Maurus und Plazidus – ein Fest für die jungen Brüder
Besucherinnen und Besucher unseres Konventamtes am 15. Januar 2021 waren vielleicht etwas erstaunt, weil der Einzug in einer etwas anderen Ordnung erfolgte als gewohnt und der Abt auch jünger schien als an den anderen Tagen. Am 15. Januar wird in benediktinischen Klöstern das Fest der beiden heiligen Maurus und Plazidus gefeiert. Sie gelten als die ersten Schüler Benedikts. Gregor der Große überliefert in seiner Lebensbeschreibung des hl. Benedikt die Legende, dass Maurus auf den Befehl des Abtes hin übers Wasser ging, um seinen Mitbruder Plazidus vor dem Ertrinken zu retten – ein schönes Beispiel für mitbrüderliche Hilfe und Solidarität.
Bis heute ist es guter Brauch in den Klöstern, dass an diesem Tag die Novizen und Junioren das Ruder übernehmen und auf humorvolle Weise die gewohnte Ordnung durchbrechen – ähnlich geschieht es ja säkular beim Karneval. So gab es über den Tag verteilt einige Besonderheiten in unserer Gemeinschaft: das fing an, dass uns in den Klosterräumen überlebensgroße Heiligenfiguren von Benedikt, Scholastika und Laurentius begrüßten (den ein oder anderen zunächst auch erschreckten…). Die Ordnung in der Kirche und im Refektorium richtete sich nicht wie üblich nach dem Eintrittsalter, sondern nach der Körpergröße, was für einige Diskussionen und „Messungen“ sorgte. Die Tischlesung bestand zur Freude unserer frankophilen Brüder aus einem kulinarischen Restaurantführer aus dem Paris der 1950er Jahre mit vielen französischen Ausdrücken, die Bruder Sebastian gekonnt vortrug. Und unsere beiden Novizen, Br. Jonathan und Br. Josef, wechselten sich im Amt des „Novizenabtes“ für einen Tag ab und sprachen die Gebete, die sonst dem Abt vorbehalten sind. Am Ende des Tages war der Konvent zu einem gemütlichen Abend mit Glühwein und Knabbereien eingeladen. Es war ein gelungener Tag, bei dem sich Br. Symeon, Br. Josef und Br. Jonathan viel Mühe gemacht haben, dem Konvent einige schöne und heitere Stunden zu bereiten.