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Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille von ihr zu trennen. (Mt 1,19)

Das wäre Marias Ende gewesen – und mit diesem auch das Ende der Geschichte Gottes mit uns Menschen. Hätte Josef einen Skandal um die mysteriöse Schwangerschaft seiner jungen Verlobten gemacht, dann hätte ihr wohl der Tod durch Steinigung gedroht. Und die Geschichte der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus wäre zu Ende, noch ehe sie richtig angefangen hätte. Zum Glück war Josef nicht so. Zum Glück war er nicht einer jener Selbstgerechten, die nur auf den Fehltritt eines anderen Menschen warten, um ihn gnadenlos ans Licht der Öffentlichkeit zu zerren. Etwas, was nicht nur damals passiert ist, sondern im beschleunigten Medienzeitalter bis heute immer wieder.

Zum Glück war Josef ein echter „Zaddik“, ein wirklicher Gerechter. Zum Glück war er nicht auf einen Skandal aus, sondern wollte die Geschichte ohne viel Aufhebens aus der Welt schaffen, indem er einfach alle Verbindungen löst.

Doch die Geschichte geht noch weiter: zum Glück war Josef ein Träumer wie sein großer alttestamentlicher Namensvetter. Zum Glück war er einer, der sich an seine Träume erinnerte und darin einen Anruf Gottes sah. Zum Glück erkannte er in seinen Träumen die Stimme Gottes.

So konnte die Geschichte Gottes mit den Menschen weitergeschrieben werden. Das lohnt die Unterbrechung der Fastenzeit, um dieses stillen Mannes zu gedenken. Das lohnt seine Erwähnung in jeder Eucharistiefeier.

Das heutige Hochfest sagt mir: Die Geschichte Gottes mit den Menschen geht weiter. Auch wenn alles dagegen spricht. Auch wenn wir meinen, das Ende sei nah. Auch wenn heute oft der Skandal mehr Aufmerksamkeit zu bekommen scheint als das stille Mitgehen. Auch wenn Leid und Krankheit zu überwiegen scheinen. Ist das nicht eine Botschaft der Hoffnung – gerade heute?

P. Maurus Runge OSB