Impuls am 30. Dezember – Mittwoch der Weihnachtsoktav

In jener Zeit lebte eine Prophetin namens Hanna, eine Tochter Pénuëls, aus dem Stamm Ascher. Sie war schon hochbetagt. Als junges Mädchen hatte sie geheiratet und sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt; nun war sie eine Witwe von vierundachtzig Jahren. Sie hielt sich ständig im Tempel auf und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten. In diesem Augenblick nun trat sie hinzu, pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten. (Lk 2,36-38)

Hanna, die treue Prophetin

Sie hatte in ihrem langen Leben sicher so einiges durchgemacht. Schon nach wenigen Ehejahren wurde sie Witwe, und das bedeutete für sie, schutzlos und benachteiligt zu sein. Sie war angewiesen auf fremde Hilfe, und bestimmt war ihr Leben geprägt von großer Not. Doch Hanna, die der Evangelist Lukas eine Prophetin mit 84 Jahren nennt, scheint aus ihrem Leben das Beste gemacht zu haben, denn sie strahlt trotz allem Schweren, das ihr Leben prägte, eine unerschütterliche Hoffnung aus. Nichts und niemand konnte sie von ihrem Gottvertrauen abbringen.

Es scheint fast so, als hätten die Schicksalsschläge in ihrem Leben sie eher noch näher hin zu Gott gebracht, denn der Evangelist berichtet, dass sie sich ständig im Tempel aufhielt und Tag und Nacht Gott diente mit Fasten und Beten. Bis ins hohe Alter hatte sie nicht aufgehört, an die Erlösung Jerusalems zu glauben, und ihre Sehnsucht wurde erfüllt, als Maria und Josef ihren Sohn zu Simeon in den Tempel brachten. Auch wenn es Simeon mit seinem Lobgesang des „Nunc dimittis“ bis ins Nachtgebet der Kirche geschafft hat, so nennt der Evangelist Lukas jedoch sie eine Prophetin, und Hanna könnte für uns nicht nur eine Prophetin, sondern ein Vorbild im Glauben sein. Denn wir können nicht nur von ihrer Hoffnung und ihrer Ausdauer im Auf und Ab des Lebens lernen, sondern auch von ihrer Frömmigkeit, ihrer Demut und ihrem unerschütterlichen Gottvertrauen.

Auch wenn nicht überliefert ist, was Hanna genau sagte, so lässt uns der Evangelist doch wissen, dass sie im Tempel hinzutrat und Gott lobte und sie mit allen sprach, die auf die Erlösung Jerusalems warteten.

Wäre das nicht auch eine Aufgabe für uns, von Weihnachten und der Geburt Jesu weiterzuerzählen und Gott zu loben und ihm zu danken, dass er uns seinen Sohn als Mensch und Erlöser geschenkt hat.

P. Cornelius Wanner OSB