Impuls am Montag der 2. Fastenwoche (01.03.2021)

29 Als immer mehr Menschen zusammenkamen, begann Jesus zu sprechen: Diese Generation ist eine böse Generation. Sie fordert ein Zeichen; aber es wird ihr kein Zeichen gegeben werden außer das Zeichen des Jona. 30 Denn wie Jona für die Einwohner von Ninive ein Zeichen war, so wird es auch der Menschensohn für diese Generation sein. 31 Die Königin des Südens wird beim Gericht mit den Männern dieser Generation auftreten und sie verurteilen; denn sie kam von den Enden der Erde, um die Weisheit Salomos zu hören. Und siehe, hier ist mehr als Salomo. 32 Die Männer von Ninive werden beim Gericht mit dieser Generation auftreten und sie verurteilen; denn sie sind auf die Botschaft des Jona hin umgekehrt. Und siehe, hier ist mehr als Jona. (Lk 11,29-32)

Was ist eigentlich so schlimm daran, ein Zeichen zu fordern? Nicht alles einfach so hinzunehmen, einfach „zu glauben“, sondern den Dingen auf den Grund gehen zu wollen? Für die Wissenschaft ist dieses Vorgehen Standard. Jede neue Hypothese wird zunächst einmal hinterfragt, von allen Seiten beleuchtet, bis sie wirklich hieb- und stichfest ist. An den Forschungen am Coronavirus kann man das hautnah miterleben.

Jesus geht es hier wohl nicht um Wissenschaftsfeindlichkeit. Er will keinen Gegensatz zwischen Wissen und Glauben aufbauen. Ihm geht es nicht um einen Sachverhalt, den man verifizieren oder falsifizieren kann, nüchtern und ohne jedes Pathos. Nein, Jesus geht es um die zwischenmenschliche Ebene, um die Beziehung zwischen ihm und seinen Jüngern. Und da kann es nicht darum gehen, immer neue Zeichen und Beweise zu fordern, sondern zwischen Menschen geht es um Vertrauen – manchmal auch um einen Vertrauensvorschuss. Liebe und Freundschaft lassen sich nicht beweisen. Das heißt dann natürlich auch, dass mein Vertrauen enttäuscht werden kann, dass ich aufs falsche Pferd gesetzt habe. Das gehört zum Risiko des Glaubens dazu.

Jesus führt den Propheten Jona als Zeichen für seine Jünger an. Jona ist ein Prophet, der die Menschen zur Umkehr aufrief – und der selbst immer wieder umkehren musste. Hin zu einem Gott, der größer ist als unsere Vorstellungen von ihm. So muss auch ich immer neu umkehren, meine Bilder und Vorstellungen, wie Gott ist bzw. wie ich ihn haben möchte, lassen und mich neu in das Risiko des Glaubens hineinwagen. Im Bewusstsein, dass alles auch ganz anders sein könnte. Aber im Vertrauen, dass es doch richtig sein könnte.

P. Maurus Runge OSB