Als Ambrosius von Mailand noch ungetauft am 7. Dezember 374 einstimmig zum Bischof von Mailand gewählt wurde, geschah das wohl deshalb, weil die Wähler in ihm eine überzeugende Hoffnungsgestalt sahen. Eigentlich war das kirchenrechtlich unmöglich. Aber die Situation in der Kirche brauchte Personen von Format. Die Kirche im römischen Reich drohte wegen unterschiedlicher Glaubensauffassungen auseinanderzubrechen. Von Ambrosius, dessen Geschick als Vermittler während seiner Zeit als höchster ziviler Verwaltungsbeamter der Stadt bekannt war, erwartete man, zwischen den verfeindeten christlichen Gruppen einen Ausgleich zu finden. Tatsächlich gelang es ihm, einen endgültigen Bruch zu verhindern, nicht zuletzt durch seine charismatischen Predigten, gehaltvollen Schriften und sein kirchenpolitisches Talent.

Wie sehr Ambrosius aus der Hoffnung lebte, offenbart sein Hymnus „Veni redemptor gentium“ – „Komm, du Erlöser der Völker“, im Gotteslob übersetzt mit „Komm, du Heiland aller Welt“ (Nr. 227), und bei Martin Luther „Nun komm, der Heiden Heiland.“

Veni – Komm
Nun komm doch endlich!
Es darf doch so nicht weitergehen!
Wir allein schaffen es nicht!

Wenn ich den Hymnus höre, fallen mir sofort diese Sätze ein.
Angesichts unserer Unsicherheit,
in den Ohren die Schreie nach Frieden.
Die Zeit drängt, wir brauchen Dich!
Nicht irgendwann, sondern nun.
Wir reden nicht darüber, sondern rufen ihn an, vielleicht mit anderen Worten und Bildern. Komm hinein in unsere Not, für die wir kaum Worte haben. Rette uns! Komm hinein auch in meine Welt und ihre Dunkelheiten.

P. Johannes Sauerwald OSB

„Nikolaus komm in unser Haus,
pack die großen Taschen aus.“

Wer kennt sie nicht, die ersten Zeilen
des wohl bekanntesten Nikolausliedes.

Ist es das, was Nikolaus zu einem Menschen der Hoffnung macht?
Für viele ist es zumindest eine stille Hoffnung:
dass in der Nikolausnacht die Stiefel gefüllt werden,
dass am Nikolaustag der „Nikolaus“ kommt
und gute Gaben aus dem Sack oder den großen Taschen holt.

Ist es das schon?

Sicher kennen Sie auch einige der vielen der Legenden über den Hl. Nikolaus.
Z.B. die über sein „Kornwunder“:
In einer Zeit der Hungersnot kam ein Schiff mit Korn in den Hafen der Stadt.
Nikolaus gab den Seeleuten das Versprechen, es solle ihnen nicht ein Gramm fehlen,
wenn sie ein wenig von dem Korn gäben.
Oder die über den Seesturm:
Ein Schiff geriet in Seenot und nichts, was die Seeleute taten, half.
Da erschien Niklaus am Bug des Schiffes
und sagte ihnen zu, sie würden gerettet werden.
Oder die über die drei verarmten Jungfrauen,
deren Vater nichts hatte, um eine Aussteuer für die drei zu finanzieren.
Nikolaus half heimlich (und dann doch entdeckt)
mit goldenen Äpfeln.

Legenden.
Ja.
Oder doch Anregung und Ansporn für uns?

Wem mache ich Hoffnung – es muss ja nicht gleich ein Wunder sein.
Aber Mutmachen und Zuspruch geben – das hilft.
Wem kann ich Hoffnung machen mit den kleinen Gaben, die ich geben kann?

Wem mache ich Hoffnung, indem ich einfach da bin?
Weil ich zuhören kann?
Weil ich von meinen Erfahrungen erzähle?

Der Hl. Nikolaus macht mir da Mut!

P. Guido Hügen OSB

Heute feiert die Kirche den Gedenktag des hl. Bischofs Anno. Er stammte aus schwäbischem Geschlecht, wurde in Bamberg ausgebildet und war dann als Propst in Goslar tätig. 1056 wurde er Erzbischof von Köln. Kirchenpolitisch trug er in seiner Zeit zur Beilegung des sog. Papstschismas bei – damals gab es neben dem Papst auch einen Gegenpapst – sodass er für viele die Hoffnung auf Versöhnung verkörperte. Am 4. Dezember 1075 starb er in Köln. In der ehemaligen Benediktinerabtei Siegburg wird sein Schrein heute verehrt.

Anno gilt als Stifter vieler Klöster. Im Jahr 1072 schickte er Mönche nach Grafschaft, um dort ein Kloster zu gründen. Als Benediktinerkloster bestand es bis 1803, als viele Klöster im Zuge der Säkularisierung aufgehoben wurden. Heute finden sich in Grafschaft das Mutterhaus der Borromäerinnen und ein großes Krankenhaus. Bis heute gedenken wir in Königsmünster täglich der verstorbenen Mönche des aufgehobenen Klosters, und im Altar unserer Krypta befindet sich der Reliquienschrein des alten Klosters. Wir stehen sozusagen auf den Schultern dieser Mönche.

Die Geschichte des Bischofs Anno zeigt mir, dass wir Teil einer langen Geschichte sind. Wir haben eine Vergangenheit, stehen auf den Schultern unserer Vorfahren, um so Schritte in die Zukunft gehen zu können. Das gibt Hoffnung, denn ich muss nicht alles in meiner beschränkten Lebenszeit allein schaffen, sondern darf weiterbauen an dem, was die Menschen vor mir getan haben. Und ich darf vertrauen, dass es nach mir Menschen gibt, die an meinem Werk weiterbauen. Und die größte Hoffnung ist die, dass Gott diese Welt – trotz allem, was gerade dagegen zu sprechen scheint – in seinen Händen hält.

P. Maurus Runge OSB

Barbara –

Benannt: „Wilde“

Wohl wild entschlossen,

im Garten Gottes

blühend.

 

Opfer des Vaterstolz:

Unglaubend umflutet

Tränkt er Erde

Mit ihrem Blut

 

Sie wird

Flamme – Rose

Sich vergießend

 

Gegründet in Glauben

Verwurzelt dem Geheimnis

Fenster himmelwärts

Standhafter Turm

In unsren Seelen

 

P. Abraham Fischer OSB

Ein Mensch der Hoffnung überschreitet Grenzen. Grenzen zu anderen Menschen, zu anderen Völkern und Kulturen. Franz Xaver, der 1506 in Spanien geboren wurde, war so ein Mensch. Er schloss sich dem gerade neu entstehenden Jesuitenorden um Ignatius von Loyola an und ging im wörtlichen Sinn bis an die Grenzen der Erde nach Indien, Sri Lanka und Japan, um den Menschen dort die Frohe Botschaft von Jesus zu verkünden. Er war, wie es im Ersten Petrusbrief heißt, „stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die ihn erfüllt“ (1 Petr 3,15). Viele Menschen ließen sich von der Hoffnung des Franz Xaver begeistern und wurden Christen. Am 3. Dezember 1552 starb Franz Xaver auf dem Weg nach China. Er ist in Goa in Indien begraben.

Grenzen überschreiten – das ist eine Aufgabe, vor die wir gerade als Christen immer wieder gestellt sind. Keine Grenzen zu schließen, wie es heute verstärkt diskutiert wird, sondern Grenzen zu öffnen und sich ganz auf den fremden Menschen einzulassen, ja vielleicht sogar von ihm zu lernen. Meine Erfahrung als Missionsprokurator, der oft in fremden Kulturen unterwegs ist, ist es, dass ich dabei viel lerne und unendlich bereichert werde.

Wo kann ich in dieser Adventszeit Grenzen überschreiten – zu mir, zu anderen, zu Gott?

P. Maurus Runge OSB
Bild: Andrea Pozzo um 1701: Franz Xaver tauft die indische Königin Neachile – Joachim Schäfer – Ökumenisches Heiligenlexikon

Menschen der Hoffnung: Jesaja (2.12.2024)

Dann schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern und Winzermesser aus ihren Lanzen. (aus Jes 2,1-5)

Ich bin ein Kind des kalten Krieges. Ich kenne die Aufnäher auf den Parkas mit dem Spruch „Schwertern zu Pflugscharen“ zu jener Zeit. Ich kenne noch das ständige Bedrohungsgefühl. Wie oft habe ich in dieser Zeit die Verheißungen des Jesaja gelesen, und sie haben mich getröstet. Nach vielen Jahren schien sich die Verheißung nach Frieden zu erfüllen. Wie ein Wunder öffneten sich die vielen Grenzen, und die Bedrohung nahm ab. Nun erleben wir wieder eine Zeit zahlloser Konflikte und Kriege. Die Hoffnung, dass sich die Prophezeiung des Jesaja erfüllen möge, darf dennoch nicht erlöschen. Die Hoffnung des Jesaja hat mich nie losgelassen. Auch jetzt nicht. Im Kleinen versuche ich abzurüsten. Mit meiner Sprache, im Umgang mit meinen Nächsten. Abzurüsten in der Sprache der Gewalt. Ich hoffe, dass auch dies Schritte zum Frieden sind.

Br. Benjamin Altemeier OSB

Eine Reihe über „Menschen der Hoffnung“ mit dem Propheten Jeremia beginnen zu lassen, ist ein gewagtes Unterfangen. Denn Jeremia lebte in einer Zeit, die ganz und gar nicht von Hoffnung geprägt war. Seine Aufgabe war es, den Menschen seiner Zeit Umkehr und Buße zu predigen und ihnen als Prophet das drohende Strafgericht Gottes anzukündigen. Nach dem Glauben Israels trat das mit dem Babylonischen Exil im Jahr 587 v.Chr. auch ein.

Jeremia ist ein Prophet, der mit seinem Schicksal hadert. Von ihm sind ergreifende Klagelieder überliefert, in denen er mit Gott ringt. Denn die Menschen lehnen Jeremia ab, hören nicht auf ihn, verspotten und verfolgen ihn sogar. Jeremia ist am absoluten Tiefpunkt seiner Karriere angekommen.

Und aus dieser Tiefe heraus lässt er doch nicht von seinem Gott ab. Er hält an seinem Gott fest – gerade indem er ihm all sein Leid klagt, ja ihn anklagt. Und so klingt in seiner Verkündigung jenseits aller Unheilsprophetien doch auch eine Ahnung von zukünftigem Heil an, von Hoffnung inmitten der Verzweiflung. Die heutige Lesung am Beginn der Adventszeit spricht davon:

Siehe, Tage kommen – Spruch des Herrn –,
da erfülle ich das Heilswort,
das ich über das Haus Israel
und über das Haus Juda gesprochen habe.
In jenen Tagen und zu jener Zeit
werde ich für David einen gerechten Spross aufsprießen lassen.
Er wird Recht und Gerechtigkeit wirken im Land.
In jenen Tagen wird Juda gerettet werden,
Jerusalem kann in Sicherheit wohnen.
Man wird ihm den Namen geben:
Der Herr ist unsere Gerechtigkeit.

(Jer 33,14-16)

Vielleicht kann uns die vor uns liegende Adventszeit eine Ahnung dieser Hoffnung vermitteln – gerade in den turbulenten Zeiten, in denen wir leben. Das ist mein Wunsch für Sie in diesen Tagen!

P. Maurus Runge OSB

Gedenke, wie kurz mein Leben ist,
wie vergänglich du alle Menschen geschaffen hast! 

Ps 89,48 (gesamter Text: Ps 89, 20-53)

Endlich ist unser Leben.
Vergänglich.

Der Psalm 89, der uns heute in seinen Versen 20 bis 53 begleitet,
weist uns darauf hin, was diese Endlichkeit bedeutet.
Scheinbar ist er kein ermutigender Psalm in das neue Jahr hinein.

Er verweist auf Versagen und Abwendung von Gott.
Unser Leben ist auch Sünde und Schuld.
Es ist Abkehr von Gott
und Hinwendung zu dem, was uns scheinbar wichtiger ist.

Dem gegenüber steht der Bund Gottes.
ER will ihn nicht verlassen,
will zu ihm stehen,
will zu uns stehen.

Ich darf mich fragen lassen:
Wo aber habe ich mich IHM entgegen gestellt,
wo habe ich Seine Botschaft missachtet,
wo habe ich mich IHM entzogen?

Im Psalm rufen wir nach Seiner Gnade,
nach der Erfüllung Seiner Zusagen.

Erfüllen wir die unsrigen?

Dann ist es doch ein guter Psalm ins neue Jahr hinein,
einer, der uns Mut macht,
der uns auf- und herausfordert.
So dass wir dann bekennen können:

„Gelobt sei der Herr ewiglich!“

P. Guido Hügen OSB

Sie verließen sogleich die Synagoge und gingen zusammen mit Jakobus und Johannes in das Haus des Simon und Andreas. Die Schwiegermutter des Simon lag mit Fieber im Bett. Sie sprachen sogleich mit Jesus über sie und er ging zu ihr, fasste sie an der Hand und richtete sie auf. Da wich das Fieber von ihr und sie diente ihnen.
Am Abend, als die Sonne untergegangen war, brachte man alle Kranken und Besessenen zu Jesus. Die ganze Stadt war vor der Haustür versammelt und er heilte viele, die an allen möglichen Krankheiten litten, und trieb viele Dämonen aus. Und er verbot den Dämonen zu sagen, dass sie wussten, wer er war.
In aller Frühe, als es noch dunkel war, stand er auf und ging an einen einsamen Ort, um zu beten. Simon und seine Begleiter eilten ihm nach, und als sie ihn fanden, sagten sie zu ihm: Alle suchen dich. Er antwortete: Lasst uns anderswohin gehen, in die benachbarten Dörfer, damit ich auch dort verkünde; denn dazu bin ich gekommen. Und er zog durch ganz Galiläa, verkündete in ihren Synagogen und trieb die Dämonen aus. (Mk 1,29-39)

Kurz vor Ende des vergangenen Jahres ereignete sich ein kleines Weihnachtswunder.
Der Spiegel, der ja eher für kirchenkritische Berichterstattung bekannt ist, berichtet auf Spiegel Online sehr wohlwollend über ein Kirchenereignis. Das Ereignis war die Aussendung der Sternsinger am 28.12.
In den vergangenen Tagen und besonders heute sieht man ja wieder Jungen und Mädchen als heilige drei Könige von Haus zu Haus ziehen, um die Häuser und ihre Bewohner zu segnen.
Mit dieser Tradition sind wir schon mitten im heutigen Fest Epiphanie. Denn natürlich erinnern wir uns heute an die drei Weisen aus dem Morgenland, aber der heutige Tag symbolisiert auch den Weg der frohen Botschaft in die Welt unter uns Menschen.
Mit der scheinbar kleinen Geste der Sternsinger bringen sie somit das Weihnachtsgeheimnis in jedes Haus. Und das, was sie machen, ist alles andere als klein, denn es bedarf den vollen Einsatz und auch ein bisschen Mut, und es bewirkt oft mehr, als wir denken.
Vielleicht ist eine der mächtigsten Krankheiten unserer Zeit die Einsamkeit, und für manche Menschen ist z.B. der Besuch der Sternsinger einer der wenigen Besuche, die sie überhaupt bekommen. Aber nicht nur ältere Menschen leiden in unserer Gesellschaft an Einsamkeit, auch Jugendliche werden oft mit ihren Problemen alleine gelassen, Arbeits- oder Obdachlose werden sozial isoliert und ausgegrenzt, Flüchtlinge als „Bedrohung“ stigmatisiert.
Wir denken, dass wir immer alle unsere Probleme alleine lösen könnten, mit ein wenig Selbstoptimierung. Heilung geschieht aber viel leichter, wenn Menschen sich Menschen zuwenden und gemeinsam durch die Nacht gehen.

Br. Balthasar Hartmann OSB

Von der Huld des HERRN will ich ewig singen, von Geschlecht zu Geschlecht mit meinem Mund deine Treue verkünden. Denn ich bekenne: Auf ewig ist Huld gegründet, im Himmel deine Treue gefestigt. Ich habe einen Bund geschlossen mit meinem Erwählten und David, meinem Knecht, geschworen: Auf ewig gebe ich deinem Haus festen Bestand und von Geschlecht zu Geschlecht gründe ich deinen Thron. Die Himmel preisen deine Wunder, HERR, und die Versammlung der Heiligen deine Treue. Denn wer im Gewölk gleicht dem HERRN, ist dem HERRN ähnlich unter den Söhnen der Götter? Gewaltig ist Gott im Rat der Heiligen, für alle rings um ihn her ist er groß und furchtbar. HERR, Gott der Heerscharen, wer ist wie du? Mächtig bist du, HERR, und von Treue umgeben. Du beherrschst den Aufruhr des Meeres; wenn seine Wogen toben – du glättest sie. Rahab hast du durchbohrt und zertreten, deine Feinde zerstreut mit starkem Arm. Dein ist der Himmel, dein auch die Erde; den Erdkreis und was ihn erfüllt hast du gegründet. Nord und Süd hast du geschaffen, Tabor und Hermon jauchzen bei deinem Namen. Dein Arm ist voll Heldenkraft, deine Hand ist stark, deine Rechte hoch erhoben. Recht und Gerechtigkeit sind die Stützen deines Thrones, Huld und Treue schreiten dir entgegen. Selig das Volk, das den Jubelruf kennt, HERR, sie gehen im Licht deines Angesichts. Sie freuen sich allezeit über deinen Namen und sie jubeln über deine Gerechtigkeit. Denn du bist ihre Schönheit und Stärke, du erhöhst unsre Kraft in deiner Güte. Ja, dem HERRN gehört unser Schild, dem Heiligen Israels unser König. (Psalm 89, 1-19)

Kriegsmächte
sind im Aufruhr.
Die Erde bebt,
Pflanzen sterben,
Tiere verenden.
Menschen hassen,
Leben zerstört
Am Boden.
Hochmut schlägt zurück
Gier beutet aus
Hilferufe verhallen
im Bombenwind

Ob er wohl aufsteht
                zu retten?
Ob er seinen Schild
               über uns hält?
Ob es ohne ihn
               noch schlimmer wäre?

Das Neue bricht an
es ist nicht einfach da.
Wir hören
das Brechen
der Schale
das Bersten
des Panzers

                                 und geben die Hoffnung auf die Blüte nicht auf

P. Abraham Fischer OSB