„In paradisum deducant te angeli“ – „Ins Paradies mögen Engel dich geleiten“: unter diesem Gesang wurde der Sarg mit dem Leib unseres am Sonntag verstorbenen Bruders Andreas Hentschel OSB auf den Klosterfriedhof getragen, wo er im Kreis seiner Brüder das Ziel seiner Sehnsucht gefunden hat. Viele Freunde und Bekannte von Br. Andreas waren zum Requiem am 17. August 2023 um 11.00 Uhr in die Abteikirche gekommen, um sich seines Lebens zu erinnern und persönlich Abschied zu nehmen. Am Anfang der Liturgie ließ P. Prior Cosmas Hoffmann OSB das Leben des Verstorbenen Revue passieren und zitierte dabei aus persönlichen Notizen von Br. Andreas: die ersten Jahre in der schlesischen Heimat, Krieg und Vertreibung, die Ausbildung zum Schneider, der Eintritt in Königsmünster. In unserer Abtei war Br. Andreas an der Klosterpforte und in der Schneiderei tätig. Vielen Menschen bleibt sein freundliches Wesen in Erinnerung. Das Leben von Br. Andreas sei geprägt von einer lebenslangen Suche nach Gott, der die innere Mitte seines Betens und Arbeitens gewesen sei. Neben der ganz praktischen Arbeit in der Schneiderei zeigte Br. Andreas zeit seines Lebens ein großes Interesse an Theater, Musik und Kunst und war selbst im Schreiben von Gedichten und Meditationen kreativ tätig. P. Cosmas endete seine Gedanken mit einem Gedicht von Br. Andreas, das neben seiner Spiritualität auch seinen feinen Humor zum Ausdruck bringt:

Ein Mensch,

blinzelnd,
aber einsichtig;

zerknittert,
aber pfiffig;

verstört,
aber wissend;

zerbeult,
aber aufmerksam;

lächelnd,
mit gelassener Innerlichkeit.

Nach der Eucharistiefeier zog die Klostergemeinschaft mit den Gästen auf den Friedhof an der anderen Seite der Kirche, um den Leib von Br. Andreas zu begraben. Dabei wurde der Bitte singend Ausdruck verliehen, dass die Engel Gottes ihn nun ins Paradies begleiten mögen. Am Grab wurde der Professgesang „Suscipe me, Domine“ gesungen, mit dem Br. Andreas sich vor mehr als 60 Jahren an unsere Gemeinschaft gebunden hat. Unter dem Geläut der Glocken war die Feier beendet. Möge Bruder Andreas leben im Frieden des Gottes, den er ein Leben lang gesucht hat!

Während des Mittagessens am Hochfest Mariä Himmelfahrt, am 15.8., hatten wir Frau Iris Röllecke bei uns zu Gast. Sie war über lange Jahre Lehrerin für Sport und Erdkunde an unserem Gymnasium und ist am Ende des letzten Schuljahres pensioniert worden. P. Prior Cosmas dankte ihr für ihren Einsatz und betonte ihre Beliebtheit im Lehrerkollegium wie auch bei den Schülerinnen und Schülern, was vor allem auf ihr freundliches Wesen und ihre humorvolle Art zurückgeht.
Wir wünschen Frau Röllecke Gottes Segen für ihre Zukunft.

 

Bei strahlendem Wetter fanden sich Vertreter von Kirche, Politik, Vereinen, Schulen und Verwaltung auf dem Klosterberg ein zur Ausstellungseröffnung

Weltreligionen – Weltfrieden – Weltethos –   Hand in Hand für Toleranz.

Nach der Begrüßung durch Br. Benjamin Altemeier OSB und P. Prior Dr. Cosmas Hoffmann OSB referierte Walter Lange von der Stiftung Weltethos zu dem Thema. Er stellte im Ethos der Religionen zwei Prinzipien vor: das Prinzip der Humanität, das besagt, dass jeder menschlich behandelt werden soll, sowie die goldene Regel: „Was du nicht willst, das man dir tu‘, das füg auch keinem anderen zu.“ Herr Lange erzählte hierzu ein schockierendes Erlebnis einer Lehrerin aus dem Unterricht. Es wurde klar, dass viele Menschen über das Internet eine Plattform haben, in der es ihnen aufgrund von Anonymität leichtfällt, das eigene Werteverständnis über Bord zu werfen. Herr Lange stellte den Schülern Fragen zu ihrem persönlichen Werteverständnis und zeigte allen Besuchern Möglichkeiten auf, wo und wie man sich seine eigenen Werte täglich bewusst machen kann. Es wurde klar, dass der Weltethos kein starres System ist, sondern sich immer wieder neu definieren muss. Zum Abschluss seines Vortrags spielte er das Lied: „Hand in Hand“ von Herbert Grönemeyer. Damit untermauerte Herr Lange seinen Vortrag und holte so jeden einzelnen Besucher noch mehr ab. Der Vortrag wurde mit viel Zustimmung von den Schülern sowie Dankesworten seitens der Abtei beendet.

Im Anschluss haben sich die Gäste bei Getränken und Kanapees die Ausstellung angesehen. Es fanden angeregte Unterhaltungen in Kleingruppen statt. Für die folgenden Abendveranstaltungen wurde das Interesse geweckt.

Die Termine für die Veranstaltungen mit Vertreterinnen der unterschiedlichsten Religionen finden wie folgt statt:

  •  15.08. – 19:00 Uhr Yusra Mousa (Islam)
  • 05.09. – 19:00 Uhr Dagmar Doko Waskönig (Buddhismus)
  • 26.09. – 19:00 Uhr Tahireh Setz (Bahá’í)
  • 17.10. – 19:00 Uhr Br. Benjamin Altemeier OSB (Christentum)
  • 24.10. – 19:00 Uhr Sabine Kamp (Judentum)

Am Sonntag, den 13. August 2023, ist der Senior unserer Gemeinschaft, Bruder Andreas (Walter) Hentschel OSB,  im gesegneten Alter von 93 Jahren in den Frieden Gottes heimgegangen.
Bruder Andreas wurde am 28. Februar 1930 in Polsnitz, Diözese Breslau geboren. Am 5. Februar 1958 trat er in unsere Abtei ein. Über viele Jahre hinweg diente er unserer Gemeinschaft als Pförtner und in der Klosterschneiderei. Für unzählige Mitbrüder hat er die Habite geschneidert. Durch seine Gedichte und Meditationen wird er vielen Menschen über seinen Tod hinaus in Erinnerung bleiben.
Wir vertrauen darauf, dass Bruder Andreas nun in der endgültigen Heimat angekommen ist, die er ein Leben lang ersehnt hat, und bitten um das Gebet für ihn. Möge er leben in Gottes Frieden!

Das Requiem für Bruder Andreas findet statt am Donnerstag, 17.8., um 11.00 Uhr in der Abteikirche, anschließend folgt die Beisetzung auf dem Klosterfriedhof. Die Totenvigil singen wir am Mittwoch, 16.8., um 20.00 Uhr.

Meschede, den 13. August 2023
P. Prior Cosmas Hoffmann OSB und Mönche von Königsmünster

von P. Abraham Fischer OSB

Liebe Schwestern, liebe Brüder,

wir feiern heute ein Fest mit dem rätselhaften Titel „Verklärung des Herrn“. Das Fest bezieht sich auf eine Überlieferung, die sich in allen drei Evangelien der Synoptiker Lukas, Matthäus und Markus findet. Darin zeigt sich, dass es sich sozusagen um einen Urstein der Geschichte von Jesus dem Christus handelt.

In den Evangelien selbst kommt der deutsche Titel des Festes „Verklärung“ nicht vor. Dort wird von Licht gesprochen, das aus Jesu Antlitz erstrahlt und von weißen Kleidern, so weiß wie sie auf Erden kein Bleicher machen kann. Dieses Licht und dieses Weiß hat etwas mit „Überirdischem“ zu tun. Erinnern wir uns: Das Gesicht Moses strahlt so ein Licht aus, als er nach der Gottesbegegnung mit den Gesetzestafeln vom Sinai zurückkommt. Die Engel im österlich leeren Grab tragen leuchtende Gewänder des himmlischen Glanzes.

Der Text selbst spricht von Verwandlung. „Transfiguratio Domini“. Das sagt, dass etwas gleichbleibt und sich doch auch ändert. Es ist nicht ein anderer, ein fremder Jesus, sondern die Offenbarung einer „erweiterten Figur Jesu“ – so möchte ich es umschreiben. Das Bekannte und Gewohnte wird über sich hinausgehoben, erweitert. Es scheint etwas durch, das im Grunde schon immer da ist, und in diesem Augenblick strahlt es so mächtig auf, dass alles andere davon überzeichnet und folglich sogar in seinem Gehalt verändert wird. Danach sehen wir Menschen uns im Innersten: dass etwas durchscheinen möge vom Weltenlicht, vom Gottesstern, vom Seelenglanz.

Die Verklärung Jesu beginnt innen – im Seelenkern. Er zieht sich auf den Berg zurück, um zu beten. Da geschieht Verklärung. Jesu Gestalt wird so transparent, dass die andere Seite der Welt durchscheint: seine himmlische Herkunft: Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen. Es klingt die Geschichte Israels an. Mose, der Gesetzesträger und Elija, der größte der Propheten erscheinen – jene also, die Gott schauten, ohne zu sterben.

Und dann stahlt eine Wolke auf, die für sich spricht. Die Szene wird unwirklich, denn es wird eigenartigerweise von einem Schatten gesprochen, in dem Jesu Licht erscheint. Das kennen wir aus der Erzählung von der Wüstenwanderung des Volkes Israel. Die Wolke, in der Gott nahe ist. Hier strahlt denn auch eine Transfiguration auf – eine Bedeutungsverschiebung: Der Schatten verdeckt nicht das Licht, wie wir es aus der Natur kennen. Dunkelheit Gottes wirkt gegenteilig: Gottes Schatten verdeckt nicht Licht, sondern Gottes Schatten bestätigt Licht.  In unserem Weltbild ein Paradox, trotzdem finden wir es in den Überlieferungen: Gottes Schatten erleuchtet.

Nehmen wir die Wüstenwanderung Israels. Gottes dunkle Wolke begleitet das Volk auf einer Wanderung, die durch Wüste und Steppe, auf Irr- und Umwegen, durch Sünde und Tod, dann erst in das gelobte Land führt.

Von Maria wird gesagt, dass die Kraft des Höchsten sie „überschattet“. Der Herr ist mit dir – sagt ihr der Engel zu. Und das meint eben nicht, dass sie verschont bleiben wird. Ihr wird Unendliches zugemutet: das uneheliche Kind, die gesellschaftliche Schande, der rätselhafte Knabe im Tempel, die Einsamkeit mit dem Geheimnis und das Ausharren auf Golgatha – das ist ihr Weg, an dessen Ende erst der Himmel wartet.

Auch der Schatten Gottes auf Jesu Leben ist unübersehbar: Die Geburt in der Unbehaustheit des Stalles, die Flucht nach Ägypten, das Unverständnis der Menschen, die Ablehnung, die Verleumdungen, das Scheitern der Mission, die Zerstreuung der Jünger, der Weg hinauf zur Schädelhöhe, der bittere Tod zwischen den Verbrechern. Erst dann erhebt sich der Sieg von Ostern.

Wir finden das heutige Evangelium eingebettet zwischen zwei Leidensankündigungen Jesu. „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst. Er nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“ Und Lukas überliefert in seinem Bericht der Verklärung, dass auch hier die Jünger eingeschlafen waren, während Jesus betete. Die ergreifende Szene vom Ölberg klingt an.

Vielleicht ist das Verklärung: Innerlich glänzendes Leben im Schatten göttlicher Wirklichkeit. Gott ist in der Dunkelheit nahe – was denn nicht unbedingt meint, dass wir sein Dasein wahrnehmen. Er drängt sich nie auf und zeigt seine Göttlichkeit einzig im Licht der Liebe, die erst in der Spannung vergänglichen und verletzlichen Lebens sich auftut.  Es bleibt uns Glaube: in Licht und Freude dankbar geübt, in Dunkelheit und Leiden schmerzhaft geläutert und verwirklicht.

In Verklärung und Herrlichkeit sind wir Menschen Abbilder Gottes. Manchmal kann man sie bei einigen Menschen durchleuchten sehen. Die Wolke ist dann mitunter der Grund eines Lichtes, das von innen kommt. Ostern ist in diesem Zusammenhang wirklich Pascha, das heißt Vorübergang des Herrn, Hindurchgehen in die Liebe.

Amen.

„Hand in Hand für Toleranz“ –  unter dieser Überschrift wird am 11. August 2023 um 11.00 Uhr die Ausstellung: „Weltreligion – Weltfrieden – Weltethos“ in der OASE der Abtei Königsmünster eröffnet.

Täglich werden wir von den Medien mit immer mehr negativen Meldungen bombardiert. Gewalt, Korruption, Missbrauch, Drogenhandel, Klimawandel, Rassismus, Krieg – ist  das alles noch zu stoppen? Wer kann helfen? Ist Religion noch in der Lage, einen Beitrag zum Frieden der Menschheit zu leisten?
Das „Projekt Weltethos“ ist der Meinung, dass dies gelingt, wenn wir uns auf die Gemeinsamkeiten der unterschiedlichen Weltreligionen besinnen und deren bestehende Werte verbinden.
Das Projekt Weltethos wird von vier Grundüberzeugungen getragen:

  • Kein Frieden unter den Nationen ohne Frieden unter den Religionen!
  • Kein Friede unter den Religionen ohne Dialog zwischen den Religionen!
  • Kein Dialog zwischen den Religionen ohne globale ethische Standards!
  • Kein Überleben unseres Globus ohne ein globales Ethos, ein Weltethos, gemeinsam getragen von religiösen und nicht religiösen Menschen!

In der Ausstellung werden die unterschiedlichen Religionen vorgestellt und deren Glaubenssätze nähergebracht, Gemeinsamkeiten herausgefiltert und Wissen vermittelt. Denn nur Bildung schafft Vertrauen, Vertrauen schafft Hoffnung, Hoffnung schafft Frieden.
Die Ausstellung ist bis zum 27. Oktober 2023 montags bis freitags von 9.00 Uhr bis 16.00 Uhr geöffnet. Wer eine spezielle Führung dazu buchen möchte, meldet sich bitte im Gastbüro der OASE unter der Nummer 0291/2995-212 an.

Im Rahmen dieser Ausstellung bietet die Abtei Informationsabende zu den verschiedenen Religionen an.

Am 15. August 2023 findet ein erster Informationsabend über den Islam statt. Hierzu konnten wir die Referentin Xusra Moussa gewinnen, die eine Einführung zur Entstehung der muslimischen Religion gibt.
Mit der buddistischen Nonne Doko Waskönig findet am 5.9.2023 der nächste Informationsabend statt. Frau Waskönig hat zuerst als Kunsthistorikerin gearbeitet und sich dann dem Buddhismus zugewandt.
Eine weitere Referentin, Frau Tahireh Setz, wird am 26. September über die Bahá’í-Religion sprechen. Sie bringt neben inhaltlichen Themen auch eine Musikgruppe mit, die ihren Vortrag mit Musik begleitet.
Schließlich findet am 17. Oktober ein Abend zum Christentum statt, an dem Bruder Benjamin Altemeier OSB von der Abtei Königsmünster spricht.

Die Abende beginnen jeweils um 19.00 Uhr. Im Anschluss folgt eine offene Fragestunde zu diesen Glaubensinhalten. Über eine rege Beteiligung freuen sich die Mönche vom Klosterberg.

von P. Cosmas Hoffmann OSB

Träume haben Menschen seit jeher fasziniert, da sie so schwer fassbar sind. Einerseits haben sie zu viel mit der erlebten Tageswirklichkeit gemein, als dass man sie als bloße Einbildung abtun könnte, andererseits wirken sie zu fremd und unwirklich, um als Teil der Tageswirklichkeit gesehen zu werden.
Bereits in den Dokumenten der ältesten Schriftkulturen, wie z.B. vom Ende des 3. Jahrtausends vor Christus in Ägypten, sind Träume und Traumdeutungen überliefert. Auch das Alte Testament, in dem rund 20 Träume enthalten sind, bildet hier keine Ausnahme. Bekannt sind den meisten der Traum Jakobs von der Himmelsleiter (Gen 28,12) und die Deutung der Träume des Pharaos durch Josef, einen Sohn Jakobs (Gen 40-41).
Auch der neutestamentliche Namensvetter, Josef, der Vater Jesu, ließ sich, wie auch die Sterndeuter aus dem Osten, dem Matthäusevangelium zufolge von Träumen bewegen.

In dieser biblischen Tradition steht auch König Salomo, der zu Beginn seiner Amtszeit altem Brauch gemäß nach Gibeon, einem ursprünglich kanaanäischen Heiligtum, pilgert und dort 1000 Brandopfer darbringt (1 Kö 3,4). In der folgenden Nacht „erscheint ihm Gott im Traum und fordert ihn auf: Sprich eine Bitte aus, die ich dir gewähren soll!“ (ebd. 3,5). Salomo wählt weder Reichtum noch Macht, sondern wünscht sich ein „ein hörendes Herz“ (ebd. 3,9).
Das „hörende Herz“ ist die große Sehnsucht, der Schatz, für den Salomo, wie der Bauer und der Kaufmann im Evangelium, alles andere stehen und liegen lässt, und in der Folge überreich beschenkt wird.

In einer jiddischen Geschichte sind diese beiden Elemente der heutigen Lesungen von Traum und Schatz in besonderer Weise miteinander verwoben. Vermutlich ahnen einige schon, welche Geschichte ich meine, da sie sehr bekannt ist. Dennoch möchte ich sie kurz skizzieren:

Vor mehr als hundert Jahren lebte in einem Dorf bei Krakau ein armer Jude, der Flickschuster Eisik, Sohn des Jekel. Er ist sehr gläubig und hat Gott schon oft gebeten, ihn aus seiner Armut zu befreien.
Eines Nachts träumt er von einer großen Stadt mit einer Königsburg oberhalb der Stadt und einem großen Fluss, über den eine Brücke hinauf zur Königsburg führte. Eine Stimme sagt ihm im Traum: Das ist Prag. Dort, unter der Brücke ist am Ufer ein Schatz vergraben. Geh hin, grab ihn aus, er gehört dir!
Nach dem Erwachen denkt Eisik: „Träume sind Schäume“. Doch in den beiden folgenden Nächten hat er den selben Traum, so dass er sich schließlich auf den Weg, das sind gut 500 km, macht und nach einigen Tagen müde und ausgehungert in Prag ankommt. Er sieht die Burg, den Fluss, die Brücke, die Stelle, wo der Schatz liegen soll. Doch die Brücke ist von Soldaten bewacht. So streift Eisik um die Stelle herum, wo der Schatz liegen soll, bis er auffällt, man ihn packt und zum Hauptmann der Wache führt, der ihn zunächst für einen Spion hält.

Nachdem Eisik dem Hauptmann von seinem Traum erzählt hat, lacht der laut los und erwidert ihm: Auch ich träume seit einigen Tagen einen Traum, der mich in ein Dorf nach Krakau schickt, wo unter dem Herd eines Juden, Eisik, Sohn des Jekel, soll er heißen, ein Schatz vergraben sein soll. Aber was denkst du: Träume sind Schäume! Bei Krakau gibt es viele Juden, die eine Hälfte heißt Eisik, die andere Jekel. Da hätte ich was zu tun, in all den Hütten den Herd wegzuräumen und nach einem Schatz zu graben. Du verrückter Kerl, mach, dass du nach Hause kommst!
Und Eisik macht sich auf den Weg nach Hause, räumt den Herd in seiner Hütte weg, gräbt den Schatz aus und lebt fortan, befreit von seiner Armut, glücklich mit seinem Schatz.

 

Viele Zeitgenossen reagieren dem Hauptmann ähnlich, wenn ihnen der Schatz, das Reich Gottes, angeboten wird: „Da hätte ich aber viel zu tun, mich noch mit diesen alten Kamellen von Jesus abzugeben.“ Andere sind verbittert von Leid, von Misserfolgen, wiederholten Enttäuschungen, schwerer Krankheit oder vom Tod eines lieben Menschen, so dass sie alle Sehnsucht verloren haben. Wieder andere haben mit Christen oder Kirchenvertretern negative Erfahrungen gemacht und wollen sich auf eine unsichere Schatzsuche nicht mehr einlassen. Und dann gibt es jene, die das Reich Gottes in die Ewigkeit abschieben, es für einen Traum halten und nicht merken, dass dieser Schatz hier auf Erden auffind- und erfahrbar ist.
Sie alle verschließen sich ‑ wie der Hauptmann ‑ der möglichen Freude über den Besitz des Schatzes.

Dem gegenüber steht Eisik. Sein Traum lässt ihn nicht los. Er macht es wie der Perlenkaufmann im Evangelium: Er geht ein Risiko ein, nimmt viele Mühen und Gefahren auf sich, um den Schatz zu finden.

So entdecken auch heute noch Menschen die Botschaft Jesu als einen Schatz, der ihr Leben prägt und sie auch durch Not, Leid und Mühe trägt. Solche Menschen haben die Maßstäbe ihres Lebens „verrückt“, so dass nicht mehr Geld und Karriere die entscheidende Rolle spielen, sondern Jesus Christus und seine Zuwendung zu den Menschen. Da stört es sie gar nicht, wenn sie von anderen ausgelacht oder für dumm verkauft werden.

Der Auslöser für eine Schatzsuche kann ein Traum, eine Sehnsucht nach Leben, eine tiefe Erfahrung, ein persönliches Erlebnis sein. Auf jeden Fall etwas, was mich bewegt, was ich letztlich nicht erklären kann, was mich im Herzen berührt.
Voraussetzung dafür ist ein Herz, das sich berühren lässt, oder mit den Worten Salomos: ein hörendes Herz. Dieses Bild steht für ein Herz, das wahrnimmt, fühlt und Fragen nachspürt wie: Welche Erfahrungen, Erinnerungen gehen mir seit langem nach? Was berührt, fasziniert mich in dem, was ich erlebe? Was macht mein Herz warm, hell und weit?
Eine solche Erfahrung kann mich zum Aufbruch ermutigen, einen Prozess des Suchens und Findens eröffnen. Jeder muss sich selbst auf diesen Weg machen, der ein lebenslanger sein kann.
Dieser Weg ist und bleibt ein Wagnis, denn die Zufälligkeit des Findens ist nicht in den Griff zu bekommen. Es gibt hier keine Geling-Garantie, denn finden kann ich nicht machen. Doch je ernsthafter die Suche, desto wahrscheinlicher auch das Finden. Diese Erfahrung kann aber nur jemand machen, der etwas wagt und ein Risiko eingeht.

Schließlich gilt, dass der Schatz oft gar nicht fern sein muss, sondern in meinem eigenen Leben verborgen ist und ich ihn nur noch zu entdecken brauche, so wie der Kaufmann auf seiner beruflichen Suche nach Perlen, plötzlich und zufällig auf die Perle trifft, und so wie der Bauer mitten in seiner alltäglichen Arbeit beim Pflügen des gewohnten Ackers auf einen Schatz trifft.

Gerade im Alltag, den wir oft routinemäßig durchpflügen und nicht mehr genau hinsehen oder hinhören, ist darum ein hörendes und sehendes Herz hilfreich, das wach und achtsam im Gewohnten Neues, Überraschendes entdeckt.
Das hörende Herz ist das Kennzeichen des Glaubenden, der in allem und durch alles, was ihm begegnet und was er erlebt, Gottes leise Stimme vernimmt.

Nehmen wir die Einladung des Evangeliums zur Schatzsuche an. Fassen wir Mut, unseren Träumen und Sehnsüchten zu folgen.
Bitten wir Gott wie Salomo um ein hörendes Herz, damit wir den Schatz im Acker unseres Lebens entdecken und von ihm her leben.

Wir sammeln ja schon seit geraumer Zeit Spenden für die Renovierung der Oase. Inzwischen haben wir über 100.000 Euro zusammen. Es fehlen also noch 300.000 Euro. Trotzdem fangen wir schon einmal an. Sie sehen auf dem Bild die beginnende Dachsanierung oberhalb des Ateliers. Unsere Pädagogen freuen sich, dass es jetzt nicht mehr reinregnet. Wenn sie können, freuen wir uns über weitere Spenden.

Br. Benjamin Altemeier OSB
Leiter des Gastbereiches

Im Zugehen auf die Oberenwahl setzt sich der Konvent im Rahmen eines Impulstages am Samstagvormittag (22.7.) mit Gedanken und Texten zum Thema „Leitung <-> Konvent“ auseinander, die zum Teil aus früheren Überlegungen der Gemeinschaft stammen, zum Teil dem „Zukunftsbild für das Erzbistum Paderborn“ entnommen sind. Dabei wird der Konvent von Abt em. Laurentius Schlieker OSB aus der Abtei Gerleve unterstützt durch einen geistlichen Impuls zu Beginn und mit einer Resonanz auf das Feedback der Kleingruppen zum Abschluss.