Predigt am 5. Sonntag im Jahreskreis (09.02.2025)
Da hörte ich die Stimme des Herrn, der sagte:
„Wen soll ich senden? Wer wird für uns gehen?“
Ich antwortete: „Hier bin ich, sende mich!“
Der letzte Satz der 1. Lesung
steht wie ein Grundthema über den Texten dieses Sonntags.
„Wen soll ich senden?“
Aber ganz so einfach ist es mit Berufung und Antwort
dann wohl doch nicht wie es in diesen beiden Versen klingt.
Die Texte dieses Sonntag zeigen es.
Jesaja sieht sich verloren
angesichts der Herrlichkeit Gottes.
Er trifft auf Gott, ohne darauf vorbereitet zu sein.
Er sieht sich unwürdig, die Botschaft Gottes weiter zu sagen,
„ein Mann mit unreinen Lippen“.
Und doch am Ende steht seine Bereitschaft
– und eine große Aufgabe wartet.
Norbert Riebartsch legt Petrus zum heutigen Evangelium
die folgenden Worte in den Mund:
„Ich wollte doch eigentlich gar nicht. Meine Nachtschicht als Fischer war zu Ende. Es war frustrierend. Keinen Fisch habe ich gefangen. Jetzt nur aufräumen und ins Bett.
Dann kommt dieser Wanderprediger. Von meinem Boot aus will er eine Predigt halten. Auch das noch.
Aber ich habe mitgemacht. Seine Worte waren so, dass ich meinen Ärger vergessen habe. Ich habe mich sogar darauf eingelassen, noch einmal die Netze auszuwerfen. Dabei gehen am Morgen doch keine Fische ins Netz.
Es war der Fang meines Lebens. Diesen Prediger zu begleiten, wurde die Aufgabe meines Lebens.“
Petrus erkennt sich als Sünder,
er bittet Jesus wegzugehen.
Doch der bleibt beharrlich
– nimmt Petrus dann doch seinen Ruf an.
Berufung.
Den Ruf hören.
Auf den Ruf antworten.
Schnell wird Berufung
auf „geistliche Berufe“ enggeführt.
Oder zumindest im Blick
auf grundlegende Entscheidungen in unserem Leben:
Lebensform, Beruf, Engagement, …
Ist es das tatsächlich?
Ist Berufung nicht weniger ein Moment
als ein Weg?
Für Jesaja begann der schwere Weg als Prophet
nach seinem „Hier bin ich“.
Petrus sollte schmerzvoll erfahren,
was ein Leben in der Nachfolge Jesu bedeutet.
Für beide war ihre Entscheidung eine,
die tief in das Leben,
in das ganz alltägliche Leben hineinreichte.
Ergeht uns das auch so?
Ist unser Alltag geprägt von dem,
weshalb wir heute morgen hier sind?
Sind wir ganz alltäglich erfüllt
von einer tiefen Sehnsucht, die uns erfüllt?
Ahne ich zumindest, was Gott mit mir vorhat?
Weil jeder Mensch ein Original, also einmalig ist,
hat er oder sie auch eine einmalige Berufung.
Lasse ich mich darin auch von anderen bestärken,
von ihnen herausfordern?
Lasse ich mich einbinden,
damit das Reich Gottes wächst und lebt?
Oder reagiere ich eher wie Petrus:
Es hat ja doch keinen Sinn.
„Wir haben doch die ganze Nacht gefischt
und nichts gefangen …“
Haben wir nicht alles schon versucht?
Jesu Antwort wäre vermutlich: NEIN.
Vielleicht soll ich wie Petrus
einfach nur mein Boot zur Verfügung stellen,
das, was ich habe und kann.
Vielleicht muss ich mich wie Petrus neu entflammen lassen
von der befreienden Botschaft Jesu.
Vielleicht muss ich dem Ruf tief in mir folgen,
auch wenn ich mir nicht ausmalen kann,
wohin es führt.
Vielleicht sind es gerade die Stunden des Misserfolgs,
der Verzweiflung,
die gewöhnlichen Stunden im Alltag,
die Herausforderung durch Situationen oder den Nächsten,
an die Gott anknüpft.
„Auf dein Wort hin
werde ich die Netze auswerfen …“
In der lateinischen Liturgie sagt der Priester
am Schluss des Gottesdienstes: „Ite missa est!“,
– „Geht hinaus, ihr seid gesendet!“
Ihr seid gesendet, das Wort Gottes,
die „Frohe Botschaft“ weiterzutragen,
zu verkünden, auch durch euer Leben.
Gott hat mit jedem und jeder von uns viel vor.
Darum dürfen wir immer wieder wie Petrus hören:
„Fürchte dich nicht!“
Darum dürfen wir darauf vertrauen,
dass Gott unsere Wege mitgeht.
Darum dürfen wir vertrauen,
dass wir in Gottes Liebe gehen.
Und wir dürfen wissen,
dass wir nicht allein sind auf diesem Weg.
Wie sagt es die Hl. Theresa von Avila:
„Öffne meine Sinne, unerwartete Begabungen von Menschen
zu entdecken, denen ich sie nicht zutraue.
Und verleihe mir die schöne Gabe, es ihnen auch zu sagen.“
Aus einem Lied von Dan Schutte
– Here I am, Lord – in deutscher Übersetzung:
Ich, der die Sterne und die Nacht erschaffen hat
Ich werde die Dunkelheit erhellen
Doch wer wird mein Licht zu ihnen bringen
Wen soll ich senden?
Hier bin ich, Herr
Meinst du mich, Herr?
In der Nacht habe ich deinen Ruf vernommen
Ich werde gehen, Herr
Wenn du mich leitest
Ich werde deine Liebe in meinem Herzen bewahren