Schlagwortarchiv für: Weihnachten

Liebe Leserin, lieber Leser!

„Die unschuldigen Martyrer haben nicht redend, sondern sterbend Gott verherrlicht“, so heißt es in der Liturgie des heutigen Tages.

Was bedeutet dieses Fest für mein Leben?

Eine Antwort könnte lauten: Auch mein Leben soll ein Lobhymnus an Gott, nicht durch das Wort, sondern durch die Tat sein.

In Psalm 103 lese ich: Preise den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht seine unendlichen Wohltaten.

Aber auch Schmerz und Trauer verbinde ich mit dem heutigen Festgeheimnis. Ich lade Sie ein, folgende Gedanken von Frère Roger auf sich wirken zu lassen:

Gott sieht der Qual der Menschen niemals unbewegt zu, er leidet mit den Unschuldigen, den Opfern unbegreiflicher Not, er leidet mit jedem.
Es gibt einen Schmerz Gottes, ein Leiden Christi. Im Evangelium macht sich Christus das unbegreifliche Leid Unschuldiger zu eigen, beweint den Tod der Menschen, die er liebt.
Ist Christus nicht auf die Erde gekommen, damit sich jeder Mensch geliebt weiß? Das Herz kann vor solcher Liebe schier ins Staunen geraten.

Tragen wir unsere persönliche Not und das Leid der Welt an das Herz dessen, der aus Liebe Mensch geworden ist.

In herzlicher Verbundenheit

Ihr

+ Aloysius Althaus OSB

Am Fest der heiligen  Familie stehen heute zwei  Gestalten der heiligen Schrift im Mittelpunkt, nämlich Hanna und Simeon. Explizit wird auf das Alter der beiden Gestalten hingewiesen. Das Alter spielt im biblischen Kontext eine große Rolle. So wird auch  Abraham  als alter Mann beschrieben.  Das bedeutet für mich, dass Gott die älteren Menschen beruft,  Zeugnis abzulegen. In ihnen verdichtet sich die Lebenserfahrung,  und daraus kann sich die Weisheit, die häufig aus älteren Menschen spricht, speisen.  Daher bin ich dankbar, in einer Gemeinschaft zu leben, wo der ältere Bruder  seinen festen Platz hat. Ich kann dann miterleben, was wirklich wichtig ist im Leben. Ich darf wahrnehmen, was wirklich nährt und was wirklich bleibt. Für mich hat das Alter eine ganz eigene Würde. Diese Würde ist unabhängig von der Leistungsfähigkeit des Menschen. Vielmehr ist es das Hinweisen auf das Wesentliche. Die Sehnsucht auf das Wesentliche wachhalten. Für Hanna und Simeon ist dies das Kommen des Messias. Die Sehnsucht nach einer Verheißung wachhalten, die über das Hier und Jetzt hinausgeht. Im Stundengebet hat die Aussage des Simeon ihren festen Platz: „Nun lässt Du, o Herr, mich in Frieden scheiden, denn ich habe das Heil gesehen, dass Du allen Völkern bereitet hast.“

Wenn ich glaube, dass das Heil schon gekommen ist und ich am  Ende in dieses Heil eingehe, dann kann ich in Frieden leben – jetzt in dieser Gegenwart.

Das Fest der heiligen Familie wurde häufig als Erziehungsmodell für Kinder genutzt. Auch als Projektionsfläche, um einem  Familienideal zu huldigen, das es nie gegeben hat. Aber das Fest ermutigt, Kontakt zu unseren älteren Mitmenschen zu suchen. Nicht um ihnen einen Gefallen zu tun, sondern um an ihrer Lebenserfahrung und Weisheit teilzuhaben.

Br. Benjamin Altemeier OSB

 

„Siehe, ich sehe …“ (Apg 7,56)

Das kennen Sie bestimmt auch: „Heute feiern wir den ersten Blutzeugen für Jesus!“ „Der Priester trägt heute rot, wie Blut!“ Das sind Klassiker für Predigten am heutigen Tag, dem Fest des heiligen Stephanus. Irgendwie ist es „alle Jahre wieder“ das Gleiche. Spätestens heute scheint es vorbei mit der wohligen Weihnachtsstimmung in der Kirche. Gibt es keinen Bezug auf das Weihnachtsfest, das wir doch alle immer noch feiern wollen? Muss man automatisch einen gedanklichen salto mortale hinlegen, um diesen Spalt zu überbrücken?

Schauen wir uns die Evangelien der Christmette (Lk 2,1-14) und des Weihnachtstages (Joh 1,1-18), sowie die heutige Lesung (Apg 6,8-10.7,54-60) an. Es gibt ein Wort, dass in allen drei Texten identisch ist: doxa. Übersetzt wird es mit „Ehre“ und „Herrlichkeit“.

  • In der Christmette: Hier wird das ärmliche, dunkle Szenario der Geburt Jesu durchbrochen von einem Engel, der vor Hirten spricht. Fern der Heimat geboren – das widerspricht dem majestätischen Bild der Stadt des Königs David. Das kleine Kind widerspricht dem großen Bild des Retters. Die große Freude widerspricht dem heruntergekommen Stall und dem Stroh der Krippe. Krasser könnten die Gegensätze nicht sein. Und doch: die Herrlichkeit (doxa) des Herrn leuchtet und „Ehre (doxa) Gott in der Höhe“
  • Am Weihnachtstag: Mitten im schwer verständlichen Johannesprolog fällt der Satz „ und wir haben seine Herrlichkeit (doxa) gesehen, die Herrlichkeit (doxa) als des eingeborenen Sohnes vom Vater.“ (Joh 1,14) Theologische Gedanken und Höhenflüge werden durchbrochen vom Sehen. Etwas ganz Realem. Wir sehen Gottes Herrlichkeit durch Jesus, der geboren wurde, hindurch schimmern!
  • In der heutigen Lesung: Stephanus bei seinem Prozess schaut in den Himmel und sieht „die Herrlichkeit (doxa) Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen.“ (Apg 7,55).

Dreimal das gleiche Wort. Die Herrlichkeit Gottes. Sie ist im Sprachgebrauch des Alten Testaments gleichbedeutend mit Gott selbst. Wenn Mose Gottes Herrlichkeit sehen will, will er Gott sehen! (vgl. Ex 33,18 ff)

Was ist sonst noch allen gemeinsam? Hier bricht etwas in die menschliche Realität ein. Gott erscheint! Nicht mehr im Tempel, wo sonst immer die Herrlichkeit Gottes zu sehen ist. Er ist zu sehen auf dem Feld bei den Hirten, nicht bei den Führern. Er ist zu sehen im Fleisch eines Menschen, nicht mehr im abstrakten Gedenken! Er ist zu sehen im Augenblick des ungerechten Todesurteils, nicht bloß beim Lobpreis, der ihn rühmt! Und das Bindeglied zwischen allen drei Erscheinungsformen ist Jesus. Als Baby, von dem die Welt sich noch nichts erwartet. Als Mensch, den die Menschen nicht verstehen. Als der, den Gott an seine Rechte gestellt hat. Alle Extreme sind umfasst: Der Anfang des Lebens und sein Ende. Das Sich-Umstrahlen-Lassen und das Nicht-Erkennen. Die Realität dieser Welt und die Hoffnung auf den Himmel, den Stephanus offen sieht.

Könnten uns diese Texte nicht folgendes sagen wollen? All dies ist Weihnachten. Nicht bloß Jesu Geburt, die wir feiern, und die wohlig klassische Feier daheim, sondern auch das, was an den Rändern geschieht, in den Ausnahmesituationen.

Vielleicht feiern Sie Weihnachten allein. Vielleicht sind sie wegen der Pandemie von ihren Lieben getrennt. Vielleicht sind Sie erkrankt oder jemand, der Ihnen am Herzen liegt. Vielleicht leiden Sie unter dem Verlust eines geliebten Menschen. Können diese Texte Ihnen einen Trost schenken? Für mich sprechen die Texte diese Botschaft: Gott will uns seine Nähe in allen Lebenslagen schenken und bei uns sein. Er will uns nicht verlassen. Einen kleinen Lichtstrahl dieser Erfahrung wünsche ich Ihnen von Herzen an diesem außergewöhnlichen Weihnachtsfest, dass Sie auch den Himmel offen sehen und vielleicht neu mit einstimmen können in den Gesang der Engel: „Ehre Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen!“

Frohe und gesegnete Weihnachten!

Ihr
Br. Symeon Müller OSB

von P. Julian M. Schaumlöffel OSB

Liebe Schwestern, liebe Brüder,

Ende November zeigte die ARD das verfilmte Kammerspiel „GOTT“ von Ferdinand von Schirach. Einige von ihnen werden die Diskussion des fiktiven Ethikrates verfolgt haben. Es ging um die Frage „Wem gehört unser Leben?“, also letztlich um die Frage der Würde des Menschen.

Bereits vier Jahre zuvor wurde die Verfilmung „Terror – ihr Urteil“ des gleichen Autors gezeigt und hat mit der Frage, ob man wenige Menschen opfern darf, um viele zu retten, ebenso zum Nachdenken angeregt. Mehrmals habe ich diesen Film in der Oberstufe gezeigt und interessante Diskussionen mit und zwischen unseren Schülerinnen und Schülern entfachen können. Auch in diesem Stück rückt die Frage der Menschenwürde in den Mittelpunkt. Für mich als Juristen ist die eindrücklichste und rhetorisch wie inhaltlich beste Szene das Plädoyer der Staatsanwältin, wenn sie bekennt: „Wir brauchen etwas Verlässliches, etwas, woran wir uns immer halten können, etwas, das uns Klarheit im Chaos verschafft. Wir brauchen Prinzipien! Und diese Prinzipien haben wir in unserer Verfassung. Unsere Verfassung ist eine Sammlung von Prinzipien und sie hat ein oberstes Prinzip: Das ist die Würde des Menschen. Das Grundgesetz beginnt mit dem Satz: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Und dieser Satz steht nicht zufällig am Anfang, er ist seine wichtigste Aussage. […] Der Mensch ist zu jedem Zeitpunkt Subjekt dieser Würde und er darf niemals zu deren bloßem Objekt werden.“

Warum nun wurde die Menschenwürde vor gut 70 Jahren als alles überragendes Grundprinzip ausgerufen? Vermutlich, weil die unantastbare Würde angetastet worden war! Weil erlebt worden war, wie im Nationalsozialismus unzählige Menschen ihrer Würde beraubt wurden. Menschenwürde: Unantastbar – und doch bis heute immer wieder angetastet.

Obwohl eine „Menschenwürde“ sich aus keinem Gesetz herleiten lässt und somit aus staatlicher Sicht eine reine Idee ist, gilt sie zum Glück in vielen Ländern der Erde als oberstes Prinzip von Verfassungen. Es gibt verschiedene Versuche – politische und philosophische – sie innerweltlich zu deuten und zu erklären. Die vielleicht älteste Begründung steht im Tagesgebet vom heutigen Weihnachtstag. Dort heißt es:

„Gott, du hast den Menschen in seiner Würde wunderbar erschaffen und noch wunderbarer wiederhergestellt.“ Der Mensch ist also wunderbar geschaffen. In der Genesis heißt es zu Beginn: „Lasst uns Menschen machen als unser Bild, uns ähnlich!“ Größer geht es doch wohl nicht. Der Mensch ist gottähnlich. An Weihnachten feiern wir nun genau die umgekehrte Angleichung: Gott wird menschähnlich, ja, mehr noch: Gott wird Mensch. Und genau hier erhält der Mensch eine Würde, die unantastbar, die heilig ist.

Wenn wir die Weihnachtsgeschichte, die Lebensgeschichte unseres menschgewordenen Gottes unter dieser Überschrift lesen, wird uns schnell auffallen, dass sie eine einzige Verkettung von Menschenrechtsverletzungen ist. Gott erleidet, was auch heute, was auch am heutigen Weihnachtsmorgen Menschen ertragen müssen: Geburt unter politischer Fremdherrschaft, Flucht, Vertreibung, Verleumdung, menschenunwürdige Folter und Todesstrafe.

Selbst im Johannesprolog, den wir eben hörten, klingt der Rechtsbruch an: „Er kam in sein Eigentum, aber die seinen nahmen ihn nicht auf.“

Jesus von Nazareth ist das Ebenbild all der Menschen, deren Würde angetastet wurde und bis heute angetastet wird. In Jesus Christus identifiziert sich Gott so sehr mit dem Menschen, dass er sich als neugeborenes Kind schutzlos ausliefert, sich berührbar und angreifbar macht und – wer es fassen kann, der fasse es – gerade dadurch die Würde des Menschen wiederherstellt. Das erklärt, warum die heutige Oration es als das Weihnachtsgeheimnis formuliert: „… du hast den Menschen in seiner Würde wunderbar erschaffen und noch wunderbarer wiederhergestellt.“

 

Ein weiterer Gedanke. Schauen wir noch einmal auf den Johannesprolog. Wie die Ouvertüre zu einer großen Oper jede Melodie, jede Stimmung, ja, die gesamte Dramaturgie schon anklingen lässt, so ist auch die Ouvertüre bei Johannes, der Prolog, ein Schlüssel zum Ganzen des Evangeliums. Ein hochreflektierter und inhaltsschwerer Text. Gleich zu Beginn aber wird das Wesentliche gesagt: Jesus, Gottes menschgewordenes Wort, ist Offenbarer des Vaters. In immer neuen Wendungen wird diese Glaubensüberzeugung beleuchtet und erzählt. Der präexistente Logos wurde ein Mensch. Aus der Prae-Existenz als „Wort“ bei Gott ist er herausgetreten, „vom Himmel herabgestiegen“ und als Gesandter in die Welt gekommen. Oder wie wir es hörten: „Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt“. Um Erleuchtung durch das von Gott in die Welt gesandte, fleischgewordene Wort geht es also.  Der Hebräerbrief bekannte in der heutigen Lesung Gottes Sohn als den „Abglanz seiner Herrlichkeit“. Jesus Christus das wahre, erleuchtende, alles erhellende Licht. Licht hat zugleich immer mit Hoffnung und Zuversicht zu tun. Unzählige Menschen – und ich kann sie tatsächlich nicht zählen – haben mir in den vergangenen Wochen mündlich oder über die Kommunikationsplattformen gesagt, wie sehr sie sich über die schöne Beleuchtung unserer Abteikirche freuen. Der Blick auf den Klosterberg, das warme Licht, macht ihnen Hoffnung in dieser dunklen und oft einsamen Zeit der Pandemie. Licht der Hoffnung. Wir haben es an den Adventssonntagen zum Glockengeläut in unseren Fenstern aufgestellt und wollen es auch heute Abend zum weihnachtlichen Stadtgeläut um halb acht noch einmal tun. Wer Licht sieht – denken Sie an ein fernes, aus einem Fenster scheinendes Licht in kalter, vielleicht schneebedeckter Winterlandschaft – sieht nicht nur den Schein seiner Quelle, sondern kann innerlich sogar schon die Wärme empfinden, die es verströmt. Ein Hoffnungslicht. Jesus Christus aber ist weit mehr als ein Hoffnungslicht, weit mehr als eine Kerze, die wir aufstellen oder ein Gebäude, das wir illuminieren. In ihm ist die Hoffnung bereits erfüllt, denn ER ist der Abglanz des Vaters. ER ist das wahre, alles erleuchtende Licht. Und dieses Licht verändert alles oder in Abwandlung eines Sprichwortes: Seine Gegenwart wird alles ans Licht bringen. Das wahre Licht ist also das Licht der Wahrhaftigkeit, der Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit. In seinem Licht, wird alles erleuchtet, muss jedes Dunkel, jede Sünde und Gottesferne weichen, wird jede Ungerechtigkeit aufgedeckt, weil sie von ihm überführt und in die Wahrhaftigkeit geführt wird.

 

Liebe Schwestern und Brüder,

der heilige Franz von Assisi hat nicht nur die erste Krippenfeier inszeniert, sondern auch über das Weihnachtsgeheimnis meditiert und schreibt staunend:

„Beachte, o Mensch, in welch erhabene Würde Gott der Herr dich eingesetzt hat, da er dich dem Leibe nach zum Bild seines geliebten Sohnes und dem Geiste nach zu seiner Ähnlichkeit erschaffen und gestaltet hat.“

Die Würde des Menschen und das menschgewordene Wort, das alles ans Licht bringt – diese beiden Aspekte biete ich ihnen als Festgeheimnis an.

Oder anders gesagt und im weihnachtlich vertrauten Bild gesprochen:

Die Menschenwürde ist die Krippe –
die alles ans Licht bringende Wahrhaftigkeit das Kind darin…

von Abt Aloysius Althaus OSB

Schwestern und Brüder im Glauben,

Wie sehr hat sich unser Leben nun schon über Monate verändert! Homeoffice, Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit, die Kinder wochenlang zu Hause betreuen, bittere Einsamkeit in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, dazu Abstand, Hygienevorschriften, Mund und Nasenschutz, und und und…

Es gibt niemanden, dessen Leben von den Auswirkungen der Pandemie nicht verändert worden wäre in diesem Jahr. So unterschiedlich die Auswirkungen waren und sind, für uns alle heißt das: vertraute Gewohnheiten aufgeben, neue Wege ausprobieren, Distanz halten, Ungewissheit ertragen lernen. Und nun feiern wir Weihnachten am Ende dieses so ganz anderen Jahres 2020.

ABER

Erinnern wir uns, Jesus ist auch mitten im Chaos zur Welt gekommen. Für Maria und Josef war alles Vertraute, alle Sicherheit, alle menschliche Nähe weggefallen. Mitten in der Nacht, in Kälte und Einsamkeit ist Jesus zur Welt gekommen.

ALSO

Beinhaltet sich doch auch für uns heute eine Chance in der Feier der Geburt des Gotteskindes!

Viele große Dinge beginnen ganz klein. –

genau das feiern wir heute Nacht: Den kleinen Anfang einer großen Liebe.

Ein Kind wird geboren, ärmlich, am Rande einer unbedeutenden Stadt…

Der kleine Anfang eines Lebens, so klein, wie unsere menschlichen Dinge ihren Anfang nehmen: Genauso klein haben auch wir unser Leben einst begonnen.

Klein jeder Anfang von Freundschaft und Liebe, klein der erste Funke von Hoffnung in schweren Zeiten. Klein der erste Schritt zu Versöhnung und Frieden nach langem Streit.

Anfänge sind zerbrechlich, bedroht wie dieses kleine Kind in der Krippe im Stall zu Betlehem.

Und genau das ist die Botschaft der Weihnacht: Gott fängt seine Geschichte mit uns Menschen an: klein, zerbrechlich, unauffällig, und vor allem: zutiefst menschlich. Gott wird Kind!

Indem sich das Kind in der Krippe von Anfang an auf Ungewissheit, Unsicherheit und Verletzlichkeit einlässt, weist es auf eine Alternative im Umgang mit Verletzlichkeit. Mit dieser Art und Weise, wie die Menschwerdung Jesu beginnt, antwortet Gott auf die Wunden der Welt, nicht indem er sich unverwundbar macht, sondern indem er das Wagnis eingeht, verwundbar zu werden. Bereits die Menschwerdung in Jesus ist ein Akt der Selbsthingabe Gottes, in der sich Gott selbst schutzbedürftig und absolut solidarisch mit den Kleinsten zeigt.

In der Hingabe steckt Lebenskraft.

Wir feiern Heilige Nacht und jede und jeder von uns sollte sich fragen: Was verbinde ich damit?

Ein frommes Spiel der Liturgie? Kerzenschein und Krippenidylle?

Oder bringe ich den Mut auf, mich den Nachtseiten und Tiefen meines Lebens zu stellen? IHM die „Ställe“ meiner Armseligkeit und Müdigkeit, der Resignation und Enttäuschung zu öffnen?

Denn gerade in sie hinein ist ER geboren! Er ist in den Abgründen, in den Finsternissen bei uns, heißt es in der Schrift: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren.

Schwestern und Brüder,

es gibt keine Nacht, die ER nicht kennt, keinen Abgrund, der IHM nicht vertraut ist. Am Anfang der Stall – am Schluss der Galgen.

In dieser Nacht hat es begonnen, ganz klein und zugleich kraftvoll. Er, der menschgewordene Gottessohn sagt: ICH BIN DA! ICH BIN BEI DIR! ICH BIN DEIN LEBEN!

Kann Gott näher an unsere Seite treten und den Menschen annehmen, kann ER ein deutlicheres JA sagen zu jedem von uns als ER es getan hat in dieser Nacht, der Weihnacht, in dem Kind von Bethlehem?

Karl Rahner bekennt: …sein letztes, tiefstes und schönstes Wort hat Gott gesprochen, das Wort, das er nie mehr rückgängig machen kann, weil es Fleisch geworden ist in Jesus…

Zu dieser Weihnachtsbotschaft gehört aber noch ein Zweites: Weihnachten braucht Menschen, die Gottes Anfängen trauen.

Natürlich: Das Risiko bleibt. Nicht jeder Anfang gelingt. Nicht jede Hoffnung findet Erfüllung. Manche ausgestreckte Hand wird zurückgewiesen. Und wer weiß, ob das verliebte Ehepaar seinen Weg wirklich bis zum Ende gemeinsam gehen kann? Ob der junge Mönch seinem Professversprechen treu bleibt?

Gott lässt sich nicht festlegen. Und er lässt die Menschen ihren Weg gehen.

Ja: Ein Risiko bleibt, trotz Weihnachten, und deshalb braucht es Menschen. Menschen, die diesen Glauben miteinander teilen und einander ermutigen. Braucht es Menschen wie Maria und Josef, die einem Traum gefolgt sind und einem Gott, der sie ganz andere Wege geführt hat. Denen wir trauen dürfen, wenn sie uns sagen: FANG AN, brich auf, es lohnt sich!

Es braucht Menschen wie die Hirten damals, die einander zurufen: Lasst uns nach Betlehem gehen! Kommt, wir wollen Gottes Wort und Gottes Anfang trauen. Und die so die Verzagten und Erschöpften mitnehmen, die Mut machen zum Aufstehen, zum ersten Schritt.

Es braucht Menschen, die heute Weihnachten feiern, die sich berühren lassen durch dieses Kind. Die deshalb morgen wagen, den Anfängen in ihrem Leben zu trauen. Und dann die Botschaft weitertragen: Es lohnt sich.

Schwestern und Brüder,

Beten wir DEN an, der in dieser Heiligen Nacht in unsere Welt, in unser Leben gekommen ist. Bekennen wir mit dankbarem Herzen unseren Glauben: Für uns und um unseres Heiles willen ist er vom Himmel herabgestiegen.

Vergessen wir nicht – angesichts der Liebe Gottes – selber die Liebe zu üben und  – angesichts des unendlichen Erbarmens Gottes – selber gütig und barmherzig zu sein. Liebe will Gegenliebe. Liebe will Antwort.

Die Alltagsform der Liebe ist die Geduld, die Höchstform das Verzeihen.

Ich wünsche uns allen, dass uns, in dieser Heiligen Nacht, die Erkenntnis aufleuchtet: Heute öffnet sich auch für mich ein wenig der Himmel, weil Gott mir ganz nahe ist, weil seine Gegenwart wie ein Lichtstrahl sogar in die dunklen Winkel meines Herzens hineinleuchtet.

Trauen wir auch mit mancher Träne in den Augen den kleinen Anfängen, denn in der Krippe beginnt neues Leben – ein Neuanfang. Amen.

Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren;
er ist der Christus, der Herr. (Lk 2,11)

Die Worte des Engels an die Hirten werden Ihnen sicher bekannt sein. Vielleicht haben Sie diese Worte in der letzten Nacht auch gehört – sei es in einem Präsenzgottesdienst, sei es via Internet, TV oder Radio. Aber haben Sie sich durch diese Worte auch angesprochen gefühlt? Oder sie eher als Bestandteil einer schönen Geschichte aus vergangenen Zeiten gesehen, die zu Weihnachten gehört wie der Tannenbaum und die Geschenke?

Das Heute macht darauf aufmerksam, dass es bei diesen Worten um mehr geht als um eine Erzählung aus der Vergangenheit. Ich selbst bin gemeint: Mir ist in meiner Stadt, in meinem Alltag, in meinem Haus der Retter geboren, Christus, der Herr. Das alles geschieht wirklich heute, mitten in der Zeit der Pandemie, mitten in diesem so anderen Weihnachtsfest, das geprägt ist von Verzicht, Kontaktbeschränkungen und Reduzierung.

Heute ist uns der Retter geboren, heute ist uns Erlösung geschenkt: Das ist die befreiende Botschaft von Weihnachten – mitten in allem Leid, aller Krankheit, aller Entbehrung! Ich wünsche Ihnen, dass Sie dieses Heute in Ihrem Alltag erleben können.

P. Maurus Runge OSB

Die Mönche der Abtei Königsmünster wünschen Ihnen und Ihren Familien ein gesegnetes Weihnachtsfest!

Wer in den letzten Tagen Nachrichten gehört hat, wird die Debatte um Präsenzgottesdienste der Kirchen an Weihnachten sicherlich mitbekommen haben. Auch wir haben uns als Klostergemeinschaft ernsthaft darüber Gedanken gemacht, ob es verantwortlich ist, bei steigenden Infektionszahlen und einer immer mehr sich zuspitzenden Lage in den Krankenhäusern, Präsenzgottesdienste zu feiern und so das Risiko von Infektionen mit dem Coronavirus einzugehen. In der vergangenen Woche haben wir unsere Kirche schon zu den gesungenen Gebetszeiten für die Öffentlichkeit geschlossen und eingeladen, sich im Audiolivestream mit uns zu verbinden. Die Eucharistiefeiern hatten wir bisher unter strengen Hygieneauflagen noch öffentlich, haben dabei aber auf jegliches Singen der Gemeinde verzichtet.

Nachdem immer mehr Menschen, die sich für die großen Weihnachtsgottesdienste angemeldet hatten, sich aufgrund der hohen Infektionszahlen wieder abgemeldet hatten, haben wir uns nach Gesprächen mit den Verantwortlichen des Pastoralen Raumes Meschede/Bestwig dazu entschlossen, auf alle Präsenzgottesdienste an den Weihnachtstagen (24. – 27. Dezember) zu verzichten. Wir werden alle, die sich angemeldet haben, darüber informieren. Gleichzeitig freuen wir uns, dass wir Sie einladen können, die Weihnachtsgottesdienste über den Videolivestream auf unserer Website bzw. auf unserem YouTube-Kanal mit uns zu feiern (der Audiolivestream der übrigen Gebetszeiten bleibt natürlich weiterhin bestehen).

Die folgenden Gottesdienste übertragen wir als Videolivestream:

  • Heiligabend, 24.12., 17.00 Uhr: Festankündigung und Erste Weihnachtsvesper (auf der Website der Cella St. Benedikt finden Sie die Texte zum Download)
  • Heiligabend, 24.12., 21.00 Uhr: Vigil und Christmette
  • Erster Weihnachtstag, 25.12., 9.30 Uhr: Pontifikalamt
  • Zweiter Weihnachtstag, 26.12., 9.30 Uhr: Konventamt am Fest des hl. Stephanus
  • Sonntag nach Weihnachten, 27.12., 9.30 Uhr: Konventamt zum Fest der hl. Familie

Wie es nach dem 27. Dezember mit Präsenzgottesdiensten weitergeht, werden wir nach Abstimmung mit den Verantwortlichen des Pastoralen Raumes kurzfristig entscheiden und Sie dann darüber auf unseren Kanälen informieren.

Auch wenn vieles in diesem Jahr nicht möglich ist – Weihnachten fällt nicht aus! Die Botschaft an Weihnachten bleibt gerade in diesen Tagen hochaktuell: Gott wird Mensch und schenkt uns damit ein starkes Zeichen der Hoffnung und Zuversicht!

Wir wünschen Ihnen gesegnete Weihnachtstage! Bleiben Sie zuversichtlich und gesund!

Abt Aloysius und die Mönche von Königsmünster

 

 

 

Weihnachtliche Orgelmusik aus Meschede live am 2.Weihnachtsfeiertag im Stream

Zu einer Stunde mit weihnachtlicher Orgelmusik lädt die Abtei Königsmünster in Meschede am 2. Weihnachtsfeiertag (26.12.2020) um 20.00 Uhr per Livestream ein.

Der gebürtige Mescheder Heiner Bartsch spielt an der großen Klais-Orgel der Friedenskirche eine stimmungsvolle Melange aus besinnlichen und festlichen Weihnachtsmelodien, die er mal traditionell und mal etwas moderner interpretiert und mit improvisierten Teilen kombiniert. Dabei präsentiert er das vielseitige Klangspektrum von Meschedes größter und modernster Kirchenorgel von sanft und warm bis festlich triumphal.

In Zeiten, in denen Konzerte mit Publikum leider nicht möglich sind, bietet sich immerhin auf diese Weise die Möglichkeit, sich mit live musizierten Klängen die in diesem Jahr etwas andere Weihnachtszeit zu verschönern.

Das Konzert wird in unserem Livestream und auf YouTube übertragen.

Update vom 20.12.2020: Bitte nicht mehr für die Weihnachtsgottesdienste anmelden! Alle verfügbaren Plätze sind vergeben. Wir laden Sie auch weiterhin ein, sich im Videolivestream an den großen Weihnachtsgottesdiensten mit uns zu verbinden!

Auch in der Abtei Königsmünster sind unter Corona-Bedingungen die Plätze in der Abteikirche knapp. Deshalb müssen Sie sich zu folgenden Hauptgottesdiensten des Weihnachtsfestes anmelden:

  • Heiliger Abend (24.12.) – 17.00 Uhr: Feierliche Vesper mit Festtagsankündigung
  • Heiliger Abend (24.12.) – 21.00 Uhr: Christmette
  • Erster Weihnachtsfeiertag (25.12.) – 09.30 Uhr: Konventamt
  • Zweiter Weihnachtsfeiertag (26.12.) – 09.30 Uhr: Konventamt

Beachten Sie dazu bitte folgende Hinweise:

  • Benutzen Sie zur Anmeldung bitte nur den Anmeldezettel, der in der Abteikirche ausliegt bzw. auf der Website als pdf-Download zur Verfügung gestellt wird!
  • Schicken Sie ihn bitte per Post an die Abtei Königsmünster, oder geben Sie ihn im Abteiladen oder an der Klosterpforte ab. In der Abteikirche steht auch eine Sammelbox, in der Sie Ihren Zettel hinterlassen können.
  • Sie können ihn auch per E-Mail senden an:
  • Benutzen Sie jeweils einen Anmeldezettel für die Personen eines Haushaltes! Nur diese dürfen in der Abteikirche auch zusammensitzen! Für weitere Personen eines anderen Haushaltes benutzen Sie bitte einen weiteren Anmeldezettel!
  • Eine telefonische Anmeldung ist leider nicht möglich!
  • Sollten Sie nichts mehr von uns hören, können Sie davon ausgehen, dass Sie die gewünschten Sitzplätze für Ihren Gottesdienstwunsch bekommen. Andernfalls melden wir uns bei Ihnen!
  • Seien Sie bitte am Weihnachtsfest zu dem jeweiligen Gottesdienst spätestens eine ¼ Stunde vorher in der Abteikirche. Dort werden Ihre Daten kontrolliert, und Sie können Ihren Platz einnehmen.
  • Sollten Sie später kommen, können wir nicht mehr garantieren, dass Sie am Gottesdienst teilnehmen können, da wir evtl. Ihre Plätze schon weiter vergeben haben.
  • Zu Ihrem Schutz und einer möglichst schnellen Nachverfolgbarkeit möglicher Infektionsketten mit dem Covid‐19‐Virus („Corona“) sind wir verpflichtet, Ihre Anwesenheit schriftlich zu dokumentieren (CoronaSchVO § 2a Absatz1). Daher benötigen wir mit dieser Anmeldung Ihre Kontaktdaten. Diese werden drei Wochen nach dem jeweiligen Gottesdienst vernichtet.
  • Die entsprechenden Datenschutzhinweise/Informationspflichten des Verantwortlichen nach § 15 des Gesetzes über den Kirchlichen Datenschutz (KDG) können von Ihnen auf der Homepage des Erzbistums Paderborn eingesehen werden.

Falls Sie keinen Platz mehr bekommen, können Sie dennoch mit uns verbunden sein; denn zu den großen Weihnachtsgottesdiensten am 24. und 25.12. gibt es einen Videolivestream!