+ Schmiedekater Zacharias (13. Oktober 2006 bis 13. Juli 2023)
Wir trauern um unseren Schmiedekater Zacharias, der vielen Gästen des Klosterberges bekannt war. Wie Katzen so sind, hat er einen eigenen kleinen Nachruf verfasst, um sich zu verabschieden, den wir hier gerne teilen:
Liebes Team der Schmiede,
liebe Kunden der Werkstatt,
liebe Gäste des Klosters,
nach 17 Jahren gemeinsamen Lebens möchte ich mich heute von Euch verabschieden.
Letzten Frühling wurde bei mir eine Niereninsuffizienz festgestellt. Noch 15 schöne Monate konnte ich als Senior der Schmiede erleben. Was für ein Zeit-Raum!
Geboren wurde ich im Juli 2006 bei einer Züchterin für Main Coone Katzen in Belecke, also ganz in der Nähe. Da hat mich Abraham gefunden und sofort ins Herz geschlossen. Er hat damals ein besonderes Datum für meinen Umzug gesetzt: Am Freitag, den 13. Oktober 2006 wurde ich – eine schwarze Katze – in die Schmiede im Klostergarten umgesiedelt. Manche mögen nun meinen, das bringt doch Unglück. Aber das Gegenteil war der Fall – 17 glückliche Jahre begannen!
Mein Leben war einfach nur schön: ich konnte im Schmiedebüro sein, wann immer ich wollte. Für Futter und Wasser war immer gesorgt. Ich bin übrigens meines Wissens nach die einzige Katze mit einer Treppe aus Edelstahl. Ich glaube, andere Materialien als Metall werden in der Schmiede auch gar nicht verarbeitet. In der Werkstatt war ich nur selten. Das fand Abraham dann wegen meines langen Fells, das schnell hätte Feuer fangen können, zu riskant. Außerdem sind Katzen reinliche und leise Tiere und der Staub und der Lärm hätten mich eher genervt. Aber manchmal bei meinen Spaziergängen habe ich doch vor den Toren der Werkstatt gesessen oder Sonja im Schmiedelager quer über den Hof besucht. Da war ich immer sehr willkommen!
Dass Katzen gerne mal eine Maus genießen, wisst Ihr ja sicher. Der Klosterpark hatte da ein reichliches Angebot, das ich in meinen jüngeren Jahren immer reichlich genutzt habe. Mit den anderen Katzen aus dem Stall war es nicht immer einfach, besonders als ich jung dazu kam, mussten wir erst einmal aushandeln, wer wann wohin darf und wo man besser seine Pfoten von lässt. Ich muss sagen, dass wir da meistens zu einigermaßen einvernehmlichen Lösungen gekommen sind, auch wenn das nicht immer ohne Streit abging. In meinen jungen Jahren hätte ich einmal fast meinen Platz verloren, was mich sterbenstraurig gemacht hat. Aber da hat dann Abraham eingegriffen und den Konkurrenten umgesiedelt.
Außer einer Blutkrankheit war ich immer gesund. Einmal musste ich sogar zum Zahnarzt. Davon weiß ich aber nicht mehr viel, weil ich betäubt wurde. Allerdings – das war schrecklich: einmal im Jahr musste ich im Auto fahren und zum Tierarzt. Da wurde mir immer angst und bange, wenn ich schon diesen Transportkorb sah! Ich hatte dann immer größte Not, dass ich abgeschafft werden sollte. Katzen bleiben doch lieber zuhause. Meine Tierärzte waren übrigens immer Frauen, die sich mit dem Praxisteam sehr nett um mich gekümmert haben! Erst Frau Weichenhahn, dann Frau Kruse und schließlich Frau Reinecke. Auch als Kater muss man geimpft werden und vor allem braucht man Wurmtabletten wegen der festlichen Mäusemahlzeiten.
Ich war übrigens auch in den Medien präsent: Auf der Titelseite von „Geliebte Katze“ war ich, dann kam ich im Firmenmagazin des ThyssenKrupp Konzerns vor und auch im Handwerksblatt war ich abgebildet.
Meine Aufgaben in der Schmiede habe ich bis zum Schluss sehr ernst genommen: Als Katze muss man Menschen immer diskret zugewandt sein. Man schaut erst vorsichtig, dann macht man ein paar Schritte auf die Menschen zu, damit man sich streicheln lassen kann. Dazu schnurrt man – das mögen die Menschen sehr gerne. Spürt man, dass die Menschen einsam oder traurig sind und sitzen sie auf einer Bank im Park, dann ist folgendes Vorgehen sinnvoll: Man erscheint. Das muss sehr zufällig aussehen. Dann schaue ich den Menschen aus meinen bernsteingelben Augen an, als würde ich ihn verstehen. Schaut der Mensch zurück, springt man auf die Bank und setzt sich neben den Menschen. Freunde schauen in die gleiche Richtung – sagt Abraham immer. Dabei ständiges Schnurren nicht vergessen! Meistens kommt dann eine Hand rüber, die einen streichelt. Dann muss man so tun, als hätte man das gerne. Schließlich steht man mit einem unentschlossenen Blick auf und schaut um sich. Und dann kommt es: man klettert auf den Schoß des Menschen und macht es sich bequem. Wieder: Schnurren nicht vergessen! Katzen tun Menschen gut – kann ich nur sagen. Das habe ich oft erlebt. So bin ich dann auch zu meinen Streicheleinheiten gekommen, von der man als Katze ja immer ein rechtes Maß braucht. Menschen nennen das eine win-win Situation, wie ich gehört habe.
Aber zum Ende meines Lebens will ich nicht allzu geschwätzig werden. Habe nie viel geredet – einfach mal machen, sagen die Handwerksgesellen in der Werkstatt immer. Dieses Motto habe ich auch auf das Schlafen und Ausruhen täglich gerne angewendet.
Manche werden sich fragen, wo ich denn jetzt nach meinem Tod bin. Ich wurde von Justus und Abraham unter der Birke vor der Schmiede beerdigt. Da habe ich gerne im hohen Gras versteckt geruht. Aber soll das alles gewesen sein? Abraham hat immer gesagt, dass nichts verloren gehen kann und dass alles, was da ist, in seinen Ursprung zurückkehrt. Als Katze mit sehr guten Ohren stelle ich mir das als einen Klang vor, in den ich verschwinde – das könnte sich anhören wie ein großes Schnurren, einfach nur selig und entspannt – wie Katzen eben so sind…