40 x Hoffnung (19/40 – Mittwoch der 3. Fastenwoche)

Echtes Lachen und wahre Freude in schwierigen Zeiten 

Vor deinem Angesicht ist Freude in Fülle (Psalm 16,11) 

Lachen kann total ansteckend sein. In einer lustigen und heiteren Runde fängt einer an zu lachen und irgendwann machen die anderen mit. Aber die Fastenzeit verbinden viele Menschen eher nicht mit dem Lachen. Der Karneval ist schließlich vorbei. Da merke ich: Für mich gehören gerade echte Freude und das wahre Lachen zur Vorbereitung auf Ostern dazu. Nun gut, werden die denken, die mich kennen: Ich bin schließlich Kölner und feiere gerne Karneval, da ist es ja kein Wunder. Als Stimmtherapeut denke ich natürlich sofort darüber nach, was es eigentlich braucht, um ein echtes Lachen zu haben.   

„Muskel der Freude“ 

Dabei musste ich an Guillaume-Benjamin Duchenne denken, den französischen Psychologen des 19. Jahrhunderts, den „Meister des Lachens“ mit seinen ungewöhnlichen Studien. Ihm zu Ehren wird bis heute das echte Lachen als „Duchenne-Lachen“ bezeichnet.  Er erforschte den „Muskel der Freude“, der für das Lächeln zuständig ist. Die Mediziner nennen ihn heute Musculus zygomaticus major (Großer Jochbeinmuskel). Er entspringt am Jochbeinbogen und setzt dann am Mundwinkel an. So kann er die Mundwinkel nach oben und hinten ziehen. An diesem Muskel deuten wir bei unserem Gegenüber Freude und Wohlbefinden.  

Beim Lachen, Grinsen oder Schmunzeln wird diese Muskelgruppe nahezu von alleine angespannt und verleiht uns den typischen Gesichtsausdruck. Natürlich kann ich diesen Muskel auch willentlich ansteuern. Diese Ansteuerung ist aber häufig nicht so fein und differenziert, sodass im Zuschauer ein anderer Eindruck entsteht. Dann spricht man gerne von einem gekünstelten Lächeln.  

Echt oder gekünstelt 

Dafür scheint noch ein weiterer Muskel bedeutsam zu sein, der deshalb heute als der Gradmesser für die wirkliche Freude gilt, die auch von innen kommt. Das ist der äußere Teil des Augenringmuskels und bezeichnet damit das Gebiet oberhalb des Jochbeinmuskels und unterhalb unseres Auges. In diesem Bereich deuten wir die Unterschiede, denn der Augenringmuskel scheint sich schlechter allein willkürlich ohne ein freudiges Gefühl ansteuern zu lassen.  

Als im ich letzten Sommer für 14 Tage in der Abtei Mvimwa in Tansania sein durfte, bin ich vielen Menschen begegnet, die mich mit frohem Gesang begrüßt haben. Ich denke zum Beispiel an einen Abend, an dem uns P. Urbanus mit in die Pfarrgemeinde Kate genommen hat. Es ist ein Dorf, etwa eine halbe Autostunde von der Abtei entfernt, in der er als Pfarrer arbeitet. Die Fröhlichkeit dieser Menschen hat mich beeindruckt – schließlich sind die Lebenssituationen vieler Dorfbewohner aus unserer Sicht wirklich schwierig. Aber sie hatten offensichtlich genug Grund zu Freude und zum Lachen und nahmen uns mit Ihrer Musik und Ihrem Tanz hinein in ihre Freude.  

Gibt es dann ein vorösterliches Training für das Lachen und die Freude in diesen ja auch in Europa immer schwierigeren Zeiten? Zumindest lassen sich die beiden beteiligten Muskelgruppen durchaus trainieren und entspannen. Beispielsweise dadurch, dass man sie mit dem Finger in kreisenden Bewegungen massiert, dass man sie mit Wärme oder Kälte behandelt oder mit einer Creme und Gesichtsmaske einreibt.  

Lach doch mal!? 

Aber kommt wahre Freude nicht eher von innen? Und ein schönes Lächeln deshalb auch? Das finde ich auch eine spannende Frage. Das echte Lachen ist sicherlich mehr als nur ein optimales Spiel der Gesichtsmuskeln, gleichzeitig denke ich aber auch, dass bei angespannten Gesichtsmuskeln ein schönes und ansteckendes Lachen gar nicht gelingen kann – und auch die wahre Freude nicht wirklich durchkommt.  

Irgendwie scheinen meine afrikanischen Freunde es viel besser verstanden zu haben, ihre „Muskeln der Freude“ zu trainieren. Aber ich werde es mir in der Zeit vor Ostern vornehmen, damit die wahre Freude immer mehr durchbrechen kann… 

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Br. Karl-Leo Heller OSB, Cella St. Benedikt Hannover, Atem-, Sprech- und Stimmlehrer