Menschen der Hoffnung: Lucia (12.12.2024)
Ich erinnere mich jedes Jahr im Advent immer wieder an die Adventszeiten meiner Kindertage. Meine Mutter backte fleißig viele Sorten von Plätzchen, und die großen Eimer füllten sich mit dem leckeren Gebäck. Meine absoluten Lieblingsplätzchen waren das Spritzgebäck mit den bunten Streuseln. Die gut gefüllten Plätzchen-Eimer wurden aber leider im Keller sicher verwahrt. Doch jeden Adventssonntag gab es zum Kaffee reichlich selbstgebackenes Adventsgebäck. Eine Freude, die nach mehr verlangte. Montagabends waren meine Eltern „hobbysportbedingt“ nicht zu Hause. Eine super Gelegenheit. Aber der Aufbewahrungsort der Plätzchen stellte sich für mich als ein Problem heraus. Der Keller war ja schon immer eine unheimliche Herausforderung. Und im Advent erst recht, wenn man Plätzchen stibitzen wollte. Warum? Draußen wurde es im Advent früh dunkel, und unser Keller war dann noch dunkler als gedacht, so dachte ich. Und Licht extra anmachen war ja dumm, schließlich wollte man sich als Plätzchen-Räuber nicht verraten. Sicherlich kennen Sie das Gefühl, liebe Schwestern und Brüder, und sie wissen, wie das ist, wenn alles um einen herum ganz dunkel ist? So finster, dass man nicht einmal die eigene Hand vor Augen sehen kann? Im dunklen Keller oder nachts, wenn man im Dunkeln den Lichtschalter nicht gleich findet?
Jeder Mensch braucht ein Licht der Hoffnung. Dieser Meinung war auch die heilige Lucia. Sie lebte einst auf Sizilien. Im südlichen Italien scheint fast das ganze Jahr die Sonne, und die heilige Lucia wusste: Licht tut unserer Seele gut, und mehr noch, der Mensch braucht Licht zum Leben. Bekannt wurde Lucia dafür, dass sie den Ärmsten der Armen, die oft in dunklen Höhlen hausen mussten, ein Hoffnungslicht in deren Dunkelheit wurde. Lucia wickelte sich einen Kranz und setzte diesen mit ein paar Kerzen aufgesteckt auf ihren Kopf. So hatte sie ihre Hände frei, um Körbe mit Brot zu den Armen und Kranken zu tragen. Mit ihrem Lichtkranz trat sie in die Dunkelheit der Höhlen und brachte Hoffnung zu den Menschen und wurde bildlich-lebendig für ihre Nächsten zum Licht in der Dunkelheit. Lucia tat in dieser Situation, was auch Jesus getan hat, und erfüllte seine Worte: „Ihr seid das Licht der Welt. Ihr sollt euer Licht nicht unter einen Scheffel stellen.“ Lucia stellte ihr Leben in den Dienst der Nächstenliebe und Hoffnung. Lucia hat vielen Menschen geholfen. Sie wurde zur Hoffnungsträgerin für Menschen in Armut und Krankheit sowie für viele Menschen, die wegen ihres Glaubens an Christus verfolgt wurden. Ihr Lichterkranz wurde zum Hoffnungskranz. Lucia ist für mich ein adventliches Hoffnungslicht und Vorbild der Nächstenliebe, damit die Welt heller werden kann.
Br. Benedikt Müller OSB