An einem Morgen im April 

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An in einem Morgen in April
Kurz bevor die Nacht verschwand
Nahmst du Abschied hier ganz still
Etwas ging zu Ende und was Neues begann 

In ihrem Lied „An einem Morgen im April“ singt die Band Rosenstolz von einem Abschied, einem Verlust. Da ist jemand gegangen, ganz still. Oder etwas ist zu Ende gegangen. Das Neue, von dem hier die Rede ist, es ist gefühlsmäßig nicht zu begreifen. Erst einmal ist alles aus. Karsamstagsstimmung. 

Ich lag ganz tief in meinen Träumen
Und war wieder ganz ein Kind
Es hat sich alles so geändert
In dem Moment als du gingst 

Ja, alles hat sich geändert mit dem gestrigen Tag. Jesus ist tot. Der, auf den wir all unsere Hoffnung gesetzt haben, er ist schändlich hingerichtet worden, gekreuzigt wie ein Verbrecher. Alles hat sich geändert. Da ist nur noch Leere, Einsamkeit, Verzweiflung. 

Und draußen ist Frühling
Dabei müsst es doch schneien
Überall hör ich Lachen
Warum kann ich nicht weinen? 

Das Leben um mich herum geht weiter, als wäre nichts geschehen. Es ist Frühling, die Natur bricht auf und erstrahlt in wunderbaren Farben, Kinder lachen. Und ich kann noch nicht einmal weinen. Das wäre wenigstens befreiend, reinigend. Aber selbst die Tränen sind versiegt. 

Du bleibst für immer doch mein Engel
Ganz egal was du auch machst
Höre ich dich leise flüstern
Und ich seh‘ noch wie du lachst 

Ein Hoffnungsschimmer bleibt. In meinen Erinnerungen lebst du weiter. Ich erinnere mich an deine Stimme, an deine Zärtlichkeit, daran, wie du mit uns durch Galiläa gingst. Ja, du bleibst mein Engel. Mein Beschützer, der an meiner Seite ist.  

Leise zieht eine Hoffnung herauf. Wird sie zum Durchbruch kommen? 

P. Maurus Runge OSB, Missionsprokurator und Öffentlichkeitsreferent der Abtei Königsmünster

Mit diesem Impuls endet unsere Hoffnungsreihe durch die Fastenzeit. Wir wünschen Ihnen eine gesegnete Feier der Osternacht und licht- und hoffnungsvolle österliche Tage!

 

Kreuz und Krone 

Das traditionell christliche Symbol von Kreuz und Krone (Kreuz inmitten einer Krone) fand in vielen Kirche eine Verwendung. In unserem Kloster ist es auf dem Dach des Kloster-Altbaus, wo wir Mönche wohnen, zu sehen. Es verweist bei uns auf den Namen des Klosters: Königsmünster – Christus als König. Symbolisch stellt es die Belohnung im Himmel (die Krone) dar, nachdem die Versuchungen in diesem Leben (das Kreuz) überwunden wurden. In Johann Sebastian Bachs Kantate „Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen“ (BWV 12) beginnt die Arie Nr. 4 mit den Worten: „Kreuz und Krone sind verbunden“. Sie formuliert im Mittelteil der Da-capo-Arie die Worte: „Christen haben alle Stunden ihre Qual“ und weist damit im Sinne von Jakobus 1,12 auf den Zusammenhang zwischen dem Leiden der Christen in der Welt (Kreuz) und der Verheißung ewiger Geborgenheit (Himmel) hin. 

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An Karfreitag gedenkt die Christenheit des Todes Jesu am Kreuz. Mit seinem Tod am Kreuz durchkreuzt Jesus alle von Menschenhand so schönen Gottesbilder. Jesus durchkreuzt das Ideal, dass Religion nichts mit dem Leiden zu tun habe, sondern nur etwas Angenehmes für die eigene Befindlichkeit sei, denn die Welt sei ja schon hart genug. Aber an Jesu Tod ist nichts Angenehmes. Sein gewaltsamer Tod bewirkte Spott und Verachtung – sogar noch heute. Aus seinem Todesschrei am Kreuz durchdringt der Klang des Schmerzes der ganzen Welt in den Kosmos hinein. Jesus am Kreuz, das drückt tiefste menschliche Verlassenheit aus. Das wäre traurig, wenn dies die einzige Botschaft von Karfreitag wäre. Aber gleich einer innerlichen Revolution trifft der theologische Gedanke vom Kreuz mitten in unser Herz: Nicht der Mensch ist es, der zu Gott geht, um ihn durch Opfer, Buße und Sühne zu besänftigen, sondern Gott in Christus selbst kommt zum Menschen, um ihn mit sich zu versöhnen. Christus ist unser Friede und unsere Versöhnung. So wird das Kreuz ein Zeichen der Liebe Gottes: Gottes Liebe ist eine Liebe, die ganz weit geht: Gottes Liebe gibt sich ganz und gar hin. Gottes Liebe zu uns ist radikal.  Seine Liebe schenkt uns Hoffnung über den Tod hinaus. Und hier kommt die Krone als zweites Symbol ins Spiel. 

Denn Jesus wurde mit einer Dornenkrone gekrönt. Und ein Schild war am Kreuz mit den Worten angebracht: INRI – Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum – Jesus von Nazareth König der Juden. Es geht aber um eine andere Krone: Die Krone des ewigen Königs Christus. Denn: Am Ende der Zeit wird derselbe Jesus, der als Kind in der Krippe in die Welt gekommen ist und der durch Kreuz und Auferstehung das Erlösungswerk vollbracht hat, als König – symbolisiert durch die Krone – wiederkommen, um uns heimzuholen. Dann wird er uns die Krone des ewigen Lebens aufsetzen. Die Krone des ewigen Lebens, die Gottes Liebe schon innerlich in uns gelegt hat, strahlt durch das Kreuz des Karfreitags schon jetzt in unserem Herzen hoffnungsvoll auf. 

Br. Benedikt Müller OSB, Referent im Gastbereich der Abtei Königsmünster

Liebe ist alles 

Vor einem Monat ist ganz überraschend die Sängerin AnNA R. gestorben. Als Sängerin der Band „Rosenstolz“ hat sie die Sehnsüchte vieler Menschen, ihre Hoffnungen und Enttäuschungen, ihre Liebe und ihren Schmerz, ins Wort gebracht. Eines ihrer Lieder trägt den Titel „Liebe ist alles“ und könnte als Leitmotiv über dem heutigen Gründonnerstag stehen. 

Hast du nur ein Wort zu sagen
Nur ein‘ Gedanken dann
Lass es Liebe sein
Kannst du mir ein Bild beschreiben
Mit deinen Farben dann
Lass es Liebe sein 

An diesem Gründonnerstag geht es um Liebe – eine Liebe, die sich nicht in vielen Worten ausdrückt, sondern in Bildern, Gesten, Szenen. Exemplarisch stehen dafür das Letzte Abendmahl und die Fußwaschung, die Jesus an seinen Jüngern vornimmt, ein letzter Liebesdienst vor seinem Tod. Abendmahl und Fußwaschung sind sozusagen das Liebesvermächtnis Jesu an uns. 

Wann du gehst
Wieder gehst
Schau mir noch mal ins Gesicht
Sag’s mir oder sag es nicht
Dreh dich bitte nochmal um
Und ich seh’s in deinem Blick
Lass es Liebe sein 

Bei diesen Zeilen denke ich an die Begegnung Jesu mit Petrus, kurz nachdem dieser ihn dreimal verleugnet hat. Jesus dreht sich um und sieht Petrus an. Ich stelle mir diesen Blick als einen Blick der Liebe vor, der enttäuschten Liebe, aber auch einer Liebe, die den anderen auch im Versagen nicht aufgibt. Jesus gibt mich nicht auf, auch wenn ich ihn im Alltag immer wieder verleugne, verrate, vergesse. Er sieht mich an mit dem Blick seiner Liebe. Das gibt mir Hoffnung. 

Liebe ist alles
Alles, was wir brauchen
Lass es Liebe sein
Das ist alles, was wir brauchen
Noch viel mehr als große Worte
Lass das alles hinter dir
Fang nochmal von vorne an
Liebe ist alles 

Ja, Liebe ist alles. Das ist die Botschaft dieses Gründonnerstags. Mögen wir sie an uns heranlassen in diesen österlichen Tagen. 

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P. Maurus Runge OSB, Missionsprokurator und Öffentlichkeitsreferent der Abtei Königsmünster

Das stärkste Kind der Welt

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Schon am Flur kam uns der Vater entgegen, als hätte er uns erwartet. „Kommt ihr auch zu meinem Sohn Mehmet? Wir würden uns sehr freuen.“
Klar hatten wir vor auch Mehmet zu besuchen. Sein Zimmer war das nächste Ziel auf unserer Reise. Ich, Leofino, hatte mir mit Hilfe von meiner bezaubernden Assistentin Mimi Rizzi fest vorgenommen heute im Herzzentrum zu beweisen, dass ich der stärkste Mann der Welt bin.
Mehmet saß im Bett. Sein Vater hatte die Rückenlehne in eine aufrechte Position gebracht. Mehmet wirkte müde, wie als hätte er kurz vorher noch geschlafen. Erwartungsvoll beobachtete er unseren Auftritt. Und auch sein Vater ließ aufgeregt seinen Blick zwischen uns und Mehmet wandern.
„Leofino“ – so stellte mich Mimi Rizzi vor – „Wird nun beweisen, dass er der stärkste Mann der Welt ist, indem er diesen Tisch hebt.“
Eigentlich muss man nicht beweisen, dass ich der stärkste Mann der Welt bin, denn das sieht jeder. Aber was man nicht beweisen muss, dass beweist man gerne, weil man es ganz einfach beweisen kann.
Unter den erwartungsvollen Blicken von Mehmet und seinem Vater stellte ich mich nun an den Tisch. Mimi Rizzi zählte bis drei, und dann hob ich den Tisch. Das heißt, ich versuchte es. Ich versuchte es sogar sehr. Mit vollem Körpereinsatz. Mein Rücken krümmte sich mehrmals und dabei gab ich Geräusche von mir, die nicht besonders fein sind. Der Tisch bewegte sich keinen Millimeter. Meine Bemühungen weckte wenig Bewunderung – im Gegenteil – Mehmet lächelte, und sein Vater lachte über mein Missgeschick.
Zum Glück hatte ich Mimi Rizzi an meiner Seite. Sie versuchte die Situation zu retten: „Leofino ist noch nicht ganz aufgewärmt. Er wird nun diesen wirklich schweren Stuhl heben.“ Ich gab Mimi Rizzi mit einem Blick zu verstehen, dass dieser Stuhl unter meiner Würde ist. Aber auch ich wollte diese Situation nun zu einem glücklichen Ende bringen. Was soll ich sagen. Es war nicht mein Tag. Auch der Stuhl blieb trotz meiner Bemühungen fest am Boden. Mehmet hatte inzwischen ein breites Grinsen und sein Vater, der immer noch den Blick zwischen ihm und uns wandern ließ, lachte herzhaft.
„Expander“ brüllte Mimi Rizzi plötzlich, die wieder zu retten versuchte, was kaum noch zu rette war. „Expander“ wiederholte sie noch einmal und ganz nebenbei stellte sie zur Freude von Vater und Sohn den Stuhl mit einer Hand zur Seite.  Mir blieb der Mund offen. Aber zum Erstaunt-sein blieb keine Zeit, denn Mimi Rizzi forderte mich erneut heraus:  „Expander! Das ist die Spezialdisziplin von LeoFinow“.  Und sie holte einen Mundschutz mit zwei Gummibändern links und rechts aus ihrer Tasche. Ein ganz gewöhnlicher Mundschutz, wie er in jedem Krankenhaus zu finden ist. Jedoch man kann ihn durchaus auch zum trainieren als Expander benutzen. Ich biss die Zähne zusammen, fing an zu schwitzen – nur dieser Spezialexpander ließ sich nicht dehnen.
„Soll ich dir zeigen, wie das geht?“ unterbrach meine Anstrengungen eine ganz leiser Stimme. Es war Mehmet, der diesen Vorschlag gemacht hatte. „Klar“ – sagte Mimi Rizzi – „Lassen wir Mehmet den Versuch machen.“ Mehmet´s Vater machte Platz und Mimi Rizzi stellte sich mit dem Mundschutzexpander ans Bett. Mehmet fasste links- und Mimi Rizze rechts das Gummiband. Und zum Erstaunen von mir und zur Freude vom Vater dehnten die beiden den Expander weit auseinander.
Hiermit war bewiesen: Der stärkste Mann der Welt ist Mehmet!
Zu dritt feierten wir nun Mehmets großen Erfolg. Sein Vater hatte Tränen in den Augen vor Freude. Mimi Rizzi und ich verabschiedeten uns. Mit Feierlaune kamen wir zurück auf den Flur. „Wart ihr gerade bei Mehmet?“ Fragte uns eine Ärztin. „Ja“ sagten wir. „Er hat uns gezeigt, dass er der stärkste Mann der Welt ist“. „Das ist gut, dass ihr ihn und seinen Vater zum Lachen gebracht habt. Er war durch die gestrige Herz-OP so geschwächt, dass er letzte Nacht fast verstorben wäre. Jetzt ist das schlimmste überstanden“. Mimi Rizzi und ich schauten uns an. Ja, es bestand nun kein Zweifel mehr: Mehmet war wirklich der stärkste Mann der Welt.

Leopold Altenburg ist ein Ururenkel von Kaiser Franz Joseph I. und Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn. Engagements als Schauspieler führen den in Berlin wohnhaften Kosmopoliten u.a. nach Wien, Salzburg, Bielefeld und Bonn. Er ist Krankenhausclown bei den Roten Nasen International, Regisseur verschiedener Theaterstücke und begibt sich in Dokumentationen auf die Spuren des Kaiserreiches und die Wurzeln seiner Herkunft.

„Halt an, wo läufst du hin“? 

Zeit zum Innehalten, mir geschenkte Zeit die Fastenzeit?! Zeit des Innehaltens und achtsam werden für mich Selbst.  

Drei Perlen der Achtsamkeit: 

  • Raum des Bewusstseins schaffen:
    Hier geht es um das kleine Wort „wie“- Wie spüre ich mich selbst in meiner Haut? Wie empfinde ich momentan meine Umwelt? Welche Fragen, Sorgen und Ziele halten mich in Bewegung? Wo und wann bin ich zuhause bei mir?
    Ich bringe ans Licht, was im Dunkel ist = Bewusstsein 
  • Raum der Stille hüten: 
    Bei mir zuhause sein – Einmal am Tag bin ich Gast bei mir Selbst – Hören, was da ist und wie es zu mir spricht. Gedanken, Empfindungen. All mein Tun lassen und nachspüren: wie erlebe ich mich hier und jetzt? Da– ein in meiner Wahrnehmung. Mit allem, was da ist, sich zeigt und zu mir gehört. 
    Ein Buch lesen, welches mich Inspiriert und meine Seele aufatmen lässt. Eine Tasse Tee oder Kaffee bewusst genießen.
    Die kleinen Atempausen zwischen Begegnungen und Gesprächen sich einräumen. 
  • Raum der Begegnung schaffen:
    In Bewegung bleiben – Erlebe die Natur mit deinen Sinnen. Freunde einladen und gemeinsam etwas Gesundes kochen.  
    Menschen aufsuchen, die mir gut tun und mich inspirieren.
    Verzichten, um für das Wesentliche Zeit zu haben. 

Das Wort Religion bedeutet in seinem Wortsinn  “rückgebunden” – es will Bewusstsein schaffen für die Frage: Wie und Wo bin ich „rückgebunden“?  40 Tage der Fastenzeit ist für uns eine geschenkte Zeit des sich Kümmerns um die eigene Seele und wo möglich auch in Gegenseitigkeit um die Seele des anderen. Eine Wegstrecke des Erwachens zu mir Selbst und zueinander. 

Halt an, wo läufst du hin? Der Himmel ist in dir. Suchst du Gott anderswo, du fehlst ihn für und für.“   (Angelus Silesius)

Henryk Megier, Referent im Haus der Stille, Vorstandsmitglied im Freundeskreis Königsmünster

 

„Die schönste Richtung aber war die Himmelsrichtung“. 
Von einer Hoffnungskraft, die zum Handeln führt 

Ein Jahr Erzbischof von Paderborn – neue Menschen, neue Landschaften, neue Städte, neue Orte. Eine Flut von Eindrücken und Erfahrungen! 
Ein Jahr, das sich anfühlte, als säße ich in einem Hochgeschwindigkeitszug und schaute aus dem Fenster. Intensive Momente, schöne Stunden, bewegte Zeiten!   
Und das alles in dieser oft auch schwierigen Situation von Politik, Kirche und Gesellschaft – bei uns und weltweit. Die Kriege, die Katastrophen, das Gezerre der Interessengruppen und Parteien…  „Die Büchse der Pandora ist geöffnet“: Fast täglich türmen sich Krisen auf Krisen, im Alltag und im Weltgeschehen. Es stimmt: Angesichts dessen wäre eine illusionäre Hoffnung im wahrsten Sinn des Wortes lebens-gefährlich.
Was also gibt mir selber Hoffnung?  Als Udo Markus Bentz, als Mensch, als Priester, als Erzbischof…   

Friedrich Nietzsche, der Philosoph, hat einmal gemeint: Hoffnung ist eines der größten aller Übel. Sie verlängert die Qual der Menschen nur unnötig. Hoffnung verweigert sich der Wirklichkeit. Und diese nihilistische Sicht auf Hoffnung teilen wohl gar nicht so wenige Menschen heute. Mir kommt auch Greta Thunbergs wütender Satz in den Sinn: „Ich will eure Hoffnung nicht. … Ich will, dass ihr in Panik geratet … Und dann will ich, dass ihr handelt.“ 

Ist Hoffnung wirklich so ein Beruhigungsmittel, das uns davon abhält, das Heft in die Hand zu nehmen, um die Welt zum Guten zu wenden? 

Ich habe es in diesem ersten Jahr als Erzbischof anders erfahren. Es gibt viel Hoffnung in unserer Ortskirche von Paderborn, wunderbare Hoffnungsorte, großartige Menschen, die, aus ihrem Glauben heraus, Hoffnung und Zuversicht verbreiten. Und die auch mich damit anstecken – und ich sie. Die Gemeinschaft der Benediktiner in Königsmünster gehört auf jeden Fall für mich dazu!  Königsmünster ist für mich so ein Hoffnungsort mit einer ungeheuren Strahlkraft!   

Und dafür steht Königsmünster auch: Echte Hoffnung hat beide Beine fest auf dem Boden der Tatsachen. Hoffnung bedeutet, die Realität anzuerkennen, ohne in Utopien zu flüchten. Utopien sind letztlich menschenverachtend! Eine Utopie ist etwas, das jenseits jeder Realität liegt – etwas Irreales, in das man sich hineinträumen kann und das oft in Terror und Gewalt endet. 
Echte Hoffnung aber geht von dem aus, was ist, und setzt etwas in Bewegung. Wer hofft, gibt sich nicht zufrieden mit dem, was ist. Er oder sie hat eine Vision, wie etwas sein könnte! Und dieser Graben zwischen dem, was ist, und dem, wie es sein könnte, den überwindet die Hoffnung, indem sie zum Handeln motiviert. Ja sogar „verrückte“ Hoffnungen haben darin ihren Sinn. Der Journalist Heribert Prantl meint: „Es gibt Hoffnungen, die scheinen verrückt; aber sie sind es nicht. Diese verrückten Hoffnungen sind nämlich oft gerade diejenigen Hoffnungen, die helfen, nicht verrückt zu werden.“ 

Eine solche „verrückte“ Hoffnung – weil sie die gängigen Maßstäbe verrückt – ist für mich als Christ die Hoffnung von Ostern. Ostern steht jetzt unmittelbar vor der Tür. Die Hoffnung auf den Sieg des Lebens. Darauf, dass Gott alles neu und gut macht.
Tatsächlich eine „verrückte“ Hoffnung, die mir hilft, nicht verrückt zu werden angesichts der Abgründe des Lebens. 
Ohne diese Hoffnung, die alles andere überschreitet, blieben meine kleinen Hoffnungen vorläufig und vage. Oder mit den Worten des Dichters Arnold Stadler: „Die schönste Richtung aber war die Himmelsrichtung… Er fand den Glauben schöner als den Unglauben, der auch nur ein Glaube war. Er fand, dass Ja ein schöneres Wort war als Nein.“ 
Eine Hoffnungskraft, die das Leben bejaht und zum Handeln führt – mich selbst und so viele andere im Erzbistum Paderborn.  

Dr. Udo Markus Bentz, geb. 1967, seit dem 10. März 2024 Erzbischof von Paderborn, 2015-2023 Weihbischof und Generalvikar im Bistum Mainz

Wo ist Er, wo ist Gott?
Wenn die Dinge sich überschlagen,
warum scheint es Ihm gleichgültig zu sein?
Wo ist Er, wo ist Er?   

Wo ist Er?
Denn ich weiß, dass es Ihm möglich ist, 
das Leid, die Katastrophen und die Kriege zu beenden.
Wo ist Er? Wo ist Seine Gegenwart?   

Er ist immer noch da, wo Er war,
als Sein Sohn im Todeskampf war und Er nichts gemacht hat.
Er schaut nicht gleichgültig zu!
Er lässt sich vom Schmerz der Verwundeten berühren.
Aber sie müssen im Schmelzofen des Feuers gereinigt werden.
So lasst uns einander trösten. 

(HUWA YU WAPI, MUNGU HUWA YU WAPI – ein Swahili-Lied des Ambassadors of Christ-Chores aus Ruanda)  

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Es gibt Momente, in denen ich mich frage: Wo ist Gott? Wenn Krankheit mein Leben bestimmt, wenn Kriege die Welt erschüttern, wenn Unrecht geschieht, wenn selbst die Kirche in Krisen steckt – wo ist Gott dann? Warum greift er nicht ein?  

Diese Frage stellt auch das Lied “Huwa yu wapi, Mungu huwa yu wapi?” aus Ruanda (Wo ist Er, wo ist Gott). Es ruft inmitten von Leid und Verzweiflung nach Gott und fragt, ob er uns verlassen hat. Und am Ende gibt das Lied eine Antwort: Gott ist nicht verschwunden. Er ist genau dort, wo er an jenem Tag war, als sein Sohn gekreuzigt wurde. Er hat nicht eingegriffen, sondern zugelassen, dass das Leid seinen Lauf nimmt. Aber das war nicht das Ende. Nach dem Karfreitag kam der Ostermorgen 

Diese Wahrheit gibt mir Hoffnung: Gott sieht mein Leid, er lässt mich nicht allein, auch wenn ich ihn nicht immer spüre. Er geht mit mir durch die Dunkelheit und führt mich zur Auferstehung. Meine Hoffnung liegt nicht darin, dass ich dem Leid entgehe, sondern dass Gott mitten im Leid bei mir ist und daraus neues Leben entstehen lässt.  

 Wenn wir also fragen: Wo ist Gott?, dann dürfen wir darauf vertrauen: Er ist da. Immer. Was wir tun können, ist, einander zu trösten. 

Br. Justus Mwalemba OSB ist Mönch der Abtei Mvimwa in Tansania und von dort als Missionar nach Europa ausgesandt worden. Er lebt im Felsenkloster St. Georgenberg in Tirol, Österreich.

Im Kreuz ist Hoffnung 

Neben meiner Heimatkirche steht eine Kreuzigungsgruppe, die dort im außerordentlichen Heiligen Jahr 1983, das Papst Johannes Paul II. ausgerufen hatte, aufgestellt worden ist. Auf dem Sockel unter dem Kreuz steht der Spruch: „Im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Leben, im Kreuz ist Hoffnung.“  

Dieser Spruch, der auch in die Liturgie des Karfreitags und des Festes „Kreuzerhöhung“ im September Einzug gehalten hat, wenn feierlich das Kreuz verehrt wird, geht auf Thomas von Kempen zurück. Er ist der „Nachfolge Christi“ entnommen, eines der wichtigsten und meistgelesenen geistlichen Bücher des Mittelalters. Wie oft bin ich als kleiner Junge zu dieser Kreuzigungsgruppe gegangen und habe mir die Gesichter von Jesus, Maria und Johannes genau angeschaut. Der Spruch auf dem Sockel hat sich mir schon früh eingeprägt. Und auch heute noch gehe ich gerne in meine Heimatkirche und verweile danach noch draußen vor der Kreuzigungsgruppe. 

Das Kreuz als Zeichen der Hoffnung? Ich empfinde im Angesicht des Kreuzes einen tiefen Trost angesichts so vieler Träume, Wünsche und Hoffnungen, die im wahrsten Sinne des Wortes durch-kreuzt wurden. 

Den tiefen Trost empfinde ich nicht, weil sie durch-kreuzt worden sind. Sondern weil Jesus Christus für uns seinen Weg bis zum Ende gegangen ist. Ans Kreuz, weil er seiner Botschaft von der Liebe und dem anbrechenden Reich Gottes bis in die letzte Konsequenz hinein treu geblieben ist. Durch Jesu Tod und seine Auferstehung von den Toten wurde das Kreuz zu der Brücke, die Tod und ewiges Leben miteinander verbindet. So wird das Kreuz für mich persönlich tatsächlich zu einem Zeichen der Hoffnung und es bedeutet mir viel, dass es über christlichen Gräbern, auf Berggipfeln und an Wegesrändern aufgerichtet wird. Und auch von den Kirchtürmen herab als Zeichen in unsere Städte und in unsere Lebenswelt hinein strahlt. 

Es verbindet Himmel und Erde, Tod und Leben. Und macht mir so deutlich, dass Gott uns angesichts allen Leides, Sterben und der Kriege in der Welt eine Hoffnung aufzeigt auf eine Welt, in der es all das nicht mehr geben wird. Auf eine Welt, in der wir alle zusammen als Gäste beim Hochzeitsmahl des Lammes das Leben feiern dürfen. So kann ich auch in dieser Zeit aus vollem Herzen singen und beten: „Im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Leben, im Kreuz ist Hoffnung.“ 

P. Vincent Grunwald OSB, Seelsorger in der Abtei Königsmünster und in der Wallfahrt Werl

Hoffnung in meinem Leben als Mönch und in meiner Arbeit als Missionsbenediktiner  

Was mir in meinem Leben als Mönch und Missionar Hoffnung schenkt   

Hoffnung ist ein wesentliches Element auf dem geistlichen Weg eines jeden Mönchs und Missionars. Sie fördert das Durchhaltevermögen, stärkt den Glauben und gibt den Mut, den von Gott vorgezeichneten Weg weiterzugehen. In meinem Leben als Mönch entspringt die Hoffnung aus der tiefen Freude, die ich erfahre, wenn ich meine Berufung auslebe. In meiner missionarischen Arbeit wird die Hoffnung durch das starke Netzwerk der Unterstützung genährt, das in unserer Kongregation existiert. Die gegenseitige Unterstützung, die wir einander anbieten, sowohl unter den Klöstern als auch für die einzelnen Mönche, ist eine starke Quelle der Ermutigung und der Widerstandskraft. 

Hoffnung in meinem monastischen Leben  

Meine Berufung als Mönch zu leben, ist an sich schon eine Quelle großer Hoffnung. Die Freude, die ich empfinde, wenn ich meiner Berufung treu folge, bestärkt mich in der Überzeugung, dass Gottes Gnade mich jeden Tag aufs Neue stärkt. Das monastische Leben ist geprägt von Stabilität, Gebet und Gemeinschaft. In diesem Umfeld erlebe ich die verwandelnde Kraft der täglichen Begegnungen mit Christus durch Gebet, Meditation und Eucharistie. Die Einfachheit und der Rhythmus des klösterlichen Lebens vertiefen mein Vertrauen in die göttliche Vorsehung und bestärken meine Hoffnung, dass Gott immer gegenwärtig ist und meinen Weg leitet.  

Außerdem ermutigt die Regel des heiligen Benedikt zu einem Leben im Gleichgewicht zwischen Gebet, Arbeit und Studium. Diese Struktur bietet ein festes Fundament, auf dem meine Hoffnung aufgebaut ist. Ich sehe Hoffnung im geistlichen Fortschritt meiner Mitbrüder, im Frieden, der von einem geordneten Leben ausgeht, und in dem Wissen, dass jeder Tag, den ich in Treue zu meiner Berufung lebe, ein Schritt näher zur ewigen Gemeinschaft mit Gott ist. 

Hoffnung in meinem täglichen missionarischen Einsatz  

Über die Klostermauern hinaus wird meine Arbeit als Missionar von der Hoffnung getragen, die aus der Verbundenheit unserer klösterlichen Gemeinschaften erwächst. Eines der größten Geschenke der Zugehörigkeit zu einer monastischen Kongregation ist das Gefühl der Einheit und der gegenseitigen Unterstützung. Trotz der geografischen Entfernungen zwischen den Klöstern bleiben wir in einem Netzwerk des Gebets, der Solidarität und der Unterstützung miteinander verbunden.  

Diese gegenseitige Abhängigkeit bildet eine starke Grundlage für meine missionarische Arbeit. Das Wissen, dass ich nicht allein bin, dass meine Bemühungen durch die Gebete und die Ermutigung meiner Mitbrüder gestützt werden, erfüllt mich mit Zuversicht. Ich sehe Hoffnung in der Art und Weise, wie unsere Klöster zusammenarbeiten, indem sie Ressourcen teilen, Weisheit austauschen und sich gegenseitig in Zeiten der Not unterstützen. Das ist ein greifbarer Ausdruck der Botschaft des Evangeliums von Brüderlichkeit und Liebe.  

Außerdem finde ich Hoffnung in den Früchten unserer missionarischen Bemühungen. Wenn ich sehe, wie sich Leben verändert, wenn ich die Auswirkungen unserer Präsenz in den Gemeinschaften erlebe und wenn ich erkenne, wie Gott durch uns wirkt, um die Herzen zu berühren, dann stärkt das mein Vertrauen in die Mission. Die Beharrlichkeit meiner Mitbrüder in schwierigen Missionen, die Hingabe derer, die in abgelegenen Gebieten arbeiten, und die Bereitschaft, einander zu helfen, sind ein starkes Zeugnis für die Hoffnung, die uns alle stärkt. 

Hoffnung ist sowohl ein Geschenk als auch eine Entscheidung. Als Mönch wurzelt meine Hoffnung in der Freude über meine Berufung und in der unerschütterlichen Verheißung der Gegenwart Gottes. Als Missionar wird meine Hoffnung durch die starken Bande der Geschwisterlichkeit innerhalb unserer Kongregation gestärkt. In beiden Aspekten meines Lebens ist die Hoffnung die treibende Kraft, die mich befähigt, weiterzumachen, auch angesichts von Herausforderungen. Die Freude, meine monastische Berufung zu leben, und die Unterstützung, die ich von meiner monastischen Familie erhalte, geben mir die Gewissheit, dass Gottes Gnade am Werk ist und uns alle zur Erfüllung seines göttlichen Plans führt. 

Abt Pambo Mkorwe OSB, Abt der Abtei Mvimwa/Tansania

Hoffnungsbilder in meinem Leben sind eigentlich Hoffnungsklänge aus meinen Kindertagen. 

 Meine glückliche Kindheit verbrachte ich in Mengeringhausen im Waldecker Land. Geborgen und behütet in der Familie mit vielen Erinnerungen an ein gutes Elternhaus. Im freien Spiel, ob im Garten und auf den Wiesen oder auf den Feldern oder im Wald, habe ich wunderschöne sowie frohe Kindertage im Rhythmus der Jahreszeiten erlebt. Die Wurzeln meines Glaubens liegen in der Evangelischen Kirchengemeinde St. Georg  in Mengeringhausen. Mitten in der Stadt steht die stolze Kirche mit dem schiefen Kirchturm auf einen Felsstein. Eine gotische Hallenkirche in einer stolzen Ackerbürgerstadt, in der alte Traditionen noch heute tragend sehr gepflegt werden. Eine Tradition war es, dass ich schon als Grundschulbub gerne in der Passionszeit in die Passionsandachten ging. Gespannt lauschte ich den Gedanken des Oberkirchenrates Probst oder jenen des Pfarrer Isings über die Leiden unseres Herrn Jesus. Die Gemeinde saß im Chorraum. Ernst und gesammelt schauten die alten Mengeringhäuser*innen auf die Bilder des Barockhochalters mit der Szene des letzten Abendmahls und Jesus, der im Garten Gethsemane betet. Eine ehrfürchtige Atmosphäre, die mir als Jungen keine Angst einjagte, sondern eher eine Geborgenheit in mir verspüren ließ. Bewusst wurde mir dies in einer Andacht, als der Organist den alten Choral „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ von Georg Neumark auf der Orgel anstimmte. Die Gemeinde sang kraftvoll mit Ehrfurcht die Strophen.  

Wer Gott dem Allerhöchsten traut, der hat auf keinen Sand gebaut.“ 

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In diesem Moment wurde mir bewusst, dass meine Tauf- und Konfirmationskirche auf einen Felsen mitten in der Stadt gebaut ist und nicht auf sandigen Boden. Ein Felsen, der trägt. Damals als Kind spürte ich, dass es so mit Gott sein musste Wenn ich auf Gott baue, dann habe ich auf Felsen gebaut. Gott walten lassen, das heißt ihm zu vertrauen und darauf zu vertrauen, dass wir, egal was kommen mag, nicht aus seiner Hand fallen. Als Kind wusste ich aus eigener Erfahrung, dass zum Leben auch Traurigkeit und Krankheit und Tod und Trauer dazugehören. Not und Ungemach und Kreuz und Leid – sie gehören zu unserem Leben dazu. Das gilt es erst einmal zu akzeptieren. Und Sorgen und Zweifel machen uns alles nur noch viel schwerer. Das stimmt. Aber Gottvertrauen hilft uns hingegen: Gottvertrauen schenkt Hoffnung und öffnet den Weg zu Gelassenheit und zur inneren Ruhe. Gottvertrauen ist Trost und Zuversicht. Im Gottvertrauen kann ich zur Hoffnung zurückzufinden. Manchmal lädt uns das Leben Schweres auf unseren Rücken. Hoffnungsvolles Gottvertrauen hilft uns, Schweres zu tragen. Manchmal verstehen wir etwas im Leben nicht. Gottvertrauen hilft uns, die unverstandenen Fragen auszuhalten. Das hoffungsvolle Gottvertrauen hilft uns aber auch, mutig Farbe zu bekennen und ein starker Felsen zu sein, wenn es darum geht, Gottes Liebe in die Welt zu tragen. Denn Gottes Liebe ist stark wie ein Fels, auf den wir bauen dürfen.  

Im Laufe meines Lebens wurden viele der alten Kirchenchoräle, ob nun von Paul Gerhardt oder Philipp Nicolai oder Joachim Neander oder Johann Crüger bis hin zu Johann Sebastian Bach, mit ihren trostvollen Strophen und ihren kraftvollen Melodien zu Hoffnungsliedern in meinem Leben. Noch heute, wenn ich sie singe, verspüre ich eine tiefe Glaubens- und Lebenshoffnung in mir. Im Herzen weiß ich, dass ich mit Gott auf keinen Sand gebaut habe. Das Gefühl aus meinen Kindertagen, dass ich mit Gott auf Felsen gebaut habe, dass er mein Fels ist, das spürte ich Jahre später in einer anderen Kirche wieder: in unserer Abteikirche bei meiner feierlichen Profess.  

Br. Benedikt Müller OSB, Referent im Gastbereich der Abtei Königsmünster