Nicht eifersüchtig sein.
(RB 4,66)
Wenn ich diese Weisung aus der Benediktsregel lese, dann habe ich an diesem besonderen Tag, dem Palmsonntag am Beginn der Karwoche, direkt die Bilder vom Einzug Jesu in Jerusalem im Kopf. Wie er, so erzählt es das Matthäusevangelium (Mt 21,1-11), auf dem Rücken einer Eselin in die Stadt hinein reitet und die Menschen ihre Kleider und Zweige von den Bäumen als Zeichen der Ehrerbietung auf seinen Weg legen. Diese Schilderung entspricht natürlich den Bildern aus der alttestamentlichen Prophetie und betont die Sanftmütigkeit Jesu, der ganz anders als ein triumphaler König auftritt und dennoch genau deswegen von den Menschen umjubelt und willkommen geheißen wird. Dennoch wird er für die Hohenpriester und die Ältesten des Volkes zur Gefahr: Und ich bin mir sicher, dass auch Eifersucht hier eine Rolle gespielt haben dürfte.
In unserem persönlichen Gefühlsleben kommt es immer wieder zu Situationen, in denen wir Eifersucht empfinden und spüren. Neid ist eng mit dieser Emotion verbunden und beide zusammen können ein toxisches Gemisch werden, das uns selbst emotional völlig aus dem Gleichgewicht bringt und sich auch auf unsere Mitmenschen unangenehm auswirken kann, wenn es uns nicht gelingt, unsere Gefühle angemessen zu regulieren. Zwei Fragen scheinen mir in solchen Situationen hilfreich und weiterführend: Was empfinde ich am Anderen als so bedrohlich, dass in mir das Gefühl der Eifersucht aufkommt, und ist das bei einer ehrlichen und selbstkritischen Überprüfung meiner Gefühle auch wirklich berechtigt und begründet? Meistens überspielen Eifersüchteleien die Angst, dass eine uns wichtige Beziehung oder Bezogenheit durch jemand gestört oder beeinträchtigt werden könnte. Lässt sich diese Beziehung auch unabhängig von dem „Störfaktor“ stärken, sodass die Angst vor ihrer Bedrohung nicht mehr so stark sein muss?
P. Vincent Grunwald OSB