Schlagwortarchiv für: Impuls

Seht, ich sende meinen Boten; / er soll den Weg für mich bahnen. Dann kommt plötzlich zu seinem Tempel / der Herr, den ihr sucht, und der Bote des Bundes, den ihr herbeiwünscht. (Mal 3,1 – ganze Lesung: Mal 2,17-3,5)

Maleachi spricht von einem Boten, der dem HERRN vorausgeht. Die Tradition hat diese Worte auf Johannes den Täufer bezogen, der Jesus den Weg bereitete. Der Text aus dem Prophetenbuch Maleachi ist ein durch und durch adventlicher Text, in dem es um den Tag des HERRN, seine Wiederkehr in den Tempel geht. Und doch ist er ganz anders, als wir es mit adventlich-romantischen Gefühlen verbinden. Denn „wer erträgt den Tag, an dem er kommt“, so heißt es weiter. Und: „Er ist wie das Feuer des Schmelzers und wie die Lauge der Walker“ – beides alles andere als angenehme Dinge. Und der Herr wird Gerechtigkeit schaffen, vor allem für die Witwen und Waisen, also die ärmsten Menschen im Land – und gegen jene, die Gerechtigkeit mit Füßen treten und sie ausbeuten.

„Tauet, Himmel, den Gerechten, ihr Wolken, regnet ihn herab. Die Erde sprosse auf und bringe den Heiland hervor.“ So haben wir es am 4. Adventssonntag gesungen. Die ganze Natur wartet sehnsüchtig auf das Kommen Gottes, damit ER Gerechtigkeit bringt.

Worauf warte ich? Was habe ich zu erwarten? Was muss in mir gerichtet werden, damit Gerechtigkeit einziehen kann?

P. Maurus Runge OSB

Impuls zu Mal 1,1-14

Das alttestamentliche Buch des Propheten Maleachi – es beginnt für unsere Ohren ziemlich unverständlich. Da  ist von Opfern die Rede. Tiere, die auf dem Altar Gott geopfert werden. Und von Gott, der die einen Opfer annimmt und die anderen ablehnt…

Vielleicht ist der Schlüssel zu all diesen Vorstellungen von einem Gott, dem man opfern muss, das hebräische Wort für Opfer – korbán. Und das heißt wortwörtlich übersetzt – näherkommen. Nach alttestamentlichen Vorstellungen komme ich durch ein Opfer mir selbst, meinem Nächsten oder auch Gott näher. Ich glaube, wir  würden das Gemeinte heute eher mit dem Wort Liebe umschreiben. Also: Etwas, das ich tue, um mir selbst oder meinem Nächsten oder Gott näher zu kommen – das ist eine Liebestat. Denn ich tue es ja „freiwillig“ – weil mir der andere oder auch Gott etwas wert sind. Und nicht, weil ich es tun muss (aus welchem Grund auch immer).

Der Opfergedanke erinnert uns also daran, dass es um eine Beziehung geht: die zwischen Gott und Mensch. Und dass auch dieses Verhältnis das braucht, was wir heute „Beziehungsarbeit“ nennen. Ich investiere etwas in diese Beziehung, damit sie wachsen kann, damit sie gut wird und gut bleibt!
Und zwar nicht, weil ich oder „man“ das so tun muss, sondern weil ich es will! Aus Liebe! Weil mir der andere (Gott!) etwas wert ist…

Wie sieht meine Beziehungsarbeit mit Gott aus? Gerade jetzt – in den letzten Tagen vor Weihnachten? Finde ich noch Zeit und Raum, oder geht dies im allgemeinen Weihnachtsstress unter?

Machen wir uns wieder neu auf den Weg. Denn es gilt das, was am Anfang unseres Textes steht: „Ich habe euch lieb – spricht der Herr!“ (Maleachi 1,2)

P. Jonas Wiemann OSB

Leiter

Impuls zu Lk 1,46-55

Auf der Leiter des Lebens empor zu den Momenten des Glücks. Manchmal sind sie hart erarbeitet wie ein gutes Schulzeugnis oder das Gefühl, die Stufen der Leiter wieder hinunterzufallen. Auf den Boden der Tatsachen zu plumpsen. So erging es auch Maria – Miriam, einem jungen Mädchen aus Nazareth. Maria wird mit einer Nachricht konfrontiert, die ihr Leben auf einen Schlag ändert. Bei Maria war es die unerwartete Schwangerschaft. Danach ist nichts mehr wie vorher. Die Frage lautet, wie man nun seinen Weg auf der Lebensleiter weitergehen kann. Nach oben? Nach unten? Maria hat bei aller Ungewissheit JA dazu gesagt, das Kind zu bekommen. Gott ist damals, als die von den Propheten verheißene Fülle der Zeit angebrochen war, die Leiter vom Himmel herabgestiegen. Gott wurde in Jesus ein Mensch unter Menschen. Gott ist sein Schöpfungswerk hinabgestiegen. Gott ist die Himmelsleiter zu uns herabgestiegen. Denn er will auch in Freude und Glück, in Sorgen und Kummer, in Jugend und Alter, in Krankheit und Tod für uns als der ICH-BIN-DER da sein. Maria fiel nicht von der Leiter. Sie stimmt ihren großen Lobpreis für Gott an und steigt die Stufen empor. Ihr Lob verstummt bis heute nicht in den Mündern der Menschen.

Br. Benedikt Müller OSB

Dann wird der Herr König sein über die ganze Erde. An jenem Tag wird der Herr einzig sein und sein Name einzig. Es wird sich verwandeln wie in eine Ebene das ganze Land… Man wird darin wohnen. Es wird nie mehr ein Bann vollzogen werden und Jerusalem wird in Sicherheit wohnen. (Sacharja 14,9-11 – ganze Lesung: 14,1-11)

Im 14. Kapitel zeichnet der Prophet endzeitliche Bilder über Jerusalem: Krieg, Plünderungen, Eroberungen, Schändung, Leid… sind die Kennzeichen. Doch Gott selbst wendet das Blatt. An „jenem Tag“ kommt Gott selbst Jerusalem zu Hilfe. Gott zieht in Jerusalem ein. Gott errichtet eine neue heilvolle Königsherrschaft.

Kennen wir heutige Menschen nicht auch unter und in uns unheilvolle Szenarien und Unsicherheiten?

Ist nicht gerade unsere jetzige Zeit von Labilität geprägt? Wir Menschen sehnen uns gerade jetzt nach umfassendem Heil und Sicherheit, angesichts der Bedrohungen einer Pandemie oder der Krisenherde dieser Welt. Mag nicht in diesem Advent der eine oder andere anstimmen mit den Worten der heutigen O-Antiphon „O komm, und befreie uns“?

Auch in diesem Advent 2021 will Gott in unserer Geschichte und in uns ankommen. Das Jerusalem des Propheten Sacharja dürfen wir selbst sein:

Sein Ankommen in uns will uns Stabilität, Sicherheit, inneren Frieden und Heil schenken. Trotz aller Bedrohungen ist Gott im Kommen. Möge es uns Zuversicht schenken!

Br. Emmanuel Panchyrz OSB

9 An jenem Tag wird es sein, da werde ich danach trachten, alle Völker zu vernichten, die gegen Jerusalem anrücken. 10 Doch über das Haus David und über die Einwohner Jerusalems werde ich einen Geist des Mitleids und des flehentlichen Bittens ausgießen. Und sie werden auf mich blicken, auf ihn, den sie durchbohrt haben. Sie werden um ihn klagen, wie bei der Klage um den Einzigen; sie werden bitter um ihn weinen, wie man um den Erstgeborenen weint. 11 An jenem Tag wird die Klage in Jerusalem so groß sein wie die Klage um Hadad-Rimmon in der Ebene von Megiddo. 12 Das Land wird trauern, jede Sippe für sich: die Sippe des Hauses David für sich und ihre Frauen für sich; die Sippe des Hauses Natan für sich und ihre Frauen für sich; 13 die Sippe des Hauses Levi für sich und ihre Frauen für sich; die Sippe des Schimi für sich und ihre Frauen für sich; 14 alle übrig gebliebenen Sippen, jede Sippe für sich und ihre Frauen für sich.
13,1 An jenem Tag wird für das Haus David und für die Einwohner Jerusalems eine Quelle entspringen gegen Sünde und Unreinheit. (Sach 12,9-13,1)

So viel Klage, so viel Trauer, so viele Tränen, die fließen. Das klingt so gar nicht adventlich-hoffnungsvoll. Und dann lese ich den letzten Satz der heutigen Lesung: An jenem Tag wird für das Haus David und für die Einwohner Jerusalems eine Quelle entspringen gegen Sünde und Unreinheit. Die vielen Tränen, die die Israeliten vergießen, sie werden zu einer Quelle „gegen Sünde und Unreinheit“, einer Quelle, aus der neues Leben entspringt.

Die christliche Tradition spricht von der reinigenden Kraft der Tränen. Und jeder, der schon einmal ernsthaft geweint hat – ohne Kosmetik und Schauspiel – der weiß um die Wahrheit dieses Satzes. Tränen können eine reinigende Kraft entfalten. Alles, was da ist, jeder Schmerz, jeder Fehler, jede persönliche Schuld, darf da sein. In den Tränen fließt das alles sozusagen aus mir heraus – und ich werde frei für einen neuen Aufbruch. Wenn das nicht hoffnungsvoll ist…

P. Maurus Runge OSB

4 So spricht der HERR, mein Gott: Hüte die Schafe, die geschlachtet werden sollen! 5 Deren Käufer töten sie, ohne es zu büßen, und deren Verkäufer sagen: Gepriesen sei der HERR, denn ich bin reich geworden. Ihre Hirten aber haben kein Mitleid mit ihnen. 6 Wahrhaftig, ich habe kein Mitleid mehr mit den Bewohnern des Landes – Spruch des HERRN. Siehe, ich lasse jeden Menschen in die Hand seines Nächsten fallen und in die Hand seines Königs. Sie werden das Land zerschlagen, aber ich werde es nicht aus ihrer Hand retten. 7 Ich hütete die Schafe, die geschlachtet werden sollten, für die Schafhändler und ich nahm mir zwei Ruten. Die eine nannte ich Noam – Freundlichkeit -, die andere nannte ich Hobelim – Verbundenheit -. So hütete ich die Schafe. 8 Ich ließ die drei Hirten in einem einzigen Monat verschwinden. Dann verlor ich die Geduld mit ihnen und auch sie wurden meiner überdrüssig. 9 Ich sagte: Ich will euch nicht mehr hüten. Was im Sterben liegt, soll sterben; was sich verloren hat, sei verloren; und von den Übriggebliebenen soll einer des andern Fleisch fressen. 10 Dann nahm ich meine Rute Noam – Freundlichkeit – und hieb sie in Stücke, um meinen Bund zu zerbrechen, den ich mit allen Völkern geschlossen hatte. 11 So wurde er an diesem Tag zerbrochen. Da erkannten die Schafhändler, die mich beobachteten, dass dies ein Wort des HERRN war. 12 Ich sagte zu ihnen: Wenn es recht ist in euren Augen, so bringt mir meinen Lohn, wenn aber nicht, so lasst es! Da wogen sie mir meinen Lohn ab, dreißig Silberstücke. 13 Da sagte der HERR zu mir: Wirf ihn dem Schmelzer hin, den wertvollen Preis, den ich ihnen wert bin. Und ich nahm die dreißig Silberstücke und warf sie im Haus des HERRN dem Schmelzer hin. 14 Danach hieb ich meine zweite Rute, Hobelim – Verbundenheit -, in Stücke, um den brüderlichen Bund zwischen Juda und Israel zu zerbrechen. 15 Der HERR sagte zu mir: Nimm dir außerdem das Gerät eines törichten Hirten! 16 Denn siehe, ich lasse einen Hirten im Land auftreten: Das Vermisste sucht er nicht, dem Jungen geht er nicht nach, das Gebrochene heilt er nicht, das Erschöpfte versorgt er nicht. Stattdessen isst er das Fleisch der Masttiere und reißt ihnen die Klauen ab. 17 Wehe dem nichtsnutzigen Hirten, / der die Schafe im Stich lässt! Das Schwert über seinen Arm / und über sein rechtes Auge! Sein Arm soll völlig verdorren, / sein rechtes Auge soll gänzlich erblinden! (Sach 11,4-17)

 

„Hier, in diesem Kapitel, gebe ich auf. Denn ich bin nicht sicher, wovon der Prophet spricht.“

Worte von Martin Luther.
Wissen wir heute mehr?
Zahlreiche Regalmeter füllen Auslegungsversuche zum letzten Teil des Propheten Sacharja. Als Deutung in die Zukunft, als Aufnahme historischer Fakten – viele Annahmen gibt es.

Mir kommen eher Assoziationen.

„30 Silberlinge“ – die begegnen uns doch auch in der Passion Jesu.
Das Wort des Hirten kennen wir auch aus dem Mund Jesu,
der sich selbst als der gute Hirt bezeichnet.
Also so ein ganz anderer als der,
dem wir hier begegnen.
Und auf den wir auf Weihnachten hin wieder zugehen.
Der noch dazu geboren ist unter Hirten.
Wer schon einmal in Betlehem war,
ahnt um die Kargheit und Entbehrung dieser Geburt.
Nichts von fetten Schlachtschafen …

Eher wie das „Friedenslicht aus Betlehem“,
das uns in diesen Tagen ein kleines Licht bringt
und uns entflammen will.

Lassen wir uns darauf ein?
Feuer und Flamme …

Die anderen Assoziationen sind gegensätzlich.

„Das Schweigen der Hirten“
titelt der SPIEGEL.

Und bei „katholisch.de“ lese ich heute:
„Die Monstrosität verschlägt den Atem. Auch zwölf Jahre nach der Offenlegung von Missbrauchsfällen am Berliner Canisius-Kolleg wird das Grauen über die menschlichen Abgründe, die sich immer tiefer auftun, stetig größer. Pfarrer U., der derzeit in Köln vor Gericht steht, hat nicht nur seine Nichten zigfach sexuell missbraucht, sondern auch seine Pflegetochter und – als er vorübergehend im Jahr 2010/2011 beurlaubt war – ein elfjähriges Mädchen in Wuppertal. Danach stand er selbstverständlich wieder hinter dem Altar.“

Und:
„Nun nennen sich die Täter selbst gerne Hirten. Sie lassen sich als „Pastor“ anreden oder tragen den Hirtenstab.“

Ohne Kommentar.
Ich schäme mich.

P. Guido Hügen OSB

 

Und der HERR wird durchs Meer der Angst gehen und die Wellen im Meer schlagen und alle Tiefen des Nils vertrocknen lassen. (aus Sacharja 10,1-12)

Das sind gewaltige Worte die wir heute hören, und sie sprechen dem Leser Mut zu, genauso wie sie einst dem Volk Israel Mut zugesprochen haben. Ich muss bei diesem Satz an das jüdische Volk auf ihrem Weg aus Ägypten denken. Auf ihrem Weg durch das Schilfmeer. Und ich musste an die Lesungen in der Osternacht denken, an das Buch Genesis, an den Weg des Mose und des Volkes Israel durch die Wüste. Eine Sehnsucht nach dem Frühling, jetzt, wo alles grau und dunkel ist.

Der Weg zu den beiden heiligen Nächten, Osternacht und Weihnacht, ist verwandter, als wir im ersten Moment meinen. Denn auch der Advent war einst eine Fastenzeit, und im Orthodoxen Christentum ist er das bis heute. Ein Weg durch die Wüste oder die Nacht, der uns zu einem Wendepunkt führt. Ganz wie die Natur ziehen sich im Advent die Lebenskräfte zurück, verschwinden aber nicht, und alles wird stiller. Und dann erwacht zu Weihnachten eine Kraft, die im Verborgenen wirkt, und die sich immer weiter potenziert. Und diese Kraft wird sich dann an Ostern entfalten.

Gerade jetzt, wo alles still wird, können wir erfahren, dass etwas Gewaltiges bei uns ist und dass wir ganz tief in uns gehalten werden.  Dies gelingt nicht oft, aber der Advent bietet mit seinen Bedingungen eine gute Chance dazu, es zu erfahren. Eine Chance, die auch auf uns wartet, wenn wir in unserem Leben durch die Nacht oder die Meere unserer Angst gehen müssen.

Br. Balthasar Hartmann OSB

Impuls zu Sach 9, 9-12

Es ist Advent. In vielen Fenstern leuchten wieder die Lichterketten und Lichterpyramiden. Die Dunkelheit wird vom Licht durchbrochen: die Dunkelheit dieser Jahreszeit, aber auch die Dunkelheit des Lebens. Das Licht durchbricht die Dunkelheit und weckt die Erwartung. Die Erwartung, dass es da noch ein großes Licht gibt. Ein großes Licht, das die Dunkelheit nicht nur durchbricht, sondern sie überwindet. Advent ist eine Zeit der Erwartung. Wir erwarten das große Licht. Ein Licht, das wir nicht selbst anzünden können. Ein Licht, das gleichsam zu uns kommt. In unser Leben. In unsere Welt.

In vielen Texten und Bildern wird diese Erwartung ausgedrückt. Da heißt es beim Propheten Sacharja (9,9b): „Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer …“

Wir Christen beziehen diese alte Ansage, diese alte Verheißung auf Jesus. Dass ein König sich auf den Weg macht zu uns, das lässt uns an Jesus denken. Der König, von dem im Wochenspruch die Rede ist, ist anders. Anders als andere Herrscher. Er lässt nicht kommen. Er lässt uns nicht antanzen. Sondern er kommt zu uns. In unsere Welt. In unser Leben. Das Hohe kommt in die Tiefe. Das Licht in die Dunkelheit. Der Himmel auf die Erde. Für alles das steht Jesus.

Br. Benedikt Müller OSB

20 So spricht der HERR der Heerscharen: Es wird noch geschehen, dass Völker herbeikommen / und die Einwohner vieler Städte. 21 Die Einwohner der einen werden zur anderen gehen und sagen: / Wir wollen gehen, um das Angesicht des HERRN gnädig zu stimmen / und den HERRN der Heerscharen zu suchen! – Auch ich will hingehen! 22 Viele Völker und mächtige Nationen werden kommen, / um in Jerusalem den HERRN der Heerscharen zu suchen / und das Angesicht des HERRN gnädig zu stimmen. 23 So spricht der HERR der Heerscharen: In jenen Tagen werden zehn Männer aus Nationen aller Sprachen einen Mann aus Juda an seinem Gewand fassen, ihn festhalten und sagen: Wir wollen mit euch gehen; denn wir haben gehört: Gott ist mit euch. (Sach 8,20-23)

Bei den alttestamentlichen Propheten taucht immer wieder das Motiv der sog. Völkerwallfahrt zum Zion, also nach Jerusalem, auf – am bekanntesten wohl beim Propheten Jesaja: „Auf, wir ziehen hinauf zum Berg des Herrn.“ (vgl. Jes 2,1-5) Auch in unserer heutigen Bibellesung aus dem Propheten Sacharja haben wir es mit diesem Motiv zu tun.

Das Volk Israel ist ein relativ kleines Volk, das immer wieder zum Spielball großer Mächte und fremder Herrscher geworden ist. Das Motiv der Völkerwallfahrt, das in exilischer bzw. nachexilischer Zeit entstanden ist, also nach der großen Katastrophe der Verbannung, will dem geschundenen Volk Hoffnung geben. Irgendwann einmal werden die Menschen gemeinsam zu ihrem Gott ziehen – und dann wird Friede sein. Irgendwann werden Menschen verschiedenster Nationen sich gemeinsam auf den Weg machen, um Gott zu suchen, „um das Angesicht des HERRN gnädig zu stimmen“ (V.21).

Vielleicht kann man heute noch ergänzen: Irgendwann einmal werden Juden, Christen und Muslime, ja, Menschen aller Konfessionen und Religionen und auch alle Menschen guten Willens sich gemeinsam auf den Weg machen, um das Gute – den Guten – zu suchen und sich für Frieden und Gerechtigkeit einzusetzen. Es mag wie eine unerreichbare Vision klingen, ein utopisches Ziel. Aber wir brauchen die großen Visionen und Hoffnungsbilder, um in unserer Realität bestehen zu können. Und wir können ja schon mal losgehen…

P. Maurus Runge OSB

Impuls zu Lk 1,68-79

Besucht – erlöst – geredet – errettet – erbarmt – gedacht – geschworen: So klingt die  göttliche Melodie durch Zacharias‘ Lied. Heil und Barmherzigkeit, Erlösung und Rettung:  himmlische Töne in menschlichem Mund: Benedictus. Eher kunstvolle Komposition als  Spontangesang, wohl kaum improvisiert, sondern wohl gesetzt. Es braucht wache Ohren, um zu hören: Gott kommt, er ist da!

Im Advent geht es um die Sehnsucht, um die Erwartung, die Hoffnung auf Erlösung und Befreiung. Ein Zeichen, ein Symbol dafür ist das Licht. Wenn es draußen dunkel ist oder wenn ich in einem dunklen Raum bin, dann sehne ich mich nach Licht, dann brauche ich Licht, um mich zurecht zu finden, den Weg zu erkennen. Im Advent  geht es viel um das Licht. Um das Licht Gottes, das zu uns kommt dadurch, dass Jesus geboren wird. Das feiern wir an Weihnachten mit ganz viel Licht, mit Weihnachtsbäumen und vielen Kerzen. Und im Advent ist es noch nicht da, aber wir sehen bereits den Lichtschein, das Hoffnungslicht. Erst eine und dann immer mehr Kerzen am Adventskranz weisen darauf hin.

Br. Benedikt Müller OSB