Menschen der Hoffnung: Ruth Pfau (11.12.2024)
Neue Wege wagen, indem man Brücken baut
Die Ordensschwester Ruth Pfau ( * 9.September 1929 in Leipzig; † 10. August 2017 in Karatschi) ist in ihrem Leben viele neue Wege gegangen. Als Medizinstudentin konvertierte sie zum katholischen Glauben und trat später in den Orden der „Gesellschaft der Töchter des Herzens Mariä“ ein. Das passte an sich sehr gut, denn in ihrem Leben ist sie auch oft spontan ihrem Herzen, ähnlich wie Maria, gefolgt, und ihr Lebensweg hat dann eine ganz neue Richtung genommen.
Als ihr Orden sie nach Indien aussandte, musste sie einen Zwangsstopp bei Mitschwestern in Pakistan einlegen, da das Visum für Indien auf sich warten ließ. Bei einem Krankenhausbesuch erlebte sie das Leid von Leprakranken, und sie beschoss gleich vor Ort zu bleiben und den Kranken dort zu helfen. Der Rest ist Geschichte.
Schwester Ruth bekämpfte ihr Leben lang die Lepra und Tuberkulose in Pakistan und schaffte es, dass die Krankheiten dort heute weitgehend besiegt sind. Sie wurde zu einer geschätzten und viel geehrten Person, und nach ihrem Tod bekam sie sogar ein Staatsbegräbnis, auch wenn sie das sicher so nie gewollt hätte. Denn sie blieb immer auf dem Boden, und ihre Arbeit mit Menschen war ihr das Wichtigste.
Dass Pakistan ein islamisch geprägtes Land ist und die Strukturen eher patriarchalisch sind, war für sie dabei kein Hindernis, denn sie ließ sich selbst nie von Vorurteilen leiten, sondern sah immer die Chancen und Möglichkeiten, die sich auftun, wenn man neue Wege geht und dabei eine Herzens-Brücke zwischen Religionen und Kulturen baut.
Br. Balthasar Hartmann OSB