40 x Hoffnung (21/40 – Freitag der 3. Fastenwoche)

Bild: Bistum Osnabrück/Haarmann

Ich will den Kreuzstab gerne tragen  

Bei meinen Besuchen in den Dekanaten des Bistums Osnabrück treffe ich auf Menschen und Orte, die eine besondere Ausstrahlung haben. In besonderer Erinnerung ist mir der Wallfahrtsort Lage. 

Jeden Freitagabend versammeln sich junge und ältere Beter und Beterinnen zum Gottesdienst in der Wallfahrtskirche, um anschließend in einer Kreuztracht in den eigenen Anliegen oder auch stellvertretend zu beten und zu bitten.  

Besonders in der Fastenzeit kommen Pilger und Pilgerinnen aus Kirchengemeinden oder katholischen Verbänden der Region, aber auch Familien, Freundeskreise oder Nachbarschaften, wenn es in ihrem Umfeld ein schweres Unglück oder einen Todesfall gegeben hat. 

„Wir wollen jetzt am Kreuz den tragen, der unser Leben trägt“ – sagt mir ein junger Mann, dessen Freund bei einem Motorradunfall ums Leben kam. Seine Freunde und er nehmen das ca. 140 kg schwere Kreuz auf ihre Schultern und gehen schweigend den Weg um die Kirche. Mit ihnen gehe auch ich und es fällt mir die Kantate von Johann Sebastian Bach (BWV 56) ein: 

„Ich will den Kreuzstab gerne tragen,
Er kömmt von Gottes lieber Hand,
der führet mich nach meinen Plagen
zu Gott, in das gelobte Land.

Der Wallfahrtsort Lage ist für mich zu einem Hoffnungsort in meiner Diözese geworden. Die Kreuztracht steht dafür, dass man trotz seiner Ohnmacht und Trauer etwas tun kann.  

Das Kreuz zu tragen ist eine Tat des Glaubens, von der Überzeugung getragen, dass Jesus das Leid der Menschen mitträgt und uns mit sich ins Leben mitnimmt.  

Das Kreuz tragen ist Ausdruck unserer Hoffnung, dass Tod und Leid nicht das letzte Wort haben werden, sondern der Lebendige. 

Bischof Dominicus Meier OSB, 2001-2013 Abt in Königsmünster, seit 2015 Weihbischof im Erzbistum Paderborn, seit September 2024 Bischof des Bistums Osnabrück (Foto: Pentermann)