Gedenke, wie kurz mein Leben ist,
wie vergänglich du alle Menschen geschaffen hast! 

Ps 89,48 (gesamter Text: Ps 89, 20-53)

Endlich ist unser Leben.
Vergänglich.

Der Psalm 89, der uns heute in seinen Versen 20 bis 53 begleitet,
weist uns darauf hin, was diese Endlichkeit bedeutet.
Scheinbar ist er kein ermutigender Psalm in das neue Jahr hinein.

Er verweist auf Versagen und Abwendung von Gott.
Unser Leben ist auch Sünde und Schuld.
Es ist Abkehr von Gott
und Hinwendung zu dem, was uns scheinbar wichtiger ist.

Dem gegenüber steht der Bund Gottes.
ER will ihn nicht verlassen,
will zu ihm stehen,
will zu uns stehen.

Ich darf mich fragen lassen:
Wo aber habe ich mich IHM entgegen gestellt,
wo habe ich Seine Botschaft missachtet,
wo habe ich mich IHM entzogen?

Im Psalm rufen wir nach Seiner Gnade,
nach der Erfüllung Seiner Zusagen.

Erfüllen wir die unsrigen?

Dann ist es doch ein guter Psalm ins neue Jahr hinein,
einer, der uns Mut macht,
der uns auf- und herausfordert.
So dass wir dann bekennen können:

„Gelobt sei der Herr ewiglich!“

P. Guido Hügen OSB

Sie verließen sogleich die Synagoge und gingen zusammen mit Jakobus und Johannes in das Haus des Simon und Andreas. Die Schwiegermutter des Simon lag mit Fieber im Bett. Sie sprachen sogleich mit Jesus über sie und er ging zu ihr, fasste sie an der Hand und richtete sie auf. Da wich das Fieber von ihr und sie diente ihnen.
Am Abend, als die Sonne untergegangen war, brachte man alle Kranken und Besessenen zu Jesus. Die ganze Stadt war vor der Haustür versammelt und er heilte viele, die an allen möglichen Krankheiten litten, und trieb viele Dämonen aus. Und er verbot den Dämonen zu sagen, dass sie wussten, wer er war.
In aller Frühe, als es noch dunkel war, stand er auf und ging an einen einsamen Ort, um zu beten. Simon und seine Begleiter eilten ihm nach, und als sie ihn fanden, sagten sie zu ihm: Alle suchen dich. Er antwortete: Lasst uns anderswohin gehen, in die benachbarten Dörfer, damit ich auch dort verkünde; denn dazu bin ich gekommen. Und er zog durch ganz Galiläa, verkündete in ihren Synagogen und trieb die Dämonen aus. (Mk 1,29-39)

Kurz vor Ende des vergangenen Jahres ereignete sich ein kleines Weihnachtswunder.
Der Spiegel, der ja eher für kirchenkritische Berichterstattung bekannt ist, berichtet auf Spiegel Online sehr wohlwollend über ein Kirchenereignis. Das Ereignis war die Aussendung der Sternsinger am 28.12.
In den vergangenen Tagen und besonders heute sieht man ja wieder Jungen und Mädchen als heilige drei Könige von Haus zu Haus ziehen, um die Häuser und ihre Bewohner zu segnen.
Mit dieser Tradition sind wir schon mitten im heutigen Fest Epiphanie. Denn natürlich erinnern wir uns heute an die drei Weisen aus dem Morgenland, aber der heutige Tag symbolisiert auch den Weg der frohen Botschaft in die Welt unter uns Menschen.
Mit der scheinbar kleinen Geste der Sternsinger bringen sie somit das Weihnachtsgeheimnis in jedes Haus. Und das, was sie machen, ist alles andere als klein, denn es bedarf den vollen Einsatz und auch ein bisschen Mut, und es bewirkt oft mehr, als wir denken.
Vielleicht ist eine der mächtigsten Krankheiten unserer Zeit die Einsamkeit, und für manche Menschen ist z.B. der Besuch der Sternsinger einer der wenigen Besuche, die sie überhaupt bekommen. Aber nicht nur ältere Menschen leiden in unserer Gesellschaft an Einsamkeit, auch Jugendliche werden oft mit ihren Problemen alleine gelassen, Arbeits- oder Obdachlose werden sozial isoliert und ausgegrenzt, Flüchtlinge als „Bedrohung“ stigmatisiert.
Wir denken, dass wir immer alle unsere Probleme alleine lösen könnten, mit ein wenig Selbstoptimierung. Heilung geschieht aber viel leichter, wenn Menschen sich Menschen zuwenden und gemeinsam durch die Nacht gehen.

Br. Balthasar Hartmann OSB

Von der Huld des HERRN will ich ewig singen, von Geschlecht zu Geschlecht mit meinem Mund deine Treue verkünden. Denn ich bekenne: Auf ewig ist Huld gegründet, im Himmel deine Treue gefestigt. Ich habe einen Bund geschlossen mit meinem Erwählten und David, meinem Knecht, geschworen: Auf ewig gebe ich deinem Haus festen Bestand und von Geschlecht zu Geschlecht gründe ich deinen Thron. Die Himmel preisen deine Wunder, HERR, und die Versammlung der Heiligen deine Treue. Denn wer im Gewölk gleicht dem HERRN, ist dem HERRN ähnlich unter den Söhnen der Götter? Gewaltig ist Gott im Rat der Heiligen, für alle rings um ihn her ist er groß und furchtbar. HERR, Gott der Heerscharen, wer ist wie du? Mächtig bist du, HERR, und von Treue umgeben. Du beherrschst den Aufruhr des Meeres; wenn seine Wogen toben – du glättest sie. Rahab hast du durchbohrt und zertreten, deine Feinde zerstreut mit starkem Arm. Dein ist der Himmel, dein auch die Erde; den Erdkreis und was ihn erfüllt hast du gegründet. Nord und Süd hast du geschaffen, Tabor und Hermon jauchzen bei deinem Namen. Dein Arm ist voll Heldenkraft, deine Hand ist stark, deine Rechte hoch erhoben. Recht und Gerechtigkeit sind die Stützen deines Thrones, Huld und Treue schreiten dir entgegen. Selig das Volk, das den Jubelruf kennt, HERR, sie gehen im Licht deines Angesichts. Sie freuen sich allezeit über deinen Namen und sie jubeln über deine Gerechtigkeit. Denn du bist ihre Schönheit und Stärke, du erhöhst unsre Kraft in deiner Güte. Ja, dem HERRN gehört unser Schild, dem Heiligen Israels unser König. (Psalm 89, 1-19)

Kriegsmächte
sind im Aufruhr.
Die Erde bebt,
Pflanzen sterben,
Tiere verenden.
Menschen hassen,
Leben zerstört
Am Boden.
Hochmut schlägt zurück
Gier beutet aus
Hilferufe verhallen
im Bombenwind

Ob er wohl aufsteht
                zu retten?
Ob er seinen Schild
               über uns hält?
Ob es ohne ihn
               noch schlimmer wäre?

Das Neue bricht an
es ist nicht einfach da.
Wir hören
das Brechen
der Schale
das Bersten
des Panzers

                                 und geben die Hoffnung auf die Blüte nicht auf

P. Abraham Fischer OSB

Halleluja! Lobe den HERRN, meine Seele! Ich will den HERRN loben in meinem Leben, meinem Gott singen und spielen, solange ich da bin. Der HERR ist König auf ewig, dein Gott, Zion, durch alle Geschlechter. Halleluja!

Vorhang auf für Gottes Held! Licht und Spot an! Und mit Freude in die Hände klatschen. Mit dem 146. Psalm leuchtet uns in diesen Weihnachtstagen gleich einem hellen Kerzenlicht am Christbaum ein jubilierender Psalm in die Herzen. Da loben, preisen und singen Herz und Seele aus vollster Kehle, man möchte fast vor lauter Freude mittanzen. Diese Freude drückt aus, worum es Gott mit uns und der Welt geht. Es geht um Gottes Schöpferkraft, um seine ewige Treue, Hilfe und Gerechtigkeit, Nahrung und Freiheit, Trost und Heilung, ganz speziell um Schutz für alle Fremden, und um große Liebe. Was für ein Psalm, mit dem wir ankämpfen können gegen Verzweiflung, Erschöpfung und Dunkelheit. Und da wird auch gesprochen von Dingen, von denen Maria in ihrem Magnificat singt. Gottes Held betritt an Weihnachten die Bühne der Welt. Jesus – Gottes Held, der für uns mit der Liebe das Leben erkämpft. Jesus – der Morgenstern, der uns einen Weg in die Zukunft weist. Jesus – Weg ins Leben, der uns zeigt, was es für eine gute Welt braucht.  Jesus – der Sohn des Höchsten, der uns die Liebe Gottes erklärt und die Tore zu Gottes ewiger Nähe wieder aufschließt, wo sie verschlossen waren.

Lobt Gott, ihr Christen, alle gleich in seinem höchsten Thron, der heut schleußt auf sein Himmelreich und schenkt uns seinen Sohn.

Ja, der 146. Psalm zeigt uns, um was es an Weihnachten geht: Mit Gottes Held im Herzen hat eine Licht.Zeit begonnen und leuchtet durch die Zeit.Fenster in unserer oft dunklen Welt. Alltag. Der Zeit.Punkt hat sich an Weihnachten geändert. Die Licht.Quelle ist auf der Welt.Bühne erschienen. Eine Lichterzeit, in der die Hoffnung immer heller leuchtet. De Zeit, mit der das Leben neu beginnt. Was für eine tolle Verheißung für das neue Jahr.

Fröhlich soll mein Herze springen dieser Zeit, da vor Freud alle Engel singen. Hört, hört, wie mit vollen Chören alle Luft laute ruft: Christus ist geboren! Heute geht aus seiner Kammer Gottes Held, der die Welt reißt aus allem Jammer. Gott wird Mensch, dir, Mensch, zugute, Gottes Kind, das verbindt sich mit unserm Blute.

Br. Benedikt Müller OSB

Ein Loblied Davids.
Ich will dich erheben, meinen Gott und König, ich will deinen Namen preisen auf immer und ewig.
Jeden Tag will ich dich preisen und deinen Namen loben auf immer und ewig.
Groß ist der HERR und hoch zu loben, unerforschlich ist seine Größe.
Geschlecht um Geschlecht rühme deine Werke, deine machtvollen Taten sollen sie künden.
Den herrlichen Glanz deiner Hoheit und deine Wundertaten will ich besingen.
Von der Macht deiner Furcht erregenden Taten sollen sie reden, von deinen Großtaten will ich erzählen.
Sie sollen die Erinnerung an deine große Güte wecken und über deine Gerechtigkeit jubeln.
Der HERR ist gnädig und barmherzig, langmütig und reich an Huld.
Der HERR ist gut zu allen, sein Erbarmen waltet über all seinen Werken.
(Psalm 145,1-9)

Das Ende eines Jahres ist die Zeit der Jahresrückblicke. Politisch, gesellschaftlich, kirchlich, persönlich – überall wird uns präsentiert, was in diesem Jahr 2023 alles passiert ist.
Der 145. Psalm lädt mich zu einem besonderen Jahresrückblick ein: Gottes Großtaten „sollen die Erinnerung an seine große Güte wecken und über seine Gerechtigkeit jubeln.“ Das setzt einen anderen Fokus als die oft resignativ-melancholische Stimmung mancher Rückblicke. Ich bin eingeladen, auf „Gottes Großtaten“ zu schauen, auf das Gute, das er für mich persönlich getan hat. Ich bin eingeladen, auf Gottes Barmherzigkeit zu schauen: wo hat er sie mir ganz konkret erwiesen?
Und ich bin eingeladen, Gott zu preisen und vertrauensvoll in die Zukunft zu blicken.

Was hat mir Hoffnung im vergangenen Jahr gegeben? Und mit welcher Hoffnung gehe ich ins neue Jahr?

P. Maurus Runge OSB

Damals lebte auch Hanna, eine Prophetin, eine Tochter Penuëls, aus dem Stamm Ascher. Sie war schon hochbetagt. Als junges Mädchen hatte sie geheiratet und sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt; nun war sie eine Witwe von vierundachtzig Jahren. Sie hielt sich ständig im Tempel auf und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten. Zu derselben Stunde trat sie hinzu, pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten. (Lk 2,36-38)

Ich bin wirklich froh, dass es diese Bibelstelle gibt. Die Offenbarung des Messias ergeht auch an eine Frau. Hannah hat Anteil am prophetischem Wirken der Kirche. Vielleicht sollte uns dieser Abschnitt aus der Heiligen Schrift ermutigen, häufiger auf die Stimme von Frauen zu hören. Wie reich an unterschiedlichen Charismen könnte so die Kirche sein.

Br. Benjamin Altemeier OSB

Herr, nun kann dein Diener in Frieden sterben, denn du hast deine Zusage erfüllt. Mit eigenen Augen habe ich das Heil gesehen, das du für alle Völker bereitet hast – ein Licht, das die Nationen erleuchtet, und der Ruhm deines Volkes Israel. (Lk 2,29-32, Neue Genfer Übersetzung)

Erfülltes Leben eines alten Mannes, der lange, lange in seinem Leben gewartet hat, ohne aufzugeben, auch wenn unsicher war, ob die Erfüllung seines tiefsten Wunsches tatsächlich Wirklichkeit werden würde. Simeon steht für die Sehnsucht des jüdischen Volkes nach der Ankunft des Friedensbringers, und auch für die der ganzen Menschheit nach dem Ende der Kriege, der Ängste und Schrecken, ja des Todes überhaupt. Auch wir können uns wiederfinden in dieser Gestalt, die Ausschau hält nach dem allesumspannenden Frieden, dem Shalom.

Simeon ist IHM begegnet, so berichtet das Lukasevangelium – in Jesus, dem Kleinkind, das Josef und Maria dankbar für die glückliche Geburt zum Tempel brachten. Weil er vom Heiligen Geist geführt wurde, durch Leere, Unruhe und Schatten hindurch, gingen ihm die Augen auf. Und er nahm es in den Arm.
– In der engen Verbindung zum göttlichen Geist warten
– unbeirrbar, unabgelenkt, ganz wach
– offen sein für die Hinweise auf die Zeichen der Gegenwart
– mit liebenden Augen erkennen, nicht bloß durch Hörensagen.

Sein Warten hat sich gelohnt.
Welche Macht doch der wartende Glaube hat,
der ein Leben lang nur das eine sucht!

P. Johannes Sauerwald OSB

Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war. Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach dem Kind; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige! Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen. Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar. Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land. (Mt 2,7-12)

„Als  sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt“.
Die Magier, die das göttliche Kind suchen, sind unsere Vorbilder in der Gottsuche. Jede Suchbewegung braucht einen Leitstern. Üben wir neu ein, unserer Sehnsucht zu vertrauen, dass Gott selbst uns auf unseren Wegen mit seinem Stern begleitet. Möge die Schwelle vom alten zum neuen Jahr stets vom göttlichen Stern begleitet sein. Diese Zusage, dass Gott mit uns ist, erfülle unsere Herzen mit großer Freude.

Br. Emmanuel Panchyrz OSB

Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, siehe, da kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen. Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem. Er ließ alle Hohepriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Christus geboren werden solle. Sie antworteten ihm: in Betlehem in Judäa; denn so steht es geschrieben bei dem Propheten: Du, Betlehem im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel. (Mt 2,1-6)

Über der Krippe liegt schon ein Schatten, der Schatten des Kreuzes. In der heutigen Lesung wird das angedeutet, wenn wir hören, dass König Herodes „und mit ihm ganz Jerusalem“ erschrecken darüber, dass ein neuer Stern aufgegangen ist, ein neuer König geboren. König Herodes erschrickt, weil er eine Gefahr für seine Macht sieht, einen potentiellen Konkurrenten, den es mit allen Mitteln auszuschalten gilt. Und dann auch noch in Betlehem, diesem Provinznest, dem verschlafenen Städtchen in Juda.

Weihnachten bringt alles durcheinander. Die Macht der Mächtigen kommt ins Wanken, weil sie sich von einem neugeborenen Kind erschrecken lassen. Die Sterndeuter hingegen lassen sich ein auf den unbekannten Stern. Sie kommen – nicht in böser Absicht, sondern voller Neugier und Staunen. Nicht das Erschrecken, sondern das Staunen wird die Welt retten – so wie ein Kind noch staunen kann über das viele Neue, das ihm begegnet.

P. Maurus Runge OSB

In dieser Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde. Da trat ein Engel des Herrn zu ihnen und die Herrlichkeit des Herrn umstrahlte sie und sie fürchteten sich sehr. Der Engel sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr. Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt. Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens. Und es geschah, als die Engel von ihnen in den Himmel zurückgekehrt waren, sagten die Hirten zueinander: Lasst uns nach Betlehem gehen, um das Ereignis zu sehen, das uns der Herr kundgetan hat! So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag. Als sie es sahen, erzählten sie von dem Wort, das ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle, die es hörten, staunten über das, was ihnen von den Hirten erzählt wurde. Maria aber bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen. Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für alles, was sie gehört und gesehen hatten, so wie es ihnen gesagt worden war. (Lk 2,8-20)

Das Wunder beginnt
     Nicht im Tempel
Auch nicht in einer Kirche.
          Sondern
          Auf freien Feld
Unter Sternen – in Nacht

Das Wunder beginnt
     Aber nicht auf Befehl
Nicht in Predigt und Belehrung
          Sondern
          Im Lied vom Himmel her
In der Weite zitternder Hirtenherzen

Das Wunder beginnt
     Nicht in einer Explosion
Nicht im Dröhnen
          Sondern
          Im zarten Säuseln des Windes
In Rührung der Seelen

          Das Wunder
     Ist wie ein Kind – unschuldig, bedürftig, nackt, arm
wenig göttlich, gar nicht allmächtig
streckt seine Hände in die Welt hinein aus

          Das Wunder
     Geschieht überall und immerwährend
Alles Leben der Welt wird geboren
Dem Gottesherzen entfließt es
umarmt die Welt

          Das Wunder
     allgegenwärtig – allliebend – allseiend
Gezeugt nicht geschaffen
Mensch aller Menschen
noch immer unter uns

P. Abraham Fischer OSB