Ein neues Kloster für Kuba
von P. José Moreno OSB, Prior
Im Jahr 2019 trafen wir eine wichtige Entscheidung: Sollen wir weiterhin ein Kloster für 50 Mönche und ein Gästehaus für 80 Besucher*innen planen? Die Entscheidung unserer Gemeinschaft lautete einmütig: NEIN. Es gibt verschiedene Gründe für diese wichtige Entscheidung: Vermutlich wird unsere Gemeinschaft nicht so schnell wachsen, sodass wir kein großes Kloster brauchen, sondern eines, das den Realitäten unserer gegenwärtigen Situation entspricht. Ein weiterer Grund liegt in den Kosten, die wir zu tragen haben, wenn wir den alten Plänen folgen. Eine Regierungsstelle teilte uns mit, dass wir aus Vorsorge für eine mögliche Überflutung des künftigen Klosters, obwohl abgelegen, das Baugelände um ca. zwei Meter auffüllen und anheben müssten. Allein dieses „Auffüllen“ würde uns so viel kosten, dass wir die früheren Pläne aufgeben mussten. Eine Architektin aus Spanien, Virginia Gonzales Rebollo, hat uns einen neuen Vorschlag präsentiert. Nach mehreren Sitzungen haben wir uns dazu entschlossen, das Kloster auf einem höher gelegenen Teil unseres Grundstückes zu errichten. Es wird kleiner sein (ca. 1800 m²), und das Gästehaus wird in das Klostergebäude integriert. Aber alles, was wir brauchen, ist da: Kapelle, Zimmer für Mönche und Gäste, Küche, Speisesaal, Bibliothek, Wäscherei, Garagen etc., und natürlich ein kleiner Innenhof. Das Wichtigste ist, dass unser zukünftiges Kloster aus vorgefertigtem Material gebaut wird. Fast alles muss importiert werden; daher müssen wir die fälligen Genehmigungen von den zuständigen staatlichen Autoritäten einholen. Seit letztem Jahr bemühen wir uns darum, aber aufgrund der gegenwärtigen weltweiten Corona-Pandemie kam dieser Prozess fast zum Stillstand. Nun sind die Papiere von der zuständigen Regierungsabteilung („Planificacion Fisica“) unterschrieben und werden an die Architektin übermittelt.
Im März 2020 erreichte die Pandemie Kuba, als bei italienischen Touristen in Trinidad, einem bei Urlaubern beliebten Ziel, COVID-19 diagnostiziert wurde. Von dort breitete sie sich auch im Rest des Landes aus. So ging Kuba in den Lockdown. Der Reiseverkehr zwischen den Provinzen war eine Zeit lang nicht erlaubt. Ende 2020 wurden die Flughäfen geöffnet, und die Einreise war wieder möglich. Überall im Land herrscht Maskenpflicht. Es gab in Kuba wenige Infizierte und Tote, aber nach dem Öffnen der Flughäfen stiegen die Fälle an, sodass sich die Regierung Anfang des Jahres gezwungen sah, die Flughäfen wieder zu schließen und den Verkehr zwischen den Provinzen zu verbieten. Kuba hängt sehr vom Tourismus ab, und als die Pandemie sich ausbreitete und Hotels und Restaurants schließen mussten, verloren aufstrebende kleinere Unternehmen ihre Kunden.
Uns geht es zum Glück gut – besser als den Menschen in den Städten, deren Nahrungsversorgung von den Provinzen abhängt. Hier im Kloster haben wir Hühner, Eier, Ziegen, Schafe und unseren mittlerweile berühmten Honig. Wir lernten, uns selbst zu versorgen. Als wir Essig kaufen wollten und es keinen gab, ließen wir Ananas oder Bananen gären, fügten etwas Zucker hinzu, warteten einige Wochen – und wir hatten reinen, starken Essig.
Die Corona-Pandemie hat uns herausgefordert, das, was wir haben, mit anderen zu teilen, besonders mit denen, die Not leiden. Eines Tages schrieb mir ein amerikanischer Freund, dass wir an einen bestimmten Ort in Havana gehen sollten, um einen Sack Reis zu bekommen. Ich schickte zwei Brüder zu der angegebenen Adresse. Als sie zurückkehrten, kamen sie nicht nur mit einem Sack Reis an – unser Auto war voll mit Waren. Wer gibt, der erhält hundertfach zurück.
Am Ende meines Berichtes möchte ich Ihnen für Ihre Unterstützung danken. Viele von Ihnen kennen wir nicht persönlich, und dennoch helfen Sie uns. Möge der gute Gott es Ihnen reichlich vergelten.