Tageslesung: Psalm 25

Fernglas

Im Sommer ein paar schöne Tage in den Südtiroler Bergen genießen. Wanderungen in den Bergen. Stille erleben und pure Natur erblicken. Den Augen.Blick genießen. Der Rucksack ist gefüllt. Freiheit fast über den Wolken finden. Den Blick auf das Gipfelkreuz gerichtet. Ein Fernglas darf nicht fehlen, um Steinböcke oder Adler oder die Bergspitze mit dem uralten Gletscher ins Visier zu nehmen. Wie oft habe ich das Fernglas schon in die Hand genommen, um es in eine ganz bestimmte Richtung zu schwenken, damit ich die Wunderwelt der Südtiroler Berge in den Blick nehmen kann. Wenn ich durch ein Fernglas schaue, kann es sein, dass ich lange suchen muss, bis ich meinen Blick.Punkt gefunden habe. Habe ich es geschafft, dann kann ich mich einen Augen.Blick an dem Erblickten erfreuen. Im 25. Psalm hören wir: „Meine Augen sehen stets auf den Herrn, denn er wird meinen Fuß aus dem Netz ziehen.“ Im Leben gibt es immer wieder Situationen, in die ich mich verstricke. Moment.Aufnahmen, in denen ich mich verliere. Augen.Blicke, wo ich falle oder festsitze. Gefangen im Netz der eigenen Verstrickungen. In diesen Moment ist ein guter Blick.Punkt mit klarer Aussicht wichtig. Mit dem Fernglas meiner Seele suche ich in meinem Herzen Gottes Augen, denn ich weiß, dass seine Augen stets auf mir ruhen. Gott schaut mich an. Er schenkt mir ein Ansehen, auch wenn ich mich in den Verstrickungen des Lebens verheddert habe. Ich werde von ihm gesehen und er wird mich aus meinen Netzen der Dunkelheit mit seiner leuchtenden, warmen Liebe befreien. Durch den An.Blick Gottes ist über den Augen.Blick der Ewigkeit hinaus das Netz der unbarmherzigen Verstrickungen zerrissen, und ich bin frei – in seiner Liebe frei.

Br. Benedikt Müller OSB

Tageslesung: Lk 11,14-28

Mir ist der Begriff „Dämon“ fremd. Auch mit der Bezeichnung „unreiner Geist“ kann ich wenig anfangen. Aus medizinischer Sicht gibt es Erkrankungen, die entweder physischer Natur oder psychischer Natur sind. Hier passen für mich keine theologischen Begriffe. Der Dämon oder auch der unreine Geist sind für mich Stellvertreter für das damals Unbekannte an Erkrankungen. Womit ich jedoch etwas anfangen kann, ist, dass Jesus heilt. Was er heilt und wie er heilt, ist dabei eigentlich nebensächlich. Der Mensch, der vorher krank war, ist jetzt geheilt. Jesus vermag durch seine Anwesenheit, durch seine Botschaft in dem Menschen etwas gerade zu rücken. Oder er vermag durch seinen liebenden Blick den Sprachlosen wieder zum Sprechen zu bringen.

In der Medizin gilt der Grundsatz: Wer heilt, hat recht. Jesus wird durch seine Heilungswunder von Gott ins Recht gesetzt. Genau das versuchen die Leute zu bezweifeln, wenn sie behaupten, dass Jesus mit Beelzebub die Dämonen austreibt. Hier passiert exemplarisch an Jesus, was wir immer wieder beobachten können. Es geschieht etwas Unerwartetes oder auch Unerklärliches. Und das wird dann dämonisiert. Für mich stellt sich dann die Frage: Kann ich das Unerwartete und Unerklärliche aushalten? Kann ich es aushalten, dass ich für manches einfach keine Erklärung habe? Mich mahnt diese Bibelstelle zur Zurückhaltung in der Beurteilung von Situationen und auch dazu, dafür keine Sündenböcke zu suchen. Die Pandemie, die wir erleben, ist eben keine Weltverschwörung, sondern ein neues Phänomen, das wir bisher nicht kannten.

Mir bleibt, mich dem liebenden Blick Jesu auszusetzen und zu versuchen, dass ich diesen liebenden Blick und seine Botschaft der Liebe an mir zulasse und an andere weitergebe. Dann wird das Reich nicht gespalten sein, sondern sein Reich ist im Kommen.

Br. Benjamin Altemeier OSB

5Und er sprach zu ihnen: Wer unter euch hat einen Freund und ginge zu ihm um Mitternacht und spräche zu ihm: Lieber Freund, leih mir drei Brote; 6denn mein Freund ist zu mir gekommen auf der Reise, und ich habe nichts, was ich ihm vorsetzen kann, 7und der drinnen würde antworten und sprechen: Mach mir keine Unruhe! Die Tür ist schon zugeschlossen und meine Kinder und ich liegen schon zu Bett; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben. 8Ich sage euch: Und wenn er schon nicht aufsteht und ihm etwas gibt, weil er sein Freund ist, so wird er doch wegen seines unverschämten Drängens aufstehen und ihm geben, so viel er bedarf.

9Und ich sage euch auch: Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. 10Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan.

11Wo bittet unter euch ein Sohn den Vater um einen Fisch, und der gibt ihm statt des Fisches eine Schlange? 12Oder gibt ihm, wenn er um ein Ei bittet, einen Skorpion? 13Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten! (Lk 11,5-13)

„Bittet!“

Ich darf Gott bitten! Das hört sich zunächst ganz selbstverständlich an. Aber ist es das wirklich? Das große, unfassbare Geheimnis, das wir Gott nennen – und ich kleiner Mensch darf ihn bitten… Ist das nicht ziemlich verwegen?

Schauen wir uns einmal das Bitten näher an! Denn – so einfach ist das gar nicht! Ich darf jemanden (einen Menschen) um etwas bitten! Etwas, was mir in meinem tiefsten Innersten helfen würde – in meinem Leben. Also nicht eine kleine Alltäglichkeit (aber damit fängt es schon an!), sondern etwas Fundamentales. Seien wir ehrlich. Das fällt unsagbar schwer. Denn zuerst einmal stellt sich mir selbst die Frage: Was brauche ich denn? Was ist denn mein innerstes Bedürfnis? Was fehlt mir denn zutiefst in meinem Leben? Und dann muss ich meine Bedürftigkeit noch vor einem anderen Menschen offenbaren, mich offenbaren, öffnen. Ja, ich muss so noch umso mehr zu meiner Bedürftigkeit stehen. Muss zugeben, dass ich in gewisser Weise vom anderen abhängig bin. Ich bin nicht der Fels, der unberührt dasteht und nichts und niemanden braucht. Ganz im Gegenteil!

Das ist genau der Prozess, den Jesus in mir anregen will, wenn er uns zuruft: „Bitte!“ Und dies nicht nur im Hinblick auf einen Menschen an meiner Seite, sondern auf den tragenden Grund unseres Lebens – Gott selbst.

Ich darf vor diesem Gott zu meiner Bedürftigkeit stehen. Ich muss nicht perfekt und fertig sein. Nein – ich bin auf dem Weg und er ist an meiner Seite. Als Hilfe, als Stütze, als…

„Bittet!“ – Haben wir den Mut in dieser Zeit vor Ostern uns auf den Weg zu machen und hinzuschauen. Was fehlt da in mir, dessen ich wirklich bedarf? Was müsste mir von Gott zuwachsen, damit neues Leben wachsen kann? Damit es Ostern wird – auch in mir!

P. Jonas Wiemann OSB

1 Und es geschah: Jesus betete einmal an einem Ort; als er das Gebet beendet hatte, sagte einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger beten gelehrt hat! 2 Da sagte er zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht: Vater, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. 3 Gib uns täglich das Brot, das wir brauchen! 4 Und erlass uns unsere Sünden; denn auch wir erlassen jedem, was er uns schuldig ist. Und führe uns nicht in Versuchung! (Lk 11,1-4)

Es gehört zu den immer wiederkehrenden Begebenheiten im Evangelium, dass sich Jesus zum Gebet an einen einsamen Ort zurückzieht. In der Stille schöpft er Kraft für seinen Dienst an den Menschen. Seine Jünger merken, wie wichtig ihm diese Zeit ist, und sie spüren wohl auch die Kraft, die von Jesus nach seinen stillen Zeiten ausgeht. Und so bitten sie Jesus darum, sie beten zu lehren.

Hier zeigt sich für mich deutlich, wie der Glaube weitergegeben wird. Nicht durch große Reden, sondern durch das Beispiel von Menschen. Ich bete, weil ich es bei anderen so gesehen habe und weil andere mich das Beten gelehrt haben.

Jesus lehrt seine Jünger ein Gebet, das in den Gebetsschatz der Kirche eingegangen ist und das seinen festen Ort in jeder Eucharistiefeier gefunden hat – das „Vaterunser“. Wir kennen es so gut, dass wir es oft wahrscheinlich einfach so runterbeten, ohne groß auf den Sinn der Worte zu achten. Das Vaterunser ist ein festes Ritual geworden.

Vielleicht wäre es eine gute Übung, sich heute einmal dieses Vaterunser zu nehmen und neu durchzubuchstabieren. Bei dem zu bleiben, was mich unmittelbar anspricht. Vielleicht zu jeder der Bitten eigene Gedanken zu formulieren – und so dieses alte Gebet durch mein Leben fortzuschreiben.

P. Maurus Runge OSB

38 Als sie weiterzogen, kam er in ein Dorf. Eine Frau namens Marta nahm ihn gastlich auf. 39 Sie hatte eine Schwester, die Maria hieß. Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seinen Worten zu. 40 Marta aber war ganz davon in Anspruch genommen zu dienen. Sie kam zu ihm und sagte: Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester die Arbeit mir allein überlässt? Sag ihr doch, sie soll mir helfen! 41 Der Herr antwortete: Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen. 42 Aber nur eines ist notwendig. Maria hat den guten Teil gewählt, der wird ihr nicht genommen werden. (Lk 10,38-42)

Die bekannte Erzählung der Schwestern Marta und Maria, die Jesus in ihr Haus einladen, scheint ein Schlag ins Gesicht zu sein für alle, die sich redlich bemühen, ihren Mitmenschen gastfreundlich zu begegnen, ihnen die kleinen Sorgen des Alltags abzunehmen. Marta, die „ganz davon in Anspruch genommen war zu dienen“, scheint von Jesus regelrecht abgekanzelt zu werden, wenn er ihr sagt, dass „nur eines notwendig“ sei und dass Maria den „guten Teil“ gewählt habe – ausgerechnet Maria, die keinen Finger rührt und ihrer Schwester die ganze Hausarbeit allein überlässt.

Marta ist so von ihrer Arbeit in Anspruch genommen, dass sie die Gaben und Talente ihrer Schwester nicht anerkennen kann. Sie vergleicht sich mit ihrer Schwester und kann nicht mehr das Positive sehen, das sie selbst für Jesus tut. „Im ständigen Sich-Vergleichen liegt der Anfang der Sünde“ – so haben es die Wüstenväter ausgedrückt. Immer da, wo ich mich mit anderen vergleiche, sehe ich nur das, was ich nicht habe bzw. fühle mich von anderen weniger gesehen, weniger wertgeschätzt.

Beide Schwestern sind für Jesus wichtig. Sicher wird Jesus nach einem anstrengenden Tag Hunger gehabt haben und sich über das köstliche Mahl, das Marta zubereitet hat, gefreut haben. Aber ebenso war das offene Ohr von Maria wichtig für ihn. Jede der beiden Schwestern dient Jesus mit ihrer Gabe.

Jeder von uns ist an manchen Tagen Marta und an anderen Tagen Maria. Und daran ist nichts Schlimmes. Schlimm ist es, wenn sich Marta und Maria gegenseitig beargwöhnen. Wenn beide zusammenstehen, dann kann daraus Wunderbares entstehen.

P. Maurus Runge OSB

Impuls zu Lk 10,25-37: Sei was du bist – Gib was du hast

Bin ich Jesus? – auf diese etwas flapsige Art und Weise hat meine Schwester immer wieder geantwortet, wenn ihr eine Bitte zur Mithilfe zu übermäßig vorkam.
Bin ich Jesus?
Nein, bin ich auch nicht! Aber ich bin ich und das genügt.
Rose Ausländer hat passend dazu einmal gesagt:

Sei was du bist – gib was du hast 

Und diese Antwort hätte Jesus sicher auch dem jungen Mann geben können, der ihn gefragt hat: „Was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen?“
Wir selbst würden sicher auf eine solche Frage eine ganze Latte von Erwartungen und verschiedenen Aufgaben erwarten. Jesus aber antwortet kurz und knapp: Liebe Gott und deinen Nächsten, wie dich selbst! Und durch das Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lk 10,25-37) macht er uns allen deutlich: Tu immer das Naheliegende, so wie es im Gleichnis vom barmherzigen Samariter buchstäblich das Naheliegende ist, dem Ausgeraubten, am Boden liegenden Mann zu helfen. Denn das, was es zu tun gilt, ist oft das nahe liegende, besteht oft in alltäglichen, ganz selbstverständlichen Dingen und Aufgaben. So auch, wenn ein Mensch spontan mein Herz berührt, mich die Sorge um einen anderen Menschen umtreibt oder wenn mir jemand einfällt, bei dem ich mich schon lange nicht mehr gemeldet habe. In der Regel muss ich dann dazu mein momentanes Tun unterbrechen, ganz so wie im Gleichnis der Samariter seine Reise. Leben gewinne ich da, wo ich aufmerksam bin für das, was jetzt als das Naheliegende zu tun ist.
Oder anders gesagt:

Sei was du bist – gib was du hast!

P. Cornelius Wanner OSB

17 Die Zweiundsiebzig kehrten zurück und sagten voller Freude: Herr, sogar die Dämonen sind uns in deinem Namen untertan. 18 Da sagte er zu ihnen: Ich sah den Satan wie einen Blitz aus dem Himmel fallen. 19 Siehe, ich habe euch die Vollmacht gegeben, auf Schlangen und Skorpione zu treten und über die ganze Macht des Feindes. Nichts wird euch schaden können. 20 Doch freut euch nicht darüber, dass euch die Geister gehorchen, sondern freut euch darüber, dass eure Namen im Himmel verzeichnet sind! 21 In dieser Stunde rief Jesus, vom Heiligen Geist erfüllt, voll Freude aus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du das vor den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen. 22 Alles ist mir von meinem Vater übergeben worden; niemand erkennt, wer der Sohn ist, nur der Vater, und niemand erkennt, wer der Vater ist, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will. 23 Jesus wandte sich an die Jünger und sagte zu ihnen allein: Selig sind die Augen, die sehen, was ihr seht. 24 Denn ich sage euch: Viele Propheten und Könige wollten sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und wollten hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört. (Lk 10,17-24)

Die heutige Schriftlesung schließt an die Stelle vom vergangenen Samstag an, in der von der Aussendung der Jünger durch Jesus berichtet wird. Heute lesen wir von der Rückkehr der 72 Jünger. Die Jünger sind völlig euphorisiert von den Wundertaten und Dämonenaustreibungen, die sie vollbracht haben. Offenbar haben sie Erfolg gehabt und konnten vielen Menschen helfen, sie von Blockaden und Lähmungen befreien.

Da ist auch zunächst einmal nichts Schlimmes dran, und Jesus bestätigt in eindrücklichen Worten das, was die Jünger berichten: „Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen!“ Etwas Neues ist angebrochen, vor dem die lebensfeindlichen Mächte nicht bestehen können.

Und doch rückt Jesus die Freude der Jünger in die rechte Perspektive: „Freut euch nicht darüber, dass euch die Geister gehorchen, sondern freut euch darüber, dass eure Namen im Himmel verzeichnet sind!“ Das Sein steht bei Jesus vor dem Tun – zuerst wird mir etwas geschenkt, und meine Taten sind sozusagen die Konsequenz daraus. Die Jünger handeln nicht aus eigener Macht, sondern mit der Vollmacht Jesu, dessen, der sie gerufen und gesandt hat.

Es ist so etwas wie eine Umkehrung der Perspektive, die hier geschieht. Es sind nicht die Weisen und Klugen, die mit gewandten Worten reden können, die Jesu Botschaft voranbringen, sondern gerade die „Unmündigen“, Menschen, denen man es vordergründig nicht zutrauen würde. Das Heil kommt da zu mir, wo ich es am wenigsten erwarte.

Wenn ich mir bewusst mache, dass ich das, was ich kann und leiste, nicht aus mir selbst habe, sondern es mir von einem Anderen geschenkt ist, dann werde ich wahrhaft Großes vollbringen. Dann muss ich auch nicht neidisch auf die Talente anderer blicken, sondern kann mich an ihnen freuen – wie auch an meinen eigenen Gaben, die mir geschenkt wurden.

P. Maurus Runge OSB

Bibellesung: Psalm 10

„Warum, o HERR, bleibst du so fern!“ Traurigkeit, Einsamkeit und Verlassenheit von Gott, das beklagt der Beter im 10. Psalm.  Er klagt: Gott ist an Tagen der Not so fern. Jene Traurigkeit kann ich gut verstehen, besonders in diesem langen Winter der Pandemie. Oft habe ich mir in den letzten Wochen, wenn ich abends am Fenster stand und in den Nachthimmel geguckt habe, die Frage gestellt: Wo bist du? Es wurde dann still in mir. In solchen Situationen muss ich immer an Windkrafträder denken. Windräder von über 100 Metern Höhe müssen über Blinklichter verfügen, um nachts für Flugzeuge sichtbar zu sein. Wären sie nicht da, dann könnte das Flugzeug im Zusammenstoß mit dem Windrad in große Not geraten.  Schaue ich in einer dunklen, wolkenverhangenen und nebligen Nacht aus dem Fenster meiner Klosterzelle, dann sehe ich diese „Leuchtfeuer“ der Windkrafträder nicht aufleuchten. Meine Erfahrung sagt mir aber dann: Auch wenn der Nebel dicht ist, die Lichter sind dennoch da. Der Verstand sagt mir weiter: Müssen sie ja auch, sonst geraten die Flugzeuge in Gefahr! Schaue ich aber in einer sternklaren und wolkenfreien Nacht aus meinem Fenster, dann sehe ich deutlich die roten Lichter im Dunkeln von den Sauerländer Bergen her leuchten. Sie sind da – einfach! Im Gleichklang leuchten sie auf – immer wieder! Dieses Bild verdeutlicht mir, dass Gott da ist, immer da ist. Gerade auch dann, wenn die Nebel der Traurigkeit meine Seele umhüllen. In meiner Not weiß ich, dass Gott auch in meinen Dunkelheiten an meiner Seite steht. Gott kann ich vertrauen und auf ihn hoffen: Er ist da. Das verrät mir auch sein Name: JHWH! Und darum kann ich mit dem Psalmbeter einstimmen und  am Ende des 10. Psalms Gott immer wieder als König preisen, der mein Herz aufrichtet. Die Fastenzeit will uns einladen, Gottes „Leuchtfeuer“ der Liebe zu entdecken, damit er in unserem Herzen scheinen kann. Und zwar immer, ob an Tagen der Not oder Freude. Er ist da.

Br. Benedikt Müller OSB

Heilt die Kranken, die dort sind, und sagt ihnen: Das Reich Gottes ist euch nahe! (Lk 10,9 – gesamte Tageslesung: Lk 10,1-16)

In der heutigen Schriftlesung lesen wir, wie Jesus seine Jünger aussendet. Er gibt ihnen konkrete Anweisungen mit auf den Weg – sich nicht mit schwerem Gepäck zu belasten, auf den Gruß unterwegs, der meist in ein längeres Gespräch mündet, zu verzichten, sich zu konzentrieren auf diejenigen, die die Jünger aufnehmen, ihnen den Frieden zuzusagen (vgl. Lk 10,1-8). Und im zweiten Teil seiner Rede (Lk 10,10-16) bereitet Jesus seine Jünger darauf vor, dass sie vermutlich nicht überall freundlich empfangen werden, dass sie – wie er selbst – auf Unverständnis, Ablehnung, ja, auf unverhohlene Feindseligkeit stoßen werden.

In der Mitte dieser Perikope steht die zentrale Botschaft: „Heilt die Kranken, die dort sind, und sagt ihnen: Das Reich Gottes ist euch nahe(gekommen)!“ (Lk 10,9)

„Das Reich Gottes ist euch nahegekommen.“ Auch uns heute ist dieser Satz zugesagt. Inmitten von so viel Krankheit, Leid und Tod, die uns umgeben, birgt dieser kleine Satz vom nahegekommenen Gottesreich ein unerhörtes Hoffnungspotential. Die kleinen Zeichen der befreienden Herrschaft Gottes sind schon da – sie wollen von mir bloß wahrgenommen werden.

„Das Reich Gottes ist euch nahegekommen.“ Wie reagiere ich auf diese Botschaft? Mit der Ablehnung des nüchternen Realisten, der nur das sieht, was vor Augen liegt, und nicht glauben kann, dass es da vielleicht mehr geben kann? Oder mit der Hoffnung desjenigen, der sich mit dieser harten Realität nicht zufriedengibt und von einer besseren Welt zu träumen wagt und sich mit allen Kräften dafür einsetzt?

„Das Reich Gottes ist euch nahegekommen.“ Was ich daraus mache, das liegt an mir.

P. Maurus Runge OSB

Wer rastet, der rostet…

57 Als sie auf dem Weg weiterzogen, sagte ein Mann zu Jesus: Ich will dir nachfolgen, wohin du auch gehst. 58 Jesus antwortete ihm: Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester; der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann. 59 Zu einem anderen sagte er: Folge mir nach! Der erwiderte: Lass mich zuerst weggehen und meinen Vater begraben! 60 Jesus sagte zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh und verkünde das Reich Gottes! 61 Wieder ein anderer sagte: Ich will dir nachfolgen, Herr. Zuvor aber lass mich Abschied nehmen von denen, die in meinem Hause sind. 62 Jesus erwiderte ihm: Keiner, der die Hand an den Pflug gelegt hat und nochmals zurückblickt, taugt für das Reich Gottes. (Lk 9,57-62)

„Der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann.“ – Auch Jesus hat sich ausgeruht, aber sein Leben war ein Leben auf dem Weg.

Jeder, der mal eine längere Wanderung, eine Fahrradtour oder etwas Ähnliches gemacht hat, weiß: Wer auf dem Weg ist, möchte auch Pausen machen. Mal aus Erschöpfung, mal, weil der Ort, an dem man ist, so schön ist und zum Verweilen einlädt.

Im übertragenen Sinn mag es einem so auch in der Fastenzeit gehen, wenn einem das, was man sich gegebenenfalls für diese Zeit vorgenommen hat, lang wird und man sich der damit verbundenen Anstrengung und Unbequemlichkeit bewusst wird. Das ist vielleicht jetzt am Anfang noch nicht so wichtig, aber es mag im Verlauf des Weges kommen…

Wer dann stehen bleibt, kann nicht ankommen. Der Weg ist das Ziel!

Dies kann aber nur dann gelten, wenn der Weg auch ein Ziel hat. Wer sich auf einen Weg ohne Ziel macht, droht planlos umherzuirren. Also sollte ich mir erst bewusstmachen, was mein Ziel eigentlich ist.

Was will ich also mit meiner Ausdauer bewirken, jetzt in der Fastenzeit, aber auch größer gefasst, in meinem Leben?

Wozu tue ich das, was ich in der Fastenzeit tue? Was will ich mit dem erreichen, was ich in meinem Leben tue?

Im Kontext der Bibel und des christlichen Lebens stellt man fest: Unermüdlich weiterzulaufen ist zwar mit Anstrengung verbunden und durchzuhalten ist wahrlich nicht immer leicht. Der christliche Weg führt, wie der Weg Christi, durch Mühe und Leid.

Aber: Wenn wir das richtige Ziel vor Augen haben, wissen wir, dass sich die Mühe lohnen wird! Und: Zeichen für dieses Ziel ereignen sich bereits in der Mühe (z.B. wenn uns und andere der bloße Gedanke an das Ziel aufbaut (vgl. Lk 9,60b)) und vielleicht sogar im Schmerz der Abschiede, die wir im Leben erleiden und trotz derer wir Jünger Christi bleiben (vgl. Lk 9,58 + 9,60a).

Wichtig ist: Wir haben die Zusage, dass wir an der Bewältigung des Weges wachsen und schließlich das Ziel erreichen werden. So heißt es ganz zum Schluss der Benediktsregel, in ihrem letzten Wort: „pervenies“, d.h. „Du wirst ankommen!“ (vgl. RB 73,9).

Bleiben wir also dran! Jetzt ist die Zeit der Gnade! (2 Kor 6,2)

Br. Josef Ellendorff OSB