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Zwischen Aufbrechen und Ankommen

Es begab sich aber zu der Zeit lange vor unserer Zeit
Der Mann
Die Frau
Das Paar
Gemeinsam – Unterwegs
Aufbrechen und suchen und ringen und langsam vortasten
Wie alle, die in ihren Zeiten aufgebrochen sind
Wie alle auf dem Weg wünscht sich das Paar endlich anzukommen

Ein Kommen und Gehen
Ein Hoffen und Vertrauen
Ein Empfangen und Schenken
Ein Erlösen und Befreien

Weg – Wüste – Wirrnis
Übers Gebirg geht die schwangere Maria nicht zu Elisabeth
Ungewisse Wege gehen und keine vertraute Heimsuchung
Übers Gebirg geht die hochschwangere Maria mit Josef nach Bethlehem
Aufgebrochen schutzlos durch die dunkeln Nächte
Ein Weg voller Dornen durch die Todeswälder der Welt
Aufgebrochen hilflos gegenüber der Gefahr der Straße
Ein Weg voller Steine über die Schmerzenstäler der Welt

Ein Kommen und Gehen
Ein Hoffen und Vertrauen
Ein Empfangen und Schenken
Ein Erlösen und Befreien

Aufgebrochen im Glauben auf die Worte des Engels
Aufgebrochen in der Liebe, die Herzen öffnen kann
Aufgebrochen in der Hoffnung auf die Erlösung
Angekommen mit Glauben, der ein Weg zum Leben ist
Angekommen mit Liebe, die die Herzen weit werden lässt
Angekommen mit Hoffnung, die als Licht die Finsternis erhellt
Maria und Josef – Aufgebrochen im Gestern
Maria und Josef – Ankommen im Heute

Br. Benedikt Müller OSB

Aufbrechen zum Immanuel – Gott-mit-uns

O Immanuel, unser König und Lehrer,
du Hoffnung und Heiland der Völker:
o komm, eile und schaffe uns Hilfe,
du unser Herr und unser Gott!
(O-Antiphon vom 23. Dezember)

Die letzte O-Antiphon am 23. Dezember besingt den Gott mit uns. Die Sehnsucht der Propheten war es, dass Gott seinem Geschöpf absolut und konkret nahe kommt. An Weihnachten begehen wir, dass Gott Mensch wird. Für uns erfüllt sich das prophetische Zeichen in der Gottesgeburt. Unser Gott ist Beziehung. Dieser Gott will in einer steten Bezogenheitsqualität zum Menschen stehen. Näher konnte Gott uns nicht  kommen, als selbst Mensch zu werden. Viele heutige Menschen quält die Erfahrung von Einsamkeit. Wir dürfen uns deshalb neu ins Bewusstsein führen, dass Gott immer um uns und in uns ankommen möchte. Unsere Existenz bekommt durch das Geheimnis des „Gott mit uns“ eine tiefe neue Dimension. Da wir immer somit mit Gott Verbundende sind und bleiben, sind wir letztlich nimmermehr in der Tiefe unseres Herzens einsam. Diese Dimension schafft Hoffnung auf Licht in Dunkelheit und birgt Heilungspotential in sich.

Br. Emmanuel Panchyrz OSB

Große Anrufung

O König aller Völker, ihre Erwartung und Sehnsucht;
Schlussstein, der alles zusammenhält:
O komm und errette den Menschen, den du aus Erde gebildet. (O-Antiphon vom 22. Dezember)

Angenommen, es stimmte tatsächlich,
dass die Menschen, die Völker und Staaten sich nichts sehnlichster wünschten als den gottgesandten demütigen Jesus zum König zu haben –  dann wäre endgültig Friede auf dieser Erde.
Mir ist natürlich klar, dass sich die meisten Menschen kaum vorstellen könnten, Jesus von Nazareth zum König haben zu wollen. Das ist unrealistisch.

Aber angenommen, es gibt irgendwo im Menschen die Erwartung und Sehnsucht nach einer Gestalt, die das bleibend Gute verkörpert, sich nicht korrumpieren lässt von Machtgier und Größenwahn, sondern allen Geschöpfen dieser Welt Recht verschafft, die im Einklang mit dem göttlichen Ursprung und der kosmischen Harmonie ist und  wie ein Schlussstein alles zusammenhält. Und es läge allein an unsrer Blindheit, den König aller Völker zu übersehen.
Angenommen, er wäre schon unterwegs zu uns. Wir bräuchten ihn nur zu erwarten.

Im Advent fragen wir uns, welche Sehnsucht in uns steckt. Wonach strecken wir uns aus?
Wo wollen wir hin? Welcher Wunsch lässt uns nicht los?

Die O-Antiphon ist eine große Anrufung: mit allen, die sie singen oder beten, rufen wir aus:
Komm, Du alles zusammenhaltende Kraft,
lass es geschehen, dass Du auch in diesem Jahr von neuem zur Welt kommst,
hinein in verschüttete Bunker,
hinein in unser Inneres, in unsere Sehnsucht und Erwartung.
Komm und errette den Menschen, den du aus Erde gebildet.

P. Johannes Sauerwald OSB

Aufbrechen zum Morgenstern

O Morgenstern, Glanz des unversehrten Lichtes,
der Gerechtigkeit strahlende Sonne:
komm und erleuchte,
die da sitzen in Finsternis und im Schatten des Todes. (O-Antiphon zum 21. Dezember)

Neben Sonne und Mond sind Morgenstern und Abendstern
wohl die bedeutsamsten Einzelobjekte am Himmel.
Der Morgenstern ist das hellste vor dem Sonnenaufgang
erscheinende Gestirn am Himmel.
Φωσφόρος, Lichtträger, nannten es die alten Griechen.
Mit ihm begann die Dämmerung, der neue Tag.

Wenn wir Christus als den Morgenstern anrufen,
meinen wir genau das für unser Leben:
mit IHM beginnt Neues, wird es Licht.
Ganz augenfällig im Geschehen von Weihnachten.

In einem Lied von Albert Frey heißt es:

Der wahre Morgenstern, er ist
Aufgegangen
Der Erlöser ist hier

Gott wird Mensch,
wird in Jesus zum Erlöser,
bringt Licht in unsere auch gerade wieder dunkle Zeit,
will Hoffnung machen:

Meine Seele singe
Denn die Nacht ist vorbei
Mach dich auf und bringe
Deinem Gott Lob und Preis
Alle Schöpfung juble
Wenn der Tag nun anbricht
Gottes Töchter und Söhne
Strahlen in seinem Licht

Doch das Lied weitet den Blick
an das Ende des irdischen Lebens Jesu.
Dort wird ER zum ganz neuen Morgenstern:

Ich weiß das Jesus lebt
Er ist auferstanden
Und er lebt auch in mir
Lebt auch in mir

Die Verheißung des Advents,
dass der Glanz des unversehrten Lichtes,
der Gerechtigkeit strahlende Sonne
erscheinen wird,
darf und soll auch uns erleuchten:
SEIN Leben ist längst in mir,
will auch mich hell machen
– auch für die Menschen um mich herum!

P. Guido Hügen OSB

Eine Version des Liedes mit der Women-For-Women-Projekt-Band finden Sie hier:

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Aufbrechen zum Öffnen

O Schlüssel Davids, Zepter des Hauses Israel – du öffnest, und niemand kann schließen, du schließt, und keine Macht vermag zu öffnen: o komm und öffne den Kerker der Finsternis und die Fessel des Todes! (O-Antiphon vom 20. Dezember)

Schlüssel, da fallen mir viele Geschichten aus meinen Kindertagen ein. Zum Beispiel „Das kleine Gespenst“ des wunderbaren Kinderbuchautors Otfried Preußler. Das kleine Gespenst lebt auf der Burg Eulenstein. Sein bester Freund ist ein Uhu namens Schuhu. Mit einem Schlüsselbund mit 13 Schlüsseln kann das kleine Gespenst durch einfaches Schütteln alles, was es will, ohne Berührung öffnen, egal ob Türen, Fenster oder Truhen. Toll! Wer möchte nicht so einen Schlüsselbund mit 13 Schlüsseln, mit denen man jederzeit öffnen und schließen kann! Und ob es doch so gut wäre? Und dann fällt mir noch das Märchen „Der goldene Schlüssel“ von den Brüdern Grimm  ein. Advenstzeit ist auch Märchenzeit. Darum gönnen Sie sich doch heute mal dieses alte Märchen:

„Zur Winterszeit, als einmal ein tiefer Schnee lag, musste ein armer Junge hinausgehen und Holz auf einem Schlitten holen. Wie er es nun zusammengesucht und aufgeladen hatte, wollte er, weil er so erfroren war, noch nicht nach Haus gehen, sondern erst Feuer anmachen und sich ein bisschen wärmen. Da scharrte er den Schnee weg, und wie er so den Erdboden aufräumte, fand er einen kleinen goldenen Schlüssel. Nun glaubte er, wo der Schlüssel wäre, müsste auch das Schloss dazu sein, grub in der Erde und fand ein eisernes Kästchen. Wenn der Schlüssel nur passt, dachte er, es sind gewiss kostbare Sachen in dem Kästchen. Er suchte, aber es war kein Schlüsselloch da, endlich entdeckte er eins, aber so klein, dass man es kaum sehen konnte. Er probierte, und der Schlüssel passte glücklich. Da drehte er einmal herum, und nun müssen wir warten, bis er vollends aufgeschlossen, und den Deckel aufgemacht hat, dann werden wir erfahren, was für wunderbare Sachen in dem Kästchen lagen.“ (Jakob und Wilhelm Grimm: Kinder- und Hausmärchen, Band 3)

In der Bibel ist die Rede vom „Schlüssel Davids“. Dieser wird mit Jesus gleichgesetzt. Er soll die verschlossenen Türen öffnen. Und so wird Jesus in der heutigen O-Antiphon mit „O Schlüssel Davids“ angerufen. Jesus – der Schlüssel zu unserem Leben. Er schließt die Tür des Lebens und der Liebe auf. Wenn wir in unserer Dunkelheit gefangen sitzen, dann will Jesus uns die Tür des Lichtes aufmachen. Wenn wir in unserer Traurigkeit nach Freude hungern, dann will Jesus uns die Tür des Brotes des Lebens aufsperren. Wenn wir in unserer alltäglichen Hektik fast verdursten, dann will Jesus uns die Tür mit dem Wasser des Lebens aufschließen. Wenn wir im Tal der Tränen gefangen sitzen, dann will Jesus uns die Tür der Barmherzigkeit öffnen. An Weihnachten selber öffnet Gott die uralten Pforten und Tore und Türen der Welt, damit der König der Ehre in unsere Herzen einziehe. Wenn wir den Herz.Schlüssel in unserem Herzen umdrehen und in unsere Herzen hören, dann erfahren wir was für ein wunderbarer Schatz in unserem Herzen ankommen will: Christus!

Br. Benedikt Müller OSB

Aufbrechen zur Wurzel

O Spross aus Isais Wurzel, gesetzt zum Zeichen für die Völker – vor dir verstummen die Herrscher der Erde, dich flehen an die Völker: o komm und errette uns, erhebe dich, säume nicht länger! (O-Antiphon vom 19.12.)

Diejenigen, die es schon einmal beim Zahnarzt erlebt haben, wissen es: eine Wurzelbehandlung kann ziemlich unangenehm sein. Sie geht richtig in die Tiefe, an die Wurzel, und bringt manchen Schmerz mit sich.

Derjenige, den wir in diesen Tagen erwarten, Jesus Christus, er geht an die Wurzeln unseres Lebens – und das ist nicht gerade angenehm. „Kehrt um!“ – so Jesu erstes öffentliches Wort. Und schon sein Vorläufer Johannes, von dem wir in diesen Tagen des Adventes immer wieder hören, will uns deutlich machen, dass es so nicht weitergeht.  Dass wir nicht einfach so weitermachen können, als sei nichts passiert. Vielleicht hat diese Botschaft ja in diesem Jahr die Chance, uns wachzurütteln. Denn das dürfte uns doch allen klar sein: so geht es nicht weiter. Egal in welche Lebensbereiche wir schauen.

In solchen Lebenssituationen kann es gut sein, an die Wurzeln zu gehen. Was will ich denn eigentlich mit und in diesem Leben? Und als Gläubige: Wieso gibt es uns denn als christliche Gemeinschaft? Und: wieso folgen wir eigentlich nach 2000 Jahren immer noch diesem Jesus?

Gehen wir an die Wurzeln, damit wir das Alte, was gut war, retten können und damit auch Neues wachsen kann.

P. Jonas Wiemann OSB

Aufbrechen zum Adonai

O Adonai,
Herr und Führer des Hauses Israel –
im flammenden Dornbusch bist du dem Mose erschienen
und hast ihm auf dem Berg das Gesetz gegeben:
o komm und befreie uns
mit deinem starken Arm (O-Antiphon vom 18. Dezember)

Am heutigen Sonntag werden gleich zweimal Kerzen entzündet werden, einerseits zum vierten Advent, und heute Abend zu Beginn des jüdischen Chanukka-Festes.
Das jüdische Lichterfest, das von heute bis zum 26. Dezember gefeiert wird, erinnert an die Einweihung des Tempels von Jerusalem und an das Wunder des Tempelleuchters, der acht Tage lang ohne das nötige geweihte Öl brannte.
Mit „O Adonai“ werden wir dann heute Abend in der Vesper die zweite O-Antiphon anstimmen. Das staunende O geleitet uns jetzt täglich auf den Weg bis in die Heilige Nacht.
Adonai ist im Jüdischen die Umschreibung für den Namen Gottes. Der Name Gottes ist bei den Juden so heilig, dass man ihn aus Respekt und Ehrfurcht nicht aussprechen soll.
Diese Regel um das Geheimnis Gottes reicht bis in die frühesten Tage des Judentums zurück und ist doch erstaunlich auch ganz im Heute. Zeigt sie uns doch die unendliche Weite und die Unfassbarkeit Gottes.

Gott ist etwas, das unser Denken und unsere Vorstellungen sprengt.
Und was bleibt, wenn wir mit unseren Erwartungen und Vorstellungen nicht mehr weiterkommen?
Als Gott Moses im brennenden Dornbusch begegnet, antwortet Gott auf die Frage nach seinem Namen: „Ich bin, der ich immer bin. Sag ihnen einfach“: „ICH BIN.“

Ich wünsche ihnen einen gesegneten vierten Advent und ein fröhliches Chanukka.

Br. Balthasar Hartmann OSB

Aufbrechen zur Weisheit

O Weisheit, hervorgegangen aus dem Munde des Höchsten – die Welt umspannst du von einem Ende zum andern, in Kraft und Milde ordnest du alles: o komm und offenbare uns den Weg der Weisheit und Einsicht! (O-Antiphon vom 17. Dezember)

In den letzten sieben Tagen vor Weihnachten singen wir in der Vesper die sog. O-Antiphonen, die Sehnsuchtsrufe Israels, die etwas von der drängenden Erwartung des Erlösers ins Wort bringen. Heute besingen wir die Weisheit, die in der jüdischen Tradition oft als „Frau Weisheit“ personifiziert ist. Man kann die Frau Weisheit auch die weibliche Seite Gottes nennen.

Aufbrechen zur Weisheit – in diesem Sinne ist dieser Aufbruch ganz wörtlich gemeint. Denn „Frau Weisheit“ erwartet uns in ihrem Haus und hat schon den Tisch für uns gedeckt. Mit Weisheit im biblischen Sinne ist nicht die Anhäufung von immer mehr Wissen gemeint, sondern eher eine Lebenshaltung. „Der Anfang der Weisheit ist Gottesfurcht“, so heißt es an einer anderen Stelle. Damit ist keine sklavische Angst vor Gott gemeint, sondern das Vertrauen, dass ich nicht alles aus mir selbst habe und machen muss, sondern auf jemanden vertrauen darf, der mich erwartet und es gut mit mir meint. Aus dieser Lebenshaltung heraus kann ich dann das tun, was ich tun kann, ohne mich und andere zu überanstrengen. „Engagierte Gelassenheit“, so nennt es der Autor Pierre Stutz.

Ich wünsche uns in diesen letzten adventlichen Tagen, dass wir den Aufbruch zu einer solchen weisheitlichen Lebenshaltung wagen, die in engagierter Gelassenheit ihre Wege geht. Solch eine Lebenshaltung können wir übrigens ganz gut von Kindern lernen.

P. Maurus Runge OSB

Aufbrechen zum Gebet

So spricht der Herr: Wahrt das Recht, und sorgt für Gerechtigkeit; denn bald kommt von mir das Heil, meine Gerechtigkeit wird sich bald offenbaren. Wohl dem Mann, der so handelt, wohl dem Menschen, der daran festhält, den Sabbat zu halten und nie zu entweihen und seine Hand vor jeder bösen Tat zu bewahren.
Der Fremde, der sich dem Herrn angeschlossen hat, soll nicht sagen: Sicher wird der Herr mich ausschließen aus seinem Volk. Die Fremden, die sich dem Herrn angeschlossen haben, die ihm dienen und seinen Namen lieben, um seine Knechte zu sein, alle, die den Sabbat halten und ihn nicht entweihen, die an meinem Bund festhalten, sie bringe ich zu meinem heiligen Berg und erfülle sie in meinem Bethaus mit Freude. Ihre Brandopfer und Schlachtopfer finden Gefallen auf meinem Altar, denn mein Haus wird ein Haus des Gebets für alle Völker genannt. Spruch Gottes, des Herrn, der die verstoßenen Israeliten sammelt: Noch mehr, als ich schon von ihnen gesammelt habe, will ich dort versammeln. (Jes 56,1-3a.6-8)

Diese Textstelle hätte kein Integrationsminister besser formulieren können. Jeder, der sich an den Sabbat hält, soll dazugehören. Ob Fremder oder Einheimischer. Und selbst Eunuchen dürfen sich als dazugehörig verstehen. Das ist besonders. Denn eigentlich ist im Volk Israel das Eunuchenwesen verboten. Bei Jesaja geht es aber nicht darum, was uns trennt, sondern was uns eint. Es kommt auf die Perspektive an, die ich einnehme. Das einende Band ist hier der Einsatz für den Menschen und die Bereitschaft zum Gebet. Das ist doch für uns eine Einladung darüber nachzudenken, worauf wir schauen. Auf das uns Gemeinsame oder auf das uns Trennende. Für uns Mönche ist es die Erinnerung daran, dass wir gerade Fremde und Pilger zu uns einladen. Für uns als Kirche insgesamt,  eher auf das zu schauen , was der Gläubige mitbringt und nicht so sehr darauf zu schauen, was ihm fehlt. Aufbrechen zum Gebet heißt für mich, die Hinwendung zu Gott, dem Schöpfer aller Menschen. Das ist ein so tiefer gemeinsamer Grund, den niemand vergessen sollte. Benennen wir uns doch als Schwestern und Brüder.

Br. Benjamin Altemeier OSB

Impuls zu Jes 54,1-10

Unbedingt

Keine Angst! Ich halte zu euch.
Ihr habt Schlimmes durchgemacht: Jetzt fühlt ihr euch alleingelassen, nutzlos, unbrauchbar, verstoßen, enttäuscht, erniedrigt.
Aber das ist nicht das Ende.

Mit ewiger Huld habe ich Erbarmen mit dir.

Das gilt auch für die Juden von heute, unsere Geschwister.
Sie sind die ersten Empfänger dieser Zusage. Sie gilt ihnen durch die Zeiten hindurch.
Durch die ganze Geschichte hindurch mit all ihren dunklen Abgründen und Lichtzeiten.
Fürchte dich nicht, du wirst nicht beschämt,
schäme dich nicht, du wirst nicht enttäuscht.“

Was auch immer Gott von Israel halten mag,
das ihn verlässt und wieder zu ihm findet –
er hält zu Israel:
Mit ewiger Huld habe ich Erbarmen mit dir.“
Immer wieder, als wäre nichts gewesen.
Unfassbar.
Seine erste Liebe – Sein Volk – hält dank dieser Zusage an Ihm fest.

Fühlen auch wir uns als Christen, als Kirche
von der bedingungslosen Zusage „Meine Huld wird nie von dir weichen.“ angesprochen?
Geben wir ihr unter uns Raum?
Dass wir von Gott geliebt sind, trotz aller Enttäuschungen,
trotz der Schande, die der Kirche ins Gesicht geschrieben steht?
Strecken wir uns danach aus?
Er hat uns Seinen Sohn gesandt. Er kommt. Er ist schon da

P. Johannes Sauerwald OSB