Die Glocke für Mvimwa wird gegossen
Vor zwei Jahren nahm das Projekt einer Glocke für die Abtei Mvimwa in Tansania Gestalt an. Wir wollten unseren afrikanischen Brüdern zur Weihe ihrer neuen Kirche eine Glocke schenken, die durch die Spenden vieler Wohltäterinnen und Wohltäter finanziert werden sollte. Das Geld für die Glocke kam durch Patenschaften zusammen, die jeder für einen oder mehrere Tage übernehmen konnte. So wird diese Glocke eines Tages in den Anliegen vieler Menschen erklingen. Das Geld für die Glocke ist dank Ihrer Hilfe nun gesammelt, und auch die Abteikirche in Mvimwa wurde am Pfingstfest 2021 geweiht.
So machten sich am Nachmittag des 30. Juli sechs Brüder auf den Weg von Meschede in die Glockenstadt Gescher im Münsterland. Unter ihnen war auch Bruder Victor aus Mvimwa, der zur Zeit in Salzburg Theologie studiert. In Gescher hat die Firma Petit & Gebr. Edelbrock seit 1690 ihren Sitz, deren Gusstradition zwölf Generationen zurückreicht und die bis heute nach dem traditionellen Lehmformverfahren Glocken herstellt. Neben der Glocke für die Abtei Mvimwa wurden an diesem Tag auch Glocken für Kirchengemeinden in Castrop-Rauxel und Schwedt und Vehlefanz in Brandenburg gegossen.
Bei einer kurzen Führung über das Firmengelände gab es eine Einführung in die Kunst des Glockengusses. Vor dem eigentlichen Guss steht schon ein langer Arbeitsprozess mit mehreren Schritten: Nach Ton, Durchmesser und Gewicht wird die „Rippe“ errechnet, das Profil der künftigen Glocke, das dann auf ein Buchenbrett gezeichnet wird, die spätere Schablone. Diese Schablone wird dann ausgeschnitten und über dem Formstand in der sog. „Glockengrube“ angebracht. Der erste Teil der Form wird mit Ziegeln aufgemauert, worauf mit Zusätzen vermengter Lehm von Hand aufgetragen wird – ein Vorgang, der mehrmals wiederholt wird, bis der Kern der Glocke, der Hohlraum entstanden ist. So entsteht nach und nach die „Falsche Glocke“, die ein genaues Abbild der künftigen Glocke ist, auch mit allen Aufschriften und Verzierungen. In einem dritten und letzten Formabschnitt wird der „Mantel“ gefertigt.
„Festgemauert in der Erden“ – die meisten erinnern sich aus Schulzeiten an das berühmte Schillergedicht, das auf die unmittelbare Gussvorbereitung anspielt. Hier wird schichtweise Erde zwischen die Glockenformen eingebracht und festgestampft, damit die Glocke den Druck der Schmelze beim Guss aushalten kann. Wenn die Glockenform fast vollständig unter der Erde ist, werden auf der obersten Erdschicht Rinnen angebracht, durch die das flüssige Metall geleitet wird.
Nach diesen sehr technischen Ausführungen ging es in die Glockengrube an den Schmelzofen. Dieser wurde auf 1100°C aufgeheizt und mit der sog. Glockenspeise, die zu 78 % aus Kupfer und zu 22 % aus Zinn besteht, beschickt. Durch die offenen Rinnen fließt die Schmelze zu den jeweiligen Eingusslöchern der Glockenformen. Das jeweilige Loch wird geöffnet, die Form füllt sich – eine minutiöse Arbeit der Glockengießer.
Nach dem Guss ist die Glocke aber noch keineswegs fertig. Nun muss sie eine Woche abkühlen, bevor sie ausgegraben, gereinigt und musikalisch geprüft wird. Und dann steht für die Glocke für Mvimwa ja noch der wichtigste Teil an: der Transport nach Afrika, über den wir Sie natürlich weiter informieren werden.
Am Ende dieses Berichtes soll das Segensgebet stehen, das vor dem unmittelbaren Glockenguss in der Grube gesprochen wurde:
Allmächtiger Gott, Herr des Himmels und der Erde,
die ganze Schöpfung verkündet dein Lob
auch durch Gesang, Orgelmusik und Glockenklang.
Sieh auf das Werk unserer Hände und segne dieses flüssige Metall,
das für den Guss der Glocke bestimmt ist.
Leite seine feurigen Ströme und schenke unserem Mühen Erfolg.
Gib, dass die neuen Glocken uns helfen, gemeinsam deinen Namen zu verherrlichen inmitten deiner Gemeinde.
Das gewähre uns durch Christus, unseren Herrn. Amen.