P. Javier Aparicio Suárez OSB ist als Kongregationsprokurator der Missionsbenediktiner für den Kontakt zu unseren Klöstern weltweit und für die Koordinierung der Projekte zuständig. Eines der Hauptprojekte, über das wir auch in unserem „Gruß“ regelmäßig berichten, ist der Bau eines Klosters für die Gemeinschaft dort. P. Javier hat die kleine Gemeinschaft über Weihnachten besucht und war beeindruckt von dem, was die Mitbrüder dort unter schwierigen Bedingungen leisten. Nachfolgend berichtet er über seine Eindrücke:

Am 23. Dezember 2022 landete ich auf dem Flughafen von Havanna, um Weihnachten mit unserer Gemeinschaft zu verbringen. Wie schon bei anderen Gelegenheiten hatte ich drei Koffer dabei, die voll mit den Bitten waren, die die Mitbrüder in den letzten Monaten an mich herangetragen hatten: etwas Lebensmittel, Ersatzteile für die Fahrräder, Werkzeuge für die Farm, einige grundlegende Medikamente und einige „Extras“ für die Weihnachtsfeier in diesen Tagen. Diesmal bat man mich auch, Mehl und Toilettenpapier hinzuzufügen.
Überall auf der Welt haben wir uns mit Begriffen wie Energiekrise, Knappheit, Defizite, steigende Preise und Ukrainekrieg vertraut gemacht. In unserem täglichen Leben sehen wir alle die Folgen der aktuellen globalen Krise. Wenn man ein paar Tage mit unserer Gemeinschaft auf Kuba verbringt, wird einem klar, wie sich dieses globale Szenario auf eine der sensibelsten Volkswirtschaften unserer Zeit auswirkt.
Die Feier an Heiligabend war so einfach wie schön und brüderlich. Von Norden her erreichte die polare Kälte, die zu dieser Jahreszeit über die USA fegte, auch die Insel. Die Container, in denen die Mönche leben, wurden nachts nicht wärmer als 6 Grad Celsius… und das alles ohne genügend Decken für alle Mitbrüder, so dass ich – und wahrscheinlich einige andere Mönche – beschlossen, in unseren Kleidern zu schlafen.

P. Aaron, Prior der Gemeinschaft, segnet die Krippe

Am 25. habe ich das Mittagessen für die Gemeinschaft zubereitet: Linsen mit Chorizo und einige Vorspeisen zur Weihnachtsfeier. Ein ziemlich seltsames Fest, an das unsere Mönche nicht gewöhnt sind.
Am 26. wurden wir vom Kardinal zur Weihnachtsfeier mit dem Klerus und den Ordensleuten der Insel eingeladen. 80% von ihnen sind Ausländer! Während der Eucharistiefeier bat der Kardinal in den Fürbitten für den jungen kubanischen Priester, der kürzlich das Land „auf der Suche nach neuen Horizonten“ verlassen hat. Das hat mich zutiefst „berührt“. Ein weiterer Name auf der Liste! Ja, sogar der Klerus verlässt das Land, und die Orden schließen ihre Häuser wegen des Personalmangels und der Herausforderung, auf Kuba zu leben.
In einem Gespräch mit dem Weihbischof und einigen Ordensleuten sagten sie mir, wie sehr sie die Arbeit schätzen, die unsere Mönche auf der Farm leisten: Bohnen, Maniok, Mais… Lebensmittel, die die Suppenküchen versorgen, die die Ordensleute in Havanna für die Ärmsten betreiben. Das ist jetzt ein großer Teil unserer Mission!
Kuba ist vielleicht für viele eine große Unbekannte, und obwohl wir in den Zeitungen Nachrichten über Exodus, Wirtschaftskrise und vieles anderes lesen, entdecken wir die Realität erst im täglichen Leben der Kubanerinnen und Kubaner.
Für uns Benediktiner ist das Gelübde der Beständigkeit eines der Zeichen unserer Identität. Deshalb brauchen die Brüder jetzt mehr denn je unsere Unterstützung, deshalb ist es notwendig, bekannt zu machen, was sie tun, wie sie leben und überleben, um ihre Hoffnung zu teilen, dass eines Tages der Traum vom Bau eines Klosters wahr wird, in dem sie mit den Mindestbedingungen leben können, die sie jetzt nicht haben.
In der Zwischenzeit schreibe ich heute diesen Artikel, während sie wahrscheinlich Schlange stehen, um Brot für die Gemeinschaft zu kaufen.
Danke an die Mitbrüder. Sie sind für Kuba da!

von P. José Moreno OSB, Prior

Im letzten Beitrag, den ich über unser Kloster auf Kuba geschrieben habe, ging es um die Veränderungen, die wir beschlossen haben, z.B. den Bau eines kleineren Klosters, in dem Gästehaus, Kapelle und Kreuzgang alle in einem eingeschossigen Gebäude miteinander verbunden sind. Die Genehmigungen sind mittlerweile alle an die Architektin weitergeleitet, die jetzt damit weiterarbeitet und die Pläne an die kubanische Situation und die baulichen Erfordernisse anpasst. Auch wir haben einige Änderungen weitergegeben hinsichtlich Belüftung, der Situation von Termiten und anderem Ungeziefer und klimatischer Gegebenheiten (Wind und Regen). In den Sommermonaten steigen die Temperaturen auf 32 Grad oder noch höher, aber wenn es regnet, geschieht das sturzflutartig und normalerweise mit starken Winden; all das muss beachtet werden. In der Winterzeit (auf kubanisch „invierno“) liegen die Temperaturen bei 16 Grad am Tag, können aber nachts auf vier Grad in unserem Kloster sinken.

Eine weitere interessante Entwicklung für unsere Leser und Wohltäterinnen ist unser neues Haus in Havanna. Anfang des Jahres stand für uns fest, dass wir El Carmelo verlassen müssen und es den Unbeschuhten Karmeliten zurückgeben. Nach einigen Verhandlungen fand die Übergabe des Hauses und der Kirche am 30. April 2021 statt. Jedoch brauchen wir aus verschiedenen Gründen ein Haus in der Hauptstadt Havanna. Es ist als Ausbildungshaus geplant, als Ort, an dem wir uns ausruhen können und wo wir Besucher empfangen können. Ebenso brauchen wir es, wenn wir ins Krankenhaus müssen oder wenn wir Verhandlungen mit der Kirche oder der Regierung haben. Daher haben wir den Kardinal um ein Haus gebeten, das der Erzdiözese gehört. In der Osterwoche besuchte uns der Kardinal mit einigen Priestern und informierte uns, dass er uns ein Haus zur Verfügung stellen wird an einem Ort namens Jesús del Monte. Damals war das Haus in der Obhut der La Salle-Brüder. Nach einigen Besuchen sagten uns die Brüder, dass sie am 31. Juli das Haus aufgeben werden; vom 1. August an könnten wir den Besitz übernehmen. Das Haus diente den Brüdern als eine informelle Schule für ca. 800 Jugendliche. Durch den Tornado vor zwei Jahren gab es einige Schäden am Haus, die die Brüder reparierten; sie wussten damals noch nicht, dass sie das Haus bald verlassen werden. Br. Rafael, der Superior der Gemeinschaft, sagte uns, dass sie schweren Herzens ihr Kloster verlassen, das ihnen mehr als 20 Jahre lang Heimat gewesen ist.

Ein weiteres großes Ereignis, das kürzlich auf Kuba passierte, bestand aus den Demonstrationen, die seit dem 11. Juli an verschiedenen Orten stattgefunden hatten. An ihnen nahmen die verschiedensten Gruppen teil, aber vor allem junge Leute. In einigen Regionen waren die Demonstrationen friedlich, in anderen allerdings gab es Gewalt. Ladenfenster wurden zerbrochen, Geschäfte ausgeraubt, und einige Menschen wurden verletzt oder geschlagen. Viele der Protestierenden wurden zum Verhör mitgenommen oder sind mittlerweile eingesperrt. Ihre Forderungen sind verschiedenartig und beziehen sich u.a. auf Probleme mit Nahrungsmitteln und der Gesundheitsversorgung. Die Regierung teilte mit, dass die Probleme, vor denen das Land steht, durch die Corona-Pandemie und die US-Blockade vergrößert worden sind. Auf Seiten der Kirche riefen die Bischöfe zum Dialog auf. Die Ordensgemeinschaften, organisiert durch die Vereinigung der Ordensleute auf Kuba, haben gebeten, dass alle, die es vermögen, den Gefangenen zu helfen versuchen, sie zu finden und ihren Familien Rat und geistliche Begleitung anzubieten.

Wir bitten Sie um Ihr Gebet für Kuba. Möge der Herr die Herzen all derer öffnen, die darum besorgt sind, immer den Weg des Friedens zu wählen.

von P. José Moreno OSB, Prior

Im Jahr 2019 trafen wir eine wichtige Entscheidung: Sollen wir weiterhin ein Kloster für 50 Mönche und ein Gästehaus für 80 Besucher*innen planen? Die Entscheidung unserer Gemeinschaft lautete einmütig: NEIN. Es gibt verschiedene Gründe für diese wichtige Entscheidung: Vermutlich wird unsere Gemeinschaft nicht so schnell wachsen, sodass wir kein großes Kloster brauchen, sondern eines, das den Realitäten unserer gegenwärtigen Situation entspricht. Ein weiterer Grund liegt in den Kosten, die wir zu tragen haben, wenn wir den alten Plänen folgen. Eine Regierungsstelle teilte uns mit, dass wir aus Vorsorge für eine mögliche Überflutung des künftigen Klosters, obwohl abgelegen, das Baugelände um ca. zwei Meter auffüllen und anheben müssten. Allein dieses „Auffüllen“ würde uns so viel kosten, dass wir die früheren Pläne aufgeben mussten. Eine Architektin aus Spanien, Virginia Gonzales Rebollo, hat uns einen neuen Vorschlag präsentiert. Nach mehreren Sitzungen haben wir uns dazu entschlossen, das Kloster auf einem höher gelegenen Teil unseres Grundstückes zu errichten. Es wird kleiner sein (ca. 1800 m²), und das Gästehaus wird in das Klostergebäude integriert. Aber alles, was wir brauchen, ist da: Kapelle, Zimmer für Mönche und Gäste, Küche, Speisesaal, Bibliothek, Wäscherei, Garagen etc., und natürlich ein kleiner Innenhof. Das Wichtigste ist, dass unser zukünftiges Kloster aus vorgefertigtem Material gebaut wird. Fast alles muss importiert werden; daher müssen wir die fälligen Genehmigungen von den zuständigen staatlichen Autoritäten einholen. Seit letztem Jahr bemühen wir uns darum, aber aufgrund der gegenwärtigen weltweiten Corona-Pandemie kam dieser Prozess fast zum Stillstand. Nun sind die Papiere von der zuständigen Regierungsabteilung („Planificacion Fisica“) unterschrieben und werden an die Architektin übermittelt.

Pläne des neuen Klosters

Im März 2020 erreichte die Pandemie Kuba, als bei italienischen Touristen in Trinidad, einem bei Urlaubern beliebten Ziel, COVID-19 diagnostiziert wurde. Von dort breitete sie sich auch im Rest des Landes aus. So ging Kuba in den Lockdown. Der Reiseverkehr zwischen den Provinzen war eine Zeit lang nicht erlaubt. Ende 2020 wurden die Flughäfen geöffnet, und die Einreise war wieder möglich. Überall im Land herrscht Maskenpflicht. Es gab in Kuba wenige Infizierte und Tote, aber nach dem Öffnen der Flughäfen stiegen die Fälle an, sodass sich die Regierung Anfang des Jahres gezwungen sah, die Flughäfen wieder zu schließen und den Verkehr zwischen den Provinzen zu verbieten. Kuba hängt sehr vom Tourismus ab, und als die Pandemie sich ausbreitete und Hotels und Restaurants schließen mussten, verloren aufstrebende kleinere Unternehmen ihre Kunden.

Uns geht es zum Glück gut – besser als den Menschen in den Städten, deren Nahrungsversorgung von den Provinzen abhängt. Hier im Kloster haben wir Hühner, Eier, Ziegen, Schafe und unseren mittlerweile berühmten Honig. Wir lernten, uns selbst zu versorgen. Als wir Essig kaufen wollten und es keinen gab, ließen wir Ananas oder Bananen gären, fügten etwas Zucker hinzu, warteten einige Wochen – und wir hatten reinen, starken Essig.

Die Corona-Pandemie hat uns herausgefordert, das, was wir haben, mit anderen zu teilen, besonders mit denen, die Not leiden. Eines Tages schrieb mir ein amerikanischer Freund, dass wir an einen bestimmten Ort in Havana gehen sollten, um einen Sack Reis zu bekommen. Ich schickte zwei Brüder zu der angegebenen Adresse. Als sie zurückkehrten, kamen sie nicht nur mit einem Sack Reis an – unser Auto war voll mit Waren. Wer gibt, der erhält hundertfach zurück.

Am Ende meines Berichtes möchte ich Ihnen für Ihre Unterstützung danken. Viele von Ihnen kennen wir nicht persönlich, und dennoch helfen Sie uns. Möge der gute Gott es Ihnen reichlich vergelten.