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Im zweiten Jahr des Darius erging im achten Monat das Wort des HERRN an den Propheten Sacharja, den Sohn Berechjas, des Sohnes Iddos: Schwer hat der HERR euren Vätern gezürnt. Deshalb sag zu ihnen: So spricht der HERR der Heerscharen: Kehrt um zu mir – Spruch des HERRN der Heerscharen -, dann kehre ich um zu euch, spricht der HERR der Heerscharen. Seid nicht wie eure Väter, denen die früheren Propheten verkündeten: So spricht der HERR der Heerscharen: Kehrt doch um von euren heillosen Wegen und von euren heillosen Taten! Aber sie hörten nicht und schenkten mir kein Gehör – Spruch des HERRN. Wo sind nun eure Väter? Und die Propheten – leben sie ewig? Meine Worte und meine Gesetze, die ich meinen Knechten, den Propheten, gebot, haben sie sich nicht an euren Vätern erfüllt? Darauf kehrten sie um und sagten: Wie der HERR der Heerscharen geplant hatte, nach unseren Wegen und unseren Taten an uns zu handeln, so hat er an uns gehandelt. (Sach 1,1-6)

In der nächsten Woche lesen wir in unseren täglichen Adventslesungen Texte des Propheten Sacharja. Er ist um das Jahr 520 v. Chr. aufgetreten, zu einer Zeit, als das Volk Israel nach der großen Katastrophe des Babylonischen Exils in sein Land zurückkehren konnte. Das große Projekt, das Sacharja begleitet, ist der Wiederaufbau des zerstörten Tempels – für ihn ein Akt der Umkehr des Volkes Gott gegenüber.

„Kehrt um zu mir, dann kehre ich um zu euch!“ So legt es der Prophet Gott in den Mund. Umkehr ist ein wechselseitiges Geschehen. Nicht nur wir Menschen kehren um zu Gott – auch Gott kehrt um zum Menschen, er wendet sich uns wieder zu, macht einen neuen Anfang mit uns. So wie er einen neuen Anfang mit Israel nach dem Exil gemacht hat, so möchte er auch in diesem Advent mit uns neu beginnen.

Kehren wir heute neu um zu unserem Gott, denn er ist schon längst zu uns umgekehrt!

P. Maurus Runge OSB

Ich komme, um alle Völker und Zungen zu versammeln, dass sie kommen und meine Herrlichkeit sehen. Und ich will ein Zeichen unter ihnen aufrichten und einige von ihnen, die errettet sind, zu den Völkern senden, nach Tarsis, nach Pul und Lud, nach Meschech, Tubal und Jawan und zu den fernen Inseln, wo man nichts von mir gehört hat und die meine Herrlichkeit nicht gesehen haben; und sie sollen meine Herrlichkeit unter den Völkern verkündigen.

Jes 66,18b-19

Sie zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Bibel:
die Verheißung, dass Gott alle Menschen versammeln will.

„ … so sammle die Menschen
aller Völker und Sprachen, aller Schichten und Gruppen
zum Gastmahl der ewigen Versöhnung in der
neuen Welt deines immerwährenden Friedens
durch unseren Herrn Jesus Christus.“

So heißt es im Hochgebet um Versöhnung.

Wie schön wäre es, wenn das heute schon Wirklichkeit wäre.
Doch wir Menschen gönnen es uns scheinbar nicht,
machen uns das Leben schwer
– im alltäglichen Miteinander
und im Großen des Krieges.

„Mach deine Kirche zum Zeichen der Einheit
unter den Menschen und zum Werkzeug
deines Friedens.“
So beten wir im gleichen Hochgebet.
Doch schon hier gelingt es oft nicht.

Liegt es vielleicht auch daran,
dass wir gerne beim ersten Vers des heutigen Textes hängen bleiben
und nicht den zweiten lesen?!

Wir sollen uns nicht ausruhen und abwarten.
Wir sind gesandt!

P. Guido Hügen OSB

Denn vergessen sind die früheren Nöte, sie sind vor meinen Augen verborgen. Ja, siehe, ich erschaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde. Man wird nicht mehr an das Frühere denken, es kommt niemand mehr in den Sinn. Vielmehr jubelt und jauchzt ohne Ende über das, was ich erschaffe! Denn siehe, ich erschaffe Jerusalem zum Jauchzen und sein Volk zum Jubel. Ich werde über Jerusalem jubeln und frohlocken über mein Volk. Nicht mehr hört man dort lautes Weinen und Klagegeschrei. Es wird dort keinen Säugling mehr geben, der nur wenige Tage lebt, und keinen Greis, der seine Tage nicht erfüllt; wer als Hundertjähriger stirbt, gilt als junger Mann, und wer die hundert Jahre verfehlt, gilt als verflucht. Sie werden Häuser bauen und selbst darin wohnen, sie werden Weinberge pflanzen und selbst deren Früchte genießen. Sie werden nicht bauen, damit ein anderer wohnt, nicht pflanzen, damit ein anderer isst, sondern wie die Tage eines Baumes sind die Tage meines Volkes und das Werk ihrer Hände werden meine Auserwählten selber verbrauchen. Sie mühen sich nicht vergebens und gebären nicht für den schnellen Tod. Denn sie sind die Nachkommen der vom HERRN Gesegneten und ihre Sprösslinge sind mit ihnen. So wird es sein: Ehe sie rufen, antworte ich, während sie noch reden, höre ich. Wolf und Lamm weiden zusammen und der Löwe frisst Stroh wie das Rind, doch der Schlange Nahrung ist der Staub. Man tut nichts Böses und begeht kein Verbrechen auf meinem ganzen heiligen Berg, spricht der HERR. (Jes 65,16b-25)

In der heutigen Textstelle des Jesaja zum zweiten Advent hören wir die Verheißungen auf die Endzeit hin. Für mich ist es geradezu tröstlich, dass die Vollendung noch aussteht – die Verheißungen, dass Jubel herrsche, dass Friede sei, dass Arglosigkeit nicht vergeblich ist. Wolf und Lamm, Löwe und Rind stehen eigentlich für das Gegensätzliche in der Natur. In der Vollendung aber fällt alles Gegensätzliche ineinander. Und dann der so tröstliche Gedanke im Vers 17: Denn schon erschaffe ich einen neuen Himmel und eine neue Erde. Da klingen die Verse aus der Offenbarung an: Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, auch das Meer ist nicht mehr. (Offb 21,1-2)

Diese Texte höre ich oft bei Beerdigungen. Sie sind Trostworte für die Vollendung eines jeden Menschen, der Gottes Geschöpf ist und bleibt.

Br. Benjamin Altemeier OSB

Hättest du doch den Himmel zerrissen und wärest herabgestiegen…

(Jes 63,19b – ganze Lesung: Jes 63,19b – 64,3)

Zerreiß doch den Himmel und komm doch endlich in diese Welt: So könnte vielleicht ein flehender Ruf heutiger Menschen lauten. Wenn wir auf das Leid so  vieler Menschen schauen, sei es in der Ukraine, im Gaza-Streifen oder anderswo in der Welt, spüren wir in unserem Inneren ein drängendes Flehen zu Gott hin: Zerreiß den Himmel und komm, schreite ein. Ja, uns Heutige umgeben Ungerechtigkeit, Verzweiflung, Krieg, Leid und Schmerz in unserer Welt. Der flehende Ruf des Propheten Jesaja scheint aktueller denn je. Auch in diesem Advent harren wir, dass Gott zu uns kommt; dass er kommen möge mit seiner erlösenden und befreienden Botschaft.

Doch Gott wird als ein kleines und hilfloses Kind in diese Welt kommen.

Vielleicht gerade durch das zerbrechliche göttliche Kind, das unser Friedensfürst ist, erahnen wir die Einladung, dass es auch auf mich persönlich ankommt, hier und jetzt göttliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Friedens, der Gerechtigkeit und des Trostes zu sein.

Fangen wir doch heute an!

Br. Emmanuel Panchyrz OSB

Blick vom Himmel herab und sieh her von deiner heiligen, prachtvollen Wohnung! Wo ist dein leidenschaftlicher Eifer und deine Macht? Dein großes Mitgefühl und dein Erbarmen – sie bleiben mir versagt! Du bist doch unser Vater! Abraham weiß nichts von uns, Israel kennt uns nicht. Du, HERR, bist unser Vater, Unser Erlöser von jeher ist dein Name. Warum lässt du uns, HERR, von deinen Wegen abirren und machst unser Herz hart, sodass wir dich nicht fürchten? Kehre zurück um deiner Knechte willen, um der Stämme willen, die dein Erbbesitz sind! Für eine kurze Zeit haben unsere Feinde dein heiliges Volk in Besitz genommen; dein Heiligtum haben sie zertreten. Wir sind geworden wie die, über die du nie geherrscht hast, über denen dein Name nie ausgerufen wurde. Hättest du doch den Himmel zerrissen und wärest herabgestiegen. (Jes 63,15-19a)

 

Wo steckt Gott?

Das ist eine Frage, die uns Menschen immer wieder beschäftigt. Man kann das aus nüchterner geisteswissenschaftlicher Sicht betrachten und fragen: Wo ist die andere Welt? Und: wenn die Toten wirklich auferstehen: Wo sind sie? Unsere Lieben und die unendlich vielen, die vor uns auf dieser Erde gelebt haben? Gerade auf die letzte Frage können wir nicht mehr distanziert antworten, denn existentiell gefragt, formuliert sich die Frage wohl eher so:

Wo versteckt sich Gott? – Warum lässt er sich nur so schwer finden?

In dieser durch Not verschärften Fragestellung finden wir uns in der Ambivalenz aller Beziehungen wieder. Sie öffnen beide Beziehungsrichtungen: Wie schön und unterstützend ist es, wenn wir Menschen an unserer Seite haben dürfen, die uns unterstützen, die uns begleiten, die uns lieben. Und wie schmerzhaft wird es, wenn solche Menschen fehlen. Nagende Einsamkeitsgefühle, verzweifelte Schreie sind dann unsere Reaktion.

Mit der Gottesbeziehung ist es ebenso. Er fehlt uns. Wir suchen. Und dann machen wir Gott dem Menschen auf unsere Art und Weise gleich. Gott ist nicht mehr Gott, sondern nur noch eine Art „Supermensch“ – besser, schneller, stärker, größer – allmächtig im Menschensinn. Ein Unweg und ein Umweg.

Dabei müssen und können wir Gott nicht uns Menschen vergleichbar machen. Das gelingt nie. Wenn wir wirklich auf die Suche nach dem Anderen, nach dem Eigenen, nach dem wirklich Göttlichen gehen, ändert sich auch die Richtung unserer Frage:

Worin überall steckt Gott?

Die Antwort ist im Grunde einfach und so schwierig zugleich: Er ist überall – der Himmel ist längst zerrissen und Gott ist schon immer in der Welt. Nicht etwa Aufsehen erregend, nicht laut, nicht halbstark, nicht gewalttätig. Gott ist da, wie ein Kind da ist. Hier. Jetzt. Überall. Die andere Richtung ist göttlich: Er ist uns gleich geworden und genau darin offenbart er seine Gottheit. Er ist nicht Superheld-Supermensch, er ist supermenschlich, hat unsere Natur nicht nur angenommen, sondern auf geheimnisvolle Weise vertieft. Er ist einer von uns mitten unter uns. Hier. Jetzt. Überall.

Wir feiern das Marienfest: Gottes Tor unter den Menschen öffnet ihn ins Menschsein hinein.

P. Abraham Fischer OSB

Auf deine Mauern, Jerusalem, habe ich Wächter gestellt. Den ganzen Tag und die ganze Nacht, niemals sollen sie schweigen. Die ihr den HERRN erinnert, gönnt euch keine Ruhe! Lasst ihm keine Ruhe, bis er Jerusalem festigt und bis er es einsetzt als Ruhm auf Erden! Der HERR hat geschworen bei seiner Rechten und bei seinem starken Arm: Nie mehr gebe ich dein Korn deinen Feinden zu essen. Nie mehr trinken Fremde deinen Wein, um den du dich so gemüht hast.  Die das Korn ernten, sollen es auch essen und den HERRN preisen. Die den Wein lesen, sollen ihn auch trinken in den Vorhöfen meines Heiligtums. Zieht ein, zieht ein durch die Tore, bahnt dem Volk einen Weg! Bahnt, ja bahnt die Straße und räumt die Steine beiseite! Richtet ein Zeichen auf für die Völker!  Siehe, der HERR hat es bekannt gemacht bis ans Ende der Erde. Sagt der Tochter Zion: Siehe, deine Rettung kommt. Siehe, sein Lohn ist mit ihm und sein Ertrag geht vor ihm her! Dann wird man sie nennen Heiliges Volk, Erlöste des HERRN. Und du wirst genannt werden: Begehrte, nicht mehr verlassene Stadt. (Jes 62,6-12)

Wollte ich diese Lesung so verstehen, dass sie den endgültigen Wiederaufbau der Stadt Jerusalem ankündigt, dann hätte sie nichts zu sagen. Jerusalem ist im Laufe der Geschichte schon mehrmals zerstört worden. Sie ist vergänglich wie alle Städte dieser Welt.
Sie steht vielmehr für die gottgewollte Zivilisation der Menschen als einer Gemeinschaft, in der alle Verhältnisse von Gerechtigkeit und dauerhaftem Frieden geprägt sind. Der Prophet sagt: das ist kein Traum, keine Utopie, auch wenn es uns hier auf Erden nicht glückt, dieses Reich der endgültigen, freien Wirklichkeit mit eigener Kraft aufzubauen. Sie existiert in uns als heiße Sehnsucht nach einem erfüllten Leben im echten Miteinander. Das lässt uns keine Ruhe.

Also versuche ich, in dem Text aus dem Buch Jesaja Ansatzpunkte herauszufinden, die mir helfen, meine vom Glauben genährte Sehnsucht zu stärken, dass durch die Ankunft Jesu Christi auch die friedvolle Einheit aller Menschen aufgebaut und verwirklicht wird

Z.B. könnte ein solcher Ansatzpunkt sein:
Gott an die großen Visionen erinnern, die er mir und vielen anderen eingepflanzt hat. Nicht weil er ein schlechtes Gedächtnis hätte, sondern damit er merkt, dass wir ihn ernst nehmen und seinen Versprechen trauen. Nur durch unsere Bereitschaft dazu, auch das uns Mögliche beizusteuern, im täglichen Umgang, in der verlässlichen Beziehung zueinander, im Ertragen der Schrullen usw., und das in enger Verbindung zum gegenwärtigen Christus, werden wir schon jetzt zu Bürgern der Neuen Stadt, die da heißen wird: Begehrte, nicht mehr verlassene Stadt.

P. Johannes Sauerwald OSB

Kleider machen Leute – ein Impuls zu Jes 61,10-11

Ein bekanntes Sprichwort lautet: „Kleider machen Leute“. Das Sprichwort bezieht sich darauf, dass wir durch unsere Kleidung etwas ausdrücken wollen: Wer wir sind oder wer wir gerne sein möchten. Woher wir kommen oder was wir vertreten. Offenbar ist die passende Kleidung gar nicht so unwichtig. Bei Mitarbeitern in Banken oder in Wirtschaftsbetrieben wird Wert darauf gelegt, dass diese sich ordentlich kleiden. Polizisten oder Bahnbedienstete müssen in ihrer Dienstzeit eine Uniform tragen. Ärzte tragen weiße Kittel und Mönche den Habit. Wird ein Fest gefeiert, ziehen sich die meisten von uns auch dementsprechend an. Beim Sport tragen wir moderne und effektive Sportwäsche, und so spielen in unserer Freizeit Kleider auch eine wichtige Rolle.  Manche Feste haben sogar traditionelle Festtagskleider. Und die Messgewänder in der Kirche entsprechen der jeweiligen liturgischen Farbe. Kleider sagen viel über uns.

Und die Gewänder des Heils? Denn Kleider spielen auch im Abschnitt unseres Bibeltextes aus dem Buch Jesaja eine wichtige Rolle. Sie sind Bilder für das, was Gott dem Boten seiner frohen Nachricht schenkt. Angesichts dieses Geschenkes will sich der Verfasser „von Herzen freuen über den Herrn und in Jubel ausbrechen über seinen Gott.“  Den Grund seiner Freude erfahren wir auch: „Denn er kleidet mich in Gewänder des Heils, er hüllt mich in den Mantel der Gerechtigkeit, wie ein Bräutigam sich festlich schmückt und wie eine Braut ihr Geschmeide anlegt.”

Es geht also um Freude. Freude vielleicht wie bei einer Hochzeit, wo die Menschen sich festlich gekleidet haben. Der Advent ist eine Zeit, in der wir neue Kleider anziehen dürfen. Kleider, um sich den Zwängen des Lebens mit seinen Verpflichtungen zu entziehen. Die Gewänder des Heils und der Mantel der Gerechtigkeit sind für mich starke Bilder der Liebe. Diese Liebe darf ich wie festliche Kleidung anziehen. Advent heißt auch, dass ich in meinem Kleiderschrank des Lebens Platz für Gottes Mantel der heilenden Liebe machen darf – für Christus! Denn in der Taufe habe ich ihn als ein neues Gewand angezogen. Advent heißt auch, dass ich den vollen Kleiderschrank meines Lebens einen kleinen Spalt öffnen darf, dass Christus den Mantel seines Lichtes über mich ausbreiten kann. Advent heißt aber auch, den Faden der Liebe Gottes aktiv aufzunehmen und an dieser Kleidung mit zu weben und zu nähen, um in der Barmherzigkeit Gottes dem Nächsten und mir selbst gegenüber zu handeln.

Der heilige Nikolaus, dessen Gedenktag wir heute feiern, war in seinem Tun und Handeln ganz vom Mantel des Heiles in der Nachfolge Christi umwoben. Nikolaus schöpfte aus den Taschen seiner Kleidung immer wieder Liebe und Barmherzigkeit für seine Nächsten. Er war ganz und gar mit Christus bekleidet. Nikolaus motiviert uns, die Adventszeit zu nutzen, um die Kleidung zu wechseln – legen wir den alten Mantel der Zwänge ab und ziehen die Kleidung der Freiheit im Zeichen der Liebe Gottes an. Kleider machen Leute – Gott Menschen!

Br. Benedikt Müller OSB

Der Geist Gottes des Herrn ist auf mir, weil der Herr mich gesalbt hat.
Er hat mich gesandt, den Elenden gute Botschaft zu bringen,
die zerbrochenen Herzen zu verbinden,
zu verkündigen den Gefangenen die Freiheit,
den Gebundenen, dass sie frei und ledig sein sollen;
zu verkündigen ein gnädiges Jahr des Herrn und
einen Tag der Rache unsres Gottes,
zu trösten alle Trauernden,
zu schaffen den Trauernden zu Zion,
dass ihnen Schmuck statt Asche, Freudenöl statt Trauer,
schöne Kleider statt eines betrübten Geistes gegeben werden,
dass sie genannt werden »Bäume der Gerechtigkeit«, »Pflanzung des Herrn«, ihm zum Preise. 

Jes 61,1-3

Christus, der Gesalbte.
Der Gesandte in unsere Welt.
Der Verkünder einer frohen, freimachenden Botschaft.
Der Friedensbringer.

Christen, die Gesalbte in Taufe und Firmung.
Gesandt in den Alltag unseres Lebens.
Um Seine frohe, freimachende Botschaft weiter zu sagen.
Um Frieden zu leben und weiter zu geben.

P. Guido Hügen OSB

Blühendes Hoffnungslicht strahlt auf – ein Impuls zu Jes 60,19-22

Es ist dunkel. „Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker“. Viele Orte des Leids und der Enttäuschung können wir heute nennen, das Dunkel in der Welt und das Dunkel in unserem Leben. Die Dunkelheit im Leben. Im Dunkeln sitzen. Eine Erfahrung, die auch die heilige Barbara, deren Gedenktag wir heute feiern, machen musste. Barbara, eine junge Frau, eingesperrt in der tiefen Dunkelheit des Verlieses im Turm. Eingesperrt vom eigenen Vater, weil sie Christus durch die Taufe nachfolgt. Und doch wird ein blühender Zweig zum Hoffnungslicht für die junge Frau in der Dunkelheit des Turmes. Barbara weiß darum, dass die Dunkelheit nicht das letzte Wort hat.

„Die Sonne soll nicht mehr dein Licht sein am Tage, und der Glanz des Mondes soll dir nicht mehr leuchten, sondern der HERR wird dein ewiges Licht und dein Gott wird dein Glanz sein. Deine Sonne wird nicht mehr untergehen …und die Tage deines Leidens sollen ein Ende haben.“

Barbara spürt in ihrer Herzenstiefe, dass ihr ewiges Licht kommt – Christus selbst! Und das gilt auch für uns: Jesus erhellt unsere Existenz. Er erleuchtet unsere lichtvollen Tage, auch die unabsehbar finsteren Tage im Angesicht von Tod und Leid.  Gott kommt mit seinem Liebeslicht des Lebens zu uns.  Blühende Zweige mitten im Winter werden zum Hoffnungslicht. Sie ermutigen wie ein Licht in der Dunkelheit. Sie stärken den Glauben. Sie entfachen die Liebe. Sie wecken die Hoffnung. Das ist es, was Advent bedeutet.

Ja, und die Kerzen, die wir im Advent anzünden, sind ein schöner Hinweis auf das zu erwartende Licht. Die Kerzen weisen auf den kommenden Christus: Für ihn ist kein Leben zu dunkel. Licht geht von Jesus aus: Wärme, Freude, Liebe, Orientierung, Leben. Das spürte auch Barbara, als sich auf dem Weg in das Verlies des Turmes ein Kirschzweig in ihrem Kleid verfing. Sie stellte ihn in ihrer Zelle in einen Krug mit Wasser. Knospen trieben hervor. Eines Tages sprangen sie auf. Zarte weiße Blüten sprossen im Winter. Vielleicht dachte Barbara in diesem Moment: „Du schienst wie tot, aber aus totem Holz ist neues Leben entsprungen. Ich glaube, so wird es auch mit mir sein. Wenn sie mich töten, dann wird mein Tod das Tor zum Leben im Licht des HERRN.“ So können Barbara und der blühende Kirschzweig für uns zum Hoffnungslicht in Zeiten der Dunkelheit werden, weil das blühende Licht der Welt in unser Leben kommt. Für immer – für ewig.

Br. Benedikt Müller OSB

Wer darf hinaufziehn zum Berg des HERRN,
wer darf stehn an seiner heiligen Stätte?
Der unschuldige Hände hat und ein reines Herz,
der seine Seele nicht an Nichtiges hängt und keinen trügerischen Eid geschworen hat.
Er wird Segen empfangen vom HERRN
und Gerechtigkeit vom Gott seines Heils. 

Psalm 24, 3-5 (Textstelle insgesamt: Ps 24,1-10)

Die Bedingungen sind klar für die, die hinaufziehen wollen zum Haus Gottes.
Und der Lohn auch: Segen und Gerechtigkeit.

Ein guter Einstieg in den Advent.
Einmal wieder zur Be-Sinn-ung kommen.
Auf mich selbst schauen.
Auf das, was mein Leben prägt,
woran ich mich orientiere.

Das Evangelium im Gottesdienst des 1. Advent
spricht eine klare Sprache:
„Seid wachsam!“ (Mk 13,33-37)

Seid wachsam, seid achtsam
auf Euch selber.
Und auf die Menschen neben euch.
Auf die Natur, unsere Schöpfung.

Nur dann kommen wir hin zu Gott, kommt ER selber uns entgegen.
ER, der „König der Herrlichkeit“!
Der immer schon auf dem Weg zu uns ist.

P. Guido Hügen OSB