60 Jahre II. Vatikanisches Konzil (4)

In unserem „Gruß“ stellt unser Bibliothekar, P. Johannes, regelmäßig Bücher unserer klösterlichen Tischlesung vor. Passend zum 60. Jahrestag der Eröffnung des 2. Vatikanischen Konzils haben wir die Memoiren von Rembert Weakland, Abtprimas der Benediktiner in der unmittelbaren Nachkonzilszeit von 1967-77, vorgelesen. Seine Lebenserinnerungen sind vor kurzem in deutscher Übersetzung im Vier-Türme-Verlag erschienen und können in unserem Abteiladen bestellt werden:

Bei Tisch vorgelesen

Rembert Weakland: Leben zwischen Rissen. Erinnerungen eines Erzbischofs
Übersetzt von Heidi Rygh

Der frühere Abtprimas der Benediktiner von 1967-1977, Erzbischof von Milwaukee USA von 1977-2002, war eine „der profiliertesten Persönlichkeiten des nachkonziliaren Amerika“ (Biographia Benedictina). Er hat nach seinem Rücktritt als Erzbischof eine Biographie verfasst, die nach 13 Jahren in deutscher Übersetzung erschienen ist. Darin blickt er auf ein spannungsreiches Leben zurück. Er geht auch auf einen Skandal ein, der das Ende seiner kirchlichen Karriere bedeutete. Während seiner Kindheit in armen Verhältnissen einer Kleinstadt in Pennsylvania kam schon früh die musikalische Begabung zum Vorschein, die von seiner Mutter gefördert wurde. Im Jahre 1940 trat er in die von bayrischen Benediktinern gegründete Abtei St. Vincent ein. Dort lernte er den gregorianischen Choral kennen und lieben. Nach der Priesterweihe und Promotion in Musikwissenschaft wurde er 1963 zum Abt von St. Vincent und 4 Jahre später zum Abtprimas der weltweiten Benediktinerkonföderation gewählt. Was den Bericht über die 10-jährige Amtszeit (1967-1977) in Rom für uns heute so spannend macht, sind die Hintergrundinformationen über die damaligen Verhältnisse in der Kurie, Weaklands freundschaftliche Beziehung zu Papst Paul VI. und die Kämpfe um die Reform der Benediktinerklöster nach dem 2. Vatikanum. Ihm ging es vor allem darum, die benediktinischen Klöster zu besuchen und in ihrem Ringen um eine zeigemäße Erneuerung zu ermutigen. Als er dann zum Bischof von Milwaukee ernannt wurde, übernahm er eine schwierige Aufgabe. Die Beziehungen der US-amerikanischen Kirche zu Papst Johannes Paul II. und zu verschiedenen Kurienmitgliedern waren von Spannungen und Missverständnissen geprägt. Das zeigte sich z. B. vor allem bei Themen wie dem Verständnis der katholischen Sexualethik, Liturgiereform, Abtreibung, Betonung der kirchlichen Zentralgewalt in Rom, Homosexualität, Beteiligung von katholischen Laien am kirchlichen Leben. Dieses umfangreiche Buch liest sich zügig und macht nachdenklich. / js

Vier-Türme-Verlag Münsterschwarzach 2022
ISBN 978-3-7365-0425-7
638 Seiten, 36,00 EUR