Abteigespräch mit Alice Hasters
„Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten“ – so lautet der Titel eines viel beachteten Buches der Journalistin und Autorin Alice Hasters, in dem sie über rassistische Erfahrungen berichtet, denen sie in ihrem Alltag oft ausgesetzt ist. In einem Abteigespräch war sie am Abend des 30. Juni 2025 bei uns zu Gast und las aus ihren Büchern. Es geht dabei nicht so sehr um den großen, „politischen“ Rassismus, sondern um ganz alltägliche Erfahrungen, die sich in scheinbar beiläufigen Verhaltensweisen und Redewendungen offenbaren. Oft sind sie gar nicht böse gemeint, sind aber in ihrer Fülle dennoch verletzend. So steht hinter der scheinbar interessierten Frage „Woher kommst du?“, wenn sie an eine Schwarze Frau gerichtet wird, oft das unausgesprochene „Woher kommst du wirklich?“, das ungläubig reagiert, wenn die Antwort in akzentfreiem Deutsch lautet: „Aus Köln.“ Alice Hasters berichtete von einer Spardose mit rassistischen Motiven, die sie in einem Laden ihrer Heimatstadt Köln gesehen hat. Es kostete sie damalsÜberwindung, dieses Motiv zur Sprache zu bringen. Doch ihre Überzeugung ist, dass Schweigen uns nicht schützt und dass es heilsamer sein kann, Dinge offen anzusprechen, um auf lange Sicht eine Veränderung in den Köpfen und Herzen ihrer Mitmenschen zu bewirken.
In einem zweiten Kapitel ging Frau Hasters auf die unselige Verbindung von Mission und Kolonialismus ein, die auch in unserer missionsbenediktinischen Geschichte eine Rolle spielt. Gerade die Kirchen mit ihrem Konzept der Nächstenliebe sollten eigentlich Vorreiter im Kampf gegen Rassismus und für Menschenwürde sein, offenbaren aber leider zu oft noch alte koloniale Denkmuster aus der Vergangenheit. Auch gegenüber Programmen von Volunteers, also Freiwilligen, die einige Monate in Ländern des Globalen Südens arbeiten, zeigte sie sich kritisch, denn zu oft sei hier das Phänomen des „White Saviorism“ im Spiel, eines „Weißen Rettertums“, der meint, anderen Kulturen das alleinseligmachende Heil zu bringen. In der anschließenden Diskussion wurde allerdings deutlich, dass hier auch unterschieden werden muss und dass ein Aufenthalt in einer fremden Kultur, der gut begleitet ist, durchaus auch bereichernd für beide Seiten sein kann und zum gegenseitigen Verständnis beiträgt.
Schließlich las Alice Hasters noch einige Passagen aus ihrem Buch „Identitätskrise“, das im Zuge der vielfältigen Krisen 2021 erschienen ist und in dem sie sich kritisch mit der Selbsterzählung vom friedlichen und freiheitsliebenden Westen auseinandersetzt.
Im Anschluss an die Lesung gab es eine engagierte Diskussion mit den ca. 70 anwesenden Zuhörerinnen und Zuhörern, bei denen auch kritische Nachfragen zur Sprache kamen. Hier wurde deutlich, wie wichtig es ist, bei aller Unterschiedlichkeit der Meinungen miteinander im Gespräch zu sein. Diesem Anliegen sind unsere Abteigespräche verpflichtet. Die Königsfigur des Bonner Künstlers Rals Knoblauch war auch an diesem Abend wieder dabei und machte auf die königliche Würde jedes Menschen aufmerksam – ein Anliegen, dem auch die Bücher von Frau Hasters dienen. Wir danken Alice Hasters für ihren Besuch bei uns und wünschen ihr weiterhin viel Freude bei ihrer Arbeit.





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