Impuls am Montag der Dritten Adventswoche (13.12.2021)

20 So spricht der HERR der Heerscharen: Es wird noch geschehen, dass Völker herbeikommen / und die Einwohner vieler Städte. 21 Die Einwohner der einen werden zur anderen gehen und sagen: / Wir wollen gehen, um das Angesicht des HERRN gnädig zu stimmen / und den HERRN der Heerscharen zu suchen! – Auch ich will hingehen! 22 Viele Völker und mächtige Nationen werden kommen, / um in Jerusalem den HERRN der Heerscharen zu suchen / und das Angesicht des HERRN gnädig zu stimmen. 23 So spricht der HERR der Heerscharen: In jenen Tagen werden zehn Männer aus Nationen aller Sprachen einen Mann aus Juda an seinem Gewand fassen, ihn festhalten und sagen: Wir wollen mit euch gehen; denn wir haben gehört: Gott ist mit euch. (Sach 8,20-23)

Bei den alttestamentlichen Propheten taucht immer wieder das Motiv der sog. Völkerwallfahrt zum Zion, also nach Jerusalem, auf – am bekanntesten wohl beim Propheten Jesaja: „Auf, wir ziehen hinauf zum Berg des Herrn.“ (vgl. Jes 2,1-5) Auch in unserer heutigen Bibellesung aus dem Propheten Sacharja haben wir es mit diesem Motiv zu tun.

Das Volk Israel ist ein relativ kleines Volk, das immer wieder zum Spielball großer Mächte und fremder Herrscher geworden ist. Das Motiv der Völkerwallfahrt, das in exilischer bzw. nachexilischer Zeit entstanden ist, also nach der großen Katastrophe der Verbannung, will dem geschundenen Volk Hoffnung geben. Irgendwann einmal werden die Menschen gemeinsam zu ihrem Gott ziehen – und dann wird Friede sein. Irgendwann werden Menschen verschiedenster Nationen sich gemeinsam auf den Weg machen, um Gott zu suchen, „um das Angesicht des HERRN gnädig zu stimmen“ (V.21).

Vielleicht kann man heute noch ergänzen: Irgendwann einmal werden Juden, Christen und Muslime, ja, Menschen aller Konfessionen und Religionen und auch alle Menschen guten Willens sich gemeinsam auf den Weg machen, um das Gute – den Guten – zu suchen und sich für Frieden und Gerechtigkeit einzusetzen. Es mag wie eine unerreichbare Vision klingen, ein utopisches Ziel. Aber wir brauchen die großen Visionen und Hoffnungsbilder, um in unserer Realität bestehen zu können. Und wir können ja schon mal losgehen…

P. Maurus Runge OSB