In der Erzabtei St. Ottilien versammeln sich derzeit ca. 60 Missionsbenediktiner aus aller Welt zu ihrem Generalkapitel, der höchsten gesetzgebenden Versammlung dieser Benediktinerkongregation. Neben den Berichten über die einzelnen Klöster wird über viele Themen gesprochen, die die Aufgaben der Missionsbenediktiner betreffen: So geht es u.a. um die Aufarbeitung und Prävention von sexualisierter Gewalt, um Fragen der Bewahrung der Schöpfung und um rechtliche Änderungen im Eigenrecht der Missionsbenediktiner. Das Generalkapitel dient vor allem dem Austausch der vielen unterschiedlichen Gemeinschaften auf der ganzen Welt. Es findet turnusmäßig alle vier Jahre statt, musste aber aufgrund der Folgen der Corona-Pandemie zweimal verschoben werden, sodass das letzte Generalkapitel schon vor sechs Jahren stattfand.

In diesem Jahr stand die Wahl des Abtpräses an, der sozusagen der oberste Repräsentant der Missionsbenediktiner ist. Vor acht Jahren wurde zum ersten Mal ein eigener Präses gewählt, denn vorher war diese Aufgabe automatisch an das Amt des Erzabtes des Klosters St. Ottilien als Mutterkloster der Kongregation gebunden. Damals wurde Abt Jeremias Schröder OSB gewählt, der schon seit 2000 Erzabt von St. Ottilien war.

Wahl des Abtpräses

Wahlberechtigt waren alle Oberen und Delegierten der selbstständigen Klöster der Kongregation und die Mitglieder des Kongregationsrates als oberstem Leitungsgremium. Nach einer Vorwahl am Abend des 23. September, die vor allem der Kandidatenfindung diente, fand die eigentliche Wahl am Morgen des 24. September 2022 statt. Morgens fand eine gemeinsame Eucharistiefeier in der Abteikirche von St. Ottilien statt, bei der besonders um den Heiligen Geist gebetet wurde. Am Beginn der Wahl wurde das 64. Kapitel der Benediktsregel – „Über die Wahl des Abtes“ – vorgelesen, und der Pfingsthymnus „Veni Creator Spiritus – Komm, Heiliger Geist“ wurde gesungen. Alle wahlberechtigten Mönche wurden aufgerufen, und dann fand die eigentliche Wahl in geheimer Abstimmung statt. Schließlich wurde Abt Jeremias für vier Jahre wiedergewählt, und der Gewählte bekam Brustkreuz und Siegel der Kongregation überreicht und legte das Glaubensbekenntnis ab. In einer feierlichen Zeremonie in der Kirche wurde er unter Glockengeläut der Öffentlichkeit vorgestellt und tauschte den Friedensgruß mit allen Mitgliedern des Generalkapitels aus.

Vorstellung von Abtpräses Jeremias durch Erzabt Wolfgang von St. Ottilien

Wir danken Abt Jeremias für sein fruchtbares, engagiertes Wirken zum Wohle unserer Kongregation nunmehr seit 22 Jahren und wünschen ihm Gottes Segen und viel Kraft und Gesundheit in den kommenden vier Jahren.

Nach der Wahl steht nun für die Teilnehmer des Generalkapitels ein freies Wochenende an, bevor es am Montag mit den Beratungen weitergeht.

 

„Man kann nicht nicht kommunizieren.“ So habe ich es schon oft gehört. Auch wenn ich mich sprachlich zu einem Thema nicht äußere, so gibt es doch viele Weisen, meine Meinung auf andere Weise auszudrücken: durch meine Körpersprache, durch zustimmendes Nicken, durch ablehnendes Gemurmel, durch aktives Zuhören, … Um all das ging es beim zweiten Vorbereitungstag des Generalkapitels, an dem uns Frau Caryn Vanstone begleitete. Sie kommt aus Großbritannien, ist Organisationsberaterin und hat über viele Jahre die englischen Benediktiner bei ihren Versammlungen und Meetings begleitet. Sie führte die Teilnehmer des Generalkapitels in die Kunst eines offenen Zuhörens ein – nicht nur Kunst, sondern auch Handwerk, das immer wieder eingeübt werden muss. Wie oft passiert es, dass ich dem anderen zwar äußerlich zuhöre, aber innerlich schon im Kampfmodus bin oder mir die besten Gegenargumente überlege, die seine Meinung schnell widerlegen sollen. Das ist nicht mehr als ein Zuhören, das letztlich bei mir selbst bleibt und nicht die Weisheit des Menschen neben mir annimmt und zu schätzen weiß.

Kommunikationsübungen

Ebenso geht es bei Entscheidungsprozessen in Gruppen darum, sich vorher klarzumachen, um welche Art von Entscheidungen es geht: sind es Entscheidungen, die schon getroffen sind und die jetzt umgesetzt werden müssen (wie z.B. Änderungen in Gesetzen)? Oder geht es um Beratungsprozesse, die Entscheidungen einer Gruppe oder eines Einzelnen vorbereiten, wo aber jeder gehört werden soll? Oder sind es Entscheidungen, die von der ganzen Gruppe getroffen werden? Viel Zeit geht verloren, wenn diese Unterscheidung nicht klar ist.

Abt Aloysius

Mit vielen praktischen Übungen konnten die Teilnehmer des Generalkapitels die verschiedenen Arten des Zuhörens und Kommunizierens einüben, und wer in die Gesichter im großen Versammlungsraum schaute, der sah, mit welch großer Freude und Begeisterung alle bei der Sache waren – sicher auch ein Verdienst der einfühlsamen und klaren Art von Frau Vanstone.

Auch die Übersetzer haben sichtlich Spaß.

Am Nachmittag ging es dann darum, in kleinen Gruppen das am Vormittag Eingeübte in die Tat umzusetzen. Die Gruppen sind nach der Sprache der Teilnehmenden gebildet, sodass sich jeder frei in seiner Sprache ausdrücken kann. Und so ist ein gutes Klima geschaffen worden, in dem die Beratungen der nächsten Tage gut weitergehen können.

P. Maurus Runge OSB
Bilder: Br. Elias König OSB / St. Ottilien

Nach der offiziellen Eröffnung auf dem Georgenberg gestern hat das 22. Generalkapitel heute seine Arbeit aufgenommen. Allerdings ging es zunächst einmal nicht um Inhalte, sondern der Tag heute (und morgen) dient der Vorbereitung und technischen Fragen. Gerade die technischen Fragen sind sehr wichtig, findet das Generalkapitel doch vor allem mit Hilfe technischer Mittel und Plattformen statt. Alle Dokumente sind digital verfügbar, und so bestand die erste Einheit vor allem darin, in die technischen Feinheiten einzuführen und etwaige Computerprobleme zu klären – zum Glück gibt es dafür vor Ort kompetente Fachleute.

An diesem Tag hat uns Schwester Lynn MacKenzie OSB aus den USA wertvolle Impulse gegeben. Sie ist Expertin auf dem Gebiet des Kirchenrechts und Moderatorin der CIB (Communio Internationalis Benedictinarum), des Zusammenschlusses der benediktinischen Frauenklöster weltweit. Sie führte uns in einige wichtige neue Dokumente ein, die von Papst Franziskus veröffentlicht wurden und rechtliche Aspekte des Ordenslebens betreffen. Man könnte meinen, ein trockenes Thema, aber Schwester Lynn hat es auf ihre erfrischende Art geschafft, kompetent und interessant in die Materie einzuführen. Für den Übersetzer war das die erste Herausforderung, immer die passenden kirchenrechtlichen Begriffe im Deutschen parat zu haben. Aber zumindest hat sich keiner der deutschen Teilnehmer, welche die Übersetzung hörten, beschwert…

Übersetzer bei der Arbeit (P. Adam (USA) und P. Maurus (Kö))

Heute kommt das Tagebuch etwas früher, denn die letzte Arbeitseinheit des Tages ist der persönlichen Lektüre der Kapitelsteilnehmer (Obere und Delegierte) gewidmet, die sich in die Berichte und Eingaben einlesen sollen, um gut vorbereitet in die Diskussionen der kommenden Tage zu gehen. Das bedeutet etwas freie Zeit für den Übersetzer, der so andere Dinge tun kann (z.B. das Kapitelstagebuch schreiben und danach die Übersetzerbox zu verlassen und an die frische Luft zu gehen…).

Moderatoren: P. Javier (St. Ottilien) und P. Cosmas (Königsmünster)

Am Abend des heutigen Tages sind die Teilnehmer des Generalkapitels von der gastgebenden Gemeinschaft von St. Ottilien eingeladen. Nach der Vesper in der Abteikirche gibt es ein gemeinsames Büffet im Refektorium, dem klösterlichen Speisesaal.

Kongregationsfahne in St. Ottilien

P. Maurus Runge OSB

Fotos: Br. Elias König OSB / St. Ottilien

Nachdem die teilnehmenden Brüder aus aller Welt am Samstag, den 17.09.2022, gut in St. Ottilien angekommen sind – eine große Wiedersehensfreude, denn viele kannten sich schon – , fand am Sonntag, 18.9., eine Wallfahrt zur Eröffnung des Generalkapitels zum Felsenkloster St. Georgenberg in Tirol statt. Der Georgenberg ist seit dem 11. Jahrhundert ein beliebter Wallfahrtsort, und seit 2017 leben sechs Mönche der Missionsbenediktiner an diesem Ort und halten die Wallfahrt aufrecht. Nachdem das Kloster im Tal, das Stift Fiecht, zu groß geworden ist für eine kleiner werdende Zahl an Brüdern, haben sich die Mönche dazu entschlossen, das Stift zu verkaufen und auf den Georgenberg zu ziehen.

Felsenkloster St. Georgenberg

Mit dem Bus fuhren wir am Sonntagmorgen von St. Ottilien nach Tirol in Österreich. An einem Parkplatz unterhalb des Klosters begann der einstündige Fußmarsch auf den Berg. Zum Glück hörte der Regen im Lauf der Wanderung auf, sodass alle relativ trocken oben ankamen. Dort fand dann ein Mittagsgebet in der Kirche statt, gefolgt von einer zünftigen Brotzeit. An jeder freien Ecke des Klosters waren Tische gedeckt, und die Brüder und Mitarbeitenden der kleinen Gemeinschaft haben keine Mühen gescheut, die Gäste zu bewirten. Nach dem Mittagessen gab es drei Führungen in verschiedenen Sprachen – Englisch, Deutsch und Swahili, der Landessprache in Tansania (immerhin kommen über 50 % der Mönche unserer Kongregation aus Afrika). Um 15.00 Uhr fand dann der offizielle Eröffnungsgottesdienst des 22. Generalkapitels statt. Berührend war für mich vor allem, dass Abtpräses Jeremias in seiner Predigt der Verstorbenen der vergangenen Jahre gedachte – viele waren Teilnehmer an früheren Kapiteln gewesen, und einige kannte ich persönlich. Viele Erinnerungen kamen hoch. Ebenso konnte jeder Teilnehmer in Stille eine Kerze nach vorne bringen und vor den Altar stellen – in den Anliegen, die jeder persönlich in diesen Tagen hat.

Die Fahne der Missionsbenediktiner wird feierlich übergeben.

Am Ende des Tages stand dann noch ein besonderes Event: Die Fahne der Missionsbenediktiner, die eigens für das Kapitel gehisst worden war, wurde feierlich eingerollt und dem Erzabt von St. Ottilien, der Gastgeber des Generalkapitels ist, übergeben. Für die nächsten zwei Wochen wird sie einen Platz in der Erzabtei finden.

Morgen beginnen dann die Beratungen des Kapitels – und meine Arbeit als Übersetzer.

P. Maurus Runge OSB

Vom 17. bis zum 29. September 2022 findet in St. Ottilien das Generalkapitel der Missionsbenediktiner statt. Es ist die höchste gesetzgebende Versammlung der Kongregation von St. Ottilien, und alle vier Jahre versammeln sich Delegierte aus den verschiedenen Klöstern, um über wichtige Fragen zu beraten, welche die Sendung der Missionsbenediktiner betreffen. Das letzte Kapitel fand schon 2016 statt – nun sind also mittlerweile sechs Jahre vergangen, denn das Kapitel, das eigentlich 2020 stattfinden sollte, wurde zweimal wegen der Corona-Pandemie verschoben.

Warum Kapitel? Als „Kapitel“ wird in einer benediktinischen Gemeinschaft die Zusammenkunft aller Mönche mit Feierlicher Profess bezeichnet, die gemeinsam Entscheidungen treffen können. Auf Kongregationsebene setzt sich das Generalkapitel aus den Höheren Oberen der einzelnen Klöster, je einem Delegierten, der von den einzelnen Gemeinschaften (den „Kapiteln“) gewählt wird und den Offizialen (Entscheidungsträgern) der Kongregation (Abtpräses, Kongregationssekretär, Kongregationsprokurator, Kongregationsrat) zusammen. Daneben gibt es viele, die für einen reibungslosen Ablauf dieser Tage verantwortlich sind: Sekretäre, Protokollanten, Übersetzer (die offizielle Sprache der Kongregation ist Englisch), Moderatoren, … Alle Teilnehmer zusammen spiegeln etwas von der Vielfalt und Buntheit der Kongregation wider.

Aus unserem Kloster nehmen vier Mitbrüder am Generalkapitel teil: Abt Aloysius als Oberer unserer Gemeinschaft, Bruder Antonius als gewählter Vertreter, P. Cosmas als Moderator und Mitglied der vorbereitenden Kapitelskommission und P. Maurus als Übersetzer, der auch diese Zeilen schreibt. In den folgenden Tagen möchte ich Sie gedanklich mitnehmen nach St. Ottilien und in einem „Kapitelstagebuch“ etwas von meinen Eindrücken vom Generalkapitel berichten. Viel wird ja derzeit in unserer Kirche von Synodalität geredet, von gemeinsamen Entscheidungsprozessen. Von den Orden kann die Kirche da vieles lernen, denn hier wird Synodalität in den verschiedenen Räten und Entscheidungsgremien schon lange selbstverständlich gelebt.

Gerne können Sie Ihre Fragen und Anmerkungen in die Kommentare schreiben; ich werde versuchen, in den nächsten Tagen darauf einzugehen. Die Koffer sind gepackt – morgen geht die Reise nach St. Ottilien los.

P. Maurus Runge OSB

Am 11. Oktober 1962 jährt sich der 60. Jahrestag der Eröffnung des II. Vatikanischen Konzils. Es sollte, wie es der selige Papst Johannes XXIII. ausgedrückt hat, dem „aggiornamento“ der Kirche dienen, ihrer „Verheutigung“ – die Kirche sollte im 20. Jahrhundert ankommen. Auf dem II. Vatikanischen Konzil wurde die Kirche zum ersten Mal als Weltkirche erfahrbar, und so hatte es Auswirkungen nicht nur auf unsere Gemeinschaft in Königsmünster, sondern auch auf die weltweit vertretene Kongregation der Missionsbenediktiner. Gerade im Bereich der Liturgie gab es teils hitzige Diskussionen, deren Auswirkungen bis heute spürbar sind.

Gerade ist unter großer medialer Anteilnahme die vierte Vollversammlung des Synodalen Weges der Kirche in Deutschland zu Ende gegangen. Auch hier gab es teils heftige Diskussionen und einen handfesten Eklat, als ein Grundlagentext zur Sexualmoral der Kirche, der die Vielfalt der Lebensformen positiv würdigt, die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit der Bischöfe verfehlte. Auch auf dem Synodalen Weg geht es um die Frage eines „aggiornamento“ der Kirche in die heutige Zeit, vor allem hinsichtlich der Krise, die durch sexualisierte Gewalt im Raum der Kirche entstanden ist und die mitbedingt ist durch systemische Ursachen wie Machtmissbrauch, eine veraltete Sexualmoral oder ein männerbündisches, geschlossenes System. Vielleicht kann ein Blick in die Geschichte des II. Vatikanischen Konzils den Blick weiten für das, was Synodalität heute bedeuten kann. In unserem aktuellen „Gruß“ schauen wir zurück auf die konkreten Auswirkungen des Konzils auf unsere Gemeinschaft und Kongregation. Möge er einen Beitrag leisten zum notwendigen „Aggiornamento“ heute!

In dieser Woche sind mehrere junge Mitbrüder aus den europäischen Klöstern der Kongregation von St. Ottilien bei uns zu Gast. Vom 5. bis zum 10. September 2022 findet in unserem Kloster die Werkwoche aller Novizen und Zeitlichen Professen der europäischen Klöster der Missionsbenediktiner statt, zu der Mitbrüder aus St. Ottilien, Münsterschwarzach und Uznach (Schweiz) angereist sind. Ebenso ist Bruder Arsanius aus unserem Kloster in Ägypten in dieser Woche bei uns, der zur Zeit an der Hochschule der Benediktiner Sant’Anselmo in Rom studiert.

Der thematische Teil der Werkwoche steht unter der Überschrift „Kampf und Kontemplation“ und beleuchtet die Spannung zwischen dem Leben im Kloster und den missionarischen Aktivitäten, die sich durch die Geschichte der Missionsbenediktiner von Beginn an zieht. Dazu steht neben Impulsen aus der Benediktsregel auch ein Besuch unserer Karateschule auf dem Programm. Die Werkwoche dinet aber vor allem dem gegenseitigen Kennenlernen der Mitbrüder und der Stärkung auf dem gemeinsamen Weg. So steht auch ein Ausflug zum Museum Kloster Dalheim und zur Wewelsburg auf dem Programm. An einem „Klostertag“ sind die Mitbrüder einen Tag lang bei allen Gebets- und Mahlzeiten in der Klostergemeinschaft, ebenso gibt es eine „Rekreation“, ein gemütliches Beisammensein, zu dem auch die Mönche der gastgebenden Abtei eingeladen sind.

Wir wünschen den Novizen und Zeitlichen Professen eine gute Zeit bei uns und Gottes Segen für ihren weiteren Weg!

Jubiläumswochenende von Oase und Haus der Stille

Nach dem Festakt am Samstag, 13.08.2022, ging es am Sonntag, 14.08., mit dem Festhochamt anlässlich des Jubiläums der Gästehäuser weiter. Abt Aloysius begrüßte am Anfang des Gottesdienstes den Festprediger, Pfarrer Stefan Schröder. Der Propst von Arnsberg war lange Jahre als Leiter der Jugendbildungsstätte Hardehausen tätig und war in dieser Funktion unseren Gästehäusern verbunden. An diesem Tag suchte Pfarrer Schröder besondere Lesungen aus, die Berufungsgeschichte des Propheten Samuel und die Verklärungserzählung auf dem Berg Tabor. Ausgehend von der Berufung des jungen Samuel deutete er die Arbeit in der Oase als ein Wecken junger Menschen für ihre Berufung, aber auch als ein Wecken der Mönche durch die Gäste. Es sei gerade in dieser Zeit wichtig, auch auf die jungen Menschen zu hören, so wie der hl. Benedikt in seiner Regel gerade die Jüngeren in die Beratung einbezieht. So wie der Priester Eli Samuel bei seiner Berufung begleitet hat, so gebe es im Haus der Stille viele „Elis“, die Menschen bei ihrer Suche begleiten.

Festprediger Stefan Schröder

Im Anschluss an den Gottesdienst bestand wieder die Möglichkeit, mit den Mönchen ins Gespräch zu kommen und die Gästehäuser zu erkunden. In der Oase gab es Traumreisen und Taizé-Gebete als Angebot, und die Gäste konnten sich über die pädagogische Arbeit in unserem Jugendgästehaus informieren. Im Haus der Stille konnten sich zur vollen Stunde die Menschen durch das Haus führen lassen und die besondere Architektur des Hauses erleben.

Geschwisterliche Begegnung

Das Jubiläumswochenende endete mit einem besonderen Konzert, das die Mönche gemeinsam mit dem Spirituellen Sommer Südwestfalen ausrichteten. Das AVRAM-Quartett mit den Ensemblemitgliedern Murat Çakmaz (Ney-Flöten), Peter Ehm (Klarinetten), Markus Wienstroer (Gitarre) und Konstantin Wienstroer (Kontrabass) war zu Gast, das auf virtuose Weise Weltmusik mit Einflüssen aus Jazz und Klassik verbindet. Leider musste die Sängerin Shirin Partowi kurzfristig absagen, doch das machte das Quartett durch ein urzfristig geändertes Programm und eine humorvolle  Moderation wieder wett. So schufen sie Klangbrücken zwischen Himmel und Erde und begeisterten das Publikum mit Stücken aus jüdischer, christlicher und islamischer Tradition.

AVRAM-Quartett

 

Festakt zum Jubiläum von Oase und Haus der Stille am 13. August 2022 in der Abteikirche

„Da wo ein Brunnen fließt und wo uns ein Feuer wärmt, … da ist es, wo der Dornbusch brennt, wo unsere Wüste lebt.“ Dieses Lied von P. Michael Hermes OSB (+2014) wurde am Pfingstmontag 1981 bei der Einweihung der Oase gesungen. Es stand auch am Beginn des Festaktes zum Jubiläum unserer Gästehäuser Oase (40+1) und Haus der Stille (20+1), zu dem sich Ehrengäste aus der Stadt, der Region und dem Erzbistum Paderborn und eine interessierte Öffentlichkeit am Samstag, den 13. August 2022, in der Abteikirche einfanden. Abt Aloysius Althaus nahm in seiner Begrüßung Bezug auf dieses Lied und nannte die Gästehäuser „Brunnen und Quelle, aus denen Vielfältiges hervorgeht und gestaltet wird“. Haus der Stille und Oase seien „Ausrufezeichen, die himmelwärts deuten“ und so Himmel und Erde verbinden. Hier könne jeder so sein, wie er oder sie ist.

Abt Aloysius begrüßt die Anwesenden

Den Festvortrag hielt Altabt Stephan Schröer, der in seiner Amtszeit die Konzeption und Planung beider Häuser vorangetrieben und begleitet hat. Sein Vortrag lotete die Spannung von Rückblick und Aufbruch aus. Gäste seien das Wertvollste, das einem Kloster geschenkt werden kann – hier liege der innerste Auftrag für den Bau der Gästehäuser. Sie tragen die Handschrift zweier Architekten: Hans Schilling, der erst die Abteikirche und später die Oase plante, und Peter Kulka, der schon in die Planungen der Oase eingebunden war und später den Klosterneubau und das Haus der Stille entwickelte. Während der gesamten Bauphase haben sie konstruktiv mit dem Konvent der Abtei zusammengearbeitet, obwohl es „nicht immer leicht ist, mit Mönchen zu bauen“, wie Abt Stephan augenzwinkernd bemerkte. So konnte die Oase Pfingsten 1981 durch den damaligen Erzbischof von Paderborn, Johannes Joachim Degenhardt, eingeweiht werden, der einige Jahre zuvor der jungen Gemeinschaft von Königsmünster den Bau eines Jugendgästehauses nahelegte. Abt Stephan zitierte aus der Predigt des Erzbischofs zur Einweihung, die auch heute noch aktuell sei: Oasen seien nicht einfach da, sie werden gebaut. Sie seien Orte des Durchzugs, des Empfangs, aber auch des Abschieds. Vor allem seien Oasen Orte der Begegnung, und „Gastfreundschaft lässt aus Fremden Freunde werden“. Gerade die Offenheit und Hilfe der jungen Menschen hätten gutgetan, so Abt Stephan, wie auch die „selbstverständliche Gemeinsamkeit zwischen den Konfessionen“. Der Ausruf des Erzbischofs an die versammelten Menschen gelte noch heute: „Seid Miterbauer der Oase, lasst die Mönche von Königsmünster nicht allein!“

Altabt Stephan beim Festvortrag

Das Haus der Stille, das 2001 eingeweiht wurde, sei eine wichtige Ergänzung zur Oase, „ein Ort, der zur Stille einlädt und anleitet“ mit einer „Architektur, die Stille schenken kann“. Viel davon sei in einem weiteren Lied von P. Michael Hermes ausgedrückt: „Schweige und höre, neige deines Herzens Ohr, suche den Frieden!“
Beide Häuser lebten von den Menschen, die dort in großer Treue ihren Dienst taten und tun. Es würde den Rahmen dieses Vortrags sprengen, sie alle aufzuzählen, so Abt Stephan weiter, aber einen möchte er doch erwähnen: unseren 2017 verstorbenen Bruder Silvanus Steinrücken, der in großer Verlässlichkeit, einem ausgeprägten Ordnungssinn und in jahrelanger Treue im Empfang und der Verwaltung der Oase gearbeitet habe. Abt Stephan beendete seine Rede mit dem Appell, die Türen immer wieder weit zu öffnen, wie es an diesem Wochenende beim „Tag der offenen Türen“ geschehe, gerade dann, wenn es in unserer Gesellschaft und in der Kirche eng und stickig zu werden drohe. Die Kirche der Zukunft werde eine Kirche der Oasen sein.

Br. Benjamin Altemeier, der Leiter des Gastbereiches, leitete zu einigen Grußworten über. Prälat Thomas Dornseifer, der Leiter des Fachbereiches Pastorales Personal, und Bernhard Leifeld, der Leiter der Abteilung Jugend/Junge Erwachsene, vertraten das Erzbistum Paderborn. „Wo Himmel und Erde sich berühren, da kann es ganz still werden, da erleben Menschen eine persönliche Begegnung mit ihrem Gott“, da kann es „aber auch ganz lebendig werden wie an Pfingsten“ – dafür sei Raum in beiden Gästehäusern, in der „Oase, wo Menschen sich gerne aufhalten“ und im „Haus der Stille, wo nackter Beton eine Rose auf dem Schreibtisch trifft“. „Fürchtet euch nicht, das zu tun, was unmöglich ist“ – dazu ermutigten uns die Vertreter des Erzbistums. Dankbar sind wir unserem Erzbistum für die wohlwollende finanzielle und ideelle Unterstützung seit Bestehen der Gästehäuser.
Christoph Weber, Bürgermeister der Kreis- und Hochschulstadt Meschede, würdigte den Mut der Mönche, das Kloster nach dem Krieg auf eine zeitgemäße Weise weiterzuentwickeln. Königsmünster mit seinen Gästehäusern sei aus dem Stadtbild von Meschede nicht mehr wegzudenken; wenn er Menschen aus ganz Deutschland von Meschede erzähle, sei oft das erste, was ihnen einfiele, die Abtei.

Christoph Weber, Bürgermeister der Stadt Meschede

Frau Marie-Theres Schennen, stellvertretende Landrätin des Hochsauerlandkreises, betonte die Wichtigkeit der Abtei als Wirtschaftsfaktor für die Region. Gerade in den Gästehäusern würden den Menschen Werte und sog. soft skills vermittelt, die im Arbeitsleben immer wichtiger würden. Es sei gut zu sehen, dass nach der Corona-Zwangspause nun in der Abtei wieder durchgestartet werden könne, wie sich schon im Abteisommer gezeigt hat.
Johannes Huxol, Vorstandsmitglied bei der Neheimer Firma Trilux und im Beirat der Jungen Akademie engagiert, würdigte das in Deutschland einmalige Angebot der Jungen Akademie der Oase, wo Jugendliche einen Platz fänden, sich zu hinterfragen und Talente zu entdecken. Hier gebe es eine Kraftoase für Wirtschaft und Industrie, die den jungen Menschen bei ihrer Sinnsuche helfe.
Am Ende stellte Herr Eberhard Henke, der als Architekt die Sanierung der Oase begleitet, in aller Kürze den Stand der Planungen vor. Nach über 40 Jahren mit mehreren tausend Übernachtungsgästen sei eine Renovierung überfällig. So soll es neue Zimmergrößen mit eigenen Sanitärbereichen geben, der Eingangsbereich mit Automatik-Schiebetüren transparenter werden und zu einem zentralen Infopoint umgebaut werden. Ein wichtiger Aspekt sei auch die Sanierung unter energetischen Gesichtspunkten: So soll es eine ergänzende Dämmung der Dachflächen und eine energiesparende Beleuchtung geben. All das ist in einer Umbauzeit von 14 Monaten bei laufendem (Teil-)Betrieb geplant – ein ambitioniertes Unterfangen, bei dem wir auf die Unterstützung unserer Förderinnen und Förderer und der mit uns verbundenen Menschen angewiesen sind.

Musikalische Begleitung durch P. Erasmus (Gesang) und P. Vincent (Orgel)

Musikalisch wurde der Festakt begleitet von P. Erasmus Kulke (Gesang) und mehreren Orgelimprovisationen von P. Vincent Grunwald. An das Ende des Festaktes schloss sich der erste Teil des Tages der offenen Türen an, bei dem die Gäste sich die Häuser vor Ort anschauen und mit den Mönchen und Mitarbeitenden ins Gespräch kommen konnten. Der Samstag endete um 18.00 Uhr mit einem meditativen Gottesdienst, bei dem die Abteikirche mit Licht und Klang erlebt werden konnte. Br. Benedikt Müller und einige Teamer der Oase deuteten Symbole wie Treppe, Brunnen, Farbkasten, Werkstatt und Feuer und bezogen sie auf die Oase. Dazwischen wurde internationale Musik gespielt, die auch bei Besinnungstagen zum Einsatz kommt.

„licht und Klang“ in der Abteikirche

Am Sonntag, den 14. August 2022, laden wir um 9.30 Uhr zum Festhochamt mit Predigt von Propst Stefan Schröder, dem früheren Leiter der Jugendbildungsstätte Hardehausen, ein. Anschließend geht es mit dem Tag der offenen Türen weiter, der um 19.00 Uhr mit dem Konzert des AVRAM-Quartetts endet, das wir in Kooperation mit dem Spirituellen Sommer Südwestfalen durchführen. Sie sind herzlich eingeladen!

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Einmal im Jahr ist es guter Brauch bei uns, all unseren Mitarbeitenden mit einem besonderen Fest für ihre Arbeit zu danken, die oft über das gewöhnliche Maß hinausgeht. So haben wir uns am Freitag, den 12. August 2022, zum Fest unserer Mitarbeitenden auf dem Klosterberg zusammengefunden, das den Auftakt der Jubiläumsfeierlichkeiten unserer Gästehäuser markierte.
Den Anfang machte die Vesper in der Abteikirche. Unser Haustechniker, Herr Paul Neufeld, hielt im Rahmen der Vesper einen bewegenden Impuls, in dem er uns ein persönliches Glaubenszeugnis gab und uns ermutigte, im Alltag unsere Christusbeziehung zu leben. Nach der Vesper dankte Abt Aloysius all unseren Mitarbeitenden ausdrücklich für ihren Dienst, ohne den der Klosterberg nicht das wäre, was er ist.

Paul Neufeld bei seinem Impuls

Nach der Vesper ging das Fest mit einem gemütlichen Tagesausklang auf dem Kirchplatz weiter. Damit keiner der Mitarbeitenden an diesem Tag arbeiten musste, haben die Mönche alle Dienste beim Auf- und Abbau und dem Getränkeausschank übernommen; für das leibliche Wohl sorgte ein Bus der Olsberger Firma „Innefritten“, die mit außergewöhnlichen Kreationen zum Gelingen des Abends beitrugen. So gestärkt kann es am Wochenende mit dem Tag der offenen Türen gut weitergehen.

Der Frittenbus war gut besucht