Impuls am Samstag der Fünften Fastenwoche (1.4.2023)

Niemanden hassen.
(RB 4,65)

Heute befinden wir uns am Tor zur Karwoche, denn morgen ist Palmsonntag.
Das heutige Werkzeug ist in Bezug auf das, was jetzt kommen wird, wie ein Konzentrat. Niemanden zu hassen bündelt so vieles, ist eine so starke Kraftquelle.
Wie wäre wohl die Karwoche einst verlaufen, wenn niemand den anderen gehasst hätte?
Wir wissen es alle, es ist nur ein „schöner Traum“.
Denken wir uns doch einmal selbst in diese Woche: bei wem oder wo wäre unser Hass aufgeflammt?
Es ist nicht leicht, den eigenen Hass hinter sich zu lassen. Hass ist zerstörerisch, und das ist verführerisch. Er kann gegen andere zerstörend wirken, gibt uns Macht, aber er wirkt vor allem zerstörend gegen uns selbst. Geben wir dem eigenen Hass Nahrung, entflammen wir ein Feuer, das uns selbst verbrennt.
Trotz aller Wut, aller Schrecken, aller Grausamkeit gibt es aber immer einen Weg, neu zu beginnen, den Hass hinter sich zu lassen. Wir können Brücken zerstören, oder wir können sie bauen. Wir haben es immer selbst in der Hand.
Der Wüstenvater Evagrius Ponticus hat es einst schön auf den Punkt gebracht:
Es ist unmöglich, dass du alle deine Brüder in gleicher Weise liebst. Aber du kannst mit allen im Frieden des Herzens leben, frei von der Erinnerung an Unrecht und frei von Hass.
Wer niemanden mehr hasst, wird frei sein. Was für ein schönes Versprechen am Vorabend zur Passion.

Br. Balthasar Hartmann OSB