für das Volk Israel. Wir können es auch als Bild für die Kirche verstehen. Wenn – ja wenn es dann nicht so traurig wäre. Keine sprießenden Blätter am Feigenbaum Kirche, keine Früchte. Zu kalt ist der Wind, zu rau der Ton, zu verletzend und verstörend Aussagen und Texte. Da soll Sommer werden? Da soll Reich Gottes lebendig werden?

Ein paar Kapitel früher erzählt Jesus das Gleichnis eines Feigenbaums, der keine Frucht trägt (Lk 13,6-9). Drei Jahre lang kommt der Herr des Weinbergs und der Baum bekommt dann sogar noch mal ein Jahr Gnadenfrist. Ob das für die Kirche reichen würde? Ich wage es zu bezweifeln.

Und doch: Bleibt uns überhaupt diese Zeit? Zu viele Menschen, auch aus dem Inneren der Gemeinden, aus unseren Verbänden, verlassen die Kirche. Ich kann sie verstehen. Soll die Kirche doch Ort der erfahrbaren Nähe Gottes sein – aber wenn selbst der Segen verboten wird…

Mich tröstet der letzte Vers des obigen Textes. Auch wenn wir es „schaffen“, dass alles vergeht – Gottes Wort wird bleiben. Längst suchen und hören es Menschen an anderen Orten. Machen wir uns nichts vor: auch ein paar digitale Highlights, ein paar Likes in Sozialen Medien, Hochglanzbroschüren – wir erreichen kaum noch Menschen außerhalb eines engen Kreises. Das Wort Gottes braucht anderen Dünger, um wieder am Feigenbaum der Kirche zu blühen.

Wie wäre es mit Wertschätzung und Anerkennung – gegenseitig, ohne Vorurteile und Einschränkungen. Wie wäre es mit Vertrauen – dem anderen gegenüber und vor allem Gott gegenüber. Wie wäre es mit Mut, neue Wege auszuprobieren und zu gehen, mit Phantasie und Freude sogar in unseren Gottesdiensten.

Der Text des heutigen Tages geht ja noch weiter:

34 Nehmt euch in Acht, dass Rausch und Trunkenheit und die Sorgen des Alltags euer Herz nicht beschweren und dass jener Tag euch nicht plötzlich überrascht
35 wie eine Falle; denn er wird über alle Bewohner der ganzen Erde hereinbrechen.
36 Wacht und betet allezeit, damit ihr allem, was geschehen wird, entrinnen und vor den Menschensohn hintreten könnt!

Nehmen wir uns in Acht!
Und vertrauen wir.
Gottes Wort gilt.
Und sein Segen trägt. Alle.

P. Guido Hügen OSB

19.03.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/03/fig-tree-2160603_1280.jpg 853 1280 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-03-19 06:30:252021-03-18 09:11:10Impuls am Freitag der 4. Fastenwoche (19.03.2021)

Impuls am Donnerstag der 4. Fastenwoche (18.03.2021)

Impuls
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Wenn ihr aber seht, dass Jerusalem von Heeren eingeschlossen wird, dann erkennt ihr, dass seine Verwüstung bevorsteht. Dann sollen die Bewohner von Judäa in die Berge fliehen; wer in der Stadt ist, soll sie verlassen, und wer auf dem Land ist, soll nicht in die Stadt gehen. Denn das sind die Tage der Vergeltung, damit alles in Erfüllung geht, was geschrieben steht. Wehe den Frauen, die in jenen Tagen schwanger sind oder ein Kind stillen! Denn große Bedrängnis wird über das Land hereinbrechen und Zorn über dieses Volk. Mit scharfem Schwert wird man sie erschlagen, als Gefangene wird man sie zu allen Völkern schleppen und Jerusalem wird von den Völkern zertreten werden, bis die Zeiten der Völker sich erfüllen.
Es werden Zeichen sichtbar werden an Sonne, Mond und Sternen und auf der Erde werden die Völker bestürzt und ratlos sein über das Toben und Donnern des Meeres. Die Menschen werden vor Angst vergehen in der Erwartung der Dinge, die über den Erdkreis kommen; denn die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. Dann wird man den Menschensohn in einer Wolke kommen sehen, mit großer Kraft und Herrlichkeit. Wenn dies beginnt, dann richtet euch auf und
erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe. (Lk 21,20-28)

Schon und noch nicht!

Liebe Schwestern, liebe Brüder,

dieser Gedanke „Schon und noch nicht“ legt sich mir heute nahe, wenn ich den Text aus dem Lukasevangelium lese. Vernichtung und Zerstörung sind hier im Grunde bereits im Gange, aber das Neue ist noch nicht errichtet. Der Evangelist spricht davon, dass die Menschen große Bedrängnis erleben werden und der Zorn Gottes über das Volk kommen wird. Ja, er spricht mit deutlichen Worten vom Ende Jerusalems.

Als im vergangenen Jahr die Corona-Pandemie ihren ersten Höhepunkt erreichte, gab es damals nicht wenige Menschen, auch aus den Reihen der Kirche, die öffentlich vermuteten, dass Corona eine längst fällige Strafe Gottes für uns Menschen sei, weil wir allzu egoistisch miteinander und der ganzen Schöpfung umgegangen sind. Aber kann es wirklich sein, dass Gott uns Menschen bestrafen und vernichten will? Ist sein Wort also eher eine Drohbotschaft statt einer
frohmachenden Botschaft?

Ich meine nicht, auch wenn mir in diesem Zusammenhang ganz schnell die Geschichte der Arche Noah und der Sintflut einfällt, in der Gott ja nur die Menschen rettet, die nach seiner Weisung gelebt haben – alle anderen aber die Sintflut verschlingt. Aber wenn wir diese Sintfluterzählung genau ansehen, dann hören wir selbst dort, wie am Ende der Erzählung Gott es reute und er den Menschen das Versprechen gab, nie wieder „alles Lebendige zu schlagen“ (vgl. Gen 8).

Natürlich können wir sagen und genügend Beispiele aufzählen, wo wir Menschen uns nicht an Gottes Gebote gehalten haben und wo wir sicher immer wieder auch an der Botschaft des Evangeliums vorbeigelebt haben und vorbeileben. Aber letztlich sagt uns auch das heutige Evangelium, trotz aller Zerstörung, die es andeutet und beschreibt: Gott kommt nicht, um uns Menschen zu vernichten, sondern er kommt, um uns zu retten! Und viele Male spricht die Bibel davon, dass wir Menschen daher keine Angst haben sollen, denn er ist bei uns und wird uns retten. Deshalb richten wir uns auf und erheben wir unser Haupt, denn es naht unsere Erlösung. Denn es hat schon begonnen, auch wenn es noch nicht vollendet ist!

Einen guten Tag
wünscht Ihnen allen
P. Cornelius Wanner OSB

18.03.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/03/003-flower.jpg 768 1152 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-03-18 06:30:142021-03-17 09:14:40Impuls am Donnerstag der 4. Fastenwoche (18.03.2021)

Impuls am Mittwoch der 4. Fastenwoche (17.03.2021)

Impuls
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17 Und ihr werdet gehasst sein von jedermann um meines Namens willen. 18 Und kein Haar von eurem Haupt soll verloren gehen.

(Lk 21,17-18 – gesamte Tageslesung: Lk 21,5-19)

Es wirkt etwas verloren und unglaubwürdig am Ende all der schrecklichen Dinge von Kriegen, Katastrophen und Verfolgungen, die Jesus in seiner sog. Kleinen Apokalypse hier ankündigt: „Kein Haar von eurem Haupt soll verloren gehen.“ Nach all den Kriegen, Hungersnöten, Seuchen und Verfolgungen soll uns kein Haar gekrümmt werden? Das klingt doch reichlich weltfremd.

Mir hilft hier ein kleiner Satz, den ich einmal irgendwo gelesen habe: Gott bewahrt mich vielleicht nicht vor allem Leid, er bewahrt mich aber in allem Leid. Ich kann nicht verhindern, dass nicht alles glatt läuft im Leben, dass ich Leid, Finsternis, Zweifel, Verleumdung etc. erleben muss. Ich darf aber darauf vertrauen, dass da einer ist, der mich in all dem begleitet, der mich bewahrt. „Dies alles ist noch nicht das Ende.“

Das ist alles leichter gesagt als getan. Und wenn ich drinstecke, dann wird auch der Zweifel kommen, die Dunkelheit, der Unglaube. Aber in allem Unglauben – bleibt ER doch da. Gibt es eine größere Verheißung?

P. Maurus Runge OSB

17.03.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/03/hand-1917895_640.png 480 640 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-03-17 06:30:032021-03-15 17:07:27Impuls am Mittwoch der 4. Fastenwoche (17.03.2021)

Impuls am Dienstag der 4. Fastenwoche (16.03.2021)

Impuls

Als er umherblickte, sah er, wie die Reichen ihre Gaben in den Opferkasten legten. Er sah auch, wie eine arme Witwe zwei kleine Münzen hineinlegte, und er sprach: „Wahrlich, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr hineingelegt als alle. Denn sie alle haben von ihrem Überfluss hineingelegt zu den Gaben Gottes, sie aber legte von ihrer Armut den ganzen Lebensbedarf hinein, den sie hatte.“ (Lk 21,1-4)

Der Opferbegriff an dieser Stelle des Lukas-Evangeliums hat für mich eine unglaubliche Tiefe. Ich denke nicht, dass es Jesus hier um einen finanziellen Beitrag im wörtlichen Sinne geht. Dass für die arme Witwe der Betrag von „zwei kleinen Münzen“ ein weitaus größeres Opfer darstellt als für eine reiche Person, macht Jesus unmissverständlich deutlich… Doch darum geht es gar nicht.

Gehen wir einen Schritt weiter und übertragen dieses ‚Gleichnis‘ einmal auf unsere ganz persönliche Gottsuche.

In der Hl. Messe legen wir bei der Gabenbereitung, dem Offertorium (von lat. offerre, „entgegentragen“, „darreichen“) Gott  unsere Anliegen und Gebete zu den Gaben Gottes auf den Altar. Sie werden in der Eucharistie gewandelt, und so werden wir mit unseren Anliegen Teil des Leibes Christi.

Doch was reichen wir dar? Wie viel von uns geben wir Gott preis? Wie stark ist unser Vertrauen zu ihm? Leisten wir womöglich nur einen „Mindestbeitrag“? Haben wir Angst, Gott alles hinzulegen, weil dann nichts mehr für uns selbst übrig bleibt?

Der Punkt ist nicht, dass wir mehr geben müssen, wenn wir mehr haben, oder dass „zwei kleine Münzen“ reichen, wenn wir gerade etwas ärmer dran sind. Worum es Jesus geht, ist, dass wir unseren ganzen Lebensbedarf, also alles, was wir haben, Gott hinlegen können. Wir dürfen uns ihm ganz hingeben.

Die Voraussetzung dafür ist, dass wir uns selbst erkennen und unsere Schwächen, ja unsere Armut akzeptieren. Diese dürfen wir – und wenn sie uns noch so peinlich ist – Gott hinhalten. Wir dürfen uns vor Gott entblößen, auch wenn wir uns noch so sehr dabei schämen; nur dann kann Gott an uns wirken. Heilen kann Gott uns nur, wenn wir ihm auch unsere Wunden zeigen – selbst wenn diese Wunden in Kämpfen entstanden sind, in denen möglicherweise auch wir an anderen schuldig geworden sind.

Die arme Witwe steht somit für einen Menschen, der erkannt hat, dass er vor Gott letztendlich arm ist, so wie jeder von uns. Und wenn wir dieses bisschen dann auch noch Gott anvertrauen, legen wir mehr hinein als alle.

Br. Jonathan von Holst OSB

16.03.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/03/ancient-coin.jpg 729 1024 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-03-16 06:30:522021-03-15 16:14:23Impuls am Dienstag der 4. Fastenwoche (16.03.2021)

Impuls am Montag der 4. Fastenwoche (15.03.2021)

Impuls
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45 Als aber alles Volk zuhörte, sprach er zu seinen Jüngern: 46 Hütet euch vor den Schriftgelehrten, die gern in langen Gewändern umhergehen und es lieben, sich auf dem Markt grüßen zu lassen und obenan in den Synagogen und beim Gastmahl zu sitzen; 47 sie fressen die Häuser der Witwen und verrichten zum Schein lange Gebete. Die werden ein umso härteres Urteil empfangen.

(Lk 20,45-47 nach der Lutherübersetzung; gesamte Tageslesung: Lk 20,41-47)

„Sie fressen die Häuser der Witwen und verrichten zum Schein lange Gebete.“ Diesen Satz aus der heutigen Tageslesung in der Übersetzung von Martin Luther musste ich mehrmals lesen. Steht da wirklich, dass die Schriftgelehrten die Häuser der Witwen „fressen“? So sehr diese kraftvolle Übersetzung auch befremdlich ist, so sehr bringt sie mich zum Nachdenken – wie es Luther zweifelsohne auch beabsichtigt hat.

Ja, ist das nicht wirklich so? Dass Menschen in ihrer Raffgier den Besitz der Ärmsten im wahrsten Sinne des Wortes „auffressen“ und in ihrer Scheinheiligkeit dazu noch große Worte machen? Ich denke an den Kredithai, der die Menschen mit fadenscheinigen Angeboten über den Tisch zieht, bis nichts mehr von ihnen und ihrem Geld übrigbleibt. Ich denke an den Bischof, der den missbrauchenden Priester von Pfarrei zu Pfarrei versetzt hat und sich dann vor die Kameras stellt und etwas von Vergebung faselt.

Aber muss ich wirklich so weit gehen? Reicht es nicht, bei mir selbst zu bleiben? Ich bete jeden Tag meine Gebete – und beachte nicht den Menschen neben mir, der Not leidet. Ich gehe jeden Sonntag in die Kirche – und bin insgeheim ganz froh, dass der Friedensgruß in Coronazeiten entfällt und ich so dem Nachbarn nicht die Hand reichen muss. Es gibt sicher noch viele solcher Situationen, wo ich „die Häuser der Witwen fresse“.

Mache ich mir heute wieder neu bewusst: Wer sich von Gottes Wort nährt, der braucht keine Häuser der Witwen zu fressen, denn er ist schon gesättigt.

P. Maurus Runge OSB

15.03.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/03/piranhas-123287_1280.jpg 752 1280 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-03-15 06:30:012021-03-13 14:15:42Impuls am Montag der 4. Fastenwoche (15.03.2021)

Impuls am 4. Fastensonntag (14.03.2021)

Impuls
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2 Wie lieblich sind deine Wohnungen, HERR Zebaoth! 3 Meine Seele verlangt und sehnt sich nach den Vorhöfen des HERRN; mein Leib und Seele freuen sich in dem lebendigen Gott. 4 Der Vogel hat ein Haus gefunden und die Schwalbe ein Nest für ihre Jungen – deine Altäre, HERR Zebaoth, mein König und mein Gott.  (aus Psalm 84)

Vor einigen Wochen bin ich ganz früh am Morgen aufgewacht und hörte, wie ein Schwarm Kraniche über das Kloster zog. Über das Sauerland ziehen immer viele Zugvögel im Frühjahr und Herbst, auf der Reise zu ihren jeweiligen Quartieren.
Es war draußen noch vollkommen dunkel, und nur die eindrücklichen Rufe der Vögel waren zu hören.
Ich fand es beindruckend, mit welchem Vertrauen sie ihrem Ziel entgegenstrebten. Sicher, sie haben bestimmt so etwas wie einen inneren Kompass, um auch unter widrigen Bedingungen ihr Ziel zu finden. Aber die Vorstellung, aus der Dunkelheit dem Licht entgegenzufliegen, ohne überhaupt etwas von dem Licht zu sehen, gefiel mir.
Kraniche sind in vielen Kulturen Glücksboten, und auch wenn sie ja nicht direkt in unserem heutigen Psalm vorkommen, so sind sie doch, wie alle Zugvögel, ein Symbol für unsere Sehnsucht nach dem Licht des Lebens.  Auch Schwalben sind normalerweise nicht das ganze Jahr bei uns zuhause, sondern nur Sommergäste.
Das Spannende ist: Zugvögel sind Boten für das Leben, und sie streben dem Licht und der Wärme entgegen. Für eine Weile finden sie ein Haus, ein Nest, es gibt Nachwuchs, dann heißt es wieder aufzubrechen und an ein anderes Ziel zu gelangen. Sie sind immer wieder auf der Reise, und im Rhythmus der Jahreszeiten kehren sie eigentlich auch immer wieder um.
Umkehr kann also einfach auch Rhythmus bedeuten und etwas ganz Natürliches sein. Es muss nicht immer das Schwere in sich tragen, dass ich als Mensch ein armer Sünder bin und umkehren muss, um wieder auf den tugendhaften Weg zurück zu kommen.
Jeder zum Beispiel, der gerne bergwandert, weiß, dass er spätestens auf dem Gipfel wieder umkehren muss.
Unser eigener innerer Kompass kann uns helfen, wenn wir manchmal den Weg nicht sehen können. Unser Leib und unsere Seele sind gute Wegweiser. Oft ist da dieses Gefühl von Geborgenheit, dessen Ursprung wir aber nicht ergründen können. Vertrauen wir darauf, dass dieses Gefühl uns an einen guten Ort bringt.
Und auch unsere Sehnsucht ist ein guter Hinweisgeber. Ich finde, wir hören viel zu selten auf unsere Sehnsucht und haben oft nicht den Mut, ihr zu folgen.
Gerade aber sie lässt uns durch die Nacht fliegen.

Br. Balthasar Hartmann OSB

14.03.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/03/Impuls-14.3..jpg 540 960 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-03-14 06:30:222021-03-12 14:24:21Impuls am 4. Fastensonntag (14.03.2021)

Impuls am Samstag der 3. Fastenwoche (13.03.2021)

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27 Da traten zu ihm einige der Sadduzäer, die sagen, es gebe keine Auferstehung, und fragten ihn 28 und sprachen: Meister, Mose hat uns vorgeschrieben (5. Mose 25,5-6): »Wenn jemand stirbt, der eine Frau hat, aber keine Kinder, so soll sein Bruder sie zur Frau nehmen und seinem Bruder Nachkommen erwecken.« 29 Nun waren sieben Brüder. Der erste nahm eine Frau und starb kinderlos. 30 Und der zweite 31 nahm sie zur Frau, dann der dritte, desgleichen alle sieben: Sie hinterließen keine Kinder und starben. 32 Zuletzt starb auch die Frau. 33 Die Frau nun: Wessen Frau wird sie in der Auferstehung sein? Denn alle sieben haben sie zur Frau gehabt. 34 Und Jesus sprach zu ihnen: Die Kinder dieser Welt heiraten und lassen sich heiraten; 35 welche aber gewürdigt werden, jene Welt zu erlangen und die Auferstehung von den Toten, die werden weder heiraten noch sich heiraten lassen. 36 Denn sie können hinfort nicht sterben; denn sie sind den Engeln gleich und Gottes Kinder, weil sie Kinder der Auferstehung sind. 37 Dass aber die Toten auferstehen, darauf hat auch Mose hingedeutet beim Dornbusch, wo er den Herrn nennt Gott Abrahams und Gott Isaaks und Gott Jakobs (2. Mose 3,6). 38 Gott aber ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebenden; denn ihm leben sie alle. 39 Da antworteten einige der Schriftgelehrten und sprachen: Meister, du hast recht geredet. 40 Denn sie wagten nicht mehr, ihn etwas zu fragen. (Lk 20,27-40)

Schon wieder versuchen sie, Jesus „in seinen Worten zu fangen“. Diesmal sind es die Sadduzäer, von denen es ausdrücklich heißt, dass sie die Auferstehung leugnen. Und mit einem doch arg konstruierten Beispiel versuchen sie, die Auferstehung von den Toten ad absurdum zu führen. Wenn eine Frau sieben Männer überlebt hat, wessen Frau wird sie dann bei der Auferstehung sein? Da sieht man doch, wie sinnlos dieser Glaube ist – so unausgesprochen die Sadduzäer.

Jesus rückt die Dinge in die rechte Perspektive. Die Auferstehung ist nicht einfach die Fortsetzung des irdischen Lebens, wo die Menschen weiter so leben wie bisher. Es geht hier um eine fundamental andere Wirklichkeit, die wir uns auch nicht ansatzweise vorstellen können. „Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebenden.“ Das ist der Satz, auf den es ankommt. Schon allein deshalb muss es eine Realität geben, in welcher der Tod endgültig besiegt ist. „Gott ist ein Gott des Lebens.“ Da kommt es nicht darauf an, wer wen geheiratet hat. Da kommt es darauf an, ob ich dem Leben gedient habe.

P. Maurus Runge OSB

13.03.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/03/jesus-christ-898330_1280.jpg 853 1280 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-03-13 06:30:092021-03-11 21:37:56Impuls am Samstag der 3. Fastenwoche (13.03.2021)

Impuls am Freitag der 3. Fastenwoche (12.03.2021)

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20 Und sie beobachteten ihn und sandten Leute aus, die sich stellen sollten, als wären sie gerecht; die sollten ihn fangen in seinen Worten, damit man ihn überantworten könnte der Obrigkeit und Gewalt des Statthalters. 21 Und sie fragten ihn und sprachen: Meister, wir wissen, dass du aufrichtig redest und lehrst und achtest nicht das Ansehen der Menschen, sondern du lehrst den Weg Gottes wahrhaftig. 22 Ist’s recht, dass wir dem Kaiser Steuern zahlen, oder nicht? 23 Er aber merkte ihre List und sprach zu ihnen: 24 Zeigt mir einen Silbergroschen! Wessen Bild und Aufschrift hat er? Sie sprachen: Des Kaisers. 25 Er aber sprach zu ihnen: So gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist! 26 Und sie konnten ihn in seinen Worten nicht fangen vor dem Volk und wunderten sich über seine Antwort und schwiegen still. (Lk 20,20-26)

„Die sollten ihn fangen in seinen Worten“. Eine treffende Ausdrucksweise in der Übersetzung von Martin Luther für das, was die Pharisäer und Schriftgelehrten hier versuchen. Sie wollen Jesus eine Falle stellen, ihn in seinen Worten „fangen“, dass er nicht mehr vor und zurück kann und ihnen hilflos ausgeliefert ist. Und dazu eignet sich die scheinbar interessierte Frage, ob sie dem römischen Kaiser Steuern zahlen sollen, sehr gut. Denn wie Jesus auch hier antworten wird, er kann es nur falsch machen. Bejaht er die Frage, gilt er bei den Juden als Opportunist der verhassten Besatzungsmacht, verneint er sie, gilt er bei den Römern als Aufwiegler.

Doch Jesus lässt sich nicht „in seinen Worten fangen“. Er antwortet: „So gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist.“ Jesus redet den Besatzern nicht nach dem Mund noch will er einen Aufstand provozieren. Aber er macht klar, dass es hier um zwei ganz verschiedene Ebenen geht. Ich kann mich äußerlich an die Gesetze halten – und innerlich doch so frei sein, mein Herz an einen Anderen, Größeren zu hängen.

Wem folge ich? Woran hängt mein Herz? Was ist für mich des Kaisers, und was Gottes?

P. Maurus Runge OSB

12.03.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/03/coins-4786028_1280.jpg 853 1280 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-03-12 06:30:272021-03-10 13:24:45Impuls am Freitag der 3. Fastenwoche (12.03.2021)

Impuls am Donnerstag der 3. Fastenwoche (11.03.2021)

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Tageslesung: Lk 20,9-19

Mord und Totschlag – gibt es nichts anderes mehr?

Liebe Schwestern, liebe Brüder,
an manchen Tagen denke ich mir: Gibt es wirklich nichts anderes mehr zu berichten als von Mord und Totschlag? Sind die Welt und die Menschen tatsächlich nur noch unbarmherzig und schlecht?
Sie werden mit mir sicher „Nein“ sagen, auch wenn uns selbst viele Beispiele aus der weiten und näheren Umgebung einfallen, die uns aufzeigen, dass die Welt nicht nur schön ist und das nicht erst seit Corona.
Und selbst in der Heiligen Schrift gibt es viele Stellen, an denen Unmenschliches berichtet wird. Die Erzählung von den bösen Winzern (Lk 20,9-19) ist da nur ein Beispiel von vielen.
Aber so schwer das Verhalten der bösen Winzer zu verstehen ist, so deutlich ist in diesem Text auch etwas Hoffnungsvolles herauszuhören: „Den Stein, den die Bauleute verworfen haben, er ist zum Eckstein geworden“, und der Weinberg selbst wird ja auch nicht zerstört! Sodass er weiter Frucht bringen wird, mit einem guten Winzer bzw. einer guten Winzerin.

So bleibt die Frage: Wie lebe ich in diesem Weinberg des Herrn?

Und wenn ich und wir auf unseren guten Willen und unser eigenes Tun blicken, dann kann man doch schon sagen:

Es gibt weit mehr als Mord und Totschlag in unserer Welt, deshalb berichtet auch davon!

Einen guten Tag
wünscht Ihnen allen
P. Cornelius Wanner OSB

11.03.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/03/weinberg.jpg 1067 1422 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-03-11 06:30:222021-03-08 15:15:40Impuls am Donnerstag der 3. Fastenwoche (11.03.2021)

Impuls am Mittwoch der 3. Fastenwoche (10.03.2021)

Impuls
Roman Weis

1 Und es geschah: Eines Tages lehrte er im Tempel das Volk und verkündete das Evangelium, da kamen die Hohepriester und die Schriftgelehrten mit den Ältesten hinzu 2 und fragten ihn: Sag uns: In welcher Vollmacht tust du das? Wer hat dir diese Vollmacht gegeben? 3 Er antwortete ihnen: Auch ich will euch eine Frage stellen. Sagt mir: 4 Stammte die Taufe des Johannes vom Himmel oder von den Menschen? 5 Da überlegten sie und sagten zueinander: Wenn wir antworten: Vom Himmel!, so wird er sagen: Warum habt ihr ihm dann nicht geglaubt? 6 Wenn wir aber antworten: Von den Menschen!, dann wird das ganze Volk uns steinigen; denn sie sind überzeugt, dass Johannes ein Prophet ist. 7 Darum antworteten sie: Wir wissen nicht, woher. 8 Jesus erwiderte ihnen: Dann sage auch ich euch nicht, in welcher Vollmacht ich das tue. (Lk 20,1-8)

Jesus wird in der Synagoge von den Pharisäern und Schriftgelehrten  gefragt, in welcher Vollmacht er verkünde und Taten vollbringe. Sie fragen Jesus, wer oder was ihn ermächtigt. Auch heute stellen viele Zeitgenossen die Frage nach der Macht in der Kirche. Jesu Auftrag war es, den umfassenden Heilswillen des Vaters allen Menschen erfahrbar werden zu lassen. Auch wir sind als Schwestern und Brüder zu diesem Auftrag heute berufen. Jesu Weg entlarvt falsche Machtvorstellungen. Sein Weg gipfelt in der Ohnmacht seiner Liebe am Kreuz. Sein Weg ist ein Weg der hingebenden Liebe. Jede Frau und jeder Mann, der aus dieser göttlichen Grundinspiration versucht zu leben, verwirklicht diese Liebe. Als Geschwister haben wir alle Anteil am Dienst des Evangeliums und der Versöhnung.

Die Zeit auf Ostern hin ist immer auch eine Zeit der Korrektur und der Umkehr. Fragen wir uns kritisch, wo jeder einzelne von uns einer falschen Macht folgt, die nicht Maß nimmt an der Liebe und Selbsthingabe Jesu.

Br. Emmanuel Panchyrz OSB

10.03.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/02/NIK0116.jpg 845 568 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-03-10 06:30:092021-03-09 08:39:22Impuls am Mittwoch der 3. Fastenwoche (10.03.2021)

Impuls am Dienstag der 3. Fastenwoche (09.03.2021)

Impuls
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41 Und als er nahe hinzukam und die Stadt sah, weinte er über sie 42 und sprach: Wenn doch auch du erkenntest an diesem Tag, was zum Frieden dient! Aber nun ist’s vor deinen Augen verborgen. 43 Denn es wird eine Zeit über dich kommen, da werden deine Feinde um dich einen Wall aufwerfen, dich belagern und von allen Seiten bedrängen 44 und werden dich dem Erdboden gleichmachen samt deinen Kindern in dir und keinen Stein auf dem andern lassen in dir, weil du die Zeit nicht erkannt hast, in der du besucht worden bist.
45 Und er ging in den Tempel und fing an, die Händler hinauszutreiben, 46 und sprach zu ihnen: Es steht geschrieben (Jesaja 56,7): »Mein Haus wird ein Bethaus sein«; ihr aber habt es zur Räuberhöhle gemacht. 47 Und er lehrte täglich im Tempel. Aber die Hohenpriester und die Schriftgelehrten und die Angesehensten des Volkes trachteten danach, dass sie ihn umbrächten, 48 und fanden nicht, wie sie es machen sollten; denn alles Volk hing ihm an und hörte ihn. (Lk 19,41-48)

Es ist ein Abschnitt voller Emotionen, in dem uns ein Jesus vor Augen geführt wird, der von ganz unterschiedlichen Gefühlen überwältigt wird. In Jerusalem angekommen, ist es zunächst Trauer, die ihn übermannt. Jesus schämt sich seiner Tränen nicht, wenn er Jerusalem, wörtlich: „die Stadt des Friedens“ sieht, die ihrem Namen so gar keine Ehre macht: „Wenn doch auch du erkanntest an diesem Tag, was zum Frieden dient!“ Eine große Sehnsucht spricht aus diesem Satz.
Nach der Trauer kommt der Zorn. Als Jesus in den Tempel kommt – eher ist hier der Vorhof des Tempels gemeint, wo die Händler und Geldwechsler ihren Ort hatten – überkommt ihn die Wut darüber, dass hier kaum noch etwas vom Tempel als Bethaus zu spüren ist.
Trauer und Zorn sind urmenschliche Emotionen. Jesus scheut sich nicht, zu diesen Emotionen zu stehen – weil ihm Jerusalem, die Stadt des Friedens, so wichtig ist, weil ihm Gott und seine Herrschaft so wichtig sind.

Was ist mir wichtig im Leben? Was ist mir so wichtig, dass die Emotionen hochkochen?

P. Maurus Runge OSB

09.03.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/03/jerusalem-1712855_1280.jpg 493 1280 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-03-09 06:30:042021-03-08 08:48:56Impuls am Dienstag der 3. Fastenwoche (09.03.2021)

Impuls am Montag der 3. Fastenwoche (08.03.2021)

Impuls
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28 Nach dieser Rede zog Jesus voran und ging nach Jerusalem hinauf. 29 Und es geschah: Er kam in die Nähe von Betfage und Betanien, an den Berg, der Ölberg heißt, da schickte er zwei seiner Jünger aus 30 und sagte: Geht in das Dorf, das vor uns liegt! Wenn ihr hineinkommt, werdet ihr dort ein Fohlen angebunden finden, auf dem noch nie ein Mensch gesessen hat. Bindet es los und bringt es her! 31 Und wenn euch jemand fragt: Warum bindet ihr es los?, dann antwortet: Der Herr braucht es. 32 Die Ausgesandten machten sich auf den Weg und fanden alles so, wie er es ihnen gesagt hatte. 33 Als sie das Fohlen losbanden, sagten die Leute, denen es gehörte: Warum bindet ihr das Fohlen los? 34 Sie antworteten: Weil der Herr es braucht. 35 Dann führten sie es zu Jesus, legten ihre Kleider auf das Fohlen und halfen Jesus hinauf. 36 Während er dahinritt, breiteten die Jünger ihre Kleider auf dem Weg aus. 37 Als er sich schon dem Abhang des Ölbergs näherte, begann die Schar der Jünger freudig und mit lauter Stimme Gott zu loben wegen all der Machttaten, die sie gesehen hatten. 38 Sie riefen: Gesegnet sei der König, der kommt im Namen des Herrn. Im Himmel Friede und Ehre in der Höhe! 39 Da riefen ihm einige Pharisäer aus der Menge zu: Meister, weise deine Jünger zurecht! 40 Er erwiderte: Ich sage euch: Wenn sie schweigen, werden die Steine schreien. (Lk 19,28-40)

Die meisten von uns werden diese Bibelstelle kennen. Sie wird jedes Jahr an Palmsonntag verlesen. Ich möchte heute auf den letzten Satz der Perikope eingehen.

Da riefen ihm einige Pharisäer aus der Menge zu: Meister weise deine Jünger zurecht! Er erwiderte: Ich sage euch: Wenn sie schweigen, werden die Steine schreien.

Für mich ergeben sich daraus zwei Fragestellungen: Gibt es für mich eine Wahrheit? Und: Habe ich den Mut, für diese Wahrheit einzustehen?

Gibt es für mich eine Wahrheit? Das heißt nicht, im Fundamentalismus andere zu bevormunden, sondern es heißt, für sich eine Wahrheit gefunden zu haben und anderen ihre Wahrheit nicht abzusprechen. Es heißt aber auch, diese für sich gefundene Wahrheit nicht zu verstecken. Sie in den Diskurs der Gesellschaft zu stellen. Das erfordert Mut. Dass ich an Jesus glaube als den Erlöser, dass ich an ein Leben nach dem Tod glaube, das in der heutigen Zeit zu bekennen ist mutig. In einer Zeit der berechtigten Kirchenkritik zu bekennen, dass ich an Jesus glaube, ist mutig. Ich wünsche Ihnen in dieser Woche, dass sie Zeit finden, sich zu fragen: An welche Wahrheit glaube ich? Und: Habe ich den Mut zum Bekenntnis?

Br. Benjamin Altemeier OSB

08.03.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/03/palm-sunday-4903105_1280.jpg 853 1280 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-03-08 06:30:112021-03-07 08:29:10Impuls am Montag der 3. Fastenwoche (08.03.2021)

Impuls am 3. Fastensonntag (07.03.2021)

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Impuls zu Psalm 34

Fallschirm

„Der Engel des Herrn umschirmt, die ihn fürchten, und er befreit sie!“ Das ist für mich der schönste Vers des 34. Psalms, den wir Mönche montags in der Komplet beten. Ein schönes biblisches Bild für die Engel, besonders für den Schutzengel. Es ist auch ein Trostbild: Du bist behütet. Du kommst nicht zu Fall. Gott schenkt dir einen Schutzengel, der dich umschirmt, so wie der Fallschirm den Fallschirmspringer hält und trägt. Unter Gottes Fallschirm kommst du nicht zu Fall. Und dennoch bist du frei, denn Gott schnürt dich los und hilft dir heraus. Er schnürt uns los, in dem Schutzraum, den er selbst uns garantiert. Aber wenn Gott dir selber einen Schutzraum schafft, dann kannst du ja deine Kräfte frei entfalten, und du sollst diese Kräfte nutzen. Nutzen, um in schwierigen Situationen das Notwendige zu tun, eben das, was jetzt dringend getan werden muss. Manchmal ist es etwas Konkretes. Es kann aber auch sein, dass es „nur“ darum geht, etwas auszuhalten, was uns kaum erträglich erscheint. Gott hilft dir hindurch, auch durch die Not-Situationen. Durch die dunklen Stunden, die zunächst so gar nicht zum Lobe Gottes aufrufen. Wenn du das aber für dich erkannt hast, dann kannst du eben doch Gott „allezeit loben“, wie es im 34. Psalm heißt. Auch in den schmerzhaften Zeiten. Denn: Du kannst diese Zeiten ja in dem Schutzraum Gottes durchleben. Du kannst nicht tiefer fallen als in Seine Hand.

Br. Benedikt Müller OSB

07.03.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/03/parachute-5408876.jpg 678 1024 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-03-07 06:30:152021-03-05 14:51:46Impuls am 3. Fastensonntag (07.03.2021)

Impuls am Samstag der 2. Fastenwoche (06.03.2021)

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Lk 19,11-27: Von den anvertrauten Pfunden

11Als sie nun zuhörten, sagte er ein weiteres Gleichnis; denn er war nahe bei Jerusalem und sie meinten, das Reich Gottes werde sogleich offenbar werden. 12Und er sprach: Ein Mann von edler Herkunft zog in ein fernes Land, um ein Königtum zu erlangen und dann zurückzukommen. 13Der ließ zehn seiner Knechte rufen und gab ihnen zehn Pfund und sprach zu ihnen: Handelt damit, bis ich wiederkomme! 14Seine Bürger aber waren ihm feind und schickten eine Gesandtschaft hinter ihm her und ließen sagen: Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche.

15Und es begab sich, als er wiederkam, nachdem er das Königtum erlangt hatte, da ließ er die Knechte zu sich rufen, denen er das Geld gegeben hatte, um zu erfahren, was sie erhandelt hätten. 16Da trat der erste herzu und sprach: Herr, dein Pfund hat zehn Pfund eingebracht. 17Und er sprach zu ihm: Recht so, du guter Knecht; weil du im Geringsten treu gewesen bist, sollst du Macht haben über zehn Städte.18Der zweite kam auch und sprach: Herr, dein Pfund hat fünf Pfund erbracht. 19Zu dem sprach er auch: Und du sollst über fünf Städte sein.20Und der dritte kam und sprach: Herr, siehe da, hier ist dein Pfund, das ich in einem Tuch verwahrt habe; 21denn ich fürchtete mich vor dir, weil du ein harter Mann bist; du nimmst, was du nicht angelegt hast, und erntest, was du nicht gesät hast. 22Er sprach zu ihm: Mit deinen eigenen Worten richte ich dich, du böser Knecht. Wusstest du, dass ich ein harter Mann bin, nehme, was ich nicht angelegt habe, und ernte, was ich nicht gesät habe, 23warum hast du dann mein Geld nicht zur Bank gebracht? Und wenn ich zurückgekommen wäre, hätte ich’s mit Zinsen eingefordert. 24Und er sprach zu denen, die dabeistanden: Nehmt das Pfund von ihm und gebt’s dem, der zehn Pfund hat. 25Und sie sprachen zu ihm: Herr, er hat doch schon zehn Pfund. 26Ich sage euch aber: Wer da hat, dem wird gegeben werden; von dem aber, der nicht hat, wird auch das genommen werden, was er hat.27Doch diese meine Feinde, die nicht wollten, dass ich über sie herrsche, bringt her und macht sie vor mir nieder.

Wagen wir es also, ICH zu sein!

Als ich dieses Gleichnis Jesu las, dachte ich: „Ja klar, kenne ich. Aber – es ist irgendwie anders als sonst…!“ Und tatsächlich, vergleicht man es mit der Fassung im Matthäusevangelium, die uns aus der Liturgie viel bekannter ist, dann fällt ein fundamentaler Unterschied auf. Hier bei Lukas bekommt jeder der zehn ausgesuchten Knechte ein Pfund! Bei Matthäus heißt es dagegen: „Er rief seine Diener und vertraute ihnen sein Vermögen an. Dem einen gab er fünf Talente Silbergeld, einem anderen zwei, wieder einem anderen eines, jedem nach seinen Fähigkeiten!“ (Mt 25,14-15)

Die beiden Evangelisten schildern uns zwei unterschiedliche Lebensauffassungen. Der eine: Alle sind gleich und haben gleich viele Charakterstärken mit auf den Lebensweg bekommen. Also die gleiche Ausgangslage für alle! Der andere: Das Leben ist ungerecht. Die einen haben viele Stärken mitbekommen – die anderen wenig. Eine völlig unterschiedliche Ausgangslage.

Wie empfinde nun ich? Was hat mich mein Leben bisher gelehrt? Alle haben dieselben Risiken und Chancen – oder: Der eine ist bevorteilt, der andere – und hier vor allem ich selbst – ist im Nachteil. Ich glaube, es kann sehr heilsam sein, sich einmal diesen Gedanken zu stellen. Wie viele Konflikte unseres Lebens hängen an dieser Frage. Ganz besonders deutlich wird sie, oft ein Leben lang, bei Geschwistern ausgefochten. „Du warst doch immer Papas Liebling! Und ich wurde überhaupt nicht wahrgenommen in meinem Bemühen…“ Und so tun wir unser ganzes Leben nichts anderes – als doch endlich wahrgenommen zu werden. Überall. Immer wieder.

Interessant ist nun, dass beide Evangelisten bei der Reaktion des Herrn, nach seiner Rückkehr, auf das Handeln seiner Knechte übereinstimmen. Es kommt nicht so sehr darauf an, wieviel diese mit dem ihnen anvertrauten Silbergeld erwirtschaftet haben. Sondern vor allem, dass sie überhaupt etwas daraus gemacht haben. Die einzige Haltung, die kritisiert wird, ist die der Angst, des Versteckens.

Eigentlich ist das doch sehr tröstlich! Ich muss in meinem Leben nicht der „tolle Hecht“, der „Tausendsassa“ sein. Ich darf das, was mir ganz persönlich an Stärken mit auf den Weg gegeben ist (ob viel oder wenig), weiterentwickeln. Nicht mehr – aber auch nicht weniger. Und am Ende wird es reichen, ist es gut.

Jeder Mensch hat seinen besonderen Weg. Mit jedem Menschen ist etwas Neues in die Welt gesetzt, was es noch nicht gegeben hat, etwas Erstes und Einziges. Es ist nicht noch einmal zu tun, was ein anderer, und wäre es der Größte, schon verwirklicht hat. Darum lautet für Rabbi Sussja die Frage der Fragen:

„In der kommenden Welt wird man mich nicht fragen: ‘Warum bist du nicht Mose gewesen?’ Man wird mich fragen: ‘Warum bist du nicht Sussja gewesen?’“

Wagen wir es also, ICH zu sein!

P. Jonas Wiemann OSB

06.03.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/03/money-2696219_1280.jpg 854 1280 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-03-06 06:30:282021-03-05 14:38:55Impuls am Samstag der 2. Fastenwoche (06.03.2021)

Impuls am Freitag der 2. Fastenwoche (05.03.2021)

Impuls
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1 Dann kam er nach Jericho und ging durch die Stadt. 2 Und siehe, da war ein Mann namens Zachäus; er war der oberste Zollpächter und war reich. 3 Er suchte Jesus, um zu sehen, wer er sei, doch er konnte es nicht wegen der Menschenmenge; denn er war klein von Gestalt. 4 Darum lief er voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, um Jesus zu sehen, der dort vorbeikommen musste. 5 Als Jesus an die Stelle kam, schaute er hinauf und sagte zu ihm: Zachäus, komm schnell herunter! Denn ich muss heute in deinem Haus bleiben. 6 Da stieg er schnell herunter und nahm Jesus freudig bei sich auf. 7 Und alle, die das sahen, empörten sich und sagten: Er ist bei einem Sünder eingekehrt. 8 Zachäus aber wandte sich an den Herrn und sagte: Siehe, Herr, die Hälfte meines Vermögens gebe ich den Armen, und wenn ich von jemandem zu viel gefordert habe, gebe ich ihm das Vierfache zurück. 9 Da sagte Jesus zu ihm: Heute ist diesem Haus Heil geschenkt worden, weil auch dieser Mann ein Sohn Abrahams ist. 10 Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist. (Lk 19,1-10)

Fast wirkt es so, als ob Zachäus nicht nur in den Maulbeerfeigenbaum steigt, um Jesus von Ferne zu sehen, sondern auch, um sich vor ihm zu verstecken. Vielleicht ist dies tatsächlich ein Ausdruck seiner eigenen Sehnsucht nach Heil und seiner Scham vor seinem eigenen Un-Heil.

Ihm, dem Oberzöllner, d.h. einem, der mit dem ungeliebten römischen Staatswesen kooperierte und sich am System der Steuereintreibung bereicherte – der einen Reibach gemacht hat – werden seine eigenen Sünden bekannt gewesen sein. Nur durch seine Unehrlichkeit konnte er Reichtum erlangen. So sucht er, in seiner Scham, eine vermeintlich sichere Distanz zum Heiligen, Heilenden.

„Da kommt also jemand in meine Stadt, von dem sich die Menschen Heil versprechen… Wär ja schon schön. Mal sehen… Aber ich selbst hab ja zu viel verbockt – bin ja wohl unwürdig, gerettet zu werden…?“

Jesus begnügt sich nicht damit, nur zu den ganz normalen Menschen zu gehen. Er hat entschieden, die größten Sünder zu retten. Und so geht er direkt zu Zachäus, dessen Herz er kennt, und sucht den Kontakt mit ihm, dem Sünder.

Als Zachäus also Jesus bei sich aufnimmt, bekehrt er sich und bekennt sich zu seiner Umkehr. Er zeigt guten Willen. So kann Jesus ihm das Heil zusprechen!

Was ergibt sich für uns? Auch wir erfahren uns in vielen Bereichen als sündige, widersprüchliche Menschen. Letztendlich ist die zentrale Frage des heutigen Textes aus dem Lukasevangelium: „Wer ist würdig, gerettet zu werden?“

Verstecke ich mich aus Angst vor meiner eigenen Umkehr im Maulbeerfeigenbaum? Oder lasse ich mich von Jesus ansprechen? Und was ist meine Antwort?

Dann darf ich wieder gewiss sein: Wenn es bei Zachäus mit der Heilung geklappt hat, wird es auch bei mir klappen.

Mit dem Psalmisten dürfen wir also beten: „Du hast entschieden, mich zu retten!“ (Ps 71,3)
Ich darf, selbst wenn ich meine eigenen Unzulänglichkeiten wahrnehme, und sie mich oft frustrieren mögen, darauf vertrauen, dass Gott mich – wenn ich es will – retten wird. Wenn ich will! Das ist keine Einladung, sich zurückzulehnen, sondern die Aufforderung, sich vertrauensvoll auf den Weg zu machen.

Er wird das, was er in meiner Taufe begonnen hat, auch zu Ende führen!

Br. Josef Ellendorff OSB

05.03.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/03/bear-79838_1280.jpg 848 1280 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-03-05 06:30:422021-03-04 08:43:59Impuls am Freitag der 2. Fastenwoche (05.03.2021)

Impuls am Donnerstag der 2. Fastenwoche (04.03.2021)

Impuls

31 Jesus versammelte die Zwölf um sich und sagte zu ihnen: Siehe, wir gehen nach Jerusalem hinauf; und es wird sich alles erfüllen, was bei den Propheten über den Menschensohn geschrieben steht. 32 Denn er wird den Heiden ausgeliefert, wird verspottet, misshandelt und angespuckt werden 33 und man wird ihn geißeln und töten und am dritten Tag wird er auferstehen. 34 Doch die Zwölf verstanden das alles nicht; der Sinn der Worte war ihnen verschlossen und sie begriffen nicht, was er sagte.

(Lk 18,31-34 – ganze Tageslesung: Lk 18,31-43)

In den Tageslesungen aus dem Lukasevangelium machen wir heute einen großen Sprung und gehen direkt ins 18. Kapitel, wo Jesus den Jüngern sein Schicksal vorhersagt – Leiden, Auslieferung, Verspottung, Misshandlung, Tod. Es wird ernst. Der Konflikt mit den religiösen Autoritäten, von dem wir in der Tageslesung gestern gehört haben, spitzt sich zu. Dass Jesus auch von der Auferstehung spricht, scheinen die Jünger vor lauter Leidensweissagungen gar nicht mehr zu hören.

„Doch die Zwölf verstanden das alles nicht.“ Wie sollten sie auch? Ein Messias, der durch das Leiden hindurchgeht, das war für sie jenseits aller Vorstellungskraft. Indem sie Jesus auf seinem Leidensweg begleiten, müssen sie noch einen langen und auch schmerzhaften Lernprozess durchmachen.

Und wie ist es mit mir? Verstehe ich Jesus? Oft geht es mir, wenn ich ehrlich bin, so wie den Jüngern. Ich verstehe das alles nicht. Es erschließt sich mir kein Sinn. Es ist wohl so wie mit den Jüngern. Ich muss mit Jesus mitgehen, ihn auf dem Weg seiner Passion begleiten, an seiner Seite sein – um vielleicht nach einem langen Lernprozess besser begreifen zu können.

P. Maurus Runge OSB

04.03.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/03/Kreuz-im-Atrium.jpg 845 563 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-03-04 06:30:212021-03-03 08:31:56Impuls am Donnerstag der 2. Fastenwoche (04.03.2021)

Impuls am Mittwoch der 2. Fastenwoche (03.03.2021)

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37 Jesus sprach noch mit seinen Zuhörern, als er von einem Pharisäer zum Mittagessen eingeladen wurde. Er ging mit und setzte sich an den Tisch. 38 Entrüstet beobachtete der Gastgeber, dass sich Jesus vor dem Essen nicht die Hände gewaschen hatte, wie es bei den Juden vorgeschrieben war. 39 Jesus bemerkte seinen Unwillen und wandte sich zu ihm: „Äußerlich seid ihr Pharisäer ohne Fehler, ihr glänzt wie die Becher, aus denen ihr trinkt. Aber innerlich seid ihr schmutzig und verkommen. 40 Ihr Scheinheiligen! Ihr wisst doch ganz genau, dass Gott beides geschaffen hat – Äußeres und Inneres. Meint ihr da wirklich, dass er nur auf das Äußere achtet? 41 Eure Schüsseln und Becher sind voll. Gebt das, was drin ist, den Armen, dann seid ihr auch vor Gott rein!
42 Wehe euch, ihr Pharisäer! Sogar von Küchenkräutern wie Minze und Raute und auch von allen anderen Gewürzen gebt ihr Gott den zehnten Teil. Aber das, was viel wichtiger wäre – Gerechtigkeit und die Liebe zu Gott –, ist euch gleichgültig. Doch gerade darum geht es hier: das Wesentliche tun und das andere nicht unterlassen.“

(Lk 11,37-42 (nach: Hoffnung für alle) – gesamte Tageslesung: Lk 11,37-54)

„Außen hui – innen pfui“ pflegte meine Oma zu Menschen zu sagen, die sich äußerlich gut, sauber, wichtig, rechtschaffen, „herausgeputzt“ gaben – und innerlich so ganz anders waren. Es ist wie die Kurzfassung der heutigen Tageslesung. Aber ist das so einfach?

Die Pharisäer sind Menschen, die ihren Glauben ernst nehmen und aus ihm heraus leben. In gewisser Weise sind sie die Elite der damals Glaubenden. Und doch geht Jesus mit ihnen nicht gerade zimperlich um. Er wirft ihnen vor, dass sie die Gesetzestreue höher ansetzen als die Liebe zu Gott und zum Nächsten. Ja, dass sie die Gerechtigkeit nicht beachten – und die Menschen am Rande der Gesellschaft, die es nötig hätten, im wahrsten Sinne des Wortes links liegen lassen.

Und ich merke, dass diese Worte mich meinen. Nicht einen konkreten Menschen damals, sondern mich in meiner doch so oft pharisäischen Haltung. Stehe ich damit nicht oft genug Gott selbst im Wege durch mein (Nicht-)Zeugnis, trage seine Liebe nicht zu denen, die sie nötig hätten?

Da ist ein schöner Gottesdienst wichtiger als die Möglichkeit, Menschen nahe zu kommen. Da schreibe ich lieber Texte, als auf Menschen zuzugehen. Da fühle ich mich gut und wichtig, wenn andere mir das auch noch sagen – statt zu sehen, wen ich alles übersehe, wem ich weh tue, wen ich nicht beachte. Gelder für wichtige Hilfsprojekte kann ich organisieren. Aber mich der Bettlerin am Straßenrand zuzuwenden, schaffe ich nicht.

Jesus macht deutlich: das eine tun ohne das andere zu lassen. Nur: Gerechtigkeit und Liebe müssen an erster Stelle stehen. Nicht ich.

P. Guido Hügen OSB

03.03.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/03/poverty-1423343_1280.jpg 853 1280 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-03-03 06:30:292021-03-02 08:34:19Impuls am Mittwoch der 2. Fastenwoche (03.03.2021)

Impuls am Dienstag der 2. Fastenwoche (02.03.2021)

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33 Niemand zündet eine Leuchte an und stellt sie in einen versteckten Winkel oder unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter, damit alle, die eintreten, das Licht sehen. 34 Die Leuchte des Leibes ist dein Auge. Wenn dein Auge gesund ist, dann ist dein ganzer Leib hell. Wenn es aber krank ist, dann ist auch dein Leib finster. 35 Achte also darauf, dass das Licht in dir nicht Finsternis ist! 36 Wenn nun dein ganzer Leib hell ist und nichts Finsteres in ihm ist, dann wird er ganz hell sein, wie wenn die Leuchte dich mit ihrem Strahl bescheint. (Lk 11,33-36)

„Stell dein Licht nicht unter den Scheffel!“ Das sagte früher meine Mutter zu mir, wenn ich mich nicht traute, irgendetwas zu tun, wo ich zwangsläufig im Rampenlicht stände – beim Schultheater, in der Musikgruppe, beim Lektorendienst im Gottesdienst. Sie ermutigte mich, meine Talente nicht zu vergraben, sondern zu nutzen – und genau deshalb habe ich das dann getan, zwar mit viel Lampenfieber und Zittern, aber auch mit der Erfahrung, dass es eigentlich gar nicht so schlimm war.
Wer im Licht steht, der wird gesehen. Das ist positiv und negativ. Nicht nur der Applaus am Ende zählt, sondern jeder Versprecher wird wahrgenommen – oft mehr von mir selbst als von anderen.

„Achte also darauf, dass das Licht in dir nicht Finsternis ist!“ Ich bin für mein Licht selbst verantwortlich. Wenn ich einmal im Licht stehe, dann muss ich damit rechnen, dass da vielleicht auch etwas zum Vorschein kommt, dass ich lieber im Dunkeln gelassen hätte. Deshalb ist manchmal auch die Vorsicht des Kindes angebracht, das sich nicht traut, im Licht zu stehen. Gerade unsere Mediengesellschaft ist unbarmherzig im Aufdecken des eigenen Schattens.

Mir hilft es in solchen Situationen oft innezuhalten. Mich zu vergewissern, dass ich durch nichts aus dem Licht Gottes herausfallen kann. Mich neu anfüllen zu lassen von Seinem Licht, das auch das Dunkle in mir erleuchtet. Nicht grell wie ein Scheinwerfer, sondern sanft wie eine Nachttischlampe.

P. Maurus Runge OSB

02.03.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/02/night-table-lamp-843461_1280.jpg 853 1280 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-03-02 06:30:462021-02-28 10:25:03Impuls am Dienstag der 2. Fastenwoche (02.03.2021)

Impuls am Montag der 2. Fastenwoche (01.03.2021)

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29 Als immer mehr Menschen zusammenkamen, begann Jesus zu sprechen: Diese Generation ist eine böse Generation. Sie fordert ein Zeichen; aber es wird ihr kein Zeichen gegeben werden außer das Zeichen des Jona. 30 Denn wie Jona für die Einwohner von Ninive ein Zeichen war, so wird es auch der Menschensohn für diese Generation sein. 31 Die Königin des Südens wird beim Gericht mit den Männern dieser Generation auftreten und sie verurteilen; denn sie kam von den Enden der Erde, um die Weisheit Salomos zu hören. Und siehe, hier ist mehr als Salomo. 32 Die Männer von Ninive werden beim Gericht mit dieser Generation auftreten und sie verurteilen; denn sie sind auf die Botschaft des Jona hin umgekehrt. Und siehe, hier ist mehr als Jona. (Lk 11,29-32)

Was ist eigentlich so schlimm daran, ein Zeichen zu fordern? Nicht alles einfach so hinzunehmen, einfach „zu glauben“, sondern den Dingen auf den Grund gehen zu wollen? Für die Wissenschaft ist dieses Vorgehen Standard. Jede neue Hypothese wird zunächst einmal hinterfragt, von allen Seiten beleuchtet, bis sie wirklich hieb- und stichfest ist. An den Forschungen am Coronavirus kann man das hautnah miterleben.

Jesus geht es hier wohl nicht um Wissenschaftsfeindlichkeit. Er will keinen Gegensatz zwischen Wissen und Glauben aufbauen. Ihm geht es nicht um einen Sachverhalt, den man verifizieren oder falsifizieren kann, nüchtern und ohne jedes Pathos. Nein, Jesus geht es um die zwischenmenschliche Ebene, um die Beziehung zwischen ihm und seinen Jüngern. Und da kann es nicht darum gehen, immer neue Zeichen und Beweise zu fordern, sondern zwischen Menschen geht es um Vertrauen – manchmal auch um einen Vertrauensvorschuss. Liebe und Freundschaft lassen sich nicht beweisen. Das heißt dann natürlich auch, dass mein Vertrauen enttäuscht werden kann, dass ich aufs falsche Pferd gesetzt habe. Das gehört zum Risiko des Glaubens dazu.

Jesus führt den Propheten Jona als Zeichen für seine Jünger an. Jona ist ein Prophet, der die Menschen zur Umkehr aufrief – und der selbst immer wieder umkehren musste. Hin zu einem Gott, der größer ist als unsere Vorstellungen von ihm. So muss auch ich immer neu umkehren, meine Bilder und Vorstellungen, wie Gott ist bzw. wie ich ihn haben möchte, lassen und mich neu in das Risiko des Glaubens hineinwagen. Im Bewusstsein, dass alles auch ganz anders sein könnte. Aber im Vertrauen, dass es doch richtig sein könnte.

P. Maurus Runge OSB

01.03.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/02/magnifying-2681372_1280.png 628 1280 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-03-01 06:30:112021-02-28 10:19:35Impuls am Montag der 2. Fastenwoche (01.03.2021)

Impuls am 2. Fastensonntag (28.02.2021)

Impuls

Tageslesung: Psalm 25

Fernglas

Im Sommer ein paar schöne Tage in den Südtiroler Bergen genießen. Wanderungen in den Bergen. Stille erleben und pure Natur erblicken. Den Augen.Blick genießen. Der Rucksack ist gefüllt. Freiheit fast über den Wolken finden. Den Blick auf das Gipfelkreuz gerichtet. Ein Fernglas darf nicht fehlen, um Steinböcke oder Adler oder die Bergspitze mit dem uralten Gletscher ins Visier zu nehmen. Wie oft habe ich das Fernglas schon in die Hand genommen, um es in eine ganz bestimmte Richtung zu schwenken, damit ich die Wunderwelt der Südtiroler Berge in den Blick nehmen kann. Wenn ich durch ein Fernglas schaue, kann es sein, dass ich lange suchen muss, bis ich meinen Blick.Punkt gefunden habe. Habe ich es geschafft, dann kann ich mich einen Augen.Blick an dem Erblickten erfreuen. Im 25. Psalm hören wir: „Meine Augen sehen stets auf den Herrn, denn er wird meinen Fuß aus dem Netz ziehen.“ Im Leben gibt es immer wieder Situationen, in die ich mich verstricke. Moment.Aufnahmen, in denen ich mich verliere. Augen.Blicke, wo ich falle oder festsitze. Gefangen im Netz der eigenen Verstrickungen. In diesen Moment ist ein guter Blick.Punkt mit klarer Aussicht wichtig. Mit dem Fernglas meiner Seele suche ich in meinem Herzen Gottes Augen, denn ich weiß, dass seine Augen stets auf mir ruhen. Gott schaut mich an. Er schenkt mir ein Ansehen, auch wenn ich mich in den Verstrickungen des Lebens verheddert habe. Ich werde von ihm gesehen und er wird mich aus meinen Netzen der Dunkelheit mit seiner leuchtenden, warmen Liebe befreien. Durch den An.Blick Gottes ist über den Augen.Blick der Ewigkeit hinaus das Netz der unbarmherzigen Verstrickungen zerrissen, und ich bin frei – in seiner Liebe frei.

Br. Benedikt Müller OSB

28.02.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/02/nature-3261062.jpg 682 1024 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-02-28 06:30:262021-02-27 07:56:10Impuls am 2. Fastensonntag (28.02.2021)

Impuls am Samstag der 1. Fastenwoche (27.02.2021)

Impuls
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Tageslesung: Lk 11,14-28

Mir ist der Begriff „Dämon“ fremd. Auch mit der Bezeichnung „unreiner Geist“ kann ich wenig anfangen. Aus medizinischer Sicht gibt es Erkrankungen, die entweder physischer Natur oder psychischer Natur sind. Hier passen für mich keine theologischen Begriffe. Der Dämon oder auch der unreine Geist sind für mich Stellvertreter für das damals Unbekannte an Erkrankungen. Womit ich jedoch etwas anfangen kann, ist, dass Jesus heilt. Was er heilt und wie er heilt, ist dabei eigentlich nebensächlich. Der Mensch, der vorher krank war, ist jetzt geheilt. Jesus vermag durch seine Anwesenheit, durch seine Botschaft in dem Menschen etwas gerade zu rücken. Oder er vermag durch seinen liebenden Blick den Sprachlosen wieder zum Sprechen zu bringen.

In der Medizin gilt der Grundsatz: Wer heilt, hat recht. Jesus wird durch seine Heilungswunder von Gott ins Recht gesetzt. Genau das versuchen die Leute zu bezweifeln, wenn sie behaupten, dass Jesus mit Beelzebub die Dämonen austreibt. Hier passiert exemplarisch an Jesus, was wir immer wieder beobachten können. Es geschieht etwas Unerwartetes oder auch Unerklärliches. Und das wird dann dämonisiert. Für mich stellt sich dann die Frage: Kann ich das Unerwartete und Unerklärliche aushalten? Kann ich es aushalten, dass ich für manches einfach keine Erklärung habe? Mich mahnt diese Bibelstelle zur Zurückhaltung in der Beurteilung von Situationen und auch dazu, dafür keine Sündenböcke zu suchen. Die Pandemie, die wir erleben, ist eben keine Weltverschwörung, sondern ein neues Phänomen, das wir bisher nicht kannten.

Mir bleibt, mich dem liebenden Blick Jesu auszusetzen und zu versuchen, dass ich diesen liebenden Blick und seine Botschaft der Liebe an mir zulasse und an andere weitergebe. Dann wird das Reich nicht gespalten sein, sondern sein Reich ist im Kommen.

Br. Benjamin Altemeier OSB

27.02.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/02/surgery-1807541_1280.jpg 844 1280 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-02-27 06:30:332021-02-26 14:54:13Impuls am Samstag der 1. Fastenwoche (27.02.2021)

Impuls am Freitag der 1. Fastenwoche (26.02.2021)

Impuls
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5Und er sprach zu ihnen: Wer unter euch hat einen Freund und ginge zu ihm um Mitternacht und spräche zu ihm: Lieber Freund, leih mir drei Brote; 6denn mein Freund ist zu mir gekommen auf der Reise, und ich habe nichts, was ich ihm vorsetzen kann, 7und der drinnen würde antworten und sprechen: Mach mir keine Unruhe! Die Tür ist schon zugeschlossen und meine Kinder und ich liegen schon zu Bett; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben. 8Ich sage euch: Und wenn er schon nicht aufsteht und ihm etwas gibt, weil er sein Freund ist, so wird er doch wegen seines unverschämten Drängens aufstehen und ihm geben, so viel er bedarf.

9Und ich sage euch auch: Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. 10Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan.

11Wo bittet unter euch ein Sohn den Vater um einen Fisch, und der gibt ihm statt des Fisches eine Schlange? 12Oder gibt ihm, wenn er um ein Ei bittet, einen Skorpion? 13Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten! (Lk 11,5-13)

„Bittet!“

Ich darf Gott bitten! Das hört sich zunächst ganz selbstverständlich an. Aber ist es das wirklich? Das große, unfassbare Geheimnis, das wir Gott nennen – und ich kleiner Mensch darf ihn bitten… Ist das nicht ziemlich verwegen?

Schauen wir uns einmal das Bitten näher an! Denn – so einfach ist das gar nicht! Ich darf jemanden (einen Menschen) um etwas bitten! Etwas, was mir in meinem tiefsten Innersten helfen würde – in meinem Leben. Also nicht eine kleine Alltäglichkeit (aber damit fängt es schon an!), sondern etwas Fundamentales. Seien wir ehrlich. Das fällt unsagbar schwer. Denn zuerst einmal stellt sich mir selbst die Frage: Was brauche ich denn? Was ist denn mein innerstes Bedürfnis? Was fehlt mir denn zutiefst in meinem Leben? Und dann muss ich meine Bedürftigkeit noch vor einem anderen Menschen offenbaren, mich offenbaren, öffnen. Ja, ich muss so noch umso mehr zu meiner Bedürftigkeit stehen. Muss zugeben, dass ich in gewisser Weise vom anderen abhängig bin. Ich bin nicht der Fels, der unberührt dasteht und nichts und niemanden braucht. Ganz im Gegenteil!

Das ist genau der Prozess, den Jesus in mir anregen will, wenn er uns zuruft: „Bitte!“ Und dies nicht nur im Hinblick auf einen Menschen an meiner Seite, sondern auf den tragenden Grund unseres Lebens – Gott selbst.

Ich darf vor diesem Gott zu meiner Bedürftigkeit stehen. Ich muss nicht perfekt und fertig sein. Nein – ich bin auf dem Weg und er ist an meiner Seite. Als Hilfe, als Stütze, als…

„Bittet!“ – Haben wir den Mut in dieser Zeit vor Ostern uns auf den Weg zu machen und hinzuschauen. Was fehlt da in mir, dessen ich wirklich bedarf? Was müsste mir von Gott zuwachsen, damit neues Leben wachsen kann? Damit es Ostern wird – auch in mir!

P. Jonas Wiemann OSB

26.02.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/02/hand-66610_12801.jpg 904 1280 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-02-26 06:30:572021-02-25 10:47:33Impuls am Freitag der 1. Fastenwoche (26.02.2021)

Impuls am Donnerstag der 1. Fastenwoche (25.02.2021)

Impuls
Roman Weis

1 Und es geschah: Jesus betete einmal an einem Ort; als er das Gebet beendet hatte, sagte einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger beten gelehrt hat! 2 Da sagte er zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht: Vater, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. 3 Gib uns täglich das Brot, das wir brauchen! 4 Und erlass uns unsere Sünden; denn auch wir erlassen jedem, was er uns schuldig ist. Und führe uns nicht in Versuchung! (Lk 11,1-4)

Es gehört zu den immer wiederkehrenden Begebenheiten im Evangelium, dass sich Jesus zum Gebet an einen einsamen Ort zurückzieht. In der Stille schöpft er Kraft für seinen Dienst an den Menschen. Seine Jünger merken, wie wichtig ihm diese Zeit ist, und sie spüren wohl auch die Kraft, die von Jesus nach seinen stillen Zeiten ausgeht. Und so bitten sie Jesus darum, sie beten zu lehren.

Hier zeigt sich für mich deutlich, wie der Glaube weitergegeben wird. Nicht durch große Reden, sondern durch das Beispiel von Menschen. Ich bete, weil ich es bei anderen so gesehen habe und weil andere mich das Beten gelehrt haben.

Jesus lehrt seine Jünger ein Gebet, das in den Gebetsschatz der Kirche eingegangen ist und das seinen festen Ort in jeder Eucharistiefeier gefunden hat – das „Vaterunser“. Wir kennen es so gut, dass wir es oft wahrscheinlich einfach so runterbeten, ohne groß auf den Sinn der Worte zu achten. Das Vaterunser ist ein festes Ritual geworden.

Vielleicht wäre es eine gute Übung, sich heute einmal dieses Vaterunser zu nehmen und neu durchzubuchstabieren. Bei dem zu bleiben, was mich unmittelbar anspricht. Vielleicht zu jeder der Bitten eigene Gedanken zu formulieren – und so dieses alte Gebet durch mein Leben fortzuschreiben.

P. Maurus Runge OSB

25.02.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/02/NIK0018_3.jpg 569 845 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-02-25 06:30:332021-02-25 07:57:07Impuls am Donnerstag der 1. Fastenwoche (25.02.2021)

Impuls am Mittwoch der 1. Fastenwoche (24.02.2021)

Impuls
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38 Als sie weiterzogen, kam er in ein Dorf. Eine Frau namens Marta nahm ihn gastlich auf. 39 Sie hatte eine Schwester, die Maria hieß. Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seinen Worten zu. 40 Marta aber war ganz davon in Anspruch genommen zu dienen. Sie kam zu ihm und sagte: Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester die Arbeit mir allein überlässt? Sag ihr doch, sie soll mir helfen! 41 Der Herr antwortete: Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen. 42 Aber nur eines ist notwendig. Maria hat den guten Teil gewählt, der wird ihr nicht genommen werden. (Lk 10,38-42)

Die bekannte Erzählung der Schwestern Marta und Maria, die Jesus in ihr Haus einladen, scheint ein Schlag ins Gesicht zu sein für alle, die sich redlich bemühen, ihren Mitmenschen gastfreundlich zu begegnen, ihnen die kleinen Sorgen des Alltags abzunehmen. Marta, die „ganz davon in Anspruch genommen war zu dienen“, scheint von Jesus regelrecht abgekanzelt zu werden, wenn er ihr sagt, dass „nur eines notwendig“ sei und dass Maria den „guten Teil“ gewählt habe – ausgerechnet Maria, die keinen Finger rührt und ihrer Schwester die ganze Hausarbeit allein überlässt.

Marta ist so von ihrer Arbeit in Anspruch genommen, dass sie die Gaben und Talente ihrer Schwester nicht anerkennen kann. Sie vergleicht sich mit ihrer Schwester und kann nicht mehr das Positive sehen, das sie selbst für Jesus tut. „Im ständigen Sich-Vergleichen liegt der Anfang der Sünde“ – so haben es die Wüstenväter ausgedrückt. Immer da, wo ich mich mit anderen vergleiche, sehe ich nur das, was ich nicht habe bzw. fühle mich von anderen weniger gesehen, weniger wertgeschätzt.

Beide Schwestern sind für Jesus wichtig. Sicher wird Jesus nach einem anstrengenden Tag Hunger gehabt haben und sich über das köstliche Mahl, das Marta zubereitet hat, gefreut haben. Aber ebenso war das offene Ohr von Maria wichtig für ihn. Jede der beiden Schwestern dient Jesus mit ihrer Gabe.

Jeder von uns ist an manchen Tagen Marta und an anderen Tagen Maria. Und daran ist nichts Schlimmes. Schlimm ist es, wenn sich Marta und Maria gegenseitig beargwöhnen. Wenn beide zusammenstehen, dann kann daraus Wunderbares entstehen.

P. Maurus Runge OSB

24.02.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/02/vacuum-cleaner-657719_1280.jpg 853 1280 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-02-24 06:30:392021-02-23 10:58:33Impuls am Mittwoch der 1. Fastenwoche (24.02.2021)

Impuls am Dienstag der 1. Fastenwoche (23.02.2021)

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Impuls zu Lk 10,25-37: Sei was du bist – Gib was du hast

Bin ich Jesus? – auf diese etwas flapsige Art und Weise hat meine Schwester immer wieder geantwortet, wenn ihr eine Bitte zur Mithilfe zu übermäßig vorkam.
Bin ich Jesus?
Nein, bin ich auch nicht! Aber ich bin ich und das genügt.
Rose Ausländer hat passend dazu einmal gesagt:

Sei was du bist – gib was du hast 

Und diese Antwort hätte Jesus sicher auch dem jungen Mann geben können, der ihn gefragt hat: „Was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen?“
Wir selbst würden sicher auf eine solche Frage eine ganze Latte von Erwartungen und verschiedenen Aufgaben erwarten. Jesus aber antwortet kurz und knapp: Liebe Gott und deinen Nächsten, wie dich selbst! Und durch das Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lk 10,25-37) macht er uns allen deutlich: Tu immer das Naheliegende, so wie es im Gleichnis vom barmherzigen Samariter buchstäblich das Naheliegende ist, dem Ausgeraubten, am Boden liegenden Mann zu helfen. Denn das, was es zu tun gilt, ist oft das nahe liegende, besteht oft in alltäglichen, ganz selbstverständlichen Dingen und Aufgaben. So auch, wenn ein Mensch spontan mein Herz berührt, mich die Sorge um einen anderen Menschen umtreibt oder wenn mir jemand einfällt, bei dem ich mich schon lange nicht mehr gemeldet habe. In der Regel muss ich dann dazu mein momentanes Tun unterbrechen, ganz so wie im Gleichnis der Samariter seine Reise. Leben gewinne ich da, wo ich aufmerksam bin für das, was jetzt als das Naheliegende zu tun ist.
Oder anders gesagt:

Sei was du bist – gib was du hast!

P. Cornelius Wanner OSB

23.02.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/02/23.02..jpg 1280 1920 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-02-23 06:30:392021-02-22 13:21:05Impuls am Dienstag der 1. Fastenwoche (23.02.2021)

Impuls am Montag der 1. Fastenwoche (22.02.2021)

Impuls
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17 Die Zweiundsiebzig kehrten zurück und sagten voller Freude: Herr, sogar die Dämonen sind uns in deinem Namen untertan. 18 Da sagte er zu ihnen: Ich sah den Satan wie einen Blitz aus dem Himmel fallen. 19 Siehe, ich habe euch die Vollmacht gegeben, auf Schlangen und Skorpione zu treten und über die ganze Macht des Feindes. Nichts wird euch schaden können. 20 Doch freut euch nicht darüber, dass euch die Geister gehorchen, sondern freut euch darüber, dass eure Namen im Himmel verzeichnet sind! 21 In dieser Stunde rief Jesus, vom Heiligen Geist erfüllt, voll Freude aus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du das vor den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen. 22 Alles ist mir von meinem Vater übergeben worden; niemand erkennt, wer der Sohn ist, nur der Vater, und niemand erkennt, wer der Vater ist, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will. 23 Jesus wandte sich an die Jünger und sagte zu ihnen allein: Selig sind die Augen, die sehen, was ihr seht. 24 Denn ich sage euch: Viele Propheten und Könige wollten sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und wollten hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört. (Lk 10,17-24)

Die heutige Schriftlesung schließt an die Stelle vom vergangenen Samstag an, in der von der Aussendung der Jünger durch Jesus berichtet wird. Heute lesen wir von der Rückkehr der 72 Jünger. Die Jünger sind völlig euphorisiert von den Wundertaten und Dämonenaustreibungen, die sie vollbracht haben. Offenbar haben sie Erfolg gehabt und konnten vielen Menschen helfen, sie von Blockaden und Lähmungen befreien.

Da ist auch zunächst einmal nichts Schlimmes dran, und Jesus bestätigt in eindrücklichen Worten das, was die Jünger berichten: „Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen!“ Etwas Neues ist angebrochen, vor dem die lebensfeindlichen Mächte nicht bestehen können.

Und doch rückt Jesus die Freude der Jünger in die rechte Perspektive: „Freut euch nicht darüber, dass euch die Geister gehorchen, sondern freut euch darüber, dass eure Namen im Himmel verzeichnet sind!“ Das Sein steht bei Jesus vor dem Tun – zuerst wird mir etwas geschenkt, und meine Taten sind sozusagen die Konsequenz daraus. Die Jünger handeln nicht aus eigener Macht, sondern mit der Vollmacht Jesu, dessen, der sie gerufen und gesandt hat.

Es ist so etwas wie eine Umkehrung der Perspektive, die hier geschieht. Es sind nicht die Weisen und Klugen, die mit gewandten Worten reden können, die Jesu Botschaft voranbringen, sondern gerade die „Unmündigen“, Menschen, denen man es vordergründig nicht zutrauen würde. Das Heil kommt da zu mir, wo ich es am wenigsten erwarte.

Wenn ich mir bewusst mache, dass ich das, was ich kann und leiste, nicht aus mir selbst habe, sondern es mir von einem Anderen geschenkt ist, dann werde ich wahrhaft Großes vollbringen. Dann muss ich auch nicht neidisch auf die Talente anderer blicken, sondern kann mich an ihnen freuen – wie auch an meinen eigenen Gaben, die mir geschenkt wurden.

P. Maurus Runge OSB

22.02.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/02/qualification-76737_1280.jpg 960 1280 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-02-22 06:30:032021-02-20 09:28:59Impuls am Montag der 1. Fastenwoche (22.02.2021)

Impuls am 1. Fastensonntag (21.02.2021)

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Bibellesung: Psalm 10

„Warum, o HERR, bleibst du so fern!“ Traurigkeit, Einsamkeit und Verlassenheit von Gott, das beklagt der Beter im 10. Psalm.  Er klagt: Gott ist an Tagen der Not so fern. Jene Traurigkeit kann ich gut verstehen, besonders in diesem langen Winter der Pandemie. Oft habe ich mir in den letzten Wochen, wenn ich abends am Fenster stand und in den Nachthimmel geguckt habe, die Frage gestellt: Wo bist du? Es wurde dann still in mir. In solchen Situationen muss ich immer an Windkrafträder denken. Windräder von über 100 Metern Höhe müssen über Blinklichter verfügen, um nachts für Flugzeuge sichtbar zu sein. Wären sie nicht da, dann könnte das Flugzeug im Zusammenstoß mit dem Windrad in große Not geraten.  Schaue ich in einer dunklen, wolkenverhangenen und nebligen Nacht aus dem Fenster meiner Klosterzelle, dann sehe ich diese „Leuchtfeuer“ der Windkrafträder nicht aufleuchten. Meine Erfahrung sagt mir aber dann: Auch wenn der Nebel dicht ist, die Lichter sind dennoch da. Der Verstand sagt mir weiter: Müssen sie ja auch, sonst geraten die Flugzeuge in Gefahr! Schaue ich aber in einer sternklaren und wolkenfreien Nacht aus meinem Fenster, dann sehe ich deutlich die roten Lichter im Dunkeln von den Sauerländer Bergen her leuchten. Sie sind da – einfach! Im Gleichklang leuchten sie auf – immer wieder! Dieses Bild verdeutlicht mir, dass Gott da ist, immer da ist. Gerade auch dann, wenn die Nebel der Traurigkeit meine Seele umhüllen. In meiner Not weiß ich, dass Gott auch in meinen Dunkelheiten an meiner Seite steht. Gott kann ich vertrauen und auf ihn hoffen: Er ist da. Das verrät mir auch sein Name: JHWH! Und darum kann ich mit dem Psalmbeter einstimmen und  am Ende des 10. Psalms Gott immer wieder als König preisen, der mein Herz aufrichtet. Die Fastenzeit will uns einladen, Gottes „Leuchtfeuer“ der Liebe zu entdecken, damit er in unserem Herzen scheinen kann. Und zwar immer, ob an Tagen der Not oder Freude. Er ist da.

Br. Benedikt Müller OSB

21.02.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/02/windrader-2991696.jpg 684 1024 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-02-21 06:30:372021-02-19 15:25:27Impuls am 1. Fastensonntag (21.02.2021)

Impuls am Samstag nach Aschermittwoch (20.02.2021)

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Heilt die Kranken, die dort sind, und sagt ihnen: Das Reich Gottes ist euch nahe! (Lk 10,9 – gesamte Tageslesung: Lk 10,1-16)

In der heutigen Schriftlesung lesen wir, wie Jesus seine Jünger aussendet. Er gibt ihnen konkrete Anweisungen mit auf den Weg – sich nicht mit schwerem Gepäck zu belasten, auf den Gruß unterwegs, der meist in ein längeres Gespräch mündet, zu verzichten, sich zu konzentrieren auf diejenigen, die die Jünger aufnehmen, ihnen den Frieden zuzusagen (vgl. Lk 10,1-8). Und im zweiten Teil seiner Rede (Lk 10,10-16) bereitet Jesus seine Jünger darauf vor, dass sie vermutlich nicht überall freundlich empfangen werden, dass sie – wie er selbst – auf Unverständnis, Ablehnung, ja, auf unverhohlene Feindseligkeit stoßen werden.

In der Mitte dieser Perikope steht die zentrale Botschaft: „Heilt die Kranken, die dort sind, und sagt ihnen: Das Reich Gottes ist euch nahe(gekommen)!“ (Lk 10,9)

„Das Reich Gottes ist euch nahegekommen.“ Auch uns heute ist dieser Satz zugesagt. Inmitten von so viel Krankheit, Leid und Tod, die uns umgeben, birgt dieser kleine Satz vom nahegekommenen Gottesreich ein unerhörtes Hoffnungspotential. Die kleinen Zeichen der befreienden Herrschaft Gottes sind schon da – sie wollen von mir bloß wahrgenommen werden.

„Das Reich Gottes ist euch nahegekommen.“ Wie reagiere ich auf diese Botschaft? Mit der Ablehnung des nüchternen Realisten, der nur das sieht, was vor Augen liegt, und nicht glauben kann, dass es da vielleicht mehr geben kann? Oder mit der Hoffnung desjenigen, der sich mit dieser harten Realität nicht zufriedengibt und von einer besseren Welt zu träumen wagt und sich mit allen Kräften dafür einsetzt?

„Das Reich Gottes ist euch nahegekommen.“ Was ich daraus mache, das liegt an mir.

P. Maurus Runge OSB

20.02.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/02/sunflower-5395120_1280.jpg 865 1280 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-02-20 06:30:322021-02-18 16:20:51Impuls am Samstag nach Aschermittwoch (20.02.2021)

Impuls am Freitag nach Aschermittwoch (19.02.2021)

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Wer rastet, der rostet…

57 Als sie auf dem Weg weiterzogen, sagte ein Mann zu Jesus: Ich will dir nachfolgen, wohin du auch gehst. 58 Jesus antwortete ihm: Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester; der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann. 59 Zu einem anderen sagte er: Folge mir nach! Der erwiderte: Lass mich zuerst weggehen und meinen Vater begraben! 60 Jesus sagte zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh und verkünde das Reich Gottes! 61 Wieder ein anderer sagte: Ich will dir nachfolgen, Herr. Zuvor aber lass mich Abschied nehmen von denen, die in meinem Hause sind. 62 Jesus erwiderte ihm: Keiner, der die Hand an den Pflug gelegt hat und nochmals zurückblickt, taugt für das Reich Gottes. (Lk 9,57-62)

„Der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann.“ – Auch Jesus hat sich ausgeruht, aber sein Leben war ein Leben auf dem Weg.

Jeder, der mal eine längere Wanderung, eine Fahrradtour oder etwas Ähnliches gemacht hat, weiß: Wer auf dem Weg ist, möchte auch Pausen machen. Mal aus Erschöpfung, mal, weil der Ort, an dem man ist, so schön ist und zum Verweilen einlädt.

Im übertragenen Sinn mag es einem so auch in der Fastenzeit gehen, wenn einem das, was man sich gegebenenfalls für diese Zeit vorgenommen hat, lang wird und man sich der damit verbundenen Anstrengung und Unbequemlichkeit bewusst wird. Das ist vielleicht jetzt am Anfang noch nicht so wichtig, aber es mag im Verlauf des Weges kommen…

Wer dann stehen bleibt, kann nicht ankommen. Der Weg ist das Ziel!

Dies kann aber nur dann gelten, wenn der Weg auch ein Ziel hat. Wer sich auf einen Weg ohne Ziel macht, droht planlos umherzuirren. Also sollte ich mir erst bewusstmachen, was mein Ziel eigentlich ist.

Was will ich also mit meiner Ausdauer bewirken, jetzt in der Fastenzeit, aber auch größer gefasst, in meinem Leben?

Wozu tue ich das, was ich in der Fastenzeit tue? Was will ich mit dem erreichen, was ich in meinem Leben tue?

Im Kontext der Bibel und des christlichen Lebens stellt man fest: Unermüdlich weiterzulaufen ist zwar mit Anstrengung verbunden und durchzuhalten ist wahrlich nicht immer leicht. Der christliche Weg führt, wie der Weg Christi, durch Mühe und Leid.

Aber: Wenn wir das richtige Ziel vor Augen haben, wissen wir, dass sich die Mühe lohnen wird! Und: Zeichen für dieses Ziel ereignen sich bereits in der Mühe (z.B. wenn uns und andere der bloße Gedanke an das Ziel aufbaut (vgl. Lk 9,60b)) und vielleicht sogar im Schmerz der Abschiede, die wir im Leben erleiden und trotz derer wir Jünger Christi bleiben (vgl. Lk 9,58 + 9,60a).

Wichtig ist: Wir haben die Zusage, dass wir an der Bewältigung des Weges wachsen und schließlich das Ziel erreichen werden. So heißt es ganz zum Schluss der Benediktsregel, in ihrem letzten Wort: „pervenies“, d.h. „Du wirst ankommen!“ (vgl. RB 73,9).

Bleiben wir also dran! Jetzt ist die Zeit der Gnade! (2 Kor 6,2)

Br. Josef Ellendorff OSB

19.02.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/02/adventure-1835353_1280.jpg 720 1280 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-02-19 06:30:432021-02-18 16:20:36Impuls am Freitag nach Aschermittwoch (19.02.2021)

Impuls am Donnerstag nach Aschermittwoch (18.02.2021)

Impuls

Bibellesung: Lk 9,51-56

Liebe Leserin, lieber Leser,

Jesus befindet sich auf dem Weg nach Jerusalem, und ER wusste, was ihn dort erwartete.
Mit IHM, Jesus, sind auch wir in dieser Österlichen Bußzeit auf dem Weg. Wir gehen dem Österlichen Triduum entgegen. Den Tagen von Leiden, Tod und Auferstehung Jesu.

In der Liturgie des Palmsonntags wird mit folgenden Worten eröffnet: In den Tagen der Fastenzeit haben wir uns auf Ostern vorbereitet. Christus ist in seine Stadt Jerusalem eingezogen; dort wollte er Leiden und Tod auf sich nehmen, dort sollte er auch auferstehen. Und weiter: …damit wir auch Anteil erhalten an seiner Auferstehung und seinem Leben.

Es gilt, dieses Ziel nicht aus dem Auge zu verlieren. Festen Schrittes, unverwandt… Oder wie es Philipp Spitta in einem Lied zum Ausdruck bringt: …Und wenn zerfällt die ganze Welt, wer sich an ihn und wen er hält, wird wohlbehalten bleiben. Was er verspricht, das bricht er nicht; er bleibet meine Zuversicht, ich will ihn ewig preisen.

Liegt es unserer menschlichen Natur doch nahe, eher das Angenehme und Schöne in den Blick zu nehmen. Alle Energie und Kraft einzusetzen für Anerkennung und Belohnung.

Leiden und Tod im Blickfeld haben?
Lebenshingabe statt Lebensfreude?

In dieser jesuanischen Haltung wird die Bestimmung Jesu, sein Auftrag, ganz deutlich. „DIE ZEIT IST ERFÜLLT…“ „Meine Speise ist es, den Willen meines Vaters zu erfüllen“.

Jesu Weg und sein Blick auf Jerusalem wollen auch uns zu einer konsequenten und entschiedenen Lebenshaltung und Glaubenstreue einladen. Es kommt auf meinen „Auftrag“, meine „Bestimmung“, meine „Mission“ in der Nachfolge als Getaufte und mit dem Heiligen Geist Besiegelte an.
Dazu gehört, so schwer es auch ist, Ablehnung, Spott und Verfolgung anzunehmen. Eben nicht, wie die Jünger „FEUER VOM HIMMEL REGNEN ZU LASSEN“.
Es geht nicht um Vernichtung, Drohung und Zerstörung, sondern immer neu darum, den von Gott erhaltenen Auftrag in Wort und Tat zu erfüllen.

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich wünsche Ihnen Kraft, Ausdauer und Freude in den Tagen auf Ostern zu. Möge es Ihnen gelingen, den Blick auf Jesus zu richten und Spuren des Lebens zu entdecken.
Unser Ordensvater schreibt im Kapitel 49, Vers 7b seiner Regel: …Mit geistlicher Sehnsucht und Freude erwarte er das heilige Osterfest.

Erspüren Sie heute Ihre Sehnsucht und Freude und bereichern Sie dadurch Ihr Leben.

Ihr
+ Aloysius Althaus OSB

18.02.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/02/Weg.jpg 768 576 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-02-18 06:30:362021-02-18 16:07:48Impuls am Donnerstag nach Aschermittwoch (18.02.2021)

Impuls an Aschermittwoch (17.02.2021)

Impuls

Da sagte Johannes: „Meister, wir haben gesehen, wie jemand in deinem Namen Dämonen austrieb, und wir versuchten, ihn daran zu hindern, weil er nicht mit uns zusammen nachfolgt.“ Jesus antwortete ihm: „Hindert ihn nicht! Denn wer nicht gegen euch ist, der ist für euch.“ (Lk 9,49-50; ökumenischer Bibelleseplan für die Fastenzeit)

Als ich erst recht spät in meinem Leben, nämlich im Alter von 25 Jahren, damit begann, aktiver am Kirchenleben teilzunehmen, war mir gar nicht so bewusst, wie zerstritten die Kirche oft ist. Natürlich kannte ich die (oft auch mit Augenzwinkern vollzogenen und in der Regel eigentlich „ganz netten“) Sticheleien zwischen Protestanten und Katholiken. Aber Schlachtfelder, wie sie sich vor allem in den sozialen Medien – besonders auf katholischen Seiten – auftun, waren mir unbekannt.

In meiner Zeit in Köln lernte ich den Katholizismus in seiner ganzen Bandbreite kennen: ein riesiger Schatz, an den ich mit jener Offenheit, die ich zuvor als Schüler auf Besinnungstagen in der OASE in Königsmünster erfahren durfte, heranzugehen versuchte und wertzuschätzen lernte.

Dabei bemerkte ich nicht selten Anfeindungen zwischen den verschieden ausgeprägten Gemeinden; und ich fragte mich: Wieso eigentlich? Sind wir letzten Endes nicht in ein und derselben Sache auf dem Weg der Gottsuche: im Glauben an Jesus Christus?

Jesus sagt es uns doch ins Gesicht: Keine christliche Gemeinschaft, wie heilig auch immer sie sein mag, könnte je göttliche Vollmacht für sich allein beanspruchen.

Welche Form die richtige für mich persönlich ist, ist dabei keine problematische Frage; im Gegenteil, sie ist zutiefst wichtig für den eigenen spirituellen Weg! Nicht umsonst hat sich Papst Franziskus für eine stärkere Inkulturation der Liturgie und somit im Grunde für eine „höhere Flexibilität“ im römischen Ritus ausgesprochen. Einer der wesentlichen Beiträge des II. Vatikanums bestand ja gerade darin, Normen für die Anpassung an die Formen und Traditionen vorzuschlagen!

Vielleicht wäre das eine Frage, die es sich lohnt mitzunehmen in die Fastenzeit: Wer bin ich eigentlich, dass ich sage, meine Ansichten seien die richtigen und die gewisser Anderer die falschen? Lassen auch wir uns von Jesus sagen: „Hindert [sie] nicht!“

Br. Jonathan von Holst OSB

17.02.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/02/Aschermittwoch.jpg 768 610 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-02-17 06:30:052021-02-18 16:07:48Impuls an Aschermittwoch (17.02.2021)

Impuls am Fest der Taufe des Herrn (10.1.2021)

Impuls
Pixabay

In jenen Tagen kam Jesus aus Nazaret in Galiläa
und ließ sich von Johannes im Jordan taufen. (Mk 1,9)

Das Fest der Taufe des Herrn beschließt liturgisch den Weihnachtsfestkreis. Die Taufe Jesu im Jordan bedeutet für mich, dass der „holde Knabe im lockigen Haar“ nun endgültig der Krippe entwachsen ist und seinen Weg gehen muss: Israel zu sammeln und das Reich Gottes zu verkünden. Und deshalb besteht die Botschaft von Weihnachten nicht nur in der Erzählung von Jesu Geburt in Bethlehem, sondern Weihnachten geht weiter…

Die Hirten blieben nicht dauerhaft bei der Krippe, sondern sie „kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für alles, was sie gehört und gesehen hatten“ (Lk 2,20) und auch die Sterndeuter aus dem Osten ziehen wieder heim in ihr Land, bevor die Heilige Familie selbst nach Ägypten fliehen muss (Mt 2,12-15).

Wenn wir am heutigen Sonntag das Evangelium von Jesu Taufe im Jordan hören, dann kann uns das bewusst machen, dass auch unser je eigener und persönlicher Glaubensweg mit der Taufe einen sakramentalen Anfang nahm. Aber das Christ-Sein, zu dem wir berufen sind, soll sich wie ein roter Faden durch unseren Alltag und unser ganzes Leben ziehen. Auch wir sollen als Christen unseren Weg gehen: Indem wir von unserem Glauben und unserer Hoffnung erzählen, geht Weihnachten auch in diesem Sinne weiter, wenn wir nun am Anfang des Neuen Jahres wieder in den Alltag zurückkehren.

Br. Vincent Grunwald OSB

Mit dem Fest der Taufe des Herrn endet die Weihnachtszeit – und damit vorerst auch die Zeit der täglichen Impulse. Ab dem 17. Februar, wenn an Aschermittwoch die Österliche Bußzeit beginnt, geht es aber schon mit unserem Angebot durch die Fasten- und Osterzeit hindurch weiter. Wenn Sie die Impulse dann als Newsletter weiterempfangen möchten, brauchen Sie gar nichts zu tun – wenn nicht, können Sie über den Abmeldelink, den Sie in jedem Newsletter unten finden, ganz einfach Ihr Abonnement beenden.

10.01.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/01/church-window-1016443_640.jpg 426 640 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-01-10 06:30:382021-02-18 16:07:12Impuls am Fest der Taufe des Herrn (10.1.2021)

Impuls am Samstag nach Epiphanie (9.1.2021)

Impuls

Nicht kann auch
aus Gottes Hand fallen,
wer sogar außerhalb seiner selbst
und aller Kreatur fällt,
die doch Gottes Hand
von allen Seiten umfasst.
Stürze also durch die Welt,
wohin stürzest du?
Doch nur in die Hand
und an die Brust Gottes!
(Martin Luther)

Es braucht immer wieder diese Vergewisserung. Gerade am Anfang des neuen Jahres, gerade in dieser schwierigen Zeit. Denn es werden Situationen kommen, wo ich fallen werde. Es werden Dinge passieren, die mich an meine Grenzen bringen. Da ist es gut, sich sagen zu lassen, dass ich in Gottes Hand bin, von allen Seiten umfasst. Vielleicht ist auch genau das die Erfahrung Jesu in seiner Taufe, die wir zum Abschluss der Weihnachtszeit morgen feiern. Der Himmel öffnet sich und er hört die Stimme: „Du bist mein geliebter Sohn!“ Und kurz danach: Krisenzeit in der Wüste.
„Ich bin in Gottes Hand geborgen!“ – möge mir dies Fundament für alles sein, was in diesem Jahr auf mich zukommt, was mir widerfährt. Wohin falle ich? – In die Hand Gottes. Möge es so sein.

P. Jonas Wiemann OSB

09.01.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/01/Sieger-Koeder-Geborgen-in-Seiner-Hand.jpg 768 536 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-01-09 06:30:492021-02-18 16:07:12Impuls am Samstag nach Epiphanie (9.1.2021)

Impuls am Freitag nach Epiphanie (8.1.2021)

Impuls

Gebt ihr ihnen zu essen!

Was für deutliche Worte!
Kommen sie bei den Jüngern an?

Wenn ich es genau betrachte,
dann arbeiten wir ja noch immer daran,
an diesem Auftrag,
diesem Wort Jesu
und all dem,
was jeder von uns einbringt.
Unseren guten Willen,
unsere Talente,
auch wenn nicht alles
wirklich gelingt.

Fünf Brote und zwei Fische
für fünftausend peinlich gering,
jedoch, so sehr ich auch suche,
mehr ist bei mir einfach nicht drin.

Doch welch Wunder,
das Wenige reicht schon aus,
sofern ich es Jesus überlasse
wird die Fülle daraus.
ER nimmt, was ich ihm übergebe
und blickt zum Himmel hin,
sein Lobpreis klingt in die Höhe
und so wird meine Gabe zum Gewinn.

Das sollten wir nicht vergessen,
ja, darum sind wir hier.
Jesu Worte: „Gebt ihr ihnen zu essen!“,
sie gelten auch dir und mir!

P. Cornelius Wanner OSB

08.01.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/01/Fuenf-Brote-und-zwei-Fische.jpg 659 727 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-01-08 06:30:422021-02-18 16:07:13Impuls am Freitag nach Epiphanie (8.1.2021)

Impuls am Donnerstag nach Epiphanie (7.1.2021)

Impuls

Geh mit Gott!
Aber geh.

Diesen Ausruf,
vielleicht auch nur inneren Seufzer,
kennen wir alle.

Gibt ihm das heutige Evangelium
nicht eine andere Richtung,
als wir sie sonst kennen?!

Geh!
Mache dich auf!
Kehr um!

Denn das Himmelreich ist nahe.

Geh mit Gott!
Geh endlich los.

Die Menschen warten auch auf dich.
Auf dein Tun.
Auf deine frohe Botschaft.

Geh mit Gott!
Das Himmelreich ist nahe.

P. Guido Hügen OSB
Zeichnung: Christina Kulot

07.01.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/01/Kundschafter-Kulot.jpg 768 601 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-01-07 06:30:532021-02-18 16:07:13Impuls am Donnerstag nach Epiphanie (7.1.2021)

Impuls am Hochfest Epiphanie (6.1.2021)

Impuls
Pixabay

Die Geburt eines Sternes

Vor einigen Tagen war auf einem großen deutschen Nachrichtenportal ein Foto der sogenannten „Wishing Wall“ auf dem New Yorker Times Square zu sehen. Hierbei handelte es sich um eine Wand, bei der Passanten Wünsche für das neue Jahr auf kleine bunte Zettel schreiben und dann auf ihr anpinnen konnten. In der Silvesternacht wurden diese Wunsch-Zettel dann als Konfetti verwendet.

Besonders im Fokus der gezeigten Fotografie, auf der also bereits angepinnte Zettel zu sehen waren, war der Wunsch, der Coronavirus möge besiegt werden – das ist wohl ein Wunsch, den wir alle nachvollziehen können.

Ein weiterer Wunsch, der mich nachdenklich gestimmt hat, war allerdings unscharf dahinter zu sehen: „I wish to meet my idols“ – zu Deutsch: „Ich wünsche mir, meine Vorbilder zu treffen“ oder, etwas genauer und dazu prägnanter übersetzt: „Ich wünsche mir, meine Idole/Götzen zu treffen“.

Zur Zeit der Geburt Jesu war die Vorstellung verbreitet, jeder Mensch habe seinen Stern, bedeutende und reiche Leute einen hellen, die anderen einen unscheinbaren, der mit der Geburt entsteht und mit dem Tod erlischt.

Die Magier vertrauten wohl dieser Überzeugung. Sie nahmen – so geht die Erzählung im Evangelium zum heutigen Tag – einen neuen, hellen Stern wahr, sodass sie sich auf den langen Weg nach Betlehem machten, um dem neugeborenen König zu huldigen.

König Herodes war – als Herrscher – das, was man heute vielleicht als „Star“ bezeichnen würde. Er sieht seine Macht durch den neuen König angezweifelt, schließlich erfährt auch er von dem neuen, hellen Stern. Der neue Stern passt weder in sein Selbstbild, noch in sein Weltbild, denn er und seine Herrschergewalt sind gewissermaßen sein eigenes Idol. Er macht sich selbst zum Götzen. Dies wird im weiteren Verlauf der Geschichte zu großem Unglück führen (Mt 2,16).

Die Magier scheinen seinen Aberglauben jedoch zu durchschauen. Sie machen sich voll Vertrauen auf den Weg zu Christus, dem wahren König, der sein Volk nicht mit Gewalt beherrscht, sondern voll Dienstbarkeit in die Welt kommt. Von ihm lassen sie sich zutiefst berühren, geben sich ihm hin und werden durch ihn gewandelt.

Welche Wünsche habe ich für das neue Jahr? Wer ist mein Stern, was sind meine Sterne? Gibt es Wünsche, die nur vermeintlich Sterne sind, die ich aber als Götzen entlarven kann, sodass ich stattdessen Ausschau nach dem wahren Stern, Ausschau nach dem wahren König halten kann?

Br. Josef Ellendorff OSB

06.01.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/01/starry-night-1149815_640.jpg 331 640 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-01-06 06:30:312021-02-18 16:07:13Impuls am Hochfest Epiphanie (6.1.2021)

Impuls am Dienstag der 2. Weihnachtswoche (5.1.2021)

Impuls
Pixabay

Liebe Leserin, lieber Leser,

im Schlussgebet der heutigen Eucharistiefeier heißt es: Gib uns Kraft für unseren Weg zu dir und schütze uns in deiner nie versagenden Liebe.

Wir sind auf dem Weg, unserem Lebensweg. Wir pilgern unserer himmlischen Heimat entgegen, dem Licht, das keinen Abend kennt. Für jeden Schritt und alle Lebenssituationen, die wir erleben und in die wir gestellt werden, tut es Not, den Schutz und die Hilfe Gottes zu erbitten.

Schütze uns in deiner nie versagenden Liebe. Auch diese Worte gilt es „auszukosten“, immer wieder, täglich neu.

Gott ist Liebe. Er ist treu und sorgsam!

Diethard Zils hat es in einem Liedtext so zum Ausdruck gebracht: Weil wir neues Leben suchen, darum folgen wir dem Stern (Gotteslob Nr. 262).

Ich wünsche Ihnen einen solchen Stern, einen Orientierungspunkt, der Halt und Richtung schenkt.

P. Gabriel O.C.D. hat in einer Betrachtung zum Fest Epiphanie folgende Gebetsworte gesprochen:

Lass auch mir heute deinen Stern erstrahlen, und weise mir den Weg zu dir hin. Lass auch mich heute eine wahre Epiphanie erleben, eine neue Offenbarung deiner selbst an meinem Geist und meinem Herz.

In herzlicher Weggemeinschaft

Ihr
+ Aloysius Althaus OSB

05.01.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/01/christmas-2871064_640.jpg 452 640 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-01-05 06:30:252021-02-18 16:07:13Impuls am Dienstag der 2. Weihnachtswoche (5.1.2021)

Impuls am Montag der 2. Weihnachtswoche (4.1.2021)

Impuls
Pixabay

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich wünsche Ihnen ein frohes und gesegnetes Jahr 2021.

Im Evangelium des Tages heißt es bei Johannes: „Jesus antwortete: „Kommt und seht“! Da gingen sie mit und sahen, wo er wohnte.“

Diese Einladung gilt jeder und jedem persönlich.

Lassen wir uns erneut auf diese Einladung ein. Öffnen wir Augen und Ohren. Ja, beginnen wir wieder neu, uns auf IHN, das Lamm Gottes, auszurichten.

Ich möchte Ihnen Gebetsworte von Alkuin von York anvertrauen:

Ewiges Erbarmen, werde uns zuteil, damit wir mit unserem ganzen Herzen und Verstand, mit unserer Seele und Kraft dein Antlitz suchen und durch deine unendliche Gnade und Barmherzigkeit zu deiner heiligen Anschauung gelangen.

Ihr

+ Aloysius Althaus OSB

04.01.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/01/railroad-191128_1280.jpg 1280 853 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-01-04 06:30:172021-02-18 16:07:13Impuls am Montag der 2. Weihnachtswoche (4.1.2021)

Impuls am 2. Sonntag nach Weihnachten (3.1.2021)

Impuls

Als tiefes Schweigen das All umfing, (…) da sprang dein allmächtiges Wort vom Himmel, vom königlichen Thron herab.  (Weish 18,14-15)

Wann haben Sie sich im Familien- oder Freundeskreis das letzte Mal Geschichten erzählt?
Eine Geschichte kann bedeuten: Ein Märchen, wie sie früher erzählt wurden. Oder: Den Kindern oder Enkelkindern von der eigenen Kindheit und ihren Abenteuern erzählen. Oder: lustige Geschichten, die man von anderen gehört hat. Oder: Ein Buch mit Geschichten nehmen, um vorzulesen.
Früher war es üblich, in der Winterzeit zu erzählen. Die Nächte sind lang und das Wetter kalt, Arbeit draußen ist kaum möglich. Da saß man in der „guten Stube“ am Ofen und einer erzählte oder las Geschichten vor, während die anderen zuhörten. Das stiftet Gemeinschaft und verankert jeden einzelnen in Kultur und Geschichte der Familie und der näheren Umgebung. Es ist ein urmenschliches Phänomen.
Papst Franziskus sagte dazu in seiner Botschaft zum Welttag der sozialen Kommunikationsmittel 2020: „Der Mensch ist nicht nur das einzige Lebewesen, das Kleidung braucht, um seine Verwundbarkeit zu verhüllen (vgl. Gen 3,21) – er ist auch das einzige, das von sich erzählen, sich in Geschichten ‚kleiden‘ muss, um sein Leben zu bewahren. Wir weben nicht nur Kleider, sondern auch Erzählungen: die menschliche Fähigkeit zu ‚weben‘ bringt Textilien und Texte hervor.“
Ein schönes Bild: Texte und Geschichten sind die Textilien, die uns unsere seelische Verwundbarkeit verhüllen und uns mit einer ganz persönlichen Zugehörigkeit kleiden. Das ist etwas, was uns Sicherheit gibt und uns prägt. Wir werden durch unsere eigene Geschichte zu ganz einzigartigen Menschen, aber auch durch die Geschichten anderer.
Das weiß auch die Bibel. Aus diesem Grund besteht sie fast nur aus Geschichten, aus dem, was Menschen mit Gott und mit dem Nächsten erlebt haben, und sie ordnet an zu erzählen. „Wenn dich morgen dein Kind fragt (…), dann sollst du deinem Kind antworten:“ (Dtn 6, 20f.) und es soll die Geschichte des Exodus erzählt werden.
Wir leben in den schweren Zeiten einer Pandemie. Wir sind auf uns und auf unseren engsten Kreis zurückgeworfen. Die Welt umfängt scheinbar tiefes Schweigen, weil wir nicht so feiern können, wie wir es gewohnt sind. Müssen wir da in Trübsal  verstummen? Müssen uns die Worte fehlen?
Ich würde behaupten: Nein!
Warum? Weil ein Wort vom Himmel in die Welt gesprungen ist und es selbst, das die große Geschichte der Welt erzählt, soweit ging, dass es Fleisch wurde und es uns Kunde gebracht hat – also Geschichten erzählt. (vgl. Joh 1,14.18) Alle Texte der heutigen Messe fordern uns auf, zu erzählen von früher und von unserer Hoffnung.
Darum noch einmal meine Frage: Wann haben Sie sich das letzte Mal Geschichten erzählt?
Und mein Vorschlag: Nutzen Sie diese weihnachtliche Gelegenheit, um sich im Kreis Ihrer Lieben – real oder digital – zu treffen, es sich bei Gebäck und warmen Getränken gemütlich zu machen und um zu erzählen: Geschichten gegen die Einsamkeit und das Schweigen der Pandemie und den dunklen Winter, um uns so mit Worten zu stärken, wie auch Gottes Wort als Mensch uns stärken will.

Br. Symeon Müller OSB

03.01.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/01/once-upon-a-time-719174_1280.jpg 687 1280 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-01-03 06:30:262021-02-18 16:07:13Impuls am 2. Sonntag nach Weihnachten (3.1.2021)

Impuls am 2. Januar – Samstag nach Neujahr (2.1.2021)

Impuls

So lass uns ruhig sein
In dieser Liebe
So lass uns ruhn
In unserer einen Liebe

So lass uns
Leben
Tag für Tag
Mit Menschen
Und allem
Was wir uns schaffen

So lass uns
Ganz innig
Und still
Und dankbar
Unsere Liebe bergen
In den Tiefen

Lass uns
Darin gründen

Und leben
Tag für Tag

(Verfasser unbekannt)

Er, die Liebe, ist Mensch geworden, ist konkret in mein Leben gekommen. Das haben wir an Weihnachten gefeiert. Meine Liebe und Sehnsucht zu IHM und seine Liebe zu mir – sie sind sich begegnet. Oder in den Worten des Weihnachtsliedes ‚Ich steh an deiner Krippen hier‘: „Da ich noch nicht geboren war, da bist du mir geboren und hast dich mir zu eigen gar, eh’ ich dich kannt’, erkoren. Eh’ ich durch deine Hand gemacht, da hast du schon bei dir bedacht, wie du mein wolltest werden.“

In dieser Liebe, in diesem Geliebt-sein, mein Leben gestalten. Die Höhen und Tiefen des neuen Jahres 2021, die Begegnungen, das Freuen und Weinen – es soll gegründet sein in dieser Liebe. Sie soll das Fundament sein, was mir festen Stand, festen Halt gibt – in all dem, was auf mich, auf uns zukommt.

Ja – lassen Sie uns in diesem neuen Jahr wieder darin gründen, darauf gründen. Auf diese unerschütterliche Liebe Gottes zu mir – komme auch, was will.  ER IST DA!

P. Jonas Wiemann OSB

02.01.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2021/01/20201226_145010_resized_1.jpg 768 576 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-01-02 06:30:572021-02-18 16:07:13Impuls am 2. Januar – Samstag nach Neujahr (2.1.2021)

Impuls an Neujahr – Hochfest der Gottesmutter Maria (1.1.2021)

Impuls

In Süddeutschland, wo ich aufgewachsen bin, war häufig die Zeit um Neujahr der Moment, in welchem Neuschnee gefallen ist. Manchmal fing es wie bestellt in der Silvesternacht an, und am nächsten Morgen war die ganze Welt weiß und verwandelt. Wir Kinder sind dann oft schon in der Nacht nach draußen gegangen, um kleine Abenteuer zu erleben. Im frisch gefallenen Schnee auf den stillen Straßen war es ein Riesenspaß, über die Wege zu schlittern und im Schnee erste Spuren zu hinterlassen.

Der Benediktiner David Steindl-Rast nimmt in seinem Buch „Credo“ den jungfräulichen Schnee als ein Bild, um das Wunder der Jungfrau Maria auch für einen eher skeptischen Menschen begreifbarer zu machen. Nicht das Enge, Dogmatische ist wirklich wichtig, sondern das Geheimnis der Muttergottes geht viel tiefer.

Die Welt zeigt sich uns von einem Moment auf den anderen jungfräulich eingeschneit, sie ist ohne unser Zutun verwandelt, und das Leben wird beginnen, in diesem Schnee seine Spuren zu hinterlassen. Es ist wie die weiße Leinwand, das leere Blatt Papier. Die Stunde Null.

Maria hinterlässt ihre Spuren, und sie, Maria, die Muttergottes wird (ihre) Geschichte schreiben.

Heute am Neujahrstag zu Beginn des Jahres 2021 gehen sicher viele von uns mit hoffnungsvollen oder bangen Schritten voran. Wir haben unsere Träume oder auch Sorgen. Die Menschheit hat im vergangenen Jahr ein gemeinsames Thema gefunden, um neue Spuren zu schreiben. Wann endlich wird diese Pandemie enden? Werden wir aus der Vergangenheit lernen? Werden wir Abenteuer wagen?
Eine neue Welt tut sich zart auf.
Der Wintermorgen wartet auf unsere Spuren im Schnee.

Br. Balthasar Hartmann OSB

01.01.2021/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/12/Neujahr.jpg 635 960 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2021-01-01 06:30:382021-02-18 16:07:13Impuls an Neujahr – Hochfest der Gottesmutter Maria (1.1.2021)

Impuls an Silvester

Impuls

Nun geht dieses Jahr zu Ende. Für mich war es eine wirkliche Herausforderung und ist es immer noch. Ich musste in diesem Jahr lernen, dass sich das Leben nicht wirklich planen lässt. Auch ich habe immer wieder Vermutungen angestellt, wie und wann es mit der Pandemie zu Ende geht. Ich lag immer falsch. Ich habe gelernt, dass ich Termine machen kann, aber dass sich das Leben nicht planen lässt. Es liegt in Gottes Hand. Eigentlich müsste ich das als Mönch ja wissen. Aber die Erfahrungen der früheren Jahre hatten bei mir die Wirkung, dass sich Leben in geordneten Bahnen voraussagen lässt. Wenn die Verordnungen der Regierung Beachtung finden, werden wir diesen Jahreswechsel in Stille begehen. Für mich eine Chance, tatsächlich nach meiner Befindlichkeit zu schauen und zu schweigen.

Schweigen!

Mir ist aufgefallen, wie oft wir Menschen Dinge sagen, die wir gar nicht wissen können: „Das wird schon! Nächstes Jahr wird alles besser! Die Wirtschaft wird sich so entwickeln, und die Bevölkerung wird in diese oder jene Richtung tendieren.“ Ich weiß das alles nicht.

Und noch etwas ist mir aufgefallen beim Lesen mancher Predigten, auch von Bischöfen, die reden von Gott und wie er ist. Wie er uns Menschen sieht. Wie Gott über Lebensentscheidungen bzw. Lebensformen denkt. Ich weiß das alles nicht. Vielleicht trauen wir uns auch einmal zu sagen: „Ich weiß nicht, was Gott denkt, ich weiß nicht, was er sich dabei denkt.“ Er ist eben auch der Unverfügbare, nicht Erklärbare. Er ist eben auch Geheimnis.

Ich habe mir für das kommende Jahr vorgenommen, häufiger den Satz einzuüben: „Ich weiß es nicht.“ Ob es mir gelingt, weiß ich nicht, aber ich habe Hoffnung.

Br. Benjamin Altemeier OSB

31.12.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/12/secret-2725302_640.jpg 426 640 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-12-31 06:30:352021-02-18 16:07:13Impuls an Silvester

Impuls am 30. Dezember – Mittwoch der Weihnachtsoktav

Impuls

In jener Zeit lebte eine Prophetin namens Hanna, eine Tochter Pénuëls, aus dem Stamm Ascher. Sie war schon hochbetagt. Als junges Mädchen hatte sie geheiratet und sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt; nun war sie eine Witwe von vierundachtzig Jahren. Sie hielt sich ständig im Tempel auf und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten. In diesem Augenblick nun trat sie hinzu, pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten. (Lk 2,36-38)

Hanna, die treue Prophetin

Sie hatte in ihrem langen Leben sicher so einiges durchgemacht. Schon nach wenigen Ehejahren wurde sie Witwe, und das bedeutete für sie, schutzlos und benachteiligt zu sein. Sie war angewiesen auf fremde Hilfe, und bestimmt war ihr Leben geprägt von großer Not. Doch Hanna, die der Evangelist Lukas eine Prophetin mit 84 Jahren nennt, scheint aus ihrem Leben das Beste gemacht zu haben, denn sie strahlt trotz allem Schweren, das ihr Leben prägte, eine unerschütterliche Hoffnung aus. Nichts und niemand konnte sie von ihrem Gottvertrauen abbringen.

Es scheint fast so, als hätten die Schicksalsschläge in ihrem Leben sie eher noch näher hin zu Gott gebracht, denn der Evangelist berichtet, dass sie sich ständig im Tempel aufhielt und Tag und Nacht Gott diente mit Fasten und Beten. Bis ins hohe Alter hatte sie nicht aufgehört, an die Erlösung Jerusalems zu glauben, und ihre Sehnsucht wurde erfüllt, als Maria und Josef ihren Sohn zu Simeon in den Tempel brachten. Auch wenn es Simeon mit seinem Lobgesang des „Nunc dimittis“ bis ins Nachtgebet der Kirche geschafft hat, so nennt der Evangelist Lukas jedoch sie eine Prophetin, und Hanna könnte für uns nicht nur eine Prophetin, sondern ein Vorbild im Glauben sein. Denn wir können nicht nur von ihrer Hoffnung und ihrer Ausdauer im Auf und Ab des Lebens lernen, sondern auch von ihrer Frömmigkeit, ihrer Demut und ihrem unerschütterlichen Gottvertrauen.

Auch wenn nicht überliefert ist, was Hanna genau sagte, so lässt uns der Evangelist doch wissen, dass sie im Tempel hinzutrat und Gott lobte und sie mit allen sprach, die auf die Erlösung Jerusalems warteten.

Wäre das nicht auch eine Aufgabe für uns, von Weihnachten und der Geburt Jesu weiterzuerzählen und Gott zu loben und ihm zu danken, dass er uns seinen Sohn als Mensch und Erlöser geschenkt hat.

P. Cornelius Wanner OSB

30.12.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/12/woman-1031000_1920.jpg 1280 1920 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-12-30 06:30:492021-02-18 16:07:13Impuls am 30. Dezember – Mittwoch der Weihnachtsoktav

Impuls am 29. Dezember – Weihnachtsoktav

Impuls

Am heutigen 29. Dezember, meinem Namenstag, der traditionell auch der Gedenktag König Davids ist, möchte ich ein paar Gedanken zu meinem Namenspatron Jonathan teilen:

Jonathan ist der Sohn Sauls, des ersten Königs des Volkes Israel. Er ist somit auch der geborene Nachfolger, wodurch die Rivalität zu David, der von JHWH zum zweiten König Israels erwählt wird, vorprogrammiert scheint. Jonathan hätte jeden Grund gehabt, David zu verachten – ganz wie sein Vater Saul, an dessen Seite er schließlich auch im Kampf stirbt (vgl. 1 Sam 31,2). Doch „Jonathan liebte David wie sein eigenes Leben“ (1 Sam 18,2). So rational und logisch sich Jonathan auch stets im 1. Buch Samuel verhält – sei es zu Beginn in den Vorstößen gegen die Philister oder später bei den Versuchen, David auf seiner Flucht vor Saul zu helfen – die Liebe zu David ist der Punkt, an dem er irrational handelt, an dem er sogar auf seinen eigenen Thronanspruch verzichtet:

Eine Unvernunft um der Liebe willen.

Jonathan gerät zwischen die Fronten von David und Saul. Er bleibt seinem Vater treu, ohne David zu verraten; und er hält seine Liebe zu David, ohne Saul zu verlassen. Jonathan nimmt die Gestalt des idealen Vermittlers ein, dem es irgendwie gelingt, den Todfeind seines eigenen Vaters über alles zu lieben, ohne dessen Zorn auf sich zu laden. Wie durch ein Wunder schafft er es, in solch einer problematischen Situation selbst ganz unparteiisch zu bleiben und keine der beiden ihm so lieben Seiten gegeneinander auszuspielen oder im Stich zu lassen. Jonathan ist somit auch der Inbegriff der Treue und der Zuverlässigkeit, und er ist für mich das Sinnbild des Brückenbauers.

Dabei fällt mir besonders auf, wie Jonathan stets unauffällig und diskret in seinem Vorgehen bleibt. Nicht zuletzt durch seinen Verzicht auf die Thronfolge wird deutlich, dass Jonathan niemand ist, der große Anerkennung und viel Reichtum (was er leicht haben könnte) braucht.

Für mich hängt dies auf eine bestimmte Weise auch mit Weihnachten zusammen.

Angenommen, wir wären dazu angehalten, eine Menschwerdung Gottes zu inszenieren, wie hätten wir das Ganze vonstatten gehen lassen?
Das Naheliegendste wäre es doch, ihn in einem Palast zur Welt kommen zu lassen, wo er als Thronfolger und neuer Herrscher über seine ganze Schöpfung regieren könnte. Wieso ist der Messias eigentlich nicht als Königssohn zur Welt gekommen? Möglich wäre das Gott doch gewesen. Und wir hätten ihm doch bestimmt gerne gehorcht in dieser Position – schließlich wäre er ja Sohn Gottes!

Gott wurde Mensch in den für uns denkbar unwürdigsten Verhältnissen: Er wurde in einer kalten Winternacht in einem Stall geboren, weil seine Eltern keinen Platz in einer Herberge bekamen. Keine Mutter würde ihr Kind in eine Futterkrippe legen – doch Maria hatte keine andere Wahl. Kurz darauf muss die Familie nach Ägypten fliehen, um dem kindermordenden Herodes zu entkommen.
Und es kommt noch schlimmer: Das Leben Gottes auf Erden endet mit Geißelung und Folter. Jesus wird bespuckt, geschlagen, mit Dornen gekrönt, zur Schau gestellt und verlacht. Er endet am Kreuz, sein Leben mit der Todesstrafe.
Warum tut Gott seinem Sohn und sich selbst das an?

Der Grund ist die Liebe zu seiner Schöpfung.

Gott möchte mehr von uns als unseren Gehorsam, er wünscht sich – so wie im Grunde wir alle (und da ist unsere Ähnlichkeit zu Gott besonders spürbar) – die Erwiderung seiner Liebe.
Am Oktavtag gedachte die Kirche früher (und die evangelische Kirche noch heute) der Beschneidung Jesu: Die menschliche Seite Jesu, die gehorsam unter dem jüdischen Gesetz steht, gerät in den Mittelpunkt.
Doch blinder Gehorsam wäre Gott viel zu einfach. Er sehnt sich nach seiner in Sünde verirrten Schöpfung und möchte, dass auch wir uns nach ihm sehnen. Und er macht es uns eigentlich ziemlich leicht:
Ein schwaches, wehrloses Kind in einer Krippe – man müsste gänzlich in Dunkelheit versunken sein, um kein Mitgefühl, keine Liebe zu empfinden.

Wäre er ein königlicher Herrscher, hätten wir vielleicht (mehr oder weniger) Gottes Geboten eine Zeit lang gehorcht. Wir hätten ihn aber niemals lieben können.
Nun wird Gott nicht nur als schwaches Kind geboren, sondern verzichtet sogar auf jeden Herrschaftsanspruch. Obendrein gibt er sein Leben für uns, seine Freunde, und für unsere Sünden dahin.

Gott handelt irrational um der Liebe willen.

Den Kreis schließen möchte ich, indem ich auf einen weiteren Namen zu sprechen komme:
Vor zwei Tagen, am 27.12., war der Gedenktag des Evangelisten Johannes, der in diesem Jahr ausnahmsweise vom Sonntag der Weihnachtsoktav verdrängt wurde.
Johannes zeigt uns in seinem Evangelium ein Beispiel wirklich verstandener mystischer Liebe Gottes. Der an Jesu Brust ruhende „geliebte Jünger“, der keines apostolischen Amtes bedarf (vgl. Joh 21,20-22) erinnert mich an den an Davids Brust ruhenden Jonathan. Vielleicht ist es kein Zufall, dass sich die Namen so ähneln und dass sie so dicht zusammen ihr Gedenken feiern.

Br. Jonathan von Holst OSB

29.12.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/12/Rembrandt_Harmensz._van_Rijn_031.jpeg 1150 960 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-12-29 06:30:222021-02-18 16:07:13Impuls am 29. Dezember – Weihnachtsoktav

Impuls am Fest der Unschuldigen Kinder (28.12.2020)

Impuls
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Liebe Leserin, lieber Leser!

„Die unschuldigen Martyrer haben nicht redend, sondern sterbend Gott verherrlicht“, so heißt es in der Liturgie des heutigen Tages.

Was bedeutet dieses Fest für mein Leben?

Eine Antwort könnte lauten: Auch mein Leben soll ein Lobhymnus an Gott, nicht durch das Wort, sondern durch die Tat sein.

In Psalm 103 lese ich: Preise den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht seine unendlichen Wohltaten.

Aber auch Schmerz und Trauer verbinde ich mit dem heutigen Festgeheimnis. Ich lade Sie ein, folgende Gedanken von Frère Roger auf sich wirken zu lassen:

Gott sieht der Qual der Menschen niemals unbewegt zu, er leidet mit den Unschuldigen, den Opfern unbegreiflicher Not, er leidet mit jedem.
Es gibt einen Schmerz Gottes, ein Leiden Christi. Im Evangelium macht sich Christus das unbegreifliche Leid Unschuldiger zu eigen, beweint den Tod der Menschen, die er liebt.
Ist Christus nicht auf die Erde gekommen, damit sich jeder Mensch geliebt weiß? Das Herz kann vor solcher Liebe schier ins Staunen geraten.

Tragen wir unsere persönliche Not und das Leid der Welt an das Herz dessen, der aus Liebe Mensch geworden ist.

In herzlicher Verbundenheit

Ihr

+ Aloysius Althaus OSB

28.12.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/12/baby-983990_640.jpg 457 640 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-12-28 06:30:492021-02-18 16:06:52Impuls am Fest der Unschuldigen Kinder (28.12.2020)

Impuls am Fest der Heiligen Familie (27.12.2020)

Impuls

Am Fest der heiligen  Familie stehen heute zwei  Gestalten der heiligen Schrift im Mittelpunkt, nämlich Hanna und Simeon. Explizit wird auf das Alter der beiden Gestalten hingewiesen. Das Alter spielt im biblischen Kontext eine große Rolle. So wird auch  Abraham  als alter Mann beschrieben.  Das bedeutet für mich, dass Gott die älteren Menschen beruft,  Zeugnis abzulegen. In ihnen verdichtet sich die Lebenserfahrung,  und daraus kann sich die Weisheit, die häufig aus älteren Menschen spricht, speisen.  Daher bin ich dankbar, in einer Gemeinschaft zu leben, wo der ältere Bruder  seinen festen Platz hat. Ich kann dann miterleben, was wirklich wichtig ist im Leben. Ich darf wahrnehmen, was wirklich nährt und was wirklich bleibt. Für mich hat das Alter eine ganz eigene Würde. Diese Würde ist unabhängig von der Leistungsfähigkeit des Menschen. Vielmehr ist es das Hinweisen auf das Wesentliche. Die Sehnsucht auf das Wesentliche wachhalten. Für Hanna und Simeon ist dies das Kommen des Messias. Die Sehnsucht nach einer Verheißung wachhalten, die über das Hier und Jetzt hinausgeht. Im Stundengebet hat die Aussage des Simeon ihren festen Platz: „Nun lässt Du, o Herr, mich in Frieden scheiden, denn ich habe das Heil gesehen, dass Du allen Völkern bereitet hast.“

Wenn ich glaube, dass das Heil schon gekommen ist und ich am  Ende in dieses Heil eingehe, dann kann ich in Frieden leben – jetzt in dieser Gegenwart.

Das Fest der heiligen Familie wurde häufig als Erziehungsmodell für Kinder genutzt. Auch als Projektionsfläche, um einem  Familienideal zu huldigen, das es nie gegeben hat. Aber das Fest ermutigt, Kontakt zu unseren älteren Mitmenschen zu suchen. Nicht um ihnen einen Gefallen zu tun, sondern um an ihrer Lebenserfahrung und Weisheit teilzuhaben.

Br. Benjamin Altemeier OSB

27.12.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/12/old-man-1208210_640.jpg 426 640 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-12-27 06:30:222021-02-18 16:06:52Impuls am Fest der Heiligen Familie (27.12.2020)

Impuls am Zweiten Weihnachtstag – Fest des hl. Stephanus (26.12.2020)

Impuls

„Siehe, ich sehe …“ (Apg 7,56)

Das kennen Sie bestimmt auch: „Heute feiern wir den ersten Blutzeugen für Jesus!“ „Der Priester trägt heute rot, wie Blut!“ Das sind Klassiker für Predigten am heutigen Tag, dem Fest des heiligen Stephanus. Irgendwie ist es „alle Jahre wieder“ das Gleiche. Spätestens heute scheint es vorbei mit der wohligen Weihnachtsstimmung in der Kirche. Gibt es keinen Bezug auf das Weihnachtsfest, das wir doch alle immer noch feiern wollen? Muss man automatisch einen gedanklichen salto mortale hinlegen, um diesen Spalt zu überbrücken?

Schauen wir uns die Evangelien der Christmette (Lk 2,1-14) und des Weihnachtstages (Joh 1,1-18), sowie die heutige Lesung (Apg 6,8-10.7,54-60) an. Es gibt ein Wort, dass in allen drei Texten identisch ist: doxa. Übersetzt wird es mit „Ehre“ und „Herrlichkeit“.

  • In der Christmette: Hier wird das ärmliche, dunkle Szenario der Geburt Jesu durchbrochen von einem Engel, der vor Hirten spricht. Fern der Heimat geboren – das widerspricht dem majestätischen Bild der Stadt des Königs David. Das kleine Kind widerspricht dem großen Bild des Retters. Die große Freude widerspricht dem heruntergekommen Stall und dem Stroh der Krippe. Krasser könnten die Gegensätze nicht sein. Und doch: die Herrlichkeit (doxa) des Herrn leuchtet und „Ehre (doxa) Gott in der Höhe“
  • Am Weihnachtstag: Mitten im schwer verständlichen Johannesprolog fällt der Satz „ und wir haben seine Herrlichkeit (doxa) gesehen, die Herrlichkeit (doxa) als des eingeborenen Sohnes vom Vater.“ (Joh 1,14) Theologische Gedanken und Höhenflüge werden durchbrochen vom Sehen. Etwas ganz Realem. Wir sehen Gottes Herrlichkeit durch Jesus, der geboren wurde, hindurch schimmern!
  • In der heutigen Lesung: Stephanus bei seinem Prozess schaut in den Himmel und sieht „die Herrlichkeit (doxa) Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen.“ (Apg 7,55).

Dreimal das gleiche Wort. Die Herrlichkeit Gottes. Sie ist im Sprachgebrauch des Alten Testaments gleichbedeutend mit Gott selbst. Wenn Mose Gottes Herrlichkeit sehen will, will er Gott sehen! (vgl. Ex 33,18 ff)

Was ist sonst noch allen gemeinsam? Hier bricht etwas in die menschliche Realität ein. Gott erscheint! Nicht mehr im Tempel, wo sonst immer die Herrlichkeit Gottes zu sehen ist. Er ist zu sehen auf dem Feld bei den Hirten, nicht bei den Führern. Er ist zu sehen im Fleisch eines Menschen, nicht mehr im abstrakten Gedenken! Er ist zu sehen im Augenblick des ungerechten Todesurteils, nicht bloß beim Lobpreis, der ihn rühmt! Und das Bindeglied zwischen allen drei Erscheinungsformen ist Jesus. Als Baby, von dem die Welt sich noch nichts erwartet. Als Mensch, den die Menschen nicht verstehen. Als der, den Gott an seine Rechte gestellt hat. Alle Extreme sind umfasst: Der Anfang des Lebens und sein Ende. Das Sich-Umstrahlen-Lassen und das Nicht-Erkennen. Die Realität dieser Welt und die Hoffnung auf den Himmel, den Stephanus offen sieht.

Könnten uns diese Texte nicht folgendes sagen wollen? All dies ist Weihnachten. Nicht bloß Jesu Geburt, die wir feiern, und die wohlig klassische Feier daheim, sondern auch das, was an den Rändern geschieht, in den Ausnahmesituationen.

Vielleicht feiern Sie Weihnachten allein. Vielleicht sind sie wegen der Pandemie von ihren Lieben getrennt. Vielleicht sind Sie erkrankt oder jemand, der Ihnen am Herzen liegt. Vielleicht leiden Sie unter dem Verlust eines geliebten Menschen. Können diese Texte Ihnen einen Trost schenken? Für mich sprechen die Texte diese Botschaft: Gott will uns seine Nähe in allen Lebenslagen schenken und bei uns sein. Er will uns nicht verlassen. Einen kleinen Lichtstrahl dieser Erfahrung wünsche ich Ihnen von Herzen an diesem außergewöhnlichen Weihnachtsfest, dass Sie auch den Himmel offen sehen und vielleicht neu mit einstimmen können in den Gesang der Engel: „Ehre Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen!“

Frohe und gesegnete Weihnachten!

Ihr
Br. Symeon Müller OSB

26.12.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/12/cabin-1082058_1280.jpg 853 1280 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-12-26 06:30:142021-02-18 16:06:52Impuls am Zweiten Weihnachtstag – Fest des hl. Stephanus (26.12.2020)

Impuls an Weihnachten (25.12.2020)

Impuls

Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren;
er ist der Christus, der Herr. (Lk 2,11)

Die Worte des Engels an die Hirten werden Ihnen sicher bekannt sein. Vielleicht haben Sie diese Worte in der letzten Nacht auch gehört – sei es in einem Präsenzgottesdienst, sei es via Internet, TV oder Radio. Aber haben Sie sich durch diese Worte auch angesprochen gefühlt? Oder sie eher als Bestandteil einer schönen Geschichte aus vergangenen Zeiten gesehen, die zu Weihnachten gehört wie der Tannenbaum und die Geschenke?

Das Heute macht darauf aufmerksam, dass es bei diesen Worten um mehr geht als um eine Erzählung aus der Vergangenheit. Ich selbst bin gemeint: Mir ist in meiner Stadt, in meinem Alltag, in meinem Haus der Retter geboren, Christus, der Herr. Das alles geschieht wirklich heute, mitten in der Zeit der Pandemie, mitten in diesem so anderen Weihnachtsfest, das geprägt ist von Verzicht, Kontaktbeschränkungen und Reduzierung.

Heute ist uns der Retter geboren, heute ist uns Erlösung geschenkt: Das ist die befreiende Botschaft von Weihnachten – mitten in allem Leid, aller Krankheit, aller Entbehrung! Ich wünsche Ihnen, dass Sie dieses Heute in Ihrem Alltag erleben können.

P. Maurus Runge OSB

Die Mönche der Abtei Königsmünster wünschen Ihnen und Ihren Familien ein gesegnetes Weihnachtsfest!

25.12.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/12/Abteikirche.jpg 600 399 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-12-25 06:30:102021-02-18 16:06:52Impuls an Weihnachten (25.12.2020)

Impuls an Heiligabend (24.12.2020)

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Liebe Leserin, lieber Leser,

im Tagesgebet wird die Bitte ausgesprochen: Herr Jesus Christus, komm bald und säume nicht.

Kann ich in diesen Gebetsruf einstimmen?
Bin ich bereit für das Fest der Geburt des Herrn?

Da sind sie nun unterwegs, zu Fuß wie die Ärmsten, trotz der Mühsal für Maria, die bald Mutter werden soll. Sie sind unterwegs, weil sie gehorsam sind, ohne Einwände. Ihr tiefer Glaube entdeckt im ausgesprochenen Befehl den Willen Gottes. Und sie gehen dahin, voll Vertrauen auf die Vorsehung.

Wie gehe ich meine Wege?
Vertraue ich der Führung Gottes?

In Betlehem ist für sie kein Platz, und es bleibt ihnen nichts anderes übrig, als in eine Höhle im Freien zu flüchten. Sie wissen wohl, dass der Sohn Gottes geboren werden soll. Und sie wissen, dass Gott so ganz anders wirkt als die Menschen.

Wo hat Gott in meinem Leben gewirkt?
An welchem Ort und unter welchen Umständen?

Und Gott, ganz auf seine Art, bedient sich, um das größte seiner Werke zu vollbringen: die Menschwerdung des Wortes.
Die Hl. Elisabeth von der Dreifaltigkeit betet: „Lass mich die geheimnisvollen Wege deiner Liebe verstehen“.

Ich wünsche Ihnen ein mit Sehnsucht erfülltes Herz, im Zugehen auf das Geburtsfest unseres Herrn. In der Christmette werde ich an Sie denken und für Sie und Ihre Familien und Freunde den Segen erbitten.

Ihr

+ Aloysius Althaus OSB

24.12.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/12/josef-2943916_640.jpg 426 640 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-12-24 06:30:292021-02-18 16:06:52Impuls an Heiligabend (24.12.2020)

O IMMANUEL – Impuls zur O-Antiphon am 23. Dezember

Impuls
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O Immanuel, unser König und Lehrer, du Hoffnung und Heiland der Völker. O komm, eile und schaffe uns Hilfe, du unser Herr und unser Gott!

Gott hat Sehnsucht nach seinem Geschöpf. Um diesem Geschöpf nahe sein zu können, sendet Gott von sich aus ein Zeichen. Eine Jungfrau gebiert einen Sohn, den Immanuel (vgl. Jes 7,14). Das Zeichen Gottes ist ein Kind. Für uns Christen ist dieses Kind, dieser Immanuel,  Jesus Christus. Wir mögen uns fragen, weshalb Gott gerade als verletzliches und unterstützungsbedürftiges Kind kommt. Ein neugeborenes Kind steht für Offenheit und Vertrauen. Jeder von uns kennt den Blick der Augen eines Säuglings. Die Augen schauen voller Neugier weit geöffnet in diese Welt hinein. Die geöffneten Augen des Kindes stehen für Offenheit. Die Sehnsucht des Kindes ist es, immer wieder die Nähe der Eltern zu suchen, die es dann in die Arme schließen und herzen. Diese Bewegung des Kindes ist eine Bewegung des Vertrauens. Das Kind vertraut restlos seinen Eltern. Wir Menschen sind eingeladen, es diesem Kind gleich zu tun. Mit einem offenen und liebenden Blick in diese Welt zu schauen. Jeder, der von einem solchen offenen und liebenden Blick  getroffen wird, empfängt Heil und kann so selbst heil werden. Ebenso sind wir eingeladen, an diesem Weihnachtsfest 2020 unser Vertrauen zu erneuern, da unser Gott helfend an unserer Seite unseren Lebensweg teilt.

Br. Emmanuel Panchyrz OSB

23.12.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/12/baby-390555_640.bmp 426 640 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-12-23 06:30:212021-02-18 16:06:52O IMMANUEL – Impuls zur O-Antiphon am 23. Dezember

O KÖNIG DER VÖLKER – Impuls zur O-Antiphon am 22. Dezember

Impuls

O König der Völker, ihre Erwartung und Sehnsucht, du Schlussstein, der den Bau zusammenhält – komm und errette den Menschen, den du aus Erde gebildet!

Für mich gehören die O-Antiphonen, die wir vom 17. bis zum 23. Dezember in unserer Vesper singen, zu den schönsten und dichtesten Texten im Advent. Das sind Rufe der Erwartung und Sehnsucht, die bis in die Glaubensgeschichte Israels zurückgehen und auf Christus hin gedeutet werden, zu dem wir in diesen Tagen ja unterwegs sind. Sie heißen so, weil sie mit dem Ausruf O als Ausdruck des Staunens und der Ehrfurcht beginnen. Mit diesen O-Antiphonen stellen wir uns in eine ganz alte Glaubensgeschichte hinein.

In der Krypta unserer Abteikirche befindet sich eine Säule, in die der Text der heutigen O-Antiphon in lateinischer Sprache eingeschrieben ist. Diese Antiphon weist hin auf Christus, den König des Friedens, den König aller Völker, dem wir in unserem Königs-Münster besonders verpflichtet sind. Er wird einmal hoffentlich unsere Sehnsucht nach Frieden erfüllen, nach dem sich unsere Welt so sehr sehnt.

Die Säule befindet sich genau unter dem Altar unserer Hauptkirche. Sie trägt den Altar und das ganze Kirchengebäude. Der König des Friedens trägt uns. Aber noch etwas ganz Wichtiges trägt uns: In dieser Säule befinden sich die Namen aller Menschen, die uns beim Bau unserer Kirche in den 1960er Jahren unterstützt haben. All diese Menschen tragen uns bis heute. Jeder hat einen Beitrag dazu geleistet, dass wir heute noch hier beten können. Diese Säule erinnert mich daran, dass wir zu einer Gemeinschaft gehören, die Raum und Zeit übersteigt, eine Gemeinschaft von Menschen aller Völker und Kulturen, aber auch von Menschen, die noch leben und solchen, die schon gestorben sind.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie immer wieder in Ihrem Leben den Frieden erfahren können, den uns Christus bringen möchte, und ich wünsche Ihnen eine gute Vorbereitung auf das Fest der Menschwerdung!

P. Maurus Runge OSB

22.12.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/12/Krypta.jpg 600 450 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-12-22 06:30:492021-02-18 16:06:52O KÖNIG DER VÖLKER – Impuls zur O-Antiphon am 22. Dezember

O MORGENSTERN – Impuls zur O-Antiphon am 21. Dezember

Impuls
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O Morgenstern,
Glanz des unversehrten Lichtes,
der Gerechtigkeit strahlende Sonne:
o komm und erleuchte, die da sitzen in Finsternis
und im Schatten des Todes!

Der Morgenstern wurde schon früh als Bild auf Christus hin übertragen. Das Licht des Morgensterns, das in der Antiphon „O oriens“ besungen wird, vermag mit seinem Leuchten selbst in tiefster Finsternis im wahrsten Sinne des Wortes Orientierung zu geben. Im Exsultet der Osternacht wird die Osterkerze besungen als das Licht, das die Dunkelheit der Welt vertreiben soll. Solange, bis im letzten Advent der Herr „wiederkommt in Herrlichkeit“ und der Morgenstern aufgeht: „Jener wahre Morgenstern, der in Ewigkeit nicht untergeht.“

Der Advent ersehnt diesen Aufgang des Morgensterns, weil die Geburt Jesu mit dem Aufstrahlen dieses Lichtes in Verbindung gebracht wird: „Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe, um allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes.“ So verheißt Zacharias in seinem Lobgesang, dass durch die Geburt Jesu dieses Licht in die Welt kommt (vgl. Lk 1,78.79).

Die Finsternis und der Schatten des Todes, die Angst vor Corona und der Grauschleier der Schwermut, der sich für manchen über die kommenden Tage legt, ist in dieser aktuellen Corona-Situation fast mit den Händen zu greifen. Die Worte der O-Antiphonen, die durch die Jahrhunderte hindurch und selbst in den dunkelsten Zeiten von Kriegen, Epidemien und Katastrophen von gläubigen Menschen gesungen werden, können in dieser Zeit die Hoffnung wachhalten, dass die Schatten des Todes und der Traurigkeit irgendwann auch einmal weichen müssen. Aber auch wenn Ihnen diese Worte  selbst vielleicht nicht so recht über die Lippen kommen wollen, dann lade ich Sie heute ein, einmal in einem stillen Moment eine Kerze oder ein Teelicht anzuzünden: Dann geht nämlich auch von Ihnen ein Licht aus und macht die Welt für Sie und auch für alle anderen ein bisschen heller…

Br. Vincent Grunwald OSB

21.12.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/12/sunrise-368752_640.jpg 480 640 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-12-21 06:30:002021-02-18 16:06:52O MORGENSTERN – Impuls zur O-Antiphon am 21. Dezember

O SCHLÜSSEL DAVIDS – Impuls zur O-Antiphon am 20. Dezember

Impuls

O Schlüssel Davids, Zepter des Hauses Israel – du öffnest, und niemand kann schließen, du schließt, und niemand vermag zu öffnen: Komm und öffne den Kerker der Finsternis und die Fesseln des Todes. (O-Antiphon vom 20.12.)

In der heutigen Vesper-Antiphon besingen wir den Schlüssel und das Zepter Davids.
Christus selbst ist es, der öffnet und der schließt.
Und wir fordern Gott dazu auf, zu kommen und uns zu befreien: aus Kerker, Finsternis, Fesseln und Tod.

Was für Orte sind das, die Gott verschlossen hat und öffnen wird?
Der Garten Eden? Das Reich Gottes? Das neue Jerusalem?
Der Verfasser der Antiphon zieht auf diese Weise einen Bogen von der Genesis zur Apokalypse, also vom Anfang bis zum Ende der Bibel;
vom ersten bis zum letzten Tag; vom Ursprung bis zur zukünftigen Verheißung.

Dazwischen liegen Kerker, Finsternis, Fesseln und Tod.
Wir alle kennen das Dunkle, durch das wir in unserem Leben von Zeit zu Zeit gehen müssen.
Wir denken an die finsteren Kapitel der Geschichte Israels: Josef wird von seinen Brüdern in einen tiefen Brunnen geworfen; das Volk Jakobs in der Sklaverei in Ägypten; die 40-jährige Wüstenwanderung; Kriege um das verheißene Land; die Zerstörung des Tempels; das babylonische Exil.
Wir denken an den Brudermord Kains gleich zu Beginn nach der Verbannung aus Eden. An das Buch Ijob und an zahlreiche Psalmen, in denen wir uns der absoluten Dunkelheit ausgeliefert wiederfinden.
Wir erleben es auch heute: die Lasten des Alltags, schwere Schicksalsschläge, Ungerechtigkeit in der Welt – hinzukommend in diesem Jahr die Corona-Pandemie und ihre Folgen.
Manchmal bleiben wir sprachlos zurück, sehen einfach überhaupt kein Licht mehr:
„Du hast mir entfremdet Freunde und Gefährten; mein einziger Vertrauter ist nur noch die Finsternis.“ (Ps 88,19)

Schlüssel und Zepter: Symbole für Verwaltungsgewalt und Königsmacht.

Die Schlüsselvollmacht wird erstmals beim Propheten Jesaja erwähnt, wo dem Knecht Eljakim mit der Schlüsselübergabe das Amt des Palastvorstehers übertragen wird. (Jes 22,22)
Uns ist das Schlüsselmotiv spätestens durch die Jesusworte im Matthäusevangelium bekannt:
„Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich bauen meine Kirche, und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.
Dir will ich die Schlüssel des Himmelreiches geben. Was du binden wirst auf Erden, das wird gebunden sein im Himmel; und was du lösen wirst auf Erden, das wird gelöst sein im Himmel.“ (Mt 16,18f)

Doch kommen wir zum Bild des Zepters. Ist hier wirklich „nur“ die beherrschende Königsmacht gemeint?
„Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.“ (Ps 23,4)
Johannes schildert die Bevollmächtigung Petri anders als Matthäus: „Weide meine Schafe!“ (Joh 21,16f)
Der Hirtenstab als Königszepter? König David war Schafhirte!
Und Jesus schildert uns in seinem Gleichnis die Bemühung des Hirten, ein verirrtes Schaf wiederzufinden, der dafür sogar seine ganze Herde verlässt. (Mt 18,12-13)
So wird für mich die vermeintliche Königsallmacht enttarnt als treuhänderische Verwaltungspflicht.
Und das Zepter steht somit für den Dienst am Nächsten, und nicht für die privilegierte Ausübung von Macht.

Über das Bild des Schafhirten finden wir auch zum Schlüsselmotiv zurück, denn Jesus sagt:
„Ich bin die Tür zu den Schafen. Wer durch mich hineingeht, wird Heil erfahren; er wird hinein- und herausgehen und Weide finden.“ (Joh 10,7.9b)

Jesus ist Schlüssel, Tür und Hirte für seine Herden.
Nur durch ihn, mit ihm und in ihm finden wir aus unserem Kerker der Finsternis und werden wir befreit aus den Fesseln des Todes.

Br. Jonathan von Holst OSB

20.12.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/12/Bartolome-Bermejo-1480-Christus-führt-die-Patriarchen-ins-Paradies.jpg 950 630 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-12-20 06:30:092021-02-18 16:06:52O SCHLÜSSEL DAVIDS – Impuls zur O-Antiphon am 20. Dezember

O WURZEL JESSE – Impuls zur O-Antiphon am 19. Dezember

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O Spross aus Isais Wurzel, gesetzt zum Zeichen für die Völker – vor dir verstummen die Herrscher der Erde, dich flehen an die Völker: o komm und errette uns, erhebe dich, säume nicht länger! (O-Antiphon vom 19.12.)

An jenem Tag wird es der Spross aus der Wurzel Isais sein, der dasteht als Feldzeichen für die Völker; die Nationen werden nach ihm fragen und seine Ruhe wird herrlich sein. (Jesaja 10,10)

Dies ist der Vers, der der heutigen Antiphon zugrunde liegt. In der Tradition der Kirche wird er mit einem weiteren Vers zusammen gelesen:

Vor seinen Augen wuchs er auf wie ein junger Spross, wie ein Wurzeltrieb aus trockenem Boden. Er hatte keine schöne und edle Gestalt, sodass wir ihn anschauen mochten. Er sah nicht so aus, dass wir Gefallen fanden an ihm. (Jesaja 53,2)

Weihnachten ist ein Fest, das emotional stark mit Traditionen in Verbindung gebracht wird. Da gibt es in jeder Familie eigene Festtagsbräuche. Es ist ein Fest, das hohe Erwartungen mit sich bringt, und das viele von uns deswegen jedes Jahr feiern wollen, „wie wir es immer feiern“.

In diesem Jahr 2020, das nun mal einen gewaltigen Einschnitt in unser aller Leben darstellt, werden entsprechende Erwartungen an ein „perfektes Weihnachtsfest“ mancherorts notwendiger Weise untererfüllt bleiben.

Wie mag es Maria und Josef gegangen sein, als Maria ihr Kind in Betlehem zur Welt bringen musste? Weit weg von Zuhause, wollten sie in einer Herberge übernachten – zweifelsohne ein besserer Ort für eine hochschwangere Frau, als dies eine Scheune sein könnte – aber es war kein Platz in der Herberge. Also haben sie – wohl mit Müh und Not – eine Bleibe in einem Viehstall gefunden. Sie konnten ihr Kind, den Messias, ja Gott selbst (!) in nichts anderes legen, als in das Stroh einer Futterkrippe.

Wir neigen dazu, auch diese Geschichte emotional positiv zu verklären, denn sie wird ja üblicher Weise vorgelesen, wenn Weihnachten „wie immer“ gefeiert wird. Wir laufen jedoch Gefahr, zu übersehen, dass es sich bei der Geschichte der Geburt Christi um eine Erzählung großer Not handelt – eine Situation, die nicht der Hoffnung von Maria und Josef für Marias Kind entsprochen haben kann.

Ja, zu Weihnachten kommt Gott in die Welt!

Aber er kommt nicht voll Pracht als mächtiger Herrscher. Er liegt als schwaches, machtloses, von seiner Mutter absolut abhängiges Baby in dem Stroh einer Futterkrippe. Er bedient nicht die Erwartungen der Menschen!

Lenken wir unseren Blick wieder auf das diesjährige Weihnachtsfest, das unsere durch andere Jahre geprägten Erwartungen in vielen Fällen nicht erfüllen wird.

Dieses Weihnachten wird anders. Aber vielleicht kann uns gerade dieses Weihnachten das „Andere“ des Weihnachtsfests vor Augen stellen, wie es ein „normales“ Weihnachten nicht könnte. Vielleicht hilft uns gerade das diesjährige Weihnachtsfest, Christus an der Realität der Krippe zu nahen.

Auf diesem „dürren Boden“ können wir mit der Strophe eines Weihnachtslieds von Paul Gerhardt singen: „Du fragest nicht nach Lust der Welt, noch nach des Leibes Freuden; du hast dich bei uns eingestellt, an unsrer Statt zu leiden, suchst meiner Seele Herrlichkeit durch Elend und Armseligkeit; das will ich dir nicht wehren.

Br. Josef Ellendorff OSB

19.12.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/12/straw-457607_640.jpg 423 640 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-12-19 06:30:422021-02-18 16:06:52O WURZEL JESSE – Impuls zur O-Antiphon am 19. Dezember

O ADONAI – Impuls zur O-Antiphon am 18. Dezember

Impuls

O Adonai, Herr und Führer des Hauses Israel – im flammenden Dornbusch bist du dem Mose erschienen und hast ihm auf dem Berg das Gesetz gegeben: o komm und befreie uns mit deinem starken Arm! (O-Antiphon vom 18.12.)

„O Adonai“ – Ein Gebet der Völker für ihre Wallfahrt zum Zion?

Die heutige O-Antiphon der Vesper nennt zwei biblische Ereignisse.
Es sind die Erscheinung JHWHs im Dornbusch und der Bundesschluss am Berg Sinai, bei dem JHWH Israel die Tora gegeben hat, das große Gesetzeswerk, welches sie vor aller Welt zu Weisen macht (vgl. Dtn 4,6).
JHWH ist der hebräische Gottesname, der vermutlich „Jahwe“ geheißen hat. Das Hebräische ist ursprünglich eine reine Konsonantenschrift. Als die Juden im 6. Jahrhundert unserer Zeit feststellten, dass es immer schwerer wird, die richtige Aussprache des Bibeltextes im Gottesdienst sicher zu stellen, fügten sie auch Zeichen für die Vokale ein. Allein der Gottesname erhielt nicht die Vokale (a-e), die er eigentlich haben sollte, sondern die für das hebräische Adonai („mein Herr“) (æ-o-a) stehen.
Dies hat folgenden Grund: Der Name wurde und wird nicht ausgesprochen, sondern umschrieben. Man sagt an seiner Stelle Adonai oder „der Name“ (haSchem). Es ist vor allem Respekt und Ehrerbietung. Die Zehn Gebote formulieren es so: „Du sollst den Namen JHWHs, deines Gottes nicht missbrauchen.“(Ex 20,7)
Dies galt nicht nur in jüdischen Kreisen, sondern auch die Christen haben ihn bis in das späte Mittelalter hinein umschrieben: Das griechische Alte Testament (und das Neue Testament) schreiben kyrios (Herr), wenn JHWH im Hebräischen steht. Auch die neue Einheitsübersetzung, die jetzt in unsere Gottesdienste Einzug hält, schreibt JHWH als Herr in Großbuchstaben. Es ist Ausdruck unseres Respekts gegenüber dem Gott Jesu und dem Brauch seiner Geschwister, den Juden, die der Baum sind, der uns trägt (vgl. Röm 11,17-21). Man sollte schließlich nicht an dem Ast sägen, auf dem man sitzt. Das war noch nie klug.
Darum ist es mittlerweile ausdrücklich verboten, dass man den Gottesnamen in der katholischen Liturgie ausspricht. Er muss umschrieben werden. Es ist ein Hoffnungszeichen, dass wir als Christen uns auf unsere Wurzeln und deren Traditionen besinnen.
Wir, Christen und Juden, glauben, dass Gott immer größer ist, als alles, was wir fassen können. Adonai ist nicht greifbar, das ganze Universum kann ihn nicht fassen. Adonai ist größer als alle Bilder, die wir uns machen können. Adonai ist größer als alles Sprechen. Adonai ist nur bemerkbar in der unterbrechenden Stille.
In diesen letzten Tagen des Advent machen wir uns ganz bewusst Gedanken über die Verheißungen, die an die Juden ergangen sind, und wir erwarten die Geburt eines kleinen jüdischen Kindes. Wir erwarten den, der Gläubige aus Israel und aus den Völkern (das sind wir!) sammeln wird.
Wir können uns in diesen Tagen bewusst zum Zion aufmachen, um die Tora kennenzulernen, wie es die Propheten gesehen haben (vgl. Jes 2,3f.). Wir können dort zu den Juden sagen „Wir wollen mit euch gehen, denn wir haben gehört: Gott ist mit euch.“(Sach 8,23) Das heißt auch, dass wir einstimmen sollen in das beredte Verstummen beim Namen des Ewigen, damit wir ihn nennen können: „Adonai!“ – „MEIN Herr!“

Br. Symeon Müller OSB

18.12.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/12/Dtn5JHWH-kl.jpg 600 800 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-12-18 06:30:512021-02-18 16:06:52O ADONAI – Impuls zur O-Antiphon am 18. Dezember

O WEISHEIT – Impuls zur O-Antiphon am 17.12.2020

Impuls

O Weisheit, hervorgegangen aus dem Munde des Höchsten, die Welt umspannst du von einem Ende zum andern, in Kraft und Milde ordnest du alles: Komm und lehre uns den Weg der Einsicht! (O-Antiphon vom 17.12.)

Im Buch Jesus Sirach lesen wir: „Kind, von deiner Jugend an erwähle Bildung! Bis du graue Haare hast, wirst du Weisheit finden… Hör auf meinen Rat, schlage ihn nicht in den Wind! Leg dir selbst die Fesseln der Weisheit um die Füße und ihren eisernen Ring um den Hals! Nimm sie auf die Schultern und trage sie, ärgere dich nicht über ihre Stricke! Laß dich mit deinem ganzen Willen auf sie ein und folge ihr mit deiner ganzen Kraft! Geh ihren Spuren nach und suche sie; sie wird sich dir zu erkennen geben. Und wenn du sie ergriffen hast, dann lass sie nicht wieder los! Am Ende wirst du bei ihr Ruhe finden, und deine Mühe wird sich in Freude verwandeln. Dann werden ihre Fußfesseln für dich zum starken Schutz und ihr Halseisen zum prächtigen Gewand. Ihr Joch wird zum goldenen Schmuck und ihre Stricke zu purpurfarbenen Bändern. Wie ein Prachtgewand wirst du sie tragen und wie eine strahlende Krone.“ (Sir 6,18.23-31)

Weisheit ist nicht die Ansammlung von möglichst viel Wissen, man kann sie sich nicht erarbeiten. Weisheit erlangt man, indem man sich dem Leben aussetzt und sich auf das Leben

Einlässt – vielleicht sich ganzheitlich durch den Rhythmus der Jahreszeiten bildet. Denn hinter und vor unserem Leben steht Gott selbst, der die Welt und alles Geschehen in ihr weise geschaffen hat. Der, der mir den Weg der Weisheit zeigen möchte, lässt mich fragen:

  • Vertraue ich auf Gott als den Schöpfer und Urheber der Welt und meines Lebens?
  • Bin ich bereit, mir von Gott etwas sagen zu lassen?
  • Welchen Stellenwert hat die Heilige Schrift als Urkunde des Glaubens in meinem Leben?

Br. Benedikt Müller OSB

17.12.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/12/Weihnachten-Silvester-2013-028.jpg 600 800 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-12-17 06:30:552021-02-18 16:06:52O WEISHEIT – Impuls zur O-Antiphon am 17.12.2020

Impuls am Mittwoch der 3. Adventswoche (16.12.2020)

Impuls

„Rorate caeli desuper, et nubes pluant iustum“   – „Tauet, ihr Himmel, von oben! Ihr Wolken, regnet herab den Gerechten!“ (Jes 45,8)

Kein Gesang verkörpert so stark die adventliche Sehnsucht nach dem Kommen Gottes wie der Gesang des Rorate. In der liturgischen Tradition hat der Introitus des „Rorate caeli“ seinen festen Platz am 4. Adventssonntag. Sicher klingen bei vielen Menschen  tiefe Erfahrungen nach, einen Rorate-Gottesdienst erlebt zu haben. In der Dunkelheit erklingt  der Gesang tiefer Sehnsucht: “Tauet, Himmel, den Gerechten, Wolken, regnet ihn herab, rief das Volk in bangen Nächten, dem Gott die Verheißung gab.“ So heißt es in einer Nachdichtung eines bekannten Adventsliedes.

Heute am 16. Dezember hören wir diese Worte des Propheten Jesaja in der Lesung  der Eucharistie. Martin Buber übersetzt:

„Träufelt ihr Himmel von oben,
Wahrhaftigkeit  sollen rieseln die Lüfte.
Die Erde soll sich öffnen,
Freiheit soll sie fruchten lassen,
Bewährung soll sie sprießen zumal.
Ich selber habe es geschaffen.“

Dieses heutige Prophetenwort schreit gleichsam nach Gerechtigkeit, nach Freiheit, nach Frieden, Wahrhaftigkeit und Bewährung. Diese Worte haben ihren Ursprung in der Zusage Gottes an sein Volk, welches im Exil lebt. Gott will den bedrängten Menschen trösten. Da Gott selbst Mensch wird, stellt er sich selbst an unsere Seite. In all unseren heutigen Bedrängnissen, unserem Unfrieden und  unserer Unversöhntheit will Gott mit uns sein.

Br. Emmanuel Panchyrz OSB

16.12.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/12/clouds-2329680_640.jpg 359 640 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-12-16 06:30:282021-02-18 16:06:52Impuls am Mittwoch der 3. Adventswoche (16.12.2020)

Impuls am Dienstag der 3. Adventswoche (15.12.2020)

Impuls

An jenem Tag brauchst du dich nicht mehr zu schämen, wegen all deiner schändlichen Taten, die du gegen mich verübt hast. (Zef 3,11)

Wir kennen wohl alle nur zu gut das Gefühl der Scham, wenn wir als kleines Kind (und manchmal auch als Erwachsener) einen Fehler gemacht haben, den alle um uns herum bemerkten. Wir werden dann rot oder schauen auf den Boden, würden am liebsten in selbigem versinken. Manchmal ist es auch die Fremdscham, wenn ein Freund, eine Verwandte etwas tut, was dann auch auf uns zurückfällt. Ein Gefühl, was manche vielleicht auch in ihrer Kirche empfinden, wenn der nächste Fall von schlimmster sexualisierter Gewalt durch die Medien aufgedeckt wird. Auch wenn uns formal keine Schuld trifft, empfinden wir doch Scham ob der Ungeheuerlichkeit der Tat – wir können uns davon nicht freisprechen, weil wir eben zur gleichen „Täterorganisation“ gehören.

Wie wohltuend und befreiend ist da das Wort des Propheten Zefanja, das wir in der heutigen Tageslesung hören, das uns dort zugesagt wird: Du brauchst dich nicht mehr zu schämen! Das bedeutet nicht, dass meine Taten vergessen sind – aber zumindest sollen sie mich nicht mehr belasten.

Das kann ich verständlicherweise nicht selbst sagen. Gerade in Extremfällen wäre es vermessen den Opfern meiner Taten gegenüber. Ich kann es mir letztlich nur zusagen lassen – und das oft nach einem langen Prozess der Läuterung und Versöhnung. Mir sagen lassen von einem, der mich als Person sieht und mich nicht auf meine Taten reduziert.

P. Maurus Runge OSB

15.12.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/12/boy-1666611_640.jpg 426 640 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-12-15 06:30:472021-02-18 16:06:39Impuls am Dienstag der 3. Adventswoche (15.12.2020)

Impuls am Hochfest der hl. Odilia (14.12.2020)

Impuls

Öffne uns auf die Fürsprache der hl. Odilia die Augen, damit wir in der geschaffenen Schönheit deine Größe erahnen. (Aus dem Tagesgebet am Fest der heiligen Odilia)

Heute feiern wir – vom Dritten Adventssonntag auf den 14.12. verdrängt – das Hochfest der heiligen Odilia, die im 7. Jahrhundert im Elsass gelebt hat. In diesem Jahr feiern wir ihren 1300. Todestag. Der Legende nach hat sie, die blind geboren war, bei ihrer Taufe das Augenlicht geschenkt bekommen. Die Missionsbenediktiner von St. Ottilien begehen an ihrem Festtag ihr „Patronatsfest“.

Ein Gedanke aus dem heutigen Tagesgebet lässt mich nicht los. Wir erahnen in der geschaffenen Schönheit die Größe Gottes. Die Welt ist nicht einfach nur vergängliche, sündhafte, „böse“ Welt, sondern gute Schöpfung Gottes. In der Welt, in der Schönheit der Welt können wir Spuren Gottes erahnen – wenn wir dafür empfänglich sind, wenn wir offene Augen haben, ja, wenn wir „sehen“ können.

Oft bin ich aber blind. Nicht im wörtlichen Sinn, sondern übertragen. Vor lauter Problemen und Sorgen sehe ich die Spuren Gottes in seiner Schöpfung nicht mehr. Dann muss ich mir die Augen öffnen lassen, neu sehen lernen. Von Gott die Gnade des Sehens erbitten, damit ich nicht seine Spuren der Schönheit in dieser Welt übersehe – auch mitten in der Pandemie.

Öffnen wir heute unsere Augen, oder lassen wir sie uns öffnen. Wir werden staunen, was wir alles entdecken können.

P. Maurus Runge OSB

14.12.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/12/rose-3802424_640.jpg 425 640 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-12-14 06:30:522021-02-18 16:06:39Impuls am Hochfest der hl. Odilia (14.12.2020)

Impuls am 3. Adventssonntag

Impuls

Der heutige dritte Adventssonntag steht ganz im Zeichen der Vorfreude: „Gaudete in Domino semper“ („Freut euch im Herrn zu jeder Zeit“, Phil 4,4)!
Die Hälfte der Adventszeit liegt hinter uns, und das Weihnachtsfest rückt immer näher.
Ich muss zugeben, dass es mir dieses Jahr nicht leicht fällt, eine große Vorfreude zu empfinden, und vielleicht geht es ja manchen von ihnen ähnlich.
Ich habe vor kurzem eine gute Freundin verloren, die an Krebs gestorben ist, und ich musste erleben, wie leidvoll ihr Krankheitsweg war.
Ein Sprichwort sagt: Die Vorfreude ist die kleine Schwester der Hoffnung.
Aber woher seine Vorfreude nehmen, wenn man manchmal nur ganz wenig Hoffnung hat, oder einem die Hoffnung genommen wurde?
Astronomisch gesehen befinden wir uns weiterhin auf dem Weg in die Nacht. Die Tage werden auch weiter noch kürzer und die Nächte länger. Nicht gerade rosige Aussichten, auch wenn manche von uns heute eine rosa Kerze entzünden.
Vielleicht hilft uns aber ein wenig der Blick zu unseren jüdischen Geschwistern, auf unserer Reise durch die Dunkelheit des Advents.
Am vergangenen Donnerstag hat das jüdische Chanukka-Fest begonnen, und am nächsten Freitag wird es seinen Höhepunkt haben. Das Lichterfest erinnert daran, dass der heilige Leuchter des Tempels zu Jerusalem durch ein Wunder acht Tage lang brannte, obwohl nur noch für einen Tag geweihtes Öl vorhanden war. Chanukka ist ein fröhliches Fest, mit viel Musik und gutem Essen. Es ist ein Fest der Freiheit und ein Familienfest.
Jeden Abend, wenn die ersten Sterne am Himmel erscheinen, wird ein Licht am Leuchter angezündet, bis der ganze Leuchter hell strahlt.
Es ist schon seltsam – hier ergibt die Summe der einzelnen Teile etwas ganz Anderes, als das, was wir erwarten. Fülle, genau da, wo eigentlich nicht mehr viel zu finden ist. Im Nicht-Perfekten findet sich die Hoffnung.
Gott wird sich uns als Mensch schenken. Gerade als Mensch.

In diesem Sinne:

Fröhliches Chanukka!
Chag sameach!

Br. Balthasar Hartmann OSB

13.12.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/12/3.-Advent.jpg 640 960 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-12-13 06:30:322021-02-18 16:06:39Impuls am 3. Adventssonntag

Impuls am Samstag der 2. Adventswoche (12.12.2020)

Impuls
Pixabay

Hättest Du

Hättest Du
Nur nicht
Diese Sehnsucht
In mich
Hineingelegt

Hättest Du
Sie
Nur nicht
So tief
In mich
Hinein versenkt

Bevor ich ward
War diese Sehnsucht

Und mich
Hast du nur
Aus ihr gezogen
Hast mich
Um sie herum
Gewoben
Mich aus ihr
Gebunden
Ins Leben.

(Autor unbekannt)

Ja, die dunklen Tage des Advents bringen es ans Licht. Unsere tiefe Sehnsucht nach…. Unsere Sehnsucht nach Annahme, Geborgenheit, Liebe – Gott?!
Aber es ist oft so schwer, dieses Unerfüllte auszuhalten. Und so fülle ich es mit vielen Dingen, Genüssen, Ablenkungen,… Löse die große Sehnsucht auf in viele kleine Sehn-süchte.
Halten wir sie aus – die unerfüllte Sehnsucht in uns. Unseren innersten Kern.
Und lassen wir sie füllen – von IHM.

P. Jonas Wiemann OSB

12.12.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/12/singing-bowl-185211_640.jpg 426 640 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-12-12 06:30:242021-02-18 16:06:39Impuls am Samstag der 2. Adventswoche (12.12.2020)

Impuls am Freitag der 2. Adventswoche (11.12.2020)

Impuls

Wir haben für euch auf der Flöte Hochzeitslieder gespielt, und ihr habt nicht getanzt; wir haben Klagelieder gesungen, und ihr habt euch nicht an die Brust geschlagen. (Mt 11,17)

Im Evangelium zum heutigen Tag begegnet uns ein Gleichnis, das aus dem ganz normalen Leben gegriffen ist. Thematisiert wird die (eigentlich kindliche) Launenhaftigkeit, immer das nicht zu wollen, was einem angeboten wird.

Eine Erinnerung, die mir dazu aus meiner eigenen Kindheit einfällt:
Wenn meine Eltern ihren Mittagsschlaf halten wollten, musste für mich – als kleinem Kind – eine Beschäftigung gefunden werden. Vor dem Spielzeugschrank schlug mir meine Mutter verschiedene Spiele vor, aber ich wollte keine der mir angebotenen Möglichkeiten wählen. Oder eher: Ich wollte eigentlich alles, aber nichts so richtig. Denn schließlich bedeutet eine Entscheidung für eine Sache, dass man eine andere Sache nicht machen kann. Da war es spannender und einfacher, stattdessen meinem Unmut über die Spiele Ausdruck zu geben. Es fiel also leichter, die Flucht in die Meckerei zu ergreifen.

Damit habe ich meine Mutter manches Mal zur Weißglut getrieben. Ich habe nicht erkannt, was dran ist.
Einem kleinen Kind ist das wohl zu verzeihen, aber ähnlich mag es ja auch den Erwachsenen gehen, die Jesus im Evangelium mit den Kindern vergleicht.

Johannes der Täufer kam, um auf den kommenden Messias hinzuweisen. Er tat dies durch den Aufruf zur Umkehr und zum Fasten zur Vorbereitung auf das Kommen Christi. Von denen, die Jesus kritisiert, wird er jedoch verworfen.

Mit der Ankunft des Menschensohnes beginnt dann schließlich die Freude des Gottesreiches – die Heilszeit des Feierns –, doch auch er wird verworfen.

Die Leute können sich nicht entscheiden, was sie eigentlich wollen. Eigentlich wollen sie gar nichts wirklich. Also ergreifen auch sie die einfachere Option: Die Flucht in die Ablehnung von allem.

Für uns – hier und heute – gilt: Jetzt warten wir auf die Ankunft des Herrn. (Und das auch in einem weiteren Sinne, unabhängig von der Jahreszeit!)
Lehne ich in dieser Zeit, in der wir auf die Ankunft des Herrn warten, alle guten Möglichkeiten, die sich bieten, ab und ruhe mich lieber darauf aus, Kritik üben zu können? Stemme ich mich auf diese Weise dagegen, mich entscheiden und als Christ „Farbe bekennen“ zu müssen?
Oder erkenne ich, was jetzt zu tun ist und wo ich die Ärmel hochkrempeln und selbst anpacken kann, damit mein Glaube den Menschen Licht werde?

Br. Josef Ellendorff OSB

11.12.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/12/music-818459_640.jpg 426 640 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-12-11 06:30:562021-02-18 16:06:39Impuls am Freitag der 2. Adventswoche (11.12.2020)

Impuls am Donnerstag der 2. Adventswoche (10.12.2020)

Impuls

In meinen Kindertagen war am Sonntagnachmittag immer Spaziergehzeit durch Waldecks wunderschöne Wälder. Mit Mama, Papa und den Geschwistern ging es bei Wind und Wetter los. Ich lief oft vorweg und untersuchte etwas am Wegesrand. Toll, dann wurde ich von meinen Geschwistern und Eltern überholt. Ich erinnere mich aber auch, dass es Momente gab, in denen ich trotzig zurückblieb, weil mir der Weg zu weit und zu mühsam war. Ich lief hinterher. Da fühlte ich mich allein und rannte schnell zu meinen Eltern. Und dann wieder vorneweg! Plötzlich bemerkte ich, dass mir jemand mit einem großen Hund entgegenkam. Es dauerte nicht lange, da suchte ich die Nähe der Eltern und nahm schnell Mamas Hand. An Mamas Hand war auch ein großer Hund kein Problem. Hand in Hand mit Mama oder Papa, da fühlte ich mich sicher und geborgen. Wo mich einer bei der Hand nimmt, entsteht Vertrauen. Und das ist eine ganz wichtige Basis für unser Leben. Weil da, wo Vertrauen fehlt, die Herzenskraft zum Leben fehlt. Wenn ich vertrauen kann, dass andere zu mir halten, mich unterstützen, mich nicht hängen lassen: Da kann ich dann auch selbst Mut zum Leben haben. Der Prophet Jesaja nimmt eine solche Ur-Vertrauens-Erfahrung als Bild für die Begleitung von Gott: „Ich bin der HERR, dein Gott, der deine rechte Hand fasst und zu dir spricht: Fürchte dich nicht, ich helfe dir.” Wenn ich weiß, dass Gott mir nahe ist, wächst Vertrauen ins Leben. Und genau dazu will uns der Advent mit seiner besonderen Atmosphäre sensibilisieren: für das Urvertrauen in Gott.

Br. Benedikt Müller OSB

10.12.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/12/Scan_20180331-5-e1607508137889.jpg 702 849 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-12-10 06:30:332021-02-18 16:06:39Impuls am Donnerstag der 2. Adventswoche (10.12.2020)

Impuls am Mittwoch der 2. Adventswoche (9.12.2020)

Impuls

Jeden Tag brennen in unseren Kirchen und Kapellen unzählige sogenannte Opferkerzen. Menschen haben diese Lichter für sich oder andere entzündet, um in die alltäglichen Sorgen etwas Licht zu bringen.

Im Advent brennen solche Lichter aber nicht nur in den Kirchen, sondern auch viele Gärten und Fenster erstrahlen in einem wahren Lichtermeer und erzählen auf ihre Weise von der großen Sehnsucht der Menschen nach Licht im Dunkel des Lebens.

„Hebt eure Augen in die Höhe und seht: Wer hat die Sterne dort oben erschaffen?“, so fragt der Prophet Jesaja in der heutigen Lesung (Jes 40,25-31), und er macht uns Menschen Mut, auf Gott zu vertrauen. Gott selbst ist es, der dem Müden Kraft gibt und dem Kraftlosen Stärke verleiht.

Der Prophet Jesaja schenkt dem Volk Israel, das damals in der Gefangenschaft an Gottes Hilfe zweifelte und auch uns Menschen heute, die wir unter der Corona-Pandemie stöhnen, neue Hoffnung und macht deutlich, dass Gott, der das Weltall schuf, unermüdlich am Werk ist, um die Schwachen zu stärken.

Und auch Jesus, so ist es im Tagesevangelium (Mt 11,28-30) zu hören, macht all denen Mut, die sich plagen und schwere Lasten zu tragen haben. Unmissverständlich ruft er uns zu: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken“.
Oder wie es bei uns daheim früher im Hausflur hing:
„Wenn Du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her“.

Mögen die vielen Kerzen und Lichterketten uns immer dran erinnern, dass der Herr dieses Licht für uns sein will, deshalb rufen wir im Advent:

Rorate, caeli desuper, et nubes pluant iustum.
Ihr Himmel, tauet den Gerechten,
ihr Wolken regnet ihn herab.

P. Cornelius Wanner OSB

09.12.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/12/tea-lights-2611196_1920.jpg 937 1920 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-12-09 06:30:152021-02-18 16:06:39Impuls am Mittwoch der 2. Adventswoche (9.12.2020)

Impuls am Hochfest „Maria Immaculata“ (8.12.2020)

Impuls

„Wo bist du?“ (Gen 3,9)

Gott stellt dem Menschen heute diese Frage. Sie führt im Verlauf des Mythos zu einer unglaublich traurigen Dramatik. Ein Blick in den Zusammenhang:
Der zweite Schöpfungsbericht (Gen 2,4-25) schildert die Erschaffung des Menschen und seines Lebensraums, sowie die Suche nach „Hilfe, die ihm ebenbürtig ist“(V. 18b). Vom Menschen aus entsteht schrittweise die Ordnung der Welt – Flüsse, die begrenzen, ein Garten, Namen, die allen Dingen gegeben werden. Es entsteht ein Netz, ein geordneter Raum. Alles hat seinen Platz. Erst das Essen vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse stört dieses Gleichgewicht.
Die andere Seite des Rahmens der Lesung ist geprägt von entgegengesetzten Motiven: Statt Zentrierung nun Vertreibung, statt Bejahung in der Namensgebung nun Brudermord, statt gegenseitiger Hilfe nun Trennung in verfeindete Sippen.
In der Mitte unsere Frage: „Wo bist du?“. Obwohl sprachlich so einfach, hat sie doch eine große Tiefe. Vordergründig fragt Gott nach dem Aufenthaltsort, wie ein Freund. Andererseits schwingt mit, wo sich der Mensch verortet.

Der Mensch beantwortet beides:  Er hat sich versteckt. Hier ist der Ort.  Er war in Angst. Hier sieht er sich selbst.
Weil er durch das Essen der Frucht seine kindliche Unschuld verloren hat und sich selbst erkennt, nimmt er seine Nacktheit gegenüber Gott war. Er reagiert nicht mit Liebe Gott gegenüber, sondern versteckt sich aus Angst, weil das, was er an sich sieht, Gott nicht gefallen könnte. Das ist die Tendenz aller Menschen. Wir wollen uns verbergen, weil wir Angst haben, nicht so akzeptiert zu werden, wie wir sind. So entsteht die Entzweiung und der Argwohn in den folgenden Kapiteln der Genesis.

Ist der vorherige Zustand verloren?
Einen Ausweg kann uns das heutige Evangelium (Lk 1,26-38) bieten. Auch Maria fürchtet sich zu Beginn, aber sie versteckt sich nicht, sondern geht unbefangen auf den Engel zu. Sie macht sich Gedanken, stellt Fragen. Sie reagiert, wie eine, die es gelernt hat, selbstbewusst zu sein und zu sich selbst zu stehen. Hier steht wirklich eine Tochter Israels vor uns. Maria erfüllt den Bund in Hinwendung zu Gott. „Alles, was der HERR gesagt hat, wollen wir tun; und wir wollen es hören!“ (Ex 24,7b) ist die Antwort des Volkes auf das Angebot Gottes am Sinai. Man beachte die Reihenfolge: Erst tun und dann hören!
Wir können nicht alles direkt erfassen, sondern müssen  oft im Vertrauen handeln. Nicht aus Angst verstecken, sondern: Aufrecht, als Partner! Wir sind mündige Menschen. Maria lebt das, was ihr Volk im Bundesschluss wieder begonnen hat, den Kreislauf der Angst zu durchbrechen und aufrecht vor Gott zu stehen.

Möchte ich mich als Christ bei einem solchen Vorbild nicht diesem Bund Israels mit seinem Gott anschließen?

Br. Symeon Müller OSB

08.12.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/12/the-annunciation-1125149_1280.jpg 580 1280 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-12-08 06:30:412021-02-18 16:06:39Impuls am Hochfest „Maria Immaculata“ (8.12.2020)

Impuls am Montag der 2. Adventswoche (7.12.2020)

Impuls

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Kirche begeht den Gedenktag des Hl. Ambrosius.
Ich lade Sie heute ein, einen Text dieses Bischofs und Kirchenlehrers zu meditieren und in Ihren Alltag einzubeziehen.

Die Worte prüfen

„Ist einer der Rede behutsam, so wird er milde, sanft und bescheiden. Wenn er nämlich den Mund hält und seine Zunge beherrscht und nicht redet, bevor er seine Worte geprüft und abgewogen hat und überlegt hat, ob dies zu sagen sei, ob es diesem Menschen gegenüber zu sagen sei, so übt er in der Tat Bescheidenheit, Sanftmut und Geduld“.

Gerade in diesen adventlichen Tagen tut es gut, immer wieder Zeiten der Stille einzuüben. Um uns herum und auch in uns ist es laut, unruhig und dunkel. Versuchen wir, zur Ruhe zu finden, zum Licht, in unser Innerstes. Achten wir in unseren Begegnungen auf die Worte, die wir sprechen. Wählen wir aus und wägen wir ab. Hören wir nochmals Ambrosius: „…so wird er milde, sanft und bescheiden…“

Wandlung – Verwandlung schwingt in diesem Ausspruch mit. Und auch darum geht es im Zugehen auf das Weihnachtsfest.
Im Gabengebet betet die Kirche heute: Lass auch uns in diesem Licht deine Wahrheit tiefer erfassen.

Menschwerdung: Bin ich bereit, mich wandeln zu lassen? Bin ich bereit, mich „erfassen“ zu lassen?

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Tag und „prüfende“ Augenblicke.

Ihr

+ Aloysius Althaus OSB

07.12.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/12/secret-2725302_640.jpg 426 640 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-12-07 06:30:132021-02-18 16:06:39Impuls am Montag der 2. Adventswoche (7.12.2020)

Impuls am Zweiten Adventssonntag – Hl. Nikolaus (6.12.2020)

Impuls

Nikolaus – Bischof – Nothelfer

Dunkelgrau das Meer, es stürmen und toben die Wellen
Das Meer
Die Wellen
Der Wind – Sturmzeiten
Winter.Stürme
Es tosen die Wasser, es zucken die Blitze
Im Auge des Orkans

Das wünsch ich sehr
Dass immer einer bei dir wär
Der lacht und spricht
Fürchte dich nicht

Schiff – Ruder – Segel
ER gebot und ließ den Sturmwind aufstehen.
Der türmte hoch die Wogen.
Sie sanken hinab in den Abgrund,
so dass ihre Seele vor Not verzagte.
In ihrer Angst schrien sie zum HERRN
Und er sandte ihnen einen Nothelfer

Das wünsch ich sehr
Dass immer einer bei dir wär
Der lacht und spricht
Fürchte dich nicht

Selig, die barmherzig sind
Sankt Nikolaus, du Pilger Gottes
Steh uns bei in den Stürmen
Herz.Anker voller Nächstenliebe
Seefahrer – stark und fest
Sei da, hab auf die Menschen acht!
O Heiliger – Bischof – Nikolaus
Kapitän – Seemann – Nothelfer

Br. Benedikt Müller OSB

06.12.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/12/Nikolaus.jpg 600 441 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-12-06 06:30:372021-02-18 16:06:39Impuls am Zweiten Adventssonntag – Hl. Nikolaus (6.12.2020)

Impuls am Samstag der 1. Adventswoche (5.12.2020)

Impuls

Der Herr ist dir gnädig, wenn du um Hilfe schreist; er wird dir antworten, sobald er dich hört. (Jes 30,19)

Gott will nicht der ferne Gott sein, sondern sich als ein Gott der Fürsorge zeigen. Diese Nähe zum Menschen wird in seiner Menschwerdung in Jesus Christus sichtbar. Dass diese Nähe Gottes zum Menschen in Jesu Geburt sichtbar wird, darauf bereiten wir uns im Advent vor. Diese Nähe Gottes zum Menschen, die in der Geburt des Kindes im Stall zu Bethlehem konkret  wurde, kann theologisch betrachtet als fundamentale Gebetserhörung verstanden werden. Durch Gottes Menschwerdung ist Gott nicht ein monolithisch kühler und distanzierter Gott, sondern einer, der für den Menschen ein fürsorgendes Herz hat. Alle unsere Nöte, Ängste und unser Leid dürfen in seine Gegenwart hineingesprochen werden. Wie jedoch Gott darauf antwortet, unterliegt nicht unserem Willen. In diesem Geschehen des menschlichen Ich zum göttlichen Du hin darf ich mich aufgehoben wissen.

Br. Emmanuel Panchyrz OSB

05.12.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/12/Adventsdekoration-kl.jpg 768 1024 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-12-05 06:30:032021-02-18 16:06:39Impuls am Samstag der 1. Adventswoche (5.12.2020)

Impuls am Freitag der 1. Adventswoche (4.12.2020)

Impuls

Darauf berührte er ihre Augen und sagte: Wie ihr geglaubt habt, so soll es geschehen. (Mt 9,29)

Bevor Jesus im heutigen Tagesevangelium die zwei Blinden heilt, steht seine Frage: „Glaubt ihr, dass ich euch helfen kann?“ Bei den Heilungserzählungen geht es wie auch bei der Heilung der zwei Blinden wohl kaum oberflächlich um das medizinische Können Jesu. Zwar sprechen die Kirchenväter schon früh vom „Christus medicus“ und stehen damit in der Tradition des alttestamentlichen Gottesbildes aus Ex 15,26: „Ich bin der HERR, dein Arzt“. Aber die entscheidende Voraussetzung dafür, dass die Heilung möglich wird, ist das Vertrauen und der Glaube an Jesus als den Erlöser und Heiland. Dieses tiefe Vertrauen zeigt sich für mich auch in der Verehrung der Heiligen Barbara, deren Namensfest die Kirche heute feiert. Traditionell ließen die Bergleute ihr zu Ehren an diesem Tag ihre Lampen in den Stollen und Gruben brennen. Meine Großväter haben noch beide im nahen Ruhrgebiet unter Tage gearbeitet. Auch wenn der Bergbau hierzulande keine große Rolle mehr spielt, möchte ich gerade heute allen Menschen einen Lichtblick wünschen, die innerlich „unter Tage“ sind – durch Ängste, Depressionen oder Einsamkeit. Und allen Barbaras wünsche ich einen gesegneten Namenstag!

Br. Vincent Grunwald OSB

04.12.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/12/bill-603243_640.jpg 428 640 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-12-04 06:30:462021-02-18 16:06:39Impuls am Freitag der 1. Adventswoche (4.12.2020)

Impuls am Donnerstag der 1. Adventswoche

Impuls

Verlasst euch stets auf den Herrn;
denn der Herr ist ein ewiger Fels.
(Jes 26,4)

So heißt es in der Lesung des heutigen Tages.
Aufrufend, aufmunternd: baut auf IHN.

Aber auch abschmetternd, kalt:
Gott ein Fels?

Ja, auf den kann ich bauen.
Der gibt Halt.
Aber er ist kalt, unnahbar, hart,
die Begegnung ist einseitig, ohne Reaktion.

Ist Gott so?
Oft erfahre ich IHN so.
Das Evangelium (Mt 7,21.24-27) fordert mich auf,
auf einen solchen Felsen zu bauen.

Ich kann es tun –
weil ich diesem FELSEN Gott
begegnen darf auch und gerade als dem Liebenden,
bei dem ich mit meinen Fehlern und Macken „andocken“ kann,
von dem ich mich getragen weiß.

Dann ist ER kein Fels mehr – kalt und abweisend.
Dann ist ER Freund – warmherzig und bergend.

Wage ich es, auf IHN zu bauen?!

P. Guido Hügen OSB

03.12.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/12/rock-2656018_640.png 411 640 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-12-03 06:30:002021-02-18 16:06:39Impuls am Donnerstag der 1. Adventswoche

Impuls am Mittwoch der 1. Adventswoche (2.12.2020)

Impuls

Seit dem letzten Sonntag, dem Einstieg in den Advent, begleitet mich ein kurzer Text:

„So bist DU
mir
also wieder
da

oder vielmehr
ich bin Dir
wieder
da
mein Gott“

Irgendwie dreht er die gewohnte Perspektive um: „ vielmehr – ich bin dir – wieder da – mein Gott“. Für mich ist der Text ein Ansporn für die Zeit des Advents. Zu versuchen, für und vor Gott da-zu-sein. Aber wir wissen alle, wie schwer das ist. Da-sein. Vielleicht muss ich manches lassen – in diesem Advent. Weniger Internet, Facebook, Instagram,… Um einfach vor diesem Gott da-zu-sein. In der tiefen Gewissheit: Er ist da! Denn das ist sogar sein Name: „Ich bin der Ich-bin-da!“

Vielleicht kann ich ja dann an Weihnachten sagen: „Und jetzt bin auch ich ganz da!“

P. Jonas Wiemann OSB

02.12.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/12/Ikone.jpg 600 515 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-12-02 06:30:062021-02-18 16:06:39Impuls am Mittwoch der 1. Adventswoche (2.12.2020)

Impuls am Dienstag der 1. Adventswoche (1.12.2020)

Impuls

Dieser Sommer ist längst gestorben. Das letzte Grün, das manche Büsche noch tragen, ist eine Erinnerung an längst entschwundene Zeiten. Der winterliche Garten hat immer etwas Verwunschenes. Still liegt er da: Nebel durchziehen ihn. Der Frost verzaubert ihn.  Und es wirkt, als ob er träumt.

„Doch aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Reis hervor, ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht“. (Jes 11,1)

Vertraute, uralte Worte aus längst vergangenen Tagen! Mit diesem Satz beginnt eine biblische Prophezeiung. Sie gehört zum Advent wie die Lieder, die nur in diesen Tagen gesungen werden. Abgehauene Stämme und alte Wurzelstöcke werden noch einmal austreiben, die totgeglaubten Wurzeln sind noch aufrührerisch, ganz tief da unten. Das Leben kommt wieder. Das erzählt der Prophet Jesaja: wie aus einem abgestorbenen Baumstumpf etwas Neues wächst. Etwas ist abgeschnitten, ja, aber das ist nicht das Ende. Jesaja schaut in seiner Prophezeiung aber noch weiter und tiefwirkender – das Bild vom ewigen Frieden der Geschöpfe!

„Dann wohnt der Wolf beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein. Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Knabe kann sie hüten. Kuh und Bärin freunden sich an, ihre Jungen liegen beieinander. Der Löwe frisst Stroh wie das Rind. Der Säugling spielt vor dem Schlupfloch der Natter, das Kind streckt seine Hand in die Höhle der Schlange. Man tut nichts Böses mehr und begeht kein Verbrechen auf meinem ganzen heiligen Berg; denn das Land ist erfüllt von der Erkenntnis des Herrn, so wie das Meer mit Wasser gefüllt ist.“ (Jes 11,6-9)

Diese Verheißung der fernen Zukunft führt uns der Prophet Jesaja in der heutigen Lesung vor Augen. Es ist die fernere Zukunft, die einen umfassenden Frieden der Schöpfung und zwischen den Geschöpfen bringen wird. Seine Vision führt uns gegenüber der Wirklichkeit in der Natur ein sehr abstraktes Bild vor Augen. Dieses utopische Bild ist ein starkes Symbol für das kommende Reich Gottes: Die tödlichen Feindschaften zwischen den Geschöpfen werden dort aufhören.

„An jenem Tag wird es der Spross aus der Wurzel Isais sein, der dasteht als Zeichen für die Nationen; die Völker suchen ihn auf; sein Wohnsitz ist prächtig.“ (Jes 11,10)

Wenn wir begreifen wollen, wer Jesus ist, dann können wir auf die mächtigen Bilder dieser alten Verheißung des Jesaja blicken. Das Kind, das im Stall von Bethlehem geboren wird, ist nicht nur ein Kind, sondern in ihm kommt Gott selbst in unsere Welt. Mit Jesus erfüllen sich die Heilsankündigungen des Propheten Jesaja. Jesus ist das neue Reis, das aus dem Baumstumpf des Isai wachsen soll. Er ist der neue König aus dem Hause David, der da kommen soll. Mitten in einer dunklen und kalten Welt wird ein Kind geboren, es ist der Keim einer großen Hoffnung. ER wurzelt. Er knospt auf. In der Stille des Wintergartens des Lebens blüht eine Rose auf: Jesus Christus. Mit seinem Leben und Leiden, mit seiner Verkündigung der Liebe Gottes will er sich als Baum des Lebens in unserem Herzen verwurzeln. Neigen wir in diesen Tagen des Advents das Ohr unseres Herzens, und hören wir!

Br. Benedikt Müller OSB

01.12.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/11/rose-490947.jpg 530 800 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-12-01 06:30:232021-02-18 16:06:23Impuls am Dienstag der 1. Adventswoche (1.12.2020)

Impuls am 30.11. – Fest des hl. Andreas

Impuls

Mit Advent verbinde ich Stille, Beschaulichkeit und manchmal auch Rückzug. Der heutige Tagesheilige, der Apostel Andreas, ist das genaue Gegenteil. Er lässt sich berufen und senden. Er verkündet das Evangelium in fremden Ländern. Der Advent ist also nicht nur eine Zeit der Besinnung, sondern auch eine Zeit der Sendung. Wohin lasse ich mich senden?

Viele Menschen lassen sich in dieser Zeit zur Hilfsbereitschaft senden. Sie wenden sich den Bedürftigen hier und in der weiten Welt zu. Eine bemerkenswerte Intensität der Hilfe und Solidarität bricht sich in ganz vielen Menschen Bahn. Mich berührt es jedes Jahr, mit wieviel Phantasie Menschen versuchen, anderen Menschen zu helfen und ihnen eine Freude zu bereiten. Und das sind längst nicht alles Christen. Karl Rahner hat einmal vom „anonymen Christentum“ gesprochen. In der Hilfsbereitschaft so vieler Menschen, seien es Christen oder nicht, erkenne ich dieses anonyme  Christentum. So viel an froher Botschaft wird durch die Hilfsbereitschaft vieler in die Welt gesandt.

Ich weiß nicht, ob sich der Apostel Andreas schon als Christ bezeichnet hätte. Ich finde das auch nicht wichtig. Aber er hat sich senden lassen, ganz konkret zu den Menschen in seiner Zeit. Mich berührt es, wie viele Menschen ihm darin folgen.

Br. Benjamin Altemeier OSB

30.11.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/11/Children-in-our-New-Primary-school.jpg 600 800 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-11-30 06:30:432021-02-18 16:06:23Impuls am 30.11. – Fest des hl. Andreas

Impuls am Ersten Adventssonntag (29.11.2020)

Impuls

Seht euch also vor, und bleibt wach! Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist. (Mk 13,33)

„Es ist ernst. Nehmen Sie es auch ernst.“ Wir alle erinnern uns wohl noch lebhaft an diese Worte, die Bundeskanzlerin Angela Merkel am 18. März dieses Jahres in einer Rede an die Nation eindringlich formulierte. Sie machte damit eindrücklich die Bürgerinnen und Bürger auf den Ernst der Lage angesichts der Corona-Pandemie aufmerksam und mahnte zur Wachsamkeit. Ihre Worte haben bis heute nichts an Aktualität verloren. Auch wenn uns die immer wiederkehrende Mahnung zur Wachsamkeit, zur Beschränkung der Kontakte, zum Einhalten der Hygieneregeln manches Mal nerven mag, so ist sie doch wichtig, um Leben zu retten und Schwächere zu schützen.

Wir stehen heute am Anfang eines Kirchenjahres. Und auch das heutige Evangelium mahnt uns mehrmals zur Wachsamkeit. Allerdings ist es hier kein Virus, das ungefragt in den Alltag einbricht, sondern der „Hausherr“ selbst, der zu vorgerückter Stunde kommt, dann, wenn er am wenigsten erwartet wird.

Das Evangelium möchte uns keine Angst machen. Die Katastrophen, von denen kurz vorher die Rede ist (vglMk 13,24) sind nicht das Ende. Wenn der Hausherr kommt, der, dem wir letztlich gehören, der die Welt in seinen Händen hält, dann ist die Zeit der Katastrophen und Pandemien vorbei. Wir haben eine Hoffnung, die über alle Not, so schwer sie auch sein mag, hinausreicht.

Unsere im Advent beleuchtete Abteikirche soll solch ein Zeichen der Hoffnung sein. Inmitten der vielen Lichter des Advent, aber auch der leeren Straßen, weil in diesem Jahr eben vieles nicht stattfinden kann, strahlt sie in der Dunkelheit hoch über Meschede und weist hin auf den König des Friedens, den wir im Advent erwarten.

Wenn die Stimmung sich in diesen Tagen trübt und der Blick schwer wird, dann schauen Sie auf das Bild der beleuchteten Kirche und denken Sie daran: die Welt ist nicht verloren! Es gibt Hoffnung!

P. Maurus Runge OSB

29.11.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/11/IMG-20201128-WA0008.jpg 1200 1600 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-11-29 06:30:482021-02-18 16:06:23Impuls am Ersten Adventssonntag (29.11.2020)

Impuls an Pfingsten

Impuls
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Der Film „Babel“ des mexikanischen Regisseurs Alejandro González Iñárritu aus dem Jahr 2006 zeigt auf eindrückliche Weise, dass alles mit allem verbunden ist. Drei zunächst zusammenhanglos erscheinende Episoden in verschiedenen Regionen der Erde hängen doch miteinander zusammen. Ein Gewehrschuss in der Wüste von Marokko löst eine internationale Krise aus und verbindet das Schicksal von Menschen dort, in Japan und an der mexikanisch-amerikanischen Grenze.
Der Filmtitel „Babel“ erinnert an die biblische Erzählung vom Turmbau zu Babel, Symbol für den Größenwahn des Menschen, der dann letztlich in Sprachverwirrung und das Nicht-Verstehen mündet. Und auch im Film ist es oft das Nichtverstehen, das Aneinander-Vorbeireden, die körperliche und seelische Gewalt, die Verwirrung schafft. Erst am Ende des Films gibt es ein zartes Pflänzchen der Hoffnung, dass Kommunikation gelingen kann.

Pfingsten ist der biblische Gegenentwurf zu Babel. Hier ist die Vielfalt nicht verwirrend und führt in die Isolation, sondern Menschen verschiedener Kulturen beginnen einander zu verstehen, obwohl sie unterschiedliche Sprachen sprechen. Nicht menschengemacht und damit heillos überfordernd, wie es die Geschichte von Babel zeigt, sondern Geschenk des „Ruach“-Geistes, des „Atems“ Gottes, der Menschen befreit aufatmen lässt. So nennt der Journalist Heribert Prantl in einem Kommentar in der Süddeutschen Zeitung die Pfingstgeschichte „eine Anti-Geschichte gegen das Virus, das den Kranken und der Gesellschaft den Atem nimmt.“ Eine Geschichte, die von „göttlicher Beatmung“ erzählt.

„Pfingsten ist die Vision, dass gegenseitiges Verstehen trotz dieser Vielfalt möglich ist.“ Das Ende des Films „Babel“ zeigt diese Vision in einer sehr zarten, leicht zerbrechlichen Form. Pfingstliche Aufbrüche sind nicht unbedingt laut, sondern kommen oft eher leise daher. Der Gottesgeist offenbart sich nicht immer in den kräftigen Bildern des aufrüttelnden Sturmes und der Feuerzungen, sondern manchmal im sanften, leisen Säuseln, das der Prophet Elija am Gottesberg erspürt, in der „Stimme verschwebenden Schweigens“, wie es Martin Buber großartig übersetzt. Mögen wir diese leisen Hoffnungszeichen in unserer schnellen Welt nicht übersehen!

31.05.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/05/peony-2487919_640.jpg 384 640 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-05-31 06:00:412021-02-18 16:05:59Impuls an Pfingsten

Impuls am 7. Ostersonntag

Impuls
Pixabay

Sie alle verharrten dort einmütig im Gebet, zusammen mit den Frauen und Maria, der Mutter Jesu, und seinen Brüdern. (Apg 1,14)

Am heutigen Siebten Ostersonntag, der liturgisch zwischen Christi Himmelfahrt und der Geistsendung an Pfingsten, also in einer Zwischen-Zeit liegt, finden wir uns wieder im Obergemach in Jerusalem gemeinsam mit den Aposteln, mit Maria, der Mutter Jesu, und weiteren Frauen und mit Jesu Brüdern. Es ist dasselbe Obergemach, in dem Jesus mit seinen Freunden am Abend vor seinem Tod das Abschiedsmahl hielt. Und es ist dasselbe Obergemach, in dem sich die Apostel nach Jesu Tod eingeschlossen haben, voller Angst und Zweifel, was nun nach dem Tod ihres Meisters werden soll. So ist das Obergemach ein Ort durchlebter Emotionen.

Jetzt ist die Stimmung anders: „Sie alle verharrten dort einmütig im Gebet.“ Der von Emotionen gefüllte Raum wird zum durchbeteten Raum, zum Raum, in dem die junge Kirche ihre Sehnsucht und Erwartung im Gebet vor Gott bringt. Es ist der Raum, in dem sich die Apostel vorbereiten auf ihre Mission, die an Pfingsten, am jüdischen Wochenfest, zum Durchbruch kommt.

Wo ist mein Obergemach? In welcher Stimmung bin ich dort? Ist es Raum des Abschieds, der Erinnerung an das, was einmal gewesen ist? Raum der Angst und Verzweiflung, in den ich mich einschließe und niemanden hereinlasse? Oder doch Raum des Gebetes, in dem meine Sehnsucht gut aufgehoben ist im doppelten Sinn des Wortes?

P. Maurus Runge OSB

24.05.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/05/study-862994_640.jpg 426 640 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-05-24 06:00:292021-02-18 16:05:59Impuls am 7. Ostersonntag

Impuls am 6. Ostersonntag

Impuls

Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt. (1 Petr 3,15)

In einem katholischen Podcast, in dem mehrmals in der Woche ganz unterschiedliche Menschen über ihr Leben in und ihren Umgang mit der Corona-Pandemie interviewt werden, wird jedem Gast am Ende dieselbe Frage gestellt: „Was gibt Ihnen Hoffnung in dieser Zeit?“ Am Ende eines Gespräches, in dem es vor allem um Schwierigkeiten und Probleme geht, mit denen die befragten Menschen zu tun haben – und derer gibt es viele – wird der Horizont geweitet auf Zukunft hin, auf das, was den Menschen mitten in der Krise Hoffnung macht. Nicht umsonst heißt der Podcast „Himmelklar“ – er sieht in großer Klarheit die Situation der Menschen in der Krise, richtet den Blick aber weiter, gen Himmel, auf das, was uns übersteigt und am Leben hält (er ist übrigens sehr hörenswert; den Link finden Sie im Text).

In den Worten des Ersten Petrusbriefs, die der heutigen Lesung entnommen sind, steht ebenfalls die Aufforderung, „jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt.“ Hoffnung ist die Tugend der Zukunft. Sie eröffnet neue Räume über die oft triste Gegenwart hinaus und zeigt uns, was alles an Möglichkeiten, die Wirklichkeit werden wollen, in der Luft liegt. Und genau deswegen ist sie auch keine bloße Vertröstung, wie es ihr immer wieder vorgeworfen wird. Denn Hoffnung kann das Potential wecken, das in mir zum Besseren angelegt ist. Sie kann aus Möglichkeit Wirklichkeit machen – und setzt ihr Heil dennoch nicht auf den Menschen allein – das würde uns hoffnungslos überfordern – sondern weiß sich rückgebunden an einen, der all unsere verloren geglaubten Hoffnungen einmal erfüllen wird – auch die Hoffnungen der Zu-Kurz-Gekommenen, der sog. Opfer der Geschichte.

Was gibt ihnen Hoffnung in dieser Zeit? Ich lade Sie ein, einmal über diese Frage nachzudenken und für sich zu beantworten. Das kann die Perspektive auf diese Zeit vielleicht schon verändern.

P. Maurus Runge OSB

Bild: Gianni Crestani auf Pixabay

17.05.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/05/field-533541_640.jpg 428 640 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-05-17 06:00:162021-02-18 16:05:59Impuls am 6. Ostersonntag

Impuls am 5. Ostersonntag

Impuls

Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich! (Joh 14,1)

In diesen Tagen ist es nicht unbedingt einfach, diesem Rat Jesu am Anfang des heutigen Evangeliums zu folgen. Denn wer ist gerade nicht verwirrt bei den vielen oft widersprüchlichen Meldungen und Meinungen, bei unterschiedlichen Herangehensweisen an die Krise, bei so vielen Fake News und Verschwörungstheorien, vor denen selbst hochrangige Kardinäle der Kirche nicht gefeit sind?
Wer sollte nicht das Vertrauen verlieren, wenn Menschen in der näheren Umgebung krank werden, im schlimmsten Fall sogar sterben?
Wer sollte sich nicht sorgen um die Gesundheit, um die wirtschaftliche Existenz, um liebe Freunde und Bekannte?

Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Jesu Wort klingt wie eine Beruhigungspille, eine billige Vertröstung, welche die Realität nicht wahrhaben will.

Aber dieses Wort ist ganz und gar nicht realitätsfremd. Es ist Teil der sog. Abschiedsreden Jesu – gesprochen im Schatten des Kreuzes, am Vorabend von Jesu Passion. Jesus hat die Realität klar gesehen. Er hat gespürt, dass es mit ihm zu Ende geht, und er hat die Angst und Sorge seiner Jünger vorausgesehen. Und so spricht er ihnen Worte der Stärkung und Ermutigung zu. Worte des Trostes, die auch in schweren Zeiten tragen sollen. Glaubt an Gott und glaubt an mich. Habt Vertrauen, dass es einen gibt, der alle Unsicherheiten überdauert, der in allen Stürmen des Lebens Halt gibt. Ja, das mag manchmal wie eine Beruhigungspille  wirken. Aber auch eine Beruhigungspille kann für den Moment helfen, Schmerz lindern, das Herz ruhig machen.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie immer wieder Orte finden, an denen Sie Ihr Herz festmachen können, wo Sie den Anker werfen und neuen Mut schöpfen können.

P. Maurus Runge OSB

10.05.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/05/hands-1926414_640.jpg 392 640 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-05-10 06:00:012021-02-18 16:05:45Impuls am 5. Ostersonntag

Impuls am 4. Ostersonntag

Impuls

Wenn er alle seine Schafe hinausgetrieben hat, geht er ihnen voraus und die Schafe folgen ihm; denn sie kennen seine Stimme. (Joh 10,4)

Der Vierte Ostersonntag wird auch als „Guter-Hirte-Sonntag“ bezeichnet; denn im Evangelium wird das Verhältnis der Jünger zu Jesus mit dem Bild vom Hirten und seiner Herde von Schafen beschrieben. Die Schafe kennen ihren Hirten, sie hören seine Stimme und folgen ihm – im Gegensatz zu einem Fremden, der sich irgendwie Zutritt zur Herde verschaffen will.

Das Bild vom Schafen und seinem Hirten ist uns heute suspekt, wenn es auf den Priester, den „Pastor“, also den Hirten seiner Schäfchen übertragen wird. Da kann etwas von Unmündigkeit und Willenlosigkeit mitklingen, von Schafen, die ohne eigenen Willen gehorsam ihrem Hirten folgen. Dabei sind wir doch in Taufe und Firmung zu mündigen Christen geworden, mit einer unzerstörbaren Würde ausgestattet, gesandt zu einer je unverwechselbaren Aufgabe.

Gerade in der Diskussion um öffentliche Gottesdienste in diesen Tagen, die oft auf öffentliche Eucharistiefeiern reduziert wird, erlebe ich, wie solch ein antiquiertes und der Realität nicht entsprechendes Bild fröhliche Urständ feiert. Da geben die „Hirten“ Richtlinien vor, sprechen von einer „Versorgung“ ihrer Herde. Und es wird vergessen, dass Schafe alles andere als willenlose und unmündige Geschöpfe sind, dass sie durch Taufe und Firmung geistbegabt sind und dass es somit durchaus andere Formen als die pure „Versorgung“ mit Gottesdiensten gibt. Vielleicht lädt uns diese Zeit gerade dazu ein, kreativ zu werden, die eigenen Möglichkeiten zu entdecken, aus einer reinen Versorgungsmentalität rauszukommen hin zu einer echten Kirche der Beteiligung. Dann können wir einander vom „Leben in Fülle“ weitergeben, zu dem Jesus uns alle, Schafe wie Hirten, berufen hat.

P. Maurus Runge OSB

03.05.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/05/4.-Ostersonntag.jpg 600 450 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-05-03 06:00:152021-02-18 16:05:45Impuls am 4. Ostersonntag

Impuls am 3. Ostersonntag

Impuls

Jauchzt vor Gott, alle Menschen der Erde! Spielt zum Ruhm seines Namens! Verherrlicht ihn mit Lobpreis! Halleluja. (Ps 66,1-2)

Diese Verse aus dem 66. Psalm singen wir als Introitus, als Eröffnungsgesang der Eucharistiefeier am heutigen 3. Ostersonntag. Sie bringen den Jubel von Ostern, das österliche Halleluja, in Wort und Ton. Die ganze Welt soll sich freuen und den Herrn lobpreisen, vor ihm jauchzen wegen des Unglaublichen, das geschehen ist. Gott hat Jesus nicht im Tod gelassen, sondern ihn auferweckt. „Der Tod ist tot, das Leben lebt“, wie es in einem Osterlied heißt.

Die Erfahrung in unserer Welt ist in dieser Zeit eine ganz andere. Nicht das Leben scheint über den Tod zu triumphieren, sondern der Tod über das Leben. Nicht nur, dass viele Menschen an den Folgen von Covid-19 sterben, nein, auch viel von dem, was wir mit Leben verbinden – Freunde zu besuchen, ins Theater oder Kino zu gehen, Sport zu treiben – ist kaum möglich oder nur mit großen Einschränkungen. Wie können wir da dem Aufruf zum Osterjubel nachkommen?

Vielleicht lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Denn nicht überall triumphiert der Tod über das Leben. Vor einigen Tagen habe ich die Nachricht gelesen, dass eine über 100jährige an Covid-19 erkrankte Frau wieder genesen ist. Aber auch über die Krankheit hinaus gibt es viele Zeichen der Hoffnung: neue Formen von Solidarität und Menschlichkeit, fremde Menschen, die auf der Straße – natürlich unter Wahrung des Abstandes – einander grüßen oder ein Lächeln schenken.

Ja, es mag oft ein trotziger Osterjubel sein, der sich trotz aller widrigen Umstände Bahn bricht. Aber er lässt sich nicht verdrängen. Das Leben lebt – und es will weiter leben. Halleluja!

P. Maurus Runge OSB

26.04.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/04/italy-2485202_1280.jpg 1280 794 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-04-26 06:00:322021-02-18 16:05:45Impuls am 3. Ostersonntag

Impuls am 2. Ostersonntag

Impuls

Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! (Joh 20,27)

Jesus lädt Thomas ein, seine Wunden zu berühren. Er lädt den ein, der an das Unglaubliche nicht glauben kann, weil es jeder menschlichen Erfahrung widerspricht, ihn zu berühren. Jesus lässt sich berühren.

In Coronazeiten bekommt dieses Evangelium der Begegnung des Auferstandenen mit dem Apostel Thomas eine ganz neue Sinnspitze. Undenkbar, dass in diesen Tagen jemand einen Mitmenschen dazu einlädt, ihn zu berühren. In Zeiten des Social Distancing ist körperliche Berührung gefährlich geworden, weil sie den Mindestabstand nicht einhält und die Gefahr einer Infektion vergrößert. „Distanz ist die neue Form von Zuneigung“, so hat es unsere Bundeskanzlerin am Beginn der Pandemie formuliert. Und sie hat zweifelsohne recht. Menschen, die mir etwas bedeuten und die ich schützen will, zu denen sollte ich in diesen Tagen auf Abstand gehen – so paradox das auch klingt und so schmerzhaft das sein mag. Zum Glück gibt es noch andere Wege der Berührung.

So spricht die Einladung Jesu an Thomas, seine Wunden zu berühren, vielleicht eine zutiefst menschliche Sehnsucht in uns an: die Sehnsucht nach Berührung, die Sehnsucht, umarmt zu werden und einem lieben Menschen auch körperlich nahe zu sein. Und vielleicht tröstet es uns, dass im Fortgang des Evangeliums von einer Berührung Jesu durch Thomas nicht die Rede ist, dass Thomas sein Glaubensbekenntnis – „Mein Herr und mein Gott“ – spricht, auch ohne Jesus körperlich zu berühren.

Es ist das Wesen menschlicher Sehnsucht, dass sie hier auf Erden unerfüllt bleibt. Und wenn sie – ansatzweise – Erfüllung findet, dann oft nur, um wieder neu, größer, anders aufzubrechen. Der Mensch ist das Wesen der Sehnsucht. „Alles beginnt mit der Sehnsucht“, schreibt die Dichterin Nelly Sachs. Vielleicht kann uns gerade das Unerfüllbare menschlicher Sehnsucht dazu antreiben, kreativ zu werden, Wege zu finden, die Distanz zwischen uns zu überwinden, Menschen nahe zu sein, auch wenn körperliche Nähe gerade nicht geboten ist. So ist das Evangelium gerade in unsere Zeit hinein geschrieben, für uns Jüngerinnen und Jünger „zweiter Hand“, die Jesus nicht mehr physisch berühren können, aber dennoch in seine Nähe eingeladen sind, damit auch wir einmal mit Thomas sagen können: „Mein Herr und mein Gott!“

P. Maurus Runge OSB

19.04.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/04/romance-1209046_640.jpg 426 640 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-04-19 06:00:172021-02-18 16:05:45Impuls am 2. Ostersonntag

Ostergruß von Abt Aloysius

Impuls

Liebe Freundinnen und Freunde,
liebe Wohltäterinnen und Wohltäter unserer Gemeinschaft!

Ich rufe Ihnen ein frohes Der Herr ist auferstanden entgegen.
Ja, der Herr ist Sieger über Tod und Sünde. Er, der Auferstandene, befähigt uns zum Leben: Ich lebe und auch ihr sollt leben.
Kann es eine schönere Ermutigung und frohmachende Zuversicht geben?

Das Licht der Osterkerze erhellt die Dunkelheit der Nacht und auch das Dunkel der aktuellen Corona-Krise.
In diesen Tagen dürfen wir die Strahlen der Sonne genießen, das Aufblühen der Natur bewundern und nicht zuletzt viel Gutes erfahren.
Unsere Gemeinschaft dankt Ihnen für die positiven Rückmeldungen auf die Übertragungen der Gebetszeiten und Gottesdienste, ihre Zeichen der Solidarität durch finanzielle Unterstützung und freundschaftliche Verbundenheit.
All das schenkt Hoffnung und ermutigt, zuversichtlich nach vorne zu schauen.

Ein Wort von Alfons Gerhardt hat sich in diesen Tagen fest in mir eingeprägt: MITTEN IM KREUZ IST LEBEN!

Trotz Einschränkungen unterschiedlichster Art haben wir Grund zum Osterjubel. Die Frauen am leeren Grab sollten nicht mehr trauern und weinen, nein, der Engel hat sie gesandt: Geht, der Gekreuzigte lebt. Verkündet die Botschaft des Lebens!

Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich an ihren Lebensorten des Lebens neu vergewissern und die Nähe des Auferstandenen spüren.
Unsere Gemeinschaft gedenkt Ihrer in der Feier der österlichen Liturgie und nimmt alle Ihre Anliegen mit hinein in unser Gebet.

Ostern – Auferstehung – vom Tod zum Leben!

Gott will das dunkle Gestern in ein helles Morgen verwandeln – zuletzt in den leuchtenden Morgen der Ewigkeit!

Frohe Ostergrüße

+ Aloysius Althaus OSB

11.04.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/04/Abteikirche-Ostern.jpg 600 800 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-04-11 23:00:002021-02-18 16:05:29Ostergruß von Abt Aloysius

Impuls am Karsamstag

Impuls

Es folgten aber die Frauen nach, die mit ihm gekommen waren aus Galiläa, und sahen das Grab und wie sein Leib hineingelegt wurde. Sie kehrten aber um und bereiteten wohlriechende Öle und Salben. Und den Sabbat über ruhten sie nach dem Gesetz. (Lk 23,55.56)

Der Karsamstag ist ein stiller Tag, ohne liturgische Feier. So steht es in den liturgischen Hinweisen für die Kartage. Ich selbst habe die Stille dieses Tages immer sehr intensiv, aber auch als sehr bedrückend empfunden. Voller Gespanntheit und Vorfreude wartete ich auf die Nacht zum Ostersonntag, wenn das Glockengeläut zum Gloria diese Karsamstagsstille endlich durchbrach und das Evangelium von Jesu Auferstehung am Ostermorgen wie die ersten zarten Lichtstrahlen des Sonnenaufgangs nach einer langen und dunklen, einsam durchwachten Nacht die Seele erhellten.

In diesem Jahr ist alles anders. Denn ich habe das Gefühl, dass der Karsamstag in diesem Jahr unendlich viel länger dauert. Ich sehe die Bilder der Särge in den italienischen Kirchen, die Bilder der leeren Städte, Plätze und Kirchen. Karsamstagsstille… und das schon seit Wochen. Und ein Ende ist noch nicht absehbar. Wie mag es wohl den Frauen aus Galiläa damals gegangen sein? Das Bereiten der Salben und Öle für die Salbung des Leichnams ist ein letzter Dienst am Verstorbenen. Ausdruck eines liebevollen Abschiednehmens und Zeichen der unverlierbaren Würde des Menschen, selbst wenn er wie ein Verbrecher am Kreuz hingerichtet wurde. Und wieder kommen mir die Bilder aus Italien in den Sinn… Die Militärfahrzeuge, die die Särge der Corona-Toten nachts zu den Krematorien fahren. Für viele Menschen ist ein liebevoller Abschied ihrer verstorbenen Eltern, Großeltern oder Kinder gar nicht mehr möglich gewesen. Ich erlebe diese ganze Zeit der Corona-Pandemie als einen einzigen Karsamstag. Aber mit der Angespanntheit und auch der Hoffnung, dass irgendwann alle Kirchenglocken diese Karsamstagsstille durchbrechen, die Menschen sich irgendwann wieder in die Arme nehmen können und das Evangelium von der Auferstehung der Toten hineingesungen wird in die Ängstlichkeit dieser Tage. Und dass, wie es gerade in dieser Zeit des Frühlings spürbar wird, die österliche Sonne der Hoffnung das Dunkel einer langen, durchwachten Nacht vertreibt.

Br. Vincent Grunwald OSB

11.04.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/04/Karsamstag.jpg 600 398 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-04-11 06:00:562021-02-18 16:05:29Impuls am Karsamstag

Impuls am Karfreitag

Impuls

Inkarnation

Zusammengedrückt
zwischen
dem Sand
der Stundenuhr,

eingeklemmt
in die pausenlos
rollenden Räder
des Großen Wagens,

festgekrustet
im Salz,
das zurückblieb
vom Tränenstrom
weinender Mütter,

das Wort.

Als es handgreiflich wurde,
tropfte es
als Blut zur Erde.

Br. Andreas Hentschel OSB

10.04.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/04/good-friday-3243347_640.jpg 426 640 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-04-10 06:00:242021-02-18 16:05:29Impuls am Karfreitag

Impuls am Gründonnerstag

Impuls

Diesen Tag sollt ihr als Gedenktag begehen. Feiert ihn als Fest für den Herrn! (Ex 12,14)

Tut dies zu meinem Gedächtnis! (1 Kor 11,24)

Diese beiden Verse aus den heutigen Tageslesungen machen deutlich, worum es an diesem Gründonnerstag geht: um Erinnerung.

Die Israeliten feiern Jahr für Jahr das Paschafest, um sich an eines der wichtigsten Ereignisse ihrer Geschichte mit Gott zu erinnern: an die Befreiung ihrer Vorfahren aus der Sklaverei Ägyptens. Die verschiedenen Riten und Bräuche wollen Geschichte gegenwärtig setzen, um aus der Vergangenheit Kraft für die Zukunft zu schöpfen. Durch Erinnerung hole ich in mein Inneres, was Gott für mich getan hat.

Auch die ersten Christen feiern den Ritus des Brotbrechens als Erinnerung an die Befreiungstat Jesu, die in seinem Leiden und seiner Auferstehung offenbar wurde. Das gilt bis heute. Immer wenn wir Eucharistie feiern, tun wir das im Gedächtnis an das, was Jesus für uns getan hat, im Gedächtnis an sein Leiden. Das Abschiedsmahl Jesu am Abend vor seinem Tod, das im Zentrum der heutigen Gründonnerstagsliturgie steht, macht diese Dimension deutlich. „Das ist heute“ – so wird es im Eucharistischen Hochgebet an diesem Tag eingefügt. Durch Erinnerung wird die Vergangenheit in uns lebendig.

In der Nähe unseres Klosters gibt es einen großen Soldatenfriedhof. Wenn man von der Autobahn aus Bestwig kommt, sieht man ihn von der Abfahrt. In der zum Friedhof zugehörigen Kapelle gibt es das sog. „Fenster der Erinnerung“, das unser P. Abraham in der Abteischmiede entworfen hat. In dieses offene Fenster sind auf verschiedenen Tafeln die Namen aller Kriegsgefallenen notiert, die in unserer Region im Zweiten Weltkrieg umgekommen sind und die ermittelt werden konnten. Sie bekommen durch dieses Fenster einen Namen. Aber auch die unbekannten Menschen, die im Krieg gefallen sind, werden erinnert, sind nicht vergessen.

Ganz in der Nähe des heutigen Friedhofs ist in der Endphase des Zweiten Weltkriegs ein schreckliches Verbrechen geschehen. In der Nacht vom 22. auf den 23. März 1945 sind dort 80 russische und polnische Zwangsarbeiter erschossen worden – an zwei anderen Orten im Arnsberger Wald noch mehr. Lange hatten diese Opfer des Krieges keinen Namen, drohten in Vergessenheit zu geraten. Bis 1981 lagerte ein Sühnekreuz zum Gedenken an diese Verbrechen in einer Garage. Erst danach hat es in der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt im Norden Meschedes einen Platz erhalten. Durch die akribische Arbeit einzelner Menschen unserer Region konnte dieser Teil der Geschichte inzwischen gut aufgearbeitet werden. Noch gibt es an besagtem Ort des Kriegsverbrechens kein sichtbares Zeichen der Erinnerung. Meine Hoffnung ist, dass dort einmal etwas entstehen wird – damit durch die Erinnerung Vergangenheit lebendig wird und Schritte in eine bessere Zukunft möglich werden. Denn nur wer sich erinnert, kann eine Zukunft haben!

P. Maurus Runge OSB

09.04.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/04/Fenster-der-Erinnerung.jpg 600 800 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-04-09 06:00:132021-02-18 16:05:29Impuls am Gründonnerstag

Impuls am Karmittwoch

Impuls

Bin ich es etwa, Herr?

Als es Abend wurde, begab er sich mit den zwölf Jüngern zu Tisch. Und während sie aßen, sprach er: Amen, ich sage euch: Einer von euch wird mich verraten und ausliefern. Da waren sie sehr betroffen, und einer nach dem andern fragte ihn: Bin ich es etwa, Herr? (Mt 26,20-22)

„Ein Freund, ein guter Freund, das ist das Beste, was es gibt auf der Welt“, so hieß es in einem Lied aus dem Jahre 1930, aus der Tonfilm-Operette „Die Drei von der Tankstelle“. Und ich kann das ohne weiteres auch so unterstreichen, denn mit einem Freund an der Seite ist das Glück doppelt so groß und die Abgründe des Lebens nur halb so tief. Einen Freund zu verraten gehört deshalb zu den schmerzlichsten Wunden, die Menschen einander zufügen können. Trotzdem kommt es in unserer Welt immer wieder dazu. Zum einen aus Angst, aus Neid, aus Wut, aus Enttäuschung, oder eben auch aus Liebe.

Wie oft ist schon über die Person des Judas gerätselt worden; immer wieder hat man nach seinen Motiven gefragt. Wie konnte er Jesus nur verraten? War er tatsächlich ein böser, hinterhältiger, geldgieriger Mensch? Oder war er nicht eher von der Liebe Jesu durch und durch ergriffen. Ganz besessen von der neu beginnenden Gottesherrschaft und enttäuscht, als alles viel zu langsam ging und sogar zu scheitern drohte?

Als die Jünger mit Jesus beim Mahl saßen verkündete Jesus, dass einer von ihnen ihn verraten und ausliefern wird – und sie alle reagierten nicht nur sehr betroffen, sondern fragten: „Bin ich es etwa?“

Ja, könnte es tatsächlich sein, dass ich es bin, Herr?

Im Leben ist es immer wieder so, dass wir gerade die Menschen verraten und verletzen, die unsere Freunde sind. Andere können wir gar nicht so sehr verletzen wie unsere Freunde, denn wer einen guten, einen wahren Freund hat, wer sich auf das Abenteuer der Freundschaft einlässt, der macht sich einfach verwundbar. Freundschaft ist eben eine Leidenschaft, die immer wieder auch Leiden schafft. Aber trotz allem, was da Judas tut, bleibt er in Jesu Augen sein Freund. Und vielleicht hat Jesu liebender Blick Judas deutlich gemacht, dass er ihm schon längst verziehen hat, wo andere Judas noch verurteilen.

Aber haben wir überhaupt ein Recht, über Judas den Stab zu brechen?
Haben wir das Recht ihn zu verurteilen?
Ich meine nicht, denn bevor wir das tun, sollten wir erst sehr aufmerksam auf unsere eigenen Gedanken, Worte und Werke achten. Denn nicht ein Fremder hat Jesus verraten, sondern ein Freund, ein guter Freund. Daher müssen auch wir uns in diesen Tagen fragen: Bin ich es etwa, Herr? Bin ich es, der dich verrät?

Ich wünsche uns einen nachdenklichen Tag!

Text und Bild: P. Cornelius Wanner OSB

08.04.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/04/Judaskuss-Kopie_Gemälde-Karmittwoch.jpg 600 586 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-04-08 06:00:312021-02-18 16:05:29Impuls am Karmittwoch

Impuls am Kardienstag

Impuls

Es war aber Nacht…

Als Judas den Bissen Brot genommen hatte, ging er sofort hinaus.  Es war aber Nacht. (Joh 13,30)

Er konnte sie nicht vergessen, diese erste Nacht im Lager Auschwitz, die sein Leben zu einer einzigen langen Nacht gemacht hat. So beschreibt es der Schriftsteller und Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel († 2016) auf erschütternde Weise in seinem autobiografischen Werk „Die Nacht“. Und er stellt darin die Frage, wie es sein konnte, dass intelligente, gut ausgebildete junge Männer aus gutem Hause sich so sehr vom Bösen verführen lassen konnten, dass der Tod jüdischer Männer, Frauen und Kinder sie einfach kalt gelassen hat.

Und diese Frage stellt sich für mich auch im Blick auf Judas, der seinen Freund Jesus verrät und dem Tod ausliefert. Als Judas den Kreis der Jünger verließ, war es Nacht. Und dies ist nicht nur als Zeitangabe zu verstehen, sondern steht für den Schrecken, das Böse, die Dunkelheit, die sich auch im Kreis der Jünger breitgemacht hat. Denn letztlich verraten auch die anderen Jünger Jesus und lassen ihn am Ende wenig von ihrer Freundschaft zu ihm spüren.

Leider liegen Begeisterung und Enttäuschung, Treue und Verrat oft so nahe beieinander. Immer wieder erleben wir das sehr schmerzlich auch in unserem eigenen Leben, in unseren Beziehungen und unseren Freundschaften. Auch da wird es immer wieder Nacht.

In diesem heutigen Evangelium ist aber nicht nur von der Nacht die Rede, sondern wir hören da auch vom „Bissen Brot“, den Jesus reicht.

Nach damaligem Brauch nahm der Hausherr beim Essen mit einem Gast ein Stück Brot, tauchte es in verschiedene Soßen und reichte es dem Gast, der dann als Erster zu essen begann. Diese Geste war nicht nur ein Willkommensgruß, sondern auch ein Zeichen von Gemeinschaft. Und wenn Jesus Judas einen Bissen Brot reicht, dann ist das ein Zeichen seiner Liebe zu demjenigen, der ihm innerlich schon die Gemeinschaft aufgekündigt hat.

Dieser Bissen Brot hat die Kraft und besiegt unsere Nacht, wenn wir es zulassen. Ganz so, wie es in einem Lied heißt:

Dieses kleine Stück Brot in unsren Händen reicht aus für alle Menschen.
Dieser kleine Schluck Wein in unsren Bechern gibt Kraft für alle Menschen.
Jede Hoffnung, die lebt in unsren Herzen, ist Hoffnung für alle Menschen.
Du verwandelst das Brot in Jesu Leib.
Du verwandelst den Wein in Jesu Blut.
Du verwandelst den Tod in Auferstehn.
Verwandle du auch uns!

Ja, lassen wir uns in dieser Karwoche hineinnehmen in die Nacht Jesu und verwandeln, sodass wir mit ihm in der OsterNACHT auferstehn!

Ich wünsche uns eine tiefbewegende Woche!

Text und Bild: P. Cornelius Wanner OSB

07.04.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/04/Nacht-Impuls-Kardienstag.jpg 533 800 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-04-07 06:00:082021-02-18 16:05:29Impuls am Kardienstag

Impuls am Karmontag

Impuls

Da nahm Maria ein Pfund echtes kostbares Nardenöl, salbte Jesus die Füße und trocknete sie mit ihrem Haar. Das Haus wurde vom Duft des Öls erfüllt. (Joh 12,3)

Jesus ist in Bethanien bei seinen Freunden Lazarus, Martha und Maria zu Gast. Sie halten gemeinsam ein Mahl. Maria nimmt wertvolles Öl und salbt Jesus die Füße. Mit ihrem Haar trocknet sie die Füße ab. Ein Abwischen der Füße mit den Haaren macht bei einer Salbung keinen Sinn. Somit dürfen wir das Abwischen mit den Haaren symbolisch deuten. Die Haare Marias nehmen den Duft des Öls auf. Es entsteht eine Gemeinschaft des Duftes, des Wohlgeruchs zwischen Maria und Jesus. Am Beginn der Karwoche wird uns im heutigen Evangelium Maria als Vorbild der Hingabe vorgestellt. Wir sind eingeladen, es ihr in dieser Woche gleichzutun. In liebender Hingabe dürfen wir mit Jesus durch Leid und Leere zur Auferstehung gehen. Der Wohlgeruch erinnert uns an ein unzerstörbares Leben. Auch wir dürfen den Duft Jesu aufnehmen. Den Duft seiner Hingabe an uns, den Duft seiner Lebenspassion und den Duft der Auferstehung.

Br. Emmanuel Panchyrz OSB

06.04.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/04/Karmontag.jpg 480 640 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-04-06 06:00:432021-02-18 16:05:29Impuls am Karmontag

Impuls am Palmsonntag

Impuls

Der Palmsonntag ist sozusagen das Tor zur Karwoche. Und was für ein Eingang wird uns in der Liturgie bereitet! Da hat wie in einer Vorschau all das seinen Platz, was im Lauf der Karwoche ausbuchstabiert wird. Ganz unterschiedliche Emotionen und Gefühle finden hier Raum.

Da ist zunächst der Einzug Jesu nach Jerusalem, der in den Kirchen szenisch nachgestellt wird – mancherorts sogar mit Esel. Auch wenn die Palmprozession in diesem Jahr wie die gesamte öffentliche Liturgie wegen der Coronakrise entfällt, so sind wir doch eingeladen, für uns „den Schauplatz zu bereiten“, uns in die biblische Szene, wie sie im Evangelium beschrieben wird, hineinzuversetzen. Es ist eine Szene der Freude und des Jubels. Jesus zieht als messianischer Friedenskönig auf einem Esel in die Stadt ein – nicht als martialischer Kriegsheld auf einem Schlachtross. Die Menschen breiten ihre Kleider auf den Straßen aus – ein ganz besonderer „roter Teppich“ – und singen Freudenlieder: „Hosianna dem Sohn Davids!“

Doch die Stimmung wandelt sich – in der Karwoche und auch schon in der Liturgie des Palmsonntags. Die Passion wird vorgelesen – ohne einleitende und abschließende Worte, ohne Predigt, schlicht und einfach die „Leidensgeschichte unseres Herrn Jesus Christus“, in diesem Jahr in der Version, wie sie uns Matthäus überliefert. Die Worte der Passion – sie reichen völlig aus. Da braucht es keine Predigt mehr, eigentlich auch keinen Impuls. Im Hören der Passionsgeschichte Jesu hören wir vielleicht auch die vielen Passionsgeschichten der heutigen Welt, nicht zuletzt unsere eigene Passionsgeschichte.

Wenn ich in diesem Jahr die Passion höre, verbinde ich mit den vielen Menschen, die am Coronavirus erkrankt sind und die schon daran gestorben sind.

Ich verbinde mich mit den vielen Menschen, die helfen, den stillen Helden in den Krankenhäusern, Pflegeheimen und in all den anderen „systemrelevanten“ Berufen. Aber welcher Mensch ist eigentlich nicht systemrelevant? Wir alle sind doch wichtig fürs System, keiner darf verlorengehen.

Ich verbinde mich aber auch mit den vielen anderen leidenden Menschen, die über die Coronakrise schnell in Vergessenheit zu geraten drohen, besonders mit den Menschen an den Außengrenzen Europas.

Ich verbinde mich mit den vielen Menschen, die einsam sind, die sich nach menschlichem Kontakt und nach Berührung sehnen, die sich danach sehnen, dass jemand sie in den Arm nimmt.

In all diesen menschlichen Passionsgeschichten kommt mir Jesus entgegen, macht er sich bemerkbar.

Ich wünsche Ihnen in diesem Sinne eine berührende Heilige Woche!

P. Maurus Runge OSB

05.04.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/04/DSC02274.jpg 600 398 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-04-05 06:00:462021-02-18 16:05:29Impuls am Palmsonntag

Impuls am 5. Fastensonntag

Impuls

Ich versetze euch wieder auf euren Ackerboden. (Ez 37,14)

Ein wirklich seltsamer Satz aus einem noch seltsameren Text! Es empfiehlt sich ihn ganz zu lesen: Er steht in der Auferweckungsvision des alttestamentlichen Propheten Ezechiel. Der Seher hat Knochen vor sich. Und beschreibt schrittweise, wie sie wieder das bilden, was sie mal waren: Körper! Er lässt den Wind ihnen Atem geben – bring sie zurück ins Leben. Das, was da geschieht, ist Auferstehung der Toten. Wir sprechen im Glaubensbekenntnis „Und ich glaube an die Auferstehung der Toten.“ Ist das gemeint? Wir werden irgendwie unsanft wieder zusammen gekleistert und dann auch noch auf den Ackerboden gesetzt? Ackerboden, das steht doch für Arbeit. Die Hacke vor mir. Da die Schaufel. Und zurück in die brutale Welt des Alltags geworfen werden, wird hier als Auferstehung geschildert. Irgendwie – bei allem gebotenen Respekt – keine Verheißung, bei der ich vor Freude aufjubeln würde: Nichts von himmlischen Chören hier, die die Auferweckten erwarten. Nichts von einem Festmahl, das kein Ende findet. Zwar kommen die Auferweckten in das gelobte Land Israel. Aber es wird „Ackerboden“ genannt!

Ezechiel spricht in die Zeit der babylonischen Gefangenschaft hinein zur Gemeinde der Exilierten. Damals war es eine frohe Botschaft, die sagen wollte: „Wir sind nicht ewig fern der Heimat“.

Ein genauerer Blick auf das Wort Ackerboden: Im Hebräischen steht adamat. Man hört hier schon den Namen des ersten Menschen aus der Genesis. Aber dieser Name heißt nichts anderes als Mensch. Ackerboden, das woraus er gemacht wurde, ist das, wo man wirklich Mensch sein kann. Keine Lebensferne, sondern ganz Boden-ständig im wortwörtlichen Sinn. Auferstehung – wie wir auch im heutigen Evangelium hören – wird uns nicht der Realität entreißen, vielmehr werden wir auf eine tiefere Weise mit ihr verbunden. Es ist nicht die himmlische Auferstehung, die Maria erwartet (Joh 11,24), sondern das echte Leben, das an des Hier und Jetzt gebunden ist.

Und das bedeutet im Umkehrschluss auch: Wir werden nicht unserer Verantwortung entrissen. Kein frommes, verklärtes und abwesendes Jubilieren, kein verzücktes das Haupt Neigen, das sich in unsere Kirchen zu oft eingeschlichen hat, kein bloßes Emporschauen (vgl. Apg 1,11a) gibt es in der Erlösung, sondern nur blanke, entblößte Realität, wo wir uns in allem wieder erkennen, weil wir eben nichts anderes sind – darum dieses Wortspiel. Die Midrasch im Talmud (bT Sanhedrin 98a) bringt es gut auf den Punkt: Der Messias, der Erlösung bringt, sitzt vor den Toren Roms und verbindet die Wunden der Menschen – ein Gleicher unter Gleichen – ganz angekommen in der Realität. Er ist sich seiner Verantwortung bewusst und tut, was verantwortlich und geboten ist. Ist es nicht auch ein Anspruch an uns, „heute, wenn ihr seine Stimme hört“(Ps 95,7)?

Text aus dem Traktat Sanhedrin 98a des babylonischen Talmud:

„Rabbi Jehošua ben Levi traf einst Elijahu am Eingange der Höhle des Rabbi Šim’on ben Jochaj stehen; da sprach er zu ihm: Werde ich in die zukünftige Welt kommen? Dieser erwiderte: Wenn es diesem Herrn gefällig sein wird. […] Hierauf fragte er ihn weiter: Wann wird der Messias kommen? Dieser erwiderte: Geh, frag ihn selbst. – Wo befindet er sich? – Am Tore von Rom – Woran erkennt man ihn? – Er sitzt zwischen den mit Krankheiten behafteten Armen; alle übrigen binden ihre Wunden mit einem Male auf und verbinden sie wieder, er aber bindet sie einzeln auf und verbindet sie, denn er denkt: vielleicht werde ich verlangt, so soll keine Verzögerung entstehen. Hierauf ging er zu ihm hin und spricht zu ihm: Friede mit dir, Herr und Meister! Dieser erwiderte: Friede mit dir, Sohn Levis! Er fragte: Wann kommt der Meister? Dieser erwiderte: Heute. Darauf kehrte er zu Elijahu zurück, der ihn fragte: Was sagte er dir? Er erwiderte Friede mit dir, Sohn Levis! Da sprach dieser: Er hat dir und deinem Vater die zukünftige Welt verheißen. Jener entgegnete: Er hat mich belogen, denn er sagte mir, er werde heute kommen, und er kam nicht. Dieser erwiderte: Er hat es wie folgt gemeint: wenn ihr heute auf seine Stimme hören werdet.(Ps 95,7)“

Br. Symeon Müller OSB

30.03.2020/0 Kommentare/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/03/5.-Fastensonntag.jpg 421 640 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-03-30 15:32:022021-02-18 16:05:17Impuls am 5. Fastensonntag

Impuls zum Vierten Fastensonntag

Impuls

Das heutige Sonntagsevangelium (Joh 9,1-41) erzählt von einem Kind, das von Geburt an blind ist und von Jesus geheilt wird.

Vielleicht sagen wir schnell: „Ich brauche zwar eine Brille – aber blind bin ich Gott sei Dank nicht! Was hat das also mit mir zu tun?“ Erinnern wir uns, wie es zur Auswahl dieser Evangelien an den Sonntagen der Fastenzeit kam. In ihnen wurden die Taufbewerber, die in der Osternacht getauft wurden, in den Glauben eingeführt. Und ein Aspekt des Glaubens war: „Ich kann wieder neu sehen, werde von meiner „Blindheit“ geheilt!“ Deshalb findet sich bis heute in der Taufliturgie der Effata-Ritus – die Öffnung der Sinne. Mein Glaube und Christ-sein will, das wird hier sehr deutlich, zu einem sinn-vollen Leben führen.

Aber noch einmal zurück. Wieso muss ich denn neu sehen lernen, von welcher Blindheit soll ich denn geheilt werden? Seien wir ehrlich. Mein Sehen, meine Wahrnehmung der Wirklichkeit, ist sehr selektiv, sehr von meinen Erwartungen abhängig. Es gibt Tage, da sehe ich alles wie durch eine Sonnenbrille: dunkel, hoffnungslos, depressiv, … Und an anderen Tagen habe ich scheinbar meine rosarote Brille auf: alles wirkt auf mich freundlich, Mut machend, …

Die Wirklichkeit bleibt dieselbe, aber es macht einen großen Unterschied, wie ich auf sie blicke. Und das ist manchmal wie neu Sehen lernen.

Die Dichterin Hilde Domin hat es für mich in einem kurzen Gedicht auf den Punkt gebracht:

Es knospt

Unter den Blättern

Das nennen sie Herbst

Sehe ich im Herbst nur das langsame Sterben der Natur –  verwelkte, abgefallene Blätter? Oder sehe ich schon die kleinen Wunder des neuen Lebens?

Auch in den Tagen der Corona-Krise ist dies für mich eine entscheidende Frage. Kann ich in und neben all dem Schrecklichen, was mir zu Recht auch Angst macht, auch die kleinen Hoffnungszeichen, die kleinen Zeichen des Lebens, und damit Gottes sehen? Im Lächeln meines Mitmenschen, in der Hilfsbereitschaft, die mir entgegen kommt? Aber auch in den Sonnenstrahlen, der Natur, die im Frühling erwacht?…

Der Glaube will meine Augen auch für diese Hoffnungszeichen öffnen und offen halten.

P. Jonas Wiemann OSB

22.03.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png 0 0 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-03-22 08:00:002021-02-18 16:05:17Impuls zum Vierten Fastensonntag

Hochfest des hl. Josef

Impuls

Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille von ihr zu trennen. (Mt 1,19)

Das wäre Marias Ende gewesen – und mit diesem auch das Ende der Geschichte Gottes mit uns Menschen. Hätte Josef einen Skandal um die mysteriöse Schwangerschaft seiner jungen Verlobten gemacht, dann hätte ihr wohl der Tod durch Steinigung gedroht. Und die Geschichte der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus wäre zu Ende, noch ehe sie richtig angefangen hätte. Zum Glück war Josef nicht so. Zum Glück war er nicht einer jener Selbstgerechten, die nur auf den Fehltritt eines anderen Menschen warten, um ihn gnadenlos ans Licht der Öffentlichkeit zu zerren. Etwas, was nicht nur damals passiert ist, sondern im beschleunigten Medienzeitalter bis heute immer wieder.

Zum Glück war Josef ein echter „Zaddik“, ein wirklicher Gerechter. Zum Glück war er nicht auf einen Skandal aus, sondern wollte die Geschichte ohne viel Aufhebens aus der Welt schaffen, indem er einfach alle Verbindungen löst.

Doch die Geschichte geht noch weiter: zum Glück war Josef ein Träumer wie sein großer alttestamentlicher Namensvetter. Zum Glück war er einer, der sich an seine Träume erinnerte und darin einen Anruf Gottes sah. Zum Glück erkannte er in seinen Träumen die Stimme Gottes.

So konnte die Geschichte Gottes mit den Menschen weitergeschrieben werden. Das lohnt die Unterbrechung der Fastenzeit, um dieses stillen Mannes zu gedenken. Das lohnt seine Erwähnung in jeder Eucharistiefeier.

Das heutige Hochfest sagt mir: Die Geschichte Gottes mit den Menschen geht weiter. Auch wenn alles dagegen spricht. Auch wenn wir meinen, das Ende sei nah. Auch wenn heute oft der Skandal mehr Aufmerksamkeit zu bekommen scheint als das stille Mitgehen. Auch wenn Leid und Krankheit zu überwiegen scheinen. Ist das nicht eine Botschaft der Hoffnung – gerade heute?

P. Maurus Runge OSB

19.03.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/03/hl.-josef.jpg 570 640 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-03-19 08:00:002021-02-18 16:05:17Hochfest des hl. Josef

Dritter Fastensonntag

Impuls

An den kommenden drei Fastensonntagen im Lesejahr A hören wir drei längere Episoden aus dem Johannesevangelium: die Begegnung Jesu mit der Samariterin, die Heilung des Blindgeborenen und die Auferweckung des Lazarus, die uns alle auf ihre je eigene Weise auf das Osterfest vorbereiten sollen. Gerade das heutige Evangelium, die Begegnung Jesu mit der Frau aus Samarien (Joh 4,5-42), gehört für mich zu den ergreifendsten biblischen Erzählungen.

Jesus kommt auf seinem Weg nach Jerusalem an einen Ort namens Sychar in Samarien – für einen frommen Juden der damaligen Zeit ist das quasi Feindesland. Juden und Samariter sind tief verfeindet, ein Konflikt, der religiöse Wurzeln hat und sich u.a. um den rechten Ort der Gottesverehrung dreht. Dort macht Jesus in der Mittagshitze an einem Brunnen Halt und trifft auf eine Frau, eine samaritische Frau, die am Brunnen Wasser schöpfen will. Erschöpft von der Reise spricht er die Frau an und bittet sie, ihm etwas zu trinken zu geben. Ein Tabubruch – „die Juden verkehren nämlich nicht mit den Samaritern.“

Und nun entwickelt sich zwischen den beiden ein wunderbarer Dialog, der Schritt für Schritt in ein immer tieferes Erkennen des Anderen mündet. Von äußeren und inneren Quellen geht es zur Lebenssituation der Frau und schließlich zur Frage, wo und wie Gott anzubeten sei: „Gott ist Geist, und alle, die ihn anbeten, müssen im Geist und in der Wahrheit anbeten.“ Als die Jünger Jesu zurückkehren, eilt die Frau in ihr Heimatdorf zurück und wird zur Missionarin, die anderen von dem erzählt, was sie erlebt hat.

Die Sinnspitze dieser Erzählung ist für mich, dass es nicht die (männlichen) Jünger Jesu sind, die tagein, tagaus mit ihm zusammen sind, die ihn verstehen, sondern die fremde Frau. Zwar nicht auf Anhieb, aber Schritt für Schritt. Sie lässt sich auf Jesus ein, lässt sich von ihm berühren und kann so andere berühren. Am Ende führt sie die Menschen ihres Dorfes zu Jesus, wird zur Verkünderin seiner Botschaft.

Am Ende des Evangeliums steht ein Bekenntnis: „Er ist wirklich der Retter der Welt.“ Es kommt aus dem Munde der Samariter. Die Botschaft Jesu wird ausgeweitet von den Juden („Das Heil kommt von den Juden“) auf alle Menschen guten Willens.

Das Evangelium lädt mich ein, mich auf den Fremden einzulassen, vielleicht auch auf das Fremde in mir. Dann kann Begegnung geschehen. Auch in der Mittagshitze an Orten, wo ich es zunächst nicht erwarten würde. Dann kann die innere, oft verschüttete Quelle in mir wieder zu sprudeln beginnen.

Gestatten Sie mir eine Schlussbemerkung aus aktuellem Anlass: Begegnung geschieht an Orten, an denen ich es zunächst nicht erwarten würde. Ich habe das in den letzten Tagen ganz konkret erlebt. In Zeiten, wo Begegnung und Berührung physisch nicht ratsam ist, wo die Einschränkung von Sozialkontakten überlebenswichtig wird, ja wo selbst unsere Kirchen geschlossen sind und Gottesdienste unter Ausschluss der Öffentlichkeit gefeiert werden, da geschieht dennoch Begegnung. Die Sozialen Medien machen ihrem Namen alle Ehre – wenn man auf Spurensuche geht und sich auf diese auch reale Form der Begegnung einlässt. Denn auch hier handeln und agieren Menschen. Und es gibt nicht nur die Falschmeldungen, die Hetze und Panikmache. Nein, in den letzten Tagen erlebe ich eine große Solidarität. Menschen, die anbieten, für andere den Einkauf zu erledigen. Der Pianist Igor Levit, der jeden Abend auf Twitter öffentlich zugängliche Hauskonzerte gibt. Die Berliner Philharmoniker, die einen kostenlosen Zugang zu ihrem Onlineangebot an Konzerten anbieten. Es gibt sicher viele andere Beispiele. Gerade die Musik berührt viele Menschen. An den berührenden Kommentaren aus aller Welt wird das deutlich. Menschlichkeit kann sich durchsetzen – auch und gerade in diesen Zeiten. Die Quelle wird weitersprudeln.

Möge Gott Sie in dieser Woche segnen und Ihr Herz berühren! Bleiben Sie gesund!

P. Maurus Runge OSB

15.03.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/03/3.-Fastensonntag.jpg 544 640 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-03-15 08:00:002021-02-18 16:05:17Dritter Fastensonntag

Zweiter Fastensonntag

Impuls

Und Petrus antwortete und sagte: Herr, es ist gut, dass wir hier sind. Wenn Du willst, werde ich hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija. (Mt 17,4)

Dieser Impuls von Petrus ist für mich zutiefst nachvollziehbar. Diese fast traumhaft anmutende Erfahrung festhalten zu wollen, der Erscheinung Dauer zu verleihen und darin zu verweilen ist ein menschlicher Zug, wie wir ihn bei Petrus immer wieder finden und der ihn für mich exemplarisch für den Menschen an sich macht. Auch ich erlebe mich immer wieder in der Versuchung, festhalten zu wollen, stehenzubleiben, das auf mich Gekommene zu verteidigen, als sei es ein Besitz von mir.  Wir Menschen stehen alle in der Spannung von Halten-Wollen und Loslassen-Müssen. Denn es ist immer Vorübergang.

Wenn Abraham nicht bereit gewesen wäre, seine Heimat zu verlassen, er wäre nicht zum Segen für die Völker geworden. Wenn Mose nicht dem Ruf Gottes am Dornbusch gefolgt wäre, sein versklavtes Volk aus Ägypten herauszuführen, sie wären der Freiheit nicht mächtig geworden. Elija aus Tischbe gehörte zu den Israeliten ohne Grundbesitz und war von daher ungebunden, aber auch er muss nach seiner Machtprobe am Berg Karmel nach Beerscheba flüchten und kann den scheinbaren Erfolg nicht halten. Wäre Elija unter dem Ginsterstrauch sitzen geblieben und gestorben, er hätte die Gottesschau am Horeb nicht erlebt. Wäre Jesus nicht vom Berg der Verklärung herabgestiegen und zum Berg Golgotha hinaufgestiegen, so wäre unsere Erlösung durch Jesu Leiden, Tod und Auferstehung nicht geschehen.

So bleibt es auch in unserem Leben, Ankommen und Weitergehen. Denn es ist auf Erden immer Vorübergang. Das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können, ist hier bei uns die Erinnerung.

Dreimal erfolgt in den Evangelien das Bekenntnis Gottes zu seinem geliebten Sohn.  Zu Beginn in der Taufe Jesu, Heute bei der Verklärung Jesu, und dann bei Markus ganz am Ende durch den Soldaten, der bei der Kreuzigung spricht: „Dieser ist Gottes Sohn.“ Gott bezeugt Jesus immer wieder und durch sein gesamtes Wirken auf Erden hindurch bis zum Tod, also bis zum tiefsten Scheitern, als seinen geliebten Sohn.

Diese Zusage Gottes gilt auch uns. Auch wir sind geliebte Söhne und Töchter Gottes – beginnend in der Taufe und vollendet im Tod.

Das ist bei allem Loslassen-Müssen, bei allen Veränderungen auf unseren Wegen, wie beschwerlich sie auch sein mögen, das Bleibende. Wir sind und bleiben Gottes geliebte Kinder. Er geht unseren Weg mit. Er geht diesen Weg auch im Scheitern mit.  Mose erreicht das Gelobte Land nicht zu seinen Lebzeiten, und Elija versteht seinen Gott nicht und möchte sterben. Und Jesu Botschaft der bedingungslosen Liebe scheitert zunächst am Kreuz.

Das heutige Evangelium ist Vorschau auf Ostern. Schon heute wird Jesus verwandelt, schon heute verbindet er durch die Gestalten von Mose und Elija Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander. Schon heute feiern wir die Auferstehung Jesu, und somit ist die Ewigkeit schon jetzt angebrochen. Das Reich Gottes, so unscheinbar es auch daherkommt, ist bereits angebrochen. Es befähigt uns, heute Kranke zu heilen, Gefangene zu befreien und ein Gnadenjahr des Herrn auszurufen. Die Kraft der Auferstehung, an der wir teilhaben, gibt uns die Kraft für das Leben heute.

Und er wurde vor ihnen verwandelt, sein Gesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß wie das Licht. (Mt 17,2)

Gott strahlt in Jesus auf. Theophanie, Gotteserscheinung. Flüchtig und dennoch endgültig. Und wir dürfen Anteil daran haben, indem wir durch uns das Licht Gottes in diese Welt tragen. Transparent werden für das Licht Gottes. Wie der Mensch Mose die Theophanie am brennenden Dornbusch erlebt, wie der Mensch Elija die Theophanie an der Höhle am Berg Tabor erlebt. Aber bei Jesus kommt noch Entscheidendes hinzu. Da trat Jesus zu ihnen, fasste sie an und sage: Steht auf und fürchtet euch nicht. (Mt 17,7)

In Jesus von Nazareth nimmt uns Gott an die Hand und sagt zu uns: Fürchtet euch nicht. Und er sagt dies im Wissen auf den Abstieg, auf das Kreuz zu.

Was also bleibt bei allem Loslassen-Müssen?

Die Zusage an uns: dass wir geliebte Söhne und Töchter Gottes sind, dass wir den Auftrag als Christen haben, das Licht Gottes in dieser Welt sichtbar werden zu lassen, dass uns Gott dabei aber an die Hand nimmt und uns sagt: Fürchte Dich nicht. Und die Zusage an uns, dass es bei allem Vorübergang ein Ankommen in der Vollendung gibt, eine Ewigkeit in unserer Auferstehung.

Br. Benjamin Altemeier OSB

08.03.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/03/2.-Fastensonntag.jpg 479 640 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-03-08 09:30:002021-02-18 16:05:17Zweiter Fastensonntag

Erster Fastensonntag

Impuls

Das Evangelium zum heutigen Sonntag berichtet davon, dass selbst Jesus als Sohn Gottes in der Einsamkeit der Wüste in Versuchung geführt wurde. Versuchungen sind in der Fastenzeit ja immer so eine Sache. Für viele sind diese Wochen vor Ostern eine gute und überschaubare Zeit, um eine innere Kurskorrektur zu machen – ungute und eingefahrene Gewohnheiten auf den Prüfstand zu stellen, mal etwas Neues auszuprobieren und ganz bewusst auf manches zu verzichten. Soweit so gut…

Aber wer kennt das nicht: Oft genug sind wir dann recht schnell „versucht“, in die alten Muster zurückzufallen und unzufrieden, weil wir es (vielleicht sogar schon im zweiten Anlauf nach den guten Neujahrsvorsätzen) mal wieder nicht so geschafft haben, wie wir es uns vorgenommen hatten.

Im Matthäusevangelium ist der „Diabolos“ derjenige, der immer alles durcheinanderwirft, der Urheber der Versuchung. In den theologischen Diskussionen wurde zuletzt über den Urheber oder den Grund der Versuchung gestritten. Um Missverständnissen vorzubeugen heißt die Formulierung einer entsprechenden Vaterunser-Bitte in den französischen Messtexten beispielsweise nun seit einiger Zeit: „Und führe uns in der Versuchung.“ Damit soll ernstgenommen werden, was über Gott und das Thema Versuchung im Jakobusbrief zu lesen ist: „Keiner, der in Versuchung gerät, soll sagen: Ich werde von Gott in Versuchung geführt. Denn Gott lässt sich nicht zum Bösen versuchen, er führt aber auch selbst niemanden in Versuchung.“ (Jak 1,13). Zwar glaube ich, dass auch unsere im deutschen gebrauchte Formulierung „Und führe uns nicht in Versuchung“ nicht bedeuten soll, dass Gott seine Freude daran hätte, uns auf die Probe zu stellen, indem er uns absichtlich in die moralische Zwickmühle bringt. Ich sehe es allerdings ganz einfach als eine alltägliche Erfahrung an, dass wir uns immer wieder mit unterschiedlichen Versuchungen auseinandersetzen müssen und uns immer wieder entscheiden müssen. Dass bei diesem Unterfangen niemand vor Fehlern und Misserfolgen gefeit ist, versteht sich von selbst…

Die im Evangelium genannten Versuchungen Jesu müssen auf unser Leben hin bezogen nicht als etwas verstanden werden, das von außen auf uns zukommt. Denn auch das ist eine alltägliche Erfahrung: Weder sind wir Menschen allmächtig, sodass wir uns unsere Lebensgrundlage und unser Brot herbeizaubern könnten –  noch sind wir unverwundbar und unsterblich…

Sondern es sind eher unsere kleinen Eitelkeiten, unsere blinden Flecken und manchmal auch unsere Selbstüberschätzung, die in unserem Innern sind und die uns als Versuchungen das Leben ganz schön schwer machen können. Weil wir uns damit nur selbst im Weg stehen.

Es kann gut tun, in den kommenden Wochen einen ehrlichen Blick auf sich selbst einzuüben. Aber dabei auch liebevoll und verständnisvoll mit sich selbst zu sein. Und wenn Sie dann doch an einem guten Vorsatz gescheitert sein sollten, gilt: Lächeln, und morgen ist auch noch ein Tag… 🙂

Br. Vincent Grunwald OSB

01.03.2020/von Bruder Maurus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/02/1.-Fastensonntag.jpg 426 640 Bruder Maurus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Maurus2020-03-01 08:00:002021-02-18 16:05:17Erster Fastensonntag

Aschermittwoch

Impuls

Bedenke Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehrst. (Gen 3,19)

Die Scheune ist abgebrannt
jetzt
seh ich den Mond
(Mizuta Masahide)

Wenn heute am Aschermittwoch in vielen Gottesdiensten das Aschenkreuz den Gottesdienstbesuchern auf die Stirn oder den Kopf gezeichnet wird, dann hat dieser Moment etwas von einem Kennzeichnen. Auch wenn es uns nicht passt, oder angenehm ist, das Kreuz wird uns scheinbar regelrecht aufgedrückt.
Am Beginn eines neuen Weges steht das urchristlichste aller Symbole, und dieses wird uns auf die eigene Haut geschrieben.
Die Fastenzeit steht in ihrer Tradition für Buße und Umkehr, für das Freimachen von unserer Sünde. Sie erzählt auch vom Sündenfall des Menschen.
Buße und Umkehr, Sünde, das sind harte Worte, aber es steckt darin auch eine Verheißung. Indem wir loslassen, einen Schritt gehen, kann etwas ganz NEUES beginnen.
Die Asche erinnert uns an unsere eigene Vergänglichkeit, und diese Asche hat eine Lebensgeschichte.
Unsere Vergänglichkeit ist nichts fernes, kein Tag X in weiter Zukunft, sondern sie ist Gegenwart, und diese Gegenwart ist uns auf die Haut geschrieben, als unser eigenstes Memento Mori, unsere Lebensgeschichte.
Wenn die Erfahrung des Kreuzes in unserem Leben gegenwärtig wird, dann fühlen wir uns oft dem ausgeliefert. Jemand drückt uns eine Schicksalslast auf. Ob das aber wirklich so ist, bleibt ein Geheimnis. Sicher ist nur, das Kreuz ist keine Strafe. Es ist eine Wegmarke. Denn dort wo das Kreuz ist, da ist Jesus Christus.
Wohin wir auch heute aufbrechen, es ist jetzt nicht mehr weit, Ostern erwartet uns.

Br. Balthasar Hartmann OSB

26.02.2020/von Bruder Justus
https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2020/02/Aschermittwoch.jpg 469 704 Bruder Justus https://koenigsmuenster.de/wp-content/uploads/2019/12/abtei_logo_weiss_Homepage.png Bruder Justus2020-02-26 15:34:282021-02-18 16:05:17Aschermittwoch

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