Menschen der Hoffnung: Johannes (27.12.2024)
Was macht den Apostel Johannes, dem wir nach der frühkirchlichen Kirche das 4. Evangelium verdanken, zu einer Gestalt der Hoffnung?
Hat das mit seinem leidenschaftlichen Temperament zu tun? Schließlich wurden er und sein Bruder Jakobus „Donnersöhne“ genannt. Er neigte zu radikalen Lösungen: Als Jesus und seine Jünger in einem ungastlichen Dorf auf Ablehnung stießen, reagierte Johannes ziemlich rabiat: „Sollen wir ein vernichtendes Feuer von oben auf das Dorf herabfallen lassen?“ Ob er das tatsächlich ernsthaft wollte oder nur seinem Ärger Luft machen wollte, weiß ich nicht. Aber offensichtlich hatte er Jesus und seine Botschaft noch nicht richtig verstanden.
Aber wie auch immer, er wurde von Jesus mit auf den Berg genommen, auf dem dieser unfassbar ganz vom Licht erfüllt wurde. Er gehörte zu den drei Jüngern, die Jesus gebeten hatte, ihn nach dem Abendmahl in den Ölgarten zu begleiten und in seiner tiefsten Not, seinem inneren Ringen, wach und teilnahmevoll anwesend zu sein. Er gehörte zwar zum engeren Apostelkreis, aber war auch kein Überapostel. Und trotz seiner menschlichen Schwächen hat er die Hoffnung nicht aufgegeben. Diese war zeitweise nach dem Tod Jesu von der Angst und Traurigkeit überspült worden, konnte aber wieder aufgeweckt werden. Er schenkte der Botschaft Vertrauen, dass Jesus auferweckt worden war, und gehörte zu jenen, denen der Auferstandene erschienen ist. Er war Zeuge geworden und bezeugte die auferstandene Wahrheit. Er hat die Hoffnung nicht selbst erzeugt, sondern sich überzeugen lassen, dass der Gekreuzigte lebte.
Johannes ist eine Gestalt jener Hoffnung, die auch zuletzt nicht stirbt. Er hatte Jesus sein Vertrauen geschenkt, und das, was er an ihm wahrgenommen hatte, ging so tief in seine Seele ein, dass auch in der Stunde der Enttäuschung noch die verschüttete Bereitschaft lebte, seiner ursprünglichen Hoffnung treu zu bleiben und sie auferstehen zu lassen.
Die heutige Lesung aus dem 1. Johannesbrief macht deutlich, was das Fundament des christlichen Glaubens ist:
„Was von Anfang an war, was wir gehört, was wir mit eigenen Augen gesehen und was unsere Hände angefasst haben vom Wort des Labens, das verkünden wir auch euch, damit ihr Gemeinschaft mit uns habt.“
P. Johannes Sauerwald OSB