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Wir haben für euch auf der Flöte Hochzeitslieder gespielt, und ihr habt nicht getanzt; wir haben Klagelieder gesungen, und ihr habt euch nicht an die Brust geschlagen. (Mt 11,17)

Im Evangelium zum heutigen Tag begegnet uns ein Gleichnis, das aus dem ganz normalen Leben gegriffen ist. Thematisiert wird die (eigentlich kindliche) Launenhaftigkeit, immer das nicht zu wollen, was einem angeboten wird.

Eine Erinnerung, die mir dazu aus meiner eigenen Kindheit einfällt:
Wenn meine Eltern ihren Mittagsschlaf halten wollten, musste für mich – als kleinem Kind – eine Beschäftigung gefunden werden. Vor dem Spielzeugschrank schlug mir meine Mutter verschiedene Spiele vor, aber ich wollte keine der mir angebotenen Möglichkeiten wählen. Oder eher: Ich wollte eigentlich alles, aber nichts so richtig. Denn schließlich bedeutet eine Entscheidung für eine Sache, dass man eine andere Sache nicht machen kann. Da war es spannender und einfacher, stattdessen meinem Unmut über die Spiele Ausdruck zu geben. Es fiel also leichter, die Flucht in die Meckerei zu ergreifen.

Damit habe ich meine Mutter manches Mal zur Weißglut getrieben. Ich habe nicht erkannt, was dran ist.
Einem kleinen Kind ist das wohl zu verzeihen, aber ähnlich mag es ja auch den Erwachsenen gehen, die Jesus im Evangelium mit den Kindern vergleicht.

Johannes der Täufer kam, um auf den kommenden Messias hinzuweisen. Er tat dies durch den Aufruf zur Umkehr und zum Fasten zur Vorbereitung auf das Kommen Christi. Von denen, die Jesus kritisiert, wird er jedoch verworfen.

Mit der Ankunft des Menschensohnes beginnt dann schließlich die Freude des Gottesreiches – die Heilszeit des Feierns –, doch auch er wird verworfen.

Die Leute können sich nicht entscheiden, was sie eigentlich wollen. Eigentlich wollen sie gar nichts wirklich. Also ergreifen auch sie die einfachere Option: Die Flucht in die Ablehnung von allem.

Für uns – hier und heute – gilt: Jetzt warten wir auf die Ankunft des Herrn. (Und das auch in einem weiteren Sinne, unabhängig von der Jahreszeit!)
Lehne ich in dieser Zeit, in der wir auf die Ankunft des Herrn warten, alle guten Möglichkeiten, die sich bieten, ab und ruhe mich lieber darauf aus, Kritik üben zu können? Stemme ich mich auf diese Weise dagegen, mich entscheiden und als Christ „Farbe bekennen“ zu müssen?
Oder erkenne ich, was jetzt zu tun ist und wo ich die Ärmel hochkrempeln und selbst anpacken kann, damit mein Glaube den Menschen Licht werde?

Br. Josef Ellendorff OSB

In meinen Kindertagen war am Sonntagnachmittag immer Spaziergehzeit durch Waldecks wunderschöne Wälder. Mit Mama, Papa und den Geschwistern ging es bei Wind und Wetter los. Ich lief oft vorweg und untersuchte etwas am Wegesrand. Toll, dann wurde ich von meinen Geschwistern und Eltern überholt. Ich erinnere mich aber auch, dass es Momente gab, in denen ich trotzig zurückblieb, weil mir der Weg zu weit und zu mühsam war. Ich lief hinterher. Da fühlte ich mich allein und rannte schnell zu meinen Eltern. Und dann wieder vorneweg! Plötzlich bemerkte ich, dass mir jemand mit einem großen Hund entgegenkam. Es dauerte nicht lange, da suchte ich die Nähe der Eltern und nahm schnell Mamas Hand. An Mamas Hand war auch ein großer Hund kein Problem. Hand in Hand mit Mama oder Papa, da fühlte ich mich sicher und geborgen. Wo mich einer bei der Hand nimmt, entsteht Vertrauen. Und das ist eine ganz wichtige Basis für unser Leben. Weil da, wo Vertrauen fehlt, die Herzenskraft zum Leben fehlt. Wenn ich vertrauen kann, dass andere zu mir halten, mich unterstützen, mich nicht hängen lassen: Da kann ich dann auch selbst Mut zum Leben haben. Der Prophet Jesaja nimmt eine solche Ur-Vertrauens-Erfahrung als Bild für die Begleitung von Gott: „Ich bin der HERR, dein Gott, der deine rechte Hand fasst und zu dir spricht: Fürchte dich nicht, ich helfe dir.” Wenn ich weiß, dass Gott mir nahe ist, wächst Vertrauen ins Leben. Und genau dazu will uns der Advent mit seiner besonderen Atmosphäre sensibilisieren: für das Urvertrauen in Gott.

Br. Benedikt Müller OSB

Jeden Tag brennen in unseren Kirchen und Kapellen unzählige sogenannte Opferkerzen. Menschen haben diese Lichter für sich oder andere entzündet, um in die alltäglichen Sorgen etwas Licht zu bringen.

Im Advent brennen solche Lichter aber nicht nur in den Kirchen, sondern auch viele Gärten und Fenster erstrahlen in einem wahren Lichtermeer und erzählen auf ihre Weise von der großen Sehnsucht der Menschen nach Licht im Dunkel des Lebens.

„Hebt eure Augen in die Höhe und seht: Wer hat die Sterne dort oben erschaffen?“, so fragt der Prophet Jesaja in der heutigen Lesung (Jes 40,25-31), und er macht uns Menschen Mut, auf Gott zu vertrauen. Gott selbst ist es, der dem Müden Kraft gibt und dem Kraftlosen Stärke verleiht.

Der Prophet Jesaja schenkt dem Volk Israel, das damals in der Gefangenschaft an Gottes Hilfe zweifelte und auch uns Menschen heute, die wir unter der Corona-Pandemie stöhnen, neue Hoffnung und macht deutlich, dass Gott, der das Weltall schuf, unermüdlich am Werk ist, um die Schwachen zu stärken.

Und auch Jesus, so ist es im Tagesevangelium (Mt 11,28-30) zu hören, macht all denen Mut, die sich plagen und schwere Lasten zu tragen haben. Unmissverständlich ruft er uns zu: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken“.
Oder wie es bei uns daheim früher im Hausflur hing:
„Wenn Du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her“.

Mögen die vielen Kerzen und Lichterketten uns immer dran erinnern, dass der Herr dieses Licht für uns sein will, deshalb rufen wir im Advent:

Rorate, caeli desuper, et nubes pluant iustum.
Ihr Himmel, tauet den Gerechten,
ihr Wolken regnet ihn herab.

P. Cornelius Wanner OSB

„Wo bist du?“ (Gen 3,9)

Gott stellt dem Menschen heute diese Frage. Sie führt im Verlauf des Mythos zu einer unglaublich traurigen Dramatik. Ein Blick in den Zusammenhang:
Der zweite Schöpfungsbericht (Gen 2,4-25) schildert die Erschaffung des Menschen und seines Lebensraums, sowie die Suche nach „Hilfe, die ihm ebenbürtig ist“(V. 18b). Vom Menschen aus entsteht schrittweise die Ordnung der Welt – Flüsse, die begrenzen, ein Garten, Namen, die allen Dingen gegeben werden. Es entsteht ein Netz, ein geordneter Raum. Alles hat seinen Platz. Erst das Essen vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse stört dieses Gleichgewicht.
Die andere Seite des Rahmens der Lesung ist geprägt von entgegengesetzten Motiven: Statt Zentrierung nun Vertreibung, statt Bejahung in der Namensgebung nun Brudermord, statt gegenseitiger Hilfe nun Trennung in verfeindete Sippen.
In der Mitte unsere Frage: „Wo bist du?“. Obwohl sprachlich so einfach, hat sie doch eine große Tiefe. Vordergründig fragt Gott nach dem Aufenthaltsort, wie ein Freund. Andererseits schwingt mit, wo sich der Mensch verortet.

Der Mensch beantwortet beides:  Er hat sich versteckt. Hier ist der Ort.  Er war in Angst. Hier sieht er sich selbst.
Weil er durch das Essen der Frucht seine kindliche Unschuld verloren hat und sich selbst erkennt, nimmt er seine Nacktheit gegenüber Gott war. Er reagiert nicht mit Liebe Gott gegenüber, sondern versteckt sich aus Angst, weil das, was er an sich sieht, Gott nicht gefallen könnte. Das ist die Tendenz aller Menschen. Wir wollen uns verbergen, weil wir Angst haben, nicht so akzeptiert zu werden, wie wir sind. So entsteht die Entzweiung und der Argwohn in den folgenden Kapiteln der Genesis.

Ist der vorherige Zustand verloren?
Einen Ausweg kann uns das heutige Evangelium (Lk 1,26-38) bieten. Auch Maria fürchtet sich zu Beginn, aber sie versteckt sich nicht, sondern geht unbefangen auf den Engel zu. Sie macht sich Gedanken, stellt Fragen. Sie reagiert, wie eine, die es gelernt hat, selbstbewusst zu sein und zu sich selbst zu stehen. Hier steht wirklich eine Tochter Israels vor uns. Maria erfüllt den Bund in Hinwendung zu Gott. „Alles, was der HERR gesagt hat, wollen wir tun; und wir wollen es hören!“ (Ex 24,7b) ist die Antwort des Volkes auf das Angebot Gottes am Sinai. Man beachte die Reihenfolge: Erst tun und dann hören!
Wir können nicht alles direkt erfassen, sondern müssen  oft im Vertrauen handeln. Nicht aus Angst verstecken, sondern: Aufrecht, als Partner! Wir sind mündige Menschen. Maria lebt das, was ihr Volk im Bundesschluss wieder begonnen hat, den Kreislauf der Angst zu durchbrechen und aufrecht vor Gott zu stehen.

Möchte ich mich als Christ bei einem solchen Vorbild nicht diesem Bund Israels mit seinem Gott anschließen?

Br. Symeon Müller OSB

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Kirche begeht den Gedenktag des Hl. Ambrosius.
Ich lade Sie heute ein, einen Text dieses Bischofs und Kirchenlehrers zu meditieren und in Ihren Alltag einzubeziehen.

Die Worte prüfen

„Ist einer der Rede behutsam, so wird er milde, sanft und bescheiden. Wenn er nämlich den Mund hält und seine Zunge beherrscht und nicht redet, bevor er seine Worte geprüft und abgewogen hat und überlegt hat, ob dies zu sagen sei, ob es diesem Menschen gegenüber zu sagen sei, so übt er in der Tat Bescheidenheit, Sanftmut und Geduld“.

Gerade in diesen adventlichen Tagen tut es gut, immer wieder Zeiten der Stille einzuüben. Um uns herum und auch in uns ist es laut, unruhig und dunkel. Versuchen wir, zur Ruhe zu finden, zum Licht, in unser Innerstes. Achten wir in unseren Begegnungen auf die Worte, die wir sprechen. Wählen wir aus und wägen wir ab. Hören wir nochmals Ambrosius: „…so wird er milde, sanft und bescheiden…“

Wandlung – Verwandlung schwingt in diesem Ausspruch mit. Und auch darum geht es im Zugehen auf das Weihnachtsfest.
Im Gabengebet betet die Kirche heute: Lass auch uns in diesem Licht deine Wahrheit tiefer erfassen.

Menschwerdung: Bin ich bereit, mich wandeln zu lassen? Bin ich bereit, mich „erfassen“ zu lassen?

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Tag und „prüfende“ Augenblicke.

Ihr

+ Aloysius Althaus OSB

Nikolaus – Bischof – Nothelfer

Dunkelgrau das Meer, es stürmen und toben die Wellen
Das Meer
Die Wellen
Der Wind – Sturmzeiten
Winter.Stürme
Es tosen die Wasser, es zucken die Blitze
Im Auge des Orkans

Das wünsch ich sehr
Dass immer einer bei dir wär
Der lacht und spricht
Fürchte dich nicht

Schiff – Ruder – Segel
ER gebot und ließ den Sturmwind aufstehen.
Der türmte hoch die Wogen.
Sie sanken hinab in den Abgrund,
so dass ihre Seele vor Not verzagte.
In ihrer Angst schrien sie zum HERRN
Und er sandte ihnen einen Nothelfer

Das wünsch ich sehr
Dass immer einer bei dir wär
Der lacht und spricht
Fürchte dich nicht

Selig, die barmherzig sind
Sankt Nikolaus, du Pilger Gottes
Steh uns bei in den Stürmen
Herz.Anker voller Nächstenliebe
Seefahrer – stark und fest
Sei da, hab auf die Menschen acht!
O Heiliger – Bischof – Nikolaus
Kapitän – Seemann – Nothelfer

Br. Benedikt Müller OSB

Der Herr ist dir gnädig, wenn du um Hilfe schreist; er wird dir antworten, sobald er dich hört. (Jes 30,19)

Gott will nicht der ferne Gott sein, sondern sich als ein Gott der Fürsorge zeigen. Diese Nähe zum Menschen wird in seiner Menschwerdung in Jesus Christus sichtbar. Dass diese Nähe Gottes zum Menschen in Jesu Geburt sichtbar wird, darauf bereiten wir uns im Advent vor. Diese Nähe Gottes zum Menschen, die in der Geburt des Kindes im Stall zu Bethlehem konkret  wurde, kann theologisch betrachtet als fundamentale Gebetserhörung verstanden werden. Durch Gottes Menschwerdung ist Gott nicht ein monolithisch kühler und distanzierter Gott, sondern einer, der für den Menschen ein fürsorgendes Herz hat. Alle unsere Nöte, Ängste und unser Leid dürfen in seine Gegenwart hineingesprochen werden. Wie jedoch Gott darauf antwortet, unterliegt nicht unserem Willen. In diesem Geschehen des menschlichen Ich zum göttlichen Du hin darf ich mich aufgehoben wissen.

Br. Emmanuel Panchyrz OSB

Darauf berührte er ihre Augen und sagte: Wie ihr geglaubt habt, so soll es geschehen. (Mt 9,29)

Bevor Jesus im heutigen Tagesevangelium die zwei Blinden heilt, steht seine Frage: „Glaubt ihr, dass ich euch helfen kann?“ Bei den Heilungserzählungen geht es wie auch bei der Heilung der zwei Blinden wohl kaum oberflächlich um das medizinische Können Jesu. Zwar sprechen die Kirchenväter schon früh vom „Christus medicus“ und stehen damit in der Tradition des alttestamentlichen Gottesbildes aus Ex 15,26: „Ich bin der HERR, dein Arzt“. Aber die entscheidende Voraussetzung dafür, dass die Heilung möglich wird, ist das Vertrauen und der Glaube an Jesus als den Erlöser und Heiland. Dieses tiefe Vertrauen zeigt sich für mich auch in der Verehrung der Heiligen Barbara, deren Namensfest die Kirche heute feiert. Traditionell ließen die Bergleute ihr zu Ehren an diesem Tag ihre Lampen in den Stollen und Gruben brennen. Meine Großväter haben noch beide im nahen Ruhrgebiet unter Tage gearbeitet. Auch wenn der Bergbau hierzulande keine große Rolle mehr spielt, möchte ich gerade heute allen Menschen einen Lichtblick wünschen, die innerlich „unter Tage“ sind – durch Ängste, Depressionen oder Einsamkeit. Und allen Barbaras wünsche ich einen gesegneten Namenstag!

Br. Vincent Grunwald OSB

Verlasst euch stets auf den Herrn;
denn der Herr ist ein ewiger Fels.
(Jes 26,4)

So heißt es in der Lesung des heutigen Tages.
Aufrufend, aufmunternd: baut auf IHN.

Aber auch abschmetternd, kalt:
Gott ein Fels?

Ja, auf den kann ich bauen.
Der gibt Halt.
Aber er ist kalt, unnahbar, hart,
die Begegnung ist einseitig, ohne Reaktion.

Ist Gott so?
Oft erfahre ich IHN so.
Das Evangelium (Mt 7,21.24-27) fordert mich auf,
auf einen solchen Felsen zu bauen.

Ich kann es tun –
weil ich diesem FELSEN Gott
begegnen darf auch und gerade als dem Liebenden,
bei dem ich mit meinen Fehlern und Macken „andocken“ kann,
von dem ich mich getragen weiß.

Dann ist ER kein Fels mehr – kalt und abweisend.
Dann ist ER Freund – warmherzig und bergend.

Wage ich es, auf IHN zu bauen?!

P. Guido Hügen OSB

Seit dem letzten Sonntag, dem Einstieg in den Advent, begleitet mich ein kurzer Text:

„So bist DU
mir
also wieder
da

oder vielmehr
ich bin Dir
wieder
da
mein Gott“

Irgendwie dreht er die gewohnte Perspektive um: „ vielmehr – ich bin dir – wieder da – mein Gott“. Für mich ist der Text ein Ansporn für die Zeit des Advents. Zu versuchen, für und vor Gott da-zu-sein. Aber wir wissen alle, wie schwer das ist. Da-sein. Vielleicht muss ich manches lassen – in diesem Advent. Weniger Internet, Facebook, Instagram,… Um einfach vor diesem Gott da-zu-sein. In der tiefen Gewissheit: Er ist da! Denn das ist sogar sein Name: „Ich bin der Ich-bin-da!“

Vielleicht kann ich ja dann an Weihnachten sagen: „Und jetzt bin auch ich ganz da!“

P. Jonas Wiemann OSB