Äbtekongress in Rom

Der Benediktinerorden ist kein klassischer Orden in einem streng zentral geführten Sinn, sondern eine „confoederatio benedictina“, also ein Zusammenschluss von unabhängigen Klöstern mit einem von der jeweiligen Gemeinschaft gewählten Abt und eigenen Strukturen. Einzelne Benediktinerklöster sind in sog. Kongregationen zusammengefasst, die entweder geographisch geprägt sind wie beispielsweise die Österreichische oder Schweizer Kongregation oder sich über eine gemeinsame Aufgabe definieren wie die Missionsbenediktiner von St. Ottilien. Ende des 19. Jahrhunderts war es der Wunsch von Papst Leo XIII., einen Ansprechpartner in Rom zu haben, und so wurde auf dem Aventin das „Collegio Sant’Anselmo“ als benediktinisches Studienhaus gegründet, aus dem sich eine anerkannte Päpstliche Hochschule mit verschiedenen Schwerpunkten wie Liturgie und Monastische Studien entwickelt hat. So ist auch das Amt des Abtprimas entstanden, der eher ein „Bundespräsident“ der Benediktiner ist und schwerpunktmäßig repräsentative Funktionen übernimmt und die weltweiten Gemeinschaften beim Vatikan vertritt.

Alle vier Jahre treffen sich die Äbte und Konventualprioren aller unabhängigen Klöster zum sog. Äbtekongress, der in Sant’Anselmo stattfindet. Beim letzten Mal 2020 ist der Äbtekongress aufgrund der Corona-Pandemie ausgefallen, sodass acht Jahre seit dem letzten Treffen vergangen sind. So hat sich auch unser Abt Cosmas am 9. September 2024 auf den Weg nach Rom gemacht, um an diesem wichtigen Treffen teilzunehmen. Insgesamt treffen sich bis zum 20. September 225 Äbte und Prioren auf dem Aventin. Dazu kommen 25 Vertreterinnen benediktinischer Frauengemeinschaften, die in der sog. CIB (Communio Internationalis Benedictina) organisiert sind. Das Treffen besteht aus Berichten der einzelnen Kongregationen und verschiedener Kommissionen, aus Diskussionen in Sprachgruppen und Workshops zu Themen wie „Fragile Geminschaften“, „Benediktinische Werte in der modernen Welt“, Leitungsverantwortung und Ausbildung.

In diesem Jahr ist der Äbtekongress geprägt durch die Wahl eines neuen Abtprimas, die am 14. September stattfindet. Abtprimas Gregory Polan OSB aus der amerikanischen Abtei Conception in Missouri, der das Amt in den vergangenen acht Jahren innehatte, tritt nicht mehr an. Die ersten Tage des Kongresses dienen auch dazu, gemeinsam zu beraten, wie das Profil eines Abtprimas heute aussehen kann und mit welchen Herausforderungen er umgehen muss. Auch Gäste und externe Referenten nehmen am Äbtekongress teil. So konnten zwei Gäste aus der Ökumene begrüßt werden: der anglikanische Erzbischof Ian Ernest, der das Anglikanische Zentrum in Rom leitet, und Erzbischof Khajag Barsamian von der Armenisch-Orthodoxen Kirche.

Wir wünschen allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine gesegnete Zeit in Rom mit vielen inspirierenden Begegnungen und Gottes guten Geist bei der Wahl des neuen Abtprimas!