Impuls am Samstag der Zweiten Adventswoche (16.12.2023)
Es erging das Wort des HERRN der Heerscharen: So spricht der HERR der Heerscharen: Mit großem Eifer trete ich ein für Zion und mit großer Zornglut setze ich mich eifersüchtig für es ein. So spricht der HERR: Ich bin nach Zion zurückgekehrt und werde wieder in der Mitte Jerusalems wohnen. Dann wird Jerusalem Stadt der Treue heißen und der Berg des HERRN der Heerscharen Heiliger Berg. So spricht der HERR der Heerscharen: Greise und Greisinnen werden wieder auf den Plätzen Jerusalems sitzen; jeder hält wegen des hohen Alters seinen Stock in der Hand. Und die Plätze der Stadt werden voller Knaben und Mädchen sein, die auf ihren Plätzen spielen. So spricht der HERR der Heerscharen: Wenn das zu wunderbar ist in den Augen des Restes dieses Volkes in jenen Tagen, muss es dann auch in meinen Augen zu wunderbar sein? – Spruch des HERRN der Heerscharen. So spricht der HERR der Heerscharen: Seht, ich befreie mein Volk aus dem Land des Sonnenaufgangs und aus dem Land des Sonnenuntergangs. Ich werde sie heimbringen und sie werden in der Mitte Jerusalems wohnen. Sie werden mir Volk sein und ich werde ihnen Gott sein in Treue und in Gerechtigkeit. (Sach 8,1-8)
„Mit großem Eifer trete ich ein für Zion
und mit großer Zornglut setze ich mich eifersüchtig für es ein.“
So heißt es in der heutigen Tageslesung.
Kann das denn wahr sein?
Ein eifernder, zorniger, eifersüchtiger Gott?
Der „mit großer Zornglut“ handelt?
Reicht es nicht, wenn überall Menschen eifersüchtig und mit rasendem Zorn handeln?
Sehen wir nicht die Zerstörungen, die ein rasender Eifer auf der Welt anrichtet?
Und spricht nicht auch Benedikt in seiner Ordensregel von einem „bitteren Eifer, der von Gott trennt und in die Hölle führt“? (vgl. RB 72)
Der Zorn Gottes ist die andere Seite seiner Liebe.
Weil Gott sein Volk, uns, mich so liebt,
deshalb setzt er sich mit Eifer und Zornglut für sein Volk, uns, mich ein.
Das ist der „gute Eifer“, von dem Benedikt auch spricht, „der zum ewigen Leben führt“.
Leidenschaftslosigkeit ist für Gott keine Tugend, wie sie es für die Stoiker war.
Leidenschaft hält uns lebendig.
Und sie entspricht einem Gott, der sich leidenschaftlich, mit brennender Liebe für mich einsetzt.
Wagen wir es heute einmal, unsere Leidenschaften zuzulassen!
P. Maurus Runge OSB