40 x Hoffnung (6/40 – Dienstag der 1. Fastenwoche)
Hoffnung in bewegten Zeiten
Wir leben in bewegten Zeiten. Gefühlt ist „seit Corona“ nichts mehr, wie es einmal war – und der Ausbruch der Pandemie jährt sich jetzt zum fünften Mal. Hinzu kommt die politische Lage. Alles scheint sich zu ändern, dabei hatten wir uns doch recht bequem eingerichtet.
Was trägt mich in der Veränderung? Schnell fallen mir dazu die Basics ein: mein Glaube, menschliche Beziehungen, Stille, Musik, Texte, die Natur. Diese Liste kann sicher jede:r für sich individuell und schnell ergänzen.
Wenn ich allerdings länger darüber nachdenke, dann zeigt sich, dass für mich der Austausch und die Begegnung mit jungen Menschen essenziell sind. Ich unterrichte an einem Gymnasium die Fächer Deutsch, Musik, katholische Religion und Stressmanagement. Die Inhalte dieser Schulfächer haben sehr oft das Potenzial, im Gespräch, im Austausch, in der Diskussion an Wesentliches heranzukommen. Dabei öffnen sich zuerst die Menschen, angeregt, berührt oder auch provoziert von Inhalten. Und dann eröffnen sich für alle neue Welten, Gedanken und auch Hoffnungen. Gleichzeitig entsteht Beziehung, gegenseitiges Verstehen über die Altersunterschiede hinweg und jenseits der Schulsituation. Und ich bin immer wieder gefordert, mich und meinen Standpunkt zu reflektieren und zu überdenken. Nach inzwischen über 30 Jahren als Lehrerin empfinde ich das immer mehr als ein Geschenk: im Austausch bleiben zu dürfen mit jungen Menschen und dadurch die Zukunft mitgestalten zu können; eigene Lebenserfahrung und Wissen weitergeben zu können und selbst am Puls der Zeit zu bleiben. Als mir vor vielen Jahren eine ältere Kollegin sagte: „Du, ich soll Dich von meiner Nichte sehr herzlich grüßen. Sie hat ihr erstes Kind taufen lassen, weil sie für ihr Kind möchte, dass es den Glauben so erleben kann, wie Du ihn im Religionsunterricht vermittelt hast.“, war das für mich ein Moment tiefer Freude, Bestätigung und Dankbarkeit.
Auf eine ganz neue Weise ist mir dies während meiner Reise nach Tansania bewusst geworden: Ich durfte mehrere Schulen besuchen und bin dort mit Kolleg:innen und Schüler:innen in Kontakt gekommen. Die Bedeutung von Bildung ist dort sehr präsent zu spüren. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, meine Schule so selbstbewusst und dankbar zu zeigen, wie ich es bei den afrikanischen Kolleg:innen erlebt habe. Beeindruckend waren auch das wache Interesse und die Identifizierung der Schüler:innen mit ihrer Schule und ihre Dankbarkeit den Lehrenden gegenüber. Die Erlebnisse in Tansania haben mir sehr deutlich und vor allem auch nachhaltig vor Augen geführt, wie wichtig und bereichernd mein Beruf – meine Berufung?! – ist und dass Menschen weltweit an diesem Projekt, die jungen Menschen fit für das Leben zu machen, mitarbeiten. Das trägt!
Dank der sozialen Medien bin ich weiter im Austausch mit den Freund:innen in Tansania und habe gerade von einem dortigen Kollegen einen schönen Satz geschickt bekommen:
„Is my hope, you are in good condition as well as your students, because we are traveling with the same boat.”
Wir sind alle in demselben Boot unterwegs, rund um die Welt, unterschiedlich in Methodik, Didaktik, Ausstattung und Weltanschauung, aber alle mit demselben Ziel, das Leben zu unterstützen.
Gott sei Dank!