Hier finden Sie die Predigten unserer Brüder – sofern diese mit der Veröffentlichung einverstanden sind – zum Nachlesen. Gerade in der Zeit, in der unsere Gottesdienste wegen der Verbreitung des Coronavirus nicht öffentlich sind, möchten wir Ihnen so Anteil geben an unserem Leben.

Am 21. März feiern die Benediktinerklöster das Hochfest des Transitus ihres Ordensvaters Benedikt, also seines Übergangs von diesem Leben in die Welt Gottes. Es ist eine gute Tradition, dass wir dieses Fest gemeinsam mit unserem Freundeskreis feiern, der an diesem Tag auch seine Jahreshauptversammlung abhält. Gastprediger war Pfr. Wolfgang Severin, Pfarrer an der Deutschen Gemeinde in Brüssel, der schon seit vielen Jahren mit Firmlingen in unser Kloster kommt. Wir danken ihm ganz herzlich für seine Worte, die wir im folgenden dokumentieren:

Ich weiß nicht, wie Sie ihn sich vorstellen, Ihren letzten Atemzug auf dieser Erde.
In einem Krankenhaus oder im Altersheim? Alleine oder von Ihren Liebsten umgeben? Bewusst oder unbemerkt im Schlaf?  Geplant von einer Sterbehilfeorganisation mit einer letzten Fahrt in die Schweiz und mit Ihrer Lieblingsmusik oder ohne jede Vorbereitung bei einem Unfall von einem Auto überfahren oder bei einem Flugzeugabsturz?

Oder vielleicht haben Sie es sich noch gar nicht vorgestellt oder, sobald der Gedanke dazu kam, ihn schnell weggedrückt: Steht noch nicht an, erst morgen oder übermorgen oder wenn es so weit ist, dann ist es noch früh genug.

Wie auch immer Sie es sich vorstellen, die wenigsten werden es sich so wünschen, wie es vom Hl. Benedikt berichtet wird.
Als er bemerkte, dass es auf das eigene Sterben zuging, so erzählt es die Heiligenlegende, ließ er sechs Tage vor seinem Tod sein Grab ausheben und bat am siebten Tag seine Mitbrüder, ihn in die Kapelle zu führen;
dort stand er, gestützt von ihnen mit einem letzten Gebet auf den Lippen, den Weg zum Himmel offen sehend, um dann seinen letzten Atemzug zu tun und hinüberzugehen in das Reich des Lichtes.

Als Pfarrer führe ich des Öfteren Gespräche über das Sterben, aber diese Version steht nie auf der Liste der Menschen. In der Regel wünschen wir uns, dass es schnell und für uns selbst möglichst unbemerkt gehen möge, einfach einschlafen und nicht wieder wach werden – so erhoffen es die Allermeisten.
Und verstehen Sie mich richtig:
Das ist ja auch nachvollziehbar.
Das Unangenehme möchten wir zur Seite schieben, es möglichst in den hintersten Winkel unseres Bewusstseins verstecken und dabei hoffend, dass, wenn es schon sein muss, es hoffentlich schnell vorübergeht – und was gibt es schon Unangenehmeres als den Tod. Wenn er schon unausweichlich ist, dann möge er es bitte kurz machen. Und er möge sich bitte nicht von weitem ankündigen, sondern lieber schnell und überraschend aus der Hecke springen.

Und doch: Sie werden es zugeben müssen. Unabhängig ob es beim Hl. Benedikt so war, wie es erzählt wird oder nicht, so hat diese Geschichte seines Todes doch etwas Faszinierendes an sich. Es fasziniert, dass dort offenbar jemand KEINE Angst vor dem da Kommenden hat, es fasziniert, dass der Heilige Schritt für Schritt seines Sterbens bewusst gehen konnte, nahezu planen konnte, es fasziniert, dass er dabei nicht in Trauer und Selbstmitleid verfiel, sondern zuversichtlich und hoffnungsvoll, voller Erwartung war.
Der Tod kontrollierte nicht ihn, sondern umgekehrt: Benedikt nahm ihm seine bedrohliche Kraft, indem er ihn annahm, gestaltete und als das sah, was er für ihn als tiefgläubiger Mensch war: Durchgang zu seiner Bestimmung, Übergang zur wahren Heimat, Vereinigung mit Gott.

Nun, werden Sie sagen, der war ja auch ein Heiliger. Da muss das so sein.
So ist das wohl.
Und dennoch wünschen wir uns doch selbst, etwas von dieser Lebens- und Todeseinstellung zu haben. Wir wünschten uns doch für uns selbst, nicht vor lauter Angst vor dem Tod ihn ständig zu verdrängen, um ihn am Ende doch siegen zu sehen, sondern ihm aufrecht und mit geradem Blick ins Auge zu sehen. Wir möchten menschenwürdig sterben, so sagen wir – und meinen damit, nicht einsam und alleine an einer Vielzahl von Schläuchen und piependen Maschinen angeschlossen, sondern der Würde eines Menschen entsprechend, menschenwürdig eben.
Was heißt das? Was ist eines Menschen würdig? Welches Sterben, welcher Tod, welches Leben?
Wir feiern ja in der Regel einen Heiligen nicht an seinem Geburtstag, sondern meistens an seinem Todestag, so auch heute hier, Jahr für Jahr. Wir feiern den Todestag des Hl. Benedikt, nicht seinen Geburtstag, nicht den Tag der Klostergründung in Montecassino, sondern den Tag seines Sterbens. Der Todestag ist der Dreh- und Angelpunkt, von dem aus wir die Vergangenheit eines Menschen, sein Leben also, betrachten und seine Zukunft, das also, was wir für ihn NACH seinem Tod erwarten.

Wir sagen, dass es neben ein paar anderen Dingen das Bewusstsein ist, dass uns als Menschen von den Tieren unterscheidet. Auch wenn man inzwischen feststellen konnte, dass auch manche Tierart eine Art von Bewusstsein hat, so wird es sich doch graduell von dem des Menschen unterscheiden. Auch wenn ein Tier sich – und damit wird untersucht, ob ein Tier ein Bewusstsein von sich selbst hat – in einem Spiegel erkennt, dann heißt das noch lange nicht, dass ein Schimpanse, ein Delphin oder ein Elefant sich des eigenen Sterbens bewusst ist.
Gegenwärtig sieht es so aus, als wäre das nach wie vor dem Menschen vorbehalten.
Ein Wissen zwar, auf das wir allermeistens verzichten möchten, aber es macht uns offenbar zum Menschen. Es entspricht der Würde des Menschen, von seinem Tod zu wissen. Es ist des Menschen würdig, diesem Wissen entsprechend zu leben und zu sterben, menschenwürdig eben.
Warum das so ist?
Vermutlich weil das ein in Kauf zu nehmendes Nebenprodukt menschlichen Bewusstseins ist.

Das Bewusstsein ist naturwissenschaftlich nach wie vor ein großes Rätsel.
Wir wissen zwar, dass wir es haben, es gibt Thesen darüber, wie es in unserem Gehirn entsteht, aber keine endgültige Sicherheit über seine Entstehung.

Religiös gesprochen aber könnte die Tatsache, dass wir von unserem Tod wissen, ein Fingerzeig Gottes sein, ein Fingerzeig auf ihn hin. Mal angenommen es wäre wirklich wahr, was wir als Christen glauben, nämlich dass nach dem Tod nicht das Nichts kommt, sondern das Leben in Gemeinschaft mit Gott, wenn das Leben nicht durch den Tod begrenzt wäre, sondern ewig wäre. Nur mal angenommen es wäre wirklich wahr, dass wir in Ewigkeit gar nicht sterben können, sondern der Tod nur vermeintlich wäre, nur ein Übergang in eine andere Form des Lebens, wäre es dann nicht sinnvoll, dass Gott uns daran erinnert?

Wir wissen vom Tod, weil er uns daran erinnert, dass wir nicht für das Leben auf der Erde bestimmt sind, sondern für das ewige bei Gott.

Wenn wir vom Tod nicht wüssten, wüssten wir nicht von Gott, wenn wir uns unseres Sterbens nicht bewusst wären, wären wir uns nicht des ewigen Lebens bewusst.

Der hl. Benedikt ist auch deswegen ein Heiliger geworden, weil er nicht nur vom Wesen des Lebens wusste, sondern auch vom Wesen des Todes.
Er erzählt uns mit seinem Leben UND seinem Sterben bis heute vom Sinn menschlicher Existenz. Er bezeugt, dass wir von Gott kommen und zu Gott gehen. Christen erahnen, dürfen glauben, dass sie aus der Ewigkeit in diese Welt geboren werden und mit dem Tod in die Ewigkeit zurückkehren, heimkehren.

In Todesanzeigen findet es sich leider nicht mehr sehr oft, aber früher war es gang und gäbe. Da hieß es immer:
Am soundsovielten ging der und der HEIM zu Gott. Man sprach von Heimkehr, vom Heimgang eines Menschen. Daraus sprach das Bewusstsein, dass die wahre Heimat des Menschen die ewige ist, nicht die vergängliche, nicht die Erde, sondern der Himmel.

Wenn das aber so ist, stellt sich doch automatisch die Frage, warum wir überhaupt hier sind? Warum leben wir? Warum nehmen wir nicht die Abkürzung und bleiben gleich in der Ewigkeit ohne Umweg über das doch oft beschwerliche Leben auf diesem Planeten? Warum?
Warum die Schmerzen der Geburt, das Auf und Ab der vielen Lebensstationen mit Glück und Unglück, mit Gesundheit und Krankheit, mit Liebe und mit Hass, mit Krieg und Frieden?
Genau darum!  Wir sind in der Welt, um in der Welt zu sein. Wir sind in der Welt, um in der Welt zu sein.

Wir alle wissen Dinge erst dann richtig zu schätzen, wenn sie vergangen sind. Erst wenn uns eine Krankheit erwischt, wissen wir unsere Gesundheit zu schätzen. Erst wenn eine Freundschaft aus irgendwelchen Gründen beendet wurde, wissen wir diese Freundschaft erst wirklich zu schätzen.
Erst wenn Krieg in der Welt ist, wissen wir den Frieden erst wirklich zu schätzen.
Und: Vielleicht lernen wir den Himmel erst richtig zu schätzen, wenn wir mal auf der Erde gelebt haben.

Gott ist die Liebe – so sagt es uns der 1. Johannesbrief. Gott ist die Liebe. Wenn wir also glauben können, von Gott zu kommen, dann kommen wir aus der Liebe, aus der tiefen Verbundenheit von allem, aus einer unbeschreiblich tiefen Einheit – und wenn wir glauben können, nach dem Tod wieder zu Gott zu gehen, dann glauben wir, wieder in diese tiefe Verbundenheit zurückzugehen.
Und dazwischen liegt das Leben hier, auf dieser Erde, hier in dieser Welt. Dazwischen liegen die Erfahrungen von Gesundheit und Krankheit, von Wut und Freude, von Trauer und Glück, von Hass und Liebe. Hier auf dieser Erde erleben wir, wie es ist, NICHT ständig in Liebe und in Verbundenheit mit Gott zu leben. Wir sind getrennt, voneinander und von ihm.
Aber das ist nicht die ganze Wahrheit des Menschen, der menschlichen Existenz: Innerlich sind wir immer noch miteinander und mit Gott verbunden- mit dem unzerstörbaren Band der Liebe.
Jesus sagt in einem Gebet in seinen Abschiedsreden im Johannesevangelium: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein; ich in ihnen und du in mir. Was für ein Satz: Ich in ihnen, Du in mir. Alle eins.
Hier beschreibt Jesus die Wirklichkeit der Existenz des Menschen.
In dieser Welt nur vergessen wir das viel zu oft – wir kommen ohne dieses Wissen, ohne diese Gewissheit der Einheit mit der ewigen Liebe auf diese Welt.
Unsere Aufgabe ist es, in diesem Leben Spuren dieser Einheit wiederzuentdecken. Uns daran zu erinnern, wer wir wirklich sind. Dabei hilft uns die Liebe.
Wenn Gott wirklich die Liebe ist, dann ist jede Erfahrung von Liebe eine Gotteserfahrung. Wenn Gott die Liebe ist, dann ist die Liebe Gott. Überall wo mir wirkliche Liebe begegnet, begegnet mir der wirkliche Gott.
Und wenn ich diese Spuren der ewigen Liebe entdeckt habe, entbrennt in mir die Sehnsucht nach dieser ewigen Liebe umso stärker.
Das ist es, was den Hl. Benedikt bewegt hat. Er hatte die Spuren Gottes in der Welt wiederentdeckt. Er ahnte und war gewiss, dass er aus der ewigen Liebe kam und wieder dorthin gehen würde. So wurde der Tod für ihn das Tor zum Leben. Er wusste, dass es unsere Aufgabe ist, uns gegenseitig zurück in die ewige Liebe, zu Gott hinzuführen.
Deswegen spricht mich das Bild vom aufrechtstehenden sterbenden Benedikt so an, aufrecht dem Licht entgegen, gestützt von seinen Brüdern, die ihrer Aufgabe entsprechend ihren Bruder Benedikt ins Licht führen.

Wir sind alle ohne jede Ausnahme in dieser Welt, um uns gegenseitig wieder ins Licht zu führen, uns auf die Spuren der Liebe aufmerksam zu machen, uns gegenseitig zu helfen, darin Gott zu erkennen und damit unser aller Existenz sinnvoll zu machen und zum Ziel zu führen.

Und Sie als Benediktinerkonvent sind und können uns allen damit besonders hilfreich sein. Sie haben Ihre Existenz so offensichtlich für uns alle an diesen Gott gehängt. Natürlich sind auch Sie nur Menschen, nicht heiliger als wir alle – das werden Sie mir hoffentlich verzeihen – aber sie ermöglichen uns mit Ihrer Existenz und Lebensweise einen Hinweis auf diesen Gott, der nicht so leicht zu übersehen ist. Sie teilen miteinander, versuchen sich gegenseitig mit Respekt und Liebe zu begegnen und vereinen sich im regelmäßigen Gebet mit Gott und heben Ihre Gemeinschaft auf eine andere Ebene – nämlich auf die unserer aller wahren Existenz. Und ob sie leben oder schon verstorben sind, Sie nehmen niemanden davon aus.

Mich beeindruckt vieles an der Symbolsprache Ihrer Kirche, aber eines im Hinblick auf Tod und Leben immer besonders – dass Sie als Konvent hier keinen Kreis, sondern einen Halbkreis bilden und der Halbkreis zum vollen Kreis durch die Gräber der Mitbrüder vollendet wird, die auf der anderen Seite der Apsis zu finden sind. Niemand ist ausgeschlossen, alle gehören zusammen, vereint durch den, der hier in unserer Mitte über unseren Köpfen hängt, der Auferstandene, der beide Ebenen, horizontale und vertikale, Erde und Himmel miteinander verbindet.
Was für ein Zeichen, was Sie hier verwalten und leben dürfen – und uns damit alle in dieser Stadt Meschede und darüber hinaus immer wieder daran erinnern, woher wir kommen und wohin wir gehen: aus der Ewigkeit und in die Ewigkeit. Davor muss niemandem angst und bange sein, aufrecht wie der Hl. Benedikt, gestützt von allen, die uns Brüder und Schwestern sind, können wir dem Ewigen entgegen gehen.
Danke für Ihr Zeugnis, liebe Brüder von Königsmünster.

von P. Julian M. Schaumlöffel OSB

Liebe Schwestern und Brüder,

die tollen Tage des Karnevals – so man sie angesichts der weltpolitischen Lage überhaupt zu feiern gewillt war – liegen gerade erst hinter uns, da konfrontiert uns das heutige Evangelium ausgerechnet mit dem Thema Versuchung. Irgendwie ein sperriges Wort: Versuchung.

Im Rückblick auf die hinter uns liegenden Tage des Frohsinns könnte man Versuchung als das Streben nach Vergnügen und Lust, Ausgelassenheit und Unbefangenheit verstehen, wobei die Frage nach der Verantwortung gerne ausgeblendet wird. Aber Versuchung und die Konsequenz daraus meint noch mehr: Es meint das eigene Selbst, die Verwirklichung des eigenen Willens und der eigenen Wünsche in den Mittelpunkt zu stellen. Einer derartigen Versuchung erliegt, wer Gott fern meint und zugleich glaubt, sich sein Glück selbst schaffen zu müssen oder eben ‚seines eigenen Glückes Schmied zu sein‘.

Die kleinen Versuchungen des Alltags kennen wir alle und auch ihnen konnten wir in den vergangenen Tagen wieder leicht erliegen. Es sind Versuchungen, die sehr unterschiedlich sind und jeder von uns kennt da seine eigenen Schwächen am besten.  Aber es gibt noch eine andere, gefährlichere Qualität von Versuchung, um den eigenen Willen und die eigenen Wünsche und Vorstellungen in den Mittelpunkt zu stellen: Das Bloßstellen und Fertigmachen anderer, das vermeintliche Verschaffen von wie auch immer gearteter Macht durch üble Nachrede und Mobbing und schließlich sogar das Durchsetzenwollen des eigenen Denkens und der eigenen Weltanschauung durch den zerstörerischen und vernichtenden Akt von Terror, Gewalt und Krieg. Der Jahrestag des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine führt uns dies leider nur allzu brutal vor Augen.

Wir Menschen sind manipulierbar und verführbar. Immer wieder verraten wir unsere Prinzipien oder Ziele, wir laden Schuld auf uns. Ja, wir Menschen wären gerne mächtig wie Gott. Das ist so seit Anbeginn der Welt – wir hörten davon in der Lesung. Das ist so, seit Adam und Eva durch Versuchung und Verführung das Paradies und damit die ungetrübte Gottesnähe verloren haben.

Das heutige Evangelium berichtet uns dagegen von einem Menschen, der diese ursprünglich in uns angelegte Gottesnähe dauerhaft für uns zurückgewonnen hat: Jesus von Nazareth.

Wir hörten von der Versuchung Jesu, die damit beginnt, dass der Geist ihn in die Wüste treibt. Unmittelbar zuvor wird bei Matthäus geschildert, wie sich der Himmel über der Taufstelle am Jordan öffnet und der Geist Gottes auf Jesus herabkommt. Zugleich erklärt eine Stimme: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.“ Hier also geht mit der Versuchung um, der gerade zuvor zum Kind Gottes erklärt worden ist. Und als dieses vom Geist erfüllte Kind Gottes gewinnt Jesus nun jene Gottesnähe zurück, die die Menschen durch die Verführbarkeit von Adam und Eva einst verloren haben. Er bewährt sich da, wo jene scheiterten. Die Scheidewand zwischen Gott und Mensch ist überwunden, der Zugang zum Paradies nicht länger verschlossen. Es ist der Geist des Vaters, seine unsichtbare, wirkmächtige Gegenwart, die Jesus in der Versuchung standhalten lässt.

Wir hörten, dass der Geist Jesus in die Wüste treibt. Die Wüste: Ein symbolträchtiger, religiös bedeutsamer Ort; Ort des Rückzugs, der Sammlung und des Neuanfangs, Ort besonderer Gottesnähe und Gotteserfahrung, Ort aber auch der Versuchung, Erprobung und Gefährdung. Und die Zeitangabe von 40 Tagen ruft unweigerlich alttestamentliche Bilder in Erinnerung. Mose verweilt 40 Tage und 40 Nächte fastend bei Gott auf dem Sinai. Der Prophet Elija wandert, gestärkt durch die Speise des Engels, vierzig Tage und Nächte zum Gottesberg Horeb, wo ihm die besondere Gottesbegegnung widerfährt. Vierzig Jahre lang dauert die Wüstenwanderung des Volkes Israel. Jesus wiederholt hier also Geschichte, er nimmt die Geschichte seines Volkes wieder auf. Er geht in die Wüste und Gott lässt zu, dass dieser eine Erwählte auf die Probe gestellt, in Versuchung geführt wird – so wie sein erwähltes Volk 40 Generationen zuvor. Auch hier geschieht etwas wie Erziehung, eine innere Klärung. Jesus wird sich bewusst, wohin sein Lebensweg führen soll, wohin er unweigerlich führen wird. Entscheidend ist: Jesus hält in der Versuchung stand, er bewahrt sich seine in Gott geschenkte Freiheit, er gerät nicht in die Abhängigkeit des Teufels.

Freiheit. Es lohnt sich, über diese in Gott geschenkte und an ihn gebundene Freiheit nachzudenken. Freiheit ist für uns Menschen niemals absolut, Freiheit hat Grenzen. Spätestens dort, wo die eigene Freiheit mit der Freiheit des anderen in Konflikt gerät, werden diese Grenzen sehr deutlich. Wahre Freiheit – und das ist das Paradoxe – gibt es nur in Begrenzung, in Bindung. Aber gerade in der Abhängigkeit, in der Bindung an Gott, ist uns erst wahre Freiheit möglich. Es ist eine Freiheit von den Vernichtungsmächten dieser Welt, Freiheit von der Gier, von der Zerstreuungssucht, Freiheit von dem Wunsch, sich an Gottes Stelle setzen zu wollen. Denn gerade in diesem zerstörerischen Wunsch liegt die größte Versuchung, das größte Unheil. Die Aggressoren und Kriegstreiber unserer Tage sind die traurigen Fratzen dieses teuflischen Wunsches der Vernichtung jeder Freiheit.

Tröstlich ist: Die von Gott geschenkte Freiheit kann man nicht vernichten. Gott zieht mit uns durch die Wüsten unseres Alltags. Er wird den mühsamen, langen Weg mit uns gehen – bis zum Ende, bis ins gelobte Land. Das Evangelium ist deshalb „Frohe Botschaft“, weil es die Linie zieht von dem einen, der in die Wüste gegangen ist, über die vielen, die ihm durch zwanzig Jahrhunderte darin nachgefolgt sind. Nutzen wir das Geschenk dieser 40 Tage, um umzukehren, unser Versagen in den Blick zu nehmen und uns in aller Freiheit neu an Gott zu binden. Dann dürfen wir für uns und alle Menschen, auch für die vielen Opfer sinnloser Kriege hoffen, dass unsere Geschichte der Freiheit, unsere Geschichte mit Gott weitergeht, über den Tod hinaus weitergeht und sich österlich vollendet.

Amen.

von Br. Robert Sandrock OSB

Lesung: Jes 58,6a.7-10
Evangelium: Mt 5,13-16

Liebe Schwestern und Brüder,

auch in diesem Winter gab es wieder ein paar Momente, wo schon eine ganz leichte Ahnung von Frühling in der Luft lag. Diese schönen Momente, wenn die Luft mehr frisch als kalt ist und die Sonne zwar tief steht, aber doch ein kräftiges Licht durch die klare Atmosphäre sendet. Dieses Empfinden habe ich auch bei den heutigen Lesungen: Da ist viel von Licht die Rede, aber so richtig hell ist es noch nicht geworden. Immerhin genug Licht, um den weiteren Weg zu sehen, und genügend Helligkeit, um zu wissen, dass bessere, schönere Tage kommen werden.

„Als Jesus die vielen Menschen sah, stieg er auf einen Berg“ – diesen Anfang der Bergpredigt haben wir letzte Woche gehört, gefolgt von den Seligpreisungen: „Selig, die ein reines Herz haben, denn sie werden Gott schauen“ war eine davon. Tatsächlich kann man das Gefühl haben, Gott zu schauen, wenn man an einem schönen, lichterfüllten Tag von einem Berg in die Täler hinabschaut. Die Schönheit und das Licht sind aber nicht die einzigen Gründe, warum der Evangelist Matthäus Jesus seine große Rede auf einem Berg halten lässt. Ganz bewusst will er seine Leserinnen daran erinnern, dass auch Mose auf einen Berg gestiegen ist, den Berg Sinai, wo er das Gesetz mit den Zehn Geboten empfangen hat. Jesus ist der neue Gesetzgeber, dessen Gesetz wie eine Leuchte ist, die man eben nicht unter den berühmten Scheffel – gemeint ist eine Art Eimer für Getreide – stellen soll.

Die Leseordnung gibt uns einen näheren Hinweis darauf, wie dieses Licht aussehen soll, indem sie uns das 58. Kapitel des Propheten Jesaja anbietet. Es lohnt sich, hier noch einmal den größeren Zusammenhang anzuschauen: Es geht darum, dass die Israeliten sich bei Gott beschwert haben: Sie haben gefastet, und trotzdem hat Gott ihre Gebete nicht erhört. Der Prophet antwortet, dass Gott die Gebete nicht erhört, solange die Beter ihre Mitmenschen unterdrücken und Gewalt gegen sie anwenden: „Seht, an euren Fasttagen macht ihr Geschäfte und treibt alle eure Arbeiter zur Arbeit an. Obwohl ihr fastet, gibt es Streit und Zank, und ihr schlagt zu mit roher Gewalt.“ Danach setzt dann die Lesung ein:

Praktische Taten der Hilfe für die Bedrängten, die sind es, die dein Licht hervorbrechen lassen wie das Morgenrot.

Ist das die Situation unserer Kirche? Das Licht ist sicherlich da – die katholische Caritas und die evangelische Diakonie sind in unserem Land die größten Anlaufstellen für Menschen in Not. Oft sind es die Kirchen, die sich als erste um Flüchtlinge kümmern, die den Kontakt zu den so oft vergessenen Ländern in Afrika halten. Gerade jetzt ist der Papst gemeinsam mit den höchsten Repräsentanten der Anglikanischen Kirche und der schottischen Presbyterianer auf einer Friedensmission im Südsudan unterwegs.

So richtig hervorbrechen will das Licht der Kirche im Moment allerdings nicht – ob das auch bei uns daran liegen könnte, dass wir die „Unterjochung“ noch nicht aus der Mitte unserer Kirche entfernt haben?

„Unterjochung“ ist ein hartes Wort, in der früheren Einheitsübersetzung hieß es noch „Unterdrückung“. Diese Frage geht vor allem an die Herren Bischöfe, nämlich, ob sie bereit sind, ihre Macht kontrollieren zu lassen, ob sie bereit sind, niemanden mehr wegen seiner sexuellen Orientierung oder wegen ihres Geschlechts zu diskriminieren. Bevor wir aber zu sehr über andere schimpfen, sollten wir uns auch fragen, ob wir nicht vielleicht die kommenden Generationen „unterjochen“, ihnen Gerechtigkeit verweigern, indem wir ihnen eine beschädigte Erde hinterlassen.

Beide Lesungen, die aus Jesaja, und das Stück aus der Bergpredigt, wollen nicht den Zeigefinger erheben, sondern uns Mut machen, wollen uns an das Licht erinnern, das schon da ist, das nur noch hervorbrechen muss. Im Johannesevangelium sagt Jesus, „Ich bin das Licht der Welt“.

Heute haben wir gehört, „Ihr seid das Licht der Welt“. Dieses Licht soll nicht unter dem „Scheffel“ bleiben, sondern es gehört auf den Leuchter, damit es allen im Haus leuchtet, und damit die Menschen unseren Vater im Himmel preisen. Amen.

von P. Johannes Sauerwald OSB

Les: Jes 35,1-6b.10
Ev.: Mt 11,2-11

Heute ist der Gaudete-Sonntag. Im Introitus ruft der Apostel Paulus auf: Freuet euch, wiederum sage ich: Freuet euch! Diese Freude ist eine Vorfreude, denn wir haben bald Weihnachtsfest und feiern die Menschwerdung Jesu Christi.
Die Freude ist eine Frucht der Hoffnung auf Jesu Ankunft in dieser Welt und das Kommen des Gottesreiches.

Wenn ich gefragt werde, was für mich Hoffnung ist, dann erzähle ich gerne von den Wallfahrten mit Studierenden nach Chartres. Mit einer Gruppe der Mescheder Hochschulgemeinde nahmen wir daran fast jährlich als Gäste der Pariser Katholischen Studentengemeinden teil. Die Wallfahrt fand meistens am Wochenende um Palmsonntag statt. Die äußeren Umstände waren spartanisch einfach. Es kam in erster Linie darauf an, sich in Gesprächen und Gesängen auf die Mitpilger, überwiegend französische Studentinnen und Studenten, einzulassen, vor allem aber, die ca. 30 km lange Strecke zu Fuß, mit dem Gepäck im Rucksack, zu bewältigen, nur unterbrochen durch die Übernachtung auf dem Boden einer Scheune. Am nächsten Morgen ging es weiter, bis wir schließlich an der Kathedrale in Chartres ankamen und darin die Eucharistie feierten, jedes Mal ein unvergessliches Erlebnis.

Ein Eindruck während dieser Wallfahrten kehrte immer wieder und hat sich mir tief eingeprägt. Er hilft mir, zu verstehen, was Hoffnung ist: Wir werden mit Bussen bis zum Startpunkt gefahren. Dann gehen wir los und auf Chartres zu, unser Ziel, ohne es vor Augen zu haben. Dann steigt das Gelände an, wir kommen auf einen erhöhten Punkt der weiten Ebene und sehen auf einmal, ganz weit entfernt und wegen der Dunstschleier an der Horizontlinie klein und nur schwach erkennbar, eine Andeutung von den beiden Türmen der Kathedrale. Wir weisen uns gegenseitig auf diesen Punkt hin. Aha, wir sind auf dem richtigen Weg. Doch dann senkt sich die Landschaft wieder, wir gehen durch eine Bodenwelle, das Blickfeld engt sich ein, Aber nach einer Reihe von Kilometern können wir wieder in die Ferne schauen, und siehe da: die Kathedrale ist ein bisschen näher gerückt.

Nicht immer sehen wir unterwegs die Erfüllung unserer Sehnsucht so nahe vor uns wie auf dieser Pilgerroute. Es gibt Zeiten, da sehen wir nicht weit, sondern tasten uns mühsam Schritt für Schritt weiter, umgeben von Steilwänden wie in einer finsteren Schlucht. Im Römerbrief sagt Paulus zu Recht: Hoffnung, die man schon erfüllt sieht, ist keine Hoffnung (8,24). Gerade deswegen kommt es ihm auf die Geduld in unsicheren Zeiten an, darum ruft er die Gemeinde in Rom auf:  Freut euch in der Hoffnung, seid geduldig und beharrlich im Gebet!

Wenn die Hoffnung nicht erlahmen soll, braucht sie Ermutigungen, Bestätigungen, eine innere Verbindung mit der Aussicht auf das verheißene Erbe.
Sie fasst ja Möglichkeiten ins Auge, die in der harten Alltagswirklichkeit mit ihren Sachzwängen unterzugehen drohen.
Sie reißt gegen alle Erfahrung Grenzen nieder, überwindet Vorbehalte, Bedenken und Niederlagen,
und gibt den Glauben an ein gelingendes Leben in Gerechtigkeit und Freiheit nicht auf.

In der heutigen Lesung aus dem Buch Jesaja öffnet sich eine hoffnungsfrohe Aussicht. In ihr findet die Schöpfung zurück zu ihrer ursprünglichen Schönheit, die Wüste blüht auf und fängt an zu jubeln. Der Mensch wird wieder ganz heil und unversehrt. Blinde erhalten ihr Augenlicht zurück und Lahme springen wie ein Hirsch. Die Gefangenschaft eines unterdrückten und dem Tode verfallenen Daseins nimmt ein Ende, ein neuer Exodus steht bevor. Jesaja erinnert an die Urerfahrung Israels, den Auszug aus der Sklaverei Ägyptens, das unbeschreibliche Geschenk, frei zu werden für den kostbaren Reichtum des göttlichen Lebens und nicht mehr der Willkür fremder Mächte ausgesetzt zu sein.

Johannes der Täufer war davon überzeugt, dass noch in seiner Zeit der Messias kommen wird, und mit ihm das lang erwartete Reich der Gerechtigkeit und des Friedens. Um das Gottesvolk darauf vorzubereiten, predigte er die Umkehr. Denn ohne innere Wandlung würde stattdessen das Zorngericht Gottes über sein Volk hinwegfegen. Dann wurde er von den Mächtigen aus Angst vor einem Aufruhr gefangengesetzt. Seine Gefangennahme aber machte ihn unsicher, ob seine Predigt aufs Ganze gesehen trotz vieler Bekehrungen wirkungslos blieb. Darum sein Frage an Jesus: Bist Du der von Gott versprochene Retter?
Oder sollen wir auf einen anderen warten?

In seiner Antwort sagt Jesus weder Ja noch Nein. Aber er weist darauf hin, was sich jetzt in der Gegenwart ereignet: Die Botschaft des Jesaja erfüllt sich:
Menschen werden geheilt.
Jesus zeigt nicht auf sich, sondern auf die Tiefendimension der Umwandlung von Menschen, die von der Frohen Botschaft sichtbar erfasst, berührt, verwandelt werden. Was geschieht, sind Zeichenhandlungen, Anzeichen, Momente des Aufatmens, zu-sich-selber-kommens.  Er selbst ist ein lebendiges Zeichen der Gottesnähe, auch dann, wenn er für seinen Einsatz leiden muss. Ein Zeichen der Hoffnung wie die Kathedrale von Chartres auf unserem Pilgerweg.

In Jesu Worten und Taten wird das Futur ins Präsens gebracht, kommt die ferne Zukunft ins Jetzt, an diesen Ort, hier. Auch in unsre Zeit. Die engen Grenzen der Zeiten werden aufgebrochen. Das kommende Gericht wird von der Barmherzigkeit unterlaufen. Wer sich auf sie einlässt, ist schon gerichtet. Sie ist es, an der sich der Glaube des Menschen entscheidet. Wer in ihr den barmherzigen Gott in dieser Welt wirken lässt, wird gerettet. Selig sind die Armen vor Gott, verkündet Jesus, der Christus. In den Hoffenden lässt sich die Herrlichkeit Gottes nieder. Deswegen kann er auch sagen: Selig, wer an mir keinen Anstoß nimmt.

Liebe Schwestern und Brüder, wie kann die Freude des Advents bei uns einziehen? Indem wir die Hoffnungsbilder und -zeichen in uns wirken lassen, hinein in unser Dunkel, sie miteinander teilen und Gottes Willen tun.

von P. Cosmas Hoffmann OSB

Les: Weish 11,22-12,2
Ev: Lk 19,1-10

Zuvor zwei Informationen zu Zachäus:

  • Er war oberster Zollpächter, Kollaborateur mit den römischen Besatzern, denen er eine Steuerpacht zahlte, um als Zöllner seine Landsleute steuerlich auspressen zu können. So galt er den Frommen als unrein, den Patrioten als Verräter und allen als ein Gauner, der sich seinen Reichtum zusammen ergaunert hat.
  • Er war ein kleiner Mann mit großem Reichtum. Vielleicht besteht zwischen seiner geringen Körpergröße und seiner beruflichen Tätigkeit ein Zusammenhang, denn zum einen kann er in seiner Tätigkeit großes Geld machen, um selber groß dastehen zu können, zum anderen kann er in seiner Position als oberster Zollpächter andere klein machen, um sich groß fühlen zu können.
    Leider aber hilft das nicht wirklich, sondern führt ganz im Gegenteil dazu, dass die anderen ihn immer mehr ablehnen und verachten.

Doch interessiert sich Zachäus nicht nur für Geld, sondern auch für das, was so passiert in Jericho und im Umland. So hat auch er schon von diesem Jesus gehört und verlangt danach, diesen Menschen mal mit eigenen Augen zu sehen.
Aber auch hier macht ihm seine kleine Körpergröße einen Strich durch die Rechnung, da er wegen der Menge nichts sehen kann.

Zachäus aber ist hartnäckig und beweglich, so läuft er der Menge voraus und klettert geschickt auf einen am Straßenrand stehenden Maulbeerfeigenbaum.
Diese Bäume sind nicht sehr hoch und haben weit auslandende Äste, auf die sich auch ein kleiner Mann gut heraufschwingen kann. Zudem ermöglicht ihm das dichte Laub des Baumes, gut verborgen alles bestens überschauen zu können – ideal für jemanden, der es gewohnt ist, andere zu kontrollieren und dabei selbst auf der sicheren Seite zu sein. Günstig aber auch für jemanden, der nicht gern gesehen ist und sich selbst auch lieber vor jenen verbirgt, die ihn keines Blickes würdigen oder mit bösem Blick hinter ihm herschauen.

So schwebt er nun auf einem weiten Zweig zwischen Himmel und Erde und verfolgt genau das weitere Geschehen, als plötzlich das Unvorhersehbare geschieht: Jesus sieht ihn. Genauer gesagt: Jesus blickt zu ihm herauf, schaut zu ihm auf! Eine ungewohnte Perspektive für jemanden, auf den sonst alle herabschauen oder vorbeisehen.
Was die anderen ihm verweigern, schenkt Jesus ihm nun: Ansehen.

Dann spricht ihn Jesus auch noch an. Er nennt ihn bei seinem Namen „Zachäus“.
Hier ist es gut zu wissen, dass der Name Zachäus sich vom griechischen Namen Zakchaios ableitet und meistens als Variante des hebräischen Namens Zakkaj gedeutet wird, der abgeleitet ist von der Wurzel זכך zkhkh  „rein, hell, lauter sein“.

Mit dieser direkten und persönlichen Anrede mit seinem Namen vermittelt Jesus ihm, das er in ihm nicht den obersten Zollpächter sieht, sondern einen Menschen, der hell sein möchte, wahrgenommen und gesehen werden will.
Vielleicht verwandelt sich in der Folge das Gesicht des Zachäus, der nun Ansehen findet. Sein Züge lösen sich, sein Gesicht klärt auf, wird hell, und er beginnt zu strahlen.

Und dann wird es noch verrückter. Jesus sagt zu ihm: „Komm schnell herunter! Denn ich muss heute in deinem Haus bleiben“, d.h. bei Dir einkehren und übernachten. Jesus der Jude, der Rabbi, will mit ihm, den unreinen Zöllner gemeinsam essen und sogar in seinem Haus übernachten.

Zachäus soll vom Geldnehmer zum Gastgeber werden:
von einem, der bisher immer genommen hat, vor allem viel genommen hat, zu einem, dem zugetraut wird, dass er gibt und schenkt,
was er dann auch in großem Maße tut: die Hälfte seines Vermögens gibt er den Armen, und jenen, von denen er zu viel gefordert hat, gibt er das Vierfache zurück.

In der Weise, in der Jesus Zachäus anschaut und ihm Ansehen gibt, zeigt er: Was ich im anderen sehe, das erkenne oder entdecke ich in ihm. Wenn ich von anderen und vermutlich auch von mir selbst nur klein denke, wird mir nur Kleinheit begegnen. Wenn ich größer von anderen und mir denke, weitet sich der Blick und wird Wachstum möglich.

Der Psychoanalytiker Heinz Kohut machte darauf aufmerksam, dass Kinder es wollen und brauchen, sich im Glanz der Augen der Mutter und ihrer primären Bezugspersonen zu spiegeln.
In der Gegenwart ihrer Mutter spielende Kinder vergewissern sich immer wieder des Augenblicks der Mutter und werden so ermutigt, sich und die Welt im Spiel zu entdecken, innerlich zu wachsen.

Jesu Zuwendung hat das Leben des Zachäus verwandelt.
Jesu Zutrauen hat in ihm geweckt, was er in der Tiefe seines Herzens bereits ist, denn so sagt Jesus hier selbst: Heute ist diesem Haus Heil geschenkt worden, weil auch dieser Mann ein Sohn Abrahams ist. D.h. ein Mensch, der glauben und vertrauen kann, der sich anderen öffnen und zuwenden kann.

In diesem barmherzigen Handeln Jesu erfüllt sich, was in der Lesung aus dem Buch der Weisheit gesagt wird:
„Du hast mit allen Erbarmen, weil du alles vermagst,
und siehst über die Sünden der Menschen hinweg,
damit sie umkehren.
Herr, du Freund des Lebens.“
Darum ist Gott Mensch geworden, hat sich zu uns auf Augenhöhe gestellt, uns Ansehen gegeben.
Darum ist der Menschensohn gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.

Doch wie ist es eigentlich mit Zachäus weitergegangen?
Tomás Halík, ein tschechischer Soziologe, Religionsphilosoph und Autor vieler geistlicher Schriften, hat die Erzählung von Zachäus ein wenig weitergesponnen und gibt damit auch schon einen Ausblick auf das kommende Allerheiligenfest. Denn Halík zufolge setzt Zachäus all seine guten Vorsätze in die Tat um und stirbt zufrieden in einem hohen Alter und gelangt in Abrahams Schoß. Und „obwohl er aufgrund ernster bürokratischer Hürden (er ist nämlich nicht getauft) durch die zuständige Vatikanische Kongregation nicht heiliggesprochen werden konnte, versagt ihm Jesus nicht nur nicht den Heiligenschein, sondern betraute ihn sogar mit einer Sonderaufgabe im Bereich Kommunikation zwischen Himmel und Erde: Der heilige Zachäus wird zum Schutzpatron der Ewig-Suchenden, all jener, die ‚Ausschau halten‘.“ (Tomás Halík, Geduld mit Gott. Die Geschichte von Zachäus heute, Freiburg 2010, 229)

von P. Matthias Skeb OSB

Liebe Schwestern und Brüder,

ich möchte Ihre Aufmerksamkeit heute Morgen auf die Lesung aus dem Buch Exodus (Ex 32,7-14) lenken.

Das ist eine ungewöhnliche und unglaubliche Geschichte, die Geschichte vom „Goldenen Kalb“ und von der Auseinandersetzung zwischen Mose und Jahwe. Vielleicht fühlen wir uns durch sie befremdet und peinlich berührt, denn hier tritt uns nicht die vertraute, schon fast zum Klischee erstarrte Gestalt eines liebenden, sondern eines aufbrausenden Gottes entgegen, der sein Volk vernichten will.

Nicht weniger ungewöhnlich ist die Rolle, die Mose in dieser Geschichte spielt. Sein leidenschaftlicher Einspruch klingt nicht wie die Bitte eines Geschöpfes, das ergeben Gottes Ratschluss akzeptiert, sondern eher wie das Plädoyer eines Rechtsanwalts, der den wütenden Richter zu beruhigen sucht und mahnt, nicht die Selbstkontrolle zu verlieren. Mehr noch, Mose erdreistet sich, mit göttlichen Worten Gott gegen Gott auszuspielen, wenn er ihn an die früher gewährte Hilfe und an das Versprechen erinnert, das er schon den Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob gegeben hatte. Mose erinnert Gott nachdrücklich und entschieden an seine eigenen Zusagen. Soll das alles hinfällig sein?

Kurz vor dem Beginn der Lesung lesen wir im Buch Exodus, dass Mose einige Zeit bei Gott auf dem Berge weilte, um das Bundesangebot Gottes zu erhalten und die Weisungen, die das Leben vor Gott regeln sollen (32,1). Dort erfährt Mose vom Herrn selbst, was am Fuße des Berges während seiner Abwesenheit geschehen ist. Ihn selbst ist das wohl entgangen. Das Volk hatte sich „ein goldenes Kalb“ gegossen, das als Gottesbild dienen sollte; es hatte sich vor diesem niedergeworfen und ihm Schlachtopfer dargebracht und diesem Machwerk von Menschenhand sogar die Rettung aus Ägypten zugeschrieben. Das Volk hat sein Gottesbild, von dem es sich Rettung und ein gelungenes Leben erwartet, selbst fabriziert und zwar just in dem Moment als Mose auf dem Berg von Gott selbst erfährt, wie er sich das Leben mit seinem Volke vorstellt. – Ein Gott nach „Hausmacherart“. Menschen legen sich ihr Gottesbild selbst zurecht, anstatt sich sagen zu lassen, wer er ist: Glaube an Gott als Projektion irgendeines diffusen Bauchgefühls und Bedürfnisses von irgendwem von irgendwoher
Und gerade mit diesem dummen Kalb, werden die Israeliten bei ihren Zeitgenossen gut angekommen sein. Der Applaus und die Zustimmung der umgebenden Gesellschaften waren bestimmt gesichert, denn Stierbilder und Stierkulte waren in den Hochkulturen des Alten Orients weit verbreitet. Dass der biblische Autor nicht von einem Stier spricht, sondern von einem Kalb, zeigt nur seinen ätzenden Spott gegenüber dem orientalischen Stierkult. Der Stier verkörperte je nach Kontext Zeugungskraft, Fruchtbarkeit, Vitalität, Kampfkraft, Überlegenheit, Macht und Stärke – alles gesellschaftsfähige Qualitäten. Man durfte sich akzeptiert fühlen von den Zeitgenossen. Der Glaube an Jahwe, einen persönlichen Gott, der selbst sein Volk führt und sagt, wie es Volk sein soll, ist zu banaler Religiosität verkommen, ganz auf der Linie der Erwartungen der Zeitgenossen. Für den Verfasser des Exodus-Buches steht fest: Dieses Verhalten bedeutet Abfall, der ins Verderben führt. Was hier geschehen ist, kann nicht bloß als Ergebnis einer „schwachen Stunde“ entschuldigt oder als Folge von Ahnungslosigkeit oder Dummheit gedeutet werden. Sich ein Gottesbild oder die Botschaft des Glaubens selbst so zurechtzulegen, dass sie möglichst gleichgeschaltet ist mit gesellschaftlichen Idealen und opportunistisch an sie angepasst ist, das ist der Kern von Götzendienst. Das ist eine Urversuchung für den Glauben, auch unter uns Christen, auch in der Kirche! Heute mehr denn je! – Anlass genug, uns zu fragen, wie unsere „Golden Kälber“ aussehen, um die wir aufgeregt unsere Tänze aufführen und offensichtlich auch aufführen sollen. Ich muss hier nicht ins Detail gehen. Christus hat uns aufgefordert, Salz der Erde zu sein, nicht der fromme Zuckerguss auf dem Einheits-Keks gesellschaftlicher Mehrheitsmeinungen, der nur fett macht und dumm.

Noch einmal zurück zur Lesung. Mit ihrem schändlichen Treuebruch fordern die Israeliten selbst Gottes Urteil heraus.
Die Rede vom „lieben Gott“ und vom „guten Vater“, wie sie im Evangelium anklingt und wie sie uns allzu leicht über die Lippen geht, kann dazu führen, die Tatsache der Sünde zu verharmlosen, die sich „Götzendienst“ nennt und gewissenmaßen die Ursünde ist, dass nämlich der Mensch sein will wie Gott und die die Kontrolle darüber haben will, wie Gott ist. Gott nimmt diese Sünde ernst wie seine Auseinandersetzung mit Mose zeigt. Nein, dieses Streitgespräch beinhaltet nicht ein vermenschlichtes Gottesbild, in dem Gott mit einem Menschen feilscht, wie ein orientalischer Händler auf einem Basar. Es ist letztlich nur eine literarische Einkleidung. Gerade die literarische Form des dramatischen Streit-Dialogs will deutlich machen, wie schwer die Sünde des Götzendienstes wiegt, die darin besteht, sich sein Gottesbild, sein Kirchenbild und seine Beziehung zu Gott nach dem Kriterium gesellschaftlicher Opportunität zurechtzulegen und an den Obsessionen gesellschaftlicher Meinungsmacher auszurichten. Wider Erwarten verzehrt Gott sein Volk nicht, er gibt ihm die Möglichkeit, zu ihm zurückzukehren, immer wieder, in unfassbarer Geduld. Gott ist eben viel größer und barmherziger als das, was wir Menschen uns über ihn ausdenken können. – Um welche blökenden Kälber wir auch tanzen. Wir Christen und wir Katholiken im Besonderen sollten das gesunde Selbstbewusstsein haben, den goldenen Kälbern unserer Zeit entgegenzutreten und nicht um sie herumzutanzen. Wer sonst soll das heute noch tun? Haben wir also den Mut zu einer intelligenten Form des „unmodisch“-Seins: nicht „altmodisch“, nicht „neumodisch“, sondern „un-modisch“, weil gesellschaftliche Moden und Obsessionen für das Bild, das wir von Gott und seiner Kirche haben, letztlich kein Maßstab sind. Die Heilige Schrift weiß das noch und die junge Kirche der ersten Jahrhunderte wusste das ebenfalls. Haben wir das vergessen?

Miteinander oder Gegeneinander

von P. Klaus-Ludger Söbbeler OSB

I.

Das Evangelium lässt mir heute nichts anderes übrig, als eine Höllenpredigt zu halten.
Schließlich hieß es dort: „Weg von mir, ihr habt alle Unrecht getan! Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein, wenn ihr seht, dass Abraham, Ísaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes sind, ihr selbst aber ausgeschlossen seid.“

Um etwas anschaulicher zu machen, worum es geht, möchte ich mit einer kleinen Geschichte beginnen, die vermutlich viele von Ihnen kennen:
Ein Rabbi, so wird erzählt, habe Gott gebeten, ihm einmal den Himmel zu zei­gen. Da er im Gebet nicht nachließ, sandte ihm Gott einen Propheten, der ihn zu einem kleinen Ausflug ins Jenseits mitnehmen sollte. Dabei kamen sie in einen großen Saal, angefüllt vom Geschrei und Fluchen ausgehungerter Men­schen, die um große Kessel mit wohlschmeckender Speise saßen. Vergeblich versuchten sie, mit langen Löffeln, die man nur am Stielende anfassen konnte, die Speise zum Munde zu führen. Ihr erfolgloses Unternehmen brachte sie zu Raserei und Verzweiflung. „Was ist das hier“, fragte der Rabbi den Propheten. „Die Hölle“, antwortete dieser.
Bald darauf betraten sie einen zweiten großen Raum. Auch hier saßen Men­schen um Kessel mit angenehm duftender Speise; sie waren wohlgenährt und vergnügt und unterhielten sich in fröhlicher Weise. Auch sie hatten nur lange Löffel, um die Speise zum Munde zu führen. Sie hatten das Problem aber da­hingehend gelöst, dass jeder seinem Nachbar gegenüber das Essen reichte. „Was ist das“, fragte der Rabbi. “Der Himmel“ antwortete der Prophet.

Die Geschichte will auf die Frage hinaus, was der Unterschied zwischen Himmel und Hölle ist – und kommt zu dem überraschenden Ergebnis, dass es keinen gibt. Die Bilder für den Himmel und die Hölle sind genau gleich: Ein Saal, in dem, so heißt es in der Bildsprache des Erzählers, „Kessel mit wohlriechender Speise“ bereit stehen, die darauf wartet genossen zu werden.

Der Unterschied zwischen Himmel und Hölle sind die Menschen. Es gibt Menschen, die vollenden ihr Leben als solche, die die wunderbarste Begabung des Menschen gepflegt und geübt haben, nämlich die Begabung „himmlisch“ zu leben; und es gibt Menschen, deren schreckliches Lebensergebnis besteht in der Fähigkeit, sich und anderen den Himmel zur „Hölle“ zu machen.

Ich glaube, die Vorstellungswelt dieser Geschichte trifft das mit „Himmel“ und „Hölle“ Gemeinte entschieden besser als ein idyllischer „Himmel“ mit Barockengelchen oder eine als Drohmittel benutzte „Hölle“ mit kleinen Teufelchen. Der Himmel ist nicht die Belohnungsanstalt für die Braven und die Hölle ist nicht die Strafanstalt für diejenigen, die zu viele Fehlerpunkte auf dem Konto haben.

II.

Leider ist eine Jahrhunderte lang übliche Art, „Himmel“ und „Hölle“ als Einrichtungen zur Belohnung und Bestrafung darzustellen, mitschuldig daran, dass das eigentlich Gemeinte kaum ernst genommen wird, – mit der fatalen Folge, dass wir eine entscheidende Dimension des Menschseins ausblenden, obwohl wir zugleich merken, dass wir sie nicht loswerden. Es ist die Tatsache, dass unsere Art zu leben nicht folgenlos ist, dass wir tatsächlich eine letztgültige Verantwortung für das Gelingen oder Misslingen unserer Existenz haben und nicht einfach nur das Produkt zufällig glücklicher oder schwieriger Lebensumstände sind.

Noch einmal in der Bildsprache der Geschichte gesagt: Entweder bleibe ich gegen meine Mitmenschen hungrig und gierig oder ich kann mit ihnen gesättigt und zufrieden sein. Entweder nütze ich meine Lebenszeit, um für den Himmel zu trainieren und „kann Himmel“, wenn ich dort ankomme, oder ich gewöhne mich so an die Hölle, dass ich nur „Hölle kann“, und deshalb im Himmel lebensunfähig bin.
Was ist die entscheidende Lebensregel des Himmels?
Ich bin nicht selbst meines Glückes Schmied, sondern ich bin da wirklich Mensch nach Gottes Vorstellung, wo ich im Wechselspiel von beschenkt Werden und Schenken mitmache und dieses Wechselspiel Tag um Tag, Situation für Situation einübe und trainiere. In der Bildlichkeit der Geschichte: Wo ich mir das, was ich zum Leben brauche, selber zusammenraffe, werde ich zur wild um mich schlagenden Furie, zum leibhaftigen „Teufel“. Doch da, wo ich es schaffe, mich anzuvertrauen und für andere zu sorgen, da bin ich im besten Sinn des Wortes ein „Engel“.

Sie merken: So zu leben ist in der Tat etwas völlig anderes als das, was wir für normal halten, die  wir doch alle mehr oder weniger ausgeprägt nach der Devise leben: „Der einzige, auf den ich mich verlasse, bin ich selbst.“ Deshalb ganz nüchtern meine These: Vom Himmel sind wir alle noch ziemlich weit entfernt. Oder anders gewendet: Eigentlich haben wir erst einen kleinen Bruchteil dessen, was Jesus wirklich will, tatsächlich verinnerlicht und realisiert.

III.

Wie kann das gehen, für den Himmel zu trainieren, durch die „enge Tür“ zu kommen? Das Bild enthält eigentlich schon die Antwort. Jeder weiß: Wenn ein Loch für mich zu klein ist, werde ich nie durchkommen, sondern trotz noch so großer Anstrengung früher oder später hoffnungslos festsitzen. Der einzige Weg ist: Ballast abladen.

Dazu einige ganz direkte „Testfragen“ für jede und jeden persönlich:
Wo habe ich mich so mit Sicherheit, mit Macht und Geld, mit Erwartungen und Ansprüchen bepackt, dass darüber meine innere Freiheit verloren gegangen ist?

Wo machen mich starre Ansichten so unbeweglich, dass ich nicht mehr die Wirklichkeit und das Mögliche sehe, sondern nur noch meine Angst- oder Machtphantasien?

Wo habe ich mich so sehr verbissen in den Wahn, ich müsste alles selber machen, dass niemand mir helfen kann, – selbst wenn ich buchstäblich umstellt bin von Menschen, die auf nichts sehnlicher warten als auf die Gelegenheit mir Gutes zu tun?

Wo habe ich mich derartig auf meine eigenen Nöte und Ängste fixiert, dass ich überhaupt nicht mehr mitbekomme, wie vielen es mindestens ebenso schlecht oder noch viel schlechter geht?

Finde ich, dass nur das etwas wert ist, was ich selbst geleistet habe, oder kann ich genießen, was mir andere „einfach so“ zukommen lassen?

Ich könnte jetzt noch lange fortfahren mit Beispielen für Situationen, die zur Hölle werden, wenn ich mit aller Gewalt meine eigene Haut retten will. Dabei könnte jeder Augenblick meines Lebens, sogar jede Durststrecke, der Himmel sein, wenn sie mich ganz schlicht dazu brächten, den Kreislauf der Liebe in Gang zu setzen, das wunderbare Wechselspiel von Empfangen und Geben, – als Kontrast zum eiskalten „Ich will auf niemanden angewiesen sein“.

Zusammengefasst: So lange wir von der fixen Idee besessen sind, uns den Himmel selbst zu machen, hat Gott keine Chance, – und wo Gott keine Chance hat, da ist die Hölle – und das nicht erst im Jenseits, sondern hier und jetzt.
Gott wartet auf Menschen, die sich von ihm den Himmel schenken lassen können und ihn weiterschenken. Dann ist das Evangelium Wirklichkeit: „Man wird von Osten und Westen und von Norden und Süden kommen und im Reich Gottes zu Tisch sitzen.“

von P. Klaus-Ludger-Söbbeler OSB

„Zur Freiheit hat Christus uns befreit.“ (zu Gal 5,1.13-18 und Lk 9,51-62)

Kaum ein Wort hat in Geschichte und Gegenwart mehr Wirkung als das Wort „Freiheit“. Da wo Freiheit lockt, sind Menschen fasziniert, wo Freiheit in Gefahr gerät, herrscht Alarmzustand. Die Ansage dass der Mensch „zur Freiheit berufen“ ist, ist eine der segensreichsten Spuren der biblischen Religionen – des Judentums und des Christentums – in der Weltgeschichte. Für das Volk Israel war die Erfahrung, dass Gott da ist, wo der Mensch frei ist von der Beherrschung durch Menschen der schlechthinnige Grundimpuls, – beginnend mit dem Auszug aus der Knechtschaft des Pharao in die Freiheit Gottes. Jesus hat diesen Grundimpuls seiner jüdischen Wurzeln verkörpert: Nicht einmal Kreuz und Tod setzen der Freiheit eine Grenze, weil die Grenze des Daseins in Raum und Zeit nicht das Ende, sondern der Übergang in die Vollendung ist.

Doch spätestens seit der Europäischen Aufklärung des 18. Jahrhunderts hat sich die Christenheit den Kampf um die Freiheit aus der Hand nehmen lassen, – weil sie zu sehr verstrickt war in den Kampf um die Macht: Statt zur Freiheit zu befähigen, hat man kirchlicherseits Freiheit zur Bedrohung erklärt, – vor der man die Menschen meinte schützen zu müssen. Christ zu sein reduzierte sich in der Erfahrung vieler auf ein System kaum verständlicher und mit äußerem Druck durchgesetzter Regulierungen. Das fatale Ergebnis sehen wir heute: Immer mehr Menschen halten Religion für etwas Überflüssiges oder sogar Schädliches. Die Kirchen ihrerseits sind so sehr damit beschäftigt, sich selbst am Laufen zu halten, dass sie kaum noch Kraft haben, ihren eigentlichen Auftrag zu erfüllen, – nämlich, den Menschen den Zugang zu einer im Gottvertrauen gründenden Freiheit zu ermöglichen. Die Kirche ist dazu da, für Gott den Platz zu schaffen, der seiner unendlichen Größe entspricht. Wo sie den Verengungen des Daseins nur eine weitere hinzufügt, stellt sie sich tatsächlich selbst infrage.

Dabei ist aus Gottvertrauen gelebte Freiheit dasjenige, was die Welt in der vielfach verfahrenen Gegenwartssituation so dringend brauchen würde, – angesichts der allgegenwärtigen Bedrohungen der Freiheit und angesichts der missbräuchlichen Verwechselung von Freiheit entweder mit verantwortungsloser Beliebigkeit oder mit schrankenloser Selbstüberhöhung. Wie wichtig und zugleich wie gefährdet dieser Freiheitsauftrag der Kirche ist, wusste schon Paulus, als er an die Galater schrieb: „Bleibt daher fest und lasst euch nicht von neuem das Joch der Knechtschaft auflegen!“

Freiheit im biblischen Sinn hat zum Ziel, dass die Menschen unbelastet sind von allem, was nicht menschlich ist, damit sie die Menschen sein können, die die sie eigentlich sind, – ohne all die unnötigen und zerstörerischen Zwänge, die sie sich selbst auferlegen oder von anderen aufgedrückt bekommen. „Gott schuf den Menschen als sein Abbild“ weiß die Schöpfungsgeschichte (Gen 1,27). „Ich nenne euch nicht mehr Knechte sondern Freunde“, sagt Jesus (Jo 15,15)

„Abbild Gottes“ ist ein Mensch da, wo er nicht von der Angst getrieben wird zu kurz zu kommen. „Freund Jesu“ ist ein Mensch da, wo in ihm das Vertrauen lebendig ist, dass er nicht leben muss, um zu sterben, sondern dass er sterben wird um zu leben.

Solche Freiheit entsteht weder durch am Schreibtisch konstruierte Freiheitstheorien noch durch aggressive Befreiungsschläge; Solche Freiheit wächst in alltäglichen Situationen, wie sie das heutige Evangelium an einer ganzen Kette von Beispielen vorführt:

  • „Man nahm Jesus nicht auf, weil er auf dem Weg nach Jerusalem war. Als die Jünger Jakobus und Johannes das sahen, sagten sie: Herr, sollen wir befehlen, dass Feuer vom Himmel fällt und sie vernichtet? Da wandte er sich um und wies sie zurecht.“
    Ein freier Mensch kann akzeptieren, auf Ablehnung zu stoßen, ohne sich selbst untreu zu werden und ohne sich mit Zwang und Gewalt durchzusetzen.
  • „Die Füchse haben ihre Höhlen und die Vögel ihre Nester; der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann.“
    Ein freier Mensch kommt ohne ichbezogene Absicherungen und ohne blockierende Panzerungen aus, weil Gott Sicherheit genug ist.
  • „Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh und verkünde das Reich Gottes.“
    Momentum der Freiheit ist der jeweilige Augenblick. Ihn kann ich in Freiheit annehmen, oder ich kann ihn – gelähmt durch die Verstrickung in Vergangenes oder die Angst vor dem Kommenden – dumpf verstreichen lassen und damit wertlos machen.
  • „Keiner, der die Hand an den Pflug gelegt hat und nochmals zurückblickt, taugt für das Reich Gottes.“
    Die Vergangenheit kann das Fundament sein, auf dem wir auf- und weiterbauen, – sie wird jedoch zum Fluch, wo sie uns fesselt, indem wir uns an sie klammern, um das Voranschreiten zu vermeiden.

Kurz: Jeder Mensch hat als wichtigsten Lebensauftrag, das kleine Stückchen Zeit und Welt, das jetzt und hier ist, für Gott frei zu halten, damit der Mensch nicht Knecht von irgendwem oder irgendwas ist sondern Abbild Gottes. –
Wo immer das gelingt, da hat der Zuspruch des Paulus an die Galater zu wirken begonnen: „Zur Freiheit hat Christus uns befreit.“

von Br. Anno Schütte OSB

Predigttext: Lk 9,18-24

„Ihr aber, für wen haltet ihr mich? – Petrus antwortete: Für den Christus Gottes.“ – Diese Antwort klingt nicht oberflächlich oder angelernt. Da ist einer von jemandem überzeugt. Vielleicht sogar begeistert? Petrus bekennt klar und mutig in kürzester Form seinen Glauben: Jesus ist der Christus – also der Gesalbte, der Messias und Sohn Gottes. Für ihn ist Christus der Erlöser aller Menschen. – Jesus lässt das Bekenntnis so stehen, keine Korrektur oder Ergänzung – es gilt. Doch anstatt Petrus und die anderen Jünger zu ermutigen, diese Wahrheit zu verbreiten, hörten wir Erstaunliches: „Er befahl ihnen und wies sie an, es niemandem zu sagen.“

Warum weist Jesus sie an, das nicht zu tun? Es wäre doch im Sinne der Verbreitung der Sache Jesu, seines Evangeliums, seiner frohen Botschaft von der Erlösung.

Zudem war es bisher in ihrer Bewegung gut gelaufen: Direkt vor dem gehörten Abschnitt aus dem Lukasevangelium wird von der wundersamen Speisung der Fünftausend berichtet – das wird für Furore und ein positives Image gesorgt haben. Und davor hatten die Jünger – erstmals von Jesus ausgesandt – das Evangelium verkündet und überall geheilt. Die Kunde ihrer Erfolge drang bis in höchste Kreise vor: Sogar der Herrscher Herodes hat den Wunsch, Jesus zu sehen.  – Alle Signale stehen also eigentlich auf Grün: Ihre Bewegung könnte weiter an Fahrt gewinnen.

Warum also verbietet Jesus, das Christusbekenntnis von Petrus zu verbreiten? Versteht Jesus darunter etwas Anderes? Vielleicht ahnt Jesus eine Gefahr: Wollen Petrus und die Jünger mit ihm, dem ersehnten Christus-Messias, groß rauskommen – vielleicht unbewusst? Erfolge können berauschen und übermütig machen. Das kann dann auf Kosten anderer gehen: Sie werden klein gemacht, um selbst noch größer zu erscheinen.

Und hat sich diese Gefahr nicht bestätigt? Bei allem segensreichem Engagement – zweifellos – aller Hingabe bis ins Martyrium: In der Welt- und Kirchengeschichte wurde auch klein gemacht, ausgegrenzt, nach Macht gegiert, von oben herab abgekanzelt und im Geist und in der Tat gemordet, um selbst groß rauszukommen. Bis heute zeigt sich, wie brutal Menschen werden können, wenn sie „groß“ geworden sind und wie viele ihnen dabei – oft um der eigenen Vorteile willen – folgen.

Dahinter steckt letztlich die Angst, selbst nicht genug zu sein. Die Erfahrung der eigenen Grenzen und der Unvollkommenheit ist ja real und treibt uns um – auch ins Negative. Menschen tun – neben allem Guten – auch Böses und unterlassen das Gute. Jesus ist Realist, deshalb weiß er, dass die Boshaftigkeit Teil menschlicher Freiheit ist und dass besonders diejenigen, die groß rausgekommen sind brutale Täter auch an ihm werden: „Und er sagte: Der Menschensohn muss vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohepriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er muss getötet und am dritten Tage auferweckt werden.“ – Offensichtlich ahnt er auch aus tiefster Nacht den aufgehenden Morgen, der ihm geschenkt wird…

Worauf gründet Jesu Hoffnung? Ein Blick zurück hilft weiter: Bei seiner Taufe hatte sich der Himmel geöffnet und er hörte: „Du bist mein geliebter Sohn.“ Jesus erfährt Gott als absolute Liebeszusage. Im Tod wird sie endgültig bestätigt und ihn auferwecken. Gottes Gegenwart beruhigt schon in diesem Leben existenziell und setzt Liebesenergie frei. Dieser Jesus lebt und liebt intensiv! Davon haben die Leute und seine Jünger mittlerweile erfahren: Einige durch Heilungen, und bei der Speisung der Fünftausend haben viele davon – wortwörtlich – etwas abgekriegt. Vielleicht erinnerte sich Jesus im Gebet – damit begann unser Abschnitt – an diese absolute und unzerstörbare Liebesverbundenheit mit Gott. Dies ist die innere Qualität des Selbstverständnisses Jesu. Sie ist das Fundament seines Christus-Seins. Sie braucht nicht von oben herab auf Kosten anderer zu leben, sondern geht nach unten, zu den Menschen, so wie sie sind, um ihnen die unzerstörbare göttliche Liebesverbundenheit anzubieten – an sie zu erinnern, weil sie im Grunde schon in ihnen ist und immer war.

Schritte auf dem Erlösungsweg dahin bietet Jesus allen an. Seinen Jüngern – auch uns – lädt er ein ihm zu folgen. Dabei werden wir einzeln angesprochen – Jesus will keine Meute, die willenlos hinter ihm herläuft: „Wenn einer hinter mir hergehen will, verleugne er sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es retten.“ Es kommt darauf an, mit Jesus, dem Christus, verbunden zu bleiben und auf diesem Grund ins Vertrauen zu gehen. „Sich verleugnen“ könnte dann heißen: Weniger dem eigenen Ego folgen, sondern mal was Anderes – möglichst Liebevolleres – ausprobieren, sein Leben ändern und auch ändern lassen. „Das tägliche Kreuz aufzunehmen“ könnte bedeuten die Last des Lebens anzunehmen, weil wir nur so erfahren, dass wir auch in der Schwere Getragene sind, so, wie der Erdboden uns bei jedem Schritt von Neuem trägt. „Das Leben um seinetwillen verlieren“ kann uns ahnen lassen, dass wir mehr erhalten, wenn wir teilen: „Geben ist seliger denn nehmen.“ Das können wir tun. Auch das weiß der Volksmund: „Geteiltes Leid ist halbes Leid, geteilte Freude ist doppelte Freude!“

von P. Erasmus Kulke OSB

Als der 1996 verstorbene Pastoralpsychologe Henry Nouwen, ein angesehener Professor und international äußerst erfolg­reicher geistlicher Autor in eine tiefe Sinnkrise geriet, zog er sich für 7 Monate in ein Trappistenkloster zurück. Als er den Abt nach einem Rat fragte, der ihm in dieser schwierigen Situation helfen könnte, sagte der: „Machen Sie zum Mittel­punkt Ihres Meditierens das Wort: Ich bin die Herrlichkeit Gottes.“ Henry Nouwen stutzte, denn herrlich fühlte er sich zu dem Zeitpunkt natürlich überhaupt nicht, ganz im Gegenteil. Er fühlte sich leer, ausgepowert, niedergeschlagen.

Liebe Schwestern und Brüder, vielleicht haben Sie gerade auch gestutzt, vielleicht aus einem ähnlichen Grund, weil sie sich auch nicht herrlich fühlen. Vielleicht aber auch, weil Sie meinen, dass das doch sehr vermessen und anmaßend ist. Nun, der Trappistenabt war ein großer geistlicher Meister. Als solcher kannte er sicherlich das oft zitierte Wort des Irenäus von Lyon, eines Kirchenvaters aus dem 2. Jahrhundert: „Die Herrlichkeit Gottes ist der lebende Mensch.“ Ein wahrhaft gewaltiges Wort, das sicherlich auch uns guttäte, wenn wir es meditieren würden. Natürlich hat Irenäus von Lyon das nicht einfach aus der Luft gegriffen, sondern auf dem Fundament biblischer Offenbarung eine Wahrheit pointiert formuliert.

In unserem heutigen Evangelium klingt etwas sehr Ähnliches an, wenn Jesus zu seinem Vater betet: „Ich habe ihnen [ge­meint sind die Jünger] die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast.“ Doch was meint eigentlich der Begriff „Herr­lichkeit“? Wenn die Bibel von der Herrlichkeit Gottes spricht, meint sie damit die unfassbare, wunderbare, lebendige Aus­strahlung Gottes, seine Schönheit, seine gewaltige Größe und Kraft, sein erhabenes majestätisches göttliches Wesen, dass sich oft in einem strahlend hellen Lichtglanz äußert, wie zum Beispiel bei der Verklärung Jesu auf dem Tabor. Auch Jesus Christus, der „vor aller Zeit aus dem Vater geboren“ ist, wie es im Glaubensbekenntnis heißt, ist diese Herrlichkeit zu eigen. Er selbst spricht ein paar Verse vor unserem heutigen Ab­schnitt davon: „Jetzt verherrliche du mich, Vater, bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, bevor die Welt war!“ (Joh 17,5) Und aus lauter Liebe zu uns Menschen, weil er uns ganz nahe sein wollte, hat er auf diese Herrlichkeit verzichtet und ist Mensch geworden. „Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, Gott gleich zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich.“ So formuliert es der Philipperbrief (2,6f.).

Er ist Mensch geworden, weil er uns so sehr liebt, dass er ganz eins sein möchte mit uns und uns an seinem göttlichen Leben, an seiner Herrlichkeit Anteil geben will. „Ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast, damit sie eins sind, wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir.“ So haben wir es gerade im Evangelium gehört. Wenn man das recht bedenkt, ist das schon wirklich gewaltig. Die christliche Tra­dition spricht hier von einem „wunderbaren Tausch“. Der Schöpfer des Menschen, Gott, wird selbst ein Mensch und schenkt uns Menschen seine Gottheit. Ja, Gott gibt sich in Jesus uns Menschen ganz und gar hin, behält nichts für sich zurück, auch nicht seine göttliche Herrlichkeit.

Der große Mystiker Johannes vom Kreuz sagt: „Was Gott be­ansprucht, ist, uns zu Göttern durch Teilhabe zu machen, wie er es von Natur aus ist, so wie das Feuer alle Dinge in Feuer verwandelt.“ Ja, indem wir ganz eins mit Gott werden, werden wir immer mehr in ihn verwandelt, „so wie das Feuer alle Dinge in Feuer verwandelt.“

Das ist die große Sehnsucht Gottes, seine herzliche Einladung an uns: in Liebe ganz eins zu sein, immer mehr eins zu werden mit ihm, wir in ihm und Er in uns. Das gilt nicht nur „spiritu­ellen Überfliegern“, nicht nur besonders „frommen“ Men­schen, Ordensleuten oder Priestern, sondern allen. Weil er uns alle unendlich liebt. Hier geht es um nicht weniger als um das Fundament unseres christlichen Glaubens!

An uns liegt es, mit unserem Glauben wirklich ernst zu machen, diese Einladung anzunehmen, mit Gott in einem Be­ziehungsverhältnis zu leben, in einer tiefen Lebens- und Lie­besgemeinschaft. Und was kann schöner und beglückender sein als mit jemanden ganz eins zu sein, von dem man weiß, dass er mich bedingungslos und unermesslich liebt?

Von Gott her ist das Eins-sein immer schon da. Das muss ich mir nicht erst verdienen, erwerben, weil Gott „in jeglicher Menschenseele, und sei es die des größten Sünders der Welt, wesenhaft wohnt und gegenwärtig ist”, wie Johannes vom Kreuz sagt. Vielmehr geht es darum, wach zu werden für diese tiefste Wahrheit unseres Wesens, und dann daraus mein Leben zu gestalten, mich der Liebe Gottes hinzugeben und mich von ihm verwandeln zu lassen, damit seine göttliche Herrlichkeit immer mehr Raum greift in mir, immer mehr durch mich hin­durch scheint und strahlt. Damit ich spüre, dass das Wort wahr ist: Ich bin die Herrlichkeit Gottes!