Impuls am Freitag nach Epiphanie (7.1.2022)
Und das Passafest der Juden war nahe, und Jesus zog hinauf nach Jerusalem. Und er fand im Tempel die Händler, die Rinder, Schafe und Tauben verkauften, und die Wechsler, die da saßen. Und er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle zum Tempel hinaus samt den Schafen und Rindern und schüttete den Wechslern das Geld aus und stieß die Tische um und sprach zu denen, die die Tauben verkauften: Tragt das weg und macht nicht meines Vaters Haus zum Kaufhaus! Seine Jünger aber dachten daran, dass geschrieben steht: »Der Eifer um dein Haus wird mich fressen.« Da antworteten nun die Juden und sprachen zu ihm: Was zeigst du uns für ein Zeichen, dass du dies tun darfst? Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Brecht diesen Tempel ab und in drei Tagen will ich ihn aufrichten. Da sprachen die Juden: Dieser Tempel ist in sechsundvierzig Jahren erbaut worden, und du willst ihn in drei Tagen aufrichten? Er aber redete von dem Tempel seines Leibes. Als er nun auferstanden war von den Toten, dachten seine Jünger daran, dass er dies gesagt hatte, und glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesagt hatte. Als er aber in Jerusalem war beim Passafest, glaubten viele an seinen Namen, da sie die Zeichen sahen, die er tat. Aber Jesus vertraute sich ihnen nicht an; denn er kannte sie alle und bedurfte nicht, dass jemand Zeugnis gäbe vom Menschen; denn er wusste, was im Menschen war. (Joh 2,13-25)
„Macht nicht meines Vaters Haus zum Kaufhaus!“
So übersetzt Martin Luther diesen Satz aus der Perikope der Tempelreinigung.
Nicht alles in dieser Welt lässt sich mit der Logik des Kaufens und Verkaufens verstehen.
Es gibt Bereiche, die entziehen sich der Logik des Marktes.
Der Markt regelt eben nicht alles.
Der Tempel ist Haus Gottes, kein Kaufhaus.
Gott lässt sich nicht kaufen wie eine beliebige Ware.
Um die Gnade Gottes kann ich nicht feilschen.
Die Liebe Gottes ist umsonst.
Gott schenkt mir seine Liebe – umsonst.
Er wird für mich Mensch – gratis.
Ich muss mir zum Glück nicht alles selbst verdienen.
Ich darf mir seine Liebe schenken lassen.
Die Tempelreinigung steht ganz am Anfang des Weges Jesu im Johannesevangelium.
Gleich zu Beginn setzt Jesus einen Kontrapunkt zur gängigen Kaufhausmentalität.
Was für ein Frei-Raum, der uns da geschenkt wird!
P. Maurus Runge OSB