Impuls am Donnerstag der Fünften Fastenwoche (30.3.2023)

Gottes Weisungen täglich durch die Tat erfüllen.
(RB 4,63)

Das 4. Kapitel seiner Mönchsregel nennt der hl. Benedikt „Werkzeuge der geistlichen Kunst“. Für mich klingt da eine kre-aktive Lebenshaltung bzw. eine positive Lebenseinstellung mit, die durch die drei schöpferischen Worte „Werkzeug – Geistlich – Kunst“ unterstrichen wird. Alle drei Worte rufen in mir wach, dass ich kreativ und aktiv sein darf. Was nützt mir aber ein Werkzeug, wenn ich damit nicht handwerklich tätig bin und etwas erstelle? Was nützt mein geistliches Denken, wenn ich damit nicht den Klang der Lebensphilosophien erweitere oder ergänze und sie auch lebe? Und meine Kunst bleibt leer, wenn ich nicht immer wieder bildnerisch mit den Schöpfungskräften die Welt zum Guten umgestalte.

Benedikts Bild der Werkstatt fasziniert. Das klösterliche Leben einüben in einer Werkstatt – kre-aktiv für den Alltag zu werden. Und so verstehe ich auch das heutige Werkzeug der geistlichen Kunst „Gottes Weisungen täglich durch die Tat erfüllen“.  Es ist die ganzheitliche Ansprache, nicht nur Gottes Wort zu lesen und zu überdenken, sondern mein alltägliches Handeln von Gottes Weisungen inspirieren zu lassen, das heißt Gottes Weisungen aktiv zu leben! Gottes Wort in die Tat umsetzen. Gottes Willen geschehen lassen. Das ist gar nicht so einfach. Nicht umsonst vergleicht der hl. Benedikt das Kloster mit einer Schule. In der Schule lerne ich, bilde ich mich und übe mich ein. Gottes Weisungen zu verinnerlichen und zu leben ist ein lebenslanger Lernprozess der täglichen Übungen. Der Ort für den Mönch ist das Kloster mit seiner Werkstatt, wo die Werkzeuge für die Kunst des geistlichen Lebens benutzt werden sollen. Gut, dass es Zeiten im Kirchenjahr gibt wie die Fastenzeit, die wir als Übungsstunden nutzen können, um die Kunst des geistlichen Lebens leben zu lernen.

Und außerhalb des Klosters? Da gibt es zu diesem Werkzeug eine wunderbare Übung:

Als Christen sind wir in tiefem Vertrauen mit Gott verbunden. Christsein heißt in Freundschaft mit Jesus zu leben. Vielleicht ist der Heilige Geist so etwas wie ein unsichtbares Freundschaftsbändchen zwischen Gott und mir. Dieses Freundschaftsbändchen wurde bei der Taufe geknüpft. Manche  Christ*innen tragen ein besonderes Freundschaftsband, auf dem eine Buchstabenkombination WWJD aufgedruckt ist: „Was würde Jesus tun?“ (WWJD = What would Jesus do?) Es soll sie daran erinnern, sich diese Frage im Alltag immer wieder zu stellen bei den großen und kleinen Entscheidungen des Lebens. Was würde Jesus tun? Was tue ich, damit Gottes Wille in der Welt geschehe?

Br. Benedikt Müller OSB