Impuls am Zweiten Weihnachtstag (26.12.2023)
Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, siehe, da kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen. Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem. Er ließ alle Hohepriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Christus geboren werden solle. Sie antworteten ihm: in Betlehem in Judäa; denn so steht es geschrieben bei dem Propheten: Du, Betlehem im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel. (Mt 2,1-6)
Über der Krippe liegt schon ein Schatten, der Schatten des Kreuzes. In der heutigen Lesung wird das angedeutet, wenn wir hören, dass König Herodes „und mit ihm ganz Jerusalem“ erschrecken darüber, dass ein neuer Stern aufgegangen ist, ein neuer König geboren. König Herodes erschrickt, weil er eine Gefahr für seine Macht sieht, einen potentiellen Konkurrenten, den es mit allen Mitteln auszuschalten gilt. Und dann auch noch in Betlehem, diesem Provinznest, dem verschlafenen Städtchen in Juda.
Weihnachten bringt alles durcheinander. Die Macht der Mächtigen kommt ins Wanken, weil sie sich von einem neugeborenen Kind erschrecken lassen. Die Sterndeuter hingegen lassen sich ein auf den unbekannten Stern. Sie kommen – nicht in böser Absicht, sondern voller Neugier und Staunen. Nicht das Erschrecken, sondern das Staunen wird die Welt retten – so wie ein Kind noch staunen kann über das viele Neue, das ihm begegnet.
P. Maurus Runge OSB