Impuls am Mittwoch der 1. Fastenwoche (24.02.2021)
38 Als sie weiterzogen, kam er in ein Dorf. Eine Frau namens Marta nahm ihn gastlich auf. 39 Sie hatte eine Schwester, die Maria hieß. Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seinen Worten zu. 40 Marta aber war ganz davon in Anspruch genommen zu dienen. Sie kam zu ihm und sagte: Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester die Arbeit mir allein überlässt? Sag ihr doch, sie soll mir helfen! 41 Der Herr antwortete: Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen. 42 Aber nur eines ist notwendig. Maria hat den guten Teil gewählt, der wird ihr nicht genommen werden. (Lk 10,38-42)
Die bekannte Erzählung der Schwestern Marta und Maria, die Jesus in ihr Haus einladen, scheint ein Schlag ins Gesicht zu sein für alle, die sich redlich bemühen, ihren Mitmenschen gastfreundlich zu begegnen, ihnen die kleinen Sorgen des Alltags abzunehmen. Marta, die „ganz davon in Anspruch genommen war zu dienen“, scheint von Jesus regelrecht abgekanzelt zu werden, wenn er ihr sagt, dass „nur eines notwendig“ sei und dass Maria den „guten Teil“ gewählt habe – ausgerechnet Maria, die keinen Finger rührt und ihrer Schwester die ganze Hausarbeit allein überlässt.
Marta ist so von ihrer Arbeit in Anspruch genommen, dass sie die Gaben und Talente ihrer Schwester nicht anerkennen kann. Sie vergleicht sich mit ihrer Schwester und kann nicht mehr das Positive sehen, das sie selbst für Jesus tut. „Im ständigen Sich-Vergleichen liegt der Anfang der Sünde“ – so haben es die Wüstenväter ausgedrückt. Immer da, wo ich mich mit anderen vergleiche, sehe ich nur das, was ich nicht habe bzw. fühle mich von anderen weniger gesehen, weniger wertgeschätzt.
Beide Schwestern sind für Jesus wichtig. Sicher wird Jesus nach einem anstrengenden Tag Hunger gehabt haben und sich über das köstliche Mahl, das Marta zubereitet hat, gefreut haben. Aber ebenso war das offene Ohr von Maria wichtig für ihn. Jede der beiden Schwestern dient Jesus mit ihrer Gabe.
Jeder von uns ist an manchen Tagen Marta und an anderen Tagen Maria. Und daran ist nichts Schlimmes. Schlimm ist es, wenn sich Marta und Maria gegenseitig beargwöhnen. Wenn beide zusammenstehen, dann kann daraus Wunderbares entstehen.
P. Maurus Runge OSB