Impuls am 29. Dezember (29.12.2022)
Ankommen mit guten Freunden
Als David aufgehört hatte, mit Saul zu reden, verband sich das Herz Jonatans mit dem Herzen Davids, und Jonatan gewann ihn lieb wie sein eigenes Leben. (1 Sam 18,1)
Eine der schönsten Freundschaftsgeschichten der Hl. Schrift ist die Erzählung der Freundschaft zwischen David und Jonatan, die im Ersten Buch Samuel (Kap. 18-20) erzählt wird. David und Jonatan könnten unterschiedlicher nicht sein – der eine der Emporkömmling, der mit seiner Steinschleuder den Kämpfer Goliat getötet hat, der andere der Sohn des Königs Saul, aus vornehmem Hause. „Das Herz Jonatans verband sich mit dem Herzen Davids, und Jonatan gewann ihn lieb wie sein eigenes Leben“, so übersetzt Luther den Beginn dieser Freundschaft – einer Freundschaft, die sich bewährt in der Gefahr und selbst stärker ist als der Tod, wie die bewegende Totenklage Davids auf den im Kampf gefallenen Jonatan zum Ausdruck bringt.
Der Mensch ist das Wesen, das der Freundschaft fähig ist. Jeder, der einen guten Freund, eine gute Freundin hat, weiß, dass Freundschaft etwas ist, das wir nicht machen können, sondern das uns geschenkt wird. Wenn Sie einmal überlegen, wen Sie als wahren Freund bezeichnen würden, so werden Sie wohl nicht auf viele Menschen kommen. Freundschaft ist ein kostbares, seltenes Geschenk.
Die sog. Freundschaftsikone „Christus begegnet seinem Freund Menas“ zeigt uns Jesus Christus als Freund. Teresa von Avila beschreibt das Gebet als das Reden mit einem Freund. Ihm darf ich alles erzählen, was mich bewegt. Christus und Menas, die beiden Freunde, werden auf der Ikone als Ebenbürtige dargestellt. Sie schauen in die gleiche Richtung, dem Ziel entgegen. Jeder, der auf seinem Weg einen guten Freund neben sich hat, wird merken, dass der Weg viel leichter zu bewältigen ist. Gemeinsam kommen wir am Ziel an.
P. Maurus Runge OSB