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Hoffnung ist bereits in uns 

Auf die Frage, was mir in dieser bewegten Zeit Hoffnung gibt, mag meine Antwort überraschen: Nichts kann mir Hoffnung geben. Das klingt vielleicht ernüchternd, doch es entspringt keiner Depression oder Enttäuschung. Ich sehe durchaus Licht am Horizont. Vielmehr ist es meine Überzeugung – und meine Erfahrung –, dass Hoffnung nichts ist, was ich mir erst aneignen muss. Hoffnung ist nicht etwas, das von außen kommt. Sie ist bereits in mir, in uns allen, von Geburt an. 

Hoffnung als natürlicher Lebensimpuls 

Schon der Säugling, der sich durch den Geburtskanal auf den Weg ins Leben macht, trägt Hoffnung in sich. Er geht diesen Weg im Vertrauen, dass ihn am Ende Licht, Wärme und Geborgenheit erwarten. Ebenso folgt jede kleine Pflanze ihrer inneren Veranlagung: Sie treibt Wurzeln in die Erde und bricht durch die Erdkruste, in der Hoffnung, dass es Licht gibt. Kein Mensch muss diesem Säugling oder der Pflanze Hoffnung geben – sie sind Hoffnung, per se. Denn Leben ist auf Hoffnung hin ausgerichtet. Hoffnung ist ein anderes Wort für Leben. 

Hoffnung kann nicht gegeben, aber genommen werden 

Ein Baum im Herbst verliert seine Blätter, doch er braucht keine Zusicherung, dass der Frühling kommen wird. Diese Gewissheit ist in ihm. Schon der Samen, aus dem er wuchs, trug Hoffnung in sich. Auch wir Menschen sind so geschaffen. Ein Kind, das laufen lernt, tut dies in der Hoffnung, dass es gelingen wird, ohne dass jemand es ihm garantieren muss. 

Doch ich sehe auch, dass viele Menschen ihre Hoffnung nicht mehr spüren. Denn während niemand uns Hoffnung geben kann, kann sie uns genommen werden. Zweifel, Angst, schlechte Nachrichten und Krisen können uns von unserer inneren Hoffnung entfremden. Sie stehlen uns einen wesentlichen Teil des Lebens. In Zeiten der Unsicherheit geht es daher nicht darum, Hoffnung zu finden, sondern sie zu bewahren. Unsere Aufgabe ist es, zur eigenen Lebendigkeit zurückzufinden. 

Die Kraft der kleinen Momente 

Hoffnung zeigt sich nicht nur in großen Ereignissen, sondern im Alltag, in den kleinen Momenten des Lebens. In der Freude über eine Blume, die in meinem Zimmer blüht. In der verspielten Lebendigkeit meiner Katzen, jede mit ihrem eigenen Wesen und ihrer unerschütterlichen Hoffnung. In der Wärme einer Tasse Kaffee am Morgen, im Geschmack, im Duft, im einfachen Sein. 

Hoffnung als gelebte Lebendigkeit 

Hoffnung ist nicht in erster Linie ein Warten auf bessere Zeiten. Hoffnung ist das Spüren des Lebens selbst. Wer die Beziehung zu seinem Leben und zu seiner Lebendigkeit pflegt, wird die Hoffnung nie verlieren. Dann kann sie auch niemand rauben. Wer sich seine Hoffnung nehmen lässt, entfernt sich vom Weg des Lebens. 

Um Hoffnung zu haben, brauchen wir keine garantierte Aussicht auf Veränderung oder Rettung. Wir müssen nur das Leben selbst spüren. Und dann kann es sein, dass selbst die auswegloseste Situation noch einen Spalt öffnet, durch den das Licht in unser Leben fällt. 

Die österliche Botschaft der Hoffnung 

Ostern erinnert uns an diesen Spalt, den Jesus uns mit seiner Auferstehung geschenkt hat. Durch ihn fällt das göttliche Licht in unser Dasein. Es lässt uns unser Leben und unsere Hoffnung wieder erkennen. Es lehrt uns das unerschütterliche Vertrauen, das Oscar Wilde einst so formulierte: „Am Ende wird alles gut. Und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende.“ 

Br. David Damberg OSB, Cella St. Benedikt Hannover

H  Haltung: Hilf mir, mich in die Haltung des Hoffens einzuüben, auch und vor allem, wenn in der Welt nichts dafürspricht.   
O  Ohren: Schenke mir offene Ohren, um das Wort zu hören, das aufrichtet und stärkt.  
F  Ein Funke reicht aus: Entzünde den Funken, der mich neue Kraft tanken lässt.  
F  Freund: Sei ein unsichtbarer Begleiter, der Freund, der mich trägt, wenn ich nicht mehr kann, auch dann noch, wenn ich versagt und Dich verraten habe.  
N  Nicht müde werden: Lass mich ausruhen und Kraft schöpfen! Doch hole mich unter dem Ginsterstrauß hervor, auch wenn ich nicht mehr will.   
U  Unerwartet: Lass mich wach bleiben, das Unerwartete zu erwarten, und lernen, Dir zu vertrauen, dass Du in allem bist und ich der wunderbare Gedanke sein darf, als den Du mich gedacht hast.  
N  Neues beginnen: Schenke mir den Mut, das Vertrauen und die Kraft, aufzustehen und loszugehen.  
G  Gottes Liebe: Hilf mir, mich von Dir lieben zu lassen und mich nicht mehr vor Dir zu verstecken  

Priska Litwiakow, Gast der OASE

Vergebung – Boden für das Neue 

Wenn etwas Wichtiges schiefgegangen ist, braucht man jemanden, mit dem man darüber sprechen kann. 
Denn sonst arbeitet es in einem weiter und belegt unsere Gedanken, unser Gemüt und die Gefühle. Das trifft besonders dann zu, wenn uns bewusst wird, dass wir jemanden verletzt, geschädigt oder achtlos übergangen haben. Schuldgefühle kommen hoch. Sie können uns ängstigen. Manchmal spielt sich dann im Inneren ein Kampf ab, und die Anspannung kann lange andauern. Sie belastet uns, besonders dann, wenn wir uns verschließen und Beziehungen empfindlich gestört sind. Das geschieht, wenn wir es selbst waren, von denen die Probleme ausgegangen sind. 
Wie kommen wir aus dieser Sackgasse heraus? Nur durch die Vergebung. Es ist schwer, den eigenen Fehler einzusehen und zuzugeben. Durch das Eingeständnis fällt ein Schatten auf uns, wir werden angreifbar. Und doch leiden wir unter dem, was wir angerichtet haben und bitten um Vergebung.
Die Vergebung setzt einen neuen Anfang, das zerbrochene Vertrauen wird geheilt. Man kann sich wieder in die Augen sehen, einander die Hand geben. Die Zuversicht auf ein versöhntes Verhältnis bricht auf. „Die Verzeihung bereitet den Boden für das Neue, für das Andere.“ (Byung-Chul Han)
Woher kommt der Mut zur Vergebung? Aus einer guten Stimmung heraus? Durch ein ererbtes Naturell? Oder aus dem Glauben heraus, dass von Gott eine vergebende Kraft ausgeht? Hoffnung ist wie ein Wunder, das man nicht erwerben oder herbeizaubern, sondern nur suchen kann. Es kommt uns zuvor und umfängt uns. Das lässt hoffen. Und macht uns zur Vergebung bereit. 

P. Johannes Sauerwald OSB, Seelsorger und Bibliothekar der Abtei Königsmünster

Was mir in meinem Leben und in meiner Arbeit Hoffnung gibt 

Meine Arbeit in meiner Abtei in Tansania empfinde ich als großes Geschenk, aber auch immer wieder als eine Herausforderung. Sie gibt mir in meinem Leben als Benediktiner große Hoffnung durch meinen tiefen unerschütterlichen Glauben in Gottes Gegenwart, selbst in Momenten der Unsicherheit. 

Seelsorge, Beratung und das Spenden der Sakramente bestimmen meine Tage und erinnern mich daran, dass das Herzstück meiner Berufung darin besteht, andere Menschen zu begleiten und vor allem dem lebendigen Gott zu begegnen, den ich in jedem Augenblick an meiner Seite spüre. 

Bei den vielen Menschen, denen ich in meiner Heimat begegne und diene, bemerke ich im Gebet, in dem Frieden gesucht wird, und auch bei der Rückkehr von Menschen in die Kirche viele kleine und große Hoffnungen. In einfachen und tiefen Momenten aller meiner Begegnungen, im Gebet und in meinem Dienst werde ich daran erinnert, dass Hoffnung nicht abstrakt, sondern ganz lebendig ist. 

In der Eucharistie erfahren ich und wir alle die Liebe Christi, im Sakrament Momente der persönlichen Besinnung und eine tiefe Hoffnung der Verbundenheit aller im Glauben. 

Hoffnung ist für mich eine Gnade Gottes, die mich durch Höhen und Tiefen meines Lebens und meines Dienstes trägt. Sie erinnert mich daran, dass das Licht selbst in dunkelsten Zeiten durchbrechen kann. 

Jedes Jahr zur Fastenzeit verleiht mir die Hoffnung auf Erneuerung und Auferstehung eine ganz besondere und unermessliche Kraft. Für mein Leben wünsche ich mir immerwährende Hoffnung und auch für meine Arbeit ist Hoffnung die Grundlage für alles, was ich tue. 

Mein Wunsch ist, dass wir uns alle durch den Glauben dazu aufgerufen fühlen, Träger dieser Hoffnung für andere zu sein. 

Ich wünsche Ihnen viel Segen für die Fastenzeit und darüber hinaus! 

P. Victor Chambi OSB ist Mönch der Benediktinerabtei Mvimwa in Tansania. Von 2018 bis 2024 hat er bei uns und in der Cella St. Benedikt in Hannover gelebt und in Salzburg Theologie studiert. Im Juli 2024 wurde er zum Priester geweiht. Ende des letzten Jahres wurde er zum Prior der Abtei Mvimwa ernannt.

Hoffnung in bewegten Zeiten 

Wir leben in bewegten Zeiten. Gefühlt ist „seit Corona“ nichts mehr, wie es einmal war – und der Ausbruch der Pandemie jährt sich jetzt zum fünften Mal. Hinzu kommt die politische Lage. Alles scheint sich zu ändern, dabei hatten wir uns doch recht bequem eingerichtet.
Was trägt mich in der Veränderung? Schnell fallen mir dazu die Basics ein: mein Glaube, menschliche Beziehungen, Stille, Musik, Texte, die Natur. Diese Liste kann sicher jede:r für sich individuell und schnell ergänzen. 
Wenn ich allerdings länger darüber nachdenke, dann zeigt sich, dass für mich der Austausch und die Begegnung mit jungen Menschen essenziell sind. Ich unterrichte an einem Gymnasium die Fächer Deutsch, Musik, katholische Religion und Stressmanagement. Die Inhalte dieser Schulfächer haben sehr oft das Potenzial, im Gespräch, im Austausch, in der Diskussion an Wesentliches heranzukommen. Dabei öffnen sich zuerst die Menschen, angeregt, berührt oder auch provoziert von Inhalten. Und dann eröffnen sich für alle neue Welten, Gedanken und auch Hoffnungen. Gleichzeitig entsteht Beziehung, gegenseitiges Verstehen über die Altersunterschiede hinweg und jenseits der Schulsituation. Und ich bin immer wieder gefordert, mich und meinen Standpunkt zu reflektieren und zu überdenken. Nach inzwischen über 30 Jahren als Lehrerin empfinde ich das immer mehr als ein Geschenk: im Austausch bleiben zu dürfen mit jungen Menschen und dadurch die Zukunft mitgestalten zu können; eigene Lebenserfahrung und Wissen weitergeben zu können und selbst am Puls der Zeit zu bleiben. Als mir vor vielen Jahren eine ältere Kollegin sagte: „Du, ich soll Dich von meiner Nichte sehr herzlich grüßen. Sie hat ihr erstes Kind taufen lassen, weil sie für ihr Kind möchte, dass es den Glauben so erleben kann, wie Du ihn im Religionsunterricht vermittelt hast.“, war das für mich ein Moment tiefer Freude, Bestätigung und Dankbarkeit. 
Auf eine ganz neue Weise ist mir dies während meiner Reise nach Tansania bewusst geworden: Ich durfte mehrere Schulen besuchen und bin dort mit Kolleg:innen und Schüler:innen in Kontakt gekommen. Die Bedeutung von Bildung ist dort sehr präsent zu spüren. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, meine Schule so selbstbewusst und dankbar zu zeigen, wie ich es bei den afrikanischen Kolleg:innen erlebt habe. Beeindruckend waren auch das wache Interesse und die Identifizierung der Schüler:innen mit ihrer Schule und ihre Dankbarkeit den Lehrenden gegenüber. Die Erlebnisse in Tansania haben mir sehr deutlich und vor allem auch nachhaltig vor Augen geführt, wie wichtig und bereichernd mein Beruf  – meine Berufung?! – ist und dass Menschen weltweit an diesem Projekt, die jungen Menschen fit für das Leben zu machen, mitarbeiten. Das trägt!
Dank der sozialen Medien bin ich weiter im Austausch mit den Freund:innen in Tansania und habe gerade von einem dortigen Kollegen einen schönen Satz geschickt bekommen:
„Is my hope, you are in good condition as well as your students, because we are traveling with the same boat.”
Wir sind alle in demselben Boot unterwegs, rund um die Welt, unterschiedlich in Methodik, Didaktik, Ausstattung und Weltanschauung, aber alle mit demselben Ziel, das Leben zu unterstützen.
Gott sei Dank! 

Erdmuthe Lüttig, OblOSB, Cella Sankt Benedikt/Hannover, Oblatin der Abtei Königsmünster, Lehrerin an einem Gymnasium in Hannover

Was gibt mir Hoffnung? 

Ich habe mir vorgenommen, immer wenn ich Nachrichten höre oder lese zu unterscheiden, welche Möglichkeiten des Handelns ich habe. Das heißt für mich, dass ich bei allen negativen Meldungen mich nicht der Resignation hingebe. Was kann ich tun? Wie begegne ich Menschen? Freundlich oder verbittert? Was kann ich gegen die Armut tun? Begegne ich dem Obdachlosen auf Augenhöhe? Helfe ich, im Rahmen meiner Möglichkeiten diese Welt humaner zu gestalten? Bei uns im Kloster gibt es den Spruch: „Lächeln, immer nur lächeln“. Das ist ironisch gemeint. Ich kann nicht immer lächeln. Aber wenn ich einem Säugling oder einem Kind begegne, und diese lächeln mich an, dann gibt mir das Hoffnung. Jeder Mensch hat so viel Potenzial in sich. Ich kann so viel Gutes bewirken.  

Was gibt mir Hoffnung? 

Ich versuche die Dinge in Relation zu setzen: 20 %, die AfD gewählt haben, heißt auch, dass 80 % demokratische Parteien gewählt haben.
Es gibt viel Armut in der Welt, aber auch Sternsingeraktionen, die unglaublich viel Spenden sammeln.
Ja, es gibt Fremdenfeindlichkeit, aber auch unglaublich viele ehrenamtliche Initiativen der Flüchtlingshilfe.
Es gibt Leiden und Tod – und es gibt die Hospizarbeit und so viele Menschen, die in der Pflege oder Medizin arbeiten. 

Was gibt mir Hoffnung? 

Aus meiner religiösen Sichtweise gibt mir Hoffnung, dass wir der endgültigen Vollendung entgegengehen. Das heißt für mich, alles, was Unheil ist, wird in der Ewigkeit geheilt sein. Alles, was heute an Unrecht geschieht, wird von Gott ins Recht gesetzt. Dieser Glaube gibt mir schon heute Kraft und Zuversicht. Ich bin nicht blauäugig oder laufe mit einer rosaroten Brille durch die Gegend. Aber der Glaube an das Gute, das in jedem Menschen zu Hause ist, der Glaube, selbst an der Welt mitgestalten zu können, der Glaube, dass alles Leben der Vollendung entgegengeht, verschafft mir Hoffnung. 

Br. Benjamin Altemeier OSB, Leiter des Gastbereichs der Abtei Königsmünster

Trotzdem 

Noch nie haben so viele Menschen der Kirche den Rücken gekehrt wie in den letzten drei Jahren. Säkularisierung ist zu einem Megatrend geworden. Auch viele Menschen aus dem innersten Kern der Kirche entfremden sich zunehmend von ihr, weil sie die Hoffnung auf Veränderungen aufgegeben haben. Jan Loffeld, Priester des Bistums Münster und Professor für Praktische Theologie in Utrecht, folgert daraus, dass Gott für viele irrelevant geworden ist, dass man/frau ihn nicht mehr braucht. Er spricht deshalb von Apatheismus. Apatheisten sind der Religion gegenüber apathisch, gleichgültig, und zwar nicht nur gegenüber religiösen Antworten, sondern sie stellen auch keine Fragen mehr, die in den Raum des Transzendenten weisen. 

Dies alles könnte leicht zu Resignation und Hoffnungslosigkeit führen. Nicht so bei mir. Ganz im Gegenteil spornt mich dies an, nach neuen Zeichen der Hoffnung und neuen Wegen zu Gott zu suchen. Denn die Kraft der Hoffnung, davon bin ich überzeugt, eröffnet immer neue Horizonte – ungeachtet aller Frustration und Enttäuschung. Deshalb habe ich zusammen mit einer Mitschwester ein Gesprächsangebot für Menschen entwickelt, die der Kirche den Rücken gekehrt haben oder im Begriff sind, dies zu tun. Wir haben ihm den Titel „Trotzdem“ gegeben und laden dazu ein, sich die eigenen Sorgen, Enttäuschungen und den eigenen Frust von der Seele zu reden und nach neuen Perspektiven zu suchen. Wir möchten einen Raum bieten, in dem vorurteilsfrei zugehört wird und alle sich angenommen fühlen dürfen. 

Wir waren gespannt, wie die Menschen auf dieses unser (klösterliches) Angebot reagieren würden. Apathisch, gleichgültig, ablehnend? Das genaue Gegenteil ist der Fall. Die Resonanz hat uns überrascht: Interesse, Anerkennung, Neugier, Lob, Dankbarkeit, Freude, Ermutigung. Eine ganze Bandbreite von Reaktionen erreichte uns. Viele haben sich bereits angemeldet zu den verschiedenen Treffen. Das macht mir und uns Hoffnung. Wie sagte doch Charles Péguy einst in seinem Buch „Das Mysterium der Hoffnung“: Die Hoffnung sieht das, was noch nicht ist und sein wird. Sie liebt das, was noch nicht ist und sein wird. In der Zukunft der Zeit und der Ewigkeit. 

Sr. Philippa Rath OSB ist Benediktinerin der Abtei St. Hildegard in Rüdesheim-Eibingen. Sie ist Verantwortliche für die Öffentlichkeitsarbeit, Mitglied im Synodalen Weg der Kirche in Deutschland und setzt sich für Reformen in der katholischen Kirche ein.

Und auch ihr als lebendige Steine erbaut euch zum geistlichen Hause und zur heiligen Priesterschaft, zu opfern geistliche Opfer, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus.(1 Petrus 2,5) 

Die Hoffnung hat eine besondere Qualität in Familien, in denen ein Kind an einer schweren Krankheit leidet oder eine Einschränkung hat. Hoffnung kann in diesen Fällen eine Kraftquelle sein, aber manchmal wagt man auch gar nichts mehr zu hoffen, scheint alles vergebens. Es ist eine Berg- und Talfahrt, ein Auf und Ab. Mal gibt es positive Überraschungen, Entwicklungen, die wie Quantensprünge sind, mal muss man Fortschritte mit dem Mikroskop suchen, so klein sind sie.
Mein Bruder Christian und seine Frau Manuela haben drei Pflegekinder: Nino, Jana und Leoni. Der Älteste von ihnen ist Nino, und Nino ist Autist. Es ist einer diese seltsamen Zufälle des Lebens, dass das Pflegeeltern -Abenteuer von Christian und Manu zur gleichen Zeit begann, zu der ich in Düsseldorf getauft wurde. Im Jahr 2010 machten wir uns alle auf zu neuen abenteuerlichen Wegen. Abenteuer ist wohl sehr untertrieben, wenn man sich auf den Weg macht, eine Familie zu gründen, und das mit einem Kind, das einem zur Obhut anvertraut wurde.
Der Weg, der mit Nino begann, war unsicher; Neues zu lernen jeden Tag ist herausfordernd. Und dann das tiefe Gefühl, dass da etwas nicht stimmt, die Hoffnung, dass man sich das vielleicht doch nur einbildet. Und dann der weite Weg zu einer Diagnose.
Herausfordernd ist auch für Nino sein ganzes Leben. In der Familie findet er Halt und Struktur. Manchmal sind es seine Geschwister, die am besten wissen, was gerade mit Nino los ist. Die drei Kids stützen sich, aber Jana und Leonie wissen auch gut, wann sie Nino mal ein Stoppschild zeigen müssen.
Unsere Gesellschaft dagegen weiß immer noch so wenig, was Autismus ist. Wie lebt es sich, wenn die Umwelt auf einen ungefiltert einströmt?
Und es gibt immer noch viele Vorurteile gegenüber Menschen mit Einschränkungen. Inklusion ist ein schönes Versprechen, das aber von unserem Staat oft nicht eingelöst wird. Behinderung ist nicht etwas, was Menschen haben, es ist das ganz bewusste Handeln einer optimierten Welt, die möglichst wenig für Menschen tun möchte, die nicht unserer Norm entsprechen.
Ich bin gerne dort zu Besuch, es ist so wunderbar bunt und turbulent. Alles ist so lebendig.
Mama, Papa, drei Kinder und drei Katzen.
Das kann aber auch mal auf die Nerven gehen, zugegeben. Und das, wo ich doch als ach so „normaler“ Mensch alles so gut filtern kann.
Ich bewundere meine Schwägerin und meinen Bruder, wie sie das alles händeln. Und manchmal habe ich auch ein wenig die Sorge, dass sie selbst dabei unter die Räder kommen könnten. Ich glaube, ich habe ihnen noch nie gesagt, wie stolz ich auf sie alle bin.
Nino hat eine große Leidenschaft. Er baut gerne alles mögliche aus Legosteinen. Und das macht er in einer Geschwindigkeit, die beeindruckend ist. Während man selbst gerade versucht, die Bauanleitung zu entziffern, hat er schon den ersten Bauabschnitt gelöst.
Vor kurzem hat er an einem Projekt mitgearbeitet, in dem Rollstuhlrampen aus Legosteinen gebaut werden.
Viele Orte sind für Rollstuhlfahrer nicht zu erreichen, weil gleich am Eingang eine Stufe ein Hineinkommen unmöglich macht. Eine Rampe aus Legosteinen ist dann eine kostengünstige, unbürokratische, bunte und schnelle Lösung für dieses Problem.
Bunte Lösungen sind vielleicht auch das, was unserer Welt gerade jetzt Hoffnung geben kann. Je mehr wir uns gegenseitig über Hindernisse helfen, umso leichter wird es für jeden von uns werden. Doch dafür ist Vielfalt notwendig.
Jeder Mensch ist einzigartig, ein Kind Gottes, wichtig und unendlich kostbar.
Divers wird aber mittlerweile von einigen Menschen als Schimpfwort verwendet, dabei ist es eine Hoffnung, denn kein Haus und keine Zukunft lässt sich nur mit einer Sorte Steinen bauen. 

Br. Balthasar Hartmann OSB ist Mönch der Abtei Königsmünster. Er ist tätig als Pförtner, Gastbruder und in der Kursarbeit im Haus der Stille.

Die Vorbereitung auf eine Fastenwallfahrt unterscheidet sich sehr von der Planung einer gewöhnlichen Reise. Man muss keine Karten oder Routen studieren, das iPhone laden oder den Navigator vorbereiten. Wir werden weder Museen noch Kathedralen besuchen und müssen auch keinen Tisch in einem Restaurant reservieren. Das Ziel kennen wir alle, aber viele der kleinen Details werden spontan entschieden. Jetzt geht es darum, alles hinter uns zu lassen, was uns den Anfang oder das Weitermachen erschweren wird.
Die Fastenzeit hat viel damit zu tun, Vergangenes hinter sich zu lassen, um nach vorne schauen zu können. Vergangenheit und Gegenwart sind manchmal ein Ballast, der uns daran hindert, der Zukunft hoffnungsvoll entgegenzusehen: Gaza, die Ukraine … oder vielleicht die Probleme mit meinen Kindern, die finanzielle Situation der Familie, meine alternde Gemeinschaft oder einfach nur der Mangel an Begeisterung und die Müdigkeit, die uns daran hindert, das Leben zu genießen.
Loslassen zu können ist so schwierig und schmerzhaft wie notwendig. Aber all das hinter uns zu lassen, was uns am Weitergehen hindert, befreit uns von der ermüdenden Routine des Alltags und eröffnet uns den Horizont unserer selbst, damit wir entdecken können, warum Gott uns in diesem Moment der Geschichte erschaffen hat.
Vielleicht ist es keine schlechte Idee, sich in die Fastenzeit zu begeben, um eine Zeit lang mit sich selbst allein zu sein und Zeit für Stille und Einsamkeit zu lassen. In der Wüste des Fastenwegs lernt man zu schätzen, was wirklich zählt, und das, was nicht mehr gebraucht wird, zu relativieren. Am Ende nur ich und Du; dieses Du, dass uns das tiefste Innere meines Selbst zeigt.
Ein wenig Asche auf unserer Stirn ist das Zeichen, das uns einlädt, den Weg zu beginnen. 
Let’s go! 

+ Javier Aparicio OSB
(Photo: Der Wanderer über dem Nebelmeer, Caspar David Friedrich; Wikipedia) 

Abt Javier Aparicio Suarez OSB, Mönch der Erzabtei St. Ottilien, wurde im Januar 2025 zum Abtpräses der Missionsbenediktiner gewählt.

40 x Hoffnung 

„40 x Hoffnung“ – unter diesem Thema möchten wir Sie und Euch in dieser Fastenzeit mitnehmen auf einen Weg der Hoffnung. Papst Franziskus hat dieses Heilige Jahr unter das Motto „Pilger der Hoffnung“ gestellt und damit deutlich gemacht, dass wir mit einer Hoffnung unterwegs sind. Gerade in der vierzigtägigen Vorbereitungszeit auf Ostern hin wird diese Dimension unseres Glaubens besonders deutlich – denn wir bereiten uns auf das vor, was Grund unserer Hoffnung auf Erlösung ist: das Fest der Auferstehung Jesu, an dem das Leben über den Tod gesiegt hat. 

Gerade unsere Zeit hat Hoffnung nötig. Denn überall um uns herum, im Großen und im Kleinen, erleben wir, wie Hoffnungslosigkeit und Resignation um sich greifen. So möchten wir bewusst gegen die Hoffnungslosigkeit unserer Zeit Hoffnung vermitteln, indem Mönche unserer Abtei und Freundinnen und Freunde unserer Gemeinschaft an den einzelnen Tagen von der Hoffnung erzählen, die sie in ihrem Leben bewegt.  

An den Werktagen der Fastenzeit, montags bis samstags, erhalten Sie einen Impuls, sodass von heute an genau 40 Hoffnungsimpulse zusammenkommen. Die Sonntage sind sozusagen „impulsfrei“; für diese Tage verweisen wir auf die Predigten der verschiedenen Brüder, die wir zeitnah auf unserer Homepage veröffentlichen.  

Zu Beginn an diesem Aschermittwoch möchten wir ein Wort von Karl Rahner zitieren:
Die Tugend des Alltags ist die Hoffnung, in der man das Mögliche tut und das Unmögliche Gott zutraut. 

Hoffnung als Tugend des Alltags, die mich nicht davon entbindet, das zu tun, was mir möglich ist, die mich aber auch entlastet, weil nicht alles allein in meiner Hand liegt und ich darauf vertrauen darf, dass Gott das vollendet, was mir unmöglich erscheint – das wäre ein guter Beginn für die kommenden 40 Tage auf Ostern hin. 

Für das Vorbereitungsteam der Impulse
Br. Benedikt Müller OSB
P. Maurus Runge OSB