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In meinen Kindertagen war am Sonntagnachmittag immer Spaziergehzeit durch Waldecks wunderschöne Wälder. Mit Mama, Papa und den Geschwistern ging es bei Wind und Wetter los. Ich lief oft vorweg und untersuchte etwas am Wegesrand. Toll, dann wurde ich von meinen Geschwistern und Eltern überholt. Ich erinnere mich aber auch, dass es Momente gab, in denen ich trotzig zurückblieb, weil mir der Weg zu weit und zu mühsam war. Ich lief hinterher. Da fühlte ich mich allein und rannte schnell zu meinen Eltern. Und dann wieder vorneweg! Plötzlich bemerkte ich, dass mir jemand mit einem großen Hund entgegenkam. Es dauerte nicht lange, da suchte ich die Nähe der Eltern und nahm schnell Mamas Hand. An Mamas Hand war auch ein großer Hund kein Problem. Hand in Hand mit Mama oder Papa, da fühlte ich mich sicher und geborgen. Wo mich einer bei der Hand nimmt, entsteht Vertrauen. Und das ist eine ganz wichtige Basis für unser Leben. Weil da, wo Vertrauen fehlt, die Herzenskraft zum Leben fehlt. Wenn ich vertrauen kann, dass andere zu mir halten, mich unterstützen, mich nicht hängen lassen: Da kann ich dann auch selbst Mut zum Leben haben. Der Prophet Jesaja nimmt eine solche Ur-Vertrauens-Erfahrung als Bild für die Begleitung von Gott: „Ich bin der HERR, dein Gott, der deine rechte Hand fasst und zu dir spricht: Fürchte dich nicht, ich helfe dir.” Wenn ich weiß, dass Gott mir nahe ist, wächst Vertrauen ins Leben. Und genau dazu will uns der Advent mit seiner besonderen Atmosphäre sensibilisieren: für das Urvertrauen in Gott.

Br. Benedikt Müller OSB

von P. Johannes Sauerwald OSB

Wie kommt der göttliche Trost zum Menschen?

Wer in den augenblicklichen Lebensumständen zurechtzukommen sucht und sich umschaut, ob es früher schon einmal ähnliche Schwierigkeiten gegeben hat,  und wie man die Krise damals überstanden hat, und dann auf die heutige Lesung aus dem Buch Jesaja stößt, findet eine bemerkenswerte Weise vor, wie einer der größten Tiefpunkte in der Geschichte des Volkes Israel, die Zeit des babylonischen Exils, bewältigt worden ist.

Den Hintergrund dieses Textes, so ahnt der Leser, bildet die seelische Krise, die durch die Vertreibung ins Exil entstanden war. Der Verlust ihrer Heimat setzte den Menschen zu, sie drohten, ihre Identität zu verlieren. Das stürzte sie in tiefe Trauer, Unsicherheit und Orientierungslosigkeit. Irgendwann müssen sie so weit gekommen sein, dass sie sich gesagt haben: Es wird sich nichts mehr ändern. Wir sitzen hier in der Fremde fest, entrechtet, unterdrückt, ohnmächtig, unserer Feste und Lieder beraubt, ohne die Aussicht auf eine Besserung der Lage. Unser Volk und alles, was uns heilig und kostbar war, unser geistiges Erbe werden bald aus der Geschichte ausgelöscht sein, vergangen und vergessen.

Was hat der Prophet einem da noch zu sagen? Durchhalteparolen einhämmern? Appelle verkünden, Vorhaltungen machen? Nichts von dem macht der Prophet. Er sammelt eine Gruppe wacher Menschen um sich, die noch nicht aufgegeben haben, und ruft ihnen zu: „Tröstet, tröstet mein Volk!“
Diese Worte hat er sich nicht selbst ausgedacht, denn er hat die Stimme Gottes gehört, sie durch die Trauer hindurch, über alle Hoffnungslosigkeit hinweg, erlauscht. Was diese Stimme ihm sagt, kommt unerwartet, denn sie klingt ganz anders, als die Leute sicher angenommen hätten. Trösten, das ist jetzt die Hauptsache. Trösten, das heißt: Gut zureden, zu verstehen geben, dass da einer ist, der um die Nöte und Ängste der Menschen weiß, dass Gott selbst es ist, der mit euch fühlt. Gott rechnet nicht die Sünden vergangener Zeiten auf, macht den ins Elend Geratenen keinen Vorwurf, lehnt sie nicht ab. Ganz eindringlich ist der Auftrag gesagt: „Tröstet, tröstet mein Volk.“ Und das meint: Sagt etwas, das wirklich zu Herzen geht und dort ankommt, wo die Trauer sich eingenistet hat – und das ist etwas anderes, als bloß „husch-husch“ eine optimistische Stimmung zu verbreiten.

Was der Trost bewirken soll, ist ein Mentalitätswandel, und der kommt nur zustande, wenn eine neue Überzeugung entsteht. Die Überzeugung muss sich von innen her bilden, sonst verfliegt der Trost wieder.
Zu einem echten Trost gehört mehr als Empathie, nämlich eine neue Perspektive. Was aber ist in der Lage, Mut zu machen? Nach rein menschlichem Ermessen ist zwar die Lage hoffnungslos, aber die Initiative geht ja von Gott aus, von seinen Möglichkeiten.
Der entscheidende Satz lautet: „Seht, Gott der Herr, kommt mit Macht.“ Das ist der Fixpunkt der Perspektive.

Das ist nicht abstrakt-fromm daher gesagt, sondern soll heißen: Gott kommt und macht dem Exil ein Ende. Wir wissen im Nachhinein aus dem Verlauf der Geschichte Israels, dass es politische Vorgänge in Mesopotamien waren, die die Voraussetzungen dafür waren, dass die Verschleppten wieder nach Hause ziehen konnten. Als das Reich Babylon am Ende des 6. vorchristlichen Jahrhunderts zerfiel, übernahm die persische Großmacht die Vormacht-stellung in dieser Gegend. Sie war es auch, die den Juden die Rückkehr ins Stammland gestattete. Aber vom biblischen Glauben her war es Gott selbst, der die Geschicke lenkte und in seiner Bundestreue dem Volk ermöglichte, mit ihm eine neue Zukunft zu beginnen. Er sammelte es um sich und führte es weiter.

Damit hat der Prophet den Zielpunkt genannt, die Wendung zum Guten. Doch ist seine eigentliche Botschaft noch nicht an ihr Ende gekommen. Es geht ihm um mehr. Nämlich das, worauf es jetzt ankommt. Weil Gott kommt und seine Herrlichkeit sichtbar machen will, gilt es, sich jetzt darauf einzustellen. Jetzt ist es vor allem wichtig, die Hindernisse zu beseitigen, die Gottes Kommen im Wege stehen. Diese Hindernisbeseitigung macht der Prophet mit einem anschaulichen Bild klar: dem Bild des Landschaftsumbaus. „Bahnt dem Herrn einen Weg durch die Wüste! Baut in der Steppe eine ebene Straße1“ Das sind die horizontalen Umbaumaßnahmen. Dann nennt er die vertikalen: „Was krumm ist, soll gerade werden, was hügelig ist, werde eben!“

Wenn wir in einer Landschaft vorwärts kommen wollen, werden wir manchmal durch schwieriges Gelände aufgehalten. Es zu überwinden, kostet Zeit und Mühe. Ähnlich ist es, wenn wir mit Menschen zu tun haben, die unzugänglich sind. Sie lassen einen nicht an sich herankommen. Es kostet viel Geduld, um Ärger zu vermeiden und sich zu verständigen. Auch Gott hat es nicht leicht, uns zu erreichen, bei uns mit seinen guten Absichten anzukommen, etwa um uns zu heilen, zu trösten oder neuen Schwung zu verleihen. Wir machen es ihm mit unseren Eigenwilligkeiten, unseren Fixierungen auf Lieblingsideen und selbstbezogenen Wünschen nicht leicht, uns zu erreichen und wirklich heranzulassen. Wir haben uns vielleicht schon so sehr an unsere Fehler gewöhnt, an gewisse Schwächen und sogenannte „Sachzwänge“, dass wir gar nicht mehr damit rechnen, uns in diesen Punkten ändern zu können. Das gilt nicht nur für den jeweils Einzelnen, sondern ist bei Institutionen, Gruppierungen, bei gesellschaftlichen Unternehmen und Staaten zu beobachten. Es kann sogar die Strukturen der Staaten untereinander bestimmen, mit schwerwiegenden Folgen.

Wenn wir nun auf Weihnachten zugehen, dann haben wir eine gute Gelegenheit, das Kommen Gottes in der Menschwerdung Christi anzubahnen. Denn er will uns ja dort treffen, wo wir uns befinden und ihn benötigen. Wenn er sich uns in seiner Herrlichkeit zeigt, dann schenkt er uns auch Kraft und Mut, dann verleiht er uns eine von innen kommende Überzeugung, die durch Hindernisse und Unwegsamkeiten hindurch in der Lage ist, seine Gegenwart, seine liebende Nähe zu erfahren. Das ist eine Zusage, die uns in dieser Krise helfen wird.

Jeden Tag brennen in unseren Kirchen und Kapellen unzählige sogenannte Opferkerzen. Menschen haben diese Lichter für sich oder andere entzündet, um in die alltäglichen Sorgen etwas Licht zu bringen.

Im Advent brennen solche Lichter aber nicht nur in den Kirchen, sondern auch viele Gärten und Fenster erstrahlen in einem wahren Lichtermeer und erzählen auf ihre Weise von der großen Sehnsucht der Menschen nach Licht im Dunkel des Lebens.

„Hebt eure Augen in die Höhe und seht: Wer hat die Sterne dort oben erschaffen?“, so fragt der Prophet Jesaja in der heutigen Lesung (Jes 40,25-31), und er macht uns Menschen Mut, auf Gott zu vertrauen. Gott selbst ist es, der dem Müden Kraft gibt und dem Kraftlosen Stärke verleiht.

Der Prophet Jesaja schenkt dem Volk Israel, das damals in der Gefangenschaft an Gottes Hilfe zweifelte und auch uns Menschen heute, die wir unter der Corona-Pandemie stöhnen, neue Hoffnung und macht deutlich, dass Gott, der das Weltall schuf, unermüdlich am Werk ist, um die Schwachen zu stärken.

Und auch Jesus, so ist es im Tagesevangelium (Mt 11,28-30) zu hören, macht all denen Mut, die sich plagen und schwere Lasten zu tragen haben. Unmissverständlich ruft er uns zu: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken“.
Oder wie es bei uns daheim früher im Hausflur hing:
„Wenn Du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her“.

Mögen die vielen Kerzen und Lichterketten uns immer dran erinnern, dass der Herr dieses Licht für uns sein will, deshalb rufen wir im Advent:

Rorate, caeli desuper, et nubes pluant iustum.
Ihr Himmel, tauet den Gerechten,
ihr Wolken regnet ihn herab.

P. Cornelius Wanner OSB

„Wo bist du?“ (Gen 3,9)

Gott stellt dem Menschen heute diese Frage. Sie führt im Verlauf des Mythos zu einer unglaublich traurigen Dramatik. Ein Blick in den Zusammenhang:
Der zweite Schöpfungsbericht (Gen 2,4-25) schildert die Erschaffung des Menschen und seines Lebensraums, sowie die Suche nach „Hilfe, die ihm ebenbürtig ist“(V. 18b). Vom Menschen aus entsteht schrittweise die Ordnung der Welt – Flüsse, die begrenzen, ein Garten, Namen, die allen Dingen gegeben werden. Es entsteht ein Netz, ein geordneter Raum. Alles hat seinen Platz. Erst das Essen vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse stört dieses Gleichgewicht.
Die andere Seite des Rahmens der Lesung ist geprägt von entgegengesetzten Motiven: Statt Zentrierung nun Vertreibung, statt Bejahung in der Namensgebung nun Brudermord, statt gegenseitiger Hilfe nun Trennung in verfeindete Sippen.
In der Mitte unsere Frage: „Wo bist du?“. Obwohl sprachlich so einfach, hat sie doch eine große Tiefe. Vordergründig fragt Gott nach dem Aufenthaltsort, wie ein Freund. Andererseits schwingt mit, wo sich der Mensch verortet.

Der Mensch beantwortet beides:  Er hat sich versteckt. Hier ist der Ort.  Er war in Angst. Hier sieht er sich selbst.
Weil er durch das Essen der Frucht seine kindliche Unschuld verloren hat und sich selbst erkennt, nimmt er seine Nacktheit gegenüber Gott war. Er reagiert nicht mit Liebe Gott gegenüber, sondern versteckt sich aus Angst, weil das, was er an sich sieht, Gott nicht gefallen könnte. Das ist die Tendenz aller Menschen. Wir wollen uns verbergen, weil wir Angst haben, nicht so akzeptiert zu werden, wie wir sind. So entsteht die Entzweiung und der Argwohn in den folgenden Kapiteln der Genesis.

Ist der vorherige Zustand verloren?
Einen Ausweg kann uns das heutige Evangelium (Lk 1,26-38) bieten. Auch Maria fürchtet sich zu Beginn, aber sie versteckt sich nicht, sondern geht unbefangen auf den Engel zu. Sie macht sich Gedanken, stellt Fragen. Sie reagiert, wie eine, die es gelernt hat, selbstbewusst zu sein und zu sich selbst zu stehen. Hier steht wirklich eine Tochter Israels vor uns. Maria erfüllt den Bund in Hinwendung zu Gott. „Alles, was der HERR gesagt hat, wollen wir tun; und wir wollen es hören!“ (Ex 24,7b) ist die Antwort des Volkes auf das Angebot Gottes am Sinai. Man beachte die Reihenfolge: Erst tun und dann hören!
Wir können nicht alles direkt erfassen, sondern müssen  oft im Vertrauen handeln. Nicht aus Angst verstecken, sondern: Aufrecht, als Partner! Wir sind mündige Menschen. Maria lebt das, was ihr Volk im Bundesschluss wieder begonnen hat, den Kreislauf der Angst zu durchbrechen und aufrecht vor Gott zu stehen.

Möchte ich mich als Christ bei einem solchen Vorbild nicht diesem Bund Israels mit seinem Gott anschließen?

Br. Symeon Müller OSB

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Kirche begeht den Gedenktag des Hl. Ambrosius.
Ich lade Sie heute ein, einen Text dieses Bischofs und Kirchenlehrers zu meditieren und in Ihren Alltag einzubeziehen.

Die Worte prüfen

„Ist einer der Rede behutsam, so wird er milde, sanft und bescheiden. Wenn er nämlich den Mund hält und seine Zunge beherrscht und nicht redet, bevor er seine Worte geprüft und abgewogen hat und überlegt hat, ob dies zu sagen sei, ob es diesem Menschen gegenüber zu sagen sei, so übt er in der Tat Bescheidenheit, Sanftmut und Geduld“.

Gerade in diesen adventlichen Tagen tut es gut, immer wieder Zeiten der Stille einzuüben. Um uns herum und auch in uns ist es laut, unruhig und dunkel. Versuchen wir, zur Ruhe zu finden, zum Licht, in unser Innerstes. Achten wir in unseren Begegnungen auf die Worte, die wir sprechen. Wählen wir aus und wägen wir ab. Hören wir nochmals Ambrosius: „…so wird er milde, sanft und bescheiden…“

Wandlung – Verwandlung schwingt in diesem Ausspruch mit. Und auch darum geht es im Zugehen auf das Weihnachtsfest.
Im Gabengebet betet die Kirche heute: Lass auch uns in diesem Licht deine Wahrheit tiefer erfassen.

Menschwerdung: Bin ich bereit, mich wandeln zu lassen? Bin ich bereit, mich „erfassen“ zu lassen?

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Tag und „prüfende“ Augenblicke.

Ihr

+ Aloysius Althaus OSB

Nikolaus – Bischof – Nothelfer

Dunkelgrau das Meer, es stürmen und toben die Wellen
Das Meer
Die Wellen
Der Wind – Sturmzeiten
Winter.Stürme
Es tosen die Wasser, es zucken die Blitze
Im Auge des Orkans

Das wünsch ich sehr
Dass immer einer bei dir wär
Der lacht und spricht
Fürchte dich nicht

Schiff – Ruder – Segel
ER gebot und ließ den Sturmwind aufstehen.
Der türmte hoch die Wogen.
Sie sanken hinab in den Abgrund,
so dass ihre Seele vor Not verzagte.
In ihrer Angst schrien sie zum HERRN
Und er sandte ihnen einen Nothelfer

Das wünsch ich sehr
Dass immer einer bei dir wär
Der lacht und spricht
Fürchte dich nicht

Selig, die barmherzig sind
Sankt Nikolaus, du Pilger Gottes
Steh uns bei in den Stürmen
Herz.Anker voller Nächstenliebe
Seefahrer – stark und fest
Sei da, hab auf die Menschen acht!
O Heiliger – Bischof – Nikolaus
Kapitän – Seemann – Nothelfer

Br. Benedikt Müller OSB

Der Herr ist dir gnädig, wenn du um Hilfe schreist; er wird dir antworten, sobald er dich hört. (Jes 30,19)

Gott will nicht der ferne Gott sein, sondern sich als ein Gott der Fürsorge zeigen. Diese Nähe zum Menschen wird in seiner Menschwerdung in Jesus Christus sichtbar. Dass diese Nähe Gottes zum Menschen in Jesu Geburt sichtbar wird, darauf bereiten wir uns im Advent vor. Diese Nähe Gottes zum Menschen, die in der Geburt des Kindes im Stall zu Bethlehem konkret  wurde, kann theologisch betrachtet als fundamentale Gebetserhörung verstanden werden. Durch Gottes Menschwerdung ist Gott nicht ein monolithisch kühler und distanzierter Gott, sondern einer, der für den Menschen ein fürsorgendes Herz hat. Alle unsere Nöte, Ängste und unser Leid dürfen in seine Gegenwart hineingesprochen werden. Wie jedoch Gott darauf antwortet, unterliegt nicht unserem Willen. In diesem Geschehen des menschlichen Ich zum göttlichen Du hin darf ich mich aufgehoben wissen.

Br. Emmanuel Panchyrz OSB

Darauf berührte er ihre Augen und sagte: Wie ihr geglaubt habt, so soll es geschehen. (Mt 9,29)

Bevor Jesus im heutigen Tagesevangelium die zwei Blinden heilt, steht seine Frage: „Glaubt ihr, dass ich euch helfen kann?“ Bei den Heilungserzählungen geht es wie auch bei der Heilung der zwei Blinden wohl kaum oberflächlich um das medizinische Können Jesu. Zwar sprechen die Kirchenväter schon früh vom „Christus medicus“ und stehen damit in der Tradition des alttestamentlichen Gottesbildes aus Ex 15,26: „Ich bin der HERR, dein Arzt“. Aber die entscheidende Voraussetzung dafür, dass die Heilung möglich wird, ist das Vertrauen und der Glaube an Jesus als den Erlöser und Heiland. Dieses tiefe Vertrauen zeigt sich für mich auch in der Verehrung der Heiligen Barbara, deren Namensfest die Kirche heute feiert. Traditionell ließen die Bergleute ihr zu Ehren an diesem Tag ihre Lampen in den Stollen und Gruben brennen. Meine Großväter haben noch beide im nahen Ruhrgebiet unter Tage gearbeitet. Auch wenn der Bergbau hierzulande keine große Rolle mehr spielt, möchte ich gerade heute allen Menschen einen Lichtblick wünschen, die innerlich „unter Tage“ sind – durch Ängste, Depressionen oder Einsamkeit. Und allen Barbaras wünsche ich einen gesegneten Namenstag!

Br. Vincent Grunwald OSB

Verlasst euch stets auf den Herrn;
denn der Herr ist ein ewiger Fels.
(Jes 26,4)

So heißt es in der Lesung des heutigen Tages.
Aufrufend, aufmunternd: baut auf IHN.

Aber auch abschmetternd, kalt:
Gott ein Fels?

Ja, auf den kann ich bauen.
Der gibt Halt.
Aber er ist kalt, unnahbar, hart,
die Begegnung ist einseitig, ohne Reaktion.

Ist Gott so?
Oft erfahre ich IHN so.
Das Evangelium (Mt 7,21.24-27) fordert mich auf,
auf einen solchen Felsen zu bauen.

Ich kann es tun –
weil ich diesem FELSEN Gott
begegnen darf auch und gerade als dem Liebenden,
bei dem ich mit meinen Fehlern und Macken „andocken“ kann,
von dem ich mich getragen weiß.

Dann ist ER kein Fels mehr – kalt und abweisend.
Dann ist ER Freund – warmherzig und bergend.

Wage ich es, auf IHN zu bauen?!

P. Guido Hügen OSB

von Br. Emmanuel Panchyrz OSB

Wer im Advent 2020 die Abteikirche betritt, dem fallen sofort die vier Holzstelen auf, die an den Ecken des Altarpodestes angebracht sind. Jede Stele trägt  eine Adventskerze. Die Vermehrung des Lichtes bewegt sich Richtung Ambo, um daran zu erinnern, dass in der Menschwerdung Gottes das Wort Fleisch  wird. Die vier Stelen lassen die Assoziation einer Hütte oder eines Hauses zu. Die Stelen umranden den Altar der Abteikirche. In seiner Massivität  und Stabilität zieht der Altar den Betrachter in seinen Bann und lässt ihn fragen: Wo ist meine innere Stabilität in diesem Advent, da ich ja mit Labilität konfrontiert werde?

Der Altar als Ort des gemeinsamen Mahles steht für die Gegenwart Christi mit Ihm und untereinander. An Weihnachten feiern wir, dass Gott selbst als unser Menschenbruder in Jesus Christus  konkret wurde. In den eucharistischen Gaben ist Gott da. Betlehem heißt übersetzt „ Haus des Brotes“ und kann dafür stehen, dass dort, wo im Geist Jesu Brot geteilt wird, Er gegenwärtig ist. Die Krippe von Betlehem ist unser Altar. „Aber du, Betlehem-Efrata, bist zwar klein unter den Sippen Judas, aus dir wird mir einer hervorgehen, der über Israel herrschen soll.“ (Micha 5,1)
Die Gegenwart Gottes unter uns ist unsere Stabilität.

Die alten Holzstelen wirken schlicht. Die nur angedeutete Architektur wirkt ausgesetzt. So bildet unsere diesjährige „Krippe“ einen Gegenort zur Palastarchitektur. Daran erkennen wir, dass Gott sich in seiner Menschwerdung klein und gering macht, um uns gerade auch in unseren Nöten nahe zu sein. In seiner Menschwerdung will Gott unser Leben mit uns teilen. Schließlich sind ja auch unsere Stelen die Arbeit eines Zimmermanns.

In der Weihnachtszeit wird über unserer Installation ein Stern sichtbar sein. Möge dieser Stern unsere Sehnsucht ausdrücken:

„Das Volk, das in der Finsternis ging, sah ein helles Licht; über denen, die im Land des Todesschattens wohnten, strahlte ein Licht auf.“  (Jes 9,1)