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Bereit sein zum Aufbruch (Mt 24,29-44)

Darum haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet. (Mt 24,44)

Das lange Evangelium an diesem ersten Adventssonntag spricht von einer Ankunft und von den Dingen, die unmittelbar vor dieser Ankunft geschehen. Es klingt in vielem düster, dunkel, apokalyptisch. Es richtet den Blick auf das Ende, auf den Zeitpunkt, „an dem der Menschensohn kommt“. Es wird eine Stunde sein, „in der ihr es nicht erwartet“. Da ist wenig von adventlicher Idylle zu spüren, von Glühweinduft und Zimtsternen.
Diese Ankunft, auf die wir uns in diesen adventlichen Tagen vorbereiten, hat mit einem Aufbruch unsererseits zu tun. Warten bedeutet nicht, die Hände in den Schoß zu legen und die Dinge einfach geschehen zu lassen – nach dem Motto „Wir können ja eh nichts ändern“.
Wir müssen bereit sein, bereit sein zum Aufbruch, bereit sein, alte, gewohnte Wege zu verlassen, uns auf-brechen zu lassen für Neues, manches Mal auch Überraschendes, „denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet“.
So verstanden, kann der Advent zu einer Zeit der Überraschungen werden, zu einer Zeit, in der ich mich neu überraschen lasse von dem, was Gott mit mir vorhat.
Lassen wir uns in dieser Zeit neu von Gott überraschen!

P. Maurus Runge OSB

Singt dem HERRN ein neues Lied!
Singt dem HERRN, alle Länder der Erde!
Singt dem HERRN, preist seinen Namen!
(Ps 96,1)

Es ist ein einziger Lobgesang auf Gott, der Psalm 96. „Ein neues Lied für den König der Welt“ ist sein Titel nach der BasisBibel. Gott gebührt alle Herrlichkeit und Ehre, alles Lob und alle Anbetung. Denn durch ihn ist die Erde fest gegründet, er richtet nach Recht und Gerechtigkeit, alle sollen sich freuen über ihn.

Ist es nicht das, wonach wir uns gerade im Moment alle sehnen?
Endlich wieder Freude und Lobgesang,
endlich wieder ein gerechtes Zusammensein,
endlich wieder Verlässlichkeit und Freiheit. Liebe.

Ich bleibe an einem Halbvers hängen:
„Verkündet seine Hilfe von Tag zu Tag!“ (96,2 BasisBibel)

Seine Hilfe?
Spüre ich sie denn – geschweige denn Tag für Tag?
„Verkündet sein Heil von Tag zu Tag!“ heißt es in der Einheitsübersetzung.

Die „Volxbibel“ wird direkter:
„Jeder soll es checken, jeder soll singen,
überall sollen Lieder für Gott erklingen.
Erzählt den Leuten dass er liebt und nicht disst,
lasst die Story raus, wie krass unser Gott denn überhaupt ist!
Erzählt die Wunder, die nur jemand bringen kann wie er,
weil die, die ihn nicht kennen, brauchen ihn schwer!“

Wo erlebe ich die Hilfe, die Gott ist,
wo erlebe ich die kleinen Wunder in meinem Alltag,
wo erlebe ich, dass etwas gut – heil – wird?!

„Du bist mein geliebter Sohn!“
– die Zusage an Jesus im Evangelium des heutigen Sonntags ist uns allen in der Taufe gegeben: „Du, meine geliebte Tochter, du, mein geliebter Sohn!“

Wenn ich das in meinem Leben spüre:
sage ich es weiter?!

P. Guido Hügen OSB

Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat. (Joh 3,16 – ganzer Text: Joh 3,1-21)

Besonders in den alten und klassischen Kirchenliedern zur Passionszeit begegnet sie uns: die Vorstellung, dass Jesus am Kreuz sterben musste, um unsere Schuld wieder gut zu machen. „Ich, ich hab es verschuldet, was du getragen hast“ heißt es da beispielsweise in dem Lied „O Haupt voll Blut und Wunden“ und manche haben solche Passagen derart verinnerlicht, dass sie mit einem schweren Rucksack von religiös begründeten und häufig irrationalen Schuldgefühlen durch das Leben gehen. Damit soll an dieser Stelle nicht gesagt sein, dass Menschen nicht immer wieder Schuld auf sich laden und diese der Vergebung und Versöhnung untereinander bedarf. Aber musste Jesus sterben, um Gott mit seinem Tod eine angemessene Sühneleistung für die Sünde der verderbten Menschheit darzubringen?

Zumindest mit dem Johannesevangelium lässt sich dieses alte Deutungsmuster nicht aufrechterhalten. Der Tod Jesu am Kreuz ist die Konsequenz daraus, dass Jesus seine Botschaft bis zum Äußersten selbst lebt. So sehr liebt Gott diese Welt, dass er seinen Sohn in diese Welt sendet und diese Liebe wird im Sterben vollendet, weil die Botschaft der Gewaltlosigkeit und der unbedingten Liebe hier bis ins Letzte hinein gelebt wird. Es geht bei diesem Sterben am Kreuz dann eben nicht darum, eine beleidigte Gottheit mit einer entsprechenden Sühneleistung zu versöhnen. Und die Rechtfertigung des sündigen Menschen und seine Erlösung geschehen durch seinen Glauben daran: Der Glaube ist das „Von-oben-Geboren-werden“, von dem Jesus in seinem nächtlichen Gespräch mit Nikodemus spricht.

P. Vincent Grunwald OSB

Und das Passafest der Juden war nahe, und Jesus zog hinauf nach Jerusalem. Und er fand im Tempel die Händler, die Rinder, Schafe und Tauben verkauften, und die Wechsler, die da saßen. Und er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle zum Tempel hinaus samt den Schafen und Rindern und schüttete den Wechslern das Geld aus und stieß die Tische um und sprach zu denen, die die Tauben verkauften: Tragt das weg und macht nicht meines Vaters Haus zum Kaufhaus! Seine Jünger aber dachten daran, dass geschrieben steht: »Der Eifer um dein Haus wird mich fressen.« Da antworteten nun die Juden und sprachen zu ihm: Was zeigst du uns für ein Zeichen, dass du dies tun darfst? Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Brecht diesen Tempel ab und in drei Tagen will ich ihn aufrichten. Da sprachen die Juden: Dieser Tempel ist in sechsundvierzig Jahren erbaut worden, und du willst ihn in drei Tagen aufrichten? Er aber redete von dem Tempel seines Leibes. Als er nun auferstanden war von den Toten, dachten seine Jünger daran, dass er dies gesagt hatte, und glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesagt hatte. Als er aber in Jerusalem war beim Passafest, glaubten viele an seinen Namen, da sie die Zeichen sahen, die er tat. Aber Jesus vertraute sich ihnen nicht an; denn er kannte sie alle und bedurfte nicht, dass jemand Zeugnis gäbe vom Menschen; denn er wusste, was im Menschen war. (Joh 2,13-25)

„Macht nicht meines Vaters Haus zum Kaufhaus!“
So übersetzt Martin Luther diesen Satz aus der Perikope der Tempelreinigung.
Nicht alles in dieser Welt lässt sich mit der Logik des Kaufens und Verkaufens verstehen.
Es gibt Bereiche, die entziehen sich der Logik des Marktes.
Der Markt regelt eben nicht alles.

Der Tempel ist Haus Gottes, kein Kaufhaus.
Gott lässt sich nicht kaufen wie eine beliebige Ware.
Um die Gnade Gottes kann ich nicht feilschen.
Die Liebe Gottes ist umsonst.

Gott schenkt mir seine Liebe – umsonst.
Er wird für mich Mensch – gratis.
Ich muss mir zum Glück nicht alles selbst verdienen.
Ich darf mir seine Liebe schenken lassen.

Die Tempelreinigung steht ganz am Anfang des Weges Jesu im Johannesevangelium.
Gleich zu Beginn setzt Jesus einen Kontrapunkt zur gängigen Kaufhausmentalität.
Was für ein Frei-Raum, der uns da geschenkt wird!

P. Maurus Runge OSB

Die Hochzeit zu Kana (Joh 2,1-12)

Jesu öffentliches Auftreten beginnt mit einem ersten Zeichen, indem er auf einer Hochzeit Wasser in Wein verwandelt.

In der Bildsprache der heiligen Schrift steht das Bild einer Hochzeit für die „Vermählung“ Gottes mit jedem Menschen. So heißt es schon beim Propheten Jesaja: „Ja, wie der Jüngling sich vermählt mit der Jungfrau, so vermählt sich mit dir dein Erbauer; wie der Bräutigam sich freut an der Braut, so freut sich an dir dein Gott“ (Jes 62,5). In der Menschwerdung Gottes bildet Gott eine unzerstörbare Verbindung, ja eine Beziehungsqualität zwischen sich und dem Menschen. Wir Menschen sind mit Gott bis in Ewigkeit hin mit IHM Verbundene.

Der Wein steht als Bildwort für die grenzenlose Fülle, die Gott schenkt. In der Geburt des Jesuskindes macht sich Gott uns zum Geschenk. Seit der Geburt dieses göttlichen Kindes bricht eine neue Zeit der „Fülle“ an. Nun leben wir als mit Gott Vermählte und als Beschenkte, wobei uns Gott mit seiner Fülle der Liebe und Zärtlichkeit überschüttet.

Heute feiern wir das Fest der Epiphanie. Die drei Magier, die dem Stern folgten, knien vor dem göttlichen Kind nieder und beschenken es;  sie beten es an.

Die drei Magier dürfen uns besonders heute Vorbilder sein, unserer Dankbarkeit Ausdruck zu verleihen, dass wir mit Gott  in einer  ewigen Beziehung stehen. Gott erscheint, und eine neue Zeit des Heils bricht an. Unsere Antwort darauf: Beten wir das göttliche Kind an.

Br. Emmanuel Panchyrz OSB

Am nächsten Tag stand Johannes abermals da und zwei seiner Jünger; und als er Jesus vorübergehen sah, sprach er: Siehe, das ist Gottes Lamm! Und die zwei Jünger hörten ihn reden und folgten Jesus nach. Jesus aber wandte sich um und sah sie nachfolgen und sprach zu ihnen: Was sucht ihr? Sie aber sprachen zu ihm: Rabbi – das heißt übersetzt: Meister –, wo wirst du bleiben?  Er sprach zu ihnen: Kommt und seht! Sie kamen und sahen’s und blieben diesen Tag bei ihm. Es war aber um die zehnte Stunde. Einer von den zweien, die Johannes gehört hatten und Jesus nachgefolgt waren, war Andreas, der Bruder des Simon Petrus. Der findet zuerst seinen Bruder Simon und spricht zu ihm: Wir haben den Messias gefunden, das heißt übersetzt: der Gesalbte. Und er führte ihn zu Jesus. Als Jesus ihn sah, sprach er: Du bist Simon, der Sohn des Johannes; du sollst Kephas heißen, das heißt übersetzt: Fels.  Am nächsten Tag wollte Jesus nach Galiläa ziehen und findet Philippus und spricht zu ihm: Folge mir nach! Philippus aber war aus Betsaida, der Stadt des Andreas und des Petrus. Philippus findet Nathanael und spricht zu ihm: Wir haben den gefunden, von dem Mose im Gesetz und die Propheten geschrieben haben, Jesus, Josefs Sohn, aus Nazareth. Und Nathanael sprach zu ihm: Was kann aus Nazareth Gutes kommen! Philippus spricht zu ihm: Komm und sieh! Jesus sah Nathanael kommen und sagt von ihm: Siehe, ein rechter Israelit, in dem kein Falsch ist. Nathanael spricht zu ihm: Woher kennst du mich? Jesus antwortete und sprach zu ihm: Bevor Philippus dich rief, als du unter dem Feigenbaum warst, habe ich dich gesehen. Nathanael antwortete ihm: Rabbi, du bist Gottes Sohn, du bist der König von Israel!  Jesus antwortete und sprach zu ihm: Du glaubst, weil ich dir gesagt habe, dass ich dich gesehen habe unter dem Feigenbaum. Du wirst noch Größeres sehen als das. (Joh 1,35-51)

Vor kurzem zeigte der Sender Arte den Dreiteiler „Das Seil“.
In der Serie geht es um ein Team von Wissenschaftlern in einer astronomischen Forschungsstation mitten im norwegischen Nirgendwo. Eines Tages entdeckt einer der Wissenschaftler im tiefen Wald ein Seil, das scheinbar kein Ende hat. Einige Forscher tun sich zusammen, und folgen dem Seil, um herauszufinden, was es damit auf sich hat. Und es beginnt für sie eine abenteuerliche Reise. Dem Zuschauer wird bei dieser Geschichte schnell klar, dass es sich bei dem Seil um eine Metapher handelt, eine pessimistische Metapher für die Weltreligionen. Je länger die Forscher dem Seil folgen, desto mehr wollen sie zu seinem Ende kommen, und wissen, was dort auf sie wartet, sie werden davon immer mehr besessen. Das Seil wird zur Obsession, die alles bestimmt und verteidigt werden muss, und es folgen daraus Gewalt, Misstrauen und Tod. Der scheinbare Halt führt zur Haltlosigkeit.
Tatsächlich habe ich mich nach dem Sehen der Serie ein wenig gefragt, ob meine Momente der Berufung nicht auch eigentlich nur ein Seil waren, welches ich auf einmal im Wald gefunden habe. Eine Illusion in einer haltlosen Zeit. Wir alle haben Momente der Berufung erfahren, und erfahren sie immer wieder. Doch ist dieser Ruf nur eine Illusion, die uns scheinbar Halt in der Wahrheit verspricht? Ganz klar kann man das sicher nicht mit Ja oder Nein beantworten. Doch klar ist, dass der Ruf in uns etwas bewegt hat und wir uns auf den Weg gemacht haben. Und wenn ich die heutige Berufungsgeschichte lese, dann bewegt sie mich immer wieder auf neue.
Können Sie sich an einen der Momente ihrer Berufung erinnern?
Ich erinnere mich, dass mich eines Tages plötzlich die Stille gerufen hat. Ganz langsam ist sie in mein Leben getreten. Das war außergewöhnlich, denn als Kind hatte ich vor der Stille Angst, und als junger Mensch sucht man Trubel und Spaß.
Einmal hatte ich ein besonderes Erlebnis mit Stille.
Nach dem Tod meines Vaters bin ich viel gewandert. Mich hatte es getröstet, einfach zu laufen und die Natur zu erleben. Bei einer dieser Wanderungen an einem warmen Märztag ging ich einen Weg entlang und von einem Schritt auf den anderen war alles auf einmal vollkommen still. Es war, wie wenn ich in eine Blase aus Stille getreten wäre. Kein Vogelgesang, kein anderes Geräusch, nur mein Herzschlag war zu hören.
So plötzlich wie sie gekommen war, war sie auch schon wieder vorbei. Wie ein scheues Tier.
Dieser Moment war für mich kein gefundenes Seil, da war kein Halt, keine Erklärung der Welt, keine Angst, da war nur Weite und Freiheit.

Br. Balthasar Hartmann OSB

Am nächsten Tag sieht Johannes, dass Jesus zu ihm kommt, und spricht: Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt! Dieser ist’s, von dem ich gesagt habe: Nach mir kommt ein Mann, der vor mir gewesen ist, denn er war eher als ich. Und ich kannte ihn nicht. Aber damit er offenbar werde für Israel, darum bin ich gekommen zu taufen mit Wasser. Und Johannes bezeugte es und sprach: Ich sah, dass der Geist herabfuhr wie eine Taube vom Himmel und blieb auf ihm. Und ich kannte ihn nicht. Aber der mich gesandt hat zu taufen mit Wasser, der sprach zu mir: Auf welchen du siehst den Geist herabfahren und auf ihm bleiben, der ist’s, der mit dem Heiligen Geist tauft. Und ich habe es gesehen und bezeugt: Dieser ist Gottes Sohn. (Joh 1,29-34)

„Man zeigt nicht mit dem Finger auf andere.“ Das hat mir meine Mutter früher oft gesagt, wenn ich genau das getan habe – im Bus, in der Straßenbahn, beim Spazierengehen im Park. Johannes der Täufer macht genau das. Viele Bilder zeigen ihn mit ausgestrecktem Zeigefinger, wie er von sich weg auf Jesus deutet. „Siehe, das ist Gottes Lamm!“ – „Dieser ist Gottes Sohn.“ Nicht ich bin wichtig, sondern Jesus. Ihm will ich den Weg bereiten, auf ihn hinweisen, damit andere zu ihm kommen und ihn finden.

Der Unterschied zwischen Johannes und mir ist wohl, dass ich auf andere gezeigt habe und manchmal auch heute noch zeige, wenn mir etwas, meist etwas Unangenehmes, an ihnen aufgefallen ist. Ich zeige auf sie, um sie sozusagen bloßzustellen. Johannes will Jesus nicht in diesem negativem Sinn bloßstellen, er möchte, dass andere ihn erst entdecken, auf ihn aufmerksam werden, ihm folgen.

Auf andere zeigen, nicht um sie bloßzustellen, sondern um sie groß zu machen. Auf andere hinweisen in diesem Sinne, meint dann: Ich sehe dich, weil Gott dich sieht. Du bist es wert, dass auch andere dich sehen und das Gute, das durch dich ausgeht. Vielleicht sollten wir mehr in die Schule von Johannes dem Täufer gehen.

P. Maurus Runge OSB

Und dies ist das Zeugnis des Johannes, als die Juden zu ihm sandten aus Jerusalem Priester und Leviten, dass sie ihn fragten: Wer bist du? Und er bekannte und leugnete nicht, und er bekannte: Ich bin nicht der Christus. Und sie fragten ihn: Was dann? Bist du Elia? Er sprach: Ich bin’s nicht. Bist du der Prophet? Und er antwortete: Nein. Da sprachen sie zu ihm: Wer bist du dann?, dass wir Antwort geben denen, die uns gesandt haben. Was sagst du von dir selbst? Er sprach: »Ich bin die Stimme eines Predigers in der Wüste: Ebnet den Weg des Herrn!«, wie der Prophet Jesaja gesagt hat. Und sie waren abgesandt von den Pharisäern, und sie fragten ihn und sprachen zu ihm: Warum taufst du denn, wenn du nicht der Christus bist noch Elia noch der Prophet? Johannes antwortete ihnen und sprach: Ich taufe mit Wasser; aber er ist mitten unter euch getreten, den ihr nicht kennt. Der wird nach mir kommen, und ich bin nicht wert, dass ich seine Schuhriemen löse. Dies geschah in Betanien jenseits des Jordans, wo Johannes taufte. (Joh 1,19-28)

Johannes wird von den Pharisäern gefragt, wer er ist oder wer er auch nicht ist. Er ist nicht Elija und er sagt von sich auch, dass er nicht der Messias ist. Johannes weiß um seine Rolle in der Heilsgeschichte Gottes mit uns Menschen.

Ich finde, dass es oft nicht einfach ist zu sagen, wer ich bin. Aber es ist für mich beruhigend zu wissen, was ich nicht sein muss. Ich muss nicht der Messias sein. Wie viele Menschen glauben, die Welt retten zu müssen, und überfordern sich damit. Ich muss auch kein großer Prophet sein und die Wahrheit in allem wissen. Trotzdem ermuntert uns diese Textstelle zu ergründen, was denn meine Existenz auf dieser Erde zu bewirken hat. Welche Rolle in der Heilsgeschichte Gottes mit den Menschen möchte ich einnehmen?

Br. Benjamin Altemeier OSB

Mein Herz ist bereit – Impuls zu Psalm 57

Der Advent war eine Zeit des Wartens. Der Advent war eine stille Zeit. Eine Zeit, um ein offenes und bereites Herz gegenüber Gott zu entwickeln, damit er an Weihnachten durch unsere Herzens-Tür in uns Wohnung nehmen kann. Als König David diesen Psalm schrieb, wurde er vom König Saul verfolgt und versteckte sich mitten in der Wüste in einer Höhle. Am Anfang des Psalms schreit David sein Leid und seine Angst heraus. Manchmal tut es gut, die Ängste des Lebens einfach aus der Dunkelheit der Seele zu rufen. Im zweiten Teil des Psalmes kommt sein Herz in Gott zur Ruhe. Mitten in der Wüste erwartet David Gottes Herrlichkeit. Mitten in der Nacht schenkt uns Gott an Weihnachten seine Herrlichkeit. Mitten in der Nacht hören wir den Liebesruf Gottes.  Zweimal bekennt David: Mein Herz ist bereit, wach auf, meine Seele. Zweimal singt er wiederholend diese Worte. Wenn wir etwas wiederholen, dann prägt sich das besser ein. Dann macht dies etwas mit unserem Herzen.

Ich weiß nicht, ob Sie heute etwas bedrängt. Geht es Ihnen gut? Sind Sie gut ins NEUE JAHR gekommen? Oder sind sie von Krankheit, Alter oder Not gezeichnet? Was quält Ihr Herz? Was lässt Sie nicht zur Ruhe kommen? In solchen Situationen werde ich persönlich oft ganz still und in meiner Stille neige ich meines Herzens Ohr und schweige. Ich bereite mein Herz. Ich öffne Gott mein Herz. Mein Herz ist bereit! Wach auf, meine Seele!

Für das neue Jahr habe ich mir vorgenommen:  Ich will ganz bewusst jeden Morgen mein Herz öffnen und Gott darin einladen. Das ist ein guter und wichtiger erster Schritt in einen gelingenden Tag mit Gott.

Br. Benedikt Müller OSB

2Schön ist es, dem Herrn zu danken

und deinen Namen, du Höchster, zu preisen.

3Gerne verkünde ich am Morgen deine Güte

und erzähle in den Nächten von deiner Treue –

4zum Klang der Bassleier mit zehn Saiten,

zum rhythmischen Spiel der Handleier.

5Ja, dein Tun, Herr, hat mich froh gemacht.

Ich will jubeln über die Werke deiner Hände.

6Wie großartig sind doch deine Werke, Herr.

 

(Psalm 92,2-6a nach der BasisBibel)

 

 

Wie wunderbar erklingen diese ersten Verse des Psalms 92 zum Beginn des neuen Jahres 2022! Noch liegt es wie unbeschriebene Seiten eines Buches vor uns. Und will gefüllt werden mit Leben – mit Erfahrungen und Begegnungen, mit Ideen und Taten, mit dem, was ich beitragen kann und mit anderen teile.

 

Schon das ist Grund genug, Dank zu sagen. Und gingen mir nicht gestern beim Blick auf das vergangene Jahr bei allen Schwierigkeiten, bei allem Traurigen, bei allem Schmerz auch Dinge durch den Kopf, für die ich „Danke!“ sagen möchte?! Mir fiel der folgende Text einmal wieder in die Hände – möge er uns Ansporn sein an diesem ersten Tag des Jahres:

 

Es scheint so selbstverständlich zu sein,

mit anderen zusammen zu sein,

so wie es normal ist, dass ein neuer Tag anfängt und

ich wach werde.

Es ist so selbstverständlich, anderen zu begegnen,

ihnen zuzulächeln oder ein Lächeln zu empfangen,

mit anderen zu reden und zu streiten,

etwas wieder gut zu machen, mich zu versöhnen,

gemeinsam Spaß zu haben und Abenteuer zu erleben,

das Schöne zu genießen und Schweres miteinander zu tragen.

Es ist so selbstverständlich,

dass uns selten in den Sinn kommt,

Dir, Gott, dafür „Danke!“ zu sagen.

Heute wollen wir es einmal tun.

Danke, guter Gott!

 

(Aus: Wegzeichen. Gebete für den Weg)

 

 

Seien Sie behütet und hoffnungsfroh im neuen Jahr!

„Der HERR ist gerecht! Er ist mein Fels.“ (Ps 92,16 () )

P. Guido Hügen OSB