Impuls am Freitag der 2. Osterwoche (16.04.2021)

5 Darum tötet, was irdisch an euch ist: Unzucht, Unreinheit, Leidenschaft, böse Begierde und die Habsucht, die Götzendienst ist! 6 All das zieht den Zorn Gottes nach sich. 7 Einst war auch euer Lebenswandel von solchen Dingen bestimmt, ihr habt darin gelebt. 8 Jetzt aber sollt auch ihr das alles ablegen: Zorn, Wut, Bosheit, Lästerung und schmutzige Rede, die aus eurem Munde kommt. 9 Belügt einander nicht; denn ihr habt den alten Menschen mit seinen Taten abgelegt 10 und habt den neuen Menschen angezogen, der nach dem Bild seines Schöpfers erneuert wird, um ihn zu erkennen. 11 Da gibt es dann nicht mehr Griechen und Juden, Beschnittene und Unbeschnittene, Barbaren, Skythen, Sklaven, Freie, sondern Christus ist alles und in allen. (Kol 3,5-11)

Wenn heute jemand von der Vision eines „neuen Menschen“ spricht, dann werde ich zunächst einmal skeptisch. Zu sehr muss ich an historische Erfahrungen denken, wo auch das Bild eines neuen Menschen entworfen wurde, eines „Übermenschen“ – mit der Folge, dass alles, was nicht in dieses Bild passte, gnadenlos vernichtet werden musste.

Die Vision, mit der der heutige Abschnitt des Kolosserbriefes endet, ist anders. Da wird die Welt nicht mehr eingeteilt in „Über- und Untermenschen“, da gibt es keine Abgrenzung mehr zwischen Nationalität, Religion oder Stand eines Menschen.

„Christus ist alles und in allen.“ Das macht den entscheidenden Unterschied. Nicht wir müssen die Menschen einteilen und klassifizieren, nicht wir müssen den neuen Menschen aus eigener Kraft schaffen – das führt irgendwann in die Unmenschlichkeit. Nein, wir dürfen den „neuen Menschen“ anziehen, weil er uns geschenkt wird. Wenn wir in Christus leben, im Bewusstsein, dass wir alles von Ihm haben, dann brauchen wir uns nicht als Über- oder Untermenschen zu fühlen, sondern dürfen einfach Mensch sein…

P. Maurus Runge OSB