Schlagwortarchiv für: Silvester

Gott ist in ihrer Mitte, sie wird nicht wanken. Gott hilft ihr, wenn der Morgen anbricht. (Ps 46,6)

Der 46. Psalm preist Gott als eine sichere Burg der Zuflucht, in der die Menschen Sicherheit und Geborgenheit finden, wenn unter ihnen der Boden unter den Füßen wegzubrechen droht. Mit dem Jahr 2021 geht nun ein Jahr zu Ende, das erneut von der Corona-Pandemie geprägt war und in dem Menschen oft die Erfahrung von tiefer Verunsicherung und Verzweiflung gemacht haben. Nicht nur die Bilder der Überschwemmungen während der Flut in den Sommermonaten kommen in mir hoch, wenn ich diesen Psalm nun am Ende dieses Jahres bete. Sondern auch viele andere persönliche Erdbeben und Schicksalsschläge, die Menschen in den unterschiedlichen Bereichen ihres Lebens machen mussten, werden mir sofort bewusst und ich kann sie nicht ausblenden.

Der 46. Psalm drückt für mich eine tiefe Zuversicht aus, dass Gott in all diesen Bedrohungen, dieser Not und Verzweiflung da ist. Allen Zweifeln zum Trotz ist dies zumindest meine tiefe Hoffnung: „Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag“, so hat es Dietrich Bonhoeffer inmitten einer der dunkelsten Zeiten der Geschichte geschrieben. Ich vertraue fest darauf und auch darauf, dass Gott in dem neuen Jahr 2022 mit uns gehen wird. Und dass er da sein wird, wenn am Neujahrstag ein neuer Morgen anbrechen wird und das Jahr noch ganz neu vor uns liegen wird. Ich wünsche Ihnen, dass Sie getrost und zuversichtlich und mit dem Segen Gottes in das neue Jahr 2022 gehen können!

P. Vincent Grunwald OSB

Nun geht dieses Jahr zu Ende. Für mich war es eine wirkliche Herausforderung und ist es immer noch. Ich musste in diesem Jahr lernen, dass sich das Leben nicht wirklich planen lässt. Auch ich habe immer wieder Vermutungen angestellt, wie und wann es mit der Pandemie zu Ende geht. Ich lag immer falsch. Ich habe gelernt, dass ich Termine machen kann, aber dass sich das Leben nicht planen lässt. Es liegt in Gottes Hand. Eigentlich müsste ich das als Mönch ja wissen. Aber die Erfahrungen der früheren Jahre hatten bei mir die Wirkung, dass sich Leben in geordneten Bahnen voraussagen lässt. Wenn die Verordnungen der Regierung Beachtung finden, werden wir diesen Jahreswechsel in Stille begehen. Für mich eine Chance, tatsächlich nach meiner Befindlichkeit zu schauen und zu schweigen.

Schweigen!

Mir ist aufgefallen, wie oft wir Menschen Dinge sagen, die wir gar nicht wissen können: „Das wird schon! Nächstes Jahr wird alles besser! Die Wirtschaft wird sich so entwickeln, und die Bevölkerung wird in diese oder jene Richtung tendieren.“ Ich weiß das alles nicht.

Und noch etwas ist mir aufgefallen beim Lesen mancher Predigten, auch von Bischöfen, die reden von Gott und wie er ist. Wie er uns Menschen sieht. Wie Gott über Lebensentscheidungen bzw. Lebensformen denkt. Ich weiß das alles nicht. Vielleicht trauen wir uns auch einmal zu sagen: „Ich weiß nicht, was Gott denkt, ich weiß nicht, was er sich dabei denkt.“ Er ist eben auch der Unverfügbare, nicht Erklärbare. Er ist eben auch Geheimnis.

Ich habe mir für das kommende Jahr vorgenommen, häufiger den Satz einzuüben: „Ich weiß es nicht.“ Ob es mir gelingt, weiß ich nicht, aber ich habe Hoffnung.

Br. Benjamin Altemeier OSB