Impuls am Samstag der Ersten Adventswoche – Hl. Franz Xaver (3.12.2022)
Aufbrechen zu allen Völkern (Mk 16,15-20)
Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen! (Mk 16,15)
Die Kirche gedenkt heute des hl. Franz Xaver. Er war einer der ersten Jesuiten, der noch Ignatius von Loyola gekannt hat. Als Missionar der christlichen Botschaft wirkte er unermüdlich in Indien und Japan, hat also den Missionsauftrag Jesu, zu allen Völkern zu gehen und ihnen das Evangelium zu verkünden, wörtlich genommen. Bei dem Versuch, das Evangelium auch nach China zu bringen, starb er 1552.
In einem Brief an Ignatius schreibt Franz Xaver einmal: „Ich werde Ihnen niemals beschreiben können, was ich den Japanern verdanke; denn unser Herr gab mir um ihretwillen eine tiefe Einsicht in die Abgründe meines Innern.“ Das erinnert an einen Satz von Papst Paul VI. aus dem Schreiben „Evangelii nuntiandi“ von 1975, dass der Evangelisierung der Menschen in fremden Völkern die Selbstevangelisierung des Missionars vorausgehe. Dass ich also meine eigene Bedürftigkeit, meine Erlösungsbedürftigkeit kennen muss, bevor ich versuche, die Botschaft der Erlösung anderen zu verkünden. Das bewahrt mich vor einem Überheblichkeitsdenken, wie es leider oft in der Missionsgeschichte vorhanden war.
Die Erfahrung des hl. Franz Xaver spiegelt meine eigene Erfahrung wider, wenn ich als Missionsprokurator unsere Brüder in den jungen Kirchen besuche. An dem, was mir zunächst fremd erscheint, erkenne ich mein Eigenes. So verdanke ich gerade den Menschen in Afrika und Asien viel, ich bin zunächst ein Lernender und Hörender, bevor ich beginne, selbst die Botschaft von Gottes Liebe zu verkünden.
An dem, was mir fremd erscheint, erkenne ich mich selbst besser. Ich lade ein, in diesem Advent einmal darauf zu achten, was mir fremd, vielleicht sogar abstoßend erscheint. Und was mir Gott vielleicht gerade dadurch sagen möchte.
P. Maurus Runge OSB