Impuls am Dienstag der Fünften Fastenwoche (28.3.2023)
Den Weisungen des Abtes in allem gehorchen, auch wenn er selbst, was ferne sei, anders handelt; man denke an die Weisung des Herrn: „Was sie sagen, das tut; was sie aber tun, das tut nicht.“
(RB 4,61)
„Was ferne sei…:“ Wenn in der Benediktsregel diese Formulierung gebraucht wird, dann weiß man eigentlich direkt, dass es um ein Thema von großer Wichtigkeit geht und dass dieses in Wahrheit recht häufig Konfliktstoff in einer Klostergemeinschaft bietet. So wird hier der Gehorsam dem Abt gegenüber eingefordert im Wissen darum, dass Gehorsam in dieser Situation eine wahre Herausforderung ist. Hält sich der Abt doch selbst nicht an das, wozu ihn seine Vorbildfunktion eigentlich verpflichtet. Indem mit einer Stelle aus dem Matthäusevangelium (Mt 23,3) eine Weisung Jesu zu diesem Dilemma zitiert wird, wird zu einer differenzierten Wahrnehmung der eigenen Verantwortung aufgefordert: Gültiger Maßstab für das eigene Handeln bleiben die Heilige Schrift, die Benediktsregel und das eigene Gewissen. Schlechtes und unvorbildliches Verhalten des Abtes oder auch anderer Brüder dienen nicht der Begründung eigenen Fehlverhaltens.
P. Vincent Grunwald OSB