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Tage der Kontemplation – Ein neues Kursprojekt im „Haus der Stille“ 

von P. Jonas Wiemann OSB

„Einatmen… Ausatmen… Der Atem kommt… und er geht… ganz von selbst… ohne mein Zutun und Wollen… Ein… und Aus…“ –  so klingt es manchmal bei Kontemplationskursen im „Haus der Stille“.

In der christlichen Mystik bezeichnet Kontemplation (von lat. contemplari = beschauen, betrachten)  ein inneres Schauen und Betrachten des Geheimnisses Gottes, vor allem aber ein gegenstandsloses  Sich-Aussetzen dem Wirken des Geistes Gottes. Was ist genau damit gemeint, und wie sieht dieser Weg praktisch aus?

Beginnen wir beim Namen Gottes. Als Moses im brennenden Dornbusch in der Wüste eine Gottesbegegnung hat (vgl. Buch Exodus), offenbart dieser seinen Namen: „Ich bin der Ich-bin-da!“ (vgl. Ex 3,3) Gott ist für uns Christen der, der da ist, der präsent ist – hier und jetzt in meinem Alltag! Dies wird noch einmal unterstrichen durch den Namen und die Geschichte Jesu. In diesem Jesus wird Gott Mensch, er geht ein in unsere Geschichte und ist nicht mehr nur der weltabgehobene, ferne Gott. Nein – er wird Mensch. Sichtbar, begreifbar, fühlbar. Und sein Name ist Immanuel : „Gott ist mit uns!“ (vgl. Jes 7,14)

Nun trifft dieser Gott auf einen Menschen, der – seien wir ehrlich – oft nicht da ist. Äußerlich sind wir zwar anwesend – aber innerlich sind wir oft irgendwo unterwegs. Ein Problem jagt das andere. Und oft können wir nur sagen: „Ruhe da oben!“ Da gibt es auf der einen Seite diese absolute Sehnsucht nach Ruhe, nach Stille (nach Gott!?), und auf der anderen Seite fällt es uns unglaublich schwer – einfach da zu sein. Und genauso beginnt ein Textimpuls, der oft am Anfang des Kurses steht: „Dasein. Einfach da sein. Einfach da sein dürfen mit allem, was da ist, sich zeigt, zu mir gehört…“

Dies ist der erste und grundlegende Schritt auf dem Weg der Kontemplation (und eigentlich jeden Gebetes): Da zu sein, präsent zu sein, ganz in der Gegenwart zu sein. Hierin ist die Grundvoraussetzung zu sehen, um sich dem Wirken des Geistes Gottes auszusetzen. Erst einmal wirklich da zu sein. Und hierbei hilft uns der Atem. Der Atem, der immer (nur) im jetzigen Augenblick stattfindet. Ich atme ein und aus – und bin schon im nächsten Augenblick. Der Atem als ein Anker, der mich in der Gegenwart hält. Und der Atem als das tiefste und natürlichste Gebet, was es gibt:

Ich atme ein – Gott schenkt mir jeden Augenblick neu seinen Lebensatem.
Ich atme aus – ich gebe ihm diesen „verbrauchten“ Atem zurück. Ich lasse los, ich gebe mich hin!

Doch in diesem präsenten Atmen werden immer wieder viele Gedanken, Gefühle, Bilder auftauchen. Wir kennen das! Wie ein innerer Dialog, der fast pausenlos stattfindet. Ein innerer Film, der abläuft… All das muss ich lernen zu lassen, ja, zu-zu-lassen, ohne mich ganz davon in Besitz nehmen zu lassen. So muss ich also in eine innere Haltung der Ge-lassenheit kommen.

Im Haus der Stille der Abtei Königsmünster finden die Kurse statt.

Eine Geschichte aus dem Zen-Buddhismus bringt diese Grundhaltung der Kontemplation in einer Geschichte zum Ausdruck:

„In einem Dorf, in dem der große Zen-Meister Hakuin lebte, wurde ein Mädchen schwanger. Ihr Vater wollte sie zwingen, ihm den Namen ihres Liebhabers zu nennen, und so sagte sie schließlich, nur um einer Bestrafung zu entgehen, dass es Hakuin war. Da schwieg der Vater, aber als die Zeit der Geburt gekommen war, brachte er das Baby sofort zu Hakuin und warf es ihm hin. „Es scheint, dass dies dein Kind ist“, sprach er und empörte sich lang und breit über diese Schande.

Der Zen-Meister sagte nur: „Ach, ist das so?“ und nahm das Baby in seine Arme. Wohin er nun ging, nahm er das Baby mit, eingewickelt in den Ärmel seines zerlumpten Gewandes. An regnerischen Tagen und in stürmischen Nächten ging er in die Nachbarhäuser und bettelte um Milch. Viele seiner Schüler, die ihn als gefallen betrachteten, wandten sich gegen ihn und zogen davon. Und Hakuin sagte kein einziges Wort.

Unterdessen entdeckte die Mutter, dass sie den Schmerz, von ihrem Kind getrennt zu sein, nicht länger ertragen konnte. Sie bekannte den Namen des wirklichen Vaters, und ihr eigener Vater eilte zu Hakuin, warf sich vor diesem nieder und bat ihn immer wieder um Vergebung.
Hakuin sagte nur: „Ach, ist das so?“ und gab ihm das Kind zurück.“

Jesus drückt es in den Seligpreisungen so aus: „Selig, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen!“ Das Herz als Ort der inneren Gottesbegegnung, das leer, rein ist, damit ich dort Gott begegnen kann. Das ist das Ziel auf dem Weg der Kontemplation. Der mittelalterliche Mystiker Johannes Tauler (1300-1361) hat es in einer Predigt so ausgedrückt:

„Der Mensch lasse die Bilder der Dinge ganz und gar fahren und mache und halte den Tempel seines Herzens leer. Denn wäre der Tempel entleert, und wären die Fantasien, die den Tempel besetzt halten, draußen, so könntest du ein Gotteshaus werden, und nicht eher, was du auch tust. Und so hättest du den Frieden deines Herzens und Freude, und dich störte nichts mehr von dem, was dich jetzt ständig stört, dich bedrückt und leiden lässt!“

Der nächste Schritt in der christlichen Kontemplation ist es, diesen Gott nun schon im Wort in unser Inneres, in unser Herz hineinzulassen. Indem ich mein Atmen mit dem Namen „Jesus“ verbinde, so glaubten schon die Mönchsmütter und –väter der frühen Kirche, kommt es zur wirklichen Gottesbegegnung in meinem Herzen, die mich verwandeln, die mich heilen wird.

Ein Altvater dieses Weges, der Altabt der Benediktinerabtei Niederaltaich, Emmanuel Jungclaussen, beschreibt dies so:

„Wenn du den heiligen Namen wiederholst, so konzentriere deine Gedanken, Gefühle und Wünsche nach und nach auf den Namen Jesu. Sammle in ihm dein ganzes Wesen. Wie ein Öltropfen auf einem Tuch sich ausbreitet und es durchtränkt, so lass den Namen deine Seele durchdringen. Nicht der kleinste Teil deines Selbst soll davon ausgenommen sein. Unterwerfe dein ganzes Selbst und schließe es in den Namen ein.“

Wer diesen Weg der Kontemplation geht, merkt bald, dass in seinem Inneren etwas in Bewegung kommt, sich ent-wickelt. Aus solcher Erfahrung sagt Dag Hammarskjöld, der als UNO-Generalsekretär einen Meditationsraum im UNO-Gebäude einrichten ließ: „Die längste Reise ist die Reise nach Innen!“

Dabei werden wir als Christen auch immer das Leben in Gemeinschaft sehen und uns für den anderen verantwortlich wissen und einsetzen. Der Weg der Kontemplation ist nämlich im tiefsten nicht Selbstzweck und reines Um-sich-selbst-Kreisen, sondern steht immer im Dienst einer schöpferischen Neugestaltung des Lebens aus dem Geist Gottes.
Oder mit den Worten, die unser P. Michael Hermes OSB in einem Gesang vertont hat: „Schweige und höre, neige deines Herzens Ohr, suche den Frieden!“

Termine im „Haus der Stille“ 2021 (wenn Sie auf das entsprechende Datum klicken, können SIe sich direkt anmelden)

Leitung der Kurse:

Br. Emmanuel Panchyrz OSB, P. Jonas Wiemann OSB, Br. Balthasar Hartmann OSB

 

Mit dem Wiederbeginn der Schule am 11. August 2020 öffnet auch wieder unser Gastbereich. In Zeiten der Corona-Pandemie gilt es, einige Regeln zu befolgen, um unseren Gästen einen möglichst sicheren Aufenthalt zu bieten. Nachfolgend dokumentieren wir die Umsetzungsverordnung für Gäste im Haus der Stille. Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung nehmen unsere Mitarbeitenden im Gastbereich entgegen (Tel.: 0291/2995-210 oder per Email):

Der Schutz unserer Gäste und Mitarbeiter ist uns sehr wichtig. Mit Sorgfalt in allen Bereichen und strenger Hygiene werden wir unserer Mitverantwortung für die Eindämmung des Coronavirus gerecht. Bitte unterstützen Sie uns dabei und halten Sie die Verhaltensregeln konsequent ein. Mit Ihrer Umsicht schützen Sie sich selbst, die anderen Gäste und Ihre Gastgeberinnen und Gastgeber!

Wir bitten Sie herzlich, Ihrerseits die folgenden Hinweise und Regeln zu beachten:

Anreise eigenverantwortlich prüfen:
Überprüfen Sie bitte im Hinblick auf nachfolgende Kriterien verantwortungsvoll, ob Sie die Reise zu Ihrem eigenen Schutz und dem Schutz anderer tatsächlich zum jetzigen Zeitpunkt antreten.

Krankheitssymptome:
Bei konkreten Covid-19 Krankheitsanzeichen (Fieber, Muskelschmerzen, Husten, Schnupfen, Durchfall, Halsschmerzen, Geruchsverlust, u.a) sollten Sie bitte auf einen Besuch verzichten.

Kontakt zu Covid-19 Infizierten:
Sollten Sie wissentlich Kontakt zu infizierten Personen gehabt haben, bitten wir Sie, ebenfalls auf die Anreise zu verzichten. Im Zweifelsfall nehmen Sie bitte telefonischen Kontakt mit dem Hausarzt oder dem Gesundheitsamt auf, um zu entscheiden, ob eine Reise möglich und sinnvoll ist.

Händehygiene einhalten:
Waschen Sie regelmäßig und gründlich Ihre Hände. Vor allem, wenn Sie im öffentlichen Raum unterwegs waren.

Hust- und Niesetikette einhalten:
Drehen Sie sich, wenn Sie husten oder niesen müssen, von anderen Menschen weg und nutzen Sie ein Taschentuch, das Sie danach sofort entsorgen können. Falls Sie kein Taschentuch griffbereit haben, halten Sie Ihre Armbeuge vor Mund und Nase, um andere zu schützen. Waschen Sie sich nach dem Husten, Niesen oder Naseputzen möglichst Ihre Hände.

Abstand halten:
Wahren Sie bitte den Mindestabstand von 1,5 m zu unserem Personal und zu den anderen Gästen (Speisesaal/Halle). In den Fluren, dem Treppenhaus und öffentlichen Toiletten im „Haus der Stille“ ist eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen.

Kontaktbeschränkungen beachten:
Verzichten Sie auf Händeschütteln und Umarmungen.

Mund- und Nasenschutz / Desinfektionsmittel:
Bitte bringen Sie ausreichend persönliche Mund- und Nasenmasken sowie Desinfektionsmittel für den eignen Bedarf mit.

Tagungsräume (Halle):
Die Halle hat eine feste Sitzordnung. Diese muss während des Kurses beibehalten werden. Alle 45 Minuten ist die Halle gründlich zu lüften! Maximal 20 Personen dürfen in der Halle sein.

Kirche:
Die Kirche bleibt grundsätzlich zum persönlichen Gebet ganztägig geöffnet. Zu den Gottesdiensten sind nur 66 Personen zugelassen. Bitte beachten Sie die Hinweise am Kircheneingang. Dort müssen Sie auch jedes Mal Ihre Kontaktdaten hinterlassen! Leider können wir Ihnen z.Zt. keine Bücher zum Mitsingen der Gebetszeit zur Verfügung stellen.

Aufzug, Anrichte, Hauskapelle, Sprechzimmer:
Bitte achten Sie darauf, dass der Aufzug, die Anrichte und auch die Hauskapelle von nur einer Person benutzt wird. In den Sprechzimmern dürfen sich jeweils zwei Personen aufhalten. Leider können wir Ihnen keine Bücher zur Verfügung stellen.

Mahlzeiten:
Die bisherige Buffetversorgung ist nicht mehr möglich. Die Ausgabe des Essens erfolgt ausschließlich auf Tabletts mit Geschirr entsprechend der gewünschten Komponenten. Im Bereich vor dem Buffet darf sich immer nur der Gast aufhalten, der gerade bedient wird.

Die Sitzplätze der Gäste im Speisesaal sind festgelegt und dokumentiert.

▪ Frühstück:   08.00 Uhr

▪ Mittagessen: 12:30 Uhr

▪ Abendessen: 18:45 Uhr

Das Abräumen des Geschirrs, Bestecks etc. muss von den Gästen selber erledigt werden. Dafür steht ein  Servierwagen im hinteren Refektorium bereit. Aufgrund der vorgeschriebenen Lüft- und Desinfektionsregeln ist die Essenszeit auf 45 min beschränkt.

Krankheitssymptome:
Bei aufkommenden Krankheitssymptomen (Fieber, Muskelschmerzen, Husten, Schnupfen, Durchfall, Halsschmerzen, Geruchsverlust, u.a.) muss sofort ein Arzt telefonisch kontaktiert werden. Auf alle nicht notwendigen Kontakte ist umgehend zu verzichten und der Rückzug auf das eigene Zimmer hat zu erfolgen. Eine Meldung an den Gruppenleiter oder bei Einzelpersonen an eine Mitarbeiterin des Gastbereiches mit Angabe der Personen, zu denen man Kontakt hatte, muss im Falle einer bestätigten Infektion unverzüglich erfolgen.

Bezahlung:
Bitte zahlen Sie möglichst bargeld- und kontaktlos.

Maßnahmen bei Nichtbeachtung:
Im Falle einer Nichtbeachtung behalten wir uns vor, Sie des Hauses zu verweisen.

Stand: 22.07.2020