„Das Kloster ist ein Teil von mir geworden“
Ein Erfahrungsbericht
Seit mittlerweile 20 Jahren bieten die Mönche der Abtei Königsmünster das Programm „Kloster auf Zeit“ an. Junge Männer sind eingeladen, eine Zeit im Kloster zu leben und den Alltag mit den Mönchen intensiver zu teilen, als das bei einem normalen Gastaufenthalt möglich wäre. So tragen sie in dieser Zeit einen „Mini-Habit“, beten mit den Mönchen im Chorgestühl und nehmen an den Veranstaltungen der Gemeinschaft teil.
Inspiriert ist diese Form durch den Buddhismus. Dort ist es ganz normal, dass junge Männer nach ihrer Schulzeit oder dem Studium eine gewisse Zeit als Mönch im Kloster leben, um nach dieser Zeit wieder in ihren Alltag zurückzukehren. Einige der „KaZ-ler“, wie sie umgangssprachlich genannt werden, haben sich nach dieser Erfahrung zum Klostereintritt entschlossen. Das ist aber keine Voraussetzung für einen „Kloster auf Zeit“-Aufenthalt; viele nutzen diese Zeit als intensiv gelebte, persönliche Auszeit, um sich mit dem eigenen Leben und Glauben auseinanderzusetzen.
Im Februar und März 2019 war Jakob zu solch einer Auszeit bei uns zu Gast. Er ist 24 Jahre alt und studiert in Münster Religion, Französisch und Musik für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen. Königsmünster kannte er über familiäre Verbindungen, erzählt Jakob, ein Onkel von ihm hat hier einige Monate gelebt. So hat er sich in den Semesterferien für eine zweimonatige Auszeit entschieden, ohne den Gedanken, auf Dauer als Mönch zu leben.
Besonders beeindruckt hat ihn der offene Empfang von Seiten der Mönche. Er habe sich „nicht nur als Gast gefühlt, sondern das Kloster ist in dieser Zeit ein wirklicher Teil von mir geworden. Hier sind mir Menschen – und auch Gott – begegnet.“ Nicht selbstverständlich sei es gewesen, dass der Konvent ihn sogar zu einem Konventwochenende eingeladen habe, bei dem es um intensive innere Prozesse der Gemeinschaft ging. Viele der Brüder habe er nicht nur oberflächlich, sondern sehr intensiv kennengelernt, sie hätten ihm viel von ihrer Geschichte, ihren Fragen und Zweifeln erzählt. Aber vor allem habe er sich selbst näher kennengelernt. So sei es eine wirklich „lebendige Zeit“ gewesen. Allein das frühe Aufstehen sei ihm als „Eule“ nicht immer leicht gefallen – wobei Königsmünster da ja im Gegensatz zu anderen Klöstern einen sehr humanen Tagesablauf habe.
Was bleibt von dieser Zeit? Genau darum gehe es in diesen letzten Tagen des Aufenthaltes, meint Jakob. Wie kann der Transfer in den Studienalltag gelingen, der ja ganz anders ist als der sehr strukturierte und geregelte in einer klösterlichen Gemeinschaft? Er sei „auf den Geschmack gekommen, was es heißt, mit Gott zu sprechen“. Auch die Begegnung mit einzelnen Heiligen und der benediktinischen Spiritualität, die sehr alltagsbezogen und erdverbunden sei, sei wichtig gewesen. Überhaupt schätzt Jakob die Verbindung von Spiritualität, Psychologie und dem konkreten Leben, die er bei vielen Brüdern gespürt habe. Das Kloster sei kein verklärter, abgehobener Ort, es „menschele“ hier auch, und Glaube muss sich immer wieder in der Konkretheit des Alltags bewähren. Bleiben werde sicher die Verbundenheit zu einzelnen Mönchen und zu Königsmünster als lebendiger Gemeinschaft. Der Aufenthalt über die Kar- und Ostertage sei auf jeden Fall schon eingeplant. Da sagen wir doch: Herzlich willkommen!