Impuls am Mittwoch der Ersten Adventswoche (6.12.2023)

Kleider machen Leute – ein Impuls zu Jes 61,10-11

Ein bekanntes Sprichwort lautet: „Kleider machen Leute“. Das Sprichwort bezieht sich darauf, dass wir durch unsere Kleidung etwas ausdrücken wollen: Wer wir sind oder wer wir gerne sein möchten. Woher wir kommen oder was wir vertreten. Offenbar ist die passende Kleidung gar nicht so unwichtig. Bei Mitarbeitern in Banken oder in Wirtschaftsbetrieben wird Wert darauf gelegt, dass diese sich ordentlich kleiden. Polizisten oder Bahnbedienstete müssen in ihrer Dienstzeit eine Uniform tragen. Ärzte tragen weiße Kittel und Mönche den Habit. Wird ein Fest gefeiert, ziehen sich die meisten von uns auch dementsprechend an. Beim Sport tragen wir moderne und effektive Sportwäsche, und so spielen in unserer Freizeit Kleider auch eine wichtige Rolle.  Manche Feste haben sogar traditionelle Festtagskleider. Und die Messgewänder in der Kirche entsprechen der jeweiligen liturgischen Farbe. Kleider sagen viel über uns.

Und die Gewänder des Heils? Denn Kleider spielen auch im Abschnitt unseres Bibeltextes aus dem Buch Jesaja eine wichtige Rolle. Sie sind Bilder für das, was Gott dem Boten seiner frohen Nachricht schenkt. Angesichts dieses Geschenkes will sich der Verfasser „von Herzen freuen über den Herrn und in Jubel ausbrechen über seinen Gott.“  Den Grund seiner Freude erfahren wir auch: „Denn er kleidet mich in Gewänder des Heils, er hüllt mich in den Mantel der Gerechtigkeit, wie ein Bräutigam sich festlich schmückt und wie eine Braut ihr Geschmeide anlegt.”

Es geht also um Freude. Freude vielleicht wie bei einer Hochzeit, wo die Menschen sich festlich gekleidet haben. Der Advent ist eine Zeit, in der wir neue Kleider anziehen dürfen. Kleider, um sich den Zwängen des Lebens mit seinen Verpflichtungen zu entziehen. Die Gewänder des Heils und der Mantel der Gerechtigkeit sind für mich starke Bilder der Liebe. Diese Liebe darf ich wie festliche Kleidung anziehen. Advent heißt auch, dass ich in meinem Kleiderschrank des Lebens Platz für Gottes Mantel der heilenden Liebe machen darf – für Christus! Denn in der Taufe habe ich ihn als ein neues Gewand angezogen. Advent heißt auch, dass ich den vollen Kleiderschrank meines Lebens einen kleinen Spalt öffnen darf, dass Christus den Mantel seines Lichtes über mich ausbreiten kann. Advent heißt aber auch, den Faden der Liebe Gottes aktiv aufzunehmen und an dieser Kleidung mit zu weben und zu nähen, um in der Barmherzigkeit Gottes dem Nächsten und mir selbst gegenüber zu handeln.

Der heilige Nikolaus, dessen Gedenktag wir heute feiern, war in seinem Tun und Handeln ganz vom Mantel des Heiles in der Nachfolge Christi umwoben. Nikolaus schöpfte aus den Taschen seiner Kleidung immer wieder Liebe und Barmherzigkeit für seine Nächsten. Er war ganz und gar mit Christus bekleidet. Nikolaus motiviert uns, die Adventszeit zu nutzen, um die Kleidung zu wechseln – legen wir den alten Mantel der Zwänge ab und ziehen die Kleidung der Freiheit im Zeichen der Liebe Gottes an. Kleider machen Leute – Gott Menschen!

Br. Benedikt Müller OSB

Schlagworte: